Welcome to Paradise

Welcome to Paradise

21.04. – 05.05.2022, St. Lucia – Bequia, Logstand seit Start: 5674 sm

Jan war ja schon einige Male in der Karibik und hat die Insel St. Lucia bisher immer bewusst ausgelassen, weil ihr Ruf in Bezug auf Kriminalität nicht der beste war. Umso mehr freue ich mich über diesen Stopp und wir sind beide gespannt was uns erwartet, nachdem ja vielversprechend „Saint Lucia – Let Her Inspire You“ auf unseren Armbändern steht. Abgesehen davon haben auch viele andere Segler von dem Eiland geschwärmt. 

Wir liegen in der Rodney Bay, das ist eine recht grosse Bucht mit langen Sandstränden die gesäumt sind von grossen Hotelanlagen. Wassersport wird bei den Touristen gross geschrieben und so rattern den ganzen Tag Speedboote mit Wasserskifahrern, Wetbikes oder kleine Hobie Cats mit Freizeitpiloten – manchmal verdächtig nah – an uns vorbei. Abends tönt Socasound, Westernmusik oder Karaoke vom Ufer rüber. Irgendwas ist immer …

Das Sandals ist zum Beispiel so eine grosse Hotelanlage. Vor dem Hotel gibt es (Salz-)Wasser ohne Ende, am Hintergang wird (Süss-)Wasser im Tankwagen angeliefert.

Es ist eben nicht alles Gold was glänzt.
Die Rodney Bay ist der ideale Ort um die Kayakpaddel auszuprobieren.
Obst- und Gemüselieferant und zudem ist das Boot zu mieten – AVAILABLE FOR DAY CHARTER 🙂

Am Samstag machen wir uns mit dem Beiboot auf den Weg zum Dinghydock mit direktem Zugang zu Pigeon Island.

Ausser uns parkt hier heute nur noch ein Fischer.

Kaum haben wir einen Fuss an Land gesetzt, werden wir bereits von einer netten Park Rangerin in Empfang genommen und zum offiziellen Eingang begleitet, an dem wir unseren Eintritt von 53 ECD (etwa 17€) entrichten können. Zuerst wandern wir auf den Signal Peak – sage und schreibe 109 m über dem Meer. Nach einer kurzen Rast mit Brotzeit geht es auch schon weiter zum Fort Rodney, welches auf der zweiten Erhebung von Pigeon Island liegt.

Der anfangs breite Wanderweg mutierte am Ende zur kleinen Kletterpartie.
Das Fort Rodney ist schon in Sicht.

Dieses Fort wurde früher von den Engländern benutzt, um französische Schiffe vom benachbarten Martinique zu beobachten. 

Ein paar Kanonen stehen hier noch rum. Der Blick auf die Bucht ist gewaltig.
Pigeon Island ist ein Inselfelsen, der 1972 künstlich durch Aufschüttung mit der Westküste der Hauptinsel verbunden und 1979 zum Nationalpark ernannt wurde.

Seit Donnerstag liegt auch die EXIT ONE mit Volker und Iris in der Rodney Bay. Die beiden kennen wir aus Grenada und da auch sie etwas von St. Lucia sehen wollen, haben wir uns für Sonntag zu einem Taxiausflug verabredet. Eddy, unser Fahrer hat uns am Morgen um 9 Uhr eingesammelt und sicherheitshalber gefragt, ob wir bereit seien für einen langen Tag 😉 Ja klar, kann losgehen.  Nach einer Viertel Stunde Fahrt sind wir an einem Friedhof vorbeigefahren, beste Lage mit Meeresblick und Eddy so: „The people die to lay here“, etwas makaber und heisst ungefähr: Die Menschen würden sterben um hier liegen zu können. Wo er recht hat, hat er recht. Der erste Halt ist in Castries an der Kirche, direkt am Derek Walcott Square.

Zum Gedenken an die beiden Nobelpreisträger aus St. Lucia, links Sir Derek Walcott und rechts Sir William Arthur Lewis (Wirtschaftsnobelpreis 1979)

Der aus St. Lucia stammende Poet und Dramatiker Sir Derek Walcott erhielt 1992 den Nobelpreis für Literatur und ein Jahr später wurde der Platz nach ihm benannt.

Castries, die Hauptstadt von St. Lucia, ist auch bekannt für ihren kunterbunten Markt. Der findet jeden Tag statt – ausser sonntags – leider. Nächster Stopp ist am PLAS KASSAV. Kassava ist eine Art Kartoffel und kann süss oder pikant verarbeitet werden. Schmeckt gut und macht satt – pappsatt. 

Hier gibt’s Kassavataler in allen möglichen Geschmacksrichtungen zu kaufen.
In dem Laden konnten wir nicht widerstehen und haben 4 Pralinen als Nachtisch gekauft.
Blick auf den Flughafen und Hafen von Castries.
Meine erste Kokosnuss mit Blick auf Soufrière und die Wahrzeichen von St. Lucia, Grand Piton und Petit Piton
Im Bus herrscht gute Stimmung 🙂
Wie überall in der Karibik ist alles schön bunt.

Auf einem Parkplatz mit Aussicht auf die Bucht L’Anse la Raye hat uns ein etwa 10-jähriger Junge namens Aaron erst mit „Welcome to Paradise“ begrüsst und dann ein Lied über seine schöne Heimat St. Lucia für uns gesungen. Am Ende wollte er lediglich eine Bewertung zwischen 1 und 10 von uns. Und es war eine glatte 10 – so herzig.

Weiter geht’s nach Sulphur Springs, „Saint Lucia’s and the Caribbeans’s Only Drive in Volcano“. Es sprudelt und raucht, wir gönnen uns trotzdem die Black Water Pool Combo mit der wir auch das etwa 40-grädige Schlammbad geniessen können.

Das Schlammbad stinkt nach Schwefel, soll aber sehr gesund sein. Und nein, wir waren nicht in den Sprudelbecken im rechten Bild, das hätten wir nicht überlebt 😉

Am Nachmittag steht noch der Botanische Garten mit dem Diamond Waterfall auf unserem Programm. Wir werden von der Dame an der Kasse noch ernsthaft aufgefordert unsere Masken zu tragen. Bisschen komisch, da wir nur zu viert im Garten unterwegs sind. Wir halten uns selbstverständlich (die meiste Zeit) ans Maskengebot.

Maskiert vor einer schönen Kulisse.
Herrlich diese Blütenpracht. Sogar ein Kolibri hat es auf ein Foto geschafft 🙂

Bevor wir den 2-stündigen Heimweg antreten, kehren wir zum Abschluss noch in Soufrière ein. Alles in allem ein toller Tag, müde aber happy – viel gesehen, geschmeckt, gerochen und erlebt und etliche Male mit „Welcome to Paradise“ begrüsst worden.

Eddy hat uns unterwegs unermüdlich mit Informationen zu Fischerdörfern, Sehenswürdigkeiten, Bäumen und Sträuchern gefüttert. 
Auf unserem schwimmenden Zuhause wollten wir uns dann über unseren Nachtisch hermachen – da war von Pralinen leider nix mehr zu erkennen.

Neuer Tag – neues Glück. So mache ich mich am nächsten Tag mit dem SUP auf zur EXIT ONE. Iris hat eine Essigmutter auf der Reise dabei und ist so lieb, uns etwas davon abzugeben. Essig wollte ich schon immer mal selbst machen. Hoffentlich wird’s was, dann müssen wir künftig nur noch Rotwein kaufen 🙂

Mit dem SUP zu den Nachbarn und dann wird zuhause Essig angesetzt.
Cockpit schrubben – vorher / nachher man sieht schon den Unterschied, oder …

Am Nachmittag höre ich Jan rufen: „Hello, what a nice Boat!“ Eine Prout 38 fährt an uns vorbei, der gleiche Satz schallt zu uns rüber und schon fällt der Anker in unserer Nachbarschaft. Jan klärt mich auf, dass diese Prout das Vorgängermodell von RARE BREED sei. Das erklärt natürlich seine Aufregung und so laden wir die Crew der CELTIC ROSE, Tony & Rosemary zum Sundowner bei uns ein. Tags darauf sind wir zu Besuch bei CELTIC ROSE – es gibt viel zu sehen und ist interessant, wie sich die Schiffe zum einen sehr ähneln und zum anderen wo die Unterschiede sind. Fotos machen, sich austauschen und jeder profitiert von jedem. 

Tony & Rosemary sind begeistert von unseren faltbaren Matratzen und uns gefällt deren Cockpittisch und Cockpitstuhl.
Lang lang ist’s her – endlich gibt’s mal wieder Semmelknödel. Wie sagte Volker so schön: Wenn’s mal Petersilie zu kaufen gibt, muss man Knödel machen 😉

Am Freitag soll zum ersten Mal seit Corona wieder ein Street Food Festival in Gros Ilet stattfinden. Wir können Tony & Rosemary auch dafür begeistern, fahren gemeinsam mit dem Dinghy in die Marina und laufen los. Auf dem Weg nach Gros Ilet erfahren wir, dass das Festival wegen der noch hohen Infektionszahlen um eine weitere Woche verschoben wurde. Schade, aber wir wollen trotzdem sehen, was so geboten ist im Viertel. Überall an den Strassen sind Grills aufgestellt, die Luft ist marihuanageschwängert und aus den Boxen dröhnt Musik. Schon unterwegs wird Jan ein Kotelett vom Grill angeboten und nachdem er dankend verneint, bietet das Pärchen Jan seine Tochter zum Mitnehmen an! Anfangs denken wir noch sie würden scherzen. Als der Mann jedoch meint „Sie hätte es besser bei dir“, sind wir uns da nicht mehr so sicher. (Dieses Erlebnis hat uns sehr nachdenklich gestimmt und beschäftigt uns immer noch.)

Wir landen schliesslich im Duke’s. Ein Freiluftrestaurant, dass für besten Fisch vom Grill bekannt ist. Viele Einheimische fahren mit dem Auto vor und holen sich das Essen zum Mitnehmen. Wir setzen uns gemütlich hin und essen unter freiem Himmel.

Gegrillter Fisch mit Knoblauchsauce und Salat – sehr lecker 🙂
Baywatch (in die Jahre gekommen …) und nachts zu Fuss zurück zum Dinghydock.

Am Samstag machen wir uns zu einem Beachwalk auf von der Rodney Bay Marina bis zum Pigeon Nationalpark. 

Einheimische Kinder preschen mit den Pferden im Galopp am Strand entlang – ein Augenschmaus
Die Häuser sind farbenfroh und die Laternenmasten in den Landesfarben angestrichen.
Das Motto der Grundschule: Die Erde ist unser Zuhause – kümmern wir uns darum.

Alle Strände sind öffentlich, aber an den Hotelstränden werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir den hoteleigenen betonierten Fussweg nicht benutzen dürften. Im Sand laufen sei kein Problem.

Beach-Shuttle von einem zum nächsten Strandabschnitt. Bezahlen müssen wir nichts, der Fährmann meinte nur: not everything is for money

Am Ende des Beachwalks setzen wir uns unter einen grossen Baum und werden mit einem freundlichen „Welcome to Paradise“ von einem Einheimischen angesprochen. Er erzählt, er sei hier geboren und alle würden ihn nur den „Bushman“ nennen. Auch dieses Mal lehnen wir das nett gemeinte Angebot ab, was zum Rauchen zu kaufen 😉

Hier ist das Ende vom Strand und der Anfang vom Pigeon Island National Landmark.

Wir beschliessen, am Montag Anker auf zu gehen und in die Marigot Bay zu verschieben. Gesagt – getan. Um 10.30 Uhr segeln wir bei schönstem Wetter und gutem Wind los. Nur einen Squall und nicht einmal 2 Stunden später erreichen wir die malerische Bucht.

Marigot Bay – idyllisch gelegen.

Die Marigot Bay ist sehr klein und ankern ist nur ausserhalb der Bucht erlaubt. Also gehen wir für 81 ECD pro Nacht an die Boje. Mit Entrichtung der Bojengebühr dürfen wir Spa und Hotelpools benutzen. Das heisst, wir machen 3 Tage Ferien vom Boot und relaxen am Pool. Es fühlt sich komisch an, mal wieder im Süsswasser zu schwimmen – irgendwie fehlt der Auftrieb …

Meist sind wir allein und ungestört im und am Pool 🙂

Die Marigot Bay wird als die schönste Bucht in der Karibik bezeichnet – dem können wir nur zustimmen. Wir geniessen die Ruhe, nachts sind nur Grillen am Zirpen und Vogelgesang ist zu hören. Hier kommt wieder das SUP zum Einsatz. Ganz entspannt drehen eine Buchtrunde im ruhigen Wasser.

Auch in dieser kleinen Bucht liegen und hängen Bootsleichen rum.

An Land geht’s für uns auch hier mit dem Dinghy. Das Dinghydock ist winzig, bietet Platz für 3 bis 4 Boote und befindet sich direkt neben der Anlegestation vom Wassertaxi. Das Einfahren erfordert ein wenig Geschick, erstens um nicht das Taxi und zweitens das felsige Ufer zu touchieren. 

Ganz schön knapp hier.

Gewöhnlich schliessen wir das Dinghy immer ab, aber dieses Mal ertönt es aus einem kleinen Häuschen (fast schon bisschen vorwurfsvoll): You don’t have to lock your dinghy here. Und wir denken so „Welcome to Paradise“ 😉

Am Dienstag lassen wir uns nach ausgiebigem Chillen am Pool für einen Sundowner ins Doolittle’s bringen – natürlich mit dem Wassertaxi. Ein berühmter Ort, denn hier wurde die Originalfassung des Musical-Streifens Doctor Dolittle aus den 1960er Jahren mit Rex Harrison und Samantha Eggar gedreht.

Am Mittwoch stehen Ausklarieren und Antigentest für 25 US$ pro Nase (hahaha, im wahrsten Sinne des Wortes) auf dem Plan und natürlich nochmal in den Pool hüpfen. Wer weiss, wann sich das nächste Mal die Gelegenheit für uns bietet im Süsswasser schwimmen zu können. Gegen Mittag lösen wir die Seile von der Boje, manövrieren uns aus der Bucht und mit einem letzten Blick zurück drehen wir ab Richtung Süden. Nächster Stopp ist die Pitons Bay, die wir nach knapp 12 sm erreichen. Die beiden Berge Grand Piton (770m) und Petit Piton (743m) sind die Wahrzeichen von St. Lucia. Dass sich die beiden erkalteten Vulkankerne tatsächlich um ein paar Höhenmeter unterscheiden ist mit blossem Auge nur schwer zu erkennen. 

Piton’s – wir kommen 🙂

Sofort ist ein Boatboy zur Stelle, begrüsst uns mit „Welcome to Paradise“, hilft uns an der Boje festzumachen – für 20 ECD – und bietet gleich weitere Dienste an. Unter anderem würde er frisches Brot für 20 ECD liefern. Das hört sich gut an, schliesslich wollen wir die Locals auch ein wenig unterstützen und wir bestellen eines. Gegen Abend kommt der kleine Bruder vom Boatboy alleine zu uns, bringt das Brot und verlangt 25 ECD. Auf unsere Frage, wieso das Brot auf einmal 25% teurer ist, antwortet er: Because Grandma said it is the last… sehr geschäftstüchtig seine Grandma 😉

Wahrlich pito(n)resk, gell Bru 🙂

Abends um 19 Uhr bekommen wir schliesslich noch Besuch vom Park Ranger, der die 51 ECD Bojengebühr einzieht. Wir bezahlen gerne, schliesslich befinden wir uns in einem UNESCO Naturerbe. 

Unser Fazit zu St. Lucia: Es ist wirklich paradiesisch, wir haben uns zu jeder Zeit sicher gefühlt und würden (werden) wieder kommen.

Am Donnerstagmorgen um 5 Uhr klingelt der Wecker und bereits um 05:30 Uhr lösen wir die Leinen von der Boje und setzen wieder zur Verschiebung an. 

Tee für die Crew und Kaffee für den Skipper. Tschüss Pitons – tschüss St. Lucia.

Und auf geht’s weiter Richtung Süden.

Höchstwerte: Fast 40 Knoten Wind und über 8 Knoten Speed.

Unser Ziel ist (wieder) Bequia, wie schon nach unserer Atlantiküberquerung – wir sind Wiederholungstäter. Es ist ein klein wenig wie heimkommen. Alles kommt uns bekannt vor mit Health Check bei Daffodils (die gleichzeitig Wäscheservice anbieten) und das Einklarieren im Customs (wo die Mädels hinterm Schalter erstmal Whatsappbilder gucken, bevor es ans Bedienen geht) & Immigration. Wir freuen uns auf ein paar schöne Tage in bekannter Umgebung.

Unmaskiert im Paradies

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2 Gedanken zu „Welcome to Paradise

  1. Ihr lieben, DANKE VON HERZEN für diesen wundervollen reisebericht! so schön zu sehen, dass ihr glücklich seid und es euch so gut geht in eurem neuen lebensabenteuerabschnitt! knuddelgrüsse aus der heimat, daniela

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