1 Euro = 1 US$

1 Euro = 1 US$

28.01 – 26.02.2023, Barbuda – Antigua – St. Martin, Logstand seit Start 6355 sm

Nach fast zwei Wochen auf Barbuda, haben wir es doch noch geschafft unseren tief vergrabenen Anker aufzuholen. Barbuda war einfach das Karibikparadies schlechthin, und wir hatten die Abreise immer wieder verschoben. Ein paar letzte Impressionen von Barbuda:

Endlose Wanderungen entlang des Sandstrandes.
Ein an Land gespülter Seestern wird wieder in sein Element befördert
Gegrilltes Huhn in Inoch’s Strandbar…
Und ein letztes Mal Lobster Sandwich und NY Cheese Cake im Uncle Roddy’s geniessen
… danach heisst es: Bye bye, Barbuda – schön war’s!

Der Zeitplan (ja, einen solchen haben wir tatsächlich) mahnte uns, dass es langsam aber sicher Zeit war weiter zu ziehen. Wir sollten allmählich nach St. Martin, wo wir diverse Dinge zu besorgen hatten. Aber vorher wollten wir ein paar Sachen auf Antigua anschauen. Die Windvorhersage war mit moderaten Winden aus Nordost günstig und so wählten wir den gleichen Weg entlang der windzugewandten Ostküste von Antigua zurück in den Süden der Insel. Mit Nordostwinden sollte das ein einfacher Schlag werden. Tja, was soll ich sagen? Die Wettervorhersage hat natürlich nichts von der Regenfront erwähnt, welche uns kurz nach der Abfahrt traf. Innerhalb weniger Minuten hat der Wind sich fast verdreifacht und auf bis 50 Knoten aufgedreht! Das ging so schnell, dass wir gar nicht dazu kamen die Segel zu reffen (=Segelfläche verkleinern) und so konnten wir nur den Druck rauslassen indem wir die Segel flattern liessen. Nicht gut fürs Tuch aber besser als zu riskieren, dass der Mast bricht oder wir kentern. Diese Winde haben zum Glück auch nur ein paar Minuten angehalten, aber es ist trotzdem furchteinflössend, welche Kräfte da entfesselt werden. Nach diesem Schreck blieb der Wind frisch und statt dem erwarteten gemütlichen Kaffeesegelschlag wurde es ein wilder Ritt hoch am Wind mit Bootsgeschwindigkeiten um die 8 bis 9 Knoten. 

Wettervorhersage vs. Realität
Nach dem Squall kam wieder die Sonne, aber es blieb ruppig. Zu ruppig für Biggi.
Kurz vor dem Ziel konnten wir noch „Schmetterling“ segeln
Sonnenuntergang in Falmouth Harbour

Von Falmouth Harbour aus haben wir uns zuerst Nelson’s Dockyard angeschaut. Falmouth Harbour und English Harbour sind zwei sehr gut geschützte Buchten im Süden von Antigua. Sie sind seit jeher bei Seefahrern als sichere Häfen bekannt und beliebt. Auf der Landzunge zwischen den Inseln wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein Marinestützpunkt inklusive Werft gebaut – das Nelson’s Dockyard. Benannt wurde es nach Horatio Nelson, einem erfolgreichen Admiral der englischen Navy. Diese riesige Anlage ist liebevoll restauriert, eine beliebte Touristenattraktion und heute noch das maritime Zentrum von Antigua. 

Ich habe mein Lokal in Nelson’s Dockyard gefunden.
Man(n) lese und lerne!
Antigua, ein Anlaufpunkt für Superyachten.

In Nelson’s Dockyard war auch das Ziel der Atlantikruderregatta «Talisker Atlantic Challenge». Die Frauen und Männer sind von den Kanaren aus in Teams oder als Solisten in ihren Hightech-Ruderbooten hierher gerudert. Sie sind im Dezember 2022 gestartet und kamen, als wir dort waren immer noch an. Wir hatten das Glück live dabei zu sein, als einer der Solisten ins Ziel ruderte. Ihn zu erleben als er das erste Mal nach 53 Tagen auf See wieder festen Boden unter den Füssen und Menschen um sich herum hatte war sehr bewegend.  Die Leistung, die diese Sportler vollbringen ist immens – sowohl körperlich wie auch psychisch. Der Mann war (selbstverständlich) topfit und hatte schon viele sportliche Herausforderungen gemeistert, aber diese Regatta war jenseits vom bisher erlebten. Diese enorme Distanz alleine rudernd zurück zu legen war viel anstrengender und belastender, als er es sich im Vorfeld je vorgestellt hätte. Wir waren schwer beeindruckt und glücklich diesen emotionalen Moment miterleben zu dürfen. 

Zieleinlauf eines Ruderers von der „Talisker Atlantic Challenge“
Kaum an Land und schon auf der Bühne.

Shirleys Heights ist eine Anhöhe, von der man eine wunderschöne Aussicht über English Harbour und Falmouth Harbour hat. Den Hinweg haben wir zu Fuss über die geteerte Strasse zurückgelegt, was in der Hitze offenbar ziemlich ungewöhnlich ist. Wir wurden unterwegs von unzähligen Taxen und Tourbussen überholt und als wir oben am Aussichtspunkt standen, wurden wir von ein paar Touristen angesprochen «Ihr seid doch diejenigen, welche hier zu Fuss hoch gelaufen sind?» 

Aber vielleicht lag es auch nur an meinem knallgelben Outfit, dass wir aufgefallen sind?
Die Aussicht von dort oben war auf jeden Fall die Strapazen wert.

Für den Rückweg haben wir einen Naturtrail gefunden und sind dann mit regelrechten Kletterpartien «belohnt» worden. Und eine verlassene Grabstätte aus den Zeiten der britischen Marine haben wir unterwegs auch entdeckt.

Der Grabstein trägt die Inschrift: In Memory of Caroline Wieburg und ist datiert auf den 17. Mai 1808
Kleine Kletterpartie
Abends trainiert die örtliche Kindersegelgruppe um unser Boot
Und während Biggi Sonnenuntergänge sammelt…
… benutze ich den „ergonomischen“ Computerarbeitsplatz an Bord
Morgens ist das Sport- und Stretchingprogramm vor dem Morgenkaffee angesagt.

Am Tag darauf ging es mit dem Bus Nr. 17 quer über die Insel nach St. John’s, die Hauptstadt von Antigua. Gefühlt alle paar Meter sind wir an einer Kirche vorbeigefahren. Die englischen Inseln haben alle ziemlich viele Kirchen, aber die kleine Insel Antigua hat mit 12 christlichen Glaubensrichtungen und 50 Kirchen wohl am allermeisten. 

Verkehrschaos in St. Johns. Die Kathedrale konnte man leider nur von aussen besichtigen.
Wer sollte bei dem Graben schon da parken wollen? Und ob ich da Schmuck kaufen will…?

Nach einem vorzüglichen Lunch beim «Roti King», wo es fast nur einheimische Kunden gab ging es am Cruise Ship Dock vorbei, wo wir aber schnell wieder draussen waren. Ein Bootszubehörhändler ist für uns heute wesentlich interessanter als die vielen Tax-Free Läden mit Uhren, Schmuck und Designerklamotten. Aber als wir am Hemingways Café vorbei kamen «mussten» wir dann doch einen Kaffee und ein Key Lime Pie probieren. War wirklich fein, aber die beiden Tassen Kaffee und ein Stück Kuchen hat fast soviel wie zwei Mittagessen und zwei Bier beim Roti King gekostet! Tja, wer in ein Touristenlokal geht muss sich nicht wundern… 

Lunch beim Roti King.
Luxusdessert in Hemingways

Beim Besuch der lokalen Markthalle konnten wir unseren arg geschrumpften Gemüse- und Früchtevorrat wieder auffüllen. Und danach ging es wieder mit dem Jockelbus zurück nach Falmouth Harbour.

Die Markthalle von St. Johns

Die Wettervorhersage versprach (wieder einmal) für die kommenden 24 Stunden günstige östliche Winde und danach sollte er auf Nordost drehen und stärker werden. Zudem war es kurz vor Vollmond – ideale Voraussetzungen, um den etwa 100 Meilen langen Nachtschlag nach St. Martin zu machen. Also sind wir am gleichen Abend kurz vor dem Sonnenuntergang ausgelaufen. Dieses Mal hatten wir tatsächlich schönen Wind und konnten die ganze Strecke gut durchsegeln. Mit dem vollen Mond wird es nachts auch nicht ganz dunkel und so ist das nächtliche Segeln viel angenehmer. Leider kämpft Biggi mit Seekrankheit, wenn es etwas stärker schaukelt und so wurde ich mehr oder weniger zum Einhandsegler, weil ich sie die ganze Nacht im Salon habe ruhen lassen. Für eine Nacht ist das kein grosses Problem, aber für längere Strecken wird es wohl schwerer werden. (Anmerkung von Biggi: Kriegen wir schon hin, die Atlantiküberquerung haben wir schliesslich auch geschafft).

In die Dämmerung reinsegeln
Wieder mal einen Nachtschlag
Ankunft in St. Martin
Welche Colaflasche ist schuld an der Sauerei in der Bilge?

Kaum waren wir in St. Martin angekommen, hat der Wind tatsächlich auf Nordost gedreht und zugelegt. Die grosse Bucht bei Marigot ist gegen Norden leider nur sehr schlecht geschützt und es wurde schnell SEHR rollig. Hier gibt es ein riesiges Feld mit Muringbojen an denen man sich festmachen kann, dadurch wird der Platz zum Ankern aber eingeschränkt. Da es am einfachsten war, haben wir zuerst einmal an einer solchen Muringboje festgemacht. An den meisten Orten mit solchen Bojen kommen die Besitzer mit einem kleinen Boot raus und kassieren das Liegegeld. Nicht so auf den französischen Inseln (der nördliche Teil von Saint Martin ist französisch, der südliche heisst Sint Maarten und gehört zu Holland). Hier muss man irgendwo an Land zahlen. Nur weiss hier niemand so richtig wer zuständig ist bzw. gibt es nirgendwo in der Nähe ein Büro wo man bezahlen kann. Wenn sie von uns Geld wollen, dann müssen sie uns wenigstens eine faire Chance geben zu bezahlen. Extra deswegen ein Taxi nehmen und quer über die Insel zu fahren war uns dann doch zu blöd. Also taten wir wie die anderen und haben uns nicht weiter darum gekümmert. Das war wohl nicht so unüblich, denn einige Tage später haben wir Freunde getroffen, die schon seit Weihnachten an einer solchen Boje liegen und nie etwas bezahlt haben.

Der Entscheid nicht zu Ankern war aus einem anderen Grund ungünstig, wie uns relativ schnell klar wurde. Durch die geringe Wassertiefe war die Bojenkette ziemlich kurz und bei der sich aufbauenden Dünung in der Bucht hat das Boot derart hart eingeruckt, dass es einen teilweise im Boot drin von den Füssen gerissen hat. Das war echt grenzwertig und Biggi wurde entsprechend auch fast seekrank. Als unser Bojenstropp nach zwei Tagen mit einem lauten Knall brach, war es uns klar, dass wir so nicht bleiben konnten. Mit einem verlängerten Festmacher mit drei(!) Ruckdämpfern und einem stabilen Metallschäkel zwischen Boje und Festmacher wurde es etwas erträglicher. Das Boot rollte zwar immer noch wie verrückt, aber es ruckte wenigstens nicht mehr so stark ein. 

Der zerrissene Bojenstropp und die neue verlängerte Festmachmethode
Die Marigot Bay war so rollig, dass das Dinghy Bocksprünge gemacht hat und sogar ein Teller (mit dem Essen drauf!) im hohen Bogen auf den Boden geknallt und zerschellt ist! (Essensreste fanden sich selbstverständlich auch in der Bilge wieder …)

Sobald der Wind ein klein wenig nachgelassen hat, haben wir uns von der Boje losgebunden. Losgebunden tönt jetzt relativ harmlos. Aus Sicherheitsgründen haben wir immer eine Hauptleine und zwei Sicherheitsleinen an der Boje festgemacht (daher sind wir auch nicht abgetrieben, als der Stropp gebrochen ist). Um los zu kommen muss das alles in der richtigen Reihenfolge gelöst bzw. umgehängt werden. Und das bei einem in der Welle ruckelnden Boot an der Boje.

In der Realität hiess das, dass ich auf dem Bauch liegend im Dinghy mich an der Boje festhaltend und dabei mit der Zange einen fest angezogenen Schäkel lösen musste, ohne etwas davon im Meer zu versenken oder meine Finger zu quetschen. Biggi hat derweil die anderen beiden Leinen an Bord dicht gezogen, um den Hauptleine zu entlasten, damit ich überhaupt schrauben konnte. Als dieser Schäkel gelöst und die zugehörige Leine an Bord geholt war, mussten die anderen beiden Leinen eine nach der anderen von der Boje losgebunden und durch das Auge der Boje zurück zum Boot gezogen und dort wieder festgemacht werden. Dass ich dabei im bockenden Dinghy liegend oft mehr unter als über dem Wasser hantieren musste, hat es auch nicht einfacher gemacht. Und es ist natürlich klar das jede Leine sich unweigerlich um den unteren Teil vom Aussenbordmotor gewickelt hat, während ich vorn am Bug vom Dinghy hantierte… Das «Losbinden» hat mit allem Drum und Dran locker 45 Minuten gedauert. 15 Minuten später hingen wir endlich an unserem Anker etwas weiter vorne in der Bucht und näher an der bewachten Marina.

Seglertreffen in St. Martin mit den Crews von USI, LADY JEAN, SEGEL.BAR und RARE BREED

Ein weiterer Grund, dass wir umgezogen sind war ein extrem beunruhigendes Ereignis. Zwei Tage vorher wurde ein Boot wenige Bojen weiter mitten in der Nacht von drei mit Schusswaffen bewaffneten Männern überfallen. Sie schlugen das Seglerpaar mit den Waffen auf den Kopf, sodass es blutete und verlangten Geld, Computer und andere Wertsachen. Das 11-jährige Kind wurde zwar nicht verletzt, war danach aber völlig traumatisiert.  Zum Glück gab es sonst keine schweren Verletzungen. Dass Boote nachts Besuch bekommen, ist zwar ab und zu passiert, aber meistens sind die Einbrecher schnell verschwunden, wenn sie merken dass jemand an Bord ist. Dieser Überfall war eine ganz andere Liga und viel brutaler. Und das Ganze ist wenige hundert Meter von uns entfernt passiert, ohne dass wir etwas gemerkt haben. Das gibt einem schon zu denken und unsere Entscheidung, unser Boot nachts immer abzusperren wenn wir schlafen ist wohl nicht die schlechteste.

Leguane trifft man auf St. Martin sogar in der Stadt

St. Martin ist eine Zollfreiinsel und gleichzeitig – neben Antigua – eines der Zentren der luxuriösen Superyachten der Reichen und Schönen. Entsprechend bekommt man hier (fast) alles an Bootszubehör was das Skipperherz höher schlagen lässt und die Bordkasse hasst…

Unser Versuch, den grossen Kühlschrank als Gefrierschrank umzufunktionieren war nur bedingt erfolgreich gewesen. Erstens hat er nur unzureichend gekühlt und zweitens war der verbleibende Kühlraum im kleinen Kühlschrank schlichtweg nicht ausreichend für uns. Dadurch, dass man auf den ehemals englischen Inseln viele Lebensmittel entweder gar nicht, oder wenn, dann nur zu exorbitanten Preisen bekommt, legen wir uns gerne einen Vorrat an, wenn wir auf einer der französischen Inseln sind. Also wurde nach einigen Kosten-Nutzen-Analysen eine Gefrierbox gekauft. Auch wenn St. Martin zollfrei ist, kostete das von uns gekaufte Modell hier fast doppelt so viel wie in Deutschland. Willkommen in der Karibik!

Unsere neue Gefriertruhe

Der Luxus auch an abgelegenen Ankerplätzen Frischwaren geniessen zu können ist halt – ein Luxus.

Um unser ohnehin überstrapaziertes Budget nicht zu sehr zur Ruhe kommen zu lassen, haben wir uns – ausserplanmässig – auch noch ein Starlinksystem bestellt. Das Starlink (von Elon Musk’s SpaceX) ermöglicht einen nahezu unbegrenzten Internetzugang über Satelliten, auch wenn man weit weg von Land ist – und das zu Monatsraten, die viel billiger als die unseres bisherigen Iridiumsystems sind. Dieses System verbreitet sich in den letzten Monaten geradezu wie ein Lauffeuer unter den Seglern hier in der Karibik. Ein stabiles Internet an Bord ist inzwischen auch bei Seglern zur Selbstverständlichkeit geworden. Fast nicht zu glauben, aber unsere letzte funktionierende SIM-Karte aus Martinique hat, wenige Tage nach der Installation vom Starlink, plötzlich keinen Internetzugang mehr gehabt. Ob sie wohl beleidigt ist?

Das Starlink kam innerhalb von 10 Tagen an

Nur wie es halt so ist: Jede Anschaffung zieht einen Rattenschwanz an Folgeaktivitäten für den Einbau an Bord nach sich. Die Gefriertruhe muss einen sicheren Platz mit einer 12V Steckdose haben (das ging erstaunlich fix!). Das Starlink braucht einen konstanten 220V-Anschluss, hat eine Aussenantenne, die irgendwo mit guter Sicht in den Himmel montiert werden und deren Kabel quer durch das Schiff gezogen werden muss. Diese Kleinigkeit, hat dann locker zwei Tage gedauert. 

Das Antennenkabel muss quer durchs Boot gezogen werden
Testlauf mit der Antenne auf dem Vorschiff und nach dem Einbau hinten am Heckträger

Zuhause lief immer das Radio, aber die Sender in der Karibik sind schnell mal ziemlich eintönig und es ist immer nur Soca zu hören – gar nicht unser Ding. Seit wir das Starlink haben, läuft bei uns wieder vermehrt Musik – und zwar übers Webradio. So dudeln oft Swiss-Pop, Antenne Bayern oder Radio Zürichsee durchs Boot. Irgendwie kann man halt seine kulturellen Wurzeln doch nicht verbergen.

Das Starlink wird voraussichtlich tagsüber wenn wir an Bord sind durchlaufen. Dafür ständig den grossen Inverter anzuhaben ist nicht unbedingt sinnvoll, also musste ein kleiner Inverter her. Der kostet nicht viel, muss aber auch eingebaut und (inkl. Fernschalter am Navitisch) verkabelt werden – und schwupps sind zwei weitere Tage ins Land gezogen. Jetzt hängen dafür auch der Computer und Bildschirm am neuen kleinen Inverter und Biggi muss mich nicht immer Fragen, ob der Computer an ist, bevor sie ein Küchengerät einschaltet. Happy Wife, happy Life!

Einbau vom kleinen Inverter

Mit den neuen Stromfressern kommen wir Dank ausreichend dimensionierten Batterien an Bord wohl gut klar, aber als ich erfuhr, dass ein Holländer seine fast neuen (und sehr leichten!) Sonnenzellen verkaufen wollte, wurde ich trotzdem hellhörig. Zwei flexible 100 Watt Panels für je 50$ war ein sehr guter Preis und da wir das restliche benötigte Material für die Installation (Regler und Kabel) ohnehin an Bord hatten, habe ich nicht lange gefackelt. Jetzt müssen die Panels «nur noch» angebaut und angeschlossen werden… Und wieder ist ein Basteltag vorbei gewesen.

Die leichten Sonnenzellen werden mit angenähten Gurtbändern auf dem Bimini fixiert
Die Decke im Vorschiff wurde endlich wieder eingebaut
Grosseinkauf im SuperU. Ganz schönes Geschleppe ohne Auto.
Und danach muss alles versorgt und in der Stauliste nachgetragen werden

Neben den vielen Besuchen bei Bootzubehörhändlern und Bastelaktivitäten, haben wir tatsächlich auch den einen oder anderen Ausflug gemacht. Einmal eine schöne Wanderung von etwa drei Stunden um die Ostseite von St Martin. Das ging durch das Gestrüpp über einen Hügel und danach an einem langen einsamen Strand entlang zurück in die Zivilisation. Dass ich bei einer Pause mit dem rechten Fuss ausgerechnet in einem Ameisenhaufen gestanden bin, hat mich danach noch tagelang beschäftigt. Der Fuss ist regelrecht angeschwollen und hat blödsinnig gejuckt. Da reden alle davon wie gefährlich es hier in der Karibik sein kann, aber dass es bei mir zu Angriffen in Form von Kleinstlebewesen (zuerst Parasiten und jetzt «Killerameisen») kommen würde, hätte ich mir nie erträumt …

Kakteen mit Aussicht
Picknick und Strandfund
Ganz schön steil hier!

Dann mussten wir natürlich auch einen Ausflug zum Princess Juliana Airport machen. Dieser Flughafen ist dafür berühmt, dass die Piste wenige Meter nach dem Strand anfängt und die Flieger im Landeanflug gefühlt fast auf Kopfhöhe angebraust kommen. Besonders eindrücklich ist das, wenn ein ganz grosser ankommt. Daher hatten wir uns vorher schlau gemacht und wussten, dass der KLM-Flug von Amsterdam um 15:40 Uhr ankommen sollte. Also waren wir schon um 15:20 Uhr dort. Keine Sekunde zu früh, denn der Jet tauchte in dem Moment am Himmel auf als wir zum Strand kamen – er war 20 Minuten zu früh! Wir bekamen unser Erlebnis und konnten nach wenigen Minuten schon wieder gehen. Das nenne ich glückliches Timing! 

Plane Spotting für Unerschrockene

St. Martin ist wie schon erwähnt eine zweigeteilte Insel. Der nördliche Teil ist französisch und der südliche niederländisch. Dem Gerücht zufolge soll die Inselaufteilung so verlaufen sein: Ein Franzose und ein Holländer sind auf der einen Inselseite in entgegengesetzte Richtungen der Küste entlang losgelaufen. Der Franzose hatte eine Flasche Rotwein, der Holländer eine Flasche Genever als Wegzehrung dabei. Dort wo sie sich wieder trafen wurde dann die Grenze gezogen. Ob die Tatsache, dass der französische Teil grösser als der holländische ist, am übermässigen Genuss vom Genever oder auf die bessere Kondition des Franzosen zurückzuführen ist, wurde nicht überliefert. Es gibt keine markierte Grenze, geschweige denn Grenzübergänge, plötzlich ist man einfach im anderen Land.

Impressionen von Philipsburg im holländischen Teil von St. Martin
Taxfreeparadies mit schönen Strassennamen
„Groot Bai“, die Bucht von Philipsburg mit vielen grossen Kreuzfahrtschiffen
Echsen bei Fort Amsterdam

Diese Teilung ohne richtige Grenze führt zu allerlei kuriosen Begebenheiten. Segelboote können entweder in den französischen oder den holländischen Teil einklarieren, danach können sie sich ohne weitere Formalitäten frei zwischen den Ländern bewegen. Im französischen Teil kostet weder das Einklarieren noch das Ankerliegen etwas, im holländischen Teil ist beides mit Gebühren verbunden. (Dreimal dürft ihr raten, wo wir einklariert haben…). Dann gibt es eine grosse schiffbare Lagune mitten auf der Insel, die ebenfalls zweigeteilt ist. Um mit einem Segelboot dort reinzufahren muss man jeweils eine Klappbrücke passieren (wie könnte es auch anders sein, wenn Holländer im Spiel sind 😉 ). Wenn man im holländischen Teil reinfährt muss man vor der Einfahrt ein Brückengeld bezahlen, welches sowohl die Ein- wie auch die Ausfahrt beinhaltet. Im französischen Teil kann man gratis rein und rausfahren. Wenn man jetzt im französischen Teil reinfährt, kann man völlig unbehelligt ohne Brückengeld im holländischen Teil rausfahren (bezahlt wird ja nur bei der Einfahrt). Dass man im französischen Teil der Lagune gratis ankert und im holländischen Teil ein paar $ pro Tag zahlen muss, ist wohl bei dieser Logik nicht weiter verwunderlich.

Hebebrücke wie in Holland

Ein weiteres Phänomen ist die parallele Verwendung von US$ und Euro und zwar im Kurs 1:1! Wenn man etwas kauft, kann man fast überall frei wählen, ob man den Betrag mit US$ oder mit Euro bezahlen will – der Betrag bleibt nominell der Gleiche! Das gilt i.d.R. auch bei Kreditkarten, je nach gewählter Währung wird einfach ein anderes Kartenterminal verwendet. Der Unterschied ist zwar nicht riesig, aber es läppert sich doch zusammen. Dass die Geschäfte das so locker sehen wundert uns schon ein bisschen. Das nimmt bisweilen ziemlich kuriose Formen an. Ich habe Benzin für 26.80 gekauft. Logischerweise habe ich in US$ bezahlt, hatte aber nur 26$ dabei. Für die .80 habe ich dann einen Euro gegeben und 20 Eurocent zurückbekommen.

Besuch bei einer der bekannten Lolo-Restaurants in St. Martin. Strassenküche vom Feinsten!
Wir konnten auch den Karnevalsumzug in Marigot bestaunen

Nach fast drei Wochen waren wir endlich mit allem fertig und das lang herbeigesehnte Wetterfenster für die Rückfahrt in den Süden hat sich aufgetan. Der Rückweg hiess für uns nonstop von St. Martin nach Guadeloupe. Eine Strecke von knapp 150 sm, nach Südost, also bei normalen Passatwinden (für unseren kleinen Kat) hoch am Wind, wenn der Wind südlicher als Nordost kommt. Am 26. Februar wurden nur sehr schwache östliche Winde für die kommenden Tage vorhergesagt und wir entschieden uns zu gehen. Lieber mit Motorunterstützung halbwegs direkt segeln zu können, als 24-36 Stunden lang gegen frischen Ost- oder womöglich Südostwind anzukämpfen.

Loading

2 Gedanken zu „1 Euro = 1 US$

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert