Marinaleben im Paradies

Marinaleben im Paradies

12.01. – 04.02.2022 – Tyrell Bay, Carriacou – Grenada, Logstand seit Start: 5341 Seemeilen

Seit ein paar Tagen hab ich mal wieder Rippe. Das kommt davon, wenn man in meinem Alter mit 2 Kindern, die volle Wasserratten sind, auf dem SUP rumtollt 🙄 Jan meint, dies sei wohl meine Achillesferse…

Die Insel Union war für eine Nacht unser letzter Stopp in St. Vincent and The Grenadines.

Clifton Harbour: Ein traumhafter Spot zum Ankern, trotz Wind.

Unser Plan: PCR-Test machen und Ausklarieren. Gesagt – getan. Um das Dinghydock zu erreichen, müssen wir durch eine sehr schmale Brückenzufahrt manövrieren. Dahinter sieht aus wie in Klein-Venedig. 

Um Punkt 9 Uhr ging es von hier aus zu Fuss zur „Nurse Janell“ im Bouganvillea-Hotel für den PCR-Test. Hier ist Pünktlichkeit angesagt, denn um 9.15 Uhr ist die Nurse schon wieder weg, um die Tests ans Labor zu geben. Der Vorteil: Mittags bekommen wir bereits unsere Ergebnisse. Nach dem Test sind wir ins Immigration Office um uns ordnungsgemäss abzumelden, um danach in die Tyrell Bay, Carriacou weitersegeln zu können. Angeschaut haben wir auf Union nichts, kommen aber bestimmt nochmal zurück. Es gibt auch hier einiges zu entdecken.

Zum PCR-Test gehts in den eingewachsenen Pavillon und zum Ausklarieren ins grün getünchte Immigration-Office.
So schön bunt hier. Viel haben wir von Union Island nicht gesehen – wir kommen wieder!
Kurz vor der Tyrell Bay: Ein Satz mit X das war wohl nix. Das Anglerglück blieb aus.

Am 12. Januar um 13.15 Uhr fällt der Anker in der Tyrell Bay auf Carriacou. Um 16 Uhr haben wir das Einklarierprocedere abgeschlossen.

Der Health-Check ist im weissen Pavillon neben dem roten Container und Einklarieren im türkis getünchten Customs and Immigration-Office.

In der Tyrell Bay liegen auch Peter und Judith von der FANTASEA. Die Wiedersehensfreude ist gross und gleich am ersten Abend gehts mit ihnen in den Paradise Beach Club zum Sundowner.

Eine tolle Location mit sehr freundlichem Personal und feinem Essen (Blue Marlin mit Avocado)

Da sind wir nun und erkunden die Insel mit dem Bus. Einen Bus stoppen ist super einfach: Entweder winken, oder vorbeifahrende Busse hupen und die Fahrer fragen, ob man mitfahren möchte. Wir lernen schnell, denn wer aussteigen möchte, ruft laut, klopft an die Scheibe oder aufs Blech – einen Ausstiegsknopf, den man drücken könnte, gibt es nicht. Oder man sagt gleich beim Einsteigen, wo man aussteigen möchte, dann hält der Bus auch. Die einfache Fahrt gibt es für 3,50 EC$ und beim Bezahlen wird das Geld von hinten nach vorne und zurück durchgegeben. Frischen Fisch dabei? Kein Problem, der wird während der Fahrt kurzer Hand in einer Schüssel zwischengelagert. Kleinkinder werden vor der Haustüre abgeholt und mitgenommen, Kurierdienstleistungen werden unter Einbezug der vorbeilaufenden Bevölkerung erbracht – alles ganz easy. Und der Bus hält auch dann, wenn keine Haltestelle zu sehen ist. All das funktioniert einwandfrei und ganz ohne Fahrplan. Wir sind begeistert. 

Hier auf Carriacou möchten wir uns die Booster Impfung holen. Der erste Tipp erweist sich als Nullnummer, im Health Center gibt es keinen Impfstoff. Aber donnerstags, also heute, kann man sich im Hillsborough-Hospital impfen lassen. Also schwingen wir uns subito in einen Bus und düsen in die Hauptstadt. Vielversprechend ist auf dem Aufkleber im Innenraum zu lesen: (CAUTION) STUNT DRIVER – die Erwartungen sind hoch.  Ja, er fährt ganz gut, aber den Weg zum Hospital kennt er nicht, da wäre uns ein „RALLYE DRIVER“ hilfreicher gewesen. 

Das ist mal eine Ansage.

Nach zwei Kreisfahrten im Ort werden wir von einem mittlerweile mürrischen Fahrer einfach am Busterminal ausgeladen. 15.30 Uhr, wir müssen selber suchen wo das Hospital ist, das schliesst um 16 Uhr. Zum Glück lag es eigentlich nur um die Ecke hinter der Schule und so sind wir beide um 15.45 Uhr „gepfizert“ – kostenlos und unbürokratisch. Eine kleine Spende wird von der Ärztin gerne angenommen. 

Carriacou Botanical Gardens war leider „Under Construction“, aber am Wegesrand gab es auch schöne Blumen zu sehen.

Tags darauf ziehen um in die Sandy Island Bucht. Sandy Island ist eine kleine unbewohnte Insel mit einigen Palmen und Mangroven drauf, die man in gut 30 Minuten umlaufen kann. Auf der Nordseite ist ein Wall aus abgestorbenen Korallen, die eine schöne Brandung erzeugen. Einzig Eremitenkrebse haben wir in allen Grössen gesehen. Touristen lassen sich mit Wassertaxis dort hinbringen, um zu grillen und zu chillen. Vor der Insel sind ein paar Sandflecken, der Rest sind kleine Riffe. Und da macht Schnorcheln so richtig Laune. Ich versuche den Fischschwärmen näher zu kommen und kann mich kaum satt sehen an den vielen bunten kleinen und grösseren Meeresbewohnern. Ich war mit der GoPro bewaffnet und bereit ein paar scharfe Bilder zu schiessen. Das Ergebnis ist eher ernüchternd mit meiner Ausrüstung, also geniesse ich nur.

Nur ein kleiner Schlag rüber nach Sandy Island. Der Eremitenkrebs und wir beide, sonst war niemand auf der Insel.


Abends kommen Peter und Judith an Board und wir spielen erneut TAC mit den beiden. Am Ende steht es 1:1, das heisst es wird irgendwo wohl eine Entscheidungsrunde geben. 

Am Montag reisen die FANTASEA’s weiter Richtung Norden und wir machen uns nach Süden auf. Unser nächstes Ziel ist Grenada. Also gehen wir um 08.30 Uhr Anker auf und beschliessen unterwegs mal wieder die Angel auszuwerfen. Es hat relativ lang gedauert, aber dann schien sich plötzlich etwas zu tun. Die Leine schnurrte und Jan machte sich daran einzuholen. Zu der Zeit war es echt ungemütlich an Bord, eine dunkle Regenfront vor uns und RARE BREED wurde mal wieder zum Spielball der Wellen. Jan stemmte sich in den Heckkorb und kurbelte schweissgebadet unter grossem Kraftaufwand, um den Fang an Bord zu holen. Sein Ausruf „Da muss ein Buckelwal dranhängen“ machte mir kurzfristig etwas Sorge – wäre ja doch ein bisschen zu gross… Langer Rede kurzer Sinn – nach 20 Minuten rödeln war der Köder aus dem Wasser und es hing nur gelbes Seegras dran. Petri Dank 😜

Wir erreichen nach knapp 40 Seemeilen um 14.30 Uhr die Marina „Le Phare Bleu“. Und bereits um 16 Uhr geht’s rüber zu Gottfried und Sandra von der MOANA. Ich habe die beiden in Amsterdam das letzte Mal getroffen und Jan in L’Aber Wrach – welch eine Freude, die beiden wiederzusehen 😊

Zudem können wir bei ihnen unser neues Dinghy und den neuen Aussenborder (der jetzt bisschen mehr Horsepower hat) sichten. Gottfried hat uns beides netterweise besorgt, denn das ist hier grad Mangelware und sehr gefragt.

Unsere neue Familienkutsche, ein Highfield UL 260 mit einem Tohatsu 9.8 Motor dran.

Der erste Ausflug mit unserer Familienkutsche geht in die Whisper Cove Bay zum Sundowner und Pizzaessen. Die Fahrt dorthin ist etwas knifflig – entlang an gelben Bojen, damit wir nicht am Riff hängenbleiben und vorbei an Schiffswracks – und dauert normal nur ca. 20 Minuten. Wir haben mit dem neuen Motor im Schneckentempo doppelt so lang gebraucht – Gasstellung: Viertel, Halb, Viertel…. Motor einfahren. Bei der Rückfahrt in die Marina ist es stockfinster. Zum Glück sind die gelben Bojen mit Blinklichtern versehen und die beiden anderen Crews geben uns mit reduziertem Speed Geleit.

Von links nach rechts die Crews von „EXIT ONE“, „MOANA“ und „RARE BREED“

Mittlerweile habe ich die 2. Dinghyfahrstunde absolviert und bin mit Jan als Galionsfigur sogar ins Gleiten gekommen 😉

Jiiichaaaa – geht ab wie Nachbars Lumpi

Bei beiden Volvomotoren ist wieder mal der Ölwechsel fällig.

An der Steuerbordmaschine ist der Zugang relativ bequem.
Fundstück des Tages: Ein tadelloser Werkstattwagen 😬 – TÜV-geprüft? Keine Ahnung…

Am Sonntag machen wir spontan mit der Crew von EXIT ONE einen Dinghyausflug nach Hog Island. Dort soll es die besten Hamburger geben. Wieder geht’s entlang der gelben Bojen, dann quer durch die Woburn Bay und unter einer Brücke durch, schon sind wir da. Hog Island kommt uns vor wie eine grosse Familie von Hippies und hängengebliebenen Yachties. Aus riesigen Boxen tönt Reggae- und Soca-Sound und die Luft ist von süsslichem Duft geschwängert. Wir würden an einem Stand gern was zu essen bestellen, müssen aber warten, bis der Grillbetreiber die Tüte für die Girls fertig gedreht hat, die vor uns da waren – first come – first smokes 🤓 

Dann hat uns der Typ einfach vergessen – nicht nur einmal, ich glaub, Jan ging 4 Mal wieder zum Grill um unsere Bestellung zu erneuern. Irgendwann kam’s dann auch – Yo Man! An einem kunterbunten Stand haben wir unseren Obst- und Gemüsebestand wieder aufgefüllt. Wechselgeld – ja, haben wir bekommen – in Form von Bananen. Auch gut. 

Hog Island ist einen Sonntagsausflug wert.
Auf dem Rückweg überholt uns noch ein Dinghyhund.

Wissenswertes zur Marina Le Phare Bleu (das blaue Leuchtfeuer) und dem Lighthouse Ship

Die Geschichte des Feuerschiffs ist ziemlich spannend und Jan’s Ohren spitzten sich, als er den Werdegang gelesen hat. Das Schiff wurde 1900/1901 in Stockholm als „Lightship nr. 23“ gebaut und lief unter dem Namen Västra Banken. Bis 1970 war es in Schweden als Feuerschiff an 3 Orten im Einsatz: Kopparstenarna, Grundkallen und Västra Banken. Später diente es als Personalunterkunft und als Hausschiff und wurde 2005 zum 3. Mal verkauft, dieses Mal an die Besitzer von Le Phare Bleu. Diese liessen das Schiff in Rostock restaurieren und anschliessend auf einem Frachter nach Grenada bringen.

Ein Schiff mit Flair 🤩

Heute dient das Leuchtschiff den Yachties mit Dusch- und WC-Anlagen. 

Ja, die Armaturen könnten schon etwas älter sein 😉

Le Phare Bleu ist auch ein herziges Ferien-Resort mit einem eigenen Strandabschnitt, einem Pool, Kayaks, Hobicats und einer Badeinsel im Hafenbecken. Alles in Bootsnähe und darf auch genutzt werden. Weiter gibts noch ein Restaurant mit feiner Küche. Wirklich schön hier. 😊

Hier gibt es den allerbesten Cold Brew-Coffee, man sitzt unter Palmen und hat den Blick auf die Bucht. Herrlich!

Geführt wird das La Belle Vie Café von Marc und Anni, beide aus Kanada und während Corona – zu unserer Freude – hier mit dem Boot hängengeblieben.

Der kleine aber feine Laden „Meat and Meet“ bietet so manchen Gaumenschmauss, wie frisches Fleisch, Fisch oder selbstgemachte Quiche. Lecker!

Hier führt ein aus Frankreich gestrandetes Ehepaar die Geschäfte. Es läuft auch immer gute Musik, während Gilles sein Fleisch filetiert.

Das Wichtigste: Freitagabends findet immer Karaoke im Lighthouse Ship statt. Anstelle auf dem Boot zu hocken beschliessen wir uns direkt vor Ort beschallen zu lassen. Und das war die absolut richtige Entscheidung. Es hat total Spass gemacht, Locals und Yachties, Gross und Klein, Alt und Jung beim Singen zuzuhören bzw. auch mal lauthals mitzugrölen. 

Unsere Lieblingsinterpretin mit ihrer Soulstimme und der DJ rechts im Bild bei jedem Song mit Herzblut dabei.

Auch das gibt’s in der Marina zu sehen. Diese Yachties haben ihre Schiffe wohl schon länger nicht mehr bewegt.

Manche bleiben einfach hängen oder wenn Leinen lange Bärte wachsen. Vom Bewuchs an den Schiffen ganz zu schweigen.

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