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Autor: Biggi Beier

Hundeleben in Herrlichkeit

Hundeleben in Herrlichkeit

10.05. – 05.07.2023 Grenada, Logstand seit Start 6968 sm

„Hundeleben in Herrlichkeit“ ist ein Buch über die Weltumsegelung mit der KAIROS von Ernst J. Koch, aber irgendwie passt der Titel ganz gut auf unser Leben hier auf Grenada. Wir machen gerade eine Segelpause, weil unser Boot ein Refit bekommen soll und leben in der Zwischenzeit in einem grossen Haus mit Infinitypool und zwei total lieben und wohlerzogenen Hunden am Sunset Drive.

Sonnenaufgang um 05:49 Uhr

Macey (ein Golden Retriever Mischling) und Coco (eine belgische Schäferhündin) werden zweimal täglich zum Spazieren ausgeführt und gefüttert – that’s it. Den Rest der Zeit haben wir zur freien Verfügung und nutzen diese entsprechend, um Arbeiten am Boot zu erledigen.

«Full House» beim House Sitting 

Wir freuen uns riesig auf den Besuch aus der Heimat. Angela (Jan’s beste Freundin und frühere Schulkollegin) kommt mit Bruna (Schwester von Angela) und Susi (auch eine frühere Schulkollegin von Jan) für 12 Tage nach Grenada. Mit den drei Frauen kommt richtig Leben in die Bude und auch wir bewegen uns wieder mehr auf der Insel. Die Tage verfliegen förmlich – kein Wunder, bei dem, was wir alles unternehmen.

Walking the dogs mit dem obligatorischen Tourifoto
Unterwegs auf dem Gemüse- und Fischmarkt in St. Georges
Hash Nr. 1246: Wir sind auf dem richtigen Weg 🙂 Angela’s Biertaufe: Virgin war gestern – jetzt bist du ein Hasher
Hash Nr. 1247: Hier geht’s schon entspannter zu, wie man deutlich sehen kann
7 Sisters Waterfall: Ab geht’s durch den Dschungel
Laura Herbs & Spice Garden: Zuhören, Lernen, Probieren und Posieren
Pool Time: Ein bisschen relaxen zwischendurch muss auch sein
Sundowner an der Grand Anse
Ein schöner Sonnenuntergang – dieser Moment wandert in vier Marmeladengläser 🙂
Belmont Estate: Von Hand verlesene Kakaobohnen werden zu feinster Schokolade verarbeitet
Das perfekte pochierte Ei lässt alle Herzen höher schlagen
Concord Waterfall: Unser Tour Guide Sylvester führt uns sicher über Stock und Stein – eine anspruchsvolle Wanderung …
… die sich auf jeden Fall lohnt
Morne Rouge: Beachtime an einem der schönsten Strände auf Grenada
Mit unserer neuen Crew verschieben wir mit RARE BREED nach Clarkes Court. Schön wars mit euch!

Baustelle am Sunset Drive

Auf den letzten 800 m bis zum Haus, welches wir sitten ist die Strasse mehr ein Schotterweg. Wir können selbst mit dem zum Haus gehörenden SUV nur im Schritttempo fahren, um heile durch die tiefen Schlaglöcher zu kommen. Auf dem Heimweg mit dem Auto, 10 m vor der Hofeinfahrt liegt was und im ersten Moment denke ich, Coco ist ausgebüxt.

Also mit ganz viel Phantasie sieht es doch wie ein Schäferhund aus, oder … Und so werden Humps angekündigt – also meistens

Weit gefehlt, bei näherer Betrachtung erkennen wir zwei abgesägte Baumstämme. Wir vermuten, dass es eine Baustelle ist. Und tatsächlich, die tiefe Furche vor dem «Hump» (Bodenschwelle) wird betoniert.

Als wir später mit den Hunden zur Gassi-Runde aufbrechen sehen wir, wie ein Jeep am Hump hängen bleibt – aufgesessen – der hat die Baumstämme wohl nicht so ernst genommen. Damit das nicht noch anderen passiert, verbessern wir eigenmächtig die Baustellensicherung mit allen Mitteln die uns zur Verfügung stehen.

Jan bastelt aus alten Eimern und altem Holz eine Barrikade. 

Nach «Fertigstellung» bekommen wir das alte Zeugs selbstverständlich wieder zurück! Zur Info: Der Hump ist nach der Instandsetzung noch verreckter als vorher, den Schleifspuren auf der Kuppe zu urteilen …

Autovermieter wandert ins Kittchen

Mit der Abreise von Angela, Bruna und Susi endet auch die Automiete. Wir hatten uns anfangs der Miete schon über diverse Unstimmigkeiten gewundert. Zum Beispiel, dass Z. (der, dessen Name nicht genannt werden darf) den Mietvertrag bei der Übergabe nicht parat hat (so kannten wir das bei Z. bisher nicht), dass wir den versprochenen Mini SUV nicht bekommen (der sei verunfallt vom letzten Mieter zurückgekommen), dass die Kaution höher ist als beim letzten Mal und oben drauf, dass der Toyota Passo den wir stattdessen bekommen in einem miserablen Zustand ist. Die Front weist auf einen üblen Unfall hin und das Heck sieht auch ziemlich zerschunden aus. Der Fahrersitz lässt sich nur alle Schaltjahre verstellen und des Öfteren macht das Lenkradschloss einfach einen auf beleidigt und lässt sich nicht lösen – das heisst, das Auto ist nicht zu starten. Langer Rede kurzer Sinn, wir wollten das Auto loswerden. Und das ist nicht so einfach, denn unser Vermieter Z. hat diverse Übergabetermine verstreichen lassen und kurzum seine Telefonnummer gewechselt – über die er aber nicht erreichbar ist – bis auf ein einziges Mal – Z. nimmt ab und erzählt recht überzeugend eine Geschichte, er hätte selbst einen Unfall gebaut, bei dem vor allem sein Handy zu Schaden gekommen sei. Dann wird’s wieder still um ihn und Jan hat langsam die Nase voll. Wir wollen das Auto auf keinen Fall mehr da stehen haben und unsere Kaution zurück. Jan stellt im Facebook in der Grenada-Gruppe eine Frage, wie andere Leute damit umgehen würden, wenn sie in unserer Lage wären. Nur ein Beispiel war: Das Fahrzeug in Einzelteilen verkaufen… Ja, auch eine Möglichkeit. Diese Frage im Facebook ist per Zufall auch an den Eigentümer der Mietwagenfirma gelangt. Der hat uns schliesslich mit polizeilicher Unterstützung glaubhaft machen können, dass die Firma und auch das Auto ihm gehören würden. Z. sei sein Stiefsohn und schon länger gekündigt (er hat also auf eigene Rechnung versucht bisschen Kohle zu machen) und das Handy hätte er abgeben müssen (aha, deshalb die neue Nummer). Jetzt ist halt Grenada eine kleine Insel – jeder kennt jeden – und man kann sich nicht verstecken. So wird Z. eines Tages gefunden werden und für seine kleinkriminelle Art ins Kittchen wandern.

Das Gute an der Geschichte, wir haben unsere Kaution auf Heller und Pfennig zurückerhalten – Ende gut, alles gut.

Ich bin immer noch froh, dass wir die Frontschürze unterwegs nicht verloren haben.

Kuno und die Brotbackmaschine – eine kurze Geschichte 

Kuno die Kakerlake hat ihren Namen bereits bei unserer ersten Begegnung in der Küche erhalten. Ich bin am Kochen und sie wollte wohl nur mal kurz „Hallo“ sagen, als sie hinterm Herd vorguckte.

Kuno sah sich dummerweise auch in unserer Brotbackmaschine um und wurde prompt ins Schauglas eingebacken. Shit happens!

Wie lange wird Kuno wohl im Display zu sehen bleiben?

Feuer auf dem Yard in Clarkes Court

Clarkes Court ist als einzige Marina auf Grenada in der Lage, die ganz grossen Schiffe an Land zu stellen. Und derer gibt es wirklich viele. 

RARE BREED ist zu klein für den Rangier-Anhänger – deshalb dürfen wir nur in einer Ecke stehen und auch nur solange wie die Reparaturarbeiten gehen. 

Jan sieht eines morgens im Facebook die Nachricht, dass nachts in Clarkes Court ein Feuer ausgebrochen sei. Im Film ist zu sehen, dass es lichterloh brennt – wir hoffen, dass wir mit RARE BREED nicht betroffen sind. Wir fahren zum Yard, um uns selbst ein Bild zu machen.

Ein trauriger Anblick

Schwein gehabt, RARE BREED steht ca. 100 m entfernt vom Geschehen. Zwei wunderschöne, um die 15 m langen Katamarane sind total abgebrannt. Ein Schiff hat beim Runterbrennen seinen Mast auf ein Nachbarschiff gelegt. Sonst ist wie durch ein Wunder nicht mehr Schaden entstanden. Die Feuerwehren aus St. Georges und vom Flughafen haben tolle Arbeit geleistet. UND: An Land ist es eben auch entscheidend, aus welcher Richtung der Wind weht.

Es ist unvorstellbar und ernüchternd, wenn man sieht, was am Schluss von einem abgebrannten Boot noch übrigbleibt. Ich habe daraus auf jeden Fall zwei wichtige Dinge gelernt. Erstens werde ich ab sofort einen Doppel-Check machen, ob ich auch wirklich das Gas nach dem Kochen abgestellt habe. Bisher habe ich Jan’s Drängeln darauf zu achten eher als übertriebenes Getue abgetan – Sorry hierfür! Und zweitens, wenn ein Boot brennt, hat man nur wenige Minuten Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Es ist die enorme Hitze und der giftige Qualm, was einem im Nu den Garaus bereiten kann. 

Klippenangeln mit Bambusstecken

Klippenangeln sehen wir hier auf Grenada zum ersten Mal und es erfreut sich wirklich grosser Beliebtheit. Geangelt wird von der Steilküste aus, entweder mit der Angelrute oder mit langen Bambusstecken, wenn man nicht ganz so weit oben steht. Geködert wird mit kleinen Fischen. Wir sehen ein paar Mal, wie richtig grosse Fische aus dem Meer geholt werden. Dazu läuft der Fischer dann gerne runter bis auf Meereshöhe – immer die Angel im Anschlag um den Fisch nicht zu verlieren – einfach der Hammer! Wie wir erfahren, machen die Menschen das vor allem für den Privatgebrauch und aus Spass an der Freud.

Sieht ja schon sehr spektakulär aus

Renegade – mehr als nur Rum

Als wir in der Marina Le Phare Bleu gelegen sind, tauchen auf einmal unsere Vermieter vom letztjährigen AirBnB-Aufenthalt in Grenada bei unserem Boot auf. Die Überraschung ist gelungen! Wir freuen uns sehr, Xandra und Kirby wiederzusehen und nehmen gerne ihre spontane Einladung zu einem Apéro in ihrem Haus in Springs an. Unter den Gästen ist auch Olli mit dem wir ins Gespräch kommen. Ein junger Engländer, der hier auf der Insel seit ein paar Jahren beim Aufbau einer neuen Rumfabrik mit speziellem Konzept mitwirkt. Von ihm bekommen wir die E-Mail-Adresse seiner Arbeitskollegin Jane und erhalten so die Möglichkeit, die Rumfabrik zu besichtigen. Ausserordentlich, denn zurzeit gibt es lediglich für Firmen solche Events, Führungen für Privatpersonen sind erst noch in Planung. Umso schöner, dass wir das mit unserem Besuch aus der Schweiz machen können, auf geht’s zu Renegade – irgendwo im nirgendwo im Norden von Grenada.

Jane, die in Deutschland aufgewachsen ist, ist für Marketing- und Nachhaltigkeitskommunikation zuständig und unser heutiger Tour Guide. Voll mit dem Herzen dabei führt sie uns durch das riesige Betriebsgelände, erklärt anschaulich die Vorgänge von der Ernte des Zuckerrohrs bis zur Etikettierung der Flaschen. Wir dürfen sogar einen Blick in die «Schaltzentrale» werfen, in der überwiegend Frauen vor dem Computer sitzen und alle Destilliervorgänge überwachen und bei Bedarf beherzt eingreifen. Richtig toll.

Nicht nur, dass das Zuckerrohr pro Feld geerntet und verarbeitet wird, nein, jede Flasche erhält noch ihren 9-stelligen Cane Code. So kann jeder Kunde jede Rumflasche anhand des Codes im Internet auf der Seite von Renegade bis zum Zuckerrohrfeld zurückverfolgen. Jane hat es so erklärt, dass es bereits einen Unterschied im Geschmack des Rums gibt, wenn das Feld nur 50 m weiter den Hügel rauf reicht. Mit strahlenden Augen und voller Begeisterung füttert sie uns mit Informationen zu Microklima im Feld und Farbe des Zuckerrohrs. Obendrein hat Renegade sehr viele Arbeitsplätze geschaffen, um das Grundeinkommen für ein paar Hundert Grenadiner zu sichern, was der Firma auch bei der Bevölkerung einen guten Ruf einbringt. 

Die Idee hinter Renegade ist, dass der Rum wie guter Whisky genossen wird – veredelt mit ein wenig Wasser – Zum Wohl!

RENEGADE Rum ist wahrlich etwas ganz Besonderes.

David gegen Goliath

Unser House Sitting beinhaltet auch das Zusammenleben mit allerlei Getier. Angefangen von Hunden (immer), Geckos (oft), Ameisen (manchmal), Kakerlaken (minus 1) ist dieses Haus auch ein sehr begehrter Wohn- und Wirkort von Termiten. Der Kampf gegen diese riesigen Armeen von Krabbeltieren ist enorm aufwändig – da stellt sich für mich die Frage: Wer von uns Beteiligten ist David und wer Goliath?

Cindy und Bret 

Cindy und Bret – zwei Hurrikans im Anflug. Also ehrlich gesagt wären uns Cindy und Bert, ein Gesangsduo aus den 1970er-Jahren lieber gewesen! Wir haben so richtig Glück, denn der Hurrikan Bret dreht in Richtung Westen ab und Cindy löst sich später so gut wie in Luft auf.

Nissan 300 GT auf Abwegen

Auf dem Nachhauseweg mit den Hunden überholt uns ein Nissan 300 GT – ein wunderschönes Auto, tolle Lackierung, tiefer, breiter – hach, was soll ich sagen. Darin sitzt ein junges Pärchen und noch grüssen sie recht freundlich aus ihrem Schlitten. 

Jetzt muss man wissen, dass der Weg in Richtung zu unserem Haus bzw. zum Kap nur teilweise eine richtige Strasse ist, geteert und so, aber mittendrin wird sie zur hügeligen Schotterpiste. Und genau hier wurde die Ausflugsfahrt der Nissan-Insassen zur echten Herausforderung. Der junge Mann am Steuer hat es wohl mit der Angst zu tun bekommen, dass sein Fahrzeug unter diesen Bedingungen irgendwann aufsitzen würde und so hat er begonnen, das Auto zu wenden. Schnell weg von hier! Der Motor heult einige Male auf und bei den Hinterreifen steigt regelrecht der Rauch auf. Das Auto steht quer auf der Strasse und macht keinen Wank mehr – weder nach vorne, noch nach hinten. Da hilft nur noch – seht selbst:

Fussmatten und Holz unterlegen bei den Hinterreifen, der Fahrer sitzt auf dem Heck – Nachbars Frau am Steuer – GAS, nix geht.
Jan auf dem Auto mit vollem Körpereinsatz, ein Nachbar am Schieben und der junge Pilot am Steuer – GAS, nix geht.

Ok, das wird wohl nix und so holen wir nach einigen Fehlversuchen unseren Honda 4×4 und ein Seil, um den armen Kerl abzuschleppen und somit aus der misslichen Lage zu befreien.

Na siehste, geht doch!

Walking the dogs

Zweimal täglich absolvieren wir mit Coco und Macey eine wunderschöne Spazierrunde. 1/3 des Weges führt direkt am Meer entlang. Für mich der schönste Teil und ich bin jedes Mal überwältigt. Das Wasser, mal ruhig, mal aufgewühlt und manchmal denke ich mir, ob wir eigentlich verrückt sind, uns den Naturgewalten in unserer kleinen Nussschale auszusetzen. 

Entlang der Steilküste, durch ein kleines Wäldchen, am Blow Hole vorbei
Über eine Art Hochmoor führt der Weg auch – den Hunden gefällt’s – uns auch

2/3 laufen wir durch das Quartier Fort Jeudy auf der «Strasse» (ihr wisst, was ich meine), weil beide Hunde es gar nicht gerne haben, wenn ihnen jemand an die Krallen geht (zum Schneiden). Also ist die Idee, dass sie die Krallen beim Strasselaufen abwetzen. 

Launch-Termin 4. Juli 2023 – Denkste!

Wenn unser Boot an Land gestellt wird, wie jetzt im Juni damit Reparaturen durchgeführt werden können, brauchen wir vom Yard einen Haulout- (aus dem Wasser holen) und einen Launch-Termin (ins Wasser setzen).

Haulout ist planmässig am 13. Juni 2023 mit dem riesigen italienischen Boat Lift, der ganze 242T heben kann. RARE BREED schaut so klein aus im Vergleich zur Motoryacht 😉

Die Arbeiten an Land durch Palm Tree Marine (Volvomotoren überholen), Driftwood (Fenster abdichten und neues Schott einlaminieren), Terry (Gel Coat Arbeiten und Polieren) und uns (Unterwasserschiff streichen, Propeller überholen und diverse andere kleine Arbeiten) laufen nahezu perfekt und im Zeitrahmen. Prima, denn am 4. Juli 2023 ist unser Launch-Termin. Jan geht vorsorglich ein paar Tage vorher ins Office um den Termin zu bestätigen – und siehe da, er blickt in lauter erstaunte Gesichter: Launchen am 4. Juli geht gar nicht, weil da schliesslich ein Feiertag sei! Heidewitzka, gut, dass wir nachfragen! Ja, in der Karibik geht die Einführung eines neuen Feiertags eben ziemlich zügig. 

Zitat vom 19. Juni 2023: Dickon Mitchell, has announced that Grenada will celebrate CARICOM’s 50th anniversary with a national holiday on 4 July 2023

Zur Info: Dickon Mitchell ist der letztjährig neu gewählte Premierminister von Grenada, gerade mal 45 Jahre jung und recht innovativ wie man sieht. CARICOM bedeutet Caribbean Community.

Also wird unser Termin kurzer Hand auf Mittwoch, den 5. Juli 2023 verlegt – passt. 

Letzte Pinselstriche, bevor RARE BREED zurück ins Wasser geht

Übrigens, wie wir erfahren haben, gibt es diesen Feiertag nächstes Jahr schon wieder nicht mehr. Wie gewonnen – so zerronnen.

Es ist schön, wieder auf Grenada zu sein

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Heimaturlaub mit Zwischenstopps

Heimaturlaub mit Zwischenstopps

01.08. – 22.09.2022, 4 Länder in 6 Wochen, Logstand seit Start 5774 sm

Zurzeit sind in der Karibik ein paar wettertechnische Störungen unterwegs. Hier auf Grenada nix schlimmes, aber heute morgen hat es so viel geregnet, dass wir beschlossen haben einen arbeitsfreien Tag einzulegen.

Links vom Roten Kreuz liegt Grenada, mitten in einer Tropical Depression

Na ja fast. Gegen Mittag sind wir zum Boot gefahren und haben ein paar Sachen geholt. Anschliessend ging es zu Treasure Trove – ein Gebrauchtteilehändler für Bootszubehör. Und tatsächlich haben sie es geschafft, während unserer Abwesenheit einige unserer Teile zu verkaufen. Der Erlös belief sich auf sage und schreibe 260 XCD (immerhin ca. 97,83 € 🤓). Aber da die junge Dame (die heute echt nicht gut drauf war, sie hing am Tisch mit dem Kopf auf der Tischplatte und schien kurz vor dem Einschlafen) nicht genug Geld in der Kasse hatte, haben wir halt nur 250 XCD erhalten. Vielleicht gibt’s den Rest beim nächsten Besuch. Und weiter gings in die Marina Le Phare Bleu zum Wäsche waschen. Pech für uns, dass aufgrund der erwarteten «Tropical Wave» das La Belle Vie Café und somit auch der angeschlossene Waschsalon geschlossen sind. No coffee – no laundry. 

Welcome to the caribbean way of life – take your time – no problem.

Jetzt sitz ich hier im Airbnb und lasse die letzten Wochen nochmals Revue passieren. Unsere 6-wöchige Reise in die alte Heimat, in die Schweiz und nach Bayern, inklusive einem 4-tägigen Aufenthalt in New York City. Alles Orte mit einer perfekten Infrastruktur, Läden en masse in den es alles zu kaufen gibt, Luxus im Überfluss an allen Ecken und Enden. Ich war gespannt, wie wir all das nach 9 Monaten Karibik wegstecken würden.

Aber erstmal Kofferchaos an den Flughäfen. Unsere Koffer haben es erst mit der nächsten Maschine aus Frankfurt nach Zürich geschafft.

Wir haben einen tollen Plan aufgestellt und freuen uns riesig darauf, ganz viele Verwandte und Freunde treffen zu können. In der ersten Woche läuft alles perfekt und wir können alle wichtigen Termine, wie Arztbesuche, Friseur, Applestore und Verabredungen wahrnehmen. Ziemlich genau eine Woche nach unserer Ankunft in der Schweiz hat dann Corona zugeschlagen. Jan hat es zuerst erwischt am Samstag. Schüttelfrost, Fieber und Husten haben ihn niedergestreckt. Zu dem Zeitpunkt gings mir noch prima. So bin ich schliesslich am Sonntag mit einem negativen Testergebnis in der Tasche regelrecht nach Bayern geflüchtet. Die Freude währte jedoch nicht sehr lang. Bis Dienstagmittag war alles noch ok, dann hat auch bei mir der Selbsttest «positiv» angezeigt. Langer Rede kurzer Sinn, wir waren beide für 3 Wochen ausgeknockt, schlapp beieinander und zu nix zu gebrauchen. Schweren Herzens haben wir eine Verabredung nach der anderen abgesagt. 

Zurück in der Schweiz – die Woche vor unserer Abreise – konnten wir nochmals richtig Gas geben und einige schöne Stunden mit netten Menschen verbringen.

Einfach unbezahlbar

Am 12. September sind wir leicht wehmütig in den Flieger nach Barcelona gestiegen.

Abends am Flughafen Zürich

Für eine Nacht haben wir im Hostal Portugal eingecheckt. Ein einfaches Zimmer für 60 Euro mit 2 Fenstern, die in Innenhöfe gingen und ein Etagenbad. Es war sauber, hatte einen gewissen Charme und ist super zentral gelegen, 5 Geh-Minuten von der La Rambla entfernt.

Upcycling von allen möglichen Dingen.
Zwei Fenster zum Hof.

Die La Rambla ist eine rund 1,2 km lange Promenade im Zentrum von Barcelona und endet am alten Hafen. Das hat sich wirklich gelohnt in der Stadt zu übernachten, so konnten wir auch ein klein wenig Sightseeing machen und feine Tapas essen.

La Rambla morgens um 10 Uhr
Ein „must have“ in Spanien – Tapas zum Lunch

Tags darauf ging bereits unser Flug nach New York City. Jan war noch nie dort und hat für uns ein 4-Tages-Power-Sightseeing-Programm erstellt. Mit dem City-Pass hat er bereits einige Aktivitäten im Voraus gebucht, was uns, wie sich herausgestellt hat viel Zeit und Nerven gespart hat. 

Unsere Unterkunft war – wie schon bei der Anreise – das Grand View Hotel in Flushing/Queens im asiatischen Viertel. Direkt vor dem Hotel hält der Bus, der uns zur nächsten Metrostation bringt. Da wir noch keine Metrokarten haben, nimmt uns der Busfahrer kurzerhand umsonst mit. Den Eingang in die Metrostation hätten wir glaub ohne Unterstützung von sehr hilfsbereiten Passanten nicht gefunden. Jetzt brauchten wir «nur noch» die Metrokarten. Die Automaten sind eigentlich einfach zu bedienen, aber unsere 4-stellige Postleitzahl aus der Schweiz in Verbindung mit der Kreditkarte hat einen Kauf verunmöglicht. Ein zu Rate gezogener New Yorker hatte sich sogar sofort bereit erklärt, die Metro für uns zu bezahlen, was wir dankend abgelehnt haben – das hätte unser «Problem» nur verlagert. Mit so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft haben wir echt nicht gerechnet, New York ist auch nur ein Dorf. Zu guter Letzt haben wir die Metrokarten dann mit Cash und Angabe der Postleitzahl 99999 kaufen können 🤓.

Rückgeld in 1 $ Münzen – wusste gar nicht, dass es die gibt.

14.09.22 – Wir lassen es langsam angehen in der Stadt die nie schläft und fahren erstmal mit der Subway zum Grand Central Terminal. Eine imposante Baute, das muss ich schon sagen. Die berühmte Uhr dort müssen wir allerdings fast mit der Lupe suchen.

Grand Central Terminal mit der Whispering Gallery – wir haben es ausprobiert und es funktioniert 😎
Gefunden!

Wir schlendern durch die Stadt und gucken immer wieder fasziniert an den Wolkenkratzern hoch.

Der Besuch am World Trade Center lässt uns für einige Minuten innehalten. Die Erinnerung an die Terroranschläge vom 11. September 2001 kommt hoch. Auf Bronzebändern, die das Nord- und das Südbecken umranden, sind die Namen der 2977 Todesopfer eingraviert. 

Oculus, Haupthalle des Bahnhofs
Die U-Bahn-Haltestelle World Trade Center wurde vom spanischen Architekten Santiago Calatrava gestaltet

Zu Fuss geht es für uns weiter in Richtung Wall Street.

New York Stock Exchange – eher ein unscheinbares Gebäude

Der Charging Bull gilt als Erkennungsmerkmal der Wall Street. Mit 3,2 Tonnen Gewicht, 3,3 Metern Höhe und 6 Metern Länge soll die Statue den aggressiven finanziellen Optimismus und Erfolg durch seine angriffsbereite Haltung symbolisieren. 

Charging Bull
Manche Menschen fühlen sich genötigt, ihn an den Hoden zu berühren und sich dabei ablichten zu lassen 😂

Nach dem Treiben in der Wall Street und einer kleinen Stärkung geht es etwas gemächlicher zu auf der 1 1/2 stündigen Bootsfahrt mit der Circle Line. Los geht’s vom Pier 83 auf dem Hudson River, vorbei an Hudson Yards und Little Island, Richtung Lady Liberty und anschliessend unter der Brooklyn, Manhatten und Williamsburg Bridge durch, immer die Skyline von Manhatten im Blick. Ein schönes Erlebnis!

Lady Liberty

15.09.22 – Am Donnerstag haben wir vom Empire State Building einen wunderbaren Blick über New York geniessen können. 

Links mitten im Bild das Chrysler Building. Rechts ein Blick in die Tiefe (Selfiestick sei Dank 🤓)
Mittags sind wir kurz bei Macy’s rein. Erstens hatten wir Hunger und zweitens wollten wir mit einer der original Holzrolltreppen aus den Jahren 1920 bzw. 1930 fahren. 

Ein Spaziergang über die Brooklyn Bridge rüber nach Manhatten stand am Nachmittag auf dem Programm. Das sind gut 1,6 km und der Walk dauert ca. 40 Minuten – einschliesslich etlicher Fotostopps 😊

Ausgangspunkt Downtown Brooklyn über die Brücke nach Manhattan

Chelsea Market? Ja klar, da gehen wir hin. Viele kleine Geschäfte und einen Haufen Restaurants sind hier angesiedelt. In einem Store, in dem heimische Künstler ihre Ware anbieten, erstehe ich eine neue Handyhülle mit dem Graffiti von Ruth Bader Ginsburg. Nach der erfreulichen Shoppingrunde gibt’s erst mal zwei überteuerte Biere für 30 US$. 

Also verhungern muss hier niemand

Das Treiben auf dem Time Square ist tagsüber und abends der Hammer. Die riesigen Leuchtreklamen, die vielen Strassenkünstler, Bumble Bee, Hulk und Spiderman – das alles ist ein riesiges Spektakel – und wir mittendrin.

Das Empire State Building bei Tag und bei Nacht.
Mit unserem Ticket kommen wir abends nochmals aufs Empire State Building
Was für ein Ausblick
Ein Lichtermeer sondergleichen

16.09.22 – Mittlerweile haben wir uns zu ÖV-Cracks entwickelt und freuen uns jedes Mal wie die Schnitzel, wenn wir in die richtige Richtung fahren bzw. laufen. Nachdem alles so super läuft, entschliessen wir uns, am Freitag – vor dem Besuch des American Museum of Natural History einen Abstecher ins Herz von East Village zu unternehmen. 

Und das geht so:

Vor dem Hotel in den Bus Q25 bis Main Street Flushing -> Umsteigen auf Subway 7 bis Grand Central Station -> Umsteigen auf grüne Linie 4, 5 oder 6 Downtown bis 14th Street/Union – > Umsteigen auf graue Linie L Richtung Queens/Brooklyn -> Aussteigen bei 1st Avenue – paar Blocks laufen – easy oder 😂

An der Ecke 11th Street und 1st Avenue prangt das Graffiti meiner neuen Handyhülle von Ruth Bader Ginsburg – ich bin total begeistert!  

Ruth Bader Ginsburg. Eine Frau, die sich als Juristin und als Beisitzerin im höchsten amerikanischen Gericht, dem Supreme Court mit aussergewöhnlichem Engagement gegen Geschlechterdiskriminierung und für Minderheiten eingesetzt hat.
Gegenüber schaut Michael Jackson von der Hauswand auf uns runter. 

Am Nachmittag gehen wir ins American Museum of Natural History – wir wollen unbedingt den Blauwal und das Skelett vom Tyrannosaurus Rex in Lebensgrösse sehen.

Im Maul vom Megadolon konnten Jan und ich bequem nebeneinander stehen …
Central Park
Unsere Idee, die Eingangshalle des Guggenheim Museum zu besuchen fällt ins Wasser, da dieser und weitere Teile des Museums geschlossen ist.

17.09.22 – Unser letzter Tag in New York ist angebrochen. Heute schauen wir vom Top of the Rock über die Stadt. Unser Time Slot ist von 10 bis 12 Uhr, also machen wir uns um 8 Uhr auf den Weg. Wir können mit der Subway 7 bis zur 42nd St/Bryant fahren und weiter mit B, D, F oder M Uptown bis zum Rockefeller Center.

Geschafft 🤩
Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf den Central Park.
Lady Liberty ist gut in der Ferne auszumachen und das Empire State Building ragt prominent in die Höhe.

Mittags schauen wir uns in Greenwich Village etwas um.

AIDS Memorial – zum Gedenken an die über 100’000 New Yorker, die an Aids gestorben sind

Die Menschen auf den Strassen sind allesamt relativ jung, die Strassencafé’s sind voll und der New York Cheese Cake im Mah Ze Dah schmeckt Jan vorzüglich.

Wo der New York Cheese Cake besser schmeckt, müsst ihr Jan fragen. Im Mai Ze Dah oder im Bubba Gump 😉

Wir spazieren am Hudson River Park entlang und kommen an Little Island vorbei. Riesige Pflanztröge wachsen zusammen zu einer grünen Oase, die zum Verweilen einlädt.

Wildlife New York

The Vessel – eine Mischung aus Gebäude, Kunstwerk und Monument. Es ist oval und besteht komplett aus Treppen, die durch Ebenen verbunden sind.

Nix für mich – viel zu wenig Wände …
Der Blick nach oben auch hier gewaltig.
Skateboarding is not a Crime
Das Flatiron Building (flaches Bügeleisen) an der Kreuzung 5th, Broadway und 23rd Street
Nur Unsinn im Sinn …
STOP WARS anstelle von STAR WARS
Rauchende Kanaldeckel – auch ein Wahrzeichen New Yorks
Im Thomas Paine Park stehen etliche dieser riesigen Holzkugeln
Auf dieser Rolltreppe war mir nicht mehr ganz wohl – für mich etwas zu steil 😬

Für die restlichen 843 Fotos von unserem New York Trip bucht gern unseren 3-tägigen Diavortrag 😂😂😂

Fazit 4 Tage New York 

  • Fitness: durchschnittlich pro Tag ca. 17’000 Schritte gelaufen
  • ÖV-km zurückgelegt: nicht rekonstruierbar
  • Ausgaben: wollen hier nicht genannt werden
  • Spassfaktor: hoch
  • will ich dort leben: nö

Am Sonntag um 4.44 AM (da war es noch finster) sind wir wieder am JFK und bereit für unseren «Heimflug» nach Grenada. Hab ich Grenada vermisst? Ja! Es ist schön, wieder hier zu sein. Entschleunigen – ab der 1. Minute. Gut, bis auf den Zoll, da kam kurz Panik auf wegen der mitgebrachten Ersatzteile für RARE BREED 😬 

Aber der Rest, was soll ich sagen, die Uhren hier gehen einfach anders, langsamer, kein Stress – nicht mal an der Kasse, wenn die Schlange durch den ganzen Laden geht.

Du denkst der Bus ist voll? Nö, da passt noch einer rein. 
Und aus der Tropical Depression wurde mittlerweile der Hurrikan Ian.
Schön wars unterwegs zu sein.

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Welcome to Paradise

Welcome to Paradise

21.04. – 05.05.2022, St. Lucia – Bequia, Logstand seit Start: 5674 sm

Jan war ja schon einige Male in der Karibik und hat die Insel St. Lucia bisher immer bewusst ausgelassen, weil ihr Ruf in Bezug auf Kriminalität nicht der beste war. Umso mehr freue ich mich über diesen Stopp und wir sind beide gespannt was uns erwartet, nachdem ja vielversprechend „Saint Lucia – Let Her Inspire You“ auf unseren Armbändern steht. Abgesehen davon haben auch viele andere Segler von dem Eiland geschwärmt. 

Wir liegen in der Rodney Bay, das ist eine recht grosse Bucht mit langen Sandstränden die gesäumt sind von grossen Hotelanlagen. Wassersport wird bei den Touristen gross geschrieben und so rattern den ganzen Tag Speedboote mit Wasserskifahrern, Wetbikes oder kleine Hobie Cats mit Freizeitpiloten – manchmal verdächtig nah – an uns vorbei. Abends tönt Socasound, Westernmusik oder Karaoke vom Ufer rüber. Irgendwas ist immer …

Das Sandals ist zum Beispiel so eine grosse Hotelanlage. Vor dem Hotel gibt es (Salz-)Wasser ohne Ende, am Hintergang wird (Süss-)Wasser im Tankwagen angeliefert.

Es ist eben nicht alles Gold was glänzt.
Die Rodney Bay ist der ideale Ort um die Kayakpaddel auszuprobieren.
Obst- und Gemüselieferant und zudem ist das Boot zu mieten – AVAILABLE FOR DAY CHARTER 🙂

Am Samstag machen wir uns mit dem Beiboot auf den Weg zum Dinghydock mit direktem Zugang zu Pigeon Island.

Ausser uns parkt hier heute nur noch ein Fischer.

Kaum haben wir einen Fuss an Land gesetzt, werden wir bereits von einer netten Park Rangerin in Empfang genommen und zum offiziellen Eingang begleitet, an dem wir unseren Eintritt von 53 ECD (etwa 17€) entrichten können. Zuerst wandern wir auf den Signal Peak – sage und schreibe 109 m über dem Meer. Nach einer kurzen Rast mit Brotzeit geht es auch schon weiter zum Fort Rodney, welches auf der zweiten Erhebung von Pigeon Island liegt.

Der anfangs breite Wanderweg mutierte am Ende zur kleinen Kletterpartie.
Das Fort Rodney ist schon in Sicht.

Dieses Fort wurde früher von den Engländern benutzt, um französische Schiffe vom benachbarten Martinique zu beobachten. 

Ein paar Kanonen stehen hier noch rum. Der Blick auf die Bucht ist gewaltig.
Pigeon Island ist ein Inselfelsen, der 1972 künstlich durch Aufschüttung mit der Westküste der Hauptinsel verbunden und 1979 zum Nationalpark ernannt wurde.

Seit Donnerstag liegt auch die EXIT ONE mit Volker und Iris in der Rodney Bay. Die beiden kennen wir aus Grenada und da auch sie etwas von St. Lucia sehen wollen, haben wir uns für Sonntag zu einem Taxiausflug verabredet. Eddy, unser Fahrer hat uns am Morgen um 9 Uhr eingesammelt und sicherheitshalber gefragt, ob wir bereit seien für einen langen Tag 😉 Ja klar, kann losgehen.  Nach einer Viertel Stunde Fahrt sind wir an einem Friedhof vorbeigefahren, beste Lage mit Meeresblick und Eddy so: „The people die to lay here“, etwas makaber und heisst ungefähr: Die Menschen würden sterben um hier liegen zu können. Wo er recht hat, hat er recht. Der erste Halt ist in Castries an der Kirche, direkt am Derek Walcott Square.

Zum Gedenken an die beiden Nobelpreisträger aus St. Lucia, links Sir Derek Walcott und rechts Sir William Arthur Lewis (Wirtschaftsnobelpreis 1979)

Der aus St. Lucia stammende Poet und Dramatiker Sir Derek Walcott erhielt 1992 den Nobelpreis für Literatur und ein Jahr später wurde der Platz nach ihm benannt.

Castries, die Hauptstadt von St. Lucia, ist auch bekannt für ihren kunterbunten Markt. Der findet jeden Tag statt – ausser sonntags – leider. Nächster Stopp ist am PLAS KASSAV. Kassava ist eine Art Kartoffel und kann süss oder pikant verarbeitet werden. Schmeckt gut und macht satt – pappsatt. 

Hier gibt’s Kassavataler in allen möglichen Geschmacksrichtungen zu kaufen.
In dem Laden konnten wir nicht widerstehen und haben 4 Pralinen als Nachtisch gekauft.
Blick auf den Flughafen und Hafen von Castries.
Meine erste Kokosnuss mit Blick auf Soufrière und die Wahrzeichen von St. Lucia, Grand Piton und Petit Piton
Im Bus herrscht gute Stimmung 🙂
Wie überall in der Karibik ist alles schön bunt.

Auf einem Parkplatz mit Aussicht auf die Bucht L’Anse la Raye hat uns ein etwa 10-jähriger Junge namens Aaron erst mit „Welcome to Paradise“ begrüsst und dann ein Lied über seine schöne Heimat St. Lucia für uns gesungen. Am Ende wollte er lediglich eine Bewertung zwischen 1 und 10 von uns. Und es war eine glatte 10 – so herzig.

Weiter geht’s nach Sulphur Springs, „Saint Lucia’s and the Caribbeans’s Only Drive in Volcano“. Es sprudelt und raucht, wir gönnen uns trotzdem die Black Water Pool Combo mit der wir auch das etwa 40-grädige Schlammbad geniessen können.

Das Schlammbad stinkt nach Schwefel, soll aber sehr gesund sein. Und nein, wir waren nicht in den Sprudelbecken im rechten Bild, das hätten wir nicht überlebt 😉

Am Nachmittag steht noch der Botanische Garten mit dem Diamond Waterfall auf unserem Programm. Wir werden von der Dame an der Kasse noch ernsthaft aufgefordert unsere Masken zu tragen. Bisschen komisch, da wir nur zu viert im Garten unterwegs sind. Wir halten uns selbstverständlich (die meiste Zeit) ans Maskengebot.

Maskiert vor einer schönen Kulisse.
Herrlich diese Blütenpracht. Sogar ein Kolibri hat es auf ein Foto geschafft 🙂

Bevor wir den 2-stündigen Heimweg antreten, kehren wir zum Abschluss noch in Soufrière ein. Alles in allem ein toller Tag, müde aber happy – viel gesehen, geschmeckt, gerochen und erlebt und etliche Male mit „Welcome to Paradise“ begrüsst worden.

Eddy hat uns unterwegs unermüdlich mit Informationen zu Fischerdörfern, Sehenswürdigkeiten, Bäumen und Sträuchern gefüttert. 
Auf unserem schwimmenden Zuhause wollten wir uns dann über unseren Nachtisch hermachen – da war von Pralinen leider nix mehr zu erkennen.

Neuer Tag – neues Glück. So mache ich mich am nächsten Tag mit dem SUP auf zur EXIT ONE. Iris hat eine Essigmutter auf der Reise dabei und ist so lieb, uns etwas davon abzugeben. Essig wollte ich schon immer mal selbst machen. Hoffentlich wird’s was, dann müssen wir künftig nur noch Rotwein kaufen 🙂

Mit dem SUP zu den Nachbarn und dann wird zuhause Essig angesetzt.
Cockpit schrubben – vorher / nachher man sieht schon den Unterschied, oder …

Am Nachmittag höre ich Jan rufen: „Hello, what a nice Boat!“ Eine Prout 38 fährt an uns vorbei, der gleiche Satz schallt zu uns rüber und schon fällt der Anker in unserer Nachbarschaft. Jan klärt mich auf, dass diese Prout das Vorgängermodell von RARE BREED sei. Das erklärt natürlich seine Aufregung und so laden wir die Crew der CELTIC ROSE, Tony & Rosemary zum Sundowner bei uns ein. Tags darauf sind wir zu Besuch bei CELTIC ROSE – es gibt viel zu sehen und ist interessant, wie sich die Schiffe zum einen sehr ähneln und zum anderen wo die Unterschiede sind. Fotos machen, sich austauschen und jeder profitiert von jedem. 

Tony & Rosemary sind begeistert von unseren faltbaren Matratzen und uns gefällt deren Cockpittisch und Cockpitstuhl.
Lang lang ist’s her – endlich gibt’s mal wieder Semmelknödel. Wie sagte Volker so schön: Wenn’s mal Petersilie zu kaufen gibt, muss man Knödel machen 😉

Am Freitag soll zum ersten Mal seit Corona wieder ein Street Food Festival in Gros Ilet stattfinden. Wir können Tony & Rosemary auch dafür begeistern, fahren gemeinsam mit dem Dinghy in die Marina und laufen los. Auf dem Weg nach Gros Ilet erfahren wir, dass das Festival wegen der noch hohen Infektionszahlen um eine weitere Woche verschoben wurde. Schade, aber wir wollen trotzdem sehen, was so geboten ist im Viertel. Überall an den Strassen sind Grills aufgestellt, die Luft ist marihuanageschwängert und aus den Boxen dröhnt Musik. Schon unterwegs wird Jan ein Kotelett vom Grill angeboten und nachdem er dankend verneint, bietet das Pärchen Jan seine Tochter zum Mitnehmen an! Anfangs denken wir noch sie würden scherzen. Als der Mann jedoch meint „Sie hätte es besser bei dir“, sind wir uns da nicht mehr so sicher. (Dieses Erlebnis hat uns sehr nachdenklich gestimmt und beschäftigt uns immer noch.)

Wir landen schliesslich im Duke’s. Ein Freiluftrestaurant, dass für besten Fisch vom Grill bekannt ist. Viele Einheimische fahren mit dem Auto vor und holen sich das Essen zum Mitnehmen. Wir setzen uns gemütlich hin und essen unter freiem Himmel.

Gegrillter Fisch mit Knoblauchsauce und Salat – sehr lecker 🙂
Baywatch (in die Jahre gekommen …) und nachts zu Fuss zurück zum Dinghydock.

Am Samstag machen wir uns zu einem Beachwalk auf von der Rodney Bay Marina bis zum Pigeon Nationalpark. 

Einheimische Kinder preschen mit den Pferden im Galopp am Strand entlang – ein Augenschmaus
Die Häuser sind farbenfroh und die Laternenmasten in den Landesfarben angestrichen.
Das Motto der Grundschule: Die Erde ist unser Zuhause – kümmern wir uns darum.

Alle Strände sind öffentlich, aber an den Hotelstränden werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir den hoteleigenen betonierten Fussweg nicht benutzen dürften. Im Sand laufen sei kein Problem.

Beach-Shuttle von einem zum nächsten Strandabschnitt. Bezahlen müssen wir nichts, der Fährmann meinte nur: not everything is for money

Am Ende des Beachwalks setzen wir uns unter einen grossen Baum und werden mit einem freundlichen „Welcome to Paradise“ von einem Einheimischen angesprochen. Er erzählt, er sei hier geboren und alle würden ihn nur den „Bushman“ nennen. Auch dieses Mal lehnen wir das nett gemeinte Angebot ab, was zum Rauchen zu kaufen 😉

Hier ist das Ende vom Strand und der Anfang vom Pigeon Island National Landmark.

Wir beschliessen, am Montag Anker auf zu gehen und in die Marigot Bay zu verschieben. Gesagt – getan. Um 10.30 Uhr segeln wir bei schönstem Wetter und gutem Wind los. Nur einen Squall und nicht einmal 2 Stunden später erreichen wir die malerische Bucht.

Marigot Bay – idyllisch gelegen.

Die Marigot Bay ist sehr klein und ankern ist nur ausserhalb der Bucht erlaubt. Also gehen wir für 81 ECD pro Nacht an die Boje. Mit Entrichtung der Bojengebühr dürfen wir Spa und Hotelpools benutzen. Das heisst, wir machen 3 Tage Ferien vom Boot und relaxen am Pool. Es fühlt sich komisch an, mal wieder im Süsswasser zu schwimmen – irgendwie fehlt der Auftrieb …

Meist sind wir allein und ungestört im und am Pool 🙂

Die Marigot Bay wird als die schönste Bucht in der Karibik bezeichnet – dem können wir nur zustimmen. Wir geniessen die Ruhe, nachts sind nur Grillen am Zirpen und Vogelgesang ist zu hören. Hier kommt wieder das SUP zum Einsatz. Ganz entspannt drehen eine Buchtrunde im ruhigen Wasser.

Auch in dieser kleinen Bucht liegen und hängen Bootsleichen rum.

An Land geht’s für uns auch hier mit dem Dinghy. Das Dinghydock ist winzig, bietet Platz für 3 bis 4 Boote und befindet sich direkt neben der Anlegestation vom Wassertaxi. Das Einfahren erfordert ein wenig Geschick, erstens um nicht das Taxi und zweitens das felsige Ufer zu touchieren. 

Ganz schön knapp hier.

Gewöhnlich schliessen wir das Dinghy immer ab, aber dieses Mal ertönt es aus einem kleinen Häuschen (fast schon bisschen vorwurfsvoll): You don’t have to lock your dinghy here. Und wir denken so „Welcome to Paradise“ 😉

Am Dienstag lassen wir uns nach ausgiebigem Chillen am Pool für einen Sundowner ins Doolittle’s bringen – natürlich mit dem Wassertaxi. Ein berühmter Ort, denn hier wurde die Originalfassung des Musical-Streifens Doctor Dolittle aus den 1960er Jahren mit Rex Harrison und Samantha Eggar gedreht.

Am Mittwoch stehen Ausklarieren und Antigentest für 25 US$ pro Nase (hahaha, im wahrsten Sinne des Wortes) auf dem Plan und natürlich nochmal in den Pool hüpfen. Wer weiss, wann sich das nächste Mal die Gelegenheit für uns bietet im Süsswasser schwimmen zu können. Gegen Mittag lösen wir die Seile von der Boje, manövrieren uns aus der Bucht und mit einem letzten Blick zurück drehen wir ab Richtung Süden. Nächster Stopp ist die Pitons Bay, die wir nach knapp 12 sm erreichen. Die beiden Berge Grand Piton (770m) und Petit Piton (743m) sind die Wahrzeichen von St. Lucia. Dass sich die beiden erkalteten Vulkankerne tatsächlich um ein paar Höhenmeter unterscheiden ist mit blossem Auge nur schwer zu erkennen. 

Piton’s – wir kommen 🙂

Sofort ist ein Boatboy zur Stelle, begrüsst uns mit „Welcome to Paradise“, hilft uns an der Boje festzumachen – für 20 ECD – und bietet gleich weitere Dienste an. Unter anderem würde er frisches Brot für 20 ECD liefern. Das hört sich gut an, schliesslich wollen wir die Locals auch ein wenig unterstützen und wir bestellen eines. Gegen Abend kommt der kleine Bruder vom Boatboy alleine zu uns, bringt das Brot und verlangt 25 ECD. Auf unsere Frage, wieso das Brot auf einmal 25% teurer ist, antwortet er: Because Grandma said it is the last… sehr geschäftstüchtig seine Grandma 😉

Wahrlich pito(n)resk, gell Bru 🙂

Abends um 19 Uhr bekommen wir schliesslich noch Besuch vom Park Ranger, der die 51 ECD Bojengebühr einzieht. Wir bezahlen gerne, schliesslich befinden wir uns in einem UNESCO Naturerbe. 

Unser Fazit zu St. Lucia: Es ist wirklich paradiesisch, wir haben uns zu jeder Zeit sicher gefühlt und würden (werden) wieder kommen.

Am Donnerstagmorgen um 5 Uhr klingelt der Wecker und bereits um 05:30 Uhr lösen wir die Leinen von der Boje und setzen wieder zur Verschiebung an. 

Tee für die Crew und Kaffee für den Skipper. Tschüss Pitons – tschüss St. Lucia.

Und auf geht’s weiter Richtung Süden.

Höchstwerte: Fast 40 Knoten Wind und über 8 Knoten Speed.

Unser Ziel ist (wieder) Bequia, wie schon nach unserer Atlantiküberquerung – wir sind Wiederholungstäter. Es ist ein klein wenig wie heimkommen. Alles kommt uns bekannt vor mit Health Check bei Daffodils (die gleichzeitig Wäscheservice anbieten) und das Einklarieren im Customs (wo die Mädels hinterm Schalter erstmal Whatsappbilder gucken, bevor es ans Bedienen geht) & Immigration. Wir freuen uns auf ein paar schöne Tage in bekannter Umgebung.

Unmaskiert im Paradies

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Rendezvous auf Martinique

Rendezvous auf Martinique

03.03. – 11.03.2022, La Marina du Marin

Heute ist Donnerstag und während ich schreibe, ist auf dem Boot ganz schön was los. Unsere Dieseltanks werden gereinigt und Jan versucht, die Reparatur unseres Honda Generators zu organisieren. Dazu später mehr.

Tamarinden: Unsere neuen Gummibären? Aus reiner Neugier haben wir ein Tütchen mit Tamarinden auf dem Markt gekauft. Die sehen bisschen aus wie Erdnüsse, nur dass ihre Schale glatt ist und total fragil.

Drückt man die Tamarinde zu sehr, splittert die Schale.

Kennen tue ich Tamarinde nur vom Hörensagen, dass es ein Gewürz und als Paste zu bekommen sei. Probiert oder gar damit gekocht habe ich noch nie. Auf unsere Frage, wie man die essen würde, hat uns die Marktfrau ganz komisch angeschaut und mit der dazugehörigen Handbewegung erklärt: einfach aufbrechen, rauspulen und essen.

Gesagt, getan. Schale aufbrechen, Fäden abziehen und dann ab in den Mund mit der Frucht. 

Den Dreh hatten wir schnell raus und ich muss sagen, die sind echt gut. Die Konsistenz erinnert an Datteln und irgendwie schmecken sie süsslich und säuerlich zugleich. Und gesund sollen sie obendrein sein durch ihren hohen Eisengehalt sowie enthaltenes Calcium, Phosphor und Vitamin D. Aber Obacht, innen sind kleine braune ziemlich harte Kerne, die sich wie Glasperlen anfühlen. Draufbeissen ist demnach keine gute Idee 😬

Habe schon versucht, mit dem Dremel ein Loch reinzubohren – habe ich nicht geschafft.

Apropos Draufbeissen, da ist mir ja was passiert. Freitagabend beim Essen hat es mir auf einmal einen Stich in den rechten unteren Backenzahn versetzt. Ok, dachte ich, hab nur auf irgendwas gebissen. Doch dann kamen die Schmerzen und das Gefühl, dass mein Zahn wachsen würde – dies würde auf eine Wurzelentzündung hindeuten??? Tja, Freitagabend in der Karibik – kein gutes Timing für einen Notfall. Ich konnte die Zähne nicht mehr zusammenbeissen, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Es war erstaunlich gut auszuhalten und am Montagmittag würde es für uns eh in die Marina Martinique du Marin gehen und dort gibt es sicher einen Zahnarzt.

Am Sonntagabend haben uns Brigitta und Hannes von der MARIANOA zum Sundowner eingeladen. Hat gut getan die Ablenkung und ein netter Abend war es obendrein.

Jan&ich und die BLACKFIELDS Carsten&Susanne zu Besuch bei den MARIANOAS Brigitta&Hannes
Montag um 11.15 Uhr Anker auf vor St. Anne und um 13.15 Uhr in der Marina am Steg festgemacht.
20 Jahre Katamaran-Design haben heutige Katamarane viel wuchtiger werden lassen. Wir sind mit Abstand der kleinste Katamaran am Steg.

So war unsere erste Aktion nach der Verlegung in die Marina auf Zahnarztsuche zu gehen. Die erste Praxis am anderen Ende der Bucht war zwar geöffnet, aber der Arzt befand sich in den Ferien. Und überhaupt gäbe es eine meterlange Warteliste, auf die ich nicht gesetzt werden konnte. Weiter spazierten wir zur nächsten Adresse in der Nähe der Marina. Da war gleich gar niemand anzutreffen – ein Zahnarztpaar, das sich ebenfalls in den Ferien befände – so informierte uns die Nachbarin. In der Apotheke haben wir dann die Adresse des Centre Dentiste in Fort de France erhalten, müssten aber telefonisch ein „Rendezvous“ ausmachen. Leider hat unsere SIM-Karte fürs Telefonieren nicht funktioniert und so langsam hatte ich einen genervten Skipper an meiner Seite, da wohl nichts klappen wollte. Also versuchten wir es noch mal im Telefonladen und dann gingen wir erst mal zurück zum Boot und weiter googeln.
Gestern ist Jan mit unseren Bootsnachbarn Francois und Dominique ins Gespräch gekommen. Die beiden gaben uns den Tip mit dem Dentiste in Rivière-Salée und haben zudem direkt angeboten, uns die 25 km dorthin zu fahren und wieder heimzubringen. Merci Beaucoup! Und als Dankeschön wird es wohl ein „Rendezvous“ mit Apéro und Sundowner auf RARE BREED geben.

Die Gemeinschaftspraxis konnte mir tatsächlich für 17 Uhr einen „Rendezvous“-Termin anbieten. Eine sehr junge Ärztin, geschätzt 25 Jahre alt, hat sich meiner angenommen und die Röntgenbilder ausgewertet. Sie hat sich noch für ihr Englisch entschuldigt, ich konnte sie jedoch beruhigen, dass ihr Englisch wesentlich besser sei als mein Französisch. Und so hat die Kommunikation dann auch super geklappt. Um dem Übel auf den Grund zu kommen, wurde erstmal der Zahn aufgebohrt bis zum Grund, mit Nadeln in die Wurzel reingestochert und mit Kältemittel ausgiebig getestet. Nun gehört Martinique ja zu Frankreich und ist damit europäisch, aber das heisst nicht unbedingt, dass der Standard auf dem gleichen Niveau ist. So auch in der Zahnarztpraxis. All die Voruntersuchungen wurden gemacht, ohne dass ich die Möglichkeit hatte mal den Mund auszuspülen…

Der Behandlungsstuhl in Pink ist schon eine Augenweide – ein Mundspülbecken sucht man vergebens.

Ein geschulter Blick des Radiologen durch seine Lupenbrille auf mein Gebiss hat das Dilemma schliesslich zum Vorschein gebracht. Mein Zahn hat zwei Risse und würde über kurz oder lang auseinander brechen. Also hat die junge Dame das Loch wieder zugemörtelt, gegen die Entzündung Antibiotika verschrieben und 27.40 € für die „Consultation“ einschliesslich röntgen kassiert. Das nächste Rendezvous habe ich am 21. März, dann heisst es wohl Abschied nehmen – „Au revoir ma molaire“ – der Zahn wird per „Extraction d’une dent définitive“ entfernt, was sich immer noch besser anhört als „gerissen“, finde ich zumindest.

Unser Honda Generator weigert sich ja anzuspringen. Also wurde fluchs mit Luisa vom Mécanique Plaisance Service per E-Mail (auch) ein „Rendezvous“ vereinbart.

Erst haben wir den Generator weggebracht und auf dem Rückweg waren wir gleich noch einkaufen.

Seit Dienstag ist unser Geni jetzt in der Werkstatt, macht aber immer noch keinen Mucks. Die Kosten für die Versuche, ihn wieder zum Laufen zu bekommen betragen bis jetzt schon knapp 200 €. Dummerweise hat unser Verkäufer den Geni nie beim Hersteller registriert und daher sieht es für uns mit der Garantie mau aus. Jan ist nur am Hin- und Hermailen mit der Werkstatt und dem Verkäufer, damit wir nicht auf den Kosten sitzenbleiben und am Ende ohne Geni dastehen.

Für den Geni kommen alle Kommunikationsgeräte gleichzeitig zum Einsatz.

Schon wieder einen neuen kaufen wollen wir eigentlich nicht. Brauchen tun wir aber einen. Es ist kompliziert. 

Ja, und da ist ja noch unser Dieselproblem. Jeder Motor hat einen separaten Kraftstofftank und diese sind mit Grobfiltern bzw. Wasserabscheidern ausgerüstet, die Jan immer im Auge behält und regelmässig kontrolliert. Bei seiner Kontrolle hat er so schlammige Ablagerungen in den durchsichtigen Behältern festgestellt.

Der braune Glibber hat nichts Gutes zu bedeuten.

Seine Befürchtung: Wir haben die Dieselpest an Bord 🙄 Ganz ungünstig! Vor allem, weil unsere Tanks normalerweise gesamthaft fast eine halbe Tonne Diesel fassen. Wir haben letzten Samstag noch versucht, die schleimige Masse mit der integrierten Pumpe und unter Zuhilfenahme einer Autobatterie abzulassen, haben es aber leider nicht geschafft. Das muss auf jeden Fall vom Fachmann beseitigt werden. Der muss dann zuerst mal gucken, ob es wirklich die Dieselpest ist! Auch hier haben wir mit einem kleinen Betrieb in der Marina ein „Rendezvous“ vereinbart. Und eben dieses Rendezvous ist grad in vollem Gange. Zwei fleissige Handwerker pumpen erst den Steuerbordtank ab und benutzen grosse Kanister als Zwischenlager.

Antoine schaut, dass nix daneben geht beim Zwischenlagern unseres Diesels.

Antoine und Benji geben sich die allergrösste Mühe und geben Liter für Liter des flüssigen Goldes (ist so, wenn man einen Blick auf die derzeitigen Spritpreise wirft) wieder gefiltert zurück in den Tank. Die erfreuliche Diagnose lautet: Es ist keine Dieselpest! HURRA! Die schlechte Nachricht: Unsere Tanks rosten von innen… Ich weiss nicht, welches Übel mir in diesem Moment lieber gewesen wäre. Die beiden Männer reinigen noch die Grobfilter bzw. Wasserabscheider, tauschen die Feinfilter aus und entlüften das gesamte System.

Links: Reinigung Wasserabscheider. Rechts: Feinfilter zum Vergleich, das schwarze Quadrat ist der alte Filter, daneben der neue.

Zum Testen wird die Steuerbordmaschine gestartet. Ein banger Moment, springt sie an oder ist noch Luft im System? Kurz Vorglühen und dann den Schlüssel bis zum Anschlag drehen – Motor läuft! Jan spitzt die Ohren, denn irgendetwas stimmt nicht. Der Motor ruckelt und der Drehzahlmesser schwankt um die 200 Umdrehungen/Minute. Das heisst, er hat jetzt was, das er vorher noch nicht hatte. Meine Güte…
Ach ja, beim Backbordmotor ist nun die Dieselpumpe defekt und wir können nicht entlüften.

Man könnte sich fragen: Ist heute nicht unser Tag? Ja dann, packen wir es an – die Jungs von Loca-Yacht kommen wieder, morgen.

Anmerkung: Ich, der Französischen Sprache nicht mächtig, dachte ja immer, dass ein Rendezvous einen lieblichen Hintergrund hätte, das wäre dann ja auch geklärt 🤓 

Du und ich – wir schaffen das 😊

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Querfeldein – Ausflüge im Paradies

Querfeldein – Ausflüge im Paradies

28.01. – 31.01.2022 Grenada 

Autofahren auf Grenada

Im Auto auf der falschen Seite sitzen, mit links schalten, statt blinken den Scheibenwischer anstellen und dann auch noch falsch rum in den Kreisverkehr einfahren – damit hatte Jan im Gegensatz zu mir keine Probleme. Also hat Jan das Steuer übernommen. Fahrbahnmarkierungen sind sozusagen nicht vorhanden. Der Zustand der Strassen ist oft renovierungsbedürftig. An neuralgischen Stellen zwingen Bumps (installierte Bodenwellen) dazu, dass man die Geschwindigkeit erheblich reduziert. Die Gräben neben den Fahrbahnen lassen nur erahnen, was hier abgeht, wenn es so richtig regnet. Und falls man da von der Strasse abkommt, ist vermutlich ein Achsbruch vorprogrammiert.

Teils geht es im Graben einen halben Meter runter.

Top fanden wir unterwegs allerdings die Palmen als Fahrbahnbegrenzer, welche in den Landesfarben angestrichen sind.

Grün-Gelb-Rot – die Farben von Grenada.

7 Sisters Waterfalls

Am Freitagvormittag machen wir uns mit Gottfried und Sandra von der SY MOANA auf den Weg. Wir haben uns eine kleine Wanderung zu den 7 Sisters Wasserfällen vorgenommen, die sich so ziemlich im Herzen der Insel befinden. Ich finde es toll, nicht fahren zu müssen und geniesse den Ausblick auf das satte Grün von Grenada.

Am Ausgangspunkt unserer Wanderung bezahlen wir pro Nase 5 EC$ (etwa 1.50 €) und dürfen uns bei den Wanderstöcken aus der grünen Tonne bedienen.

Kassenhäuschen und Wanderstockausgabe.

Der nette Kassierer erklärt uns kurz, wo es lang geht und meint, der Walk dauert ca. 20 Minuten. Das hört sich doch gut an. Nach 20 Minuten sind wir jedoch erst beim Mangobaum, an dem wir abbiegen müssen, aber was soll’s, wir haben ja Zeit 😉 Die nächste knappe Stunde kämpfen wir uns den teils sehr steilen und rutschigen Weg rauf und runter. Die Vegetation ist sehr dicht und unheimlich abwechslungsreich. Während der Wanderung hören wir den Wasserfall schon recht gut und machen uns selber Mut dabei: Jetzt sind wir gleich da… 

Neben dem riesigen Bambus kommt sich Jan richtig klein vor.

Und tatsächlich, die nächste Lichtung gibt die Sicht auf den ersten Wasserfall frei.

Nur noch einen Bach durchqueren, dann haben wir es geschafft.

Wir sind froh um unser gutes Schuhwerk.

Einer der drei jungen Männer, die uns auf den letzten Metern entgegenkommen, ist hier aufgewachsen und bietet geführte Wasserfalltouren an. Wie eine junge Gazelle springt er von Stein zu Stein durch den Bach und trägt dabei ADILETTEN!!! – das gibts ja wohl nicht, oder!!!

Die Männer gönnen sich ein erfrischendes Bad.

Ob sie es schaffen, an der Felswand hochzuklettern?

Sandra und ich verkneifen uns das, wir frösteln sogar ein bisschen, weil hier keine Sonne hinkommt und eine leichte Brise weht. Auf dem Rückweg treffen wir noch auf ein paar Touristen, die wie der junge Einheimische auch mit Badeschlappen unterwegs sind. Na denn, good luck!

Grand Etang Lake

Es ist erst halb Vier und wir haben noch genug Zeit, um den Grand Etang Lake zu besuchen. Kurz vor dem Parkplatz sehen wir von weitem einen Einheimischen, der aufgeregt immer wieder auf einen Baum deutet. Also stoppen wir, um zu gucken, was da los ist. Im Entgegenlaufen hören wir nur: Ich hole schnell Bananen! Super, das deutet auf Affen hin. Und siehe da, oben in den Baumwipfeln sitzen zwei Mona-Meerkatzen. Ein Äffchen lässt mit Lockrufen und angebotenen Bananen tatsächlich vom Baum locken und springt auf meine Schulter. Streicheln soll man das Tier nicht, nur die Hände nach vorne strecken und zusammennehmen, damit er sich darauf fortbewegen kann. Das Fliegengewicht fängt geschickt die ihm zugeworfene Banane und lässt es sich schmecken.

Die kleinen Hände fühlen sich warm an und mit dem Schwanz hält er sein Gleichgewicht.

Der Grand Etang Lake (wörtlich übersetzt: Grosser Teich-See) ist einer von zwei Kraterseen auf Grenada, liegt auf 550 m üM und hat einen Durchmesser von 400 m. Hier darf weder gefischt noch geschwommen werden.

Im Wasser tummeln sich zig Kois, Red Swordtails und Guppys

Ein wunderbarer Tag neigt sich dem Ende zu und wird gebührend in der Bar 61West an der Grand Anse verabschiedet.

Wir lassen den Tag gemütlich in der Grand Anse im 61West ausklingen.

Pearls Airport und Grenada Hash #1176

Am Samstagmittag setzen wir uns wieder mit den Moanas in Bewegung. Zuerst düsen wir zum alten Flughafen von Grenada, der landessprachlich Pearls Airport genannt wird. Er war der erste Flughafen des Inselstaates. Der Betrieb wurde nach Inbetriebnahme des neuen internationalen Flughafens Maurice Bishop im Jahr 1984 eingestellt. Die Reste des Flughafens liegen brach, Gebäude sind keine mehr zu finden und die Landebahn ist frei befahrbar. Am Rand der Landebahn grasen Kühe und zwei russische Flugzeugwracks zeugen von der Geschichte Grenadas. 

Zwei Antonovs, die ihre besten Tage hinter sich haben.
Efeu wächst langsam ins Cockpit.
Auch innen sind die Maschinen in ruinösem Zustand.
Neben der Landebahn und auch im Dschungel: Kühe werden an den Hörnern angebunden.

Die sportliche Betätigung wird heute ganz gross geschrieben. Wir haben vor, am Grenada Hash #1176, der dieses mal direkt neben dem alten Flugplatz startet, teilzunehmen. Der Hash ist eine Art Schnitzeljagd und hat eine lange Tradition auf Grenada. Bei den samstägigen Veranstaltungen versammeln sich zwischen 150 und 300 laufwillige Geher und Läufer jeden Alters aus allen möglichen Nationen und mit verschiedensten Konditionslevels. Alle Teilnehmer tragen sich in einer Liste ein und bezahlen 3 EC$. Wir wussten nicht genau, was auf uns zukommt und lauschten gespannt den Einleitungen des Hash Masters und des „Hares“ namens Bling Ting, die kurz die Regeln erklären. Es hört sich einfach an. Immer den Markierungen (weisse Papierschnitzel am Boden) folgen und am Ende wieder auf dem Startfeld ankommen. Und ganz wichtig: Austragen aus der Liste, denn niemand darf verloren gehen. Denn wenn einer nicht zurückkommt, oder gar vergessen hat sich auszutragen, gehen andere auf die Suche und dann wird’s teuer – haben wir gehört 😬  

Einleitende Worte des Hash Masters links und des Hares Bling Ting (verantwortlich für den Weg)

Mit dem Ausruf „On On“ setzte sich die Gruppe pünktlich um 15:30 Uhr in Bewegung. Erstmal schön eben, geradeaus, easy. Kaum um die Ecke gebogen, geht es plötzlich steil bergauf und dann durch den Dschungel steil wieder bergab 😜 Es kommt mir vor, als hätten die Organisatoren erst gestern mit der Machete den Weg freigeschlagen. Unterwegs haben wir umherliegende Stecken aufgesammelt, die waren aber so morsch, dass sie bei der ersten Belastung schon wieder zerfallen sind. Was hätten wir hier für Wanderstöcke gegeben! So hielten wir uns an Lianen fest (was auch keine gute Idee war – die waren zu dünn…) und versuchten, nicht auf den Hintern zu fallen oder zu stolpern. Immer wieder machten wir Platz für schnellere Läufer, wir wollten ja niemandem im Weg stehen.

Teilweise recht anspruchsvoll die Wegführung.

Die Strecke führte uns durch Wohnquartiere, vorbei an Bananenplantagen und Auberginenfeldern. Wir haben immer schön auf die Markierungen am Boden geachtet, damit wir auch „on on“ bleiben. Es hat total Spass gemacht, auch weil wir unterwegs immer wieder mit anderen Läufern ins Gespräch gekommen sind. Einheimische haben auf die Schnelle ihre Lebensgeschichte erzählt oder ein junges deutsches Pärchen, Felix und Rebecca, von ihrer Auszeit und den Reiseerlebnissen. Nach einer Stunde Dschungelwalk haben auch wir es geschafft und waren glücklich und zufrieden zurück am Startfeld. Ich hab dann am Stand für uns Bier holen wollen, wurde aber von der Schriftführerin aufgefordert, mich erstmal aus der Liste auszutragen. Wahnsinn, wie die den Überblick behalten…

Auf dem Startfeld gab es für die „Virgins“ (Erstteilnehmer) – und damit auch für uns – noch eine kleine Überraschung. Auf eine kurze Ansprache folgte eine gehörige Bierdusche und so wurden wir in den holden Kreis der Hasher aufgenommen. Wie cool ist das denn 🤓

Papierschnitzel verraten den richtigen Weg. Die Bierdusche macht uns zu „Harrier“ und „Harriette“ (m/w Form für Hasher)

Das Motto der Grenada Hasher:


Am Ende gab’s für uns noch eine Urkunde. 

Nach dem Hash ist noch gemütliches Beisammensein angesagt und für’s leibliche Wohl ist auch gesorgt.
Drinks: Stag and Carib 3 for 10 EC$
Food: Wild Meat, Chicken and Fries, BBQ, Curried Crab
Wir werden im Sommer, wenn wir wieder hier sind, bestimmt noch mal teilnehmen!

St. Georges und Fort George

Ja, wir wurden einfach nicht müde mit unseren Aktivitäten. Schlag auf Schlag haben wir deshalb am Sonntag einen Ausflug nach St. Georges gemacht. In der Stadt war nicht viel los und so sind wir direkt den Berg hoch gelaufen und um das Fort George zu besichtigen. Dabei lag uns die Anstrengung vom Hash noch etwas in den Beinen. Aber gelohnt hat es sich allemal. Der Ausblick auf die Buch von St. Georges ist wirklich schön.

Im Fort George ist heute das Police Headquarters und die Royal Grenada Police Force Training School angesiedelt.

Vom Fort hat man einen tollen Ausblick über die Bucht von St. Georges.

Auf dem Nachhauseweg haben wir nochmal an der Grand Anse gestoppt und einen feinen Virgin Colada im 61West genossen.

Kräuter und Schoggi

Auch am Montag sind wir wieder losgetigert Richtung Norden um 2 Destinationen zu besuchen. Also ab ins Auto und losgefahren. Ich war total auf die Schokoladenfabrik fixiert und während wir so quasselten meinte Jan ganz nebenbei: „Wolltest du nicht den Laura Herb and Spice Garden anschauen?“ Ähm – ja klar! Kurzer Blick in die Karte – bieg links ab, hier ist eine Abkürzung. Die Strasse ist auf der Karte von Granada eingezeichnet, also kann ja nix schief gehen. …so dachten wir. Anfangs war es noch eine Teerstrasse, dann ging sie über in eine Schotterpiste, einen Feldweg und wurde letztendlich zu einem holprigen Dschungelpfad.

Als dann noch ein Ziegenbock mitten in der Landschaft auf einem Baum stand, blickten mich ZWEI mit grossen Augen an. 

Der Weg ist das Ziel – und am Ende war es der richtige.

Zum Glück waren wir mit einem 4×4 unterwegs! Mit einem normalen PKW wären wir wohl gescheitert, denn die eine Abfahrt – eine betonierte Piste, war so steil wie wir es von den Schweizer Bergen kennen. Und manchmal haben wir Tränen gelacht, von wegen Abkürzung…

Im Herb and Spice Garden haben wir eine interessante und vor allem rasante Führung bekommen. Die Dame mittleren Alters hatte dabei einen sehr flotten Schritt drauf und wusste über jede Pflanze etwas zu berichten. Schnell ein Blatt abgerissen, uns hingestreckt zum Probieren, zackzack ging’s weiter zum nächsten Grün. Eine Geschmacksexplosion nach der anderen spielte sich in unseren Mündern ab, bitter, süss, zitronig, minzig, pfeffrig, scharf und richtig scharf. Obendrein dann noch bekannte Gewürze wie Thymian oder Rosmarin. Von den vielen übermittelten Informationen, die die Lady wie ein Maschinengewehr runtergerattert hat, hab ich nur die Hälfte verstanden, geschweige denn behalten können. Schade eigentlich. Ziemlich allen Pflanzen wird wohl eine heilende Wirkung zugesprochen, denn Wörter wie Bluthochdruck, Fieber, Schwangerschaft, Diabetes sind immer wieder gefallen. Gerne würde ich hier viel mehr Zeit verbringen. 

Später haben wir uns selbst über uns gewundert, dass wir alles so vertrauensvoll und ohne Weiteres probiert haben.

Zum Abschluss durften wir noch zuschauen, wie Zimt gewonnen wird. Um die Rinde verwenden zu können, müssen die Bäume gefällt werden. Im ersten Schritt wird grob entrindet, das heisst, die äussere Rinde entfernt. Im zweiten Schritt wird die freigelegte innere Rinde rundrum im Abstand von 20 bis 30 Zentimetern eingeritzt mit der Machete. Im dritten Schritt wird auf die Rinde geklopft (hier mit einer Colaflasche – man nimmt, was man hat) und mit einem Messer vom Stamm gelöst. Alles in Handarbeit. Wir konnten noch einen Blick in die Halle werfen, in der die Weiterverarbeitung und Verpackung stattfinden. Zuhause war ja Zimt „nur“ Dekoration an Weihnachten und wurde als Gewürz für Plätzchen oder Apfelmus verwendet. Sobald man jedoch sieht, wie viel Arbeit dahinter steckt, weiss man es viel mehr zu schätzen – also mir geht es so. Einfach nur toll!

Unser nächster Stopp: Belmont Estate mit Chocolate Factory 

Nach einem üppigen 3-Gänge-Menu im Freiluft Restaurant ging’s gestärkt zur Führung. Und die hätte toller nicht sein können. Kein Vergleich zu Laura Herb and Spice Garden. Lenny, unser Guide, erzählte uns in einem fast 2-stündigen Rundgang von der Historie der Plantage und erklärte uns mit Herzblut den Prozess der Schokoladenproduktion. Von der Blüte bis zur fertigen Schokolade. Er schlug eine Kakaofrucht für uns auf und wir lutschten die ganze Zeit leckere Kakaobohnen während wir seinen ausführlichen Erklärungen lauschten .

Die Blüten wachsen direkt am Stamm. Frische Kakaokerne lutschen – ein Hochgenuss 😋
Nach dem Fermentieren werden die Bohnen draussen ausgelegt zum Trocknen. Das Wenden erfolgt durch Fussarbeit
🤓

Die Verarbeitung der Kakaobohnen erfolgt in relativ kleinen Räumlichkeiten. Gemäss Aussage von Lenny sind die Kakaobohnen von Grenada besonders fein und werden nicht mehr exportiert. Somit kann die ganze Wertschöpfung in Grenada erzielt werden. Die Schoggi schmeckt hervorragend und hat auch ihren Preis. Das Geheimnis ihres Rezeptes wollte Lenny uns aber komischerweise nicht verraten. Nach der Degustation des hausgemachten Schokoladendrinks sind wir noch in den Laden um unseren Schokoladenvorrat aufzufüllen.

Schokoladenmanufaktur und Aging Room. Ein feiner Schokoladendrink zum Probieren – Schokolade macht glücklich.

Nachtrag zum Hash: Hab ich mich beim Hash noch gewundert, dass „Wild Meat“ angeboten wird. Ich dachte dabei nur an Hasen, Rehe und Hirsche 😂 So hat uns unser flotter Guide aufgeklärt, was mit Wild hier gemeint ist: Leguan, Mona-Meerkatzen (also solche Äffchen, wie ich einen auf dem Arm hatte 🙄), Opossum und Gürteltier. Waren wir froh, dass wir es nicht gegessen haben!

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Marinaleben im Paradies

Marinaleben im Paradies

12.01. – 04.02.2022 – Tyrell Bay, Carriacou – Grenada, Logstand seit Start: 5341 Seemeilen

Seit ein paar Tagen hab ich mal wieder Rippe. Das kommt davon, wenn man in meinem Alter mit 2 Kindern, die volle Wasserratten sind, auf dem SUP rumtollt 🙄 Jan meint, dies sei wohl meine Achillesferse…

Die Insel Union war für eine Nacht unser letzter Stopp in St. Vincent and The Grenadines.

Clifton Harbour: Ein traumhafter Spot zum Ankern, trotz Wind.

Unser Plan: PCR-Test machen und Ausklarieren. Gesagt – getan. Um das Dinghydock zu erreichen, müssen wir durch eine sehr schmale Brückenzufahrt manövrieren. Dahinter sieht aus wie in Klein-Venedig. 

Um Punkt 9 Uhr ging es von hier aus zu Fuss zur „Nurse Janell“ im Bouganvillea-Hotel für den PCR-Test. Hier ist Pünktlichkeit angesagt, denn um 9.15 Uhr ist die Nurse schon wieder weg, um die Tests ans Labor zu geben. Der Vorteil: Mittags bekommen wir bereits unsere Ergebnisse. Nach dem Test sind wir ins Immigration Office um uns ordnungsgemäss abzumelden, um danach in die Tyrell Bay, Carriacou weitersegeln zu können. Angeschaut haben wir auf Union nichts, kommen aber bestimmt nochmal zurück. Es gibt auch hier einiges zu entdecken.

Zum PCR-Test gehts in den eingewachsenen Pavillon und zum Ausklarieren ins grün getünchte Immigration-Office.
So schön bunt hier. Viel haben wir von Union Island nicht gesehen – wir kommen wieder!
Kurz vor der Tyrell Bay: Ein Satz mit X das war wohl nix. Das Anglerglück blieb aus.

Am 12. Januar um 13.15 Uhr fällt der Anker in der Tyrell Bay auf Carriacou. Um 16 Uhr haben wir das Einklarierprocedere abgeschlossen.

Der Health-Check ist im weissen Pavillon neben dem roten Container und Einklarieren im türkis getünchten Customs and Immigration-Office.

In der Tyrell Bay liegen auch Peter und Judith von der FANTASEA. Die Wiedersehensfreude ist gross und gleich am ersten Abend gehts mit ihnen in den Paradise Beach Club zum Sundowner.

Eine tolle Location mit sehr freundlichem Personal und feinem Essen (Blue Marlin mit Avocado)

Da sind wir nun und erkunden die Insel mit dem Bus. Einen Bus stoppen ist super einfach: Entweder winken, oder vorbeifahrende Busse hupen und die Fahrer fragen, ob man mitfahren möchte. Wir lernen schnell, denn wer aussteigen möchte, ruft laut, klopft an die Scheibe oder aufs Blech – einen Ausstiegsknopf, den man drücken könnte, gibt es nicht. Oder man sagt gleich beim Einsteigen, wo man aussteigen möchte, dann hält der Bus auch. Die einfache Fahrt gibt es für 3,50 EC$ und beim Bezahlen wird das Geld von hinten nach vorne und zurück durchgegeben. Frischen Fisch dabei? Kein Problem, der wird während der Fahrt kurzer Hand in einer Schüssel zwischengelagert. Kleinkinder werden vor der Haustüre abgeholt und mitgenommen, Kurierdienstleistungen werden unter Einbezug der vorbeilaufenden Bevölkerung erbracht – alles ganz easy. Und der Bus hält auch dann, wenn keine Haltestelle zu sehen ist. All das funktioniert einwandfrei und ganz ohne Fahrplan. Wir sind begeistert. 

Hier auf Carriacou möchten wir uns die Booster Impfung holen. Der erste Tipp erweist sich als Nullnummer, im Health Center gibt es keinen Impfstoff. Aber donnerstags, also heute, kann man sich im Hillsborough-Hospital impfen lassen. Also schwingen wir uns subito in einen Bus und düsen in die Hauptstadt. Vielversprechend ist auf dem Aufkleber im Innenraum zu lesen: (CAUTION) STUNT DRIVER – die Erwartungen sind hoch.  Ja, er fährt ganz gut, aber den Weg zum Hospital kennt er nicht, da wäre uns ein „RALLYE DRIVER“ hilfreicher gewesen. 

Das ist mal eine Ansage.

Nach zwei Kreisfahrten im Ort werden wir von einem mittlerweile mürrischen Fahrer einfach am Busterminal ausgeladen. 15.30 Uhr, wir müssen selber suchen wo das Hospital ist, das schliesst um 16 Uhr. Zum Glück lag es eigentlich nur um die Ecke hinter der Schule und so sind wir beide um 15.45 Uhr „gepfizert“ – kostenlos und unbürokratisch. Eine kleine Spende wird von der Ärztin gerne angenommen. 

Carriacou Botanical Gardens war leider „Under Construction“, aber am Wegesrand gab es auch schöne Blumen zu sehen.

Tags darauf ziehen um in die Sandy Island Bucht. Sandy Island ist eine kleine unbewohnte Insel mit einigen Palmen und Mangroven drauf, die man in gut 30 Minuten umlaufen kann. Auf der Nordseite ist ein Wall aus abgestorbenen Korallen, die eine schöne Brandung erzeugen. Einzig Eremitenkrebse haben wir in allen Grössen gesehen. Touristen lassen sich mit Wassertaxis dort hinbringen, um zu grillen und zu chillen. Vor der Insel sind ein paar Sandflecken, der Rest sind kleine Riffe. Und da macht Schnorcheln so richtig Laune. Ich versuche den Fischschwärmen näher zu kommen und kann mich kaum satt sehen an den vielen bunten kleinen und grösseren Meeresbewohnern. Ich war mit der GoPro bewaffnet und bereit ein paar scharfe Bilder zu schiessen. Das Ergebnis ist eher ernüchternd mit meiner Ausrüstung, also geniesse ich nur.

Nur ein kleiner Schlag rüber nach Sandy Island. Der Eremitenkrebs und wir beide, sonst war niemand auf der Insel.


Abends kommen Peter und Judith an Board und wir spielen erneut TAC mit den beiden. Am Ende steht es 1:1, das heisst es wird irgendwo wohl eine Entscheidungsrunde geben. 

Am Montag reisen die FANTASEA’s weiter Richtung Norden und wir machen uns nach Süden auf. Unser nächstes Ziel ist Grenada. Also gehen wir um 08.30 Uhr Anker auf und beschliessen unterwegs mal wieder die Angel auszuwerfen. Es hat relativ lang gedauert, aber dann schien sich plötzlich etwas zu tun. Die Leine schnurrte und Jan machte sich daran einzuholen. Zu der Zeit war es echt ungemütlich an Bord, eine dunkle Regenfront vor uns und RARE BREED wurde mal wieder zum Spielball der Wellen. Jan stemmte sich in den Heckkorb und kurbelte schweissgebadet unter grossem Kraftaufwand, um den Fang an Bord zu holen. Sein Ausruf „Da muss ein Buckelwal dranhängen“ machte mir kurzfristig etwas Sorge – wäre ja doch ein bisschen zu gross… Langer Rede kurzer Sinn – nach 20 Minuten rödeln war der Köder aus dem Wasser und es hing nur gelbes Seegras dran. Petri Dank 😜

Wir erreichen nach knapp 40 Seemeilen um 14.30 Uhr die Marina „Le Phare Bleu“. Und bereits um 16 Uhr geht’s rüber zu Gottfried und Sandra von der MOANA. Ich habe die beiden in Amsterdam das letzte Mal getroffen und Jan in L’Aber Wrach – welch eine Freude, die beiden wiederzusehen 😊

Zudem können wir bei ihnen unser neues Dinghy und den neuen Aussenborder (der jetzt bisschen mehr Horsepower hat) sichten. Gottfried hat uns beides netterweise besorgt, denn das ist hier grad Mangelware und sehr gefragt.

Unsere neue Familienkutsche, ein Highfield UL 260 mit einem Tohatsu 9.8 Motor dran.

Der erste Ausflug mit unserer Familienkutsche geht in die Whisper Cove Bay zum Sundowner und Pizzaessen. Die Fahrt dorthin ist etwas knifflig – entlang an gelben Bojen, damit wir nicht am Riff hängenbleiben und vorbei an Schiffswracks – und dauert normal nur ca. 20 Minuten. Wir haben mit dem neuen Motor im Schneckentempo doppelt so lang gebraucht – Gasstellung: Viertel, Halb, Viertel…. Motor einfahren. Bei der Rückfahrt in die Marina ist es stockfinster. Zum Glück sind die gelben Bojen mit Blinklichtern versehen und die beiden anderen Crews geben uns mit reduziertem Speed Geleit.

Von links nach rechts die Crews von „EXIT ONE“, „MOANA“ und „RARE BREED“

Mittlerweile habe ich die 2. Dinghyfahrstunde absolviert und bin mit Jan als Galionsfigur sogar ins Gleiten gekommen 😉

Jiiichaaaa – geht ab wie Nachbars Lumpi

Bei beiden Volvomotoren ist wieder mal der Ölwechsel fällig.

An der Steuerbordmaschine ist der Zugang relativ bequem.
Fundstück des Tages: Ein tadelloser Werkstattwagen 😬 – TÜV-geprüft? Keine Ahnung…

Am Sonntag machen wir spontan mit der Crew von EXIT ONE einen Dinghyausflug nach Hog Island. Dort soll es die besten Hamburger geben. Wieder geht’s entlang der gelben Bojen, dann quer durch die Woburn Bay und unter einer Brücke durch, schon sind wir da. Hog Island kommt uns vor wie eine grosse Familie von Hippies und hängengebliebenen Yachties. Aus riesigen Boxen tönt Reggae- und Soca-Sound und die Luft ist von süsslichem Duft geschwängert. Wir würden an einem Stand gern was zu essen bestellen, müssen aber warten, bis der Grillbetreiber die Tüte für die Girls fertig gedreht hat, die vor uns da waren – first come – first smokes 🤓 

Dann hat uns der Typ einfach vergessen – nicht nur einmal, ich glaub, Jan ging 4 Mal wieder zum Grill um unsere Bestellung zu erneuern. Irgendwann kam’s dann auch – Yo Man! An einem kunterbunten Stand haben wir unseren Obst- und Gemüsebestand wieder aufgefüllt. Wechselgeld – ja, haben wir bekommen – in Form von Bananen. Auch gut. 

Hog Island ist einen Sonntagsausflug wert.
Auf dem Rückweg überholt uns noch ein Dinghyhund.

Wissenswertes zur Marina Le Phare Bleu (das blaue Leuchtfeuer) und dem Lighthouse Ship

Die Geschichte des Feuerschiffs ist ziemlich spannend und Jan’s Ohren spitzten sich, als er den Werdegang gelesen hat. Das Schiff wurde 1900/1901 in Stockholm als „Lightship nr. 23“ gebaut und lief unter dem Namen Västra Banken. Bis 1970 war es in Schweden als Feuerschiff an 3 Orten im Einsatz: Kopparstenarna, Grundkallen und Västra Banken. Später diente es als Personalunterkunft und als Hausschiff und wurde 2005 zum 3. Mal verkauft, dieses Mal an die Besitzer von Le Phare Bleu. Diese liessen das Schiff in Rostock restaurieren und anschliessend auf einem Frachter nach Grenada bringen.

Ein Schiff mit Flair 🤩

Heute dient das Leuchtschiff den Yachties mit Dusch- und WC-Anlagen. 

Ja, die Armaturen könnten schon etwas älter sein 😉

Le Phare Bleu ist auch ein herziges Ferien-Resort mit einem eigenen Strandabschnitt, einem Pool, Kayaks, Hobicats und einer Badeinsel im Hafenbecken. Alles in Bootsnähe und darf auch genutzt werden. Weiter gibts noch ein Restaurant mit feiner Küche. Wirklich schön hier. 😊

Hier gibt es den allerbesten Cold Brew-Coffee, man sitzt unter Palmen und hat den Blick auf die Bucht. Herrlich!

Geführt wird das La Belle Vie Café von Marc und Anni, beide aus Kanada und während Corona – zu unserer Freude – hier mit dem Boot hängengeblieben.

Der kleine aber feine Laden „Meat and Meet“ bietet so manchen Gaumenschmauss, wie frisches Fleisch, Fisch oder selbstgemachte Quiche. Lecker!

Hier führt ein aus Frankreich gestrandetes Ehepaar die Geschäfte. Es läuft auch immer gute Musik, während Gilles sein Fleisch filetiert.

Das Wichtigste: Freitagabends findet immer Karaoke im Lighthouse Ship statt. Anstelle auf dem Boot zu hocken beschliessen wir uns direkt vor Ort beschallen zu lassen. Und das war die absolut richtige Entscheidung. Es hat total Spass gemacht, Locals und Yachties, Gross und Klein, Alt und Jung beim Singen zuzuhören bzw. auch mal lauthals mitzugrölen. 

Unsere Lieblingsinterpretin mit ihrer Soulstimme und der DJ rechts im Bild bei jedem Song mit Herzblut dabei.

Auch das gibt’s in der Marina zu sehen. Diese Yachties haben ihre Schiffe wohl schon länger nicht mehr bewegt.

Manche bleiben einfach hängen oder wenn Leinen lange Bärte wachsen. Vom Bewuchs an den Schiffen ganz zu schweigen.

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Flaschenpost per Satellit

Flaschenpost per Satellit

02.12.21 / 14.00 Uhr bis 20.12.21 / 23.28 Uhr El Hierro, Porto De La Estaca – Bequia, Admiralty Bay Logstand seit Start: 5195 Seemeilen

Jippie – es kann endlich losgehen

Präpariert mit allen möglichen Mitteln gegen Seekrankheit (also ich), frisch geduscht und hochmotiviert (wir beide) legen wir bei Sonnenschein in El Hierro ab und starten mit sehr viel Wind im Rücken und ordentlich Welle (selbst für Jan) zu unserer ersten gemeinsamen Atlantiküberquerung.
Eine zeitlang haben wir noch Mobilfunk und können uns per Sprachnachricht bei unseren Familien abmelden. 
Die ersten Tage bin ich so „beschäftigt“, dass ich ganz vergessen habe, mich wie vereinbart über das Iridium (Satellitentelefon) bei meinem Bruder zu melden.
Ab dem 4. Tag auf See hat dann auch das geklappt. Jan und ich haben letztendlich beschlossen, diese Nachrichten ungekürzt als eine Art Tagebuch für diesen Bericht zu verwenden.

so 05.12.2021 09.11 Uhr
hey bru
wir sind nun den 4. tag unterwegs. das wetterrouting stimmt nicht so mit dem überein, was wir erleben 😉  jan nervt sich wegen der flauten, die sich direkt wieder mit starken böen abwechseln. und ständig dreht der wind. das heisst für uns, wir wechseln öfters von fock auf genua und umgekehrt. wir kreuzen in die karibik, aber wir kommen trotzdem gut voran. am freitag haben wir den spibaum ausprobiert. den zu montieren war das reinste abenteuer – er ist 6 m lang. kaum war er hochgezogen, ist das teil abgebrochen, dass am mast befestigt war. der spibaum schlug um sich wie ein besen aus harry potter. leggo mio, bis wir den wieder sicher verstaut hatten. aufregung pur. die letzten tage waren regnerisch und heute ist blauer himmel, herrlich. wir hatten bisher 2 schiffsbegegnungen. nicht viel los hier draussen 😉 schönen sonntag dir und liebe grüsse, biggi&jan (antworten sollte funktionieren)

Hinter uns ein Squall. Und rechts das abgebrochene Corpus Delicti vom Spibaum.

mo 06.12.2021 11.32 uhr
hey bru
5. tag heute, im moment bei sonnenschein und generatorbrummen. die batterien müssen per geni geladen werden, da die sonne zu tief steht. gestern war eine sehr unruhige nacht. jan hat gelesen und ich hab ukulele geübt. auf einmal war jan draussen. ein squall hat uns erwischt und ich habs nicht bemerkt und fröhlich weitergeklimpert 😬. erst als jan triefend reinkam hab ichs geschnallt. wir hatten heftigen regen von hinten ins cockpit, wind bis zu 30 knoten und waren teils 16 (!) knoten surfen auf der welle. hammer! erst am morgen hat sich alles bisschen beruhigt. meine seekrankheit hält sich in grenzen und gestern konnte ich schon bananenpfannkuchen machen 🤤 zurzeit reisen wir mit 5 bis 6 knoten, das ist angenehm. delfine und wale haben wir bisher keine gesehen. kommt vielleicht noch. na denn, einen schönen tag für dich, bussi bri 😘

di 07.12.2021 12.02 uhr
hey bru
6. tag auf dem atlantik. die nacht war sehr ruhig mit wenig wind und welle, wir sind aber trotzdem gut vorangekommen. jan meint, jetzt sind wir in tropischen gewässern angekommen, denn heute vormittag haben wir einen fliegenden fisch an deck gefunden. leider hat er es nicht überlebt, er hat sich beim aufprall den kopf eingeschlagen. habs mal einen tag ohne pflaster probiert – geht ned. aber mit ist es super. hab frühstück gemacht und den brotbackautomaten gefüttert. coole sache mit dem teil. als nächstes versuche ich jogurt zu machen, soll auch im brotbackautomat funktionieren. gestern hab ich wieder ukulele geübt. manche griffe sind gar nicht so einfach. spielst du die 4. saite auch mit dem kleinen finger, wenn die 3 anderen schon auf den übrigen saiten sind? da muss ich mal ein filmli gucken. anyway, uns geht es gut, alles in ordnung. wir hoffen, bei dir auch. bussi bri

Fliegender Fisch und liegender Jan

mi 08.12.2021 10.57 uhr
hey bru
7. tag unserer überfahrt. die nächte werden immer länger. um 18 uhr geht die sonne unter – zack finster – und um 8 uhr morgens dämmerts langsam. heute nacht ist wieder der punk abgegangen. mit der welle surfen wir 12 bis 14 knoten. da schläft man nicht wirklich tief. aber wir holen das tagsüber nach. schiffsbegegnungen: 0, fischsichtungen: 1 fliegender fisch. ha! heute morgen habe ich rühreier gemacht in der pantry, ohne dass mir schlecht wurde. scopoderm sei dank! es ist so viel schöner, wenn ich auch was in der küche machen kann. hier läuft grad wieder der generator um die batterien zu füllen – es stinkt nach abgasen 😬. gestern hatte jan noch eine gute idee, wie wir die segel auch ohne spibaum, nämlich mit dem grossbaum (da zieht man normal das grosssegel hoch) ausbaumen können, es funktioniert super! ich bin praktisch mit mac gyver unterwegs 🙂 pfiadi

Sonnenaufgang um 8- Rühreier – naja, vielleicht eher Omelette 🙂 um 9 und überraschend ein Vogel am Himmel (…so weit draussen!).
Wer braucht schon einen Spibaum, wenn er einen Grossbaum hat 🤓

do 09.12.2021 16.51 uhr
hey bru
heute haben wir die ersten 1000 seemeilen geschafft, jetzt sind es noch ca. 1800 💪🏻 wir schreiben im logbuch immer auf, wieviele seemeilen wir in 24 stunden machen. das geht bei uns immer von 14 bis 14 uhr und nennt sich etmal. von gestern auf heute waren es 149 seemeilen, das ist ganz ordentlich 😉. der wind bläst stetig mit ca. 20 knoten und die wellenhöhe liegt bei ca. 2.5 metern (gefühlt 4 m). hab 2 lebensmittelmotten entdeckt und erlegt. jetzt kontrollieren wir alle behälter, um den biestern auf die spur zu kommen – gar nicht so einfach, aber muss gemacht werden. dummerweise haben wir keine mottenklebstreifen dabei, nur kakerlakenhotels, maus- und rattenfallen. ja nu, vergessen halt 😬. wenn wir nicht gerade auf ungezieferjagd sind, vertreiben wir uns die zeit mit lesen oder karten spielen. langeweile kommt keine auf. hoffe bei dir ist alles ok, die schule offen und alle gesund und munter!?! es grüessli von uns 😘

Schon wieder eine Regenfront. Und rechts im Bild eine der erlegten Motten 💪🏻

fr 10.12.2021 18.18 uhr
hey bru
etmal heute 145 seemeilen. wir kommen gut voran. manchmal guck ich unsere position auf google earth, unfassbar dass wir da unseren standort sehen – irgendwo im atlantik 🤓 und hammer, wie die zeit rennt, schon wieder freitag. die nacht war gut (1 schiffsbegegnung) und der tag heute war sommerlich warm. die langen hosen haben jetzt ausgedient und liegen unbeachtet neben den socken. gestern haben wir noch lebensmittelkontrolle gemacht und 2 tüten kleie, die noch nicht umverpackt waren, weggeschmissen. da war alles voller grusliger spinnweben und vermutlich die brutstätte der motten. bisher haben wir keine mehr gesehen. ich versuche mal samstag- oder sonntagabend dich anzurufen. bis dahin ein schönes adventswochenende. bussi bri 😘

Morgens 8.30 lässt sich die Sonne blicken. Teamwork beim Kochen. Und Sowosama (= Google Maps auf bayrisch)

sa 11.12.2021 17.07 uhr
hey bru
heute doch wieder mottenalarm! wir haben alle lebensmittel kontrolliert und jetzt meint jan, es könnten klamottenmotten sein 🙄 keine ahnung wie die aussehen. und schon haben wir wieder einen job gegen langeweile: kleider kontrollieren 🤓. etmal war heute 142 seemeilen. die ganze nacht und heute tagsüber elendes geschaukel und wellen von allen seiten. haben jetzt wieder die genua gesetzt, nun ist es etwas besser. fliegende fische hatten wir bisher schon 4 an bord. die armen kerle werden wohl von böen an deck geschleudert und schaffen es dann selbstständig nicht mehr zurück ins meer. landen tun sie bisher immer nachts und da können wir nix für sie tun 😔. heute hat es die sonne lediglich am morgen durch die wolkendecke geschafft. die sonnenzellen laden die batterien trotzdem, welch ein glück. denn so können wir das steuern unbekümmert dem autopilot überlassen! eine riesen erleichterung für uns. geht es ins konzert oder kino? geniesse es 🤗 

So eine herrliche Morgenstimmung

sa 11.12.2021 21.38 uhr
hey bru
war schön, deine stimme zu hören 😊. es klang alles bissle abgehackt, aber besser als nix! deine nachrichten kommen leider nicht an. verstehen wir nicht, denn jans vater zum beispiel oder katrin konnten antworten. magst du mal versuchen, eine neue sms zu schreiben? vielleicht geht’s dann. hab grad noch geklimpert und es wird immer besser. hab schon leichten ansatz von hornhaut auf den fingerkuppen 😜. immer wenn es sich taub anfühlt mach ich pause. und jan, der kann super einschlafen daneben. ich hau mich jetzt auch aufs ohr. schlaf gut und danke fürs anrufen vorhin 😘 

So geht glücklich 🙂

so 12.12.2021 17.58 uhr
hey bru
also für heute hatten wir genug action. jan war im bad und ich hab die borduhr um 1 h auf 07.15 uhr zurück gestellt, als just in diesem moment die ganze elektrik ausgefallen ist. es hat nur kurz piep gemacht, dann ging nix mehr. vor allem kein autopilot. jan ist raus ins cockpit und meinte, wir müssen jetzt von hand steuern. ok, ich also das steuer übernommen. als wenn das schon nicht reichen würde, hat uns noch ein squall erwischt. bis zu 40 knoten wind, regengüsse von hinten und das boot wurde zum spielball der wellen. echt heftig! hab ich gestern noch vom autopilot geschwärmt… nun ja, der ganze zinnober hat 1 h gedauert, dann war der squall durch und jan konnte alles wieder starten 🤓. scheinbar hat 1 batterie im sommer mehr schaden genommen als gedacht. jetzt laufen nur noch die wichtigsten gerätschaften. den 2. kühlschrank haben wir abgetaut und ausser betrieb genommen und den autopiloten neu eingestellt, dass auch der weniger strom braucht. ich sags dir, so ein schiff auf kurs zu halten unter den bedingungen – holla die waldfee. halt uns die daumen, dass das system hält für den rest der überfahrt. apropos, wir hatten bereits das „bergfest“, also die hälfte der strecke geschafft 💪🏻 das wird eigentlich immer begossen, aber dazu waren wir beide heute nicht in stimmung, das kannst du dir vielleicht vorstellen. und meine seebeine sind auch noch nicht gewachsen. das heisst, ohne scopoderm geht nix, mit ein wenig mehr 😜. ach ja, unser etmal war 149 seemeilen. damit sind wir sehr zufrieden. im moment rauschen wir mit 6 bis 8 knoten in richtung karibik. vor uns kreuzt seit 2 stunden ein segelboot namens salty fish, er gibt keine antwort am funk, bestimmt ein franzose 😬. 3. advent heute, zur feier des tages gibt’s den letzten lebkuchen. und heute nacht werden wir wieder abwechselnd wache halten. das mussten wir bisher nicht, aber sicher ist sicher. dir noch einen erholsamen abend und liebe grüsse, bri

Das macht einem schon bisschen Sorgen

mo 13.12.2021 18.35 uhr
hey bru
wir gehen ab wie schmitz katze 🤓. etmal 160 seemeilen. das sind im schnitt 6,67 knoten. heute war ein richtig schöner tag. einzig das wellentheater lässt uns rollen. türen schlagen auf und zu und kaffeetassen werden durch die pantry gewirbelt 😜. spaghetti mit lauch und schwammerl zu kochen hat über 1 h gedauert. aber geschmeckt hat es super 😋. unsere neue beschäftigung ist herauszufinden, welche wolken nun die passatwolken sind – keine ahnung! jetzt mache ich halt immer wieder wolkenfotos und wenn wir wieder netz haben, wird’s gegoogelt. schönen abend und schaukelgrüsse, bri

Abends halb Neun ist es wieder ruhiger. Und auf Maps sieht es so aus, als hätten wir die Hälfte. GOOD MOOD
Passatwolken: Isses die da, die da am Himmel steht, oder die da, die ganz schnell mit uns zieht…

di 14.12.2021 17.18 uhr
hey bru
wir hatten eine ruhige nacht und bisher einen sonnigen tag. wir starten morgens immer mit einem warmen getränk, sitzen im cockpit und schauen zu, wie die sonne aufgeht. seit gestern vormittag fährt eine ketch (2-master) parallel zu uns. nachts kam sie immer näher ran und heute morgen hat sie gekreuzt und war sehr gut mit dem blossen auge zu sehen. jetzt ist der abstand wieder grösser, sie verschwindet hinter der kimm (nicht mehr zu sehen aufgrund der erdkrümmung) und läuft laut ais wieder zu unserer linken. unser etmal betrug 145 seemeilen. da hätte ich viel weniger geschätzt, jan war mit seinen 140 seemeilen nah dran. die gute nachricht: es sind unter 1000 seemeilen bis bequia 🤓 zum kochen haben wir von strom auf gas umgestellt. also muss jan mindestens 2 bis 3 mal angegurtet aufs vorschiff klettern, um die gasflaschen im aussenstaufach auf- und zuzudrehen. wir laufen immer noch auf dem steuerbordbug. meist mit dem kleinen segel, der fock. zum testen obs was bringt haben wir sie um 13.30 gegen die genua getauscht. kein bisschen schneller, aber ein wenig bewegung für uns, wurde die genua wieder gegen die fock getauscht. im schiff hat es um die 32 grad, draussen im cockpit mit dem lüftchen von hinten angenehme 25/26 grad. sonnige grüsse, bri

Chillen im Cockpit

mi 15.12.2021 18.28 uhr
hey bru
unser etmal heute 125 seemeilen. wir sind etwas langsamer unterwegs, weil weniger wind geht. der vorteil: wir konnten direkt die gunst der stunde nutzen und wasser machen. dazu haben wir das segel eingerollt und unseren kurs auf 285 grad geändert, damit wir nur driften. und hier kommt wieder die ketch ins spiel, die wir seit tagen immer in der nähe haben. netterweise haben sie uns angefunkt um zu fragen, ob bei uns alles ok sei, weil kein segel gehisst ist. alles in bester ordnung und danke fürs nachfragen 😉. der wassermacher lief heute erstmalig unter fahrt (ohne segel ist unser speed immer noch um die 3 knoten) der ansaugschlauch bleibt bei der geschwindigkeit nicht freiwillig unter wasser, also hat jan kurzerhand 2 kilo blei drangebunden, dann ging’s 🤓 der auf- und abbau des schwergewichtigen wassermachers ist eine schweisstreibende angelegenheit. deshalb haben wir uns direkt mit einer süsswasserdusche belohnt 🤓 obwohl wir sehr sparsam mit wasser umgehen, war unser 400 l süsswasservorrat nach den letzten 12 tagen auf etwa 100 l geschrumpft. jetzt ist er wieder bumsvoll und gibt uns ein gutes gefühl. übrigens laufen wir seit heute auf dem backbordbug (segel auf der linken seite) und steuern direkt auf st. lucia zu – nicht mehr auf brasilien. unsere essenszeiten sind aufgrund der zeitverschiebung irgendwie durcheinander. die borduhr zeigt 16 uhr, mein magen knurrt und wir hatten noch kein mittagessen. das werde ich bald ändern. wir freuen uns auf wraps 😋. sonnige grüsse, biggi&jan

do 16.12.2021 20.46 uhr
hey bru
der 14. tag auf see  🤩 seit unserem letzten abend in santa cruz, la palma, rätseln wir von wem das lied „raindrops keep fallin‘ on my head“ ist. wird zeit, dass wir wieder googlen können 😬 die nacht war ok bis genau 01.07 uhr. ich hatte freiwache und schlief, als jan ziemlich laut rief: biggi, du musst raufkommen, es ist wieder passiert! in 0 komma 5 stand ich oben und sah, was jan meinte. für etwa 20 sekunden war der strom wieder komplett aus – also weder autopilot noch ais am laufen. gedanklich sah ich mich schon wieder von hand steuern, als wie von geisterhand auf einmal alle instrumente wieder liefen. puuh! noch schnell den kurs korrigieren und wieder auf autopilot stellen – fertig. mann waren wir froh. ich hab dann gleich die wache übernommen und jan ist in die koje gekrochen. der rest der nacht war ruhig. der heutige tag war durchwegs sonnig mit stetem wind von bis zu 20 knoten – perfektes segelwetter 😉 unser etmal betrug 139 seemeilen und um 12.11 uhr kanarenzeit haben wir die 2000-seemeilen-marke geknackt. die borduhr haben wir erneut um 1 h zurückgestellt. zum essen gabs bratkartoffel mit lyoner und coleslaw 😋 du siehst, immer was los hier auf der rare breed – ob wir wollen oder nicht 😉 hab micha und kili noch glückwünsche geschickt und er konnte sogar antworten. so doof, dass es bei dir nicht klappen mag 😔

Ordentlich Welle heute
Hm, manchmal funktioniert es …

fr 17.12.2021 17.44 uhr
hey bru
heute ist es ein grauenhaftes geschaukel 🤪. eigentlich schon seit heute nacht. am morgen hab ich wasser gekocht für tee und kaffee. war das schon eine herausforderung, dass der topf nicht vom herd sprang. jans kaffee war save im thermosgefäss, mein tee in einer tasse und stand wo er immer steht, auf der ablage zum salon. wir sind so stark in eine welle gekracht, dass meine tasse einen satz gemacht hat und sich der tee über die salonbank und am boden bis zum navitisch ergossen hat. ächz, in zweierlei hinsicht! kein warmes getränk für mich und eine riesensauerei im schiff 🙄 die gute nachricht: unser etmal 157 seemeilen 💪🏻 und „nur“ noch 490 seemeilen bis bequia ⛵️ dafür brauchen wir ca. 3 ½ tage. yes! einen guten start ins wochenende 🤗

Läuft bei uns – mit 4711 (2200 Seemeilen geschafft) und ein Vollmondbild

sa 18.12.2021 17.43 uhr
hey bru
tag 16 – es geht voran 🤓 etmal 150 seemeilen. die gute nachricht: gemäss wetterrouting wird uns der wind auch in den nächsten tagen mit bis zu 20 knoten die segel aufblähen. wir fahren den perfekten kurs nach bequia – leider ist uns barbados im weg. ob wir nördlich oder südlich daran vorbeigehen wird sich zeigen. allerdings, wenn wir weiter diesen speed fahren würden, wären wir irgendwann in der nacht am ziel 😬 schneller können wir nicht, aber bremsen geht immer. momentan gehen wir davon aus, dass wir am dienstag unser ziel erreichen werden. also nur noch 3 schaukelnächte 🤓 es bleibt spannend 😉 du bist ja schon im endspurt vor den weihnachtsferien. ich hoffe, die schule ist noch immer offen und gut besucht!?! geniesse dein wochenende, bussi bri 😘

Der vorletzte Sonnenuntergang auf See

so 19.12.2021 18.56 uhr
hey bru
tag 17 🤩 unser etmal betrug 143 seemeilen. nachdem ich gestern noch problemlos für uns gekocht hatte, gings heute gar nicht gut. kalter schweissausbruch schon beim wasser kochen 🙄 erholung gabs anschliessend im cockpit bei einem warmen getränk 😬. wir haben beide so aufs wasser geguckt, als ich tropfen spürte. kaum ausgesprochen: „du, es regnet“ hatte uns der squall schon voll erwischt. regen peitschte von hinten quer ins cockpit, das licht änderte sich von strahlend sonnig auf total difus und der wind pustete ordentlich ins segel. so gut es ging haben wir alles in sicherheit gebracht und dann abgewartet bis das schauspiel vorüber war. ich hab noch versucht, was bildlich festzuhalten, aber es kommt irgendwie nicht so gut rüber. das gleiche gilt übrigens für vollmondbilder. das habe ich gestern ausprobiert. ein wunderbares licht, dass sich auf dem wasser spiegelt und man sieht enorm viel! sodele, noch 70 seemeilen bis zum nordkap von barbados! das heisst, die erste landsichtung wird heute am frühen abend sein 😉 unter 200 seemeilen bis bequia – auf zum endspurt 🤓. schönen sonntagabend dir und morgen einen guten start in die letzte arbeitswoche 😊😘

Einfach ein phänomenales Licht in der Nacht

mo 20.12.2021 14.25 uhr
hey bru
tag 18 ⛵️ letzte nacht sind wir stundenlang bis in die frühen morgenstunden an barbados vorbeigesegelt. so um 08.00 ist die insel im dunst hinter uns verschwunden. der wind hat nachgelassen und weht noch mit 7 bis 10 knoten. wir kommen noch mit 4 bis 5 knoten voran. unser etmal war 149 seemeilen. bis bequia sind es noch ca 50 seemeilen (gute 90 kilometer). das heisst, wir werden in 10 bis 11 stunden dort ankommen. wir geniessen den letzten tag unserer atlantiküberquerung bei ganz wenig welle (und ganz wenig geschaukel 🤓) und beobachten fliegende babyfische und möven. relaxen und den bauch in die sonne strecken ist angesagt. gechillte grüsse 🤗😘

di 21.12.2021 00.21 uhr
hey bru
um 23.28 uhr ortszeit sind wir glücklich und zufrieden in der admiralty bay von bequia vor anker gegangen. jetzt wird ne runde geschlafen 🤓. dir einen tollen start in den tag 🤗😘⛵️

Daten und Fakten

Reisezeit: 18 Tage 13 Stunden 28 Minuten
Motorstunden: 2,5 
Gesamtstrecke: 2684 Seemeilen
Bestes Etmal: 160 Seemeilen
Durchschnittsgeschwindigkeit über die gesamte Strecke: 6 Knoten
Topspeed: 16,5 Knoten
Gefangene Fische: 0 (Könnte daran liegen, dass wir nie Lust zum Fischen hatten)

Mein Fazit der Reise

Bedingungen Der Wettergott war uns sehr gnädig – kein Sturm oder Gewitter, keine Flaute. Bis auf die Hafenmanöver und zum Wasser machen sind wir unter Segel unterwegs gewesen.
Eindrücke ALLES war eindrücklich für mich. Nur wir, der Himmel und das Meer. So viel Wasser um unser kleines Boot, mehr Meer geht nicht! Die Kraft der Wellen, wenn wir mit bis zu 16 Knoten gesurft sind und uns ungläubig angeguckt haben. Erschrocken, wenn das Wasser nicht nur ein Mal wie Beton an die Unterseite vom Brückendeck geknallt ist. Fasziniert über Wolken, die über uns hinweggezogen sind, uns begleitet haben und sich das ein oder andere Mal über uns nahezu in einem Schwupp geleert haben. Genossen, dass es mit jedem Tag den wir unterwegs waren merklich wärmer wurde. Gestaunt über den Neumond, der die unfassbar unzähligen Sterne erst so richtig zum Leuchten gebracht hat. Gefreut über den Vollmond, der sich hinter uns im Wasser spiegelte und ausserdem eine super gute Sicht bescherte.
Und Jan’s Kommentar zu alldem ganz trocken: Und das alles, nur weil sich die Erde dreht. Ich mag seine Art von Humor 🙂
Nebenwirkungen die mir weder Arzt noch Apotheker vorhergesagt haben: Seit der Atlantiküberquerung schmeckt mir weder Kaffee noch Bier (!) oder sonstiger Alkohol 🤪 Mal sehen, ob sich das wieder gibt.
Stimmung an Bord Hervorragend 🙂 Wir haben oft gelacht, so gut wie nie gezankt und Langeweile ist nie aufgekommen. Wir hatten Zeit zum Kartenspielen, oder ich hab Jan vorgelesen und allabendlich auf der Ukulele was vorgeklimpert (Blowing in the wind, ein Garant, dass er eingeschlafen ist 🤓).
Good News Ich bin mitten auf dem grossen Teich wieder Grosstante geworden! Herzlich Willkommen Georg, hast dir tolle Eltern ausgesucht 😊
Nice to know Das Lied „Raindrops Keep Fallin‘ on My Head“ wurde 1969 von Hal David und Burt Bacharach für den Film „Butch Cassidy an the Sundance Kid“ geschrieben, Interpret B. J. Thomas – Google sei Dank 🤓
Nicht so toll Auch während dieser Reise sind mir dummerweise nicht wirklich Seebeine gewachsen. Darum hab ich meistens oben im Salon geschnibbelt und Jan hat in der Pantry alles in die Pfanne gehauen.
Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team.
Wiederholungsgefahr Würde ich es wieder machen? Ja, aber vielleicht nicht gleich nächste Woche. Aber wenn, dann auf jeden Fall mit Jan – Danke, dass du mich auf dieses Abenteuer mitgenommen hast.

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Und täglich grüsst das Murmeltier

Und täglich grüsst das Murmeltier

1. August 2021 – 13. Nachtwache in Folge

Wer mich ein bisschen kennt, der weiss was ich für ein Murmeltier sein kann. Und das geht so: müde, müder, Augen zu und es schläft – immer und überall. Ich kann dagegen ankämpfen, aber selbst wenn ich wollte – ich kann nicht gewinnen. Zuletzt ist mir das passiert, als ich mich mit Katrin in Kiel getroffen habe. Das war im Juni, kurz bevor wir in den NOK (Nord-Ostee-Kanal) eingebogen sind. Wir hatten uns eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen, der Abend war lang und wir hatten uns so viel spannende Geschichten zu erzählen. Doch auf einmal war ich so müde, dass ich – während Katrin sprach 🙄 – einfach kurz eingenickt bin – Sekundenschlaf. Liebe Katrin, ich hoffe, du verzeihst mir, es war wirklich nur ein klitzekleiner Moment 😇.

Katrin und Biggi in Kiel – Holtenau

Also, langer Rede, kurzer Sinn. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das mit mir klappen sollte, wenn ich auf RARE BREED für die Nachtwache eingeteilt bin.

Die erste Wache von 20 bis 23 Uhr war Jan‘s Part, von 23 bis 2 Uhr war ich dran, für die dritte von 2 bis 5 Uhr war wieder Jan zuständig und ich schliesslich von 5 bis 8 Uhr. Da hiess es: wach sein und wach bleiben – schliesslich hatte Jan bzw. ich in dieser Zeit die Verantwortung für Schiff und Besatzung. 

Ok, 23 Uhr bis 2 Uhr morgens. Das war einfach. Schnell mal die Zeit zurückgespult auf 1986 (als ich Anfang 20 war) und das gleiche Prozedere von damals durchgeführt. Um 20 Uhr ins Bett gehen, Wecker stellen, vorschlafen, raus aus den Federn, Wasser ins Gesicht, rein in die lange Unterwäsche und Ölzeugs drüber (früher natürlich duschen, schminken und Ausgehklamotten anziehen). Und dann anstelle in die Disco, ab in den Steuerstand. Statt abzutanzen ging es hier darum, Wetter, Wind und Segelstellung sowie den Schiffsverkehr über das AIS im Auge zu behalten.

1. August 2021 um 00.01 Uhr – Medi Serapo unterwegs mit 14.3 Knoten – geht vor uns durch 😉

Und: Alle 15 Minuten einen Rundumblick zu tätigen, ob nicht irgendwo ein Boot ohne AIS auftaucht. Pünktlich um 2 Uhr kam Jan zur Wachablösung und schickte mich mit einem „Hab eine schöne Freiwache“ zurück in die Koje. Und das liess ich mir nicht zweimal sagen. Raus aus den Klamotten, Wecker stellen, hinlegen und weg war ich. Um 4:45 Uhr grölte die Melodie von Miss Marple aus dem Handy – es war Zeit wieder aufzustehen, damit Jan in seine wohlverdiente Freiwache entschwinden konnte. Das Aufstehen kurz vor 5 ging locker vom Hocker – fast wie zuhause an einem ganz normalen Arbeitstag. Dass hier drei Stunden später schon wieder der Feierabend eingeläutet wurde, kam mir gerade recht. Und täglich grüsst das Murmeltier ging’s wieder ab in die Falle für ein paar Stunden. Ab der 5. Nacht, die Schiffsbegegnungen hatten sich auf 1 bis 0 pro Schicht reduziert, konnten wir sogar zwischen den 15-Minuten-Kontroll-Ausgucken ein kurzes Schläfchen wagen. Auch hier hat Miss Marple dafür gesorgt, dass ich keinen „Guck“ verpennt habe.  Nach einigen Tagen wird auch das zur Routine und ich bin froh, dass bis jetzt alles so gut geklappt hat. 

In den ersten drei Wache-Tagen haben wir ja die berühmt berüchtigte Biscaya überquert (ihr kennt das Gebiet bestimmt vom Wetterbericht: Das Tief, dass über die Biscaya zieht. … Biscaya, mit dem Titel gibt es übrigens auch ein tolles Lied von James Last).  Anyway, da war’s auf jeden Fall nachts wirklich frisch und warme, winddichte Kleider, dicke Socken und Schuhe dringend erforderlich. 

Je weiter südlich wir kamen, mit der Nortada (portugiesisch für Nordwind, der zwischen Juni und September vorherrschende Wind in diesem Gebiet) im Rücken, konnten wir nach und nach erst das Ölzeugs an den Haken hängen, dann die lange Jacke und schliesslich Schuhe und Socken weglassen. 

Ich habe den Atlantik in den letzten sieben Nächten in allen möglichen Facetten erleben dürfen. Mit kaltem Wind und viel Welle, welche furchteinflössend wie Beton von unten gegen das Boot krachten, mit Mondaufgängen in blutorange, mit wilder See und brechenden Wellen (für mich als Segelneuling zumindest), bis hin zu windstill mit fast glatter See, mit Sonnenuntergängen, deren Schönheit sich so spät am Abend bei Wachübernahme nur noch erahnen liess, einer Neumondnacht in denen Millionen von Sternen am Himmel funkelten – einfach nur gewaltig.

Meer – und noch mehr Meer ⛵️

Danke an den Wettergott und alle anderen „dafür Zuständigen“, dass wir die etwa 1000 Nautischen Meilen ohne Störungen zurücklegen konnten.

Ich schreibe das hier während meiner 23-bis-2-Uhr-Nachtwache und wir haben noch ca. 90 Nautische Meilen (ca. 166 km) bis Porto Santo bei Madeira.

Bald haben wir es in die Ankerbucht geschafft ⚓️

Wir laufen mit 6 bis 7 Knoten (nach 5 Tagen mal wieder mit Volvounterstützung von Steuerbord) bei relativ ruhiger See, die Nacht ist bisher sternklar und der Wind und die Luft lauwarm – kurze-Hose-Wetter! Wir sind so langsam auf der Barfussroute angekommen.

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Ratz-Fatz raus aus der Komfortzone

Ratz-Fatz raus aus der Komfortzone

03.07-23.07.2021

Also Ratz-Fatz lieb ich ja – weil: geht schnell und funzt. Sei es beim Ratz-Fatz-Kuchenrezept, Ratz-Fatz-Pastateig oder Ratz-Fatz-Nudelsalat. Aber genauso Ratz-Fatz waren meine Ferien am 3. Juli vorbei und der Abschied von Jan und dem Bootsleben fiel mir schwer. Und das, obwohl ich wusste, dass ich in 3 Wochen bereits wieder zurückkommen würde. Ob unser Wiedersehen allerdings wie geplant in Brest stattfindet, das würde sich schon bald zeigen.

Mein Flug von Amsterdam nach Zürich war pünktlich und so war ich um 18 Uhr bereits zuhause in Nänikon. Das Gefühl, das ständige Schwanken ausgleichen zu müssen, sollte mich noch ein paar Tage begleiten.

Voller Euphorie hatte ich am Sonntag bereits sämtliche Klamotten gewaschen und alles bereitgestellt, was auf Jan‘s Wunschliste stand, das unbedingt mit zu RARE BREED sollte – ich war eigentlich schon wieder fertig zum Abreisen 😉

Ich war selbst überrascht, dass alles in die Tasche ging 😉

Zur gleichen Zeit in Amsterdam war RARE BREED bereit zum Ablegen. Ich würde die Reise begleiten – mit dem Finger auf der Seekarte, oder besser gesagt am Bildschirm über Share.Garmin. Alle halbe Stunde sollte eine neue Punkt-zu-Punkt-Verbindung zu sehen sein und ich würde beobachten können, wie RARE BREED und ihre Besatzung sich ihren Weg von Amsterdam in den Englischen Kanal bahnt. Der erste Punkt, den Garmin im Angebot hatte, lag am 4. Juli um 10:11 Uhr irgendwo ausserhalb von Amsterdam, also waren sie unterwegs. 

…endlich ein Zeichen!

Ich war ziemlich nervös und hab im Halbstundentakt die Lage gecheckt. Meist war ich zufrieden, mit dem was ich gesehen hab. Ausser, das Signal wurde nicht pünktlich übertragen. Mein erster Gedanke: Hoffentlich ist das Schiff nicht gesunken! Ich hab dann schnell begriffen, dass das Satellitensignal auch mal Verspätung haben konnte und war dann etwas beruhigter. Aus den Punkten wurde langsam eine Kette.

…irgendwo vor der holländischen Küste

Am Montag ging es für mich erstmal wieder in die Arbeit. Die Zeit verging wie im Flug, ich hatte etliche E-Mails im Postfach, einige Sitzungen, eine Infoveranstaltung und einen Kurs zu besuchen – und Ratz-Fatz war Freitag. Und das beste, für Freitagnachmittag hatte sich Besuch aus Bayern angesagt. Mit meiner Schwester Sigi verbrachte ich nach sehr langer Zeit mal wieder ein richtig tolles Wochenende. Wir haben viel geratscht, fein gegessen (ich sag nur Trüffelrisotto 🤤) und die gemeinsame Zeit genossen. Und wie es der Zufall will, war in Nänikon Chilbi – auf der es dieses Mal Autoscooter, Kinderkarussell, einen Freefall (!) sowie zig Marktstände gab, an denen es vom Apfelkuchen bis zur Zuckerwatte alles fürs leibliche Wohl gab und natürlich auch allerlei Selbstgebasteltes feilgeboten wurde. Wir konnten abends eine gemütliche  Chilbirunde drehen, bevor ein aufziehendes Gewitter mit starkem Wind dem bunten Treiben ein jähes Ende bereitete. Zu diesem Zeitpunkt sassen wir beide bereits wieder auf der heimischen Terrasse und beäugten das Naturspektakel bei einem Aperolspritz.

Langeweile hatte keine Chance, denn wir wollten uns auch an die Bernina setzen und einen Sommerrock für mich nähen. Pinterest sei Dank, denn hier wurden wir doch tatsächlich fündig für eine Nähvorlage eines  Ratz-Fatz-Rocks. Beim ersten Rock hat das auch super geklappt und er war im Handumdrehen fertig. Beim zweiten dauerte es schon etwas länger, weil wir die Modifikation „das könnte ja noch gut aussehen, wenn wir einen Schlitz reinmachen“ eingebaut hatten. Ausgeartet ist es schliesslich, als ich in der Stoffkiste noch ein grosses Stück Stoff fand, aus dem Sigi ein Sommerkleid zaubern konnte. Das hat dann doch bisschen länger gedauert und damit dem Ratz-Fatz-Gedanken den Garaus bereitet. Spass hatten wir trotzdem ungemein.

Rock, Rock, Kleid – bamm – Ratz-Fatz-Nähspass / Selfie am Greifensee

RARE BREED hatte zwischenzeitlich den Englischen Kanal, Dunkerque, Dieppe und Cherbourg passiert und war in l‘Aber Wrac‘h in der Nähe von Brest in der Bretagne angekommen. Grossartig, dass Jan und Cynthia es so pünktlich dahin geschafft haben!

Hier begann eine neue arbeitsreiche Woche. Die Abende füllten sich mit Telefonaten mit meinem „Bru“ Thomas in Berlin oder Treffen mit Kolleginnen persönlich vor Ort – das „Schnacken“ durfte in dieser Zeit nicht zu kurz kommen.

Mit Denise und Nicole im Cucina und mit Rachel im Bababobo

Und am Samstag hiess es, auf nach Lottstetten und Päckchen abholen. Jan hatte diverse Ersatzteile für RARE BREED, ein Schaltpanel für USB, diverse Umlenkrollen, ein Seil und ein Thermometer für unseren Omnia bestellt und ich Ersatzbänder für unsere Beschriftungsmaschine.

Abends war ich bei Jan‘s Mama zum Essen eingeladen und Ratz-Fatz neigte sich auch die zweite Woche dem Ende zu.

Die dritte Woche war die Woche der Kündigungen. Jan und ich waren uns einig und dieses Mal auch wirklich sicher, jetzt ist der richtige Zeitpunkt und wir ziehen Ende Oktober aufs Boot um. So habe ich Montagmorgen meinen Job gekündigt, am Dienstag unsere Wohnung und am Mittwoch den  Tiefgaragenstellplatz. Jetzt ist es definitiv und es fühlt sich gut und richtig an. 

Ich habe seither oft gehört, ich sei mutig (… verrückt sei ich sowieso – danke Heinz 😂). Klar, ich verlasse meine Komfortzone – gebe meinen tollen Job auf, kündige unsere schöne Wohnung, hab vor, ein in jeder Hinsicht sicheres Land zu verlassen und lasse meine Familie und Freunde zurück. Das spiegelt das tränende Auge wieder. Aber das lachende Auge freut sich auf die Freiheit, jeden Tag ein bisschen mehr von unserer schönen Welt zu sehen. Weitestgehend autark unterwegs zu sein auf unserem kleinen schwimmenden Zuhause. Den grössten Swimmingpool der Welt vor der Tür zu haben. Delfine als Begleiter zu erleben. Vom Wind übers Wasser getragen zu werden, auch wenn die Haare davon zauslig sind. Mit Salz auf der Haut und Sand zwischen den Zehen – einfach so – Ratz-Fatz.

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