Welches Schifferl soll’s denn sein?

Welches Schifferl soll’s denn sein?

Da ich nicht im Lotto gewonnen hatte (OK, ich geb’s ja zu – also sehr habe ich es ja auch nicht versucht…) waren die Mittel endlich und ich habe immer meine Schiffssuche strikt nach meinem Budget gerichtet. Das Motto war immer, dass der Sundowner am tropischen Ankerplatz genauso gut schmeckt, egal ob man auf einer Superyacht oder einem kleinen Segelboot sitzt. Die Aussicht ist für beide gleich.

Zu dem Zeitpunkt, als ich in der Lage war mich ernsthaft nach einem Boot umzusehen, war es klar, dass ich diese Entscheidung würde alleine fällen müssen, denn es gab niemand, der dies mit mir machen wollte. Daher schreibe ich diesen Abschnitt konsequent in der „ich“-Form.

Natürlich habe ich mich intensiv mit dem Thema, was mir bei meinem nächsten Boot wichtig ist, beschäftigt. Jedes Boot wird ein Kompromiss sein, sei das, weil sich gewisse Anforderungen widersprechen, aber vor allem, weil das vorhandene Budget klare Grenzen aufzeigt. Umso wichtiger ist es, möglichst genau zu wissen was man braucht, was man gerne will und auf was man gut verzichten kann.

Es würde eine „One Shot Only“ Sache sein. Bei einem dramatischen Fehlkauf würde es schlichtweg keinen zweiten Versuch mehr geben – also besser von Anfang an das „richtige“ Boot erwischen!

So, und welche Kriterien habe ich nun angewendet? Durch meine 5-jährige Weltumsegelung hatte ich ziemlich klare Vorstellungen was ich wollte und was nicht. Ich konnte daher die ganze Sache relativ systematisch angehen.

Die erste Entscheidung war, ob es ein Mehrrumpfboot oder wieder ein Einrumpfboot sein sollte. Beide Bootstypen haben Vor- und Nachteile und beide eignen sich in meinen Augen als sicheres und hochseetüchtiges Vehikel, um lange Blauwasserreisen zu machen. Ich habe lange zwischen einer Aluminiumyacht und einem Katamaran geschwankt. Schlussendlich habe ich mich aus folgenden Gründen für einen Katamaran entschieden:

  • Ein Katamaran bietet bei einer gegebenen Länge viel mehr bequem nutzbaren Wohnraum als ein Einrümpfer.
  • Beim Katamaran verbringt man den grössten Teil des Tages mit guter Rundumsicht im hellen Salon auf dem Brückendeck.
  • Ein Katamaran krängt nicht beim Segeln, was dazu führt, dass man ausgeruhter bleibt und sich vor allem sicherer an Bord bewegen kann. Ein Argument, welches mit zunehmenden Alter immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ausserdem rollt ein Katamaran niemals so wie ein Einrümpfer – sowohl beim Segeln wie auch vor Anker.
  • Ein Katamaran kann – theoretisch – kentern, aber bleibt im Falle eine Havarie an der Wasseroberfläche. Auch wenn man grosse Leckstellen hat, wird ein Katamaran nicht sinken, weil das Baumaterial (Sandwichlaminat aus glasfaserverstärktem Kunststoff und Schaum oder Balsa) leichter als Wasser ist. Ausserdem hat ein Katamaran keinen tonnenschweren Bleikiel, der ihn bei einem Leck nach unten zieht.
  • Beim Katamaran sind wichtige Sachen wie Ruder und Motoren doppelt vorhanden, was eine Redundanz ergibt.
  • Ein Katamaran ist auf Kursen mit achterlichen Winden, wie sie bei einer Weltumsegelung vorherrschen in der Regel schneller (und bequemer) als ein vergleichbarer Einrümpfer.

Wie weiter oben geschrieben, ist jedes Boot ein Kompromiss und so hat ein Katamaran selbstverständlich auch Nachteile, die ich akzeptieren musste:

  • Ein Katamaran ist ca. 50-100% teuerer als ein gleichlanger Einrümpfer. Das hiess bei mir, dass ich ein für den gleichen Preis einen wesentlich grösseren Einrümpfer bekommen hätte. Insofern relativiert sich die Raumfrage, wenn man es rein finanziell anschaut.
  • Ein Katamaran in der Grösse und Art, wie ich es mir leisten konnte segelt in der Regel – ausser bei achterlichen Winden – schlechter als ein vergleichbarer Einrümpfer.
  • Ein Aluminium-Einrümpfer wäre in Bezug auf Segelgebiete viel flexibler als ein relativ kleiner Katamaran. So ist ein Segeln zum Beispiel im Eis nur sehr eingeschränkt möglich mit einem Katamaran. Aber da ich vor allem in den tropischen Gewässern segeln wollte, ist das für mich weniger wichtig gewesen.

Summa summarum war damit der Entscheid für einen Katamaran gefallen und die Suche nach einem geeigneten Boot konnte losgehen. Auch mit dieser Einschränkung war die Suche aufwändig genug, wie im nächsten Beitrag ersichtlich ist…

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