Die Grenadinen zum Zweiten

Die Grenadinen zum Zweiten

05.05. – 23.05.2022, Bequia – Carriacou, Logstand seit Start 5728 sm

Auf der Überfahrt von St. Lucia nach Bequia hat unser kleiner Kat wieder mal gezeigt, dass er bei den richtigen Verhältnissen sehr schnell sein kann. Wir wollten spätestens am frühen Nachmittag in Bequia ankommen, um noch rechtzeitig einklarieren zu können. Die Antigentests sind offiziell nur für 24h gültig. Diesen Zeitraum hatten wir bereits überzogen, aber der Agent in Bequia hat gemeint, dass sie dort ein Auge zudrücken würden, wenn es nicht allzu viel mehr als 24h wären. Um das zu erreichen mussten wir auf der Strecke eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 5 Knoten halten. Im Normalfall absolut kein Problem, wäre da nicht die starke Gegenströmung zwischen St. Lucia und St. Vincent gewesen – trotz gutem Wind mussten wir eine Maschine zuschalten, um nicht zu langsam zu werden. Hinter St. Vincent war wie fast immer Windstille und so liefen wir weiter unter Maschine. Kurz vor dem südlichen Ende von St. Vincent fuhren wir unmittelbar hinter einer Hallberg-Rassy her. Sie war mit 42 Fuss etwas länger als wir, aber als der Wind wieder auffrischte haben wir derart Fahrt aufgenommen, dass das Schweizer Boot schnell hinter uns zurückblieb. Wir düsten mit 8-9 Knoten in die grosse Ankerbucht von Bequia rein und mussten fast aufpassen, dass wir rechtzeitig vor dem Ufer zum Halt kamen. 

Impressionen von der Admiralty Bay, Bequia
«Baguttes» – EIne Bequianische Brotvariation?

Auf dem Nordkap der Admiralty Bay auf Bequia gibt es ein kleines Fort, dass wir tags darauf angeschaut haben. Der Weg dorthin ging um die ganze Bucht und durch die Wohnquartiere bis oben auf den Hügel. Sobald man die hübsche Hauptstrasse im Ortskern von Port Elizabeth hinter sich gelassen hat, wird es schnell sehr verfallen und slumartig. Die Häuser sind teilweise ziemlich baufällig und überall liegt Unrat, Reifen, alte Autowracks und ausgediente Holzboote rum. Das Abfall- bzw. vor allem das Litteringproblem ist in der Karibik allgegenwärtig. Es ist uns natürlich bewusst, dass die kleinen Inseln grösstenteils gar keine Möglichkeit haben ihren Abfall sachgerecht zu entsorgen, aber wir verstehen nicht, dass alles einfach auf den Boden geschmissen wird, obschon es an vielen Orten Abfallbehälter hat. Die Leute leben auf einer kleinen Insel und schmeissen ihre Petflaschen und Fastfoodverpackungen einfach ins Gebüsch. Das ist uns auch auf St. Lucia sehr aufgefallen – «Welcome to Paradise» und alle paar Zentimeter liegt irgendwelcher Müll rum. Ganz krass war es bei den grossen Hotelanlagen. Dort wo die Touristen hinkommen wird alles schön sauber gehalten, aber kaum geht man ein paar Meter hinter die Hotelanlagen ist wieder alles übersät mit Müll.

Wir haben uns schon angewöhnt bei unseren Ausflügen so viel wie möglich einzusammeln und in die Abfalltonnen zu werfen, aber es ist leider uferlos. Hier müssten diese Inseln bzw. die Bevölkerung gehörig umdenken, wenn sie nicht bald auch die Touristen und damit ihre Haupteinnahmequelle verlieren wollen.

Wenn bloss jemand die Schilder beachten würde…
Biggi am Müllsammeln

Unser nächstes Ziel, die Insel Mustique ist da ganz anders. Mustique ist in Privatbesitz und sowas wie ein Ferienparadies für die Reichen und Schönen. Hier kann man nur hin, wenn man eines der sündhaft teuren Anwesen (Einsteigspreis 15 Mio. US$) besitzt oder mietet. Entsprechend ist die Liste der Besucher bzw. Eigentümer voll von bekannten Grössen aus Showbusiness, Industrie und Adel, diejenigen halt, die diese Privatsphäre suchen und bezahlen können. Als Yachtie kann man an einer der Bojen festmachen und die Insel damit besuchen.

Der Strand von Mustique
Freitag, der 13., wir hängen an Boje Nr. 13 und RARE BREED als einzige Yacht vor Mustique – Glückstag!
Man beachte das Schild vom General Store. Hier gibt es die elementarsten Notwendigkeiten wie Wein, Alkohol und Zigarren…
Basil’s Bar – ein Must go auf Mustique. War wohl der teuerste Rumpunch, den wir bis jetzt in der Karibik genossen haben!

Früher konnte man kreuz und quer über die Insel laufen, solange man nicht in die Privatgrundstücke reinging. Inzwischen ist das leider nicht mehr möglich und man ist auf den Strandstreifen und den Weg zum Hauptort eingeschränkt. Aber auch der Spaziergang am Strand und durch den angelegten Pfad um ein Naturreservat ist sehr eindrücklich.

Luftwurzeln der Mangroven und wilde Ananas
Hat was, oder?

Mustique scheint die Insel der Schildkröten zu sein. Im Wasser hat es regelrecht gewimmelt und sogar an Land gibt es viele Landschildkröten, denen wir immer wieder begegnet sind.

Die hier typischen Landschildkröten sind eher länglich und haben orange Flecken auf den Beinen. Oben links im Bild hingegen, das ist nur ein Kunstwerk aus Metall 🙂

Wir haben uns länger mit Ali, einem ehemaligen Franzosen, der seit 40 Jahren hier lebt und die Bäckerei führt, unterhalten. Das war ein sehr interessantes Gespräch, denn wir konnten so ein wenig über die Hintergründe bezüglich des «Produkts» Mustique erfahren. Die Insel ist mit rund 1’800 Beschäftigten nach der Regierung der grösste Arbeitgeber in den Grenadinen. Der Umsatz von Mustique macht ca. 14% vom BIP der Grenadinen aus. Wenn jemand ein Geschäft aufmachen will, muss er für jeden Angestellten eine Wohngelegenheit zur Verfügung stellen und auch dessen Strom- und Wasserrechnung bezahlen. Alles, was auf der Insel gebraucht wird, kommt mit der Inselfähre von St. Vincent rüber. Es ist also kein Wunder, dass die Preise auf Mustique um einiges höher als sonst wo sind. Der Grund, dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt worden ist liegt darin, dass einzelne Besucher zu aufdringlich wurden und den Promis sogar vor deren Anwesen aufgelauert sind und fotografiert haben. Es gibt halt immer Leute, die durch ihr rücksichtsloses Verhalten die Freiheiten für alle zerstören.

Mustique hat die finanziellen Mittel auf Umweltschutz zu achten und verfügt unter anderem über eine komplette Abfalltrenn- und Entsorgungsanlage. Es gibt eine Umweltministerin, die ihren Job wirklich ernst nimmt und das Resultat ist offensichtlich. Hier liegt fast nichts an Müll rum und es sind ständig Gärtner unterwegs um die Landschaft zu pflegen. Das ist natürlich das andere Extrem, aber es spiegelt wider, dass die Leute begriffen haben, dass Mustique ein Produkt ist, welches ihnen auch ein Auskommen sichert und dass es zu schützen gilt. Wir hoffen, dass die Regierungen der anderen Inseln bald realisieren, dass es nicht reicht nur Hotelanlagen zu bauen, sondern dass sie aktiv in ihre Umwelt investieren müssen, wenn der Slogan «Welcome to Paradise» nicht zur Farce werden soll.

Die Kosten für die Boje auf Mustique sind natürlich auch entsprechend hoch und vor allem etwas perfide. 85 US$ für die erste Nacht und dann darf man noch zwei Nächte «gratis» bleiben. Die meisten Besucher sind Charteryachten die nur eine Nacht bleiben. Wir sind als Zeitmillionäre anders unterwegs und blieben die vollen drei Nächte. Die erste war noch ganz angenehm, aber die letzten beiden haben uns klar gemacht, wieso es im Cruising Guide als sehr rolliger Platz beschrieben ist. Sogar unser Kat hat erbärmlich gerollt und am Schluss sind wir fast quer im Bett gelegen um noch schlafen zu können.

Am Sonntag den 15. Mai haben sind wir von der Boje los und die ca. 20 Seemeilen nach Tobago Cays gesegelt.

Mustique -> Tobago Cays, 22.7 nm in 3h 47m

Der Wind kam fast von hinten und es war eine sehr angenehme Fahrt. Ideale Voraussetzungen, um wieder Mal einen Angelversuch zu starten. Kaum war der Köder im Wasser, hat schon der erste Fisch angebissen, sich aber leider sofort wieder losgerissen. Beim erneuten Rauslassen hat es wieder angeschlagen. Dieses Mal aber heftig, der Silk ist pfeifend von der Rolle gerauscht bis es einen Ruck gab und die Spannung weg war. Als wir den Köder reingeholt haben, staunten wir nicht schlecht – alle drei Spitzen des Drillinghakens waren abgebrochen. Das muss tatsächlich etwas Grösseres gewesen sein. Wir benutzen bewusst keine rostfreien Fischerhaken, damit sie sich im Salzwasser auflösen, wenn sie versehentlich abgerissen werden. So hat der Fisch eine faire Chance den Haken irgendwann wieder los zu werden. Nur sollte man dann ab und zu den Haken auswechseln, wenn er zu rostig ist…

Der erste Drillingshaken war völlig zerstört

Jetzt hat es Biggi keine Ruhe gelassen und sie hat fast den ganzen Törn hinten am Heck gesessen und immer wieder die Angelrute reingeholt und wieder rausgelassen. Der Grund zum Einholen ist leider immer der gleiche – gelbes Sargassokraut, welches hier wirklich überall rumschwimmt und sich in den Haken verfängt. Sie hat sicher fünf bis sieben Mal einen verkrauteten Köder rausgeholt. So blöd ist kein Fisch da reinzubeissen. 

Biggi im Fischerwahn

Dieses Kraut gab es übrigens vor 5-6 Jahren hier noch gar nicht. Jetzt ist es allgegenwärtig. Vermutlich auch eine Folge der Wassererwärmung. Dass die Klimaerwärmung auch hier spürbar ist, hat uns auch Ali auf Mustique bestätigt. Es sei heutzutage im Durchschnitt zwei Grad wärmer als noch vor 10-15 Jahren. Früher war es meistens so um die 24 Grad auf Mustique. Heutzutage eher 26 oder mehr.

Unser Ziel war eigentlich noch ein paar Tage im kristallklaren Wasser von Tobago Cays zu liegen, bevor wir nach Grenada gehen. Aber als wir dort ankamen war es wegen dem andauernd starken Wind fast so rollig wie auf Mustique.

Kurzstopp in den Tobago Cays

Darauf hatten wir nun wirklich keinen Bock mehr und so haben wir nach zehn Minuten kurzentschlossen den Anker wieder hochgeholt und Kurs auf Union Island abgesetzt. Der kürzeste Weg geht durch die südliche Riffpassage von Tobago Cays. Diese Passage wird im Segelhandbuch als sehr heikel beschrieben und es hat schon viele Schiffe gegeben die hier auf das Riff aufliefen. Man muss zwischen zwei Riffen durchfahren, die nur bis kurz unter der Wasseroberfläche hochkommen und es gibt keine Seezeichen oder andere Hilfen die die Durchfahrt markieren. Entsprechend vorsichtig sind wir dann dort durch, aber die Sonne stand noch hoch genug, um eine gute Sicht zu gewähren und wir konnten die Riffe gut erkennen.

Anhand der Farbe vom Wasser lassen sich die Riffe erkennen: Dunkelblau=tiefes Wasser, Hellblau bis Türkis=flaches Wasser, Braun=Korallenriff!

Die zweite Stelle, wo wir zwischen zwei Riffen durch mussten, war die Durchfahrt zwischen Palm Island und Clifton Harbour auf Union Island, hier ist es aber betonnt und damit ziemlich einfach. Etwa 1.5 Stunden später konnten wir an der letzten freien Boje bei Frigate Island auf Union Island festmachen und lagen endlich wirklich ruhig. Frigate Island ist über eine schmale Landzunge mit Union Island verbunden über die der Wind ungehindert blasen kann. Hier ist ein beliebter Kite Surfing Spot, was angesichts des starken Windes und trotzdem ruhigen Wassers verständlich ist.

Tobago Cays -> Union Island, 7.2 nm, 1h 24m

Hier wurde 1994 ein Marinaprojekt gestartet, obwohl das Gebiet damals schon als Schutzgebiet klassifiziert war. Das Projekt ist nach nur einem Jahr wegen schlechter Planung, Korruption und Geldwäscheri bankrott gegangen. Der Schaden in der Mangrovenlagune war aber schon angerichtet, da der Wasserdurchfluss durch die vielen Erdaufschüttungen blockiert war. Im Laufe der Jahre stieg das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Mangrovenlandschaften für das ganze Küsten-Ökosystem. Heute ist das ganze Gebiet renaturiert und dadurch wieder zum Leben erweckt. Es stehen noch die Reste des Marinaprojektes in Form von Holzpfählen und Erdwällen als Mahnmal in der Landschaft und es ist ein Natur-Trail durch das Gebiet angelegt worden.

Es ist schön zu sehen, wie die Natur ihr Gebiet langsam zurückerobert.
Die Überreste des Marinaprojektes
Die Hängebrücke

Nach ein paar Tagen zogen wir in die Chatham Bay weiter. Eine Bucht, die gut vor dem Atlantikschwell geschützt ist, aber von deren Hügel immer wieder Fallböen in Sturmstärke runterfegen. Von einer Sekunde auf die andere geht es von windstill zu Sturmböen, die so stark sind, dass es das Boot einfach umreisst. So schnell wie sie kommen sind sie wieder weg und alles ist wieder ruhig. 

Minihopser von Frigate Island nach Chatham Bay

Vor einigen Jahren war die Chatham Bay so etwas wie ein Geheimtipp, wo sich nur vereinzelte Yachten hin verirrten. Es gab damals nichts ausser Natur und das Panorama mit den hohen Bergen um die Bucht herum erinnert ein wenig an die Buchten in den Marquesasinseln in Französisch-Polynesien. Heute ist es natürlich etwas anders. Es gibt einige kleine provisorische und einfache Strandrestaurants und ein unauffälliges, aber luxuriöses Resort. Entsprechend waren wir dort alles andere als alleine. 

Die ehemals einsame Chatham Bay

Die Chatham Bay ist von Land immer noch nur über eine teilweise steile Off Road Piste zu erreichen.

Da die Insel Union Island ziemlich klein ist und wir sie schon beim letzten Mal hätten erkunden wollen, beschliessen wir von der Chatham Bay aus zum Hauptort Clifton am anderen Ende der Insel zu laufen, um etwas Gemüse und Obst zu kaufen. Gemäss Google Maps sollte es nur knapp 4 km weit weg sein (ein Weg). Wir sind direkt nach dem Frühstück los und als erstes diese steile Piste hochgekraxelt. Oben angekommen gab es eine wunderschöne Aussicht bis Mayreau und die Tobago Cays. Das heisst, wenn es nicht so diesig gewesen wäre, so konnten wir alles leider nur schemenhaft in der Ferne erkennen. Von hier oben schlingerte sich die Betonstrasse der Nordküste entlang stetig nach unten. Vorbei an Mangroven, einem Steinbruch und einem Salzsee erreichten wir nach gut 1,5h Clifton. Die Wander-App zeigte schon 6 km an – von wegen knapp 4 km!

Das Salz wird in Handarbeit gewonnen. Die Frauen waten knietief ca. 30 m durch den Schlick um an das Salz zum kommen, welches sie anschliessend in Eimern an Land schleppen, ein richtiger Knochenjob. Immer noch gut gelaunt verkaufen sie 1 Pfund Salz am Strassenrand für 4 EC$ was ca. 1.50 € entspricht.

Wie es halt so ist, wenn es frisches Grünzeugs gibt ist der Rucksack schnell voll und niemand denkt an das zusätzliche Gewicht. In weiser Voraussicht haben wir in Clifton noch eine zusätzliche Wasserflasche gekauft und uns dann auf den Rückweg gemacht. Der Rückweg ging – logischerweise – stetig bergauf. Inzwischen war es schon recht heiss und mit dem zusätzlichen Gepäck wurde es richtig anstrengend. Mit dem letzten Tropfen Wasser kamen wir wieder in der Chatham Bay an und waren für den Rest des Tages ziemlich erledigt.

Sogar die Kühe suchen den Schatten

Die Ankerliegerflotte war am Tag zuvor um einem Schweizer Kat erweitert worden. Mit unserer Schwedischen Flagge am Heck vermutet niemand, dass wir auch Schweizer bzw. Deutsche sind. Also haben wir uns mit den SUP auf den Weg zu ihnen gemacht, um «Grüezi» zu sagen. Sue und Reto sind mit ihrer Nautitec 40 Open, namens SURET unterwegs. Da mir dieses Boot schon immer gefallen hat, waren wir natürlich gerne dabei, als sie uns zur Bootsbesichtigung eingeladen haben. Die beiden haben das Boot vor ca. 1,5 Jahren neu gekauft und von La Rochelle bis hierher gesegelt. Im Laufe des Gesprächs haben wir immer mehr über ihren Ärger mit der Werft bzw. Bauqualität des Bootes erfahren. Wenn man bedenkt, wieviel so ein Boot kostet, ist es schon erstaunlich wie ungenau oder teilweise sogar mies gearbeitet wird. Dass Leute mit neuen Booten oft viel Ärger haben, kennen wir schon von anderen, aber es hört nicht auf uns zu erstaunen was die Werften an Pfusch abliefern. Wenn wir das hören bzw. sehen, sind wir mit unserem inzwischen 20-jährigen Boot wieder ganz zufrieden. Wie die fleissigen Leser unter euch wissen, haben wir natürlich auch immer wieder Ärger, aber das ist bei dem Alter irgendwie leichter zu akzeptieren.

Wir haben uns mit Sue und Reto auf Anhieb sehr gut verstanden und tags darauf waren sie bei uns an Bord. Aus einer Einladung zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag wurde zuerst ein Sundowner und schlussendlich ein spontanes Spaghettiessen.

Am Montag den 23. Mai sind abermals nach Clifton um auszuklarieren. Dieses Mal aber mit einem «Taxi». Das war der ca. 15-jährige Suzuki Jeep von Seckie, dem Betreiber eines der kleinen Strandrestaurants. Die Fahrt über die Offroad-Piste war echt ein Erlebnis. Seckie fährt diese «Strasse» seit zehn Jahren mehrmals täglich mit diesem Auto. Der Jeep sah entsprechend mitgenommen aus, aber dass er diese Misshandlung so lange klaglos ausgehalten hat ist schon krass. Also wenn ich wieder ein Auto kaufe, könnte das ein Suzuki Jeep werden 😉

Auf meine Frage, ob er denn immer den Vierradantrieb eingeschaltet hat, kam die Antwort: „Nö, nur bei nasser Strasse.“
Jetzt weiss ich endlich, wo all die Papierformulare landen, die wir beim Ein- und Ausklarieren ausfüllen müssen!

Den Trip machen wir mit Andreas und Andrea von der deutschen Yacht LADY JEAN. Der Preis von 260.- EC$ für die Hin- und Rückreise war schon heftig, aber auf zwei Parteien aufgeteilt akzeptabel. Als ich Seckie 300.- EC$ gab und er dann fragte ob das so gut sei, weil er kein Wechselgeld hatte, war dann aber Schluss mit lustig! Wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher Tageslohn auf dieser Insel 70.- EC$ sind, war sein Verhalten umso frecher. Der ursprünglich angedachte Besuch in seinem Restaurant zum Abendessen hat er sich so selber vermasselt.

Eine Runde schaukeln ist immer eine gute Idee 🙂

Wir wussten, dass sich die Wege von SURET und RARE BREED bald wieder trennen würden und so haben wir auch den folgenden Abend zusammen verbracht, dieses Mal in dem schönen Strandrestaurant vom Resort. Neben einem guten Essen und vielen interessanten Gesprächsthemen wurde der Abend nach dem Dessert nochmals sehr spannend, als Antonio – der italienische Besitzer der Anlage – sich zu uns gesellte. Antonio war früher in der Drogenfahndung und kennt zwischen St. Lucia und Trinidad alle Behörden, Polizei und natürlich auch die Drogenpusher. Neben der Hotelanalage hier besitzt er 15 Charterkatamarane in den Britischen Jungferninseln sowie weitere Hotelanlagen an verschiedenen Orten der Welt. Er ist zudem sehr engagiert in seiner Bestrebung die Schönheit und Unversehrtheit von Chatham Bay zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Leider gibt es auch hier ein riesiges Abfallproblem, welches er seit Jahren versucht unter Kontrolle zu bekommen. Da es hier weder Wasser noch Strom gibt, hat er grosse Dieselgeneratoren um den Strom für die Anlage und die Wasserentsalzungsanlagen zu produzieren. Um das halbwegs umweltverträglich zu machen baut er jetzt auf Solaranlagen mit Batteriebänken um. So kann er die Dieselgeneratoren sukzessive reduzieren. Selbstverständlich ist er vor allem ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann und hat schon lange realisiert, dass er mit einem ökologischen Ansatz nachhaltig mehr Gäste anlocken kann. Er ist zudem auch dabei, den ganzen südlichen Teil der Bucht zu kaufen, um daraus ein öffentlich zugängliches Wandergebiet zu machen. Er wäre natürlich kein schlitzohriger Italiener, wenn er nicht auch noch so ganz nebenbei mit einem schelmischen Lächeln die eine oder andere Geschichte auf Lager hat wie man bei all diesen Aktivitäten z.B. «kreative» Steuereinsparungen machen kann bzw. wie die eine Hand die andere wäscht. Kurzum ein sehr gelungener und kurzweiliger Abend.

Am nächsten Morgen haben wir Sue und Reto ein letztes Mal zum Abschied gewinkt, sind Anker auf gegangen und haben die Grenadinen Richtung Grenada verlassen. Das war nur ein kurzer Hopser von knapp 10 Seemeilen zur Tyrell Bay auf Carriacou.

Trotz der kurzen Distanz haben wir es wieder mit Angeln versucht (es waren wirklich keine Algenfelder auf dem Wasser) und prompt einen kleinen Thunfisch gefangen. Nach dem Fischbestimmungsbuch war es ein Grossaugen Thunfisch. Die können bis zu 250 cm lang werden, wobei dieses Exemplar leider schon im jungen Alter den Fehler gemacht hat unseren Köder zu schlucken. Es tut uns jedes Mal weh einen so schönen Fisch zu töten, aber wir verwenden dann auch wirklich jedes verwertbare Fleischstück und ein Thun in dieser Grösse reicht uns für vier Mahlzeiten. 

Fangen …
… Ausnehmen und Filettieren

Als ich nachmittags in der Tyrell Bay zum Einklarieren an Land kam, bin ich mit Andreas und Andrea von LADY JEAN zusammengestossen. Sie hatten eben einklariert und sich für die maximalen drei-, statt den üblichen einmonatigen Cruising Permit entschieden. Das kostet dann auch 150.- EC$ statt nur 50.- EC$. Trotzdem hat die Dame im Immigration Office zuerst nur einen Monat auf dem Formular eingetragen. Erst auf Andreas Reklamation hin wurde das korrekte Enddatum eingetragen.

Ich habe danach genau dasselbe verlangt und auch bezahlt und hatte prompt auch nur einen Monat im Permit drin. Auf meine Reklamation hin hat sie es wortlos korrigiert. Die Dame leidet entweder unter akutem Gedächtnisschwund oder sie macht es bewusst. In Anbetracht, dass sie höchstens halb so alt wie ich war vermute ich leider Letzteres.

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Welcome to Paradise

Welcome to Paradise

21.04. – 05.05.2022, St. Lucia – Bequia, Logstand seit Start: 5674 sm

Jan war ja schon einige Male in der Karibik und hat die Insel St. Lucia bisher immer bewusst ausgelassen, weil ihr Ruf in Bezug auf Kriminalität nicht der beste war. Umso mehr freue ich mich über diesen Stopp und wir sind beide gespannt was uns erwartet, nachdem ja vielversprechend „Saint Lucia – Let Her Inspire You“ auf unseren Armbändern steht. Abgesehen davon haben auch viele andere Segler von dem Eiland geschwärmt. 

Wir liegen in der Rodney Bay, das ist eine recht grosse Bucht mit langen Sandstränden die gesäumt sind von grossen Hotelanlagen. Wassersport wird bei den Touristen gross geschrieben und so rattern den ganzen Tag Speedboote mit Wasserskifahrern, Wetbikes oder kleine Hobie Cats mit Freizeitpiloten – manchmal verdächtig nah – an uns vorbei. Abends tönt Socasound, Westernmusik oder Karaoke vom Ufer rüber. Irgendwas ist immer …

Das Sandals ist zum Beispiel so eine grosse Hotelanlage. Vor dem Hotel gibt es (Salz-)Wasser ohne Ende, am Hintergang wird (Süss-)Wasser im Tankwagen angeliefert.

Es ist eben nicht alles Gold was glänzt.
Die Rodney Bay ist der ideale Ort um die Kayakpaddel auszuprobieren.
Obst- und Gemüselieferant und zudem ist das Boot zu mieten – AVAILABLE FOR DAY CHARTER 🙂

Am Samstag machen wir uns mit dem Beiboot auf den Weg zum Dinghydock mit direktem Zugang zu Pigeon Island.

Ausser uns parkt hier heute nur noch ein Fischer.

Kaum haben wir einen Fuss an Land gesetzt, werden wir bereits von einer netten Park Rangerin in Empfang genommen und zum offiziellen Eingang begleitet, an dem wir unseren Eintritt von 53 ECD (etwa 17€) entrichten können. Zuerst wandern wir auf den Signal Peak – sage und schreibe 109 m über dem Meer. Nach einer kurzen Rast mit Brotzeit geht es auch schon weiter zum Fort Rodney, welches auf der zweiten Erhebung von Pigeon Island liegt.

Der anfangs breite Wanderweg mutierte am Ende zur kleinen Kletterpartie.
Das Fort Rodney ist schon in Sicht.

Dieses Fort wurde früher von den Engländern benutzt, um französische Schiffe vom benachbarten Martinique zu beobachten. 

Ein paar Kanonen stehen hier noch rum. Der Blick auf die Bucht ist gewaltig.
Pigeon Island ist ein Inselfelsen, der 1972 künstlich durch Aufschüttung mit der Westküste der Hauptinsel verbunden und 1979 zum Nationalpark ernannt wurde.

Seit Donnerstag liegt auch die EXIT ONE mit Volker und Iris in der Rodney Bay. Die beiden kennen wir aus Grenada und da auch sie etwas von St. Lucia sehen wollen, haben wir uns für Sonntag zu einem Taxiausflug verabredet. Eddy, unser Fahrer hat uns am Morgen um 9 Uhr eingesammelt und sicherheitshalber gefragt, ob wir bereit seien für einen langen Tag 😉 Ja klar, kann losgehen.  Nach einer Viertel Stunde Fahrt sind wir an einem Friedhof vorbeigefahren, beste Lage mit Meeresblick und Eddy so: „The people die to lay here“, etwas makaber und heisst ungefähr: Die Menschen würden sterben um hier liegen zu können. Wo er recht hat, hat er recht. Der erste Halt ist in Castries an der Kirche, direkt am Derek Walcott Square.

Zum Gedenken an die beiden Nobelpreisträger aus St. Lucia, links Sir Derek Walcott und rechts Sir William Arthur Lewis (Wirtschaftsnobelpreis 1979)

Der aus St. Lucia stammende Poet und Dramatiker Sir Derek Walcott erhielt 1992 den Nobelpreis für Literatur und ein Jahr später wurde der Platz nach ihm benannt.

Castries, die Hauptstadt von St. Lucia, ist auch bekannt für ihren kunterbunten Markt. Der findet jeden Tag statt – ausser sonntags – leider. Nächster Stopp ist am PLAS KASSAV. Kassava ist eine Art Kartoffel und kann süss oder pikant verarbeitet werden. Schmeckt gut und macht satt – pappsatt. 

Hier gibt’s Kassavataler in allen möglichen Geschmacksrichtungen zu kaufen.
In dem Laden konnten wir nicht widerstehen und haben 4 Pralinen als Nachtisch gekauft.
Blick auf den Flughafen und Hafen von Castries.
Meine erste Kokosnuss mit Blick auf Soufrière und die Wahrzeichen von St. Lucia, Grand Piton und Petit Piton
Im Bus herrscht gute Stimmung 🙂
Wie überall in der Karibik ist alles schön bunt.

Auf einem Parkplatz mit Aussicht auf die Bucht L’Anse la Raye hat uns ein etwa 10-jähriger Junge namens Aaron erst mit „Welcome to Paradise“ begrüsst und dann ein Lied über seine schöne Heimat St. Lucia für uns gesungen. Am Ende wollte er lediglich eine Bewertung zwischen 1 und 10 von uns. Und es war eine glatte 10 – so herzig.

Weiter geht’s nach Sulphur Springs, „Saint Lucia’s and the Caribbeans’s Only Drive in Volcano“. Es sprudelt und raucht, wir gönnen uns trotzdem die Black Water Pool Combo mit der wir auch das etwa 40-grädige Schlammbad geniessen können.

Das Schlammbad stinkt nach Schwefel, soll aber sehr gesund sein. Und nein, wir waren nicht in den Sprudelbecken im rechten Bild, das hätten wir nicht überlebt 😉

Am Nachmittag steht noch der Botanische Garten mit dem Diamond Waterfall auf unserem Programm. Wir werden von der Dame an der Kasse noch ernsthaft aufgefordert unsere Masken zu tragen. Bisschen komisch, da wir nur zu viert im Garten unterwegs sind. Wir halten uns selbstverständlich (die meiste Zeit) ans Maskengebot.

Maskiert vor einer schönen Kulisse.
Herrlich diese Blütenpracht. Sogar ein Kolibri hat es auf ein Foto geschafft 🙂

Bevor wir den 2-stündigen Heimweg antreten, kehren wir zum Abschluss noch in Soufrière ein. Alles in allem ein toller Tag, müde aber happy – viel gesehen, geschmeckt, gerochen und erlebt und etliche Male mit „Welcome to Paradise“ begrüsst worden.

Eddy hat uns unterwegs unermüdlich mit Informationen zu Fischerdörfern, Sehenswürdigkeiten, Bäumen und Sträuchern gefüttert. 
Auf unserem schwimmenden Zuhause wollten wir uns dann über unseren Nachtisch hermachen – da war von Pralinen leider nix mehr zu erkennen.

Neuer Tag – neues Glück. So mache ich mich am nächsten Tag mit dem SUP auf zur EXIT ONE. Iris hat eine Essigmutter auf der Reise dabei und ist so lieb, uns etwas davon abzugeben. Essig wollte ich schon immer mal selbst machen. Hoffentlich wird’s was, dann müssen wir künftig nur noch Rotwein kaufen 🙂

Mit dem SUP zu den Nachbarn und dann wird zuhause Essig angesetzt.
Cockpit schrubben – vorher / nachher man sieht schon den Unterschied, oder …

Am Nachmittag höre ich Jan rufen: „Hello, what a nice Boat!“ Eine Prout 38 fährt an uns vorbei, der gleiche Satz schallt zu uns rüber und schon fällt der Anker in unserer Nachbarschaft. Jan klärt mich auf, dass diese Prout das Vorgängermodell von RARE BREED sei. Das erklärt natürlich seine Aufregung und so laden wir die Crew der CELTIC ROSE, Tony & Rosemary zum Sundowner bei uns ein. Tags darauf sind wir zu Besuch bei CELTIC ROSE – es gibt viel zu sehen und ist interessant, wie sich die Schiffe zum einen sehr ähneln und zum anderen wo die Unterschiede sind. Fotos machen, sich austauschen und jeder profitiert von jedem. 

Tony & Rosemary sind begeistert von unseren faltbaren Matratzen und uns gefällt deren Cockpittisch und Cockpitstuhl.
Lang lang ist’s her – endlich gibt’s mal wieder Semmelknödel. Wie sagte Volker so schön: Wenn’s mal Petersilie zu kaufen gibt, muss man Knödel machen 😉

Am Freitag soll zum ersten Mal seit Corona wieder ein Street Food Festival in Gros Ilet stattfinden. Wir können Tony & Rosemary auch dafür begeistern, fahren gemeinsam mit dem Dinghy in die Marina und laufen los. Auf dem Weg nach Gros Ilet erfahren wir, dass das Festival wegen der noch hohen Infektionszahlen um eine weitere Woche verschoben wurde. Schade, aber wir wollen trotzdem sehen, was so geboten ist im Viertel. Überall an den Strassen sind Grills aufgestellt, die Luft ist marihuanageschwängert und aus den Boxen dröhnt Musik. Schon unterwegs wird Jan ein Kotelett vom Grill angeboten und nachdem er dankend verneint, bietet das Pärchen Jan seine Tochter zum Mitnehmen an! Anfangs denken wir noch sie würden scherzen. Als der Mann jedoch meint „Sie hätte es besser bei dir“, sind wir uns da nicht mehr so sicher. (Dieses Erlebnis hat uns sehr nachdenklich gestimmt und beschäftigt uns immer noch.)

Wir landen schliesslich im Duke’s. Ein Freiluftrestaurant, dass für besten Fisch vom Grill bekannt ist. Viele Einheimische fahren mit dem Auto vor und holen sich das Essen zum Mitnehmen. Wir setzen uns gemütlich hin und essen unter freiem Himmel.

Gegrillter Fisch mit Knoblauchsauce und Salat – sehr lecker 🙂
Baywatch (in die Jahre gekommen …) und nachts zu Fuss zurück zum Dinghydock.

Am Samstag machen wir uns zu einem Beachwalk auf von der Rodney Bay Marina bis zum Pigeon Nationalpark. 

Einheimische Kinder preschen mit den Pferden im Galopp am Strand entlang – ein Augenschmaus
Die Häuser sind farbenfroh und die Laternenmasten in den Landesfarben angestrichen.
Das Motto der Grundschule: Die Erde ist unser Zuhause – kümmern wir uns darum.

Alle Strände sind öffentlich, aber an den Hotelstränden werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir den hoteleigenen betonierten Fussweg nicht benutzen dürften. Im Sand laufen sei kein Problem.

Beach-Shuttle von einem zum nächsten Strandabschnitt. Bezahlen müssen wir nichts, der Fährmann meinte nur: not everything is for money

Am Ende des Beachwalks setzen wir uns unter einen grossen Baum und werden mit einem freundlichen „Welcome to Paradise“ von einem Einheimischen angesprochen. Er erzählt, er sei hier geboren und alle würden ihn nur den „Bushman“ nennen. Auch dieses Mal lehnen wir das nett gemeinte Angebot ab, was zum Rauchen zu kaufen 😉

Hier ist das Ende vom Strand und der Anfang vom Pigeon Island National Landmark.

Wir beschliessen, am Montag Anker auf zu gehen und in die Marigot Bay zu verschieben. Gesagt – getan. Um 10.30 Uhr segeln wir bei schönstem Wetter und gutem Wind los. Nur einen Squall und nicht einmal 2 Stunden später erreichen wir die malerische Bucht.

Marigot Bay – idyllisch gelegen.

Die Marigot Bay ist sehr klein und ankern ist nur ausserhalb der Bucht erlaubt. Also gehen wir für 81 ECD pro Nacht an die Boje. Mit Entrichtung der Bojengebühr dürfen wir Spa und Hotelpools benutzen. Das heisst, wir machen 3 Tage Ferien vom Boot und relaxen am Pool. Es fühlt sich komisch an, mal wieder im Süsswasser zu schwimmen – irgendwie fehlt der Auftrieb …

Meist sind wir allein und ungestört im und am Pool 🙂

Die Marigot Bay wird als die schönste Bucht in der Karibik bezeichnet – dem können wir nur zustimmen. Wir geniessen die Ruhe, nachts sind nur Grillen am Zirpen und Vogelgesang ist zu hören. Hier kommt wieder das SUP zum Einsatz. Ganz entspannt drehen eine Buchtrunde im ruhigen Wasser.

Auch in dieser kleinen Bucht liegen und hängen Bootsleichen rum.

An Land geht’s für uns auch hier mit dem Dinghy. Das Dinghydock ist winzig, bietet Platz für 3 bis 4 Boote und befindet sich direkt neben der Anlegestation vom Wassertaxi. Das Einfahren erfordert ein wenig Geschick, erstens um nicht das Taxi und zweitens das felsige Ufer zu touchieren. 

Ganz schön knapp hier.

Gewöhnlich schliessen wir das Dinghy immer ab, aber dieses Mal ertönt es aus einem kleinen Häuschen (fast schon bisschen vorwurfsvoll): You don’t have to lock your dinghy here. Und wir denken so „Welcome to Paradise“ 😉

Am Dienstag lassen wir uns nach ausgiebigem Chillen am Pool für einen Sundowner ins Doolittle’s bringen – natürlich mit dem Wassertaxi. Ein berühmter Ort, denn hier wurde die Originalfassung des Musical-Streifens Doctor Dolittle aus den 1960er Jahren mit Rex Harrison und Samantha Eggar gedreht.

Am Mittwoch stehen Ausklarieren und Antigentest für 25 US$ pro Nase (hahaha, im wahrsten Sinne des Wortes) auf dem Plan und natürlich nochmal in den Pool hüpfen. Wer weiss, wann sich das nächste Mal die Gelegenheit für uns bietet im Süsswasser schwimmen zu können. Gegen Mittag lösen wir die Seile von der Boje, manövrieren uns aus der Bucht und mit einem letzten Blick zurück drehen wir ab Richtung Süden. Nächster Stopp ist die Pitons Bay, die wir nach knapp 12 sm erreichen. Die beiden Berge Grand Piton (770m) und Petit Piton (743m) sind die Wahrzeichen von St. Lucia. Dass sich die beiden erkalteten Vulkankerne tatsächlich um ein paar Höhenmeter unterscheiden ist mit blossem Auge nur schwer zu erkennen. 

Piton’s – wir kommen 🙂

Sofort ist ein Boatboy zur Stelle, begrüsst uns mit „Welcome to Paradise“, hilft uns an der Boje festzumachen – für 20 ECD – und bietet gleich weitere Dienste an. Unter anderem würde er frisches Brot für 20 ECD liefern. Das hört sich gut an, schliesslich wollen wir die Locals auch ein wenig unterstützen und wir bestellen eines. Gegen Abend kommt der kleine Bruder vom Boatboy alleine zu uns, bringt das Brot und verlangt 25 ECD. Auf unsere Frage, wieso das Brot auf einmal 25% teurer ist, antwortet er: Because Grandma said it is the last… sehr geschäftstüchtig seine Grandma 😉

Wahrlich pito(n)resk, gell Bru 🙂

Abends um 19 Uhr bekommen wir schliesslich noch Besuch vom Park Ranger, der die 51 ECD Bojengebühr einzieht. Wir bezahlen gerne, schliesslich befinden wir uns in einem UNESCO Naturerbe. 

Unser Fazit zu St. Lucia: Es ist wirklich paradiesisch, wir haben uns zu jeder Zeit sicher gefühlt und würden (werden) wieder kommen.

Am Donnerstagmorgen um 5 Uhr klingelt der Wecker und bereits um 05:30 Uhr lösen wir die Leinen von der Boje und setzen wieder zur Verschiebung an. 

Tee für die Crew und Kaffee für den Skipper. Tschüss Pitons – tschüss St. Lucia.

Und auf geht’s weiter Richtung Süden.

Höchstwerte: Fast 40 Knoten Wind und über 8 Knoten Speed.

Unser Ziel ist (wieder) Bequia, wie schon nach unserer Atlantiküberquerung – wir sind Wiederholungstäter. Es ist ein klein wenig wie heimkommen. Alles kommt uns bekannt vor mit Health Check bei Daffodils (die gleichzeitig Wäscheservice anbieten) und das Einklarieren im Customs (wo die Mädels hinterm Schalter erstmal Whatsappbilder gucken, bevor es ans Bedienen geht) & Immigration. Wir freuen uns auf ein paar schöne Tage in bekannter Umgebung.

Unmaskiert im Paradies

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Au revoir Martinique

Au revoir Martinique

27.03. – 20.04.2022, Martinique – St. Lucia, Logstand seit Start: 5600 sm 

Nach der langen Zeit in der Marina, den Reparaturen und den damit verbundenen Kosten (wir haben unser Monatsbudget glatt um 100% überschossen!) wollten wir erst mal in Ruhe ankern und unsere Bordkasse etwas schonen. Zum Glück kostet das Ankern (meistens) nichts und auch das Wandern, Schwimmen und Schnorcheln ist umsonst.

Anse Chaudiere

Anse Chaudiere, wo wir vor Anker lagen, ist eigentlich der südliche Teil der (Petite) Anse d’Arlet. Quer durch die Bucht kommt man zu einem kleinen verschlafenen Ort am nördlichen Teil mit einem Strand, der für seine guten Schnorchelgründe bekannt ist. 

Schnorcheln in der Anse d’Arlet
Vom Boot aus schnorcheln
Seesterne (die aussehen wie aus Plastik auf dem Rasen hinter dem Haus)

Bis auf die Gemüsehändler, eine Bäckerei, eine Polizeistation und eine Apotheke hat es hier nur einige Restaurants am Strand und ein paar Stände mit lokalen «Handwerks»-Erzeugnissen. Das ist wohl wirklich der ruhigste Ort, den wir bis jetzt gesehen haben. 

Verschlafenes Örtchen Anse d’Arlet
Kleiderkauf in der lokalen Markthalle

Von hier aus geht auch ein Wanderweg über den Hügel zur nördlich gelegenen Grand Anse d’Arlet. Auf dem Schild stand 1,2 km 45 Minuten. 1,2 km ist ja nichts (die 45 Minuten hätten uns aber stutzig machen sollen…), also haben wir spontan entschieden die Miniwanderung zu machen. Als die wahren Tropenprofis waren wir natürlich zur grössten Mittagshitze unterwegs und da wir ja anfangs «nur» das Dörfchen anschauen wollten, hatten wir gerade mal einen halben Liter Wasser dabei – für uns beide! Der Weg hat steil angefangen und schon nach wenigen Metern waren wir recht heftig am Schnaufen, aber nach kurzer Zeit wurden wir mit einer sehr schönen Aussicht über die Bucht belohnt. Der Weg war nicht sehr gut markiert und zudem gab es immer wieder Abzweigungen. Es kam wie es kommen musste, wir haben uns prompt verlaufen und sind irgendwie immer tiefer ins Dickicht reingekommen. Als uns dann Google Maps mangels Netzes im Stich liess und auch das Wasser langsam knapp wurde, ist die Stimmung etwas angespannt geworden. «Ich habe ja immer gesagt, dass wir nicht ohne Wasser da reinlaufen sollten!» 

Es sind ja „nur“ 1,2 km….
Blick auf die Anse d’Arlet vom Wanderpfad aus

Naja, die Tatsache, dass du dies hier lesen kannst legt die Vermutung nahe, dass wir doch irgendwann in die Zivilisation zurückgefunden haben. Anderthalb Stunden sind wir im Dickicht rumgeirrt und haben schlussendlich unseren Einstieg wiedergefunden. Das eiskalte Bier im erst besten Strandrestaurant hat göttlich geschmeckt! Und das darauffolgende über Zuckerrohr grillierte Huhn hat ebenso dazu beigetragen, dass unsere Lebensgeister bald wiederhergestellt waren.

Ein paar Tage später haben wir es dann nochmals, und zwar mit genug Wasser und früher am Morgen, probiert. Dieses Mal haben wir auch besser aufgepasst und sind nach etwa einer Stunde auf der anderen Seite angekommen. Der Weg war wirklich nicht einfach und glich teilweise einer Kletterpartie. Der Badestopp am Strand der Grand Anse d’Arlet hat uns aber für die Strapazen entschädigt. 

2. Versuch
Grand Anse d’Arlet und nah am Ufer ein patrouillierender Schiffshalter

Frisch gestärkt und erhobenen Hauptes haben wir den Rückweg angetreten. Ein Klacks, jetzt kannten wir ja den Weg… Vertieft in ein Gespräch ist Biggi plötzlich aufgefallen, dass wir an einer Stelle waren, wo wir bereits 15 Minuten vorher vorbeigelaufen sind. Wir hatten es tatsächlich geschafft wieder im Kreis zu laufen! Ich will ja nicht sagen, dass ein Anflug von Panik aufkam, aber ab dort haben wir uns wieder 100% auf die Wegmarkierungen konzentriert und sind schlussendlich heil am Einstieg angekommen. So was Blödes aber auch!

Wer genau hinschaut sieht unsere Kreise….

Das Wetter hatte sich inzwischen richtig gemausert und es hat nur noch selten geregnet. Also haben wir den schönen Ankerplatz in der Anse Chaudiere genutzt wieder mal draussen zu übernachten. Was soll ich sagen, ist ja romantisch, aber wenn der Luftmatratze langsam die Luft ausgeht wird es irgendwann unbequem. Aber wir haben eisern durchgehalten und sind am Morgen entsprechend gerädert aufgestanden. Ja, man wird wohl nicht jünger…

Draussen schlafen
Ankern im Aquarium: Manchmal wimmelte es regelrecht von Fischen.

Während wir in der Anse Chaudiere lagen, haben wir zwei neue Crews kennengelernt. Ein kleiner norwegischer Kat (kleiner als unserer) mit sechs(!) Leuten an Bord. Die sind echt nett und hart im Nehmen! Eine Familie mit zwei kleinen Jungs und ein Pärchen, welches für drei Monate bei ihnen an Bord mitsegelt. Privatsphäre Fehlanzeige! Dann wurden wir von einem deutschen Pärchen per WhatsApp kontaktiert und waren zum Sundowner bei ihnen an Bord. Echt komische Typen, wir haben uns beide überhaupt nicht wohlgefühlt dort.

Das Ankern in der Anse Chaudiere (wie auch in der nächsten Bucht) war so ganz anders als man sich es hier in der Karibik normalerweise gewöhnt ist. Hier bläst der Wind immer aus östlicher Richtung, das heisst man kann davon ausgehen, dass die geankerten Boote alle in östlicher Richtung ausgerichtet sind. Wenn man einen Platz sucht muss man daher nur schauen, dass man seinen Anker etwa neben dem Boot wirft hinter dem man nachher zum Liegen kommen will. Nach dem Werfen werden 30 bis 40 m Kette rausgelassen während das Boot vom Wind nach hinten getrieben wird. Am Schluss fährt man den Anker mit dem Rückwärtsgang richtig in den Grund rein, damit er auch wirklich hält. Danach liegt man etwa drei Bootslängen hinter dem Vordermann und gut ist. So können zur Not auch ziemlich viele Boote auf engem Raum sicher ankern, wie zum Beispiel in St. Anne. In der Anse Chaudiere hat das aber überhaupt nicht funktioniert. Der Wind hat in Fallböen, die die Hügel runter «fallen», kurz, aber dafür zum Teil sehr heftig aus allen Richtungen geweht. Dazu kamen abrupte intensive Strömungswirbel, die das Boot ständig in alle Richtungen gedreht haben. Nachts ist der Wind häufig ganz eingeschlafen und so haben die Boote wegen der Strömung regelrechte Reisen in der Bucht unternommen. Manchmal war der Anker unter dem Boot und manchmal nördlich oder südlich davon. Wir haben dreimal umgeankert und auch andere mussten manchmal Hals über Kopf Ankerauf gehen, weil der Nachbar plötzlich fast auf Tuchfühlung lag. Dabei gilt die «Regel», dass der, der zuerst da ist immer das Vorrecht hat zu bleiben, alle die später kommen müssen schauen, dass sie den bereits dort liegenden Yachten nicht in den Weg kommen. Da wir insgesamt zehn Tage dort geblieben sind, waren wir bald die Alteingesessenen und konnten gelassen beobachten, wie die Neuankömmlinge völlig verdutzt realisierten, was in der Bucht an Verschiebungen abging.

Manchmal lagen die Nachbarn weit weg und plötzlich wieder ganz nah

Über Umwege haben wir erfahren, dass Thilo und Leonie, die den erfolgreichsten deutschen Seglerkanal «Blue Horizon» auf Youtube betreiben, eine Drohne suchen. Wir hatten im Vorfeld der Reise gedacht, dass wir auch Drohnenaufnahmen machen würden und uns zuerst eine kleine Drohne gekauft. Um Aufnahmen vom segelnden Boot machen zu können, muss die Drohne genug Power haben, um gegen den Wind anzukommen und das hatte die kleine Drohne nicht. Also wurde eine grössere «DJI Phantom IV» Drohne erstanden. Damit haben wir in der Schweiz ein paar Mal geübt, aber viel zu wenig um uns zu trauen damit über das offene Wasser zu fliegen. Also lag sie unbenutzt bei uns rum und wir hatten schon lange realisiert, dass wir nicht die Drohnenflieger werden würden und uns überlegt sie zu verkaufen. Da hat es natürlich super gepasst, dass die beiden dringend eine gebraucht haben. Der Grund dafür war übrigens, dass sie inzwischen vier(!) Drohnen ins Meer versenkt hatten. War wohl doch nicht so blöd, dem Fliegen über das offene Wasser mit dem nötigen Respekt zu begegnen.

Bye, bye DJI

Kurzum haben wir mit den beiden in der nächsten Bucht abgemacht und die Drohne übergeben. Abends kamen sie nochmals zum Essen zu uns an Bord. Unser Alkoholabstinenzprogramm wurde kurzfristig auf Eis gelegt und wir verlebten einen sehr feuchtfröhlichen Abend. Entsprechend mau waren wir dann am nächsten Morgen zwäg… Aber auch wir sind hart im Nehmen und schon um 9:30 Uhr todesmutig in See gestochen, um rechtzeitig in der Anse Noire anzukommen. Die knapp drei Meilen haben wir auch mit Brummschädel überstanden. 

Hier muss das Schnorcheln wirklich schön sein, wenn es schon in der Seekarte vermerkt ist.

Die Anse Noire gilt als der Schnorchel-Hotspot von Martinique, ist aber so klein, dass vernünftigerweise maximal 5 Boote dort drin Platz haben.  Mit uns waren es dann 10…!
Wir lagen so nahe am Steilufer, dass man schon fast rüber springen konnte. 
Sind dann aber trotzdem schnorcheln gewesen und konnten prompt mit zwei Meeresschildkröten schwimmen.

Danach ging es notgedrungen weiter (dort zu übernachten war uns zu riskant) und nach einem erfolglosen Ankerversuch in Anse a L’Ane, sind wir etwas weiter in der Anse Mitan gelandet. Nach der Beschaulichkeit der letzten Woche ein regelrechter Stress – und das alles mit einem Kater.

Anse Noire => Anse l’Ane => Anse Mitan

Die Anse Mitan war ebenfalls sehr voll, aber gross genug, dass wir einen guten Platz unmittelbar vor dem Ufer, aber relativ weit weg vom Ort gefunden haben. Am Tag darauf haben wir einen Landausflug gemacht, aber der Ort hatte nur wenig Charme. Es ist eines der ersten Touristenzentren von Martinique und wirkte irgendwie künstlich. 

Vor Anker vor dem Hotelstrand – Anse Mitan

Inzwischen stand das Wochenende vor Ostern vor der Tür und wir haben unsere Optionen bis zur Hurrikansaison diskutiert. Wir sind beide lieber vor Anker als unterwegs und geniessen es, genug Zeit zu haben einen Ort länger zu besuchen. Daher haben wir beschlossen jetzt umzukehren und den Kurs wieder Richtung Grenada abzustecken. So würden wir genug Zeit haben die Orte zu besuchen, die wir auf dem Weg nach Norden ausgelassen haben. Erster Zwischenstopp sollte St. Anne werden, dort wollten wir grosse Wäsche machen und auch unsere Frischwarenvorräte nochmals aufstocken, bevor es wieder zu den englischen Inseln gehen würde. Auf dem Weg sind wir wieder an der Anse Noire vorbeigekommen und als wir sahen, dass dort nur drei Schiffe lagen und ein guter Platz in der Mitte der Bucht noch frei war, haben wir spontan umentschieden und uns dorthin gelegt.

RARE BREED in der Anse Noire zum Zweiten und auf zum Schnorcheln

Wir blieben schlussendlich drei Nächte und haben ausgiebig geschnorchelt. Hier hat Biggi auch zum ersten Mal mit dem Abtauchen angefangen. Ist wohl gar nicht so einfach, wenn man es vorher nie probiert hat. Wir mussten beide herzhaft lachen, als sie einfach nicht runterkam und immer wieder wie ein Korken hochgeploppt ist. Sie sah dann ein klein wenig wie eine auf dem Kopf stehende Ente aus. Aber sie hat nicht lockergelassen und irgendwann war der Dreh dann draussen und Biggi unten am Grund.

Das Abtauchen will geübt sein
Nachmittags- und…
Abendstimmung in der Anse Noire

Während wir in der Anse Noire lagen, wurden wir von Thilo und Leonie angeschrieben. Ihr alter Aussenborder hätte endgültig den Geist aufgegeben und wir hätten doch noch einen kleinen 3.5 PS Aussenborder, den wir loswerden wollten?

Demzufolge haben wir auf dem Weg zurück nach St. Anne nochmals einen kurzen Stopp in der Grande Anse d’Arlet gemacht und Thilo und Leonie auch noch unseren kleinen Aussenborder übergeben. Biggi ist dabei zum ersten Mal ein Anlegemanöver längsseits an ein anderes Schiff gefahren. Da das Boot von Thilo und Leonie an einer Boje hing und sich immer leicht gedreht hat, war das nicht ganz einfach, hat jedoch gut geklappt.

Aussenborderübergabe an Thilo und Leonie

Zurück in St. Anne haben wir die Tage vor Ostern zum Einkaufen genutzt. Da wir nicht während der Feiertage an unserem nächsten Ziel St. Lucia ankommen wollten, haben wir entschieden erst nach Ostern hier Auszuklarieren und am Mittwoch nach St. Lucia zu segeln.

Osterschmuck am Kreisel bei St. Anne. Eier finden leicht gemacht 🙂
Wenn es schon nicht mit dem Angeln klappt, dann gibts einen Besuch am Fischmarkt
Vollmond über der Bucht von St. Anne

Am Ostersamstag haben wir nochmals die Wanderung zu den verschiedenen Stränden südlich von St. Anne gemacht. Unterwegs sind wir an regelrechten Zeltdörfern vorbeigekommen. Ein Teil der Lokalbevölkerung hat offenbar die Ostertage im Zelt am Strand verbracht. Dabei waren die halben Hausstände mitgekommen und richtige Freiluftküchen und Partytische usw. aufgebaut worden. Mit kleinen Generatoren wurde der Strom für’s Licht und die überall laut aufgedrehten Musikanlagen erzeugt. Kaum war man ein paar hundert Meter vom nächsten Parkplatz weg, wurde es aber wieder still und (fast) menschenleer. So konnten wir einen lauschigen Strandtag in der Petit Anse des Salines geniessen.

Überall sind solche Zeltsiedlungen entstanden
Da sind wir mit unserer Strandmuschel voll im Trend gelegen
Etwas weiter weg von den Parkplätzen war der Strand menschenleer

Zwei ereignisreiche Monate in Martinique liegen hinter uns: Shoppingcenter besucht und im Stau gestanden, viele schöne Ausflüge und Wanderungen gemacht, (zu) viele Croissants und Pain au Chocolat gegessen, sehr schöne Strände besucht und Schnorchelausflüge gemacht, (zu) wenig gesegelt, (viel zu) viele Reparaturen gemacht und Zeit in der Marina verbracht und – nicht zu vergessen – einen Zahn ziehen lassen.

Ein letztes Mal „Cafe avec Croissant et Pain au Chocolat“ – ein schöner Abschluss

Am 20. April haben wir Martinique verlassen. Das Ziel Rodney Bay auf St. Lucia liegt ca. 23 sm weiter im Süden. Zum ersten Mal nach dieser langen Zeit sind wir wieder über offenes Wasser gesegelt. Und wie! Der Wind war mit 20 bis 23 Knoten frisch und kam von der Seite, das heisst der schnellstmögliche Kurs zum Wind. Und schnell waren wir, mit etwas Unterstützung durch die hereinrollende Atlantikdünung kamen wir in Spitzen auf 10 Knoten Speed und das Speedometer pendelte die meiste Zeit zwischen 7 und 8 Knoten. Das war eine wahre Rauschefahrt mit dem zugehörigen Geschaukel und einer richtig heftigen Salzwasserdusche, als eine Welle voll gegen die Seite vom Boot klatschte und sich über das Cockpit ergoss. Da blieb kein Fleckchen trocken. Besonders schön – Biggi wurde es trotz des Geschaukels nie schlecht.

Rasante Fahrt nach St. Lucia
Ausser Tang nichts gefangen.

Nach den Hunderten von Booten in der Bucht vor St. Anne war es eine Wohltat in der Rodney Bay anzukommen und gerade mal 15 Boote vorzufinden. Platz a gogo zum Ankern.

Nach dem Aufklaren vom Boot und einem Mittagessen ging es zu den Behörden an Land um Einzuklarieren. Zuerst zum Health Check, drei Formulare, danach zum Customs, sechs(!) Formulare, und schliesslich zur Immigration, nochmals zwei Formulare. Dass überall das Gleiche ausgefüllt werden muss und dass wir zwei Tage vorher von Martinique aus alles schon elektronisch eingegeben hatten, tat nichts zur Sache. Vor Ort muss man trotzdem dieselben Angaben wieder x-Mal machen. Ausser als Arbeitsbeschaffung kann ich mir nicht vorstellen wozu das alles gut sein soll? Aber es waren alle zuständigen Personen nett und aufgestellt und am Schluss bekamen wir Armbänder angelegt, die uns berechtigen überall ohne Zertifikat reinzukommen. Ein bisschen kommen wir uns wie Gäste in einem «All-Inclusive»-Resort vor.

Formulare ohne Ende
Unsere „All-inclusive“-Bänder

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Hamnröta (=Hafenfäule)

Hamnröta (=Hafenfäule)

12.03. – 26.03.2022, Martinique: Le Marin – Anse D’Arlet, Logstand seit Start: 5538 sm

Dieser Bericht hat (wieder einmal) fast keine Seemeilen und wir haben ein wenig das Gefühl hier auf Martinique festzukleben. Einerseits, weil es uns hier halt schon gefällt, aber vor allem, weil wir so viel ungeplante Reparaturen und sonstige Aktionen hatten. Daher auch der Titel „Hamnröta“ was der schwedische Begriff ist, wenn ein Schiff nicht aus dem Hafen kommt bzw. dort „verfault“.

Beim letzten Beitrag waren wir in der Marina und unsere Motoren nach dem Reinigen der Dieseltanks und aller Leitungen wegen dem verschmutzten Diesel zwar wieder in Betrieb, aber sie liefen nur stotternd. Ein Dieselmotor muss ein absolut dichtes Dieselsystem haben, weil er sonst Luft ins System saugt und nach kurzer Zeit abstirbt. Genau das ist nach dem ganzen Zerlegen und wieder Zusammenbauen passiert. Trotz vorschriftsmässigem Entlüften wollten sie nicht sauber laufen. Nach einer längeren Suche waren die Übeltäter gefunden: Beide (!) auf Fehmarn im Mai 2021 neu eingebauten Separfilter hatten einen kleinen Riss im Deckel, wo natürlich Luft reingekommen ist. Auf Martinique war kein Ersatz aufzutreiben und so mussten wir notgedrungen zwei neue Grobfilter/Wasserabscheider kaufen und einbauen. Dabei haben wir auch gleich zwei neue elektrische Dieselpumpen ersetzt. Am 14.3. liefen endlich beide Maschinen wieder sauber. Ein Katamaran hat mit den doppelten Motoren zwar eine Redundanz (wenn einer ausfällt, kann man wenigstens mit dem zweiten weiterfahren) aber eben auch den doppelten Aufwand und Kosten. Der ganze „Spass“ hat uns fast € 1‘500.- gekostet.

Basteln am Backbordmotor (unter der Koje in unsere Schlafkabine)
Die defekten Separ-Filter und der neu installierte Ersatz

Zuhause kommt der Strom aus der Steckdose und kein Mensch käme auf den Gedanken das zu überwachen. Auf dem Boot ist das natürlich anders. Jedes Watt das wir verbrauchen muss irgendwie generiert bzw. in den Batterien geladen werden. Um den Überblick zu behalten verwenden wir einen Batteriemonitor der ständig die entnommene und zugeführte Energie misst und den Zustand per App anzeigt. Ich werfe jeden Tag mehrmals kurz einen Blick drauf um allfällige Unregelmässigkeiten rechtzeitig zu entdecken. So auch am Sonntagnachmittag den 13.3. Obwohl es schön sonnig war hat keine der drei Sonnenzellen geladen und die Batterien waren nicht – wie sonst immer – 100% voll. Als erstes haben wir das Landstromkabel angehängt, was wir sonst nie machen, da die Sonnenzellen immer mehr als genug laden. Auch das hat nichts gebracht, denn da kam auch kein Strom. Komisch. Also hatten wir zwei Elektroprobleme auf einmal: Die Sonnenzellen haben nicht geladen UND das Landstromkabel hat offenbar einen Wackelkontakt. Jetzt hat sich ausgezahlt, dass ich die ganze Sonnenzelleninstallation damals auf Fehmarn selber entworfen hatte, denn der Fehler mit den Sonnenzellen war dann recht schnell gefunden: Ich hatte zwischen den Solarladereglern und den Batterien einen Batterieschalter eingebaut, um das Laden der Batterien abstellen zu können. Der Schalter war für 300 Ampere Dauerleistung ausgelegt (geflossen sind nie mehr als vielleicht 100 Ampere) und seit Monaten konstant eingeschaltet gewesen. Von jetzt auf plötzlich hat er den Geist aufgegeben. Ohne dass er bewegt wurde und ohne irgendwelche äussere Zeichen, dass etwas faul sei. Da ich ihn entgegen meiner ursprünglichen Annahme fast nie ausgeschaltet hatte, habe ich ihn nicht ersetzt, sondern kurzerhand kurzgeschlossen und die Sonnenzellen haben wieder brav geladen. Danach haben wir die Stecker vom Landstromkabel aufgeschraubt und siehe da, eine Ader hatte sich gelöst. So haben wir wieder ungeplant zwei bis drei Stunden mit Flicken verbracht. Dies nur als Illustration, wie wir unsere Zeit verbringen 😉. 

Batterieüberwachung und der defekte Schalter
Elektrobasteln = Kabel flicken im Cockpit

Als Nebenschauplatz war ja auch noch unser defekter Hondagenerator. Da der Verkäufer es verpennt hat ihn ins Hondasystem einzutragen, hat sich die hiesige Hondavertretung geweigert ihn auf Garantie zu reparieren. Weder der ursprüngliche Händler in Deutschland noch Honda Deutschland wollten etwas machen – jeder schob die Schuld auf den anderen. Als dann die hiesige Hondavertetung (Mechanic Plaisance) sogar eine „Parkgebühr“ von € 50.-/Tag wollte, weil der Generator bei ihnen in der Werkstatt stand – während ich versucht habe die Garantie/Kulanz zu regeln – ist mir die Hutschnur geplatzt. So ein lausiger Kundenservice ist mir echt noch nie untergekommen. Jetzt steht der Generator wieder in seiner Kiste und wir werden schauen, ob wir ihn in Grenada flicken lassen können. Von der Firma Honda kommt mir nie mehr ein Teil an Bord!!

Da unser Backup für die Stromversorgung (eben der Hondagenerator 🙄) jetzt weg war, habe ich das eingebaute, aber bis jetzt nicht angeschlossene Batterie-zu-Batterie-Ladegerät (B2B-Lader) in Betrieb genommen. Bisher haben wir unsere Lithiumbatterien nur über die Sonnenzellen geladen. Die Motoren haben nur die Starterbatterien geladen. Dies weil das Laden von Lithiumbatterien etwas komplexer ist und potentiell zu Beschädigungen der Lichtmaschinen an den Motoren führen kann. Mit dem Hondagenerator als Backup war es also nicht nötig auch diese Komplexität (=weiteres elektronisches Gerät) ins System einzubauen. Ohne den Generator musste ich in den sauren Apfel beissen und den B2B-Lader doch anschliessen. Schlussendlich war es dann leichter als gedacht und in einem Tag abgeschlossen. 

Der B2B-Lader in Betrieb
Wenn man schon einen Stegplatz mit Wasseranschluss hat: Fender putzen und die neuen Wasserfilter ausprobieren
Waschsalon vs. Hand- bzw. Fusswäsche

Nachdem wir die technischen Probleme gelöst hatten, hätten wir eigentlich aus der Marina raus können. Aber da Biggi’s Backenzahn am Montag den 21.03. gezogen werden würde, haben wir den Aufenthalt bis zum folgenden Freitag verlängert. Um die Zeit besser zu nutzen und um für den Eingriff und allfällige Komplikationen mobil zu sein, haben wir uns ausserdem ein Auto für eine Woche gemietet. Die Automietaktion war schon sehr speziell. Von anderen Seglern hatten wir den Tipp bekommen, wo man ein günstiges Auto mieten könne, man müsse einfach keine zu grossen Erwartungen haben. So war es dann auch, die Mietfirma hat ein vielleicht 10 Quadratmeter grosses „Büro“ und ein Chaos ohne Ende. Unser reserviertes Auto war natürlich nicht verfügbar, als wir kamen. Um ehrlich zu sein wussten sie nicht mal wo es war. Also wurde hektisch rumtelefoniert bis irgendwann ein Auto auftauchte. Ein dreckiger, verbeulter und verrosteter Peugeot 107, der mit 188’000(!) km seine besten Tage schon lange hinter sich hatte. Bremsen und Motor funktionierten noch, im Gegensatz zu so ziemlich allem anderem. Aber wer braucht schon eine Klimaanlage, wenn es Fenster hat? Und Rückspiegel werden auch überbewertet… Wie hatte der Segler gesagt – „Man hätte das Gefühl, die Autovermietung vermietet ein Auto und klaut es dann irgendwo.“ So ganz sicher waren wir nicht, ob da alles mit rechten Dingen zu und her ging.

Das Auto von seiner weniger verbeulten Seite…
… und von der weniger hübschen Seite – 188’000 km auf dem Tacho!
Ja auch hier auf Martinique gibt es regelmässig Stau

Die erste Fahrt ging zum Shoppingviertel in Le Lamentin. Mit gezückten Einkaufslisten wurden „Mr Bricolage“, «Decathlon» und „La Galleria“ systematisch abgearbeitet. Vor allem das «La Galleria» war fast schon ein Kulturschock für uns: Das ist ein riesiges Einkaufscenter, mit einer Lebensmittel- und Haushaltabteilung, die sich nicht mal hinter dem KDW in Berlin verstecken müsste. Wir wollten unter anderem eine neue Bratpfanne kaufen und wurden ob der riesigen Auswahl fast erschlagen. So etwas hätten wir hier in der Karibik nie im Leben erwartet! Da wir vorhaben die Hurrikan-Saison von Juni bis November in Grenada zu verbringen, war es DIE Möglichkeit nochmals unseren Lebensmittelvorrat aufzustocken. Vor allem Sachen, die es auf anderen karibischen Inseln entweder gar nicht gibt, oder aber nur zu sehr viel höheren Preisen wurden gebunkert – und wieder einmal sind wir mit vollen Stauräumen und einem entsprechend schweren Boot unterwegs…

Shoppingwahnsinn: Hier gibt es (fast) nichts was es nicht gibt.
Es gab auch eine Tierhandlung, die sogar Hundewelpen und Kätzchen verkauften. Das war schon etwas heftig!
Flossen anprobieren

Mit dem Auto haben wir natürlich auch ein paar Ausflüge gemacht und sind an die Atlantikküste von Martinique gefahren, weil wir dort eher nicht mit dem Boot hinkommen werden. Die Halbinsel «Presqu’Île de la Caravelle» und eine Wanderung bei «Le Vauclin» waren sehr eindrücklich. Sehr schöne Strände, welche aber alle mit grossen Mengen von den hier überall vorkommenden orangegelben Algen bedeckt sind. Der Geruch ist auch sehr penetrant, da der Wind hier immer vom Meer her weht. Hier liegt auch sehr viel Müll rum und es stimmt einen schon traurig, wie man wirklich überall in der Natur statt Fuss- die Abfallspuren der Menschen sieht.

Hafeneinfahrt des Grauens an der Atlantikküste: Wer hier nicht den richtigen Moment erwischt hat verloren!
Halbinsel „La Caravelle“
La Caravelle – Leeküste
Rundwanderweg auf Le Vauclin mit den Algenstränden
Überall Abfall 😔

Die sechs Kilometer lange Rundwanderung bei «Le Vauclin» ging dem Meer entlang um ein Kap zur Leeseite, durch Savannen, Mangroven und Wälder. Die angegebenen 20m Höhenunterschied laut Beschreibung haben nicht ganz gestimmt, schlussendlich haben wir laut Wanderapp 420 Höhenmeter gemacht – und das alles natürlich in der grössten Mittagshitze – Profis halt…

Trou de Cochon

Apropos grösste Mittagshitze – das Wetter hat sich tatsächlich ab Mitte März etwas normalisiert – es regnet viel weniger und auch der Wind bläst nicht mehr immer ganz so stark.

Am 21.3. war es dann soweit und es  ging Biggi’s Zahn an den Kragen – oder besser an die Wurzel. Der Eingriff ging erstaunlich schnell und nach nicht mal 45 Minuten hat Biggi mich mit etwas undeutlicher Aussprache aus dem Wartezimmer gerufen. Schnell noch die Medikamente in der angrenzenden Apotheke geholt und ab zu einem Ausflug, den wir dann aber wegen ihrer Schmerzen abgeblasen haben. Die folgenden Tage waren kulinarisch gesehen etwas eintönig, da Biggi vieles nicht essen durfte. Inzwischen geht es wieder besser, aber Hühnerbrühe wird wohl so schnell nicht mehr auf unserem Speiseplan stehen. Da Biggi wegen ihrer Medi’s keinen Alkohol trinken darf, haben wir beschlossen eine Alkoholpause einzulegen. Als Alternative zum Sundowner mit Rum haben wir Guavejuice entdeckt!

Unser neues Lieblingsgetränk – Guavejuice

Le Marin, wo auch die Marina liegt ist ein verzweigter „Fjord“ wo vermutlich mehrere Hundert Schiffe an Bojen oder vor Anker liegen. Einige davon sind in einem erbärmlichen Zustand und vermutlich schon seit Jahren nie mehr bewegt worden. Keine Angst – soweit wird es bei uns dann doch nicht kommen!

Blick über einen Teil vom Ankerfeld in Le Marin. Das „Boot“ mit dem Sonnendach im rechten Bild bestand wirklich nur noch aus Rost – aber es lebt jemand mitsamt Hund und Katze darauf.

Statt grosse Wanderungen zu machen, sind wir kurzerhand mit dem Auto zum Strand gefahren und haben so die Wartezeit überbrückt. Lustig eigentlich, denn seit wir mit dem Boot unterwegs sind, sind wir fast nicht mehr an einem Strand zum Baden, da wir lieber direkt vom Boot ins Wasser hopsen.

Kleine Wanderung zum Strand Petite Plage des Salines
Auf Martinique gibt es immer wieder grosse Herden weidender Kühe, was man auf den anderen Karibikinseln wesentlich seltener sieht.

Am letzten Abend in der Marina waren wir schon im Bett, als es irgendwo in der Nähe plötzlich eine Art „Guggen-Konzert“ gab. Eine Trommlertruppe hatte sich auf dem Parkplatz vor dem kleinen Supermarkt eingefunden und gab ihr Bestes, um alle im Umkreis von ein paar Kilometern wach zu halten. Logisch sind wir wieder raus aus den Federn und ab auf die Piste 😎.

Bengalisches Feuer – nur das beste für die Gäste
Unser auf dem Parkplatz abgestelltes Auto eignet sich offenbar auch gut als Sitzgelegenheit bzw. Getränkeablage…

Am Freitag den 25.3. war es dann soweit, wir haben die Marina verlassen und gleich noch die halbvollen Dieseltanks wieder aufgefüllt. Dabei hatten wir das Glück, von noch sehr moderaten Preisen profitieren zu können. In Martinique sind die Preise an allen Tankstellen gleich und sie werden jeweils nur zum Monatsbeginn angepasst. Das heisst, wir konnten Diesel für € 1.67 pro Liter bunkern, während er in Europa an den meisten Stellen ein Stück über € 2.- liegt. Bei 230l fällt das schon ins Gewicht.

Abfahrt vom Tanksteg und zurück nach St. Anne

Für eine Nacht tuckerten wir zurück nach St. Anne.

Das Dinghydock von St. Anne – und wieder haben ein paar Schlaumeier ihr Dinghy zu kurz angebunden und vergessen, dass es auch hier einen Tidenhub hat.
Abendstimmung in St Anne mit – was wohl? Richtig! Einen Guavesaft! 😉

Am Samstag haben wir den Mietwagen zurückgebracht und sind dann bei Jean-Francois und Dominique – unsere lieben Stegnachbarn, die uns zum ersten Zahnarzttermin gebracht haben – zum Essen eingeladen gewesen. Sie lagen mit ihrem kleinen Katamaran (noch 1 Fuss kürzer als unserer 😬) neben uns in der Marina und haben uns immer wieder ihre Hilfe angeboten und auch sonst mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Als Dank für ihre Unterstützung hatten wir sie vor Biggis zweitem Zahnarzttermin zum Essen bei uns an Bord eingeladen und nun wollten sie sich ¨ revanchieren. Sie leben das halbe Jahr hier auf Martinique, wo sie den Kat in der Marina und zusätzlich eine kleine Wohnung mit Blick über den Hafen und die Bucht von „Le Marin“ haben. Die restliche Zeit vom Jahr verbringen sie in ihrem Haus in Frankreich oder kurven mit ihrem Wohnmobil durch Europa. Da hat jemand wohl alles richtig gemacht!

Sie haben uns lauter Spezialitäten von Martinique aufgetischt: Accras mit Fisch, eine scharf gewürzte Blutwurst zum Auszuzeln und einen Auflauf aus Christophenes. Aber das Highlight war ein über Zuckerrohr grilliertes Poulet mit kreolischen Kräutern. Magnifique! Wobei die mit Rum flambierten Bananen zum Nachtisch auch nicht ohne waren.

95% der Unterhaltung verlief auf Französisch und obwohl Biggi eigentlich kein Französisch kann, hat sie fast alles verstanden und mit Händen und Füssen fleissig mitgeredet.

Jean-Francois und Dominique mit ihrem Hund Junior
Abends haben wir uns in der Strandbar in St. Anne mit Jürg und Katharina von der Schweizer Yacht STELLA MARIS getroffen. Schön mal wieder Schweizerdeutsch reden zu können nach dem vielen Französisch am Nachmittag.

Am Sonntag fuhren wir von „St. Anne“ nach „Anse d’Arlet“, eine kleine Bucht an der Westküste von Martinique. Dabei haben wir die Abkürzung durch den „Passe des Fous“  (=Pass der Verrückten) zwischen Martinique und dem „Diamond Rock“ genommen. Ich weiss nicht wieso er diesen Namen trägt, denn die Durchfahrt war unproblematisch und landschaftlich reizvoll.

Endlich wieder unterwegs. In der Ferne ist der Diamond Rock und die Durchfahrt ersichtlich
Le Rocher du Diamant – Diamond Rock. Früher von strategischer Bedeutung, heute immer noch imposant (und sieht bisschen aus wie Darth Vader, oder?).
„Passe des Fous“ und unser „Riesenschlag“ von gerade mal 13 Seemeilen nach Anse D’Arlet 😉

Nachdem unsere Versuche mit der Schleppangel nur Algenfetzen eingebracht haben, hat Biggi einen Angelversuch am Ankerplatz gestartet. Obwohl es ganz offensichtlich viele Fische hat, war unser Köder wohl nicht nach ihrem Gusto. Gab es halt Spaghetti mit dem letzten Glas selber eingekochter Bolognese aus der Schweiz zum Nachtessen. Auch gut!

Die Profifischer am Werk….
Vor Anker in Anse D’Arlet
und wieder einmal ist Schiffschrubben angesagt.
Biggi ist für den oberen und ich für den unteren Teil „zuständig“

Anse D’Arlet ist ein beliebtes Wochenend-Ausflugsziel für die Jugend und die Bucht war voller Motorboote, deren Musikanlagen sogar lauter als die Motoren waren. Erst spätabends sind die letzten Partyjünger in den Hafen zurück und die Ruhe ist in der Bucht eingekehrt.

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Rendezvous auf Martinique

Rendezvous auf Martinique

03.03. – 11.03.2022, La Marina du Marin

Heute ist Donnerstag und während ich schreibe, ist auf dem Boot ganz schön was los. Unsere Dieseltanks werden gereinigt und Jan versucht, die Reparatur unseres Honda Generators zu organisieren. Dazu später mehr.

Tamarinden: Unsere neuen Gummibären? Aus reiner Neugier haben wir ein Tütchen mit Tamarinden auf dem Markt gekauft. Die sehen bisschen aus wie Erdnüsse, nur dass ihre Schale glatt ist und total fragil.

Drückt man die Tamarinde zu sehr, splittert die Schale.

Kennen tue ich Tamarinde nur vom Hörensagen, dass es ein Gewürz und als Paste zu bekommen sei. Probiert oder gar damit gekocht habe ich noch nie. Auf unsere Frage, wie man die essen würde, hat uns die Marktfrau ganz komisch angeschaut und mit der dazugehörigen Handbewegung erklärt: einfach aufbrechen, rauspulen und essen.

Gesagt, getan. Schale aufbrechen, Fäden abziehen und dann ab in den Mund mit der Frucht. 

Den Dreh hatten wir schnell raus und ich muss sagen, die sind echt gut. Die Konsistenz erinnert an Datteln und irgendwie schmecken sie süsslich und säuerlich zugleich. Und gesund sollen sie obendrein sein durch ihren hohen Eisengehalt sowie enthaltenes Calcium, Phosphor und Vitamin D. Aber Obacht, innen sind kleine braune ziemlich harte Kerne, die sich wie Glasperlen anfühlen. Draufbeissen ist demnach keine gute Idee 😬

Habe schon versucht, mit dem Dremel ein Loch reinzubohren – habe ich nicht geschafft.

Apropos Draufbeissen, da ist mir ja was passiert. Freitagabend beim Essen hat es mir auf einmal einen Stich in den rechten unteren Backenzahn versetzt. Ok, dachte ich, hab nur auf irgendwas gebissen. Doch dann kamen die Schmerzen und das Gefühl, dass mein Zahn wachsen würde – dies würde auf eine Wurzelentzündung hindeuten??? Tja, Freitagabend in der Karibik – kein gutes Timing für einen Notfall. Ich konnte die Zähne nicht mehr zusammenbeissen, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Es war erstaunlich gut auszuhalten und am Montagmittag würde es für uns eh in die Marina Martinique du Marin gehen und dort gibt es sicher einen Zahnarzt.

Am Sonntagabend haben uns Brigitta und Hannes von der MARIANOA zum Sundowner eingeladen. Hat gut getan die Ablenkung und ein netter Abend war es obendrein.

Jan&ich und die BLACKFIELDS Carsten&Susanne zu Besuch bei den MARIANOAS Brigitta&Hannes
Montag um 11.15 Uhr Anker auf vor St. Anne und um 13.15 Uhr in der Marina am Steg festgemacht.
20 Jahre Katamaran-Design haben heutige Katamarane viel wuchtiger werden lassen. Wir sind mit Abstand der kleinste Katamaran am Steg.

So war unsere erste Aktion nach der Verlegung in die Marina auf Zahnarztsuche zu gehen. Die erste Praxis am anderen Ende der Bucht war zwar geöffnet, aber der Arzt befand sich in den Ferien. Und überhaupt gäbe es eine meterlange Warteliste, auf die ich nicht gesetzt werden konnte. Weiter spazierten wir zur nächsten Adresse in der Nähe der Marina. Da war gleich gar niemand anzutreffen – ein Zahnarztpaar, das sich ebenfalls in den Ferien befände – so informierte uns die Nachbarin. In der Apotheke haben wir dann die Adresse des Centre Dentiste in Fort de France erhalten, müssten aber telefonisch ein „Rendezvous“ ausmachen. Leider hat unsere SIM-Karte fürs Telefonieren nicht funktioniert und so langsam hatte ich einen genervten Skipper an meiner Seite, da wohl nichts klappen wollte. Also versuchten wir es noch mal im Telefonladen und dann gingen wir erst mal zurück zum Boot und weiter googeln.
Gestern ist Jan mit unseren Bootsnachbarn Francois und Dominique ins Gespräch gekommen. Die beiden gaben uns den Tip mit dem Dentiste in Rivière-Salée und haben zudem direkt angeboten, uns die 25 km dorthin zu fahren und wieder heimzubringen. Merci Beaucoup! Und als Dankeschön wird es wohl ein „Rendezvous“ mit Apéro und Sundowner auf RARE BREED geben.

Die Gemeinschaftspraxis konnte mir tatsächlich für 17 Uhr einen „Rendezvous“-Termin anbieten. Eine sehr junge Ärztin, geschätzt 25 Jahre alt, hat sich meiner angenommen und die Röntgenbilder ausgewertet. Sie hat sich noch für ihr Englisch entschuldigt, ich konnte sie jedoch beruhigen, dass ihr Englisch wesentlich besser sei als mein Französisch. Und so hat die Kommunikation dann auch super geklappt. Um dem Übel auf den Grund zu kommen, wurde erstmal der Zahn aufgebohrt bis zum Grund, mit Nadeln in die Wurzel reingestochert und mit Kältemittel ausgiebig getestet. Nun gehört Martinique ja zu Frankreich und ist damit europäisch, aber das heisst nicht unbedingt, dass der Standard auf dem gleichen Niveau ist. So auch in der Zahnarztpraxis. All die Voruntersuchungen wurden gemacht, ohne dass ich die Möglichkeit hatte mal den Mund auszuspülen…

Der Behandlungsstuhl in Pink ist schon eine Augenweide – ein Mundspülbecken sucht man vergebens.

Ein geschulter Blick des Radiologen durch seine Lupenbrille auf mein Gebiss hat das Dilemma schliesslich zum Vorschein gebracht. Mein Zahn hat zwei Risse und würde über kurz oder lang auseinander brechen. Also hat die junge Dame das Loch wieder zugemörtelt, gegen die Entzündung Antibiotika verschrieben und 27.40 € für die „Consultation“ einschliesslich röntgen kassiert. Das nächste Rendezvous habe ich am 21. März, dann heisst es wohl Abschied nehmen – „Au revoir ma molaire“ – der Zahn wird per „Extraction d’une dent définitive“ entfernt, was sich immer noch besser anhört als „gerissen“, finde ich zumindest.

Unser Honda Generator weigert sich ja anzuspringen. Also wurde fluchs mit Luisa vom Mécanique Plaisance Service per E-Mail (auch) ein „Rendezvous“ vereinbart.

Erst haben wir den Generator weggebracht und auf dem Rückweg waren wir gleich noch einkaufen.

Seit Dienstag ist unser Geni jetzt in der Werkstatt, macht aber immer noch keinen Mucks. Die Kosten für die Versuche, ihn wieder zum Laufen zu bekommen betragen bis jetzt schon knapp 200 €. Dummerweise hat unser Verkäufer den Geni nie beim Hersteller registriert und daher sieht es für uns mit der Garantie mau aus. Jan ist nur am Hin- und Hermailen mit der Werkstatt und dem Verkäufer, damit wir nicht auf den Kosten sitzenbleiben und am Ende ohne Geni dastehen.

Für den Geni kommen alle Kommunikationsgeräte gleichzeitig zum Einsatz.

Schon wieder einen neuen kaufen wollen wir eigentlich nicht. Brauchen tun wir aber einen. Es ist kompliziert. 

Ja, und da ist ja noch unser Dieselproblem. Jeder Motor hat einen separaten Kraftstofftank und diese sind mit Grobfiltern bzw. Wasserabscheidern ausgerüstet, die Jan immer im Auge behält und regelmässig kontrolliert. Bei seiner Kontrolle hat er so schlammige Ablagerungen in den durchsichtigen Behältern festgestellt.

Der braune Glibber hat nichts Gutes zu bedeuten.

Seine Befürchtung: Wir haben die Dieselpest an Bord 🙄 Ganz ungünstig! Vor allem, weil unsere Tanks normalerweise gesamthaft fast eine halbe Tonne Diesel fassen. Wir haben letzten Samstag noch versucht, die schleimige Masse mit der integrierten Pumpe und unter Zuhilfenahme einer Autobatterie abzulassen, haben es aber leider nicht geschafft. Das muss auf jeden Fall vom Fachmann beseitigt werden. Der muss dann zuerst mal gucken, ob es wirklich die Dieselpest ist! Auch hier haben wir mit einem kleinen Betrieb in der Marina ein „Rendezvous“ vereinbart. Und eben dieses Rendezvous ist grad in vollem Gange. Zwei fleissige Handwerker pumpen erst den Steuerbordtank ab und benutzen grosse Kanister als Zwischenlager.

Antoine schaut, dass nix daneben geht beim Zwischenlagern unseres Diesels.

Antoine und Benji geben sich die allergrösste Mühe und geben Liter für Liter des flüssigen Goldes (ist so, wenn man einen Blick auf die derzeitigen Spritpreise wirft) wieder gefiltert zurück in den Tank. Die erfreuliche Diagnose lautet: Es ist keine Dieselpest! HURRA! Die schlechte Nachricht: Unsere Tanks rosten von innen… Ich weiss nicht, welches Übel mir in diesem Moment lieber gewesen wäre. Die beiden Männer reinigen noch die Grobfilter bzw. Wasserabscheider, tauschen die Feinfilter aus und entlüften das gesamte System.

Links: Reinigung Wasserabscheider. Rechts: Feinfilter zum Vergleich, das schwarze Quadrat ist der alte Filter, daneben der neue.

Zum Testen wird die Steuerbordmaschine gestartet. Ein banger Moment, springt sie an oder ist noch Luft im System? Kurz Vorglühen und dann den Schlüssel bis zum Anschlag drehen – Motor läuft! Jan spitzt die Ohren, denn irgendetwas stimmt nicht. Der Motor ruckelt und der Drehzahlmesser schwankt um die 200 Umdrehungen/Minute. Das heisst, er hat jetzt was, das er vorher noch nicht hatte. Meine Güte…
Ach ja, beim Backbordmotor ist nun die Dieselpumpe defekt und wir können nicht entlüften.

Man könnte sich fragen: Ist heute nicht unser Tag? Ja dann, packen wir es an – die Jungs von Loca-Yacht kommen wieder, morgen.

Anmerkung: Ich, der Französischen Sprache nicht mächtig, dachte ja immer, dass ein Rendezvous einen lieblichen Hintergrund hätte, das wäre dann ja auch geklärt 🤓 

Du und ich – wir schaffen das 😊

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Martinique – Ein Stück Europa in der Karibik

Martinique – Ein Stück Europa in der Karibik

15.02. – 02.03.2022 Martinique

Nach der Zeit auf den ehemals britischen Inseln ist uns aufgefallen, wie wir uns hier auf Martinique fast schon wie in Europa fühlen. Klar ist es immer noch eine tropische Insel mit allem was dazu gehört, aber es ist eben auch ein Stück weit wie in Frankreich. Wein, Croissants, Baguette und Käse natürlich, aber auch sonst ist die Auswahl an Lebensmitteln verglichen mit den anderen Inseln enorm und dabei auch günstiger. Wobei «günstig» eigentlich irreführend ist, dann das Preisniveau ist in der ganzen Karibik echt hoch, hier einfach etwas weniger hoch. Abgesehen vom subventionierten Baguette für einen Euro bewegen wir uns hier fast schon auf Schweizer Preisniveau. Anscheinend scheint es der Bevölkerung hier auf Martinique finanziell wesentlich besser zu gehen als auf den anderen Inseln. Vermutlich auch, weil das Mutterland gehörig Geld hier reinpumpt. 

Die grosse Ankerbucht vor St. Anne

Die Strassen sind richtig ausgebaut, es gibt Strassenschilder und Fahrbahnmarkierungen und vor allem, man fährt auf der «richtigen» Seite 😉. 

Autofahren bei, na was wohl? … Regen natürlich.
Gut ausgebaute Strassen
Manchmal „zu gut“… Lemantin vor Fort-de-France – 3-spurig in jede Richtung.

Es gibt eine grosse Auswahl an Supermärkten und Läden wie Carrefour und Decathlon, wo man all die Sachen bekommen kann, die es auf den anderen Inseln schlichtweg nicht gibt. Auch bei den Kleidern – von denen wir zugegebener Weise nicht sehr viele brauchen – ist die Auswahl hier mit vielen kleinen Boutiquen wie in Europa.

Inspiriert durchs Plakat wurde eine spontane Shoppingtour gestartet – das Resultat lässt sich sehen!

Auch wenn die anderen Inseln ursprünglicher und «exotischer» und damit sehr spannend sind, war es ein klein wenig wie nach Hause (bzw. Frankreich) zu kommen, als wir hier auf Martinique das erste Mal an Land gingen. Es lässt sich wohl nicht leugnen, dass wir vom Leben in Europa geprägter sind, als wir wahrhaben wollen. 

Nachdem wir unseren Anker endlich erfolgreich im Sandgrund vor St. Anne versenkt hatten, war uns klar, dass wir etwas mehr Zeit hier verbringen wollen. Der Ankerplatz hat was von einem Wohnquartier in der Agglo, ausser dass die Häuser (=Boote) ab und zu wechseln. Dass jede «Villa» ihren eigenen «Badepool» mitsamt regelmässigem Schildkrötenbesuch hat, ist natürlich auch nicht übel 😉. Der natürliche Treffpunkt ist das lange Dinghydock unmittelbar vor dem Dorfplatz von St. Anne, wo alle hinfahren, wenn sie an Land wollen. So zischen ständige kleine Gummiboote mehr oder weniger schnell hin und her durchs Ankerfeld – morgens häufig mit auffällig langen Papiersäcken von der lokalen Bäckerei unter dem Arm.

Das „gefährliche“ Dinghydock von St. Anne.

Auch wir benutzen regelmässig das Dinghydock. Was als völlig harmlos erscheint, hat offenbar doch seine Tücken. Erst hat es Biggi getroffen: Ihr ist das Dinghy unter den Füssen abgehauen, sie konnte sich nicht mehr mit den Fingern am Dock halten, ist runtergeplumpst wie ein Sack und ärschlings auf dem Schlauch gelandet. Schwein gehabt – ist nichts passiert! Tags darauf hat es mich erwischt. Ich wollte vom Dinghy aus barfuss (im Dinghy hat man nie Schuhe an) an der Badeleiter vom Dock hochkletttern und bin dabei auf den glitschigen Sprossen ausgerutscht, mit dem Brustkorb an die Leiter geknallt und habe mir den grossen Zeh aufgeschlitzt. Grosses Dinghydockkino! 

Die meisten Boot bleiben etwas länger in der Bucht von St. Anne und so entstehen schnell soziale Strukturen und Aktivitäten. Das erste war eine «Pot Luck»-Party (typisch amerikanische Yachtietradition, bei der sich die Crews von mehreren Booten am Strand treffen und jedes Boot etwas zum Essen und/oder Trinken mitbringt). Das war cool, erstens, weil man so schnell mit vielen Leuten in Kontakt kommt und zweitens, weil die Auswahl am Buffet echt eindrücklich war. Da gab es Gerichte wie Paella mit Shrimps, Frikadellen, Spanische Omelette, Jackfruit Stew (Eintopf), gefüllte Eier, diverse Salate usw. Und dann natürlich diverse Getränke wie Bier oder Wein und einer hatte sogar einen 5l (!) Kanister mit Rumpunsch dabei – Karibik halt 😉

Crews von etwa 20 Jachten kamen zum Pot Luck.
Segler*innen aus aller Herren Länder.
Bunte Teller vom Buffet und ein toller Sonnenuntergang.

Vor dem Frühstück gab es ab und zu Yoga am Strand, was wir uns natürlich nicht entgehen liessen, auch wenn da mehr Neugier als Können vorhanden war. Überhaupt ist Sport und Bewegung auf dem Boot immer ein Thema, denn segeln alleine ist ja nicht wirklich so sportlich (erst recht nicht, wenn man so lange wie wir vor Anker liegt!). Morgens sieht man daher auf etlichen Booten, wie eine oder mehrere Personen auf dem Vorschiff im wahrsten Sinne des Wortes rumturnen. Wir haben dafür unsere Heckplattform und versuchen täglich mit etwas Sport in den Tag zu starten. 

Als weitere sportliche Aktivität hat sich das Schrubben des Unterwasserschiffes entpuppt. Wenn man da nicht mindestens einmal wöchentlich das gesamte Unterwasserschiff mit Spachtel oder Wurzelbürste abkratzt bzw. abschrubbt entsteht eine veritable Biosphäre an den Rümpfen. Ohne Taucherflasche und nur mit Maske, Schnorchel und Flossen ist das wirklich anstrengend. Unser Boot ist zwar nur 1m tief, aber dafür hat es zwei Rümpfe und Kiele und etwa die doppelte Wasserlinienlänge wie ein gleich grosser Einrümpfer. Zum Glück ist das Wasser so schön warm und klar, aber nach 1,5-2h im Wasser ist man doch recht «erfrischt». Ausserdem hat man das Gefühl, dass sich die Kleinstlebewesen, denen man die Heimat genommen hat, auf der eigenen Haut gleich wieder ansiedeln und es juckt und kitzelt am ganzen Körper 😬.

Martinique lässt sich natürlich auch hervorragend per Pedes erkunden. Unsere erste Wanderung führte uns von St. Anne bis zum Point Saline an der SW-Seite der Insel.

Die ganzen 34 km haben wir dann doch nicht gemacht.

Vorbei an mehreren Buchten mit schönen Sandstränden: Anse Caritan, Anse Meunier bis zum Grand Anse des Salines sowie durch Mangroven und am Etang des Salines vorbei. Wir sind morgens los und da wir (also um genau zu sein, ich) annahmen, dass es unterwegs sicher Verpflegungsmöglichkeiten in Strandbuden geben würde, haben wir ausser Trinkwasser nichts mitgenommen. Mit Strandbuden war aber nix und so waren wir doch recht hungrig, als wir am frühen Nachmittag wieder in St. Anne ankamen.

Etwa 80% unserer Wanderung verlief im schattigen Wald.
Die Luftwurzeln der Mangroven sind recht beeindruckend.
Fallen für Kokoskrabben (links im Bild) sind hier alle paar Meter zu finden.

Hier in der Bucht von St. Anne lagen natürlich auch viele andere uns bekannte Schiffe, allen voran die FantaSea von Peter und Judith, mit denen wir einige vergnügliche Stunden beim Kaiserschmarrn-mit-Apfelmus-Essen und «TAC»-Spielen (jetzt steht es 2:2!), bei einem Ausflug zur Rumdestillerie und beim Basteln von Armbändern aus Kernen von lokalen Bäumen verbringen durften. Dass unser Cockpittisch seitdem ein paar kleine Bohrlöcher hat, können wir gut verkraften und zeigt wohl wie der Begriff «Dünnbrettbohrer» entstanden sein könnte 😉.

2 Bootsfrauen am Basteltisch.
Wenn man die Technik raus hat, ist es ganz einfach, Löcher in die Samen zu bohren.
Handgemachte Armbänder zieren nun unsere Handgelenke.

Der Ausflug zur Rumdestillerie Clément war ein tolles Erlebnis. Neben der Präsentation der historischen Rumherstellung hat das Anwesen auch einen weitläufigen botanischen Garten mit vielen eindrücklichen Kunstinstallationen. Der Duft in den Hallen, wo die Rumfässer gelagert werden, ist im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend.

Homére Clément, Mediziner und Politiker sowie Gründer der Habitation CLÉMENT. Kaum zu glauben, wie viel Aroma durch die Eichenfässer einfach verduftet.
Arbeitsgeräte aus vergangenen Tagen.
Kunstinstallationen soweit das Auge reicht.
Moderne Kunst eingetaucht im grünen Umfeld.
Und Modern Art in (Über-)Lebensgrösse.

Die Abende an Bord läuten wir normalerweise mit einem Sundowner ein. Da wir hier immer mit dem Heck nach Westen liegen, geniessen wir den Sonnenuntergang (wenn es nicht regnet) in unseren beiden Klappstühlen auf der Heckplattform. Der Standard-Sundowner ist «Ti’Punch RARE BREED».

Man nehme …

  • 1 kleines Glas
  • 1 gestrichenen Teelöffel Rohrzucker
  • 1 Schuss Limesaft (rühren)
  • 1 (etwas grösseren) Schuss braunen Rum dazu (weiterrühren)
  • Auffüllen mit Wasser (wir wollen ja nicht zu Alkoholikern werden…) 
Immer wieder schön die Sonnenuntergänge.
Santé! (Prost! 😉)

Wenn man ganz viel Glück hat, kann man beim Sonnenuntergang sogar den «Green Flash» sehen. Bei wolkenfreiem Himmel kann es sein, dass der obere Rand der Sonne in den letzten Sekundenbruchteilen bevor sie untergeht grün aufblitzt. Ein etwas stärkerer Sundowner soll die Wahrscheinlichkeit eines «Green Flashes» steigern, ist uns gesagt worden 😊.

Um Süsswasser zu produzieren, betreiben wir unseren 220V Wassermacher über den Inverter. Dieser läuft bei den hohen Temperaturen im Boot nach ca. 1,5 Stunden Dauerbetrieb heiss. Um den Tank doch noch ganz auffüllen zu können, müssen wir entweder eine halbstündige Abkühlungspause einlegen oder den kleinen Hondagenerator zu Hilfe nehmen. Da ein Generator ab und zu laufen muss, machen wir ihn daher von Zeit zu Zeit beim Wassermachen an. Das letzte Mal hat er noch brav seinen Dienst verrichtet, aber jetzt wollte er partout nicht starten. Alle Startversuche blieben erfolglos. Eine erste Diagnose deutete auf Probleme bei der Benzinversorgung hin. Um da dran zu kommen müssten wir die ganze Aussenhülle demontieren, was wiederum jegliche Garantieansprüche zunichte machen würde. Also ab zum Laden in Le Marin zur Vereinbarung eines Reparaturtermins. Den bekamen wir allerdings erst auf den 10. März. Wir sind ja bekanntlich Zeitmillionäre und da es uns hier in St. Anne gut gefällt, haben wir entschieden den Termin anzunehmen und etwas länger als gedacht hier zu bleiben. 

Um etwas von Martinique zu sehen haben wir uns ein Auto gemietet – natürlich auch mit dem Hintergedanken, dabei die geplanten Einkäufe zu machen. Was wir völlig verpennt haben war, dass hier drei Tage lang Karneval ist und dabei (fast) alle Läden geschlossen sind. So haben wir den Rosenmontag und Faschingsdienstag stattdessen für Sightseeing verwendet. 

Nettes Auto, bergauf ging es jedoch nur noch im 2. Gang. Hatten wir das nicht schon mal in La Palma?

Als erstes ging es zum Jardin de Balata (Botanischer Garten) etwas nördlich von Fort-de-France. Eine superschöne Anlage, die teilweise wie ein Spaziergang durch einen Regenwald war. Dies nicht zuletzt, weil es – wie könnte es denn anders sein – immer wieder intensive Regenfälle gab. Besonders cool (wenigstens für mich) war die mehrteilige Hängebrücke die geschätzt 10m hoch über dem Boden von Baum zu Baum ging. Insgesamt waren es wohl  10 Brücken aus Holz und Spannseilen, die ganz schön geschwankt haben als ich darüber lief. Biggi hat es vorgezogen die Strecke unten auf dem festen Boden zurückzulegen.

Gründer des Jardin de Balata ist Jean-Philippe Thoze (Blumenzüchter, Landschaftsgärtner und Künstler in spe)
Rund um das Haus seiner Grosseltern ist der Garten entstanden.
Einzigartige Pflanzen und Blüten lassen uns dem Zauber dieses Ortes regelrecht verfallen.
Links: Heliconia Vellerigera oder auch „King Kong Heliconia“. Rechts: Enorme Luftwurzeln einer Palme.
Jan nimmt den Baumwipfelpfad.
Die Holzbretter sind vom vielen Regen recht rutschig.
Ja, wo isser denn – ach, da isser ja 😊

Auf dem Rückweg sind wir am riesigen Einkaufsareal bei Lamentin vorbeigekommen. Die grosse Decathlonfiliale (Laden für Sport- und Spielausrüstung) und ein riesiger Baumarkt waren trotz Karneval geöffnet, sodass wir die lange auf unsere Einkaufsliste stehenden Sachen, wie ein Kajakpaddel (für das SUP), einen neuen Rucksack und eine Yogamatte sowie einen Wasserfilter besorgen konnten. Und nicht zu vergessen je eine neue leichte Regenjacke, um für die hiesigen Witterungsverhältnisse gerüstet zu sein… Habe ich schon erwähnt, dass es seit wir in der Karibik sind immer wieder ausgiebig regnet – obwohl jetzt eigentlich Trockenzeit sein sollte?

Düster, nass und nur noch 21 Grad.
Nebel steigt aus dem Wald.

Am Dienstag haben wir uns auf den Weg zu den Gorges de la Falaise im Norden von Martinique gemacht. Dort kann man eine Wanderung durch enge Schluchten in einem Fluss zu einem Wasserfall im Dschungel machen. Da man dabei hüfttief durchs Wasser waten muss, macht man das am besten in Badekleidung. Also alles eingepackt und los. Trotz der gut ausgebauten Strassen dauerte die Anreise wegen der kurvigen Streckenführung fast zwei Stunden. Im Google stand, dass die Anlage offen sei, doof nur, dass Google das Wetter nicht berücksichtigt. Wegen – wer errät es? – starken Regenfällen am Vortag und in der Nacht wäre die Flusswanderung zu gefährlich und folglich geschlossen, was wir aber erst erfahren haben, als wir vor verschlossenen Toren standen! Als Trost haben wir uns ein üppiges Mittagessen im angrenzenden Restaurant gegönnt. Und das war ein unverhoffter Volltreffer, denn das Essen war wirklich hervorragend!

Der Himmel über dem Restaurant spricht Bände – aber das Essen war super!

Um wenigstens ein bisschen Bewegung zu bekommen, haben wir kurzerhand den ersten Pfad in den Regenwald rein genommen. Das war echt eindrücklich. Der Pfad führte immer bergauf durch dichtestes Grün, riesige Bambushaine, Farne und von Lianen durchzogenes Dickicht. Die Vögel zwitscherten und es knackste beängstigend in den riesigen Bambussen als diese sich im Wind wiegten. Ab und zu kamen wir an Orten menschlicher Bewirtschaftung vorbei und sahen zum ersten Mal Felder voller Christophenes. Als wir an Papayabäumen vorbeikamen und überall Papayas am Boden rumlagen, haben wir uns erlaubt eine grosse grüne Papaya vor dem «Verfaulungstod» zu retten und haben sie in den –  neu erstandenen – Rucksack gepackt.

Herrlich zum Spazieren.
Christophene-Plantage
Biggi kann es nicht lassen und sammelt überall den Abfall in der Natur auf, von dem es leider sehr viel hat.

Auf dem Rückweg sind wir wieder an Lamentin vorbeigekommen, aber dieses Mal war wirklich alles geschlossen, bis auf die Verkaufsstände mit Karnevalskleidung.

Eine karibische Schönheit verkleidet als Schmetterling. Und an den Ständen gibt’s Kostüme in allen Farben.

Der Karneval auf Martinique ähnelt eher den europäischen Karnevals als denen von Brasilien oder Trinidad. Statt Socasound und Pan-Bands sind hier Trommler und Pfeifer unterwegs. Ein klein wenig kam es mir vor wie in Luzern oder Basel, ausser, dass es hier natürlich viel wärmer ist und die Leute oft barfuss unterwegs waren. Die Kostümierungen sind eher einfach oder lustig gehalten, aber nicht mal ansatzweise so aufwändig wie zum Beispiel in Trinidad. Aber vielleicht haben wir auch nur einen Teil hier in St. Anne gesehen, da wir gar nicht in Karnevalsstimmung waren und nicht nach Fort-de-France gegangen sind, wo das Hauptgeschehen mit dem grossen Umzug stattgefunden hat.

Im Gegensatz zu den bisher von uns besuchten Karibikinseln hat Martinique ein Bussystem, was jenem in Europa ähnelt. Es gehen mehrmals täglich grosse klimatisierte Linienbusse nach einem vorgegebenen Fahrplan von St. Anne nach Le Marin. Die kleinen Busse, die auf den anderen Inseln gefühlt alle paar Minuten fröhlich hupend und mit lauter Musik aus den offenen Fenstern vorbeifahren sucht man hier vergeblich. Man muss also genau auf den Fahrplan achten, wenn man nicht plötzlich irgendwo 1-2 Stunden warten will.

Raindrops keep falling on our heads.

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Nordwärts! Von Cheddar zu Camembert

Nordwärts! Von Cheddar zu Camembert

03. – 17.02.2022, St. Anne, Martinique, Logstand seit Start: 5’522 sm

Vorwort: Wir hatten diesen Bericht kurz vor Putins Angriff auf die Ukraine schon fertig und haben dann entschieden ihn angesichts der schockierenden Ereignisse in der Ukraine vorerst nicht zu veröffentlichen. Wir sind immer noch entsetzt und traurig über diesen absolut unnötigen Krieg und wir sind natürlich auch in Sorge, was mit unseren Familien und Freunden passieren wird, die alle viel näher am Krisengebiet sind, als wir hier in der Karibik. Es bleibt uns nur zu hoffen, dass der Konflikt so bald wie möglich aufhört.

Wir können die Ereignisse nicht beeinflussen und veröffentlichen den Bericht jetzt trotzdem, in der Hoffnung, dass er ein klein wenig dazu beiträgt den Lesern einen Moment Ablenkung zu geben.

Am 3. Februar sind wir nach 2 ½ Wochen in der Le Phare Bleu Marina endlich wieder raus. Irgendwie haben Marinaaufenthalte die Tendenz sich in die Länge zu ziehen, wollten wir doch ursprünglich nur eine Woche bleiben. Die zu erledigenden Wartungsarbeiten gingen länger als geplant – vielleicht auch, weil wir durch die vielen sozialen Aktivitäten abgelenkt wurden – und ganz ohne Landausflüge wollten wir Grenada doch nicht verlassen. 

Auslaufen von Le Phare Bleu. Mit einer schönen Backstagsbrise zum SW-Kap von Grenada

Der erste Schlag ging nur kurz «ums Eck» zur Bucht Grand Mal an der Westküste von Grenada. Dort ist der Moliniere Underwater Sculpture Park. Das ist eine Sammlung von Skulpturen vom britischen Künstler Jason DeCaires-Taylor, die er in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung erstellt hat. Viele der Skulpturen sind Zement-Abdrücke von lokalen Personen. Seine Intention war, die lokale Bevölkerung mit diesem Projekt für die delikate Unterwasserwelt vor ihren Küsten zu sensibilisieren. Die Einzelfiguren oder Gruppen von Menschen sowie andere Skulpturen sind über eine relativ grosse Fläche auf dem Meeresboden verteilt. Für uns als Hobbyschnorchler war leider nur ein Teil zu erreichen, der Rest liegt so tief, dass man richtig tauchen müsste. Es war trotzdem ganz eindrücklich.

Ankerbier und Abendstimmung in Grand Mal
Molinière Sculpture Park
Einen Teil der Scuplturen konnten wir mit Schnorcheln erreichen
Hin und zurück ging es mit unserem neuen Dinghy ganz zügig.

Nach zwei Nächten an der Boje ging es mit dem ersten Morgenlicht Richtung Norden los. Wegen des anhaltend frischen Nordostwinds hatten wir eine unangenehme Welle genau von vorne. Unser kleiner Katamaran kann zwar Ozeane überqueren, aber bei Wind und Welle von vorne ist er nicht mehr in seinem Element. Wegen seiner geringen Länge tendiert er dazu sich festzustampfen, d.h. der Bug knallt in die Welle, die Gischt spritzt über das ganze Boot und wir stehen kurzzeitig fast still. Danach nimmt er wieder Fahrt auf, um bei der nächsten grösseren Welle wieder aufgestoppt zu werden usw. usw. Dass es dabei immer 2-3 m hoch und runter geht macht das Leben an Bord sehr anstrengend. So waren wir auch sehr froh, als wir nach gerade mal 35 Seemeilen nachmittags den Anker vor Sandy Island fallen lassen konnten.  

Aussicht vom Ankerplatz bei Sandy Island auf die Sister Rocks- bei Tag und in der Abenddämmerung

Endlich hatten wir auch unsere Vorsätze umgesetzt und jeden Morgen mit «Plank»-Übungen begonnen. Dann gab’s Frühstück und danach etwas rumwursteln (z.B. Blogschreiben oder den Hängestuhl ausprobieren 😉) bis es zum Schnorcheln ging. 

Morgensport und Blogschreiben
Hängestuhl testen – schaukelt aber arg viel, wenn das Boot sich bewegt.

V.a. Biggi hat das Schnorcheln für sich entdeckt und kann stundenlang im Wasser rumdümpeln und den Fischen zuschauen. Ich als ehemaliger Taucher bin wohl etwas verwöhnt, aber ich freue mich, wie es ihr Spass macht.

Ab ins Wasser!
Biggi schaut sich die Unterwasserwelt vorläufig noch von oben an
Sachen, die ein Abtauchen verlangen, wie den Anker kontrollieren, bleiben (noch) meine Aufgabe.
Und zurück zum Boot schwimmen

Wenn wir schon im Wasser sind, werden auch gleich die Rümpfe mit der Wurzelbürste und Spachtel gereinigt. Unsere bewuchshemmende Farbe ist noch erstaunlich wirksam, aber wir merken langsam, wie es anfängt nachzulassen. Bei gerade mal 2 ½ m Wassertiefe kann man schon fast am Grund stehen um das Schiff zu putzen.

Auch wir haben nicht mehr als 1.5-2m Wasser unter den Kielen
Propeller reinigen

Weniger als 1m Wassertiefe unter den Kielen ist mir persönlich zu riskant, hier sieht man aber manchmal ganz „wagemutige“ Skipper, die offenbar keine Hemmungen haben, ihr Schiff mit nur wenige Dezimeter Wasser unter dem Kiel zu ankern…

Ich weiss nicht, ob der Skipper von diesem Boot wusste, wie wenig Wasser er wirklich unter dem Kiel hatte…

Nach ein paar Tagen kam MOANA auch nach und wir verbrachten wieder schöne Stunden mit Gottfried und Sandra, sei es beim Schnorcheln, am Strand oder auch abends im Paradise Beach Club (Adieu Erholung fürs Portemonnaie…)

Auch RARE BREED hat nun ihr Schild im Paradise Beach Club
Mit Gottfried und Sandra und Allison, die Besitzerin vom Paradise Beach Club

Das Wetter ist seit wir in der Karibik sind ziemlich untypisch, denn eigentlich wäre jetzt Trockenzeit. Der Wind bläst oft stark bis teilweise sehr stark und es regnet verhältnismässig oft und intensiv. So war es dann auch vor Sandy Island. Der Ankerplatz ist dort ziemlich offen und so gab es einige bange Stunden, wenn der Wind mit bis zu 32 Knoten über uns hinwegfegte. Kurz nach dem Durchgang eines solchen Squalls war es wieder schön sonnig, aber schon eine halbe Stunde später herrschte wieder Weltuntergangsstimmung mit waagerecht peitschendem Regen und rabenschwarzen Wolken. An einigen Tagen war es so unruhig, dass wir nicht mal von Bord konnten um zu schnorcheln, geschweige denn mit dem Dinghy an Land zu fahren, weil die Wellen einfach über uns hinweg rollen würden. Auch unser neues Dinghy kam hier an seine Grenzen.

Squalls über Sandy Island

So war es hochwillkommen, als Rennie mit seinem Motorboot mit frischem Gemüse vorbeikam. Top Ware zu fairen Preisen direkt an die Bordwand geliefert. So blieben die Konserven doch wieder in der Bank.

Nach etwa einer Woche wollten wir langsam weiter gegen Norden, aber das Wetter spielte einfach nicht mit. So blieb es nur abzuwarten, bis sich ein Fenster mit etwas weniger Wind auftun würde. Aber wir beklagen uns nicht – es gibt wahrlich schlimmere Orte als Sandy Island, um etwas Zeit tot zu schlagen.

Biggi als Galionsfigur 😉
Impressionen von Sandy Island
Eine Insel (fast) für uns alleine
Die Nordseite von Sandy Island ist dem Wind und den Wellen ausgesetzt

Gegen Ende Woche sagten die Wetterprognosen eine kurze Beruhigung für kommenden Montag und Dienstag voraus, danach sollte der Wind wieder auf über 30 Knoten hochgehen. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und sind am Montag pünktlich zur Öffnungszeit um 8 Uhr morgens vor dem Büro der Immigration gestanden. Da wir das Gebiet von Grenada verlassen würden, mussten wir ausklarieren bevor wir loskonnten. Das kann ja eigentlich nur einem Schweizer einfallen, dass die Behörden in der Karibik am Montagmorgen pünktlich aufmachen würden. Naja wenigstens hat das Café rechtzeitig aufgemacht und wir konnten die Wartezeit mit einem Kaffee überbrücken. Um 8:40 Uhr kam dann der Beamte gemütlich gelaufen und meint nur «Give me some minutes to prepare the office.» Naja ca. 45 Minuten später («Sorry, the system is very slow today.»)… war unser Formular verarbeitet und wir ordnungsgemäss ausklariert.

Der Immigrationbeamte kommt gemütlich ins Büro
Tyrell Bay verabschiedet sich wie es sich gehört – mit regnerischem Wetter… Wir segeln mit schönem Wetter weg – noch..

Wir wollten direkt nach Martinique. Das sind rund 125 Seemeilen, vorbei an die Grenadinen, St. Vincent und St. Lucia auf einem nordöstlichen Kurs, also fast gegen den vorherrschenden Nordost- bis Ostwind. Wir rechneten mit ca. 24 Stunden Dauer, was einen Nachttörn bedeutete, um am nächsten Tag bei gutem Licht anzukommen.

Die Route von Carriacou bis Martinique – vorbei an St. Vincent und St. Lucia
Wieder mal eine Nacht auf See
Zwischen den Squalls kam manchmal der Mond zum Vorschein

Nun, die Wettervorhersage hat leider nicht gestimmt und wir hatten einen Törn zum Abgewöhnen. Hinter den Inseln war es sehr ruhig, aber in den drei, jeweils ca. 20-30 Seemeilen breiten Kanälen zwischen den Inseln, haben wir gehörig Prügel kassiert. Mehrere Squalls mit sintflutartigem Regen und vor allem Wind bis über 30 Knoten und den damit einhergehenden Wellen von schräg vorne waren alles andere als lustig. Unter gerefftem Grossegel und der kleinen Fock sind wir gegenan gestampft. Um wenigstens nicht zu weit nach Westen abgetrieben zu werden lief die leeseitige Maschine mit 1800-2100 Umdrehungen mit. Nach ziemlich genau 24 Stunden gingen wir in Le Marin, Martinique vor Anker. Fix und fertig und ziemlich frustriert, weil das Wetter alles andere als karibisch schön war, haben wir uns zuerst mal etwas Warmes zu Essen gemacht und das Boot rudimentär aufklariert.

Das Einklarieren in Martinique war wohltuend einfach. Am PC ein Formular ausfüllen, € 5.- bezahlen und gut ist. Keine Fragen nach irgendwelchen Papieren vom letzten Hafen oder nach einem PCR-Test. Französisches «Laissez-faire» halt. In allen ehemals britischen Inseln wird ein Riesen-Tam-Tam um’s Ein- & Ausklarieren, Cruisingpermits, Healthchecks und PCR-Tests gemacht. Damit lassen sich natürlich vorzüglich Arbeitsplätze erhalten und Einnahmen generieren. Vor allem die PCR-Tests sind zum Teil mit US$ 150-200.- pro Person absurd teuer. Kein Wunder, werden die Tipps, wo man günstigere Test machen kann und wie die Einklarierungen ablaufen unter Seglern rege ausgetauscht. Offiziell verlangt Martinique auch, dass man einen aktuellen PCR-Test vorweisen kann. Wir wussten aber von anderen Seglern, dass dies nicht kontrolliert wird und haben in Carriacou gar keine Tests gemacht. 

Café Bou Bou mit dem Einklarierungs-PC

Das war mitunter auch ein Grund, dass wir die Inseln (St. Vincent und St. Lucia) unterwegs nicht anlaufen konnten. Wir haben die Hoffnung, dass die weltweiten Massnahmenlockerungen bis im Frühling auch in der Karibik ankommen und wir die Inseln auf dem Rückweg in den Süden ohne Tests anlaufen können. Aber wir haben so unsere Zweifel, ob die Inseln so ohne weiteres die für sie lukrativen Tests einfach aufgeben werden…

Auch auf Martinique blieb uns der Regen treu
Dafür sah man täglich mehrere Regenbögen

Ein weiterer Grund möglichst schnell nach Martinique zu gehen war technischer Natur. Hier bekommt man fast alles an Yachtzubehör was das Herz begehrt und zwar zu halbwegs fairen Preisen. Unsere Wasserversorgung an Bord hatte angefangen Ärger zu machen und der Fehler musste gefunden und behoben werden. Dafür wollte ich Zugang zu eventuell nötigen Ersatzteilen haben. Wir haben einen Wassertank der 400 l fasst, eine Wasserpumpe mit einem Drucktank um das Wasser unter Druck zu halten, einen Boiler für Warmwasser und ein Rohrsystem, das dies alles miteinander verbindet und alle Zapfstellen (Küche, zwei Bäder und die Aussendusche) an Bord bedient. Im Normalfall ist die Pumpe immer eingeschaltet und läuft jeweils nur kurz an, wenn irgendwo ein Hahn geöffnet wird. Vor ein paar Monaten hatte die Pumpe angefangen drei oder vier Mal pro Stunde für 1-2 Sekunden anzulaufen. Das deutet auf eine Undichtigkeit im System hin, aber ich konnte einfach nichts finden. Dazu muss gesagt sein, dass das gesamte Rohrsystem beim Bau des Bootes verlegt wurde und grösstenteils nicht mehr zugänglich ist, ohne dass man Wände oder Zwischenböden aufschneiden würde. Dies und die Tatsache, dass ich einfach nirgends Leckwasser im Boot finden konnte, hat dazu geführt, dass ich entschieden habe, dies erst im Sommer anzugehen, wenn das Boot ohnehin an Land geholt wird. Aber wie das so ist, die Realität hält sich nicht an Pläne und die Pumpe fing an immer öfter zu laufen. Abgesehen davon, dass das nervig war haben wir auch langsam realisiert, dass wir den Wassertank tatsächlich immer öfter auffüllen mussten. Jetzt war es sonnenklar, dass unser Süsswasser irgendwohin lief – aber wohin? Zum Schluss haben wir, obwohl wir sehr sparsam mit dem Wasser umgingen, pro Tag geschätzt 80-100 l Wasser verbraucht bzw. verloren! Das Wasser MUSSTE irgendwohin nach draussen laufen, denn sonst wären wir bei diesen Wassermengen schon lange abgesoffen!

Sobald wir eine Nacht geschlafen hatten und uns von dem anstrengenden Törn erholt hatten gingen wir ans Werk. Es wurde jede vorhandende Serviceöffnung aufgeschraubt, um zu sehen ob es irgendwo Leckspuren gibt, aber alles war staubtrocken. Mit dem Bordmanual von der Bauwerft (ja das gibt es tatsächlich!) haben wir versucht den Verlauf der Rohre zu folgen, Völlig unmöglich, da sie zwischen der Innen- und Aussenschale verlegt worden waren. Nebenbei haben wir auch festgestellt, dass die Rohrführungspläne im Manual gar nicht mit unserer Installation übereinstimmen konnten…

Kopfüber ins Staufach eintauchen, um an die Serviceöffnungen ranzukommen.
Das Innenleben von RARE BREED ist teilweise nur per Kamera zu erforschen.

Irgendwann sind wir beim Boiler angelangt und haben festgestellt, dass die Werft das Überdruckventil 180° verkehrt herum eingebaut und es mit einem Schlauch versehen hat, der durch ein Seeventil (verschliessbares Loch in der Aussenhaut vom Boot) direkt nach aussen geht… Mir ging langsam ein Licht auf!

Diese Öffnung liegt so nahe der Wasserlinie, dass dort vermutlich Seewasser reingekommen ist und das Ventil langsam aber stetig zum korrodieren gebracht hat. Das korrodierende Überdruckventil hat wohl langsam immer mehr geleckt und so unser Süsswasser über den Schlauch immer schneller aussenbords «entsorgt». Kein Wunder war drin alles trocken!

Kaum hatte ich das Seeventil vom Schlauch geschlossen, verstummte die Pumpe und der Wasserverlust stoppte! Die Erleichterung, als auch am Tag danach die Pumpe ruhig war und der frisch gefüllte Wassertank voll blieb, war enorm! Wir konnten wieder normal an Bord leben. 

Am zweiten Tag in der Bucht von Le Marin wurden wir von den Behörden verscheucht, da wir angeblich in einer Fischereisperrzone lagen. In der Seekarte war es als Ankerbucht bezeichnet und es gab auch keine Seezeichen die auf irgendeine Sperrzone hinwiesen… Also zirkelten wir uns durch die vielen Riffe in der Einfahrt von Le Marin die paar Seemeilen nach St. Anne rüber. Als wir dort den Anker fallen lassen wollten, hat sich nichts getan. Die Kette war vom Aufholen so stark angezogen, dass die Ankerwinsch einfach geklemmt hat. Während ich versucht habe das Problem zu lösen ist natürlich wieder ein Sqall gekommen und wir waren kurzzeitig wegen dem Wind und dem vielen Regen ziemlich am rotieren. Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei und wir beide bis auf die Haut pitschnass.

Unser Track auf dem Kartenplotter nach dem Debakel mit der Ankerwinsch
Ankerplatz vor St Anne – bei Tag und bei Nacht…
… und tagsüber bei Regen – wie kann es anders sein…

Auf Martinique wollen wir ein noch eine Weile bleiben, da es hier noch viel zu sehen gibt.

Salz auf der Haut und Sand zwischen den Zehen – Life is good!

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Querfeldein – Ausflüge im Paradies

Querfeldein – Ausflüge im Paradies

28.01. – 31.01.2022 Grenada 

Autofahren auf Grenada

Im Auto auf der falschen Seite sitzen, mit links schalten, statt blinken den Scheibenwischer anstellen und dann auch noch falsch rum in den Kreisverkehr einfahren – damit hatte Jan im Gegensatz zu mir keine Probleme. Also hat Jan das Steuer übernommen. Fahrbahnmarkierungen sind sozusagen nicht vorhanden. Der Zustand der Strassen ist oft renovierungsbedürftig. An neuralgischen Stellen zwingen Bumps (installierte Bodenwellen) dazu, dass man die Geschwindigkeit erheblich reduziert. Die Gräben neben den Fahrbahnen lassen nur erahnen, was hier abgeht, wenn es so richtig regnet. Und falls man da von der Strasse abkommt, ist vermutlich ein Achsbruch vorprogrammiert.

Teils geht es im Graben einen halben Meter runter.

Top fanden wir unterwegs allerdings die Palmen als Fahrbahnbegrenzer, welche in den Landesfarben angestrichen sind.

Grün-Gelb-Rot – die Farben von Grenada.

7 Sisters Waterfalls

Am Freitagvormittag machen wir uns mit Gottfried und Sandra von der SY MOANA auf den Weg. Wir haben uns eine kleine Wanderung zu den 7 Sisters Wasserfällen vorgenommen, die sich so ziemlich im Herzen der Insel befinden. Ich finde es toll, nicht fahren zu müssen und geniesse den Ausblick auf das satte Grün von Grenada.

Am Ausgangspunkt unserer Wanderung bezahlen wir pro Nase 5 EC$ (etwa 1.50 €) und dürfen uns bei den Wanderstöcken aus der grünen Tonne bedienen.

Kassenhäuschen und Wanderstockausgabe.

Der nette Kassierer erklärt uns kurz, wo es lang geht und meint, der Walk dauert ca. 20 Minuten. Das hört sich doch gut an. Nach 20 Minuten sind wir jedoch erst beim Mangobaum, an dem wir abbiegen müssen, aber was soll’s, wir haben ja Zeit 😉 Die nächste knappe Stunde kämpfen wir uns den teils sehr steilen und rutschigen Weg rauf und runter. Die Vegetation ist sehr dicht und unheimlich abwechslungsreich. Während der Wanderung hören wir den Wasserfall schon recht gut und machen uns selber Mut dabei: Jetzt sind wir gleich da… 

Neben dem riesigen Bambus kommt sich Jan richtig klein vor.

Und tatsächlich, die nächste Lichtung gibt die Sicht auf den ersten Wasserfall frei.

Nur noch einen Bach durchqueren, dann haben wir es geschafft.

Wir sind froh um unser gutes Schuhwerk.

Einer der drei jungen Männer, die uns auf den letzten Metern entgegenkommen, ist hier aufgewachsen und bietet geführte Wasserfalltouren an. Wie eine junge Gazelle springt er von Stein zu Stein durch den Bach und trägt dabei ADILETTEN!!! – das gibts ja wohl nicht, oder!!!

Die Männer gönnen sich ein erfrischendes Bad.

Ob sie es schaffen, an der Felswand hochzuklettern?

Sandra und ich verkneifen uns das, wir frösteln sogar ein bisschen, weil hier keine Sonne hinkommt und eine leichte Brise weht. Auf dem Rückweg treffen wir noch auf ein paar Touristen, die wie der junge Einheimische auch mit Badeschlappen unterwegs sind. Na denn, good luck!

Grand Etang Lake

Es ist erst halb Vier und wir haben noch genug Zeit, um den Grand Etang Lake zu besuchen. Kurz vor dem Parkplatz sehen wir von weitem einen Einheimischen, der aufgeregt immer wieder auf einen Baum deutet. Also stoppen wir, um zu gucken, was da los ist. Im Entgegenlaufen hören wir nur: Ich hole schnell Bananen! Super, das deutet auf Affen hin. Und siehe da, oben in den Baumwipfeln sitzen zwei Mona-Meerkatzen. Ein Äffchen lässt mit Lockrufen und angebotenen Bananen tatsächlich vom Baum locken und springt auf meine Schulter. Streicheln soll man das Tier nicht, nur die Hände nach vorne strecken und zusammennehmen, damit er sich darauf fortbewegen kann. Das Fliegengewicht fängt geschickt die ihm zugeworfene Banane und lässt es sich schmecken.

Die kleinen Hände fühlen sich warm an und mit dem Schwanz hält er sein Gleichgewicht.

Der Grand Etang Lake (wörtlich übersetzt: Grosser Teich-See) ist einer von zwei Kraterseen auf Grenada, liegt auf 550 m üM und hat einen Durchmesser von 400 m. Hier darf weder gefischt noch geschwommen werden.

Im Wasser tummeln sich zig Kois, Red Swordtails und Guppys

Ein wunderbarer Tag neigt sich dem Ende zu und wird gebührend in der Bar 61West an der Grand Anse verabschiedet.

Wir lassen den Tag gemütlich in der Grand Anse im 61West ausklingen.

Pearls Airport und Grenada Hash #1176

Am Samstagmittag setzen wir uns wieder mit den Moanas in Bewegung. Zuerst düsen wir zum alten Flughafen von Grenada, der landessprachlich Pearls Airport genannt wird. Er war der erste Flughafen des Inselstaates. Der Betrieb wurde nach Inbetriebnahme des neuen internationalen Flughafens Maurice Bishop im Jahr 1984 eingestellt. Die Reste des Flughafens liegen brach, Gebäude sind keine mehr zu finden und die Landebahn ist frei befahrbar. Am Rand der Landebahn grasen Kühe und zwei russische Flugzeugwracks zeugen von der Geschichte Grenadas. 

Zwei Antonovs, die ihre besten Tage hinter sich haben.
Efeu wächst langsam ins Cockpit.
Auch innen sind die Maschinen in ruinösem Zustand.
Neben der Landebahn und auch im Dschungel: Kühe werden an den Hörnern angebunden.

Die sportliche Betätigung wird heute ganz gross geschrieben. Wir haben vor, am Grenada Hash #1176, der dieses mal direkt neben dem alten Flugplatz startet, teilzunehmen. Der Hash ist eine Art Schnitzeljagd und hat eine lange Tradition auf Grenada. Bei den samstägigen Veranstaltungen versammeln sich zwischen 150 und 300 laufwillige Geher und Läufer jeden Alters aus allen möglichen Nationen und mit verschiedensten Konditionslevels. Alle Teilnehmer tragen sich in einer Liste ein und bezahlen 3 EC$. Wir wussten nicht genau, was auf uns zukommt und lauschten gespannt den Einleitungen des Hash Masters und des „Hares“ namens Bling Ting, die kurz die Regeln erklären. Es hört sich einfach an. Immer den Markierungen (weisse Papierschnitzel am Boden) folgen und am Ende wieder auf dem Startfeld ankommen. Und ganz wichtig: Austragen aus der Liste, denn niemand darf verloren gehen. Denn wenn einer nicht zurückkommt, oder gar vergessen hat sich auszutragen, gehen andere auf die Suche und dann wird’s teuer – haben wir gehört 😬  

Einleitende Worte des Hash Masters links und des Hares Bling Ting (verantwortlich für den Weg)

Mit dem Ausruf „On On“ setzte sich die Gruppe pünktlich um 15:30 Uhr in Bewegung. Erstmal schön eben, geradeaus, easy. Kaum um die Ecke gebogen, geht es plötzlich steil bergauf und dann durch den Dschungel steil wieder bergab 😜 Es kommt mir vor, als hätten die Organisatoren erst gestern mit der Machete den Weg freigeschlagen. Unterwegs haben wir umherliegende Stecken aufgesammelt, die waren aber so morsch, dass sie bei der ersten Belastung schon wieder zerfallen sind. Was hätten wir hier für Wanderstöcke gegeben! So hielten wir uns an Lianen fest (was auch keine gute Idee war – die waren zu dünn…) und versuchten, nicht auf den Hintern zu fallen oder zu stolpern. Immer wieder machten wir Platz für schnellere Läufer, wir wollten ja niemandem im Weg stehen.

Teilweise recht anspruchsvoll die Wegführung.

Die Strecke führte uns durch Wohnquartiere, vorbei an Bananenplantagen und Auberginenfeldern. Wir haben immer schön auf die Markierungen am Boden geachtet, damit wir auch „on on“ bleiben. Es hat total Spass gemacht, auch weil wir unterwegs immer wieder mit anderen Läufern ins Gespräch gekommen sind. Einheimische haben auf die Schnelle ihre Lebensgeschichte erzählt oder ein junges deutsches Pärchen, Felix und Rebecca, von ihrer Auszeit und den Reiseerlebnissen. Nach einer Stunde Dschungelwalk haben auch wir es geschafft und waren glücklich und zufrieden zurück am Startfeld. Ich hab dann am Stand für uns Bier holen wollen, wurde aber von der Schriftführerin aufgefordert, mich erstmal aus der Liste auszutragen. Wahnsinn, wie die den Überblick behalten…

Auf dem Startfeld gab es für die „Virgins“ (Erstteilnehmer) – und damit auch für uns – noch eine kleine Überraschung. Auf eine kurze Ansprache folgte eine gehörige Bierdusche und so wurden wir in den holden Kreis der Hasher aufgenommen. Wie cool ist das denn 🤓

Papierschnitzel verraten den richtigen Weg. Die Bierdusche macht uns zu „Harrier“ und „Harriette“ (m/w Form für Hasher)

Das Motto der Grenada Hasher:


Am Ende gab’s für uns noch eine Urkunde. 

Nach dem Hash ist noch gemütliches Beisammensein angesagt und für’s leibliche Wohl ist auch gesorgt.
Drinks: Stag and Carib 3 for 10 EC$
Food: Wild Meat, Chicken and Fries, BBQ, Curried Crab
Wir werden im Sommer, wenn wir wieder hier sind, bestimmt noch mal teilnehmen!

St. Georges und Fort George

Ja, wir wurden einfach nicht müde mit unseren Aktivitäten. Schlag auf Schlag haben wir deshalb am Sonntag einen Ausflug nach St. Georges gemacht. In der Stadt war nicht viel los und so sind wir direkt den Berg hoch gelaufen und um das Fort George zu besichtigen. Dabei lag uns die Anstrengung vom Hash noch etwas in den Beinen. Aber gelohnt hat es sich allemal. Der Ausblick auf die Buch von St. Georges ist wirklich schön.

Im Fort George ist heute das Police Headquarters und die Royal Grenada Police Force Training School angesiedelt.

Vom Fort hat man einen tollen Ausblick über die Bucht von St. Georges.

Auf dem Nachhauseweg haben wir nochmal an der Grand Anse gestoppt und einen feinen Virgin Colada im 61West genossen.

Kräuter und Schoggi

Auch am Montag sind wir wieder losgetigert Richtung Norden um 2 Destinationen zu besuchen. Also ab ins Auto und losgefahren. Ich war total auf die Schokoladenfabrik fixiert und während wir so quasselten meinte Jan ganz nebenbei: „Wolltest du nicht den Laura Herb and Spice Garden anschauen?“ Ähm – ja klar! Kurzer Blick in die Karte – bieg links ab, hier ist eine Abkürzung. Die Strasse ist auf der Karte von Granada eingezeichnet, also kann ja nix schief gehen. …so dachten wir. Anfangs war es noch eine Teerstrasse, dann ging sie über in eine Schotterpiste, einen Feldweg und wurde letztendlich zu einem holprigen Dschungelpfad.

Als dann noch ein Ziegenbock mitten in der Landschaft auf einem Baum stand, blickten mich ZWEI mit grossen Augen an. 

Der Weg ist das Ziel – und am Ende war es der richtige.

Zum Glück waren wir mit einem 4×4 unterwegs! Mit einem normalen PKW wären wir wohl gescheitert, denn die eine Abfahrt – eine betonierte Piste, war so steil wie wir es von den Schweizer Bergen kennen. Und manchmal haben wir Tränen gelacht, von wegen Abkürzung…

Im Herb and Spice Garden haben wir eine interessante und vor allem rasante Führung bekommen. Die Dame mittleren Alters hatte dabei einen sehr flotten Schritt drauf und wusste über jede Pflanze etwas zu berichten. Schnell ein Blatt abgerissen, uns hingestreckt zum Probieren, zackzack ging’s weiter zum nächsten Grün. Eine Geschmacksexplosion nach der anderen spielte sich in unseren Mündern ab, bitter, süss, zitronig, minzig, pfeffrig, scharf und richtig scharf. Obendrein dann noch bekannte Gewürze wie Thymian oder Rosmarin. Von den vielen übermittelten Informationen, die die Lady wie ein Maschinengewehr runtergerattert hat, hab ich nur die Hälfte verstanden, geschweige denn behalten können. Schade eigentlich. Ziemlich allen Pflanzen wird wohl eine heilende Wirkung zugesprochen, denn Wörter wie Bluthochdruck, Fieber, Schwangerschaft, Diabetes sind immer wieder gefallen. Gerne würde ich hier viel mehr Zeit verbringen. 

Später haben wir uns selbst über uns gewundert, dass wir alles so vertrauensvoll und ohne Weiteres probiert haben.

Zum Abschluss durften wir noch zuschauen, wie Zimt gewonnen wird. Um die Rinde verwenden zu können, müssen die Bäume gefällt werden. Im ersten Schritt wird grob entrindet, das heisst, die äussere Rinde entfernt. Im zweiten Schritt wird die freigelegte innere Rinde rundrum im Abstand von 20 bis 30 Zentimetern eingeritzt mit der Machete. Im dritten Schritt wird auf die Rinde geklopft (hier mit einer Colaflasche – man nimmt, was man hat) und mit einem Messer vom Stamm gelöst. Alles in Handarbeit. Wir konnten noch einen Blick in die Halle werfen, in der die Weiterverarbeitung und Verpackung stattfinden. Zuhause war ja Zimt „nur“ Dekoration an Weihnachten und wurde als Gewürz für Plätzchen oder Apfelmus verwendet. Sobald man jedoch sieht, wie viel Arbeit dahinter steckt, weiss man es viel mehr zu schätzen – also mir geht es so. Einfach nur toll!

Unser nächster Stopp: Belmont Estate mit Chocolate Factory 

Nach einem üppigen 3-Gänge-Menu im Freiluft Restaurant ging’s gestärkt zur Führung. Und die hätte toller nicht sein können. Kein Vergleich zu Laura Herb and Spice Garden. Lenny, unser Guide, erzählte uns in einem fast 2-stündigen Rundgang von der Historie der Plantage und erklärte uns mit Herzblut den Prozess der Schokoladenproduktion. Von der Blüte bis zur fertigen Schokolade. Er schlug eine Kakaofrucht für uns auf und wir lutschten die ganze Zeit leckere Kakaobohnen während wir seinen ausführlichen Erklärungen lauschten .

Die Blüten wachsen direkt am Stamm. Frische Kakaokerne lutschen – ein Hochgenuss 😋
Nach dem Fermentieren werden die Bohnen draussen ausgelegt zum Trocknen. Das Wenden erfolgt durch Fussarbeit
🤓

Die Verarbeitung der Kakaobohnen erfolgt in relativ kleinen Räumlichkeiten. Gemäss Aussage von Lenny sind die Kakaobohnen von Grenada besonders fein und werden nicht mehr exportiert. Somit kann die ganze Wertschöpfung in Grenada erzielt werden. Die Schoggi schmeckt hervorragend und hat auch ihren Preis. Das Geheimnis ihres Rezeptes wollte Lenny uns aber komischerweise nicht verraten. Nach der Degustation des hausgemachten Schokoladendrinks sind wir noch in den Laden um unseren Schokoladenvorrat aufzufüllen.

Schokoladenmanufaktur und Aging Room. Ein feiner Schokoladendrink zum Probieren – Schokolade macht glücklich.

Nachtrag zum Hash: Hab ich mich beim Hash noch gewundert, dass „Wild Meat“ angeboten wird. Ich dachte dabei nur an Hasen, Rehe und Hirsche 😂 So hat uns unser flotter Guide aufgeklärt, was mit Wild hier gemeint ist: Leguan, Mona-Meerkatzen (also solche Äffchen, wie ich einen auf dem Arm hatte 🙄), Opossum und Gürteltier. Waren wir froh, dass wir es nicht gegessen haben!

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Marinaleben im Paradies

Marinaleben im Paradies

12.01. – 04.02.2022 – Tyrell Bay, Carriacou – Grenada, Logstand seit Start: 5341 Seemeilen

Seit ein paar Tagen hab ich mal wieder Rippe. Das kommt davon, wenn man in meinem Alter mit 2 Kindern, die volle Wasserratten sind, auf dem SUP rumtollt 🙄 Jan meint, dies sei wohl meine Achillesferse…

Die Insel Union war für eine Nacht unser letzter Stopp in St. Vincent and The Grenadines.

Clifton Harbour: Ein traumhafter Spot zum Ankern, trotz Wind.

Unser Plan: PCR-Test machen und Ausklarieren. Gesagt – getan. Um das Dinghydock zu erreichen, müssen wir durch eine sehr schmale Brückenzufahrt manövrieren. Dahinter sieht aus wie in Klein-Venedig. 

Um Punkt 9 Uhr ging es von hier aus zu Fuss zur „Nurse Janell“ im Bouganvillea-Hotel für den PCR-Test. Hier ist Pünktlichkeit angesagt, denn um 9.15 Uhr ist die Nurse schon wieder weg, um die Tests ans Labor zu geben. Der Vorteil: Mittags bekommen wir bereits unsere Ergebnisse. Nach dem Test sind wir ins Immigration Office um uns ordnungsgemäss abzumelden, um danach in die Tyrell Bay, Carriacou weitersegeln zu können. Angeschaut haben wir auf Union nichts, kommen aber bestimmt nochmal zurück. Es gibt auch hier einiges zu entdecken.

Zum PCR-Test gehts in den eingewachsenen Pavillon und zum Ausklarieren ins grün getünchte Immigration-Office.
So schön bunt hier. Viel haben wir von Union Island nicht gesehen – wir kommen wieder!
Kurz vor der Tyrell Bay: Ein Satz mit X das war wohl nix. Das Anglerglück blieb aus.

Am 12. Januar um 13.15 Uhr fällt der Anker in der Tyrell Bay auf Carriacou. Um 16 Uhr haben wir das Einklarierprocedere abgeschlossen.

Der Health-Check ist im weissen Pavillon neben dem roten Container und Einklarieren im türkis getünchten Customs and Immigration-Office.

In der Tyrell Bay liegen auch Peter und Judith von der FANTASEA. Die Wiedersehensfreude ist gross und gleich am ersten Abend gehts mit ihnen in den Paradise Beach Club zum Sundowner.

Eine tolle Location mit sehr freundlichem Personal und feinem Essen (Blue Marlin mit Avocado)

Da sind wir nun und erkunden die Insel mit dem Bus. Einen Bus stoppen ist super einfach: Entweder winken, oder vorbeifahrende Busse hupen und die Fahrer fragen, ob man mitfahren möchte. Wir lernen schnell, denn wer aussteigen möchte, ruft laut, klopft an die Scheibe oder aufs Blech – einen Ausstiegsknopf, den man drücken könnte, gibt es nicht. Oder man sagt gleich beim Einsteigen, wo man aussteigen möchte, dann hält der Bus auch. Die einfache Fahrt gibt es für 3,50 EC$ und beim Bezahlen wird das Geld von hinten nach vorne und zurück durchgegeben. Frischen Fisch dabei? Kein Problem, der wird während der Fahrt kurzer Hand in einer Schüssel zwischengelagert. Kleinkinder werden vor der Haustüre abgeholt und mitgenommen, Kurierdienstleistungen werden unter Einbezug der vorbeilaufenden Bevölkerung erbracht – alles ganz easy. Und der Bus hält auch dann, wenn keine Haltestelle zu sehen ist. All das funktioniert einwandfrei und ganz ohne Fahrplan. Wir sind begeistert. 

Hier auf Carriacou möchten wir uns die Booster Impfung holen. Der erste Tipp erweist sich als Nullnummer, im Health Center gibt es keinen Impfstoff. Aber donnerstags, also heute, kann man sich im Hillsborough-Hospital impfen lassen. Also schwingen wir uns subito in einen Bus und düsen in die Hauptstadt. Vielversprechend ist auf dem Aufkleber im Innenraum zu lesen: (CAUTION) STUNT DRIVER – die Erwartungen sind hoch.  Ja, er fährt ganz gut, aber den Weg zum Hospital kennt er nicht, da wäre uns ein „RALLYE DRIVER“ hilfreicher gewesen. 

Das ist mal eine Ansage.

Nach zwei Kreisfahrten im Ort werden wir von einem mittlerweile mürrischen Fahrer einfach am Busterminal ausgeladen. 15.30 Uhr, wir müssen selber suchen wo das Hospital ist, das schliesst um 16 Uhr. Zum Glück lag es eigentlich nur um die Ecke hinter der Schule und so sind wir beide um 15.45 Uhr „gepfizert“ – kostenlos und unbürokratisch. Eine kleine Spende wird von der Ärztin gerne angenommen. 

Carriacou Botanical Gardens war leider „Under Construction“, aber am Wegesrand gab es auch schöne Blumen zu sehen.

Tags darauf ziehen um in die Sandy Island Bucht. Sandy Island ist eine kleine unbewohnte Insel mit einigen Palmen und Mangroven drauf, die man in gut 30 Minuten umlaufen kann. Auf der Nordseite ist ein Wall aus abgestorbenen Korallen, die eine schöne Brandung erzeugen. Einzig Eremitenkrebse haben wir in allen Grössen gesehen. Touristen lassen sich mit Wassertaxis dort hinbringen, um zu grillen und zu chillen. Vor der Insel sind ein paar Sandflecken, der Rest sind kleine Riffe. Und da macht Schnorcheln so richtig Laune. Ich versuche den Fischschwärmen näher zu kommen und kann mich kaum satt sehen an den vielen bunten kleinen und grösseren Meeresbewohnern. Ich war mit der GoPro bewaffnet und bereit ein paar scharfe Bilder zu schiessen. Das Ergebnis ist eher ernüchternd mit meiner Ausrüstung, also geniesse ich nur.

Nur ein kleiner Schlag rüber nach Sandy Island. Der Eremitenkrebs und wir beide, sonst war niemand auf der Insel.


Abends kommen Peter und Judith an Board und wir spielen erneut TAC mit den beiden. Am Ende steht es 1:1, das heisst es wird irgendwo wohl eine Entscheidungsrunde geben. 

Am Montag reisen die FANTASEA’s weiter Richtung Norden und wir machen uns nach Süden auf. Unser nächstes Ziel ist Grenada. Also gehen wir um 08.30 Uhr Anker auf und beschliessen unterwegs mal wieder die Angel auszuwerfen. Es hat relativ lang gedauert, aber dann schien sich plötzlich etwas zu tun. Die Leine schnurrte und Jan machte sich daran einzuholen. Zu der Zeit war es echt ungemütlich an Bord, eine dunkle Regenfront vor uns und RARE BREED wurde mal wieder zum Spielball der Wellen. Jan stemmte sich in den Heckkorb und kurbelte schweissgebadet unter grossem Kraftaufwand, um den Fang an Bord zu holen. Sein Ausruf „Da muss ein Buckelwal dranhängen“ machte mir kurzfristig etwas Sorge – wäre ja doch ein bisschen zu gross… Langer Rede kurzer Sinn – nach 20 Minuten rödeln war der Köder aus dem Wasser und es hing nur gelbes Seegras dran. Petri Dank 😜

Wir erreichen nach knapp 40 Seemeilen um 14.30 Uhr die Marina „Le Phare Bleu“. Und bereits um 16 Uhr geht’s rüber zu Gottfried und Sandra von der MOANA. Ich habe die beiden in Amsterdam das letzte Mal getroffen und Jan in L’Aber Wrach – welch eine Freude, die beiden wiederzusehen 😊

Zudem können wir bei ihnen unser neues Dinghy und den neuen Aussenborder (der jetzt bisschen mehr Horsepower hat) sichten. Gottfried hat uns beides netterweise besorgt, denn das ist hier grad Mangelware und sehr gefragt.

Unsere neue Familienkutsche, ein Highfield UL 260 mit einem Tohatsu 9.8 Motor dran.

Der erste Ausflug mit unserer Familienkutsche geht in die Whisper Cove Bay zum Sundowner und Pizzaessen. Die Fahrt dorthin ist etwas knifflig – entlang an gelben Bojen, damit wir nicht am Riff hängenbleiben und vorbei an Schiffswracks – und dauert normal nur ca. 20 Minuten. Wir haben mit dem neuen Motor im Schneckentempo doppelt so lang gebraucht – Gasstellung: Viertel, Halb, Viertel…. Motor einfahren. Bei der Rückfahrt in die Marina ist es stockfinster. Zum Glück sind die gelben Bojen mit Blinklichtern versehen und die beiden anderen Crews geben uns mit reduziertem Speed Geleit.

Von links nach rechts die Crews von „EXIT ONE“, „MOANA“ und „RARE BREED“

Mittlerweile habe ich die 2. Dinghyfahrstunde absolviert und bin mit Jan als Galionsfigur sogar ins Gleiten gekommen 😉

Jiiichaaaa – geht ab wie Nachbars Lumpi

Bei beiden Volvomotoren ist wieder mal der Ölwechsel fällig.

An der Steuerbordmaschine ist der Zugang relativ bequem.
Fundstück des Tages: Ein tadelloser Werkstattwagen 😬 – TÜV-geprüft? Keine Ahnung…

Am Sonntag machen wir spontan mit der Crew von EXIT ONE einen Dinghyausflug nach Hog Island. Dort soll es die besten Hamburger geben. Wieder geht’s entlang der gelben Bojen, dann quer durch die Woburn Bay und unter einer Brücke durch, schon sind wir da. Hog Island kommt uns vor wie eine grosse Familie von Hippies und hängengebliebenen Yachties. Aus riesigen Boxen tönt Reggae- und Soca-Sound und die Luft ist von süsslichem Duft geschwängert. Wir würden an einem Stand gern was zu essen bestellen, müssen aber warten, bis der Grillbetreiber die Tüte für die Girls fertig gedreht hat, die vor uns da waren – first come – first smokes 🤓 

Dann hat uns der Typ einfach vergessen – nicht nur einmal, ich glaub, Jan ging 4 Mal wieder zum Grill um unsere Bestellung zu erneuern. Irgendwann kam’s dann auch – Yo Man! An einem kunterbunten Stand haben wir unseren Obst- und Gemüsebestand wieder aufgefüllt. Wechselgeld – ja, haben wir bekommen – in Form von Bananen. Auch gut. 

Hog Island ist einen Sonntagsausflug wert.
Auf dem Rückweg überholt uns noch ein Dinghyhund.

Wissenswertes zur Marina Le Phare Bleu (das blaue Leuchtfeuer) und dem Lighthouse Ship

Die Geschichte des Feuerschiffs ist ziemlich spannend und Jan’s Ohren spitzten sich, als er den Werdegang gelesen hat. Das Schiff wurde 1900/1901 in Stockholm als „Lightship nr. 23“ gebaut und lief unter dem Namen Västra Banken. Bis 1970 war es in Schweden als Feuerschiff an 3 Orten im Einsatz: Kopparstenarna, Grundkallen und Västra Banken. Später diente es als Personalunterkunft und als Hausschiff und wurde 2005 zum 3. Mal verkauft, dieses Mal an die Besitzer von Le Phare Bleu. Diese liessen das Schiff in Rostock restaurieren und anschliessend auf einem Frachter nach Grenada bringen.

Ein Schiff mit Flair 🤩

Heute dient das Leuchtschiff den Yachties mit Dusch- und WC-Anlagen. 

Ja, die Armaturen könnten schon etwas älter sein 😉

Le Phare Bleu ist auch ein herziges Ferien-Resort mit einem eigenen Strandabschnitt, einem Pool, Kayaks, Hobicats und einer Badeinsel im Hafenbecken. Alles in Bootsnähe und darf auch genutzt werden. Weiter gibts noch ein Restaurant mit feiner Küche. Wirklich schön hier. 😊

Hier gibt es den allerbesten Cold Brew-Coffee, man sitzt unter Palmen und hat den Blick auf die Bucht. Herrlich!

Geführt wird das La Belle Vie Café von Marc und Anni, beide aus Kanada und während Corona – zu unserer Freude – hier mit dem Boot hängengeblieben.

Der kleine aber feine Laden „Meat and Meet“ bietet so manchen Gaumenschmauss, wie frisches Fleisch, Fisch oder selbstgemachte Quiche. Lecker!

Hier führt ein aus Frankreich gestrandetes Ehepaar die Geschäfte. Es läuft auch immer gute Musik, während Gilles sein Fleisch filetiert.

Das Wichtigste: Freitagabends findet immer Karaoke im Lighthouse Ship statt. Anstelle auf dem Boot zu hocken beschliessen wir uns direkt vor Ort beschallen zu lassen. Und das war die absolut richtige Entscheidung. Es hat total Spass gemacht, Locals und Yachties, Gross und Klein, Alt und Jung beim Singen zuzuhören bzw. auch mal lauthals mitzugrölen. 

Unsere Lieblingsinterpretin mit ihrer Soulstimme und der DJ rechts im Bild bei jedem Song mit Herzblut dabei.

Auch das gibt’s in der Marina zu sehen. Diese Yachties haben ihre Schiffe wohl schon länger nicht mehr bewegt.

Manche bleiben einfach hängen oder wenn Leinen lange Bärte wachsen. Vom Bewuchs an den Schiffen ganz zu schweigen.

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Grenadinen statt Clementinen – Weihnachten in der Karibik

Grenadinen statt Clementinen – Weihnachten in der Karibik

21.12.2021 – 11.01.2022 St. Vincent / Grenadinen, Logstand seit Start: 5289 Seemeilen

Welcome to Bequia!

Am Tag nach unserer Ankunft ging es mit der Einklarierung los. Über Funk habe ich angefragt, ob wir wegen Quarantäne usw. überhaupt von Bord dürfen. Alles ganz easy, einfach an Land fahren und zu «Daffodil’s Yacht Service» gehen, die hätten unsere Akte schon vorliegend. Gesagt getan, Dinghy ins Wasser, Motor dran und ab die Post. Nach knapp 19 Tagen zum ersten Mal wieder festes Land unter den Füssen zu spüren war ein spezielles feeling. Biggi musste zum ersten Mal im Leben das Beiboot anbinden und von dort auf den Steg rauf. Das alleine war schon eine kleine Herausforderung, in Kombination mit dem «schwankenden» Land ist sie fast umgefallen. Halb so schlimm, das Wasser ist ja schön warm hier 🙂

Funkanfrage vor dem Anlandgehen

Das ganze Prozedere war in wenigen Minuten abgeschlossen. Stand da nicht etwas von einem Health Check in den Einreisebestimmungen? Fehlanzeige! Einfach Zettel unterschreiben und Gebühr bezahlen, Passierschein erhalten und wir konnten quer über die Admiralty Bay zu den restlichen Behörden (Immigration und Customs) tuckern. Auch dort x Unterschriften und den üblichen Obolus bezahlen. Nach weniger als einer Stunde waren wir einklariert und hatten die Erlaubnis, für 30 Tage im Land zu bleiben. Fast schon eine Antiklimax nach all den Sorgen, Voranmeldungen usw. die wir noch in den Kanaren gemacht hatten. Aber besser so als an Bord Quarantäne machen zu müssen.

Impressionen von der Admiralty Bay, Bequia

Hier regnet es nahezu täglich – mal mehr, mal noch mehr. So auch am Tag nach unserer Ankunft. Es hat geschüttet, wie wenn jemand alle Himmelsschleusen aufgemacht hätte. Und das ganze Salz von der Überfahrt war somit auch vom Boot gewaschen. Wer braucht da eine Marina mit Wasserschlauch?

Bequia ist eine kleine und sehr beschauliche Karibikinsel. Es ist sehr sicher und die Leute sind hilfsbereit und aufgestellt. Wir haben uns sofort wohl gefühlt, sind überall rumgelaufen und haben uns an den farbenfrohen Häusern und den handgemalten Schildern erfreut. Egal wo wir durchgelaufen sind, wir haben uns niemals auch nur ansatzweise unsicher oder unwohl gefühlt. 

Port Elizabeth, Dinghy Dock
Port Elizabeth, Bequia
Lower Beach, Bequia

Ausser ein paar Mal umankern bzw. an Bojen gehen haben wir das Boot nicht bewegt. RARE BREED ist zum schwimmenden Campinghäusle mutiert. Vorerst hatten wir keine Lust auf Segeln und haben uns auf Weihnachten gefreut. Hier lagen bzw. kamen noch weitere Schiffe aus unsere «Lossegler»-Gruppe dazu und allabendliche «Sundowner» wurden zur Regel. Nach drei Wochen auf dem Atlantik hatten alle das Bedürfnis mit anderen zusammen zu sein und das Erlebte zu verarbeiten. Logisch haben wir dann alle auch zusammen Weihnachten gefeiert. Statt Familie haben wir die Feiertage dieses Mal mit neu gewonnenen Freunden verbracht. Aber ausser Weihnachtsdekoration und dem ein oder anderen mitgebrachten Lebkuchen, ist eigentlich kein richtiges Weihnachtsgefühl aufgekommen. Aber das hat wohl niemand wirklich gestört. Der Reiz des Neuen, die Wärme, das warme klare Wasser und der allgegenwärtige «Soca»-Sound hat uns «Last Christmas» nicht vermissen lassen 😉

Weihnachten mit den Crews von TANGAROA, LILY und ROSA II

Ausser Früchten, Gemüse und etwas Frischwaren mussten wir nicht gross einkaufen. Unsere Vorräte sind immer noch prall gefüllt, was aber bei den hiesigen Preisen sehr angenehm ist. Wir fragen uns schon, wie die Leute hier zurechtkommen, denn vieles ist auf schweizer Preisniveau. Sogar die Früchte und das Gemüse ist relativ teuer. Und da wir mitbekommen haben, was die Einheimischen bezahlen mussten, wissen wir auch, dass sie von uns keine Fantasiepreise verlangt haben. Vermutlich läuft vieles über eigenen Anbau oder über Tauschgeschäfte. Wo es aber schon sehr krasse Unterschiede gibt, ist bei den Restaurants. Bei den bekannten Touristenrestaurants (wo man aber auch keine Einheimischen als Gäste sieht) kann man gut 100.- EC$ (ca. €33.-) für eine einfache Pizza zahlen. In kleinen unscheinbaren Restaurants bekommt man für 15-20 EC$ einen grossen Teller karibische Hausmannskost. Dort waren wir dafür die einzigen Touristen und die Einheimischen haben sich echt über unsere Begeisterung für ihre Küche gefreut.

Gemüsemarkt, Bequia

Das Leben an Bord ist hier auch ganz anders als in Europa. Es gibt fast keine Marinas, man liegt stattdessen vor Anker oder manchmal auch an einer Boje in einer Bucht. Das heisst, um an Land zu kommen muss man das Beiboot oder SUP nehmen oder schwimmen. Das Beiboot wird zum Autoersatz und ist ständig im Einsatz. Dabei geht es natürlich immer über  welliges Wasser und alles wird mehr oder weniger nass. Das Salzwasser ist allgegenwärtig und alles ist leicht klamm und klebrig. Süsswasser ist dafür ein kostbares Gut, da es schlichtweg keinen Wasserhahn oder Schlauch gibt. Da es aber schön warm ist, braucht man viel weniger Kleider und so kann man mit einer kleinen Handwäsche die am meisten benützen Shorts, T-Shirts und Badesachen immer wieder auswaschen. Das Abduschen mit Süsswasser wird natürlich erst nach dem Abwaschen der Seife mittels Sprung ins Meer «erlaubt». Unser Badezimmer wird ohnehin nur noch zum Zähneputzen verwendet, die restlichen Waschaktivitäten passieren im Cockpit bzw. auf der Badeplattform.

Freiluftbadezimmer

Auch die Steckdosen sind hier draussen ziemlich dünn gesät und der benötigte Strom muss erst selber produziert werden. Jetzt zahlt sich unsere Investition in die Solarzellen und die Lithium-Akkus erst richtig aus. Wir haben immer genug Strom, um Wasser zu machen, zu kochen und alle elektrischen Verbraucher zu betreiben. Das ist ein enormer Luxus und gleichzeitig ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz, da wir für die Strom- oder Wasserherstellung keine fossilen Brennstoffe benötigen. Der Aussenborder braucht nicht sehr viel Benzin und unsere Dieselmotoren laufen wirklich nur zum An- oder Ablegen. Die Dieseltanks sind immer noch randvoll mit Diesel aus den Kanaren.

Bequia ist ca. 18 qkm gross und hat um die 5’000 Einwohner. An Sehenswürdigkeiten gibt es ausser Natur und einige Strände eigentlich nur eine Schildkrötenaufzuchtstation und das Bootsmuseum. Zusammen mit drei anderen Yachten haben wir uns ein Taxi (Sprich ein Pick-Up mit zwei Längsbänken und ein Dach über der Ladepritsche) organisiert und beides besucht.

Das Turtle Sanctuary wird von einem inzwischen 83-jährigen Mann betrieben. Er sammelt jedes Jahr einige Dutzend frisch geschlüpfter Karettschildkröten am Strand ein. Diese werden dann fünf bis sieben Jahre grossgezogen und als ausgewachsene Schildkröten ins Meer entlassen. Auch wenn es pro Jahr nur relativ wenige Schildkröten sind, hat es doch eine grosse Wirkung, denn die Überlebenschance der frischgeschlüpften Schildkröten liegen bei 1% – sprich von 100 Jungtieren wird nur eins das Erwachsenenalter erreichen. Bei ihm ist die Erfolgsrate sehr hoch, denn die Tiere lassen sich relativ einfach halten und grossziehen. Die kleinen werden mit Thunfisch aus der Dose, die grösseren mit Sardinen gefüttert. Er hat es auch mit den Leatherback Schildkröten probiert, aber diese ernähren sich von Quallen und fressen in Gefangenschaft nicht. Leider wird er seit einiger Zeit nicht mehr von der Regierung unterstützt und ist auf Spenden angewiesen. Auch die Nachfolge ist noch nicht ganz klar, aber er hofft, dass seine Tochter, die heute auf St. Vincent als Lehrerin arbeitet, das übernehmen wird.

Old Hegg Turtle Sanctuary
Karettschildkröten

Bequia hat vom IWC nach wie vor das Recht jedes Jahr vier Buckelwale zu erlegen. Das wird noch mit offenen Booten und Handharpunen gemacht und ist alle andere als ungefährlich. Es gibt immer weniger Personen, die die dafür benötigten Fähigkeiten und Kenntnisse haben und so wird manche Jahre kein einziger Wal erlegt. Da man zu Recht die Sinnhaftigkeit vom Walfang auf dieser Insel – die davon in keiner Weise abhängig ist – hinterfragen muss, ist zu hoffen, dass es bald ganz aufhört.

Das kombinierte Boots- und Walfangmuseum war gar nicht offen, aber durch die offene Bauweise vom Gebäude konnten wir trotzdem gut in den einzigen Ausstellungsraum reinschauen.

Nach etwa einer Woche im «Rummel» mit all den anderen Booten in Bequia hatten wir wieder den Wunsch nach etwas mehr Ruhe und sind zu den Tobago Cays aufgebrochen. Das ist ein weitläufiger Ankerplatz hinter einem grossen Riff (Horseshoe Reef) umgeben von ein paar unbewohnten Inseln. Hier lagen zwar auch viele Schiffe, aber durch unseren geringen Tiefgang konnten wir fast ganz vor bis zum Riff fahren und relativ einsam ankern.

Impressionen vom Ankern am Horseshoe Reef, Tobago Cays
Park Ranger, Boat Boys, Sicht aufs Riff, Zeichensprache beim Ankern
Lichtverschmutzung am Riff

Statt Landausflüge und Schiffsbesuche haben wir jetzt die Zeit gefunden ausgiebig zu schnorcheln und das SUP auszuprobieren. Das Schnorcheln war für Biggi Neuland. Vor Jahren hat sie das mal gemacht und jetzt hat sie es bei Strömung, kabbeliger See und viel Wind zum zweiten Mal probiert. Nachdem sie nach wenigen Minuten bereits Kofferfische und Rochen gesehen hat, war es um sie geschehen und sie ist fortan bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Maske, Schnorchel und Flossen ins Wasser gesprungen. 

Schnorcheln im türkisfarbigem Wasser
Aller Anfang ist schwer!

Eine kleines Fotoshooting haben wir natürlich auch gemacht 🙂

Wegen dem als «Christmas Winds» gekannten starken Passats in dieser Jahreszeit waren die offenen Ankerplätze in den Tobago Cays sehr unruhig. Der Anker hält im Sandgrund zwar bombenfest – beim drüber schnorcheln konnte man ihn gar nicht mehr sehen, so tief hatte er sich eingegraben- aber das Boot hat doch recht gerollt und geruckelt. Der Schutz vor der Atlantikdünung ist nur durch die Riffkante gegeben, die aber nicht die gesamte Dünung auffangen kann. Vor dem Riff liegt der offene Atlantik und der Wind pfeift ungehindert ans Boot. Aber das türkisfarbige Wasser und das Gefühl mit dem Boot auf weniger als 2m Wassertiefe über weissem Sand zu ankern ist schon einmalig.  So eine einsame Silvesternacht ist wohl schwer sonst wo zu erleben. Statt Feuerwerk waren abermillionen Sterne über uns zu sehen. 

Am Neujahrstag sind wir «um’s Eck» zur Insel Mayreau getuckert, wo wir das Silvesterdinner nachgeholt haben.

Mayreau, Saline Bay, Blick rüber zu den Cays

Nach einem kurzen Fussmarsch zur anderen Inselseite waren wir in der «Escapade Ranch» angekommen. Eine absolut einmalige Location am Strand mit Blick rüber zu den Tobago Cays. Als einzige (!) Gäste wurde uns ein sehr leckerer Lobster (Hummer) serviert. Das Strandlokal war liebevoll eingerichtet und hatte sogar eine offene Terrasse auf Stelzen direkt am Meer mit einer Schaukel. Wir hoffen, dass sie bald wieder mehr Gäste begrüssen können, denn es wäre wirklich schade, wenn diese Perle schliessen müsste.

Auf dem Weg zu Escapade Ranch
Fantastische Location!
… und fantastisches Essen!

Da auch der Ankerplatz auf Mayreau ziemlich unruhig (=rollig) war, haben wir nicht lange überlegt, als Marco und Kerstin von der Segelyacht ROSA II uns gefragt haben, ob wir nicht Lust hätten nochmals zu den Cays zu kommen um mit ihnen zu schnorcheln.

Das zweite Mal in den Cays sind wir nicht bis ganz zum Riff vor und haben im tieferen Wasser neben der ROSA II geankert

Sie sind mit ihren zwei Kindern Sofia und Jonas unterwegs. Die Kinder sind natürlich voller Energie und unternehmungslustig und so wurden es ein paar kurzweilige Tage mit Schnorcheln mit Rochen und Schildkröten, Strandwandern, Leguane suchen und ein Lobster-BBQ am Strand.

Stachelrochen am Strand
Leguane und Eidechsen wo man hinblickt
Lobster BBQ

Die «Rosas» hatten wir schon in Bequia kennen gelernt und manche vergnügliche Stunde zusammen verbracht. Das ist wieder so ein Beispiel, wie man unterwegs innert kürzester Zeit Leute kennen und mögen lernt. Dadurch, dass wir – wortwörtlich – alle im gleichen Boot sitzen – entstehen Freundschaften innerhalb von Tagen, die so zuhause vermutlich nie zustande gekommen wären.

Nach einer guten Woche «in der Wildnis» wollten wir wieder nach Bequia hoch, um von dort den Absprung nach Martinique zu machen. Statt wie der erwartete (eher unangenehme) Kurs gegen den vorherrschenden Nordostwind wurden wir mit einem angenehmen Südostwind beglückt und sind unter vollen Segeln und mit wenig Welle nach Bequia gerauscht. Biggi sass dabei die längste Zeit vorne im rechten Bugkorb und genoss die Fahrt und den warmen Wind. Trotz Geschaukel ist ihr dabei nicht schlecht geworden und wir hoffen beide, dass das ein gutes Zeichen ist.

Auf dem Weg zurück nach Bequia
Traumsegeln!
Immer wieder Algenfelder

In Bequia kamen wir uns schon fast wie Heimkehrer vor und haben unsere morgendliche Wanderung über einen kleinen Trail am Wasser entlang über drei Strände wieder aufgenommen. Wir hatten damit angefangen, um etwas mehr Bewegung zu bekommen.

Princess Margaret Trail
RARE BREED – Das liegt doch auf der Hand!

Bei der letzten Wanderung hat uns ein schwarzer Hund begleitet. Obwohl ich Tiere an Bord eigentlich nicht gut finde, wäre ich hier fast schwach geworden. Wenn er nicht irgendwann wieder verschwunden wäre, weiss ich nicht, ob wir nicht plötzlich einen Bordhund gehabt hätten…

Mein neuer vierbeiniger Freund

Direkt neben uns war ein Partyfloss verankert. Am Samstagabend war dort der Bär los und wir hatten Soca-Sound bis in unser Cockpit. Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung und am Sonntagabend schwangen wir uns und alle anderen umliegenden Yachties in die Beiboote und fuhren zum Sundowner zum Floss. Dort draussen war die Lautstärke ohrenbetäubend und das Floss hat auch vor den Drinks ordentlich geschwankt. Irgendwie cool, wenn statt Autos x Beiboote auf dem «Parkplatz» angebunden sind.

…und die Party geht ab!
Nickerchen am Tag danach

Wir wollten eigentlich nach Martinique, um uns dort die Boosterimpfung zu holen und danach weiter nach St. Maarten segeln. Dort wollten wir unter anderem ein neues Beiboot kaufen, da unseres langsam Alterserscheinungen (=Lecks und versagende Klebstellen) zeigt. Die Sonne hier in der Karibik ist Gift für ein altes PVC-Boot und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihm endgültig die Puste ausgeht. Diese starke Sonneneinstrahlung halten nur Schlauchboote aus Hypalon langfristig aus. Da das Neue in unsere Davits (Beiboot-Halterung hinten am Boot) reinpassen und möglichst robust, aber trotzdem gleichzeitig so leicht wie möglich sein sollte, ist die Auswahl sehr begrenzt. Wegen Covid sind ausserdem die Lieferzeiten für neue Boote völlig unberechenbar, man muss also das nehmen was an Lager ist. Auf St. Maarten hatten sie noch ein passendes Modell an Lager. Also war klar, dass wir ziemlich zügig dorthin wollten. Aber wie so oft kommt alles anders…

Unsere Familienkutsche

Gottfried und Sandra von der MOANA lagen schon seit Weihnachten in Grenada und hatten dadurch einen guten Überblick was es dort so alles gab. Da er sich überlegte einen neuen (leichteren) Aussenborder zu kaufen, habe ich ihn gebeten auch wegen einem Beiboot für uns zu schauen. Da es dort genau unser Wunschboot (1/3 leichter als unser heutiges) und den passenden stärkeren Aussenborder gab, hat er kurzerhand beides für uns gekauft und wir unsere Pläne geändert und sind stattdessen nach Süden Richtung Grenada gesegelt. 

Wenn sich jetzt jemand frägt, wieso wir auch einen Aussenborder gekauft haben: Unser 3.5 PS Modell ist bei dem Wind und Wellen an den Ankerplätzen hier etwas unterdimensioniert (wenigstens behaupte ich das immer, wenn ich Biggi auf alle die tollen schnellen Beiboote, die in Gleitfahrt an uns vorbeirauschen aufmerksam mache ;-)) Das Beiboot und der Aussenborder ist, wenn man fast nur vor Anker liegt, sowas wie ein Familienauto und da ist es natürlich schön, wenn man bei Bedarf auch grössere Strecken zügig zurücklegen kann.

Am 11. Januar sind wir von Bequia nach Union Island im Süden gesegelt. 30 Seemeilen herrlichstes Segeln. Der Wind ist hier so konstant und zuverlässig, dass man auch durch engere Passagen segeln kann, ohne Angst zu haben irgendwo abzutreiben oder aufzulaufen. Als Biggi sich etwas hinlegt hat, habe ich kurzerhand eine kleine «Abkürzung» zwischen der Insel und ein paar vorgelagerten Untiefen gemacht und bin ganz nah an Mayreau ran gesegelt. So macht das Segeln wirklich Spass!

Mayreau vorbei an der Saltwhistle Bay
Clifton Harbour, Union Island

Auf Union machten wir den für Grenada verlangten PCR Test, klarierten aus und tuckerten zur 11 Meilen entfernten Tyrell Bay auf der Nachbarinsel Carriacou, wo wir für Grenada einklarieren konnten. Der nächste Karibikstaat liegt vor uns.

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