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Autor: Jan Bratt

Die Grenadinen zum Zweiten

Die Grenadinen zum Zweiten

05.05. – 23.05.2022, Bequia – Carriacou, Logstand seit Start 5728 sm

Auf der Überfahrt von St. Lucia nach Bequia hat unser kleiner Kat wieder mal gezeigt, dass er bei den richtigen Verhältnissen sehr schnell sein kann. Wir wollten spätestens am frühen Nachmittag in Bequia ankommen, um noch rechtzeitig einklarieren zu können. Die Antigentests sind offiziell nur für 24h gültig. Diesen Zeitraum hatten wir bereits überzogen, aber der Agent in Bequia hat gemeint, dass sie dort ein Auge zudrücken würden, wenn es nicht allzu viel mehr als 24h wären. Um das zu erreichen mussten wir auf der Strecke eine Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 5 Knoten halten. Im Normalfall absolut kein Problem, wäre da nicht die starke Gegenströmung zwischen St. Lucia und St. Vincent gewesen – trotz gutem Wind mussten wir eine Maschine zuschalten, um nicht zu langsam zu werden. Hinter St. Vincent war wie fast immer Windstille und so liefen wir weiter unter Maschine. Kurz vor dem südlichen Ende von St. Vincent fuhren wir unmittelbar hinter einer Hallberg-Rassy her. Sie war mit 42 Fuss etwas länger als wir, aber als der Wind wieder auffrischte haben wir derart Fahrt aufgenommen, dass das Schweizer Boot schnell hinter uns zurückblieb. Wir düsten mit 8-9 Knoten in die grosse Ankerbucht von Bequia rein und mussten fast aufpassen, dass wir rechtzeitig vor dem Ufer zum Halt kamen. 

Impressionen von der Admiralty Bay, Bequia
«Baguttes» – EIne Bequianische Brotvariation?

Auf dem Nordkap der Admiralty Bay auf Bequia gibt es ein kleines Fort, dass wir tags darauf angeschaut haben. Der Weg dorthin ging um die ganze Bucht und durch die Wohnquartiere bis oben auf den Hügel. Sobald man die hübsche Hauptstrasse im Ortskern von Port Elizabeth hinter sich gelassen hat, wird es schnell sehr verfallen und slumartig. Die Häuser sind teilweise ziemlich baufällig und überall liegt Unrat, Reifen, alte Autowracks und ausgediente Holzboote rum. Das Abfall- bzw. vor allem das Litteringproblem ist in der Karibik allgegenwärtig. Es ist uns natürlich bewusst, dass die kleinen Inseln grösstenteils gar keine Möglichkeit haben ihren Abfall sachgerecht zu entsorgen, aber wir verstehen nicht, dass alles einfach auf den Boden geschmissen wird, obschon es an vielen Orten Abfallbehälter hat. Die Leute leben auf einer kleinen Insel und schmeissen ihre Petflaschen und Fastfoodverpackungen einfach ins Gebüsch. Das ist uns auch auf St. Lucia sehr aufgefallen – «Welcome to Paradise» und alle paar Zentimeter liegt irgendwelcher Müll rum. Ganz krass war es bei den grossen Hotelanlagen. Dort wo die Touristen hinkommen wird alles schön sauber gehalten, aber kaum geht man ein paar Meter hinter die Hotelanlagen ist wieder alles übersät mit Müll.

Wir haben uns schon angewöhnt bei unseren Ausflügen so viel wie möglich einzusammeln und in die Abfalltonnen zu werfen, aber es ist leider uferlos. Hier müssten diese Inseln bzw. die Bevölkerung gehörig umdenken, wenn sie nicht bald auch die Touristen und damit ihre Haupteinnahmequelle verlieren wollen.

Wenn bloss jemand die Schilder beachten würde…
Biggi am Müllsammeln

Unser nächstes Ziel, die Insel Mustique ist da ganz anders. Mustique ist in Privatbesitz und sowas wie ein Ferienparadies für die Reichen und Schönen. Hier kann man nur hin, wenn man eines der sündhaft teuren Anwesen (Einsteigspreis 15 Mio. US$) besitzt oder mietet. Entsprechend ist die Liste der Besucher bzw. Eigentümer voll von bekannten Grössen aus Showbusiness, Industrie und Adel, diejenigen halt, die diese Privatsphäre suchen und bezahlen können. Als Yachtie kann man an einer der Bojen festmachen und die Insel damit besuchen.

Der Strand von Mustique
Freitag, der 13., wir hängen an Boje Nr. 13 und RARE BREED als einzige Yacht vor Mustique – Glückstag!
Man beachte das Schild vom General Store. Hier gibt es die elementarsten Notwendigkeiten wie Wein, Alkohol und Zigarren…
Basil’s Bar – ein Must go auf Mustique. War wohl der teuerste Rumpunch, den wir bis jetzt in der Karibik genossen haben!

Früher konnte man kreuz und quer über die Insel laufen, solange man nicht in die Privatgrundstücke reinging. Inzwischen ist das leider nicht mehr möglich und man ist auf den Strandstreifen und den Weg zum Hauptort eingeschränkt. Aber auch der Spaziergang am Strand und durch den angelegten Pfad um ein Naturreservat ist sehr eindrücklich.

Luftwurzeln der Mangroven und wilde Ananas
Hat was, oder?

Mustique scheint die Insel der Schildkröten zu sein. Im Wasser hat es regelrecht gewimmelt und sogar an Land gibt es viele Landschildkröten, denen wir immer wieder begegnet sind.

Die hier typischen Landschildkröten sind eher länglich und haben orange Flecken auf den Beinen. Oben links im Bild hingegen, das ist nur ein Kunstwerk aus Metall 🙂

Wir haben uns länger mit Ali, einem ehemaligen Franzosen, der seit 40 Jahren hier lebt und die Bäckerei führt, unterhalten. Das war ein sehr interessantes Gespräch, denn wir konnten so ein wenig über die Hintergründe bezüglich des «Produkts» Mustique erfahren. Die Insel ist mit rund 1’800 Beschäftigten nach der Regierung der grösste Arbeitgeber in den Grenadinen. Der Umsatz von Mustique macht ca. 14% vom BIP der Grenadinen aus. Wenn jemand ein Geschäft aufmachen will, muss er für jeden Angestellten eine Wohngelegenheit zur Verfügung stellen und auch dessen Strom- und Wasserrechnung bezahlen. Alles, was auf der Insel gebraucht wird, kommt mit der Inselfähre von St. Vincent rüber. Es ist also kein Wunder, dass die Preise auf Mustique um einiges höher als sonst wo sind. Der Grund, dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt worden ist liegt darin, dass einzelne Besucher zu aufdringlich wurden und den Promis sogar vor deren Anwesen aufgelauert sind und fotografiert haben. Es gibt halt immer Leute, die durch ihr rücksichtsloses Verhalten die Freiheiten für alle zerstören.

Mustique hat die finanziellen Mittel auf Umweltschutz zu achten und verfügt unter anderem über eine komplette Abfalltrenn- und Entsorgungsanlage. Es gibt eine Umweltministerin, die ihren Job wirklich ernst nimmt und das Resultat ist offensichtlich. Hier liegt fast nichts an Müll rum und es sind ständig Gärtner unterwegs um die Landschaft zu pflegen. Das ist natürlich das andere Extrem, aber es spiegelt wider, dass die Leute begriffen haben, dass Mustique ein Produkt ist, welches ihnen auch ein Auskommen sichert und dass es zu schützen gilt. Wir hoffen, dass die Regierungen der anderen Inseln bald realisieren, dass es nicht reicht nur Hotelanlagen zu bauen, sondern dass sie aktiv in ihre Umwelt investieren müssen, wenn der Slogan «Welcome to Paradise» nicht zur Farce werden soll.

Die Kosten für die Boje auf Mustique sind natürlich auch entsprechend hoch und vor allem etwas perfide. 85 US$ für die erste Nacht und dann darf man noch zwei Nächte «gratis» bleiben. Die meisten Besucher sind Charteryachten die nur eine Nacht bleiben. Wir sind als Zeitmillionäre anders unterwegs und blieben die vollen drei Nächte. Die erste war noch ganz angenehm, aber die letzten beiden haben uns klar gemacht, wieso es im Cruising Guide als sehr rolliger Platz beschrieben ist. Sogar unser Kat hat erbärmlich gerollt und am Schluss sind wir fast quer im Bett gelegen um noch schlafen zu können.

Am Sonntag den 15. Mai haben sind wir von der Boje los und die ca. 20 Seemeilen nach Tobago Cays gesegelt.

Mustique -> Tobago Cays, 22.7 nm in 3h 47m

Der Wind kam fast von hinten und es war eine sehr angenehme Fahrt. Ideale Voraussetzungen, um wieder Mal einen Angelversuch zu starten. Kaum war der Köder im Wasser, hat schon der erste Fisch angebissen, sich aber leider sofort wieder losgerissen. Beim erneuten Rauslassen hat es wieder angeschlagen. Dieses Mal aber heftig, der Silk ist pfeifend von der Rolle gerauscht bis es einen Ruck gab und die Spannung weg war. Als wir den Köder reingeholt haben, staunten wir nicht schlecht – alle drei Spitzen des Drillinghakens waren abgebrochen. Das muss tatsächlich etwas Grösseres gewesen sein. Wir benutzen bewusst keine rostfreien Fischerhaken, damit sie sich im Salzwasser auflösen, wenn sie versehentlich abgerissen werden. So hat der Fisch eine faire Chance den Haken irgendwann wieder los zu werden. Nur sollte man dann ab und zu den Haken auswechseln, wenn er zu rostig ist…

Der erste Drillingshaken war völlig zerstört

Jetzt hat es Biggi keine Ruhe gelassen und sie hat fast den ganzen Törn hinten am Heck gesessen und immer wieder die Angelrute reingeholt und wieder rausgelassen. Der Grund zum Einholen ist leider immer der gleiche – gelbes Sargassokraut, welches hier wirklich überall rumschwimmt und sich in den Haken verfängt. Sie hat sicher fünf bis sieben Mal einen verkrauteten Köder rausgeholt. So blöd ist kein Fisch da reinzubeissen. 

Biggi im Fischerwahn

Dieses Kraut gab es übrigens vor 5-6 Jahren hier noch gar nicht. Jetzt ist es allgegenwärtig. Vermutlich auch eine Folge der Wassererwärmung. Dass die Klimaerwärmung auch hier spürbar ist, hat uns auch Ali auf Mustique bestätigt. Es sei heutzutage im Durchschnitt zwei Grad wärmer als noch vor 10-15 Jahren. Früher war es meistens so um die 24 Grad auf Mustique. Heutzutage eher 26 oder mehr.

Unser Ziel war eigentlich noch ein paar Tage im kristallklaren Wasser von Tobago Cays zu liegen, bevor wir nach Grenada gehen. Aber als wir dort ankamen war es wegen dem andauernd starken Wind fast so rollig wie auf Mustique.

Kurzstopp in den Tobago Cays

Darauf hatten wir nun wirklich keinen Bock mehr und so haben wir nach zehn Minuten kurzentschlossen den Anker wieder hochgeholt und Kurs auf Union Island abgesetzt. Der kürzeste Weg geht durch die südliche Riffpassage von Tobago Cays. Diese Passage wird im Segelhandbuch als sehr heikel beschrieben und es hat schon viele Schiffe gegeben die hier auf das Riff aufliefen. Man muss zwischen zwei Riffen durchfahren, die nur bis kurz unter der Wasseroberfläche hochkommen und es gibt keine Seezeichen oder andere Hilfen die die Durchfahrt markieren. Entsprechend vorsichtig sind wir dann dort durch, aber die Sonne stand noch hoch genug, um eine gute Sicht zu gewähren und wir konnten die Riffe gut erkennen.

Anhand der Farbe vom Wasser lassen sich die Riffe erkennen: Dunkelblau=tiefes Wasser, Hellblau bis Türkis=flaches Wasser, Braun=Korallenriff!

Die zweite Stelle, wo wir zwischen zwei Riffen durch mussten, war die Durchfahrt zwischen Palm Island und Clifton Harbour auf Union Island, hier ist es aber betonnt und damit ziemlich einfach. Etwa 1.5 Stunden später konnten wir an der letzten freien Boje bei Frigate Island auf Union Island festmachen und lagen endlich wirklich ruhig. Frigate Island ist über eine schmale Landzunge mit Union Island verbunden über die der Wind ungehindert blasen kann. Hier ist ein beliebter Kite Surfing Spot, was angesichts des starken Windes und trotzdem ruhigen Wassers verständlich ist.

Tobago Cays -> Union Island, 7.2 nm, 1h 24m

Hier wurde 1994 ein Marinaprojekt gestartet, obwohl das Gebiet damals schon als Schutzgebiet klassifiziert war. Das Projekt ist nach nur einem Jahr wegen schlechter Planung, Korruption und Geldwäscheri bankrott gegangen. Der Schaden in der Mangrovenlagune war aber schon angerichtet, da der Wasserdurchfluss durch die vielen Erdaufschüttungen blockiert war. Im Laufe der Jahre stieg das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Mangrovenlandschaften für das ganze Küsten-Ökosystem. Heute ist das ganze Gebiet renaturiert und dadurch wieder zum Leben erweckt. Es stehen noch die Reste des Marinaprojektes in Form von Holzpfählen und Erdwällen als Mahnmal in der Landschaft und es ist ein Natur-Trail durch das Gebiet angelegt worden.

Es ist schön zu sehen, wie die Natur ihr Gebiet langsam zurückerobert.
Die Überreste des Marinaprojektes
Die Hängebrücke

Nach ein paar Tagen zogen wir in die Chatham Bay weiter. Eine Bucht, die gut vor dem Atlantikschwell geschützt ist, aber von deren Hügel immer wieder Fallböen in Sturmstärke runterfegen. Von einer Sekunde auf die andere geht es von windstill zu Sturmböen, die so stark sind, dass es das Boot einfach umreisst. So schnell wie sie kommen sind sie wieder weg und alles ist wieder ruhig. 

Minihopser von Frigate Island nach Chatham Bay

Vor einigen Jahren war die Chatham Bay so etwas wie ein Geheimtipp, wo sich nur vereinzelte Yachten hin verirrten. Es gab damals nichts ausser Natur und das Panorama mit den hohen Bergen um die Bucht herum erinnert ein wenig an die Buchten in den Marquesasinseln in Französisch-Polynesien. Heute ist es natürlich etwas anders. Es gibt einige kleine provisorische und einfache Strandrestaurants und ein unauffälliges, aber luxuriöses Resort. Entsprechend waren wir dort alles andere als alleine. 

Die ehemals einsame Chatham Bay

Die Chatham Bay ist von Land immer noch nur über eine teilweise steile Off Road Piste zu erreichen.

Da die Insel Union Island ziemlich klein ist und wir sie schon beim letzten Mal hätten erkunden wollen, beschliessen wir von der Chatham Bay aus zum Hauptort Clifton am anderen Ende der Insel zu laufen, um etwas Gemüse und Obst zu kaufen. Gemäss Google Maps sollte es nur knapp 4 km weit weg sein (ein Weg). Wir sind direkt nach dem Frühstück los und als erstes diese steile Piste hochgekraxelt. Oben angekommen gab es eine wunderschöne Aussicht bis Mayreau und die Tobago Cays. Das heisst, wenn es nicht so diesig gewesen wäre, so konnten wir alles leider nur schemenhaft in der Ferne erkennen. Von hier oben schlingerte sich die Betonstrasse der Nordküste entlang stetig nach unten. Vorbei an Mangroven, einem Steinbruch und einem Salzsee erreichten wir nach gut 1,5h Clifton. Die Wander-App zeigte schon 6 km an – von wegen knapp 4 km!

Das Salz wird in Handarbeit gewonnen. Die Frauen waten knietief ca. 30 m durch den Schlick um an das Salz zum kommen, welches sie anschliessend in Eimern an Land schleppen, ein richtiger Knochenjob. Immer noch gut gelaunt verkaufen sie 1 Pfund Salz am Strassenrand für 4 EC$ was ca. 1.50 € entspricht.

Wie es halt so ist, wenn es frisches Grünzeugs gibt ist der Rucksack schnell voll und niemand denkt an das zusätzliche Gewicht. In weiser Voraussicht haben wir in Clifton noch eine zusätzliche Wasserflasche gekauft und uns dann auf den Rückweg gemacht. Der Rückweg ging – logischerweise – stetig bergauf. Inzwischen war es schon recht heiss und mit dem zusätzlichen Gepäck wurde es richtig anstrengend. Mit dem letzten Tropfen Wasser kamen wir wieder in der Chatham Bay an und waren für den Rest des Tages ziemlich erledigt.

Sogar die Kühe suchen den Schatten

Die Ankerliegerflotte war am Tag zuvor um einem Schweizer Kat erweitert worden. Mit unserer Schwedischen Flagge am Heck vermutet niemand, dass wir auch Schweizer bzw. Deutsche sind. Also haben wir uns mit den SUP auf den Weg zu ihnen gemacht, um «Grüezi» zu sagen. Sue und Reto sind mit ihrer Nautitec 40 Open, namens SURET unterwegs. Da mir dieses Boot schon immer gefallen hat, waren wir natürlich gerne dabei, als sie uns zur Bootsbesichtigung eingeladen haben. Die beiden haben das Boot vor ca. 1,5 Jahren neu gekauft und von La Rochelle bis hierher gesegelt. Im Laufe des Gesprächs haben wir immer mehr über ihren Ärger mit der Werft bzw. Bauqualität des Bootes erfahren. Wenn man bedenkt, wieviel so ein Boot kostet, ist es schon erstaunlich wie ungenau oder teilweise sogar mies gearbeitet wird. Dass Leute mit neuen Booten oft viel Ärger haben, kennen wir schon von anderen, aber es hört nicht auf uns zu erstaunen was die Werften an Pfusch abliefern. Wenn wir das hören bzw. sehen, sind wir mit unserem inzwischen 20-jährigen Boot wieder ganz zufrieden. Wie die fleissigen Leser unter euch wissen, haben wir natürlich auch immer wieder Ärger, aber das ist bei dem Alter irgendwie leichter zu akzeptieren.

Wir haben uns mit Sue und Reto auf Anhieb sehr gut verstanden und tags darauf waren sie bei uns an Bord. Aus einer Einladung zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag wurde zuerst ein Sundowner und schlussendlich ein spontanes Spaghettiessen.

Am Montag den 23. Mai sind abermals nach Clifton um auszuklarieren. Dieses Mal aber mit einem «Taxi». Das war der ca. 15-jährige Suzuki Jeep von Seckie, dem Betreiber eines der kleinen Strandrestaurants. Die Fahrt über die Offroad-Piste war echt ein Erlebnis. Seckie fährt diese «Strasse» seit zehn Jahren mehrmals täglich mit diesem Auto. Der Jeep sah entsprechend mitgenommen aus, aber dass er diese Misshandlung so lange klaglos ausgehalten hat ist schon krass. Also wenn ich wieder ein Auto kaufe, könnte das ein Suzuki Jeep werden 😉

Auf meine Frage, ob er denn immer den Vierradantrieb eingeschaltet hat, kam die Antwort: „Nö, nur bei nasser Strasse.“
Jetzt weiss ich endlich, wo all die Papierformulare landen, die wir beim Ein- und Ausklarieren ausfüllen müssen!

Den Trip machen wir mit Andreas und Andrea von der deutschen Yacht LADY JEAN. Der Preis von 260.- EC$ für die Hin- und Rückreise war schon heftig, aber auf zwei Parteien aufgeteilt akzeptabel. Als ich Seckie 300.- EC$ gab und er dann fragte ob das so gut sei, weil er kein Wechselgeld hatte, war dann aber Schluss mit lustig! Wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher Tageslohn auf dieser Insel 70.- EC$ sind, war sein Verhalten umso frecher. Der ursprünglich angedachte Besuch in seinem Restaurant zum Abendessen hat er sich so selber vermasselt.

Eine Runde schaukeln ist immer eine gute Idee 🙂

Wir wussten, dass sich die Wege von SURET und RARE BREED bald wieder trennen würden und so haben wir auch den folgenden Abend zusammen verbracht, dieses Mal in dem schönen Strandrestaurant vom Resort. Neben einem guten Essen und vielen interessanten Gesprächsthemen wurde der Abend nach dem Dessert nochmals sehr spannend, als Antonio – der italienische Besitzer der Anlage – sich zu uns gesellte. Antonio war früher in der Drogenfahndung und kennt zwischen St. Lucia und Trinidad alle Behörden, Polizei und natürlich auch die Drogenpusher. Neben der Hotelanalage hier besitzt er 15 Charterkatamarane in den Britischen Jungferninseln sowie weitere Hotelanlagen an verschiedenen Orten der Welt. Er ist zudem sehr engagiert in seiner Bestrebung die Schönheit und Unversehrtheit von Chatham Bay zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Leider gibt es auch hier ein riesiges Abfallproblem, welches er seit Jahren versucht unter Kontrolle zu bekommen. Da es hier weder Wasser noch Strom gibt, hat er grosse Dieselgeneratoren um den Strom für die Anlage und die Wasserentsalzungsanlagen zu produzieren. Um das halbwegs umweltverträglich zu machen baut er jetzt auf Solaranlagen mit Batteriebänken um. So kann er die Dieselgeneratoren sukzessive reduzieren. Selbstverständlich ist er vor allem ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann und hat schon lange realisiert, dass er mit einem ökologischen Ansatz nachhaltig mehr Gäste anlocken kann. Er ist zudem auch dabei, den ganzen südlichen Teil der Bucht zu kaufen, um daraus ein öffentlich zugängliches Wandergebiet zu machen. Er wäre natürlich kein schlitzohriger Italiener, wenn er nicht auch noch so ganz nebenbei mit einem schelmischen Lächeln die eine oder andere Geschichte auf Lager hat wie man bei all diesen Aktivitäten z.B. «kreative» Steuereinsparungen machen kann bzw. wie die eine Hand die andere wäscht. Kurzum ein sehr gelungener und kurzweiliger Abend.

Am nächsten Morgen haben wir Sue und Reto ein letztes Mal zum Abschied gewinkt, sind Anker auf gegangen und haben die Grenadinen Richtung Grenada verlassen. Das war nur ein kurzer Hopser von knapp 10 Seemeilen zur Tyrell Bay auf Carriacou.

Trotz der kurzen Distanz haben wir es wieder mit Angeln versucht (es waren wirklich keine Algenfelder auf dem Wasser) und prompt einen kleinen Thunfisch gefangen. Nach dem Fischbestimmungsbuch war es ein Grossaugen Thunfisch. Die können bis zu 250 cm lang werden, wobei dieses Exemplar leider schon im jungen Alter den Fehler gemacht hat unseren Köder zu schlucken. Es tut uns jedes Mal weh einen so schönen Fisch zu töten, aber wir verwenden dann auch wirklich jedes verwertbare Fleischstück und ein Thun in dieser Grösse reicht uns für vier Mahlzeiten. 

Fangen …
… Ausnehmen und Filettieren

Als ich nachmittags in der Tyrell Bay zum Einklarieren an Land kam, bin ich mit Andreas und Andrea von LADY JEAN zusammengestossen. Sie hatten eben einklariert und sich für die maximalen drei-, statt den üblichen einmonatigen Cruising Permit entschieden. Das kostet dann auch 150.- EC$ statt nur 50.- EC$. Trotzdem hat die Dame im Immigration Office zuerst nur einen Monat auf dem Formular eingetragen. Erst auf Andreas Reklamation hin wurde das korrekte Enddatum eingetragen.

Ich habe danach genau dasselbe verlangt und auch bezahlt und hatte prompt auch nur einen Monat im Permit drin. Auf meine Reklamation hin hat sie es wortlos korrigiert. Die Dame leidet entweder unter akutem Gedächtnisschwund oder sie macht es bewusst. In Anbetracht, dass sie höchstens halb so alt wie ich war vermute ich leider Letzteres.

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Au revoir Martinique

Au revoir Martinique

27.03. – 20.04.2022, Martinique – St. Lucia, Logstand seit Start: 5600 sm 

Nach der langen Zeit in der Marina, den Reparaturen und den damit verbundenen Kosten (wir haben unser Monatsbudget glatt um 100% überschossen!) wollten wir erst mal in Ruhe ankern und unsere Bordkasse etwas schonen. Zum Glück kostet das Ankern (meistens) nichts und auch das Wandern, Schwimmen und Schnorcheln ist umsonst.

Anse Chaudiere

Anse Chaudiere, wo wir vor Anker lagen, ist eigentlich der südliche Teil der (Petite) Anse d’Arlet. Quer durch die Bucht kommt man zu einem kleinen verschlafenen Ort am nördlichen Teil mit einem Strand, der für seine guten Schnorchelgründe bekannt ist. 

Schnorcheln in der Anse d’Arlet
Vom Boot aus schnorcheln
Seesterne (die aussehen wie aus Plastik auf dem Rasen hinter dem Haus)

Bis auf die Gemüsehändler, eine Bäckerei, eine Polizeistation und eine Apotheke hat es hier nur einige Restaurants am Strand und ein paar Stände mit lokalen «Handwerks»-Erzeugnissen. Das ist wohl wirklich der ruhigste Ort, den wir bis jetzt gesehen haben. 

Verschlafenes Örtchen Anse d’Arlet
Kleiderkauf in der lokalen Markthalle

Von hier aus geht auch ein Wanderweg über den Hügel zur nördlich gelegenen Grand Anse d’Arlet. Auf dem Schild stand 1,2 km 45 Minuten. 1,2 km ist ja nichts (die 45 Minuten hätten uns aber stutzig machen sollen…), also haben wir spontan entschieden die Miniwanderung zu machen. Als die wahren Tropenprofis waren wir natürlich zur grössten Mittagshitze unterwegs und da wir ja anfangs «nur» das Dörfchen anschauen wollten, hatten wir gerade mal einen halben Liter Wasser dabei – für uns beide! Der Weg hat steil angefangen und schon nach wenigen Metern waren wir recht heftig am Schnaufen, aber nach kurzer Zeit wurden wir mit einer sehr schönen Aussicht über die Bucht belohnt. Der Weg war nicht sehr gut markiert und zudem gab es immer wieder Abzweigungen. Es kam wie es kommen musste, wir haben uns prompt verlaufen und sind irgendwie immer tiefer ins Dickicht reingekommen. Als uns dann Google Maps mangels Netzes im Stich liess und auch das Wasser langsam knapp wurde, ist die Stimmung etwas angespannt geworden. «Ich habe ja immer gesagt, dass wir nicht ohne Wasser da reinlaufen sollten!» 

Es sind ja „nur“ 1,2 km….
Blick auf die Anse d’Arlet vom Wanderpfad aus

Naja, die Tatsache, dass du dies hier lesen kannst legt die Vermutung nahe, dass wir doch irgendwann in die Zivilisation zurückgefunden haben. Anderthalb Stunden sind wir im Dickicht rumgeirrt und haben schlussendlich unseren Einstieg wiedergefunden. Das eiskalte Bier im erst besten Strandrestaurant hat göttlich geschmeckt! Und das darauffolgende über Zuckerrohr grillierte Huhn hat ebenso dazu beigetragen, dass unsere Lebensgeister bald wiederhergestellt waren.

Ein paar Tage später haben wir es dann nochmals, und zwar mit genug Wasser und früher am Morgen, probiert. Dieses Mal haben wir auch besser aufgepasst und sind nach etwa einer Stunde auf der anderen Seite angekommen. Der Weg war wirklich nicht einfach und glich teilweise einer Kletterpartie. Der Badestopp am Strand der Grand Anse d’Arlet hat uns aber für die Strapazen entschädigt. 

2. Versuch
Grand Anse d’Arlet und nah am Ufer ein patrouillierender Schiffshalter

Frisch gestärkt und erhobenen Hauptes haben wir den Rückweg angetreten. Ein Klacks, jetzt kannten wir ja den Weg… Vertieft in ein Gespräch ist Biggi plötzlich aufgefallen, dass wir an einer Stelle waren, wo wir bereits 15 Minuten vorher vorbeigelaufen sind. Wir hatten es tatsächlich geschafft wieder im Kreis zu laufen! Ich will ja nicht sagen, dass ein Anflug von Panik aufkam, aber ab dort haben wir uns wieder 100% auf die Wegmarkierungen konzentriert und sind schlussendlich heil am Einstieg angekommen. So was Blödes aber auch!

Wer genau hinschaut sieht unsere Kreise….

Das Wetter hatte sich inzwischen richtig gemausert und es hat nur noch selten geregnet. Also haben wir den schönen Ankerplatz in der Anse Chaudiere genutzt wieder mal draussen zu übernachten. Was soll ich sagen, ist ja romantisch, aber wenn der Luftmatratze langsam die Luft ausgeht wird es irgendwann unbequem. Aber wir haben eisern durchgehalten und sind am Morgen entsprechend gerädert aufgestanden. Ja, man wird wohl nicht jünger…

Draussen schlafen
Ankern im Aquarium: Manchmal wimmelte es regelrecht von Fischen.

Während wir in der Anse Chaudiere lagen, haben wir zwei neue Crews kennengelernt. Ein kleiner norwegischer Kat (kleiner als unserer) mit sechs(!) Leuten an Bord. Die sind echt nett und hart im Nehmen! Eine Familie mit zwei kleinen Jungs und ein Pärchen, welches für drei Monate bei ihnen an Bord mitsegelt. Privatsphäre Fehlanzeige! Dann wurden wir von einem deutschen Pärchen per WhatsApp kontaktiert und waren zum Sundowner bei ihnen an Bord. Echt komische Typen, wir haben uns beide überhaupt nicht wohlgefühlt dort.

Das Ankern in der Anse Chaudiere (wie auch in der nächsten Bucht) war so ganz anders als man sich es hier in der Karibik normalerweise gewöhnt ist. Hier bläst der Wind immer aus östlicher Richtung, das heisst man kann davon ausgehen, dass die geankerten Boote alle in östlicher Richtung ausgerichtet sind. Wenn man einen Platz sucht muss man daher nur schauen, dass man seinen Anker etwa neben dem Boot wirft hinter dem man nachher zum Liegen kommen will. Nach dem Werfen werden 30 bis 40 m Kette rausgelassen während das Boot vom Wind nach hinten getrieben wird. Am Schluss fährt man den Anker mit dem Rückwärtsgang richtig in den Grund rein, damit er auch wirklich hält. Danach liegt man etwa drei Bootslängen hinter dem Vordermann und gut ist. So können zur Not auch ziemlich viele Boote auf engem Raum sicher ankern, wie zum Beispiel in St. Anne. In der Anse Chaudiere hat das aber überhaupt nicht funktioniert. Der Wind hat in Fallböen, die die Hügel runter «fallen», kurz, aber dafür zum Teil sehr heftig aus allen Richtungen geweht. Dazu kamen abrupte intensive Strömungswirbel, die das Boot ständig in alle Richtungen gedreht haben. Nachts ist der Wind häufig ganz eingeschlafen und so haben die Boote wegen der Strömung regelrechte Reisen in der Bucht unternommen. Manchmal war der Anker unter dem Boot und manchmal nördlich oder südlich davon. Wir haben dreimal umgeankert und auch andere mussten manchmal Hals über Kopf Ankerauf gehen, weil der Nachbar plötzlich fast auf Tuchfühlung lag. Dabei gilt die «Regel», dass der, der zuerst da ist immer das Vorrecht hat zu bleiben, alle die später kommen müssen schauen, dass sie den bereits dort liegenden Yachten nicht in den Weg kommen. Da wir insgesamt zehn Tage dort geblieben sind, waren wir bald die Alteingesessenen und konnten gelassen beobachten, wie die Neuankömmlinge völlig verdutzt realisierten, was in der Bucht an Verschiebungen abging.

Manchmal lagen die Nachbarn weit weg und plötzlich wieder ganz nah

Über Umwege haben wir erfahren, dass Thilo und Leonie, die den erfolgreichsten deutschen Seglerkanal «Blue Horizon» auf Youtube betreiben, eine Drohne suchen. Wir hatten im Vorfeld der Reise gedacht, dass wir auch Drohnenaufnahmen machen würden und uns zuerst eine kleine Drohne gekauft. Um Aufnahmen vom segelnden Boot machen zu können, muss die Drohne genug Power haben, um gegen den Wind anzukommen und das hatte die kleine Drohne nicht. Also wurde eine grössere «DJI Phantom IV» Drohne erstanden. Damit haben wir in der Schweiz ein paar Mal geübt, aber viel zu wenig um uns zu trauen damit über das offene Wasser zu fliegen. Also lag sie unbenutzt bei uns rum und wir hatten schon lange realisiert, dass wir nicht die Drohnenflieger werden würden und uns überlegt sie zu verkaufen. Da hat es natürlich super gepasst, dass die beiden dringend eine gebraucht haben. Der Grund dafür war übrigens, dass sie inzwischen vier(!) Drohnen ins Meer versenkt hatten. War wohl doch nicht so blöd, dem Fliegen über das offene Wasser mit dem nötigen Respekt zu begegnen.

Bye, bye DJI

Kurzum haben wir mit den beiden in der nächsten Bucht abgemacht und die Drohne übergeben. Abends kamen sie nochmals zum Essen zu uns an Bord. Unser Alkoholabstinenzprogramm wurde kurzfristig auf Eis gelegt und wir verlebten einen sehr feuchtfröhlichen Abend. Entsprechend mau waren wir dann am nächsten Morgen zwäg… Aber auch wir sind hart im Nehmen und schon um 9:30 Uhr todesmutig in See gestochen, um rechtzeitig in der Anse Noire anzukommen. Die knapp drei Meilen haben wir auch mit Brummschädel überstanden. 

Hier muss das Schnorcheln wirklich schön sein, wenn es schon in der Seekarte vermerkt ist.

Die Anse Noire gilt als der Schnorchel-Hotspot von Martinique, ist aber so klein, dass vernünftigerweise maximal 5 Boote dort drin Platz haben.  Mit uns waren es dann 10…!
Wir lagen so nahe am Steilufer, dass man schon fast rüber springen konnte. 
Sind dann aber trotzdem schnorcheln gewesen und konnten prompt mit zwei Meeresschildkröten schwimmen.

Danach ging es notgedrungen weiter (dort zu übernachten war uns zu riskant) und nach einem erfolglosen Ankerversuch in Anse a L’Ane, sind wir etwas weiter in der Anse Mitan gelandet. Nach der Beschaulichkeit der letzten Woche ein regelrechter Stress – und das alles mit einem Kater.

Anse Noire => Anse l’Ane => Anse Mitan

Die Anse Mitan war ebenfalls sehr voll, aber gross genug, dass wir einen guten Platz unmittelbar vor dem Ufer, aber relativ weit weg vom Ort gefunden haben. Am Tag darauf haben wir einen Landausflug gemacht, aber der Ort hatte nur wenig Charme. Es ist eines der ersten Touristenzentren von Martinique und wirkte irgendwie künstlich. 

Vor Anker vor dem Hotelstrand – Anse Mitan

Inzwischen stand das Wochenende vor Ostern vor der Tür und wir haben unsere Optionen bis zur Hurrikansaison diskutiert. Wir sind beide lieber vor Anker als unterwegs und geniessen es, genug Zeit zu haben einen Ort länger zu besuchen. Daher haben wir beschlossen jetzt umzukehren und den Kurs wieder Richtung Grenada abzustecken. So würden wir genug Zeit haben die Orte zu besuchen, die wir auf dem Weg nach Norden ausgelassen haben. Erster Zwischenstopp sollte St. Anne werden, dort wollten wir grosse Wäsche machen und auch unsere Frischwarenvorräte nochmals aufstocken, bevor es wieder zu den englischen Inseln gehen würde. Auf dem Weg sind wir wieder an der Anse Noire vorbeigekommen und als wir sahen, dass dort nur drei Schiffe lagen und ein guter Platz in der Mitte der Bucht noch frei war, haben wir spontan umentschieden und uns dorthin gelegt.

RARE BREED in der Anse Noire zum Zweiten und auf zum Schnorcheln

Wir blieben schlussendlich drei Nächte und haben ausgiebig geschnorchelt. Hier hat Biggi auch zum ersten Mal mit dem Abtauchen angefangen. Ist wohl gar nicht so einfach, wenn man es vorher nie probiert hat. Wir mussten beide herzhaft lachen, als sie einfach nicht runterkam und immer wieder wie ein Korken hochgeploppt ist. Sie sah dann ein klein wenig wie eine auf dem Kopf stehende Ente aus. Aber sie hat nicht lockergelassen und irgendwann war der Dreh dann draussen und Biggi unten am Grund.

Das Abtauchen will geübt sein
Nachmittags- und…
Abendstimmung in der Anse Noire

Während wir in der Anse Noire lagen, wurden wir von Thilo und Leonie angeschrieben. Ihr alter Aussenborder hätte endgültig den Geist aufgegeben und wir hätten doch noch einen kleinen 3.5 PS Aussenborder, den wir loswerden wollten?

Demzufolge haben wir auf dem Weg zurück nach St. Anne nochmals einen kurzen Stopp in der Grande Anse d’Arlet gemacht und Thilo und Leonie auch noch unseren kleinen Aussenborder übergeben. Biggi ist dabei zum ersten Mal ein Anlegemanöver längsseits an ein anderes Schiff gefahren. Da das Boot von Thilo und Leonie an einer Boje hing und sich immer leicht gedreht hat, war das nicht ganz einfach, hat jedoch gut geklappt.

Aussenborderübergabe an Thilo und Leonie

Zurück in St. Anne haben wir die Tage vor Ostern zum Einkaufen genutzt. Da wir nicht während der Feiertage an unserem nächsten Ziel St. Lucia ankommen wollten, haben wir entschieden erst nach Ostern hier Auszuklarieren und am Mittwoch nach St. Lucia zu segeln.

Osterschmuck am Kreisel bei St. Anne. Eier finden leicht gemacht 🙂
Wenn es schon nicht mit dem Angeln klappt, dann gibts einen Besuch am Fischmarkt
Vollmond über der Bucht von St. Anne

Am Ostersamstag haben wir nochmals die Wanderung zu den verschiedenen Stränden südlich von St. Anne gemacht. Unterwegs sind wir an regelrechten Zeltdörfern vorbeigekommen. Ein Teil der Lokalbevölkerung hat offenbar die Ostertage im Zelt am Strand verbracht. Dabei waren die halben Hausstände mitgekommen und richtige Freiluftküchen und Partytische usw. aufgebaut worden. Mit kleinen Generatoren wurde der Strom für’s Licht und die überall laut aufgedrehten Musikanlagen erzeugt. Kaum war man ein paar hundert Meter vom nächsten Parkplatz weg, wurde es aber wieder still und (fast) menschenleer. So konnten wir einen lauschigen Strandtag in der Petit Anse des Salines geniessen.

Überall sind solche Zeltsiedlungen entstanden
Da sind wir mit unserer Strandmuschel voll im Trend gelegen
Etwas weiter weg von den Parkplätzen war der Strand menschenleer

Zwei ereignisreiche Monate in Martinique liegen hinter uns: Shoppingcenter besucht und im Stau gestanden, viele schöne Ausflüge und Wanderungen gemacht, (zu) viele Croissants und Pain au Chocolat gegessen, sehr schöne Strände besucht und Schnorchelausflüge gemacht, (zu) wenig gesegelt, (viel zu) viele Reparaturen gemacht und Zeit in der Marina verbracht und – nicht zu vergessen – einen Zahn ziehen lassen.

Ein letztes Mal „Cafe avec Croissant et Pain au Chocolat“ – ein schöner Abschluss

Am 20. April haben wir Martinique verlassen. Das Ziel Rodney Bay auf St. Lucia liegt ca. 23 sm weiter im Süden. Zum ersten Mal nach dieser langen Zeit sind wir wieder über offenes Wasser gesegelt. Und wie! Der Wind war mit 20 bis 23 Knoten frisch und kam von der Seite, das heisst der schnellstmögliche Kurs zum Wind. Und schnell waren wir, mit etwas Unterstützung durch die hereinrollende Atlantikdünung kamen wir in Spitzen auf 10 Knoten Speed und das Speedometer pendelte die meiste Zeit zwischen 7 und 8 Knoten. Das war eine wahre Rauschefahrt mit dem zugehörigen Geschaukel und einer richtig heftigen Salzwasserdusche, als eine Welle voll gegen die Seite vom Boot klatschte und sich über das Cockpit ergoss. Da blieb kein Fleckchen trocken. Besonders schön – Biggi wurde es trotz des Geschaukels nie schlecht.

Rasante Fahrt nach St. Lucia
Ausser Tang nichts gefangen.

Nach den Hunderten von Booten in der Bucht vor St. Anne war es eine Wohltat in der Rodney Bay anzukommen und gerade mal 15 Boote vorzufinden. Platz a gogo zum Ankern.

Nach dem Aufklaren vom Boot und einem Mittagessen ging es zu den Behörden an Land um Einzuklarieren. Zuerst zum Health Check, drei Formulare, danach zum Customs, sechs(!) Formulare, und schliesslich zur Immigration, nochmals zwei Formulare. Dass überall das Gleiche ausgefüllt werden muss und dass wir zwei Tage vorher von Martinique aus alles schon elektronisch eingegeben hatten, tat nichts zur Sache. Vor Ort muss man trotzdem dieselben Angaben wieder x-Mal machen. Ausser als Arbeitsbeschaffung kann ich mir nicht vorstellen wozu das alles gut sein soll? Aber es waren alle zuständigen Personen nett und aufgestellt und am Schluss bekamen wir Armbänder angelegt, die uns berechtigen überall ohne Zertifikat reinzukommen. Ein bisschen kommen wir uns wie Gäste in einem «All-Inclusive»-Resort vor.

Formulare ohne Ende
Unsere „All-inclusive“-Bänder

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Hamnröta (=Hafenfäule)

Hamnröta (=Hafenfäule)

12.03. – 26.03.2022, Martinique: Le Marin – Anse D’Arlet, Logstand seit Start: 5538 sm

Dieser Bericht hat (wieder einmal) fast keine Seemeilen und wir haben ein wenig das Gefühl hier auf Martinique festzukleben. Einerseits, weil es uns hier halt schon gefällt, aber vor allem, weil wir so viel ungeplante Reparaturen und sonstige Aktionen hatten. Daher auch der Titel „Hamnröta“ was der schwedische Begriff ist, wenn ein Schiff nicht aus dem Hafen kommt bzw. dort „verfault“.

Beim letzten Beitrag waren wir in der Marina und unsere Motoren nach dem Reinigen der Dieseltanks und aller Leitungen wegen dem verschmutzten Diesel zwar wieder in Betrieb, aber sie liefen nur stotternd. Ein Dieselmotor muss ein absolut dichtes Dieselsystem haben, weil er sonst Luft ins System saugt und nach kurzer Zeit abstirbt. Genau das ist nach dem ganzen Zerlegen und wieder Zusammenbauen passiert. Trotz vorschriftsmässigem Entlüften wollten sie nicht sauber laufen. Nach einer längeren Suche waren die Übeltäter gefunden: Beide (!) auf Fehmarn im Mai 2021 neu eingebauten Separfilter hatten einen kleinen Riss im Deckel, wo natürlich Luft reingekommen ist. Auf Martinique war kein Ersatz aufzutreiben und so mussten wir notgedrungen zwei neue Grobfilter/Wasserabscheider kaufen und einbauen. Dabei haben wir auch gleich zwei neue elektrische Dieselpumpen ersetzt. Am 14.3. liefen endlich beide Maschinen wieder sauber. Ein Katamaran hat mit den doppelten Motoren zwar eine Redundanz (wenn einer ausfällt, kann man wenigstens mit dem zweiten weiterfahren) aber eben auch den doppelten Aufwand und Kosten. Der ganze „Spass“ hat uns fast € 1‘500.- gekostet.

Basteln am Backbordmotor (unter der Koje in unsere Schlafkabine)
Die defekten Separ-Filter und der neu installierte Ersatz

Zuhause kommt der Strom aus der Steckdose und kein Mensch käme auf den Gedanken das zu überwachen. Auf dem Boot ist das natürlich anders. Jedes Watt das wir verbrauchen muss irgendwie generiert bzw. in den Batterien geladen werden. Um den Überblick zu behalten verwenden wir einen Batteriemonitor der ständig die entnommene und zugeführte Energie misst und den Zustand per App anzeigt. Ich werfe jeden Tag mehrmals kurz einen Blick drauf um allfällige Unregelmässigkeiten rechtzeitig zu entdecken. So auch am Sonntagnachmittag den 13.3. Obwohl es schön sonnig war hat keine der drei Sonnenzellen geladen und die Batterien waren nicht – wie sonst immer – 100% voll. Als erstes haben wir das Landstromkabel angehängt, was wir sonst nie machen, da die Sonnenzellen immer mehr als genug laden. Auch das hat nichts gebracht, denn da kam auch kein Strom. Komisch. Also hatten wir zwei Elektroprobleme auf einmal: Die Sonnenzellen haben nicht geladen UND das Landstromkabel hat offenbar einen Wackelkontakt. Jetzt hat sich ausgezahlt, dass ich die ganze Sonnenzelleninstallation damals auf Fehmarn selber entworfen hatte, denn der Fehler mit den Sonnenzellen war dann recht schnell gefunden: Ich hatte zwischen den Solarladereglern und den Batterien einen Batterieschalter eingebaut, um das Laden der Batterien abstellen zu können. Der Schalter war für 300 Ampere Dauerleistung ausgelegt (geflossen sind nie mehr als vielleicht 100 Ampere) und seit Monaten konstant eingeschaltet gewesen. Von jetzt auf plötzlich hat er den Geist aufgegeben. Ohne dass er bewegt wurde und ohne irgendwelche äussere Zeichen, dass etwas faul sei. Da ich ihn entgegen meiner ursprünglichen Annahme fast nie ausgeschaltet hatte, habe ich ihn nicht ersetzt, sondern kurzerhand kurzgeschlossen und die Sonnenzellen haben wieder brav geladen. Danach haben wir die Stecker vom Landstromkabel aufgeschraubt und siehe da, eine Ader hatte sich gelöst. So haben wir wieder ungeplant zwei bis drei Stunden mit Flicken verbracht. Dies nur als Illustration, wie wir unsere Zeit verbringen 😉. 

Batterieüberwachung und der defekte Schalter
Elektrobasteln = Kabel flicken im Cockpit

Als Nebenschauplatz war ja auch noch unser defekter Hondagenerator. Da der Verkäufer es verpennt hat ihn ins Hondasystem einzutragen, hat sich die hiesige Hondavertretung geweigert ihn auf Garantie zu reparieren. Weder der ursprüngliche Händler in Deutschland noch Honda Deutschland wollten etwas machen – jeder schob die Schuld auf den anderen. Als dann die hiesige Hondavertetung (Mechanic Plaisance) sogar eine „Parkgebühr“ von € 50.-/Tag wollte, weil der Generator bei ihnen in der Werkstatt stand – während ich versucht habe die Garantie/Kulanz zu regeln – ist mir die Hutschnur geplatzt. So ein lausiger Kundenservice ist mir echt noch nie untergekommen. Jetzt steht der Generator wieder in seiner Kiste und wir werden schauen, ob wir ihn in Grenada flicken lassen können. Von der Firma Honda kommt mir nie mehr ein Teil an Bord!!

Da unser Backup für die Stromversorgung (eben der Hondagenerator 🙄) jetzt weg war, habe ich das eingebaute, aber bis jetzt nicht angeschlossene Batterie-zu-Batterie-Ladegerät (B2B-Lader) in Betrieb genommen. Bisher haben wir unsere Lithiumbatterien nur über die Sonnenzellen geladen. Die Motoren haben nur die Starterbatterien geladen. Dies weil das Laden von Lithiumbatterien etwas komplexer ist und potentiell zu Beschädigungen der Lichtmaschinen an den Motoren führen kann. Mit dem Hondagenerator als Backup war es also nicht nötig auch diese Komplexität (=weiteres elektronisches Gerät) ins System einzubauen. Ohne den Generator musste ich in den sauren Apfel beissen und den B2B-Lader doch anschliessen. Schlussendlich war es dann leichter als gedacht und in einem Tag abgeschlossen. 

Der B2B-Lader in Betrieb
Wenn man schon einen Stegplatz mit Wasseranschluss hat: Fender putzen und die neuen Wasserfilter ausprobieren
Waschsalon vs. Hand- bzw. Fusswäsche

Nachdem wir die technischen Probleme gelöst hatten, hätten wir eigentlich aus der Marina raus können. Aber da Biggi’s Backenzahn am Montag den 21.03. gezogen werden würde, haben wir den Aufenthalt bis zum folgenden Freitag verlängert. Um die Zeit besser zu nutzen und um für den Eingriff und allfällige Komplikationen mobil zu sein, haben wir uns ausserdem ein Auto für eine Woche gemietet. Die Automietaktion war schon sehr speziell. Von anderen Seglern hatten wir den Tipp bekommen, wo man ein günstiges Auto mieten könne, man müsse einfach keine zu grossen Erwartungen haben. So war es dann auch, die Mietfirma hat ein vielleicht 10 Quadratmeter grosses „Büro“ und ein Chaos ohne Ende. Unser reserviertes Auto war natürlich nicht verfügbar, als wir kamen. Um ehrlich zu sein wussten sie nicht mal wo es war. Also wurde hektisch rumtelefoniert bis irgendwann ein Auto auftauchte. Ein dreckiger, verbeulter und verrosteter Peugeot 107, der mit 188’000(!) km seine besten Tage schon lange hinter sich hatte. Bremsen und Motor funktionierten noch, im Gegensatz zu so ziemlich allem anderem. Aber wer braucht schon eine Klimaanlage, wenn es Fenster hat? Und Rückspiegel werden auch überbewertet… Wie hatte der Segler gesagt – „Man hätte das Gefühl, die Autovermietung vermietet ein Auto und klaut es dann irgendwo.“ So ganz sicher waren wir nicht, ob da alles mit rechten Dingen zu und her ging.

Das Auto von seiner weniger verbeulten Seite…
… und von der weniger hübschen Seite – 188’000 km auf dem Tacho!
Ja auch hier auf Martinique gibt es regelmässig Stau

Die erste Fahrt ging zum Shoppingviertel in Le Lamentin. Mit gezückten Einkaufslisten wurden „Mr Bricolage“, «Decathlon» und „La Galleria“ systematisch abgearbeitet. Vor allem das «La Galleria» war fast schon ein Kulturschock für uns: Das ist ein riesiges Einkaufscenter, mit einer Lebensmittel- und Haushaltabteilung, die sich nicht mal hinter dem KDW in Berlin verstecken müsste. Wir wollten unter anderem eine neue Bratpfanne kaufen und wurden ob der riesigen Auswahl fast erschlagen. So etwas hätten wir hier in der Karibik nie im Leben erwartet! Da wir vorhaben die Hurrikan-Saison von Juni bis November in Grenada zu verbringen, war es DIE Möglichkeit nochmals unseren Lebensmittelvorrat aufzustocken. Vor allem Sachen, die es auf anderen karibischen Inseln entweder gar nicht gibt, oder aber nur zu sehr viel höheren Preisen wurden gebunkert – und wieder einmal sind wir mit vollen Stauräumen und einem entsprechend schweren Boot unterwegs…

Shoppingwahnsinn: Hier gibt es (fast) nichts was es nicht gibt.
Es gab auch eine Tierhandlung, die sogar Hundewelpen und Kätzchen verkauften. Das war schon etwas heftig!
Flossen anprobieren

Mit dem Auto haben wir natürlich auch ein paar Ausflüge gemacht und sind an die Atlantikküste von Martinique gefahren, weil wir dort eher nicht mit dem Boot hinkommen werden. Die Halbinsel «Presqu’Île de la Caravelle» und eine Wanderung bei «Le Vauclin» waren sehr eindrücklich. Sehr schöne Strände, welche aber alle mit grossen Mengen von den hier überall vorkommenden orangegelben Algen bedeckt sind. Der Geruch ist auch sehr penetrant, da der Wind hier immer vom Meer her weht. Hier liegt auch sehr viel Müll rum und es stimmt einen schon traurig, wie man wirklich überall in der Natur statt Fuss- die Abfallspuren der Menschen sieht.

Hafeneinfahrt des Grauens an der Atlantikküste: Wer hier nicht den richtigen Moment erwischt hat verloren!
Halbinsel „La Caravelle“
La Caravelle – Leeküste
Rundwanderweg auf Le Vauclin mit den Algenstränden
Überall Abfall 😔

Die sechs Kilometer lange Rundwanderung bei «Le Vauclin» ging dem Meer entlang um ein Kap zur Leeseite, durch Savannen, Mangroven und Wälder. Die angegebenen 20m Höhenunterschied laut Beschreibung haben nicht ganz gestimmt, schlussendlich haben wir laut Wanderapp 420 Höhenmeter gemacht – und das alles natürlich in der grössten Mittagshitze – Profis halt…

Trou de Cochon

Apropos grösste Mittagshitze – das Wetter hat sich tatsächlich ab Mitte März etwas normalisiert – es regnet viel weniger und auch der Wind bläst nicht mehr immer ganz so stark.

Am 21.3. war es dann soweit und es  ging Biggi’s Zahn an den Kragen – oder besser an die Wurzel. Der Eingriff ging erstaunlich schnell und nach nicht mal 45 Minuten hat Biggi mich mit etwas undeutlicher Aussprache aus dem Wartezimmer gerufen. Schnell noch die Medikamente in der angrenzenden Apotheke geholt und ab zu einem Ausflug, den wir dann aber wegen ihrer Schmerzen abgeblasen haben. Die folgenden Tage waren kulinarisch gesehen etwas eintönig, da Biggi vieles nicht essen durfte. Inzwischen geht es wieder besser, aber Hühnerbrühe wird wohl so schnell nicht mehr auf unserem Speiseplan stehen. Da Biggi wegen ihrer Medi’s keinen Alkohol trinken darf, haben wir beschlossen eine Alkoholpause einzulegen. Als Alternative zum Sundowner mit Rum haben wir Guavejuice entdeckt!

Unser neues Lieblingsgetränk – Guavejuice

Le Marin, wo auch die Marina liegt ist ein verzweigter „Fjord“ wo vermutlich mehrere Hundert Schiffe an Bojen oder vor Anker liegen. Einige davon sind in einem erbärmlichen Zustand und vermutlich schon seit Jahren nie mehr bewegt worden. Keine Angst – soweit wird es bei uns dann doch nicht kommen!

Blick über einen Teil vom Ankerfeld in Le Marin. Das „Boot“ mit dem Sonnendach im rechten Bild bestand wirklich nur noch aus Rost – aber es lebt jemand mitsamt Hund und Katze darauf.

Statt grosse Wanderungen zu machen, sind wir kurzerhand mit dem Auto zum Strand gefahren und haben so die Wartezeit überbrückt. Lustig eigentlich, denn seit wir mit dem Boot unterwegs sind, sind wir fast nicht mehr an einem Strand zum Baden, da wir lieber direkt vom Boot ins Wasser hopsen.

Kleine Wanderung zum Strand Petite Plage des Salines
Auf Martinique gibt es immer wieder grosse Herden weidender Kühe, was man auf den anderen Karibikinseln wesentlich seltener sieht.

Am letzten Abend in der Marina waren wir schon im Bett, als es irgendwo in der Nähe plötzlich eine Art „Guggen-Konzert“ gab. Eine Trommlertruppe hatte sich auf dem Parkplatz vor dem kleinen Supermarkt eingefunden und gab ihr Bestes, um alle im Umkreis von ein paar Kilometern wach zu halten. Logisch sind wir wieder raus aus den Federn und ab auf die Piste 😎.

Bengalisches Feuer – nur das beste für die Gäste
Unser auf dem Parkplatz abgestelltes Auto eignet sich offenbar auch gut als Sitzgelegenheit bzw. Getränkeablage…

Am Freitag den 25.3. war es dann soweit, wir haben die Marina verlassen und gleich noch die halbvollen Dieseltanks wieder aufgefüllt. Dabei hatten wir das Glück, von noch sehr moderaten Preisen profitieren zu können. In Martinique sind die Preise an allen Tankstellen gleich und sie werden jeweils nur zum Monatsbeginn angepasst. Das heisst, wir konnten Diesel für € 1.67 pro Liter bunkern, während er in Europa an den meisten Stellen ein Stück über € 2.- liegt. Bei 230l fällt das schon ins Gewicht.

Abfahrt vom Tanksteg und zurück nach St. Anne

Für eine Nacht tuckerten wir zurück nach St. Anne.

Das Dinghydock von St. Anne – und wieder haben ein paar Schlaumeier ihr Dinghy zu kurz angebunden und vergessen, dass es auch hier einen Tidenhub hat.
Abendstimmung in St Anne mit – was wohl? Richtig! Einen Guavesaft! 😉

Am Samstag haben wir den Mietwagen zurückgebracht und sind dann bei Jean-Francois und Dominique – unsere lieben Stegnachbarn, die uns zum ersten Zahnarzttermin gebracht haben – zum Essen eingeladen gewesen. Sie lagen mit ihrem kleinen Katamaran (noch 1 Fuss kürzer als unserer 😬) neben uns in der Marina und haben uns immer wieder ihre Hilfe angeboten und auch sonst mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Als Dank für ihre Unterstützung hatten wir sie vor Biggis zweitem Zahnarzttermin zum Essen bei uns an Bord eingeladen und nun wollten sie sich ¨ revanchieren. Sie leben das halbe Jahr hier auf Martinique, wo sie den Kat in der Marina und zusätzlich eine kleine Wohnung mit Blick über den Hafen und die Bucht von „Le Marin“ haben. Die restliche Zeit vom Jahr verbringen sie in ihrem Haus in Frankreich oder kurven mit ihrem Wohnmobil durch Europa. Da hat jemand wohl alles richtig gemacht!

Sie haben uns lauter Spezialitäten von Martinique aufgetischt: Accras mit Fisch, eine scharf gewürzte Blutwurst zum Auszuzeln und einen Auflauf aus Christophenes. Aber das Highlight war ein über Zuckerrohr grilliertes Poulet mit kreolischen Kräutern. Magnifique! Wobei die mit Rum flambierten Bananen zum Nachtisch auch nicht ohne waren.

95% der Unterhaltung verlief auf Französisch und obwohl Biggi eigentlich kein Französisch kann, hat sie fast alles verstanden und mit Händen und Füssen fleissig mitgeredet.

Jean-Francois und Dominique mit ihrem Hund Junior
Abends haben wir uns in der Strandbar in St. Anne mit Jürg und Katharina von der Schweizer Yacht STELLA MARIS getroffen. Schön mal wieder Schweizerdeutsch reden zu können nach dem vielen Französisch am Nachmittag.

Am Sonntag fuhren wir von „St. Anne“ nach „Anse d’Arlet“, eine kleine Bucht an der Westküste von Martinique. Dabei haben wir die Abkürzung durch den „Passe des Fous“  (=Pass der Verrückten) zwischen Martinique und dem „Diamond Rock“ genommen. Ich weiss nicht wieso er diesen Namen trägt, denn die Durchfahrt war unproblematisch und landschaftlich reizvoll.

Endlich wieder unterwegs. In der Ferne ist der Diamond Rock und die Durchfahrt ersichtlich
Le Rocher du Diamant – Diamond Rock. Früher von strategischer Bedeutung, heute immer noch imposant (und sieht bisschen aus wie Darth Vader, oder?).
„Passe des Fous“ und unser „Riesenschlag“ von gerade mal 13 Seemeilen nach Anse D’Arlet 😉

Nachdem unsere Versuche mit der Schleppangel nur Algenfetzen eingebracht haben, hat Biggi einen Angelversuch am Ankerplatz gestartet. Obwohl es ganz offensichtlich viele Fische hat, war unser Köder wohl nicht nach ihrem Gusto. Gab es halt Spaghetti mit dem letzten Glas selber eingekochter Bolognese aus der Schweiz zum Nachtessen. Auch gut!

Die Profifischer am Werk….
Vor Anker in Anse D’Arlet
und wieder einmal ist Schiffschrubben angesagt.
Biggi ist für den oberen und ich für den unteren Teil „zuständig“

Anse D’Arlet ist ein beliebtes Wochenend-Ausflugsziel für die Jugend und die Bucht war voller Motorboote, deren Musikanlagen sogar lauter als die Motoren waren. Erst spätabends sind die letzten Partyjünger in den Hafen zurück und die Ruhe ist in der Bucht eingekehrt.

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Martinique – Ein Stück Europa in der Karibik

Martinique – Ein Stück Europa in der Karibik

15.02. – 02.03.2022 Martinique

Nach der Zeit auf den ehemals britischen Inseln ist uns aufgefallen, wie wir uns hier auf Martinique fast schon wie in Europa fühlen. Klar ist es immer noch eine tropische Insel mit allem was dazu gehört, aber es ist eben auch ein Stück weit wie in Frankreich. Wein, Croissants, Baguette und Käse natürlich, aber auch sonst ist die Auswahl an Lebensmitteln verglichen mit den anderen Inseln enorm und dabei auch günstiger. Wobei «günstig» eigentlich irreführend ist, dann das Preisniveau ist in der ganzen Karibik echt hoch, hier einfach etwas weniger hoch. Abgesehen vom subventionierten Baguette für einen Euro bewegen wir uns hier fast schon auf Schweizer Preisniveau. Anscheinend scheint es der Bevölkerung hier auf Martinique finanziell wesentlich besser zu gehen als auf den anderen Inseln. Vermutlich auch, weil das Mutterland gehörig Geld hier reinpumpt. 

Die grosse Ankerbucht vor St. Anne

Die Strassen sind richtig ausgebaut, es gibt Strassenschilder und Fahrbahnmarkierungen und vor allem, man fährt auf der «richtigen» Seite 😉. 

Autofahren bei, na was wohl? … Regen natürlich.
Gut ausgebaute Strassen
Manchmal „zu gut“… Lemantin vor Fort-de-France – 3-spurig in jede Richtung.

Es gibt eine grosse Auswahl an Supermärkten und Läden wie Carrefour und Decathlon, wo man all die Sachen bekommen kann, die es auf den anderen Inseln schlichtweg nicht gibt. Auch bei den Kleidern – von denen wir zugegebener Weise nicht sehr viele brauchen – ist die Auswahl hier mit vielen kleinen Boutiquen wie in Europa.

Inspiriert durchs Plakat wurde eine spontane Shoppingtour gestartet – das Resultat lässt sich sehen!

Auch wenn die anderen Inseln ursprünglicher und «exotischer» und damit sehr spannend sind, war es ein klein wenig wie nach Hause (bzw. Frankreich) zu kommen, als wir hier auf Martinique das erste Mal an Land gingen. Es lässt sich wohl nicht leugnen, dass wir vom Leben in Europa geprägter sind, als wir wahrhaben wollen. 

Nachdem wir unseren Anker endlich erfolgreich im Sandgrund vor St. Anne versenkt hatten, war uns klar, dass wir etwas mehr Zeit hier verbringen wollen. Der Ankerplatz hat was von einem Wohnquartier in der Agglo, ausser dass die Häuser (=Boote) ab und zu wechseln. Dass jede «Villa» ihren eigenen «Badepool» mitsamt regelmässigem Schildkrötenbesuch hat, ist natürlich auch nicht übel 😉. Der natürliche Treffpunkt ist das lange Dinghydock unmittelbar vor dem Dorfplatz von St. Anne, wo alle hinfahren, wenn sie an Land wollen. So zischen ständige kleine Gummiboote mehr oder weniger schnell hin und her durchs Ankerfeld – morgens häufig mit auffällig langen Papiersäcken von der lokalen Bäckerei unter dem Arm.

Das „gefährliche“ Dinghydock von St. Anne.

Auch wir benutzen regelmässig das Dinghydock. Was als völlig harmlos erscheint, hat offenbar doch seine Tücken. Erst hat es Biggi getroffen: Ihr ist das Dinghy unter den Füssen abgehauen, sie konnte sich nicht mehr mit den Fingern am Dock halten, ist runtergeplumpst wie ein Sack und ärschlings auf dem Schlauch gelandet. Schwein gehabt – ist nichts passiert! Tags darauf hat es mich erwischt. Ich wollte vom Dinghy aus barfuss (im Dinghy hat man nie Schuhe an) an der Badeleiter vom Dock hochkletttern und bin dabei auf den glitschigen Sprossen ausgerutscht, mit dem Brustkorb an die Leiter geknallt und habe mir den grossen Zeh aufgeschlitzt. Grosses Dinghydockkino! 

Die meisten Boot bleiben etwas länger in der Bucht von St. Anne und so entstehen schnell soziale Strukturen und Aktivitäten. Das erste war eine «Pot Luck»-Party (typisch amerikanische Yachtietradition, bei der sich die Crews von mehreren Booten am Strand treffen und jedes Boot etwas zum Essen und/oder Trinken mitbringt). Das war cool, erstens, weil man so schnell mit vielen Leuten in Kontakt kommt und zweitens, weil die Auswahl am Buffet echt eindrücklich war. Da gab es Gerichte wie Paella mit Shrimps, Frikadellen, Spanische Omelette, Jackfruit Stew (Eintopf), gefüllte Eier, diverse Salate usw. Und dann natürlich diverse Getränke wie Bier oder Wein und einer hatte sogar einen 5l (!) Kanister mit Rumpunsch dabei – Karibik halt 😉

Crews von etwa 20 Jachten kamen zum Pot Luck.
Segler*innen aus aller Herren Länder.
Bunte Teller vom Buffet und ein toller Sonnenuntergang.

Vor dem Frühstück gab es ab und zu Yoga am Strand, was wir uns natürlich nicht entgehen liessen, auch wenn da mehr Neugier als Können vorhanden war. Überhaupt ist Sport und Bewegung auf dem Boot immer ein Thema, denn segeln alleine ist ja nicht wirklich so sportlich (erst recht nicht, wenn man so lange wie wir vor Anker liegt!). Morgens sieht man daher auf etlichen Booten, wie eine oder mehrere Personen auf dem Vorschiff im wahrsten Sinne des Wortes rumturnen. Wir haben dafür unsere Heckplattform und versuchen täglich mit etwas Sport in den Tag zu starten. 

Als weitere sportliche Aktivität hat sich das Schrubben des Unterwasserschiffes entpuppt. Wenn man da nicht mindestens einmal wöchentlich das gesamte Unterwasserschiff mit Spachtel oder Wurzelbürste abkratzt bzw. abschrubbt entsteht eine veritable Biosphäre an den Rümpfen. Ohne Taucherflasche und nur mit Maske, Schnorchel und Flossen ist das wirklich anstrengend. Unser Boot ist zwar nur 1m tief, aber dafür hat es zwei Rümpfe und Kiele und etwa die doppelte Wasserlinienlänge wie ein gleich grosser Einrümpfer. Zum Glück ist das Wasser so schön warm und klar, aber nach 1,5-2h im Wasser ist man doch recht «erfrischt». Ausserdem hat man das Gefühl, dass sich die Kleinstlebewesen, denen man die Heimat genommen hat, auf der eigenen Haut gleich wieder ansiedeln und es juckt und kitzelt am ganzen Körper 😬.

Martinique lässt sich natürlich auch hervorragend per Pedes erkunden. Unsere erste Wanderung führte uns von St. Anne bis zum Point Saline an der SW-Seite der Insel.

Die ganzen 34 km haben wir dann doch nicht gemacht.

Vorbei an mehreren Buchten mit schönen Sandstränden: Anse Caritan, Anse Meunier bis zum Grand Anse des Salines sowie durch Mangroven und am Etang des Salines vorbei. Wir sind morgens los und da wir (also um genau zu sein, ich) annahmen, dass es unterwegs sicher Verpflegungsmöglichkeiten in Strandbuden geben würde, haben wir ausser Trinkwasser nichts mitgenommen. Mit Strandbuden war aber nix und so waren wir doch recht hungrig, als wir am frühen Nachmittag wieder in St. Anne ankamen.

Etwa 80% unserer Wanderung verlief im schattigen Wald.
Die Luftwurzeln der Mangroven sind recht beeindruckend.
Fallen für Kokoskrabben (links im Bild) sind hier alle paar Meter zu finden.

Hier in der Bucht von St. Anne lagen natürlich auch viele andere uns bekannte Schiffe, allen voran die FantaSea von Peter und Judith, mit denen wir einige vergnügliche Stunden beim Kaiserschmarrn-mit-Apfelmus-Essen und «TAC»-Spielen (jetzt steht es 2:2!), bei einem Ausflug zur Rumdestillerie und beim Basteln von Armbändern aus Kernen von lokalen Bäumen verbringen durften. Dass unser Cockpittisch seitdem ein paar kleine Bohrlöcher hat, können wir gut verkraften und zeigt wohl wie der Begriff «Dünnbrettbohrer» entstanden sein könnte 😉.

2 Bootsfrauen am Basteltisch.
Wenn man die Technik raus hat, ist es ganz einfach, Löcher in die Samen zu bohren.
Handgemachte Armbänder zieren nun unsere Handgelenke.

Der Ausflug zur Rumdestillerie Clément war ein tolles Erlebnis. Neben der Präsentation der historischen Rumherstellung hat das Anwesen auch einen weitläufigen botanischen Garten mit vielen eindrücklichen Kunstinstallationen. Der Duft in den Hallen, wo die Rumfässer gelagert werden, ist im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend.

Homére Clément, Mediziner und Politiker sowie Gründer der Habitation CLÉMENT. Kaum zu glauben, wie viel Aroma durch die Eichenfässer einfach verduftet.
Arbeitsgeräte aus vergangenen Tagen.
Kunstinstallationen soweit das Auge reicht.
Moderne Kunst eingetaucht im grünen Umfeld.
Und Modern Art in (Über-)Lebensgrösse.

Die Abende an Bord läuten wir normalerweise mit einem Sundowner ein. Da wir hier immer mit dem Heck nach Westen liegen, geniessen wir den Sonnenuntergang (wenn es nicht regnet) in unseren beiden Klappstühlen auf der Heckplattform. Der Standard-Sundowner ist «Ti’Punch RARE BREED».

Man nehme …

  • 1 kleines Glas
  • 1 gestrichenen Teelöffel Rohrzucker
  • 1 Schuss Limesaft (rühren)
  • 1 (etwas grösseren) Schuss braunen Rum dazu (weiterrühren)
  • Auffüllen mit Wasser (wir wollen ja nicht zu Alkoholikern werden…) 
Immer wieder schön die Sonnenuntergänge.
Santé! (Prost! 😉)

Wenn man ganz viel Glück hat, kann man beim Sonnenuntergang sogar den «Green Flash» sehen. Bei wolkenfreiem Himmel kann es sein, dass der obere Rand der Sonne in den letzten Sekundenbruchteilen bevor sie untergeht grün aufblitzt. Ein etwas stärkerer Sundowner soll die Wahrscheinlichkeit eines «Green Flashes» steigern, ist uns gesagt worden 😊.

Um Süsswasser zu produzieren, betreiben wir unseren 220V Wassermacher über den Inverter. Dieser läuft bei den hohen Temperaturen im Boot nach ca. 1,5 Stunden Dauerbetrieb heiss. Um den Tank doch noch ganz auffüllen zu können, müssen wir entweder eine halbstündige Abkühlungspause einlegen oder den kleinen Hondagenerator zu Hilfe nehmen. Da ein Generator ab und zu laufen muss, machen wir ihn daher von Zeit zu Zeit beim Wassermachen an. Das letzte Mal hat er noch brav seinen Dienst verrichtet, aber jetzt wollte er partout nicht starten. Alle Startversuche blieben erfolglos. Eine erste Diagnose deutete auf Probleme bei der Benzinversorgung hin. Um da dran zu kommen müssten wir die ganze Aussenhülle demontieren, was wiederum jegliche Garantieansprüche zunichte machen würde. Also ab zum Laden in Le Marin zur Vereinbarung eines Reparaturtermins. Den bekamen wir allerdings erst auf den 10. März. Wir sind ja bekanntlich Zeitmillionäre und da es uns hier in St. Anne gut gefällt, haben wir entschieden den Termin anzunehmen und etwas länger als gedacht hier zu bleiben. 

Um etwas von Martinique zu sehen haben wir uns ein Auto gemietet – natürlich auch mit dem Hintergedanken, dabei die geplanten Einkäufe zu machen. Was wir völlig verpennt haben war, dass hier drei Tage lang Karneval ist und dabei (fast) alle Läden geschlossen sind. So haben wir den Rosenmontag und Faschingsdienstag stattdessen für Sightseeing verwendet. 

Nettes Auto, bergauf ging es jedoch nur noch im 2. Gang. Hatten wir das nicht schon mal in La Palma?

Als erstes ging es zum Jardin de Balata (Botanischer Garten) etwas nördlich von Fort-de-France. Eine superschöne Anlage, die teilweise wie ein Spaziergang durch einen Regenwald war. Dies nicht zuletzt, weil es – wie könnte es denn anders sein – immer wieder intensive Regenfälle gab. Besonders cool (wenigstens für mich) war die mehrteilige Hängebrücke die geschätzt 10m hoch über dem Boden von Baum zu Baum ging. Insgesamt waren es wohl  10 Brücken aus Holz und Spannseilen, die ganz schön geschwankt haben als ich darüber lief. Biggi hat es vorgezogen die Strecke unten auf dem festen Boden zurückzulegen.

Gründer des Jardin de Balata ist Jean-Philippe Thoze (Blumenzüchter, Landschaftsgärtner und Künstler in spe)
Rund um das Haus seiner Grosseltern ist der Garten entstanden.
Einzigartige Pflanzen und Blüten lassen uns dem Zauber dieses Ortes regelrecht verfallen.
Links: Heliconia Vellerigera oder auch „King Kong Heliconia“. Rechts: Enorme Luftwurzeln einer Palme.
Jan nimmt den Baumwipfelpfad.
Die Holzbretter sind vom vielen Regen recht rutschig.
Ja, wo isser denn – ach, da isser ja 😊

Auf dem Rückweg sind wir am riesigen Einkaufsareal bei Lamentin vorbeigekommen. Die grosse Decathlonfiliale (Laden für Sport- und Spielausrüstung) und ein riesiger Baumarkt waren trotz Karneval geöffnet, sodass wir die lange auf unsere Einkaufsliste stehenden Sachen, wie ein Kajakpaddel (für das SUP), einen neuen Rucksack und eine Yogamatte sowie einen Wasserfilter besorgen konnten. Und nicht zu vergessen je eine neue leichte Regenjacke, um für die hiesigen Witterungsverhältnisse gerüstet zu sein… Habe ich schon erwähnt, dass es seit wir in der Karibik sind immer wieder ausgiebig regnet – obwohl jetzt eigentlich Trockenzeit sein sollte?

Düster, nass und nur noch 21 Grad.
Nebel steigt aus dem Wald.

Am Dienstag haben wir uns auf den Weg zu den Gorges de la Falaise im Norden von Martinique gemacht. Dort kann man eine Wanderung durch enge Schluchten in einem Fluss zu einem Wasserfall im Dschungel machen. Da man dabei hüfttief durchs Wasser waten muss, macht man das am besten in Badekleidung. Also alles eingepackt und los. Trotz der gut ausgebauten Strassen dauerte die Anreise wegen der kurvigen Streckenführung fast zwei Stunden. Im Google stand, dass die Anlage offen sei, doof nur, dass Google das Wetter nicht berücksichtigt. Wegen – wer errät es? – starken Regenfällen am Vortag und in der Nacht wäre die Flusswanderung zu gefährlich und folglich geschlossen, was wir aber erst erfahren haben, als wir vor verschlossenen Toren standen! Als Trost haben wir uns ein üppiges Mittagessen im angrenzenden Restaurant gegönnt. Und das war ein unverhoffter Volltreffer, denn das Essen war wirklich hervorragend!

Der Himmel über dem Restaurant spricht Bände – aber das Essen war super!

Um wenigstens ein bisschen Bewegung zu bekommen, haben wir kurzerhand den ersten Pfad in den Regenwald rein genommen. Das war echt eindrücklich. Der Pfad führte immer bergauf durch dichtestes Grün, riesige Bambushaine, Farne und von Lianen durchzogenes Dickicht. Die Vögel zwitscherten und es knackste beängstigend in den riesigen Bambussen als diese sich im Wind wiegten. Ab und zu kamen wir an Orten menschlicher Bewirtschaftung vorbei und sahen zum ersten Mal Felder voller Christophenes. Als wir an Papayabäumen vorbeikamen und überall Papayas am Boden rumlagen, haben wir uns erlaubt eine grosse grüne Papaya vor dem «Verfaulungstod» zu retten und haben sie in den –  neu erstandenen – Rucksack gepackt.

Herrlich zum Spazieren.
Christophene-Plantage
Biggi kann es nicht lassen und sammelt überall den Abfall in der Natur auf, von dem es leider sehr viel hat.

Auf dem Rückweg sind wir wieder an Lamentin vorbeigekommen, aber dieses Mal war wirklich alles geschlossen, bis auf die Verkaufsstände mit Karnevalskleidung.

Eine karibische Schönheit verkleidet als Schmetterling. Und an den Ständen gibt’s Kostüme in allen Farben.

Der Karneval auf Martinique ähnelt eher den europäischen Karnevals als denen von Brasilien oder Trinidad. Statt Socasound und Pan-Bands sind hier Trommler und Pfeifer unterwegs. Ein klein wenig kam es mir vor wie in Luzern oder Basel, ausser, dass es hier natürlich viel wärmer ist und die Leute oft barfuss unterwegs waren. Die Kostümierungen sind eher einfach oder lustig gehalten, aber nicht mal ansatzweise so aufwändig wie zum Beispiel in Trinidad. Aber vielleicht haben wir auch nur einen Teil hier in St. Anne gesehen, da wir gar nicht in Karnevalsstimmung waren und nicht nach Fort-de-France gegangen sind, wo das Hauptgeschehen mit dem grossen Umzug stattgefunden hat.

Im Gegensatz zu den bisher von uns besuchten Karibikinseln hat Martinique ein Bussystem, was jenem in Europa ähnelt. Es gehen mehrmals täglich grosse klimatisierte Linienbusse nach einem vorgegebenen Fahrplan von St. Anne nach Le Marin. Die kleinen Busse, die auf den anderen Inseln gefühlt alle paar Minuten fröhlich hupend und mit lauter Musik aus den offenen Fenstern vorbeifahren sucht man hier vergeblich. Man muss also genau auf den Fahrplan achten, wenn man nicht plötzlich irgendwo 1-2 Stunden warten will.

Raindrops keep falling on our heads.

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Nordwärts! Von Cheddar zu Camembert

Nordwärts! Von Cheddar zu Camembert

03. – 17.02.2022, St. Anne, Martinique, Logstand seit Start: 5’522 sm

Vorwort: Wir hatten diesen Bericht kurz vor Putins Angriff auf die Ukraine schon fertig und haben dann entschieden ihn angesichts der schockierenden Ereignisse in der Ukraine vorerst nicht zu veröffentlichen. Wir sind immer noch entsetzt und traurig über diesen absolut unnötigen Krieg und wir sind natürlich auch in Sorge, was mit unseren Familien und Freunden passieren wird, die alle viel näher am Krisengebiet sind, als wir hier in der Karibik. Es bleibt uns nur zu hoffen, dass der Konflikt so bald wie möglich aufhört.

Wir können die Ereignisse nicht beeinflussen und veröffentlichen den Bericht jetzt trotzdem, in der Hoffnung, dass er ein klein wenig dazu beiträgt den Lesern einen Moment Ablenkung zu geben.

Am 3. Februar sind wir nach 2 ½ Wochen in der Le Phare Bleu Marina endlich wieder raus. Irgendwie haben Marinaaufenthalte die Tendenz sich in die Länge zu ziehen, wollten wir doch ursprünglich nur eine Woche bleiben. Die zu erledigenden Wartungsarbeiten gingen länger als geplant – vielleicht auch, weil wir durch die vielen sozialen Aktivitäten abgelenkt wurden – und ganz ohne Landausflüge wollten wir Grenada doch nicht verlassen. 

Auslaufen von Le Phare Bleu. Mit einer schönen Backstagsbrise zum SW-Kap von Grenada

Der erste Schlag ging nur kurz «ums Eck» zur Bucht Grand Mal an der Westküste von Grenada. Dort ist der Moliniere Underwater Sculpture Park. Das ist eine Sammlung von Skulpturen vom britischen Künstler Jason DeCaires-Taylor, die er in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung erstellt hat. Viele der Skulpturen sind Zement-Abdrücke von lokalen Personen. Seine Intention war, die lokale Bevölkerung mit diesem Projekt für die delikate Unterwasserwelt vor ihren Küsten zu sensibilisieren. Die Einzelfiguren oder Gruppen von Menschen sowie andere Skulpturen sind über eine relativ grosse Fläche auf dem Meeresboden verteilt. Für uns als Hobbyschnorchler war leider nur ein Teil zu erreichen, der Rest liegt so tief, dass man richtig tauchen müsste. Es war trotzdem ganz eindrücklich.

Ankerbier und Abendstimmung in Grand Mal
Molinière Sculpture Park
Einen Teil der Scuplturen konnten wir mit Schnorcheln erreichen
Hin und zurück ging es mit unserem neuen Dinghy ganz zügig.

Nach zwei Nächten an der Boje ging es mit dem ersten Morgenlicht Richtung Norden los. Wegen des anhaltend frischen Nordostwinds hatten wir eine unangenehme Welle genau von vorne. Unser kleiner Katamaran kann zwar Ozeane überqueren, aber bei Wind und Welle von vorne ist er nicht mehr in seinem Element. Wegen seiner geringen Länge tendiert er dazu sich festzustampfen, d.h. der Bug knallt in die Welle, die Gischt spritzt über das ganze Boot und wir stehen kurzzeitig fast still. Danach nimmt er wieder Fahrt auf, um bei der nächsten grösseren Welle wieder aufgestoppt zu werden usw. usw. Dass es dabei immer 2-3 m hoch und runter geht macht das Leben an Bord sehr anstrengend. So waren wir auch sehr froh, als wir nach gerade mal 35 Seemeilen nachmittags den Anker vor Sandy Island fallen lassen konnten.  

Aussicht vom Ankerplatz bei Sandy Island auf die Sister Rocks- bei Tag und in der Abenddämmerung

Endlich hatten wir auch unsere Vorsätze umgesetzt und jeden Morgen mit «Plank»-Übungen begonnen. Dann gab’s Frühstück und danach etwas rumwursteln (z.B. Blogschreiben oder den Hängestuhl ausprobieren 😉) bis es zum Schnorcheln ging. 

Morgensport und Blogschreiben
Hängestuhl testen – schaukelt aber arg viel, wenn das Boot sich bewegt.

V.a. Biggi hat das Schnorcheln für sich entdeckt und kann stundenlang im Wasser rumdümpeln und den Fischen zuschauen. Ich als ehemaliger Taucher bin wohl etwas verwöhnt, aber ich freue mich, wie es ihr Spass macht.

Ab ins Wasser!
Biggi schaut sich die Unterwasserwelt vorläufig noch von oben an
Sachen, die ein Abtauchen verlangen, wie den Anker kontrollieren, bleiben (noch) meine Aufgabe.
Und zurück zum Boot schwimmen

Wenn wir schon im Wasser sind, werden auch gleich die Rümpfe mit der Wurzelbürste und Spachtel gereinigt. Unsere bewuchshemmende Farbe ist noch erstaunlich wirksam, aber wir merken langsam, wie es anfängt nachzulassen. Bei gerade mal 2 ½ m Wassertiefe kann man schon fast am Grund stehen um das Schiff zu putzen.

Auch wir haben nicht mehr als 1.5-2m Wasser unter den Kielen
Propeller reinigen

Weniger als 1m Wassertiefe unter den Kielen ist mir persönlich zu riskant, hier sieht man aber manchmal ganz „wagemutige“ Skipper, die offenbar keine Hemmungen haben, ihr Schiff mit nur wenige Dezimeter Wasser unter dem Kiel zu ankern…

Ich weiss nicht, ob der Skipper von diesem Boot wusste, wie wenig Wasser er wirklich unter dem Kiel hatte…

Nach ein paar Tagen kam MOANA auch nach und wir verbrachten wieder schöne Stunden mit Gottfried und Sandra, sei es beim Schnorcheln, am Strand oder auch abends im Paradise Beach Club (Adieu Erholung fürs Portemonnaie…)

Auch RARE BREED hat nun ihr Schild im Paradise Beach Club
Mit Gottfried und Sandra und Allison, die Besitzerin vom Paradise Beach Club

Das Wetter ist seit wir in der Karibik sind ziemlich untypisch, denn eigentlich wäre jetzt Trockenzeit. Der Wind bläst oft stark bis teilweise sehr stark und es regnet verhältnismässig oft und intensiv. So war es dann auch vor Sandy Island. Der Ankerplatz ist dort ziemlich offen und so gab es einige bange Stunden, wenn der Wind mit bis zu 32 Knoten über uns hinwegfegte. Kurz nach dem Durchgang eines solchen Squalls war es wieder schön sonnig, aber schon eine halbe Stunde später herrschte wieder Weltuntergangsstimmung mit waagerecht peitschendem Regen und rabenschwarzen Wolken. An einigen Tagen war es so unruhig, dass wir nicht mal von Bord konnten um zu schnorcheln, geschweige denn mit dem Dinghy an Land zu fahren, weil die Wellen einfach über uns hinweg rollen würden. Auch unser neues Dinghy kam hier an seine Grenzen.

Squalls über Sandy Island

So war es hochwillkommen, als Rennie mit seinem Motorboot mit frischem Gemüse vorbeikam. Top Ware zu fairen Preisen direkt an die Bordwand geliefert. So blieben die Konserven doch wieder in der Bank.

Nach etwa einer Woche wollten wir langsam weiter gegen Norden, aber das Wetter spielte einfach nicht mit. So blieb es nur abzuwarten, bis sich ein Fenster mit etwas weniger Wind auftun würde. Aber wir beklagen uns nicht – es gibt wahrlich schlimmere Orte als Sandy Island, um etwas Zeit tot zu schlagen.

Biggi als Galionsfigur 😉
Impressionen von Sandy Island
Eine Insel (fast) für uns alleine
Die Nordseite von Sandy Island ist dem Wind und den Wellen ausgesetzt

Gegen Ende Woche sagten die Wetterprognosen eine kurze Beruhigung für kommenden Montag und Dienstag voraus, danach sollte der Wind wieder auf über 30 Knoten hochgehen. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und sind am Montag pünktlich zur Öffnungszeit um 8 Uhr morgens vor dem Büro der Immigration gestanden. Da wir das Gebiet von Grenada verlassen würden, mussten wir ausklarieren bevor wir loskonnten. Das kann ja eigentlich nur einem Schweizer einfallen, dass die Behörden in der Karibik am Montagmorgen pünktlich aufmachen würden. Naja wenigstens hat das Café rechtzeitig aufgemacht und wir konnten die Wartezeit mit einem Kaffee überbrücken. Um 8:40 Uhr kam dann der Beamte gemütlich gelaufen und meint nur «Give me some minutes to prepare the office.» Naja ca. 45 Minuten später («Sorry, the system is very slow today.»)… war unser Formular verarbeitet und wir ordnungsgemäss ausklariert.

Der Immigrationbeamte kommt gemütlich ins Büro
Tyrell Bay verabschiedet sich wie es sich gehört – mit regnerischem Wetter… Wir segeln mit schönem Wetter weg – noch..

Wir wollten direkt nach Martinique. Das sind rund 125 Seemeilen, vorbei an die Grenadinen, St. Vincent und St. Lucia auf einem nordöstlichen Kurs, also fast gegen den vorherrschenden Nordost- bis Ostwind. Wir rechneten mit ca. 24 Stunden Dauer, was einen Nachttörn bedeutete, um am nächsten Tag bei gutem Licht anzukommen.

Die Route von Carriacou bis Martinique – vorbei an St. Vincent und St. Lucia
Wieder mal eine Nacht auf See
Zwischen den Squalls kam manchmal der Mond zum Vorschein

Nun, die Wettervorhersage hat leider nicht gestimmt und wir hatten einen Törn zum Abgewöhnen. Hinter den Inseln war es sehr ruhig, aber in den drei, jeweils ca. 20-30 Seemeilen breiten Kanälen zwischen den Inseln, haben wir gehörig Prügel kassiert. Mehrere Squalls mit sintflutartigem Regen und vor allem Wind bis über 30 Knoten und den damit einhergehenden Wellen von schräg vorne waren alles andere als lustig. Unter gerefftem Grossegel und der kleinen Fock sind wir gegenan gestampft. Um wenigstens nicht zu weit nach Westen abgetrieben zu werden lief die leeseitige Maschine mit 1800-2100 Umdrehungen mit. Nach ziemlich genau 24 Stunden gingen wir in Le Marin, Martinique vor Anker. Fix und fertig und ziemlich frustriert, weil das Wetter alles andere als karibisch schön war, haben wir uns zuerst mal etwas Warmes zu Essen gemacht und das Boot rudimentär aufklariert.

Das Einklarieren in Martinique war wohltuend einfach. Am PC ein Formular ausfüllen, € 5.- bezahlen und gut ist. Keine Fragen nach irgendwelchen Papieren vom letzten Hafen oder nach einem PCR-Test. Französisches «Laissez-faire» halt. In allen ehemals britischen Inseln wird ein Riesen-Tam-Tam um’s Ein- & Ausklarieren, Cruisingpermits, Healthchecks und PCR-Tests gemacht. Damit lassen sich natürlich vorzüglich Arbeitsplätze erhalten und Einnahmen generieren. Vor allem die PCR-Tests sind zum Teil mit US$ 150-200.- pro Person absurd teuer. Kein Wunder, werden die Tipps, wo man günstigere Test machen kann und wie die Einklarierungen ablaufen unter Seglern rege ausgetauscht. Offiziell verlangt Martinique auch, dass man einen aktuellen PCR-Test vorweisen kann. Wir wussten aber von anderen Seglern, dass dies nicht kontrolliert wird und haben in Carriacou gar keine Tests gemacht. 

Café Bou Bou mit dem Einklarierungs-PC

Das war mitunter auch ein Grund, dass wir die Inseln (St. Vincent und St. Lucia) unterwegs nicht anlaufen konnten. Wir haben die Hoffnung, dass die weltweiten Massnahmenlockerungen bis im Frühling auch in der Karibik ankommen und wir die Inseln auf dem Rückweg in den Süden ohne Tests anlaufen können. Aber wir haben so unsere Zweifel, ob die Inseln so ohne weiteres die für sie lukrativen Tests einfach aufgeben werden…

Auch auf Martinique blieb uns der Regen treu
Dafür sah man täglich mehrere Regenbögen

Ein weiterer Grund möglichst schnell nach Martinique zu gehen war technischer Natur. Hier bekommt man fast alles an Yachtzubehör was das Herz begehrt und zwar zu halbwegs fairen Preisen. Unsere Wasserversorgung an Bord hatte angefangen Ärger zu machen und der Fehler musste gefunden und behoben werden. Dafür wollte ich Zugang zu eventuell nötigen Ersatzteilen haben. Wir haben einen Wassertank der 400 l fasst, eine Wasserpumpe mit einem Drucktank um das Wasser unter Druck zu halten, einen Boiler für Warmwasser und ein Rohrsystem, das dies alles miteinander verbindet und alle Zapfstellen (Küche, zwei Bäder und die Aussendusche) an Bord bedient. Im Normalfall ist die Pumpe immer eingeschaltet und läuft jeweils nur kurz an, wenn irgendwo ein Hahn geöffnet wird. Vor ein paar Monaten hatte die Pumpe angefangen drei oder vier Mal pro Stunde für 1-2 Sekunden anzulaufen. Das deutet auf eine Undichtigkeit im System hin, aber ich konnte einfach nichts finden. Dazu muss gesagt sein, dass das gesamte Rohrsystem beim Bau des Bootes verlegt wurde und grösstenteils nicht mehr zugänglich ist, ohne dass man Wände oder Zwischenböden aufschneiden würde. Dies und die Tatsache, dass ich einfach nirgends Leckwasser im Boot finden konnte, hat dazu geführt, dass ich entschieden habe, dies erst im Sommer anzugehen, wenn das Boot ohnehin an Land geholt wird. Aber wie das so ist, die Realität hält sich nicht an Pläne und die Pumpe fing an immer öfter zu laufen. Abgesehen davon, dass das nervig war haben wir auch langsam realisiert, dass wir den Wassertank tatsächlich immer öfter auffüllen mussten. Jetzt war es sonnenklar, dass unser Süsswasser irgendwohin lief – aber wohin? Zum Schluss haben wir, obwohl wir sehr sparsam mit dem Wasser umgingen, pro Tag geschätzt 80-100 l Wasser verbraucht bzw. verloren! Das Wasser MUSSTE irgendwohin nach draussen laufen, denn sonst wären wir bei diesen Wassermengen schon lange abgesoffen!

Sobald wir eine Nacht geschlafen hatten und uns von dem anstrengenden Törn erholt hatten gingen wir ans Werk. Es wurde jede vorhandende Serviceöffnung aufgeschraubt, um zu sehen ob es irgendwo Leckspuren gibt, aber alles war staubtrocken. Mit dem Bordmanual von der Bauwerft (ja das gibt es tatsächlich!) haben wir versucht den Verlauf der Rohre zu folgen, Völlig unmöglich, da sie zwischen der Innen- und Aussenschale verlegt worden waren. Nebenbei haben wir auch festgestellt, dass die Rohrführungspläne im Manual gar nicht mit unserer Installation übereinstimmen konnten…

Kopfüber ins Staufach eintauchen, um an die Serviceöffnungen ranzukommen.
Das Innenleben von RARE BREED ist teilweise nur per Kamera zu erforschen.

Irgendwann sind wir beim Boiler angelangt und haben festgestellt, dass die Werft das Überdruckventil 180° verkehrt herum eingebaut und es mit einem Schlauch versehen hat, der durch ein Seeventil (verschliessbares Loch in der Aussenhaut vom Boot) direkt nach aussen geht… Mir ging langsam ein Licht auf!

Diese Öffnung liegt so nahe der Wasserlinie, dass dort vermutlich Seewasser reingekommen ist und das Ventil langsam aber stetig zum korrodieren gebracht hat. Das korrodierende Überdruckventil hat wohl langsam immer mehr geleckt und so unser Süsswasser über den Schlauch immer schneller aussenbords «entsorgt». Kein Wunder war drin alles trocken!

Kaum hatte ich das Seeventil vom Schlauch geschlossen, verstummte die Pumpe und der Wasserverlust stoppte! Die Erleichterung, als auch am Tag danach die Pumpe ruhig war und der frisch gefüllte Wassertank voll blieb, war enorm! Wir konnten wieder normal an Bord leben. 

Am zweiten Tag in der Bucht von Le Marin wurden wir von den Behörden verscheucht, da wir angeblich in einer Fischereisperrzone lagen. In der Seekarte war es als Ankerbucht bezeichnet und es gab auch keine Seezeichen die auf irgendeine Sperrzone hinwiesen… Also zirkelten wir uns durch die vielen Riffe in der Einfahrt von Le Marin die paar Seemeilen nach St. Anne rüber. Als wir dort den Anker fallen lassen wollten, hat sich nichts getan. Die Kette war vom Aufholen so stark angezogen, dass die Ankerwinsch einfach geklemmt hat. Während ich versucht habe das Problem zu lösen ist natürlich wieder ein Sqall gekommen und wir waren kurzzeitig wegen dem Wind und dem vielen Regen ziemlich am rotieren. Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei und wir beide bis auf die Haut pitschnass.

Unser Track auf dem Kartenplotter nach dem Debakel mit der Ankerwinsch
Ankerplatz vor St Anne – bei Tag und bei Nacht…
… und tagsüber bei Regen – wie kann es anders sein…

Auf Martinique wollen wir ein noch eine Weile bleiben, da es hier noch viel zu sehen gibt.

Salz auf der Haut und Sand zwischen den Zehen – Life is good!

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Grenadinen statt Clementinen – Weihnachten in der Karibik

Grenadinen statt Clementinen – Weihnachten in der Karibik

21.12.2021 – 11.01.2022 St. Vincent / Grenadinen, Logstand seit Start: 5289 Seemeilen

Welcome to Bequia!

Am Tag nach unserer Ankunft ging es mit der Einklarierung los. Über Funk habe ich angefragt, ob wir wegen Quarantäne usw. überhaupt von Bord dürfen. Alles ganz easy, einfach an Land fahren und zu «Daffodil’s Yacht Service» gehen, die hätten unsere Akte schon vorliegend. Gesagt getan, Dinghy ins Wasser, Motor dran und ab die Post. Nach knapp 19 Tagen zum ersten Mal wieder festes Land unter den Füssen zu spüren war ein spezielles feeling. Biggi musste zum ersten Mal im Leben das Beiboot anbinden und von dort auf den Steg rauf. Das alleine war schon eine kleine Herausforderung, in Kombination mit dem «schwankenden» Land ist sie fast umgefallen. Halb so schlimm, das Wasser ist ja schön warm hier 🙂

Funkanfrage vor dem Anlandgehen

Das ganze Prozedere war in wenigen Minuten abgeschlossen. Stand da nicht etwas von einem Health Check in den Einreisebestimmungen? Fehlanzeige! Einfach Zettel unterschreiben und Gebühr bezahlen, Passierschein erhalten und wir konnten quer über die Admiralty Bay zu den restlichen Behörden (Immigration und Customs) tuckern. Auch dort x Unterschriften und den üblichen Obolus bezahlen. Nach weniger als einer Stunde waren wir einklariert und hatten die Erlaubnis, für 30 Tage im Land zu bleiben. Fast schon eine Antiklimax nach all den Sorgen, Voranmeldungen usw. die wir noch in den Kanaren gemacht hatten. Aber besser so als an Bord Quarantäne machen zu müssen.

Impressionen von der Admiralty Bay, Bequia

Hier regnet es nahezu täglich – mal mehr, mal noch mehr. So auch am Tag nach unserer Ankunft. Es hat geschüttet, wie wenn jemand alle Himmelsschleusen aufgemacht hätte. Und das ganze Salz von der Überfahrt war somit auch vom Boot gewaschen. Wer braucht da eine Marina mit Wasserschlauch?

Bequia ist eine kleine und sehr beschauliche Karibikinsel. Es ist sehr sicher und die Leute sind hilfsbereit und aufgestellt. Wir haben uns sofort wohl gefühlt, sind überall rumgelaufen und haben uns an den farbenfrohen Häusern und den handgemalten Schildern erfreut. Egal wo wir durchgelaufen sind, wir haben uns niemals auch nur ansatzweise unsicher oder unwohl gefühlt. 

Port Elizabeth, Dinghy Dock
Port Elizabeth, Bequia
Lower Beach, Bequia

Ausser ein paar Mal umankern bzw. an Bojen gehen haben wir das Boot nicht bewegt. RARE BREED ist zum schwimmenden Campinghäusle mutiert. Vorerst hatten wir keine Lust auf Segeln und haben uns auf Weihnachten gefreut. Hier lagen bzw. kamen noch weitere Schiffe aus unsere «Lossegler»-Gruppe dazu und allabendliche «Sundowner» wurden zur Regel. Nach drei Wochen auf dem Atlantik hatten alle das Bedürfnis mit anderen zusammen zu sein und das Erlebte zu verarbeiten. Logisch haben wir dann alle auch zusammen Weihnachten gefeiert. Statt Familie haben wir die Feiertage dieses Mal mit neu gewonnenen Freunden verbracht. Aber ausser Weihnachtsdekoration und dem ein oder anderen mitgebrachten Lebkuchen, ist eigentlich kein richtiges Weihnachtsgefühl aufgekommen. Aber das hat wohl niemand wirklich gestört. Der Reiz des Neuen, die Wärme, das warme klare Wasser und der allgegenwärtige «Soca»-Sound hat uns «Last Christmas» nicht vermissen lassen 😉

Weihnachten mit den Crews von TANGAROA, LILY und ROSA II

Ausser Früchten, Gemüse und etwas Frischwaren mussten wir nicht gross einkaufen. Unsere Vorräte sind immer noch prall gefüllt, was aber bei den hiesigen Preisen sehr angenehm ist. Wir fragen uns schon, wie die Leute hier zurechtkommen, denn vieles ist auf schweizer Preisniveau. Sogar die Früchte und das Gemüse ist relativ teuer. Und da wir mitbekommen haben, was die Einheimischen bezahlen mussten, wissen wir auch, dass sie von uns keine Fantasiepreise verlangt haben. Vermutlich läuft vieles über eigenen Anbau oder über Tauschgeschäfte. Wo es aber schon sehr krasse Unterschiede gibt, ist bei den Restaurants. Bei den bekannten Touristenrestaurants (wo man aber auch keine Einheimischen als Gäste sieht) kann man gut 100.- EC$ (ca. €33.-) für eine einfache Pizza zahlen. In kleinen unscheinbaren Restaurants bekommt man für 15-20 EC$ einen grossen Teller karibische Hausmannskost. Dort waren wir dafür die einzigen Touristen und die Einheimischen haben sich echt über unsere Begeisterung für ihre Küche gefreut.

Gemüsemarkt, Bequia

Das Leben an Bord ist hier auch ganz anders als in Europa. Es gibt fast keine Marinas, man liegt stattdessen vor Anker oder manchmal auch an einer Boje in einer Bucht. Das heisst, um an Land zu kommen muss man das Beiboot oder SUP nehmen oder schwimmen. Das Beiboot wird zum Autoersatz und ist ständig im Einsatz. Dabei geht es natürlich immer über  welliges Wasser und alles wird mehr oder weniger nass. Das Salzwasser ist allgegenwärtig und alles ist leicht klamm und klebrig. Süsswasser ist dafür ein kostbares Gut, da es schlichtweg keinen Wasserhahn oder Schlauch gibt. Da es aber schön warm ist, braucht man viel weniger Kleider und so kann man mit einer kleinen Handwäsche die am meisten benützen Shorts, T-Shirts und Badesachen immer wieder auswaschen. Das Abduschen mit Süsswasser wird natürlich erst nach dem Abwaschen der Seife mittels Sprung ins Meer «erlaubt». Unser Badezimmer wird ohnehin nur noch zum Zähneputzen verwendet, die restlichen Waschaktivitäten passieren im Cockpit bzw. auf der Badeplattform.

Freiluftbadezimmer

Auch die Steckdosen sind hier draussen ziemlich dünn gesät und der benötigte Strom muss erst selber produziert werden. Jetzt zahlt sich unsere Investition in die Solarzellen und die Lithium-Akkus erst richtig aus. Wir haben immer genug Strom, um Wasser zu machen, zu kochen und alle elektrischen Verbraucher zu betreiben. Das ist ein enormer Luxus und gleichzeitig ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz, da wir für die Strom- oder Wasserherstellung keine fossilen Brennstoffe benötigen. Der Aussenborder braucht nicht sehr viel Benzin und unsere Dieselmotoren laufen wirklich nur zum An- oder Ablegen. Die Dieseltanks sind immer noch randvoll mit Diesel aus den Kanaren.

Bequia ist ca. 18 qkm gross und hat um die 5’000 Einwohner. An Sehenswürdigkeiten gibt es ausser Natur und einige Strände eigentlich nur eine Schildkrötenaufzuchtstation und das Bootsmuseum. Zusammen mit drei anderen Yachten haben wir uns ein Taxi (Sprich ein Pick-Up mit zwei Längsbänken und ein Dach über der Ladepritsche) organisiert und beides besucht.

Das Turtle Sanctuary wird von einem inzwischen 83-jährigen Mann betrieben. Er sammelt jedes Jahr einige Dutzend frisch geschlüpfter Karettschildkröten am Strand ein. Diese werden dann fünf bis sieben Jahre grossgezogen und als ausgewachsene Schildkröten ins Meer entlassen. Auch wenn es pro Jahr nur relativ wenige Schildkröten sind, hat es doch eine grosse Wirkung, denn die Überlebenschance der frischgeschlüpften Schildkröten liegen bei 1% – sprich von 100 Jungtieren wird nur eins das Erwachsenenalter erreichen. Bei ihm ist die Erfolgsrate sehr hoch, denn die Tiere lassen sich relativ einfach halten und grossziehen. Die kleinen werden mit Thunfisch aus der Dose, die grösseren mit Sardinen gefüttert. Er hat es auch mit den Leatherback Schildkröten probiert, aber diese ernähren sich von Quallen und fressen in Gefangenschaft nicht. Leider wird er seit einiger Zeit nicht mehr von der Regierung unterstützt und ist auf Spenden angewiesen. Auch die Nachfolge ist noch nicht ganz klar, aber er hofft, dass seine Tochter, die heute auf St. Vincent als Lehrerin arbeitet, das übernehmen wird.

Old Hegg Turtle Sanctuary
Karettschildkröten

Bequia hat vom IWC nach wie vor das Recht jedes Jahr vier Buckelwale zu erlegen. Das wird noch mit offenen Booten und Handharpunen gemacht und ist alle andere als ungefährlich. Es gibt immer weniger Personen, die die dafür benötigten Fähigkeiten und Kenntnisse haben und so wird manche Jahre kein einziger Wal erlegt. Da man zu Recht die Sinnhaftigkeit vom Walfang auf dieser Insel – die davon in keiner Weise abhängig ist – hinterfragen muss, ist zu hoffen, dass es bald ganz aufhört.

Das kombinierte Boots- und Walfangmuseum war gar nicht offen, aber durch die offene Bauweise vom Gebäude konnten wir trotzdem gut in den einzigen Ausstellungsraum reinschauen.

Nach etwa einer Woche im «Rummel» mit all den anderen Booten in Bequia hatten wir wieder den Wunsch nach etwas mehr Ruhe und sind zu den Tobago Cays aufgebrochen. Das ist ein weitläufiger Ankerplatz hinter einem grossen Riff (Horseshoe Reef) umgeben von ein paar unbewohnten Inseln. Hier lagen zwar auch viele Schiffe, aber durch unseren geringen Tiefgang konnten wir fast ganz vor bis zum Riff fahren und relativ einsam ankern.

Impressionen vom Ankern am Horseshoe Reef, Tobago Cays
Park Ranger, Boat Boys, Sicht aufs Riff, Zeichensprache beim Ankern
Lichtverschmutzung am Riff

Statt Landausflüge und Schiffsbesuche haben wir jetzt die Zeit gefunden ausgiebig zu schnorcheln und das SUP auszuprobieren. Das Schnorcheln war für Biggi Neuland. Vor Jahren hat sie das mal gemacht und jetzt hat sie es bei Strömung, kabbeliger See und viel Wind zum zweiten Mal probiert. Nachdem sie nach wenigen Minuten bereits Kofferfische und Rochen gesehen hat, war es um sie geschehen und sie ist fortan bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Maske, Schnorchel und Flossen ins Wasser gesprungen. 

Schnorcheln im türkisfarbigem Wasser
Aller Anfang ist schwer!

Eine kleines Fotoshooting haben wir natürlich auch gemacht 🙂

Wegen dem als «Christmas Winds» gekannten starken Passats in dieser Jahreszeit waren die offenen Ankerplätze in den Tobago Cays sehr unruhig. Der Anker hält im Sandgrund zwar bombenfest – beim drüber schnorcheln konnte man ihn gar nicht mehr sehen, so tief hatte er sich eingegraben- aber das Boot hat doch recht gerollt und geruckelt. Der Schutz vor der Atlantikdünung ist nur durch die Riffkante gegeben, die aber nicht die gesamte Dünung auffangen kann. Vor dem Riff liegt der offene Atlantik und der Wind pfeift ungehindert ans Boot. Aber das türkisfarbige Wasser und das Gefühl mit dem Boot auf weniger als 2m Wassertiefe über weissem Sand zu ankern ist schon einmalig.  So eine einsame Silvesternacht ist wohl schwer sonst wo zu erleben. Statt Feuerwerk waren abermillionen Sterne über uns zu sehen. 

Am Neujahrstag sind wir «um’s Eck» zur Insel Mayreau getuckert, wo wir das Silvesterdinner nachgeholt haben.

Mayreau, Saline Bay, Blick rüber zu den Cays

Nach einem kurzen Fussmarsch zur anderen Inselseite waren wir in der «Escapade Ranch» angekommen. Eine absolut einmalige Location am Strand mit Blick rüber zu den Tobago Cays. Als einzige (!) Gäste wurde uns ein sehr leckerer Lobster (Hummer) serviert. Das Strandlokal war liebevoll eingerichtet und hatte sogar eine offene Terrasse auf Stelzen direkt am Meer mit einer Schaukel. Wir hoffen, dass sie bald wieder mehr Gäste begrüssen können, denn es wäre wirklich schade, wenn diese Perle schliessen müsste.

Auf dem Weg zu Escapade Ranch
Fantastische Location!
… und fantastisches Essen!

Da auch der Ankerplatz auf Mayreau ziemlich unruhig (=rollig) war, haben wir nicht lange überlegt, als Marco und Kerstin von der Segelyacht ROSA II uns gefragt haben, ob wir nicht Lust hätten nochmals zu den Cays zu kommen um mit ihnen zu schnorcheln.

Das zweite Mal in den Cays sind wir nicht bis ganz zum Riff vor und haben im tieferen Wasser neben der ROSA II geankert

Sie sind mit ihren zwei Kindern Sofia und Jonas unterwegs. Die Kinder sind natürlich voller Energie und unternehmungslustig und so wurden es ein paar kurzweilige Tage mit Schnorcheln mit Rochen und Schildkröten, Strandwandern, Leguane suchen und ein Lobster-BBQ am Strand.

Stachelrochen am Strand
Leguane und Eidechsen wo man hinblickt
Lobster BBQ

Die «Rosas» hatten wir schon in Bequia kennen gelernt und manche vergnügliche Stunde zusammen verbracht. Das ist wieder so ein Beispiel, wie man unterwegs innert kürzester Zeit Leute kennen und mögen lernt. Dadurch, dass wir – wortwörtlich – alle im gleichen Boot sitzen – entstehen Freundschaften innerhalb von Tagen, die so zuhause vermutlich nie zustande gekommen wären.

Nach einer guten Woche «in der Wildnis» wollten wir wieder nach Bequia hoch, um von dort den Absprung nach Martinique zu machen. Statt wie der erwartete (eher unangenehme) Kurs gegen den vorherrschenden Nordostwind wurden wir mit einem angenehmen Südostwind beglückt und sind unter vollen Segeln und mit wenig Welle nach Bequia gerauscht. Biggi sass dabei die längste Zeit vorne im rechten Bugkorb und genoss die Fahrt und den warmen Wind. Trotz Geschaukel ist ihr dabei nicht schlecht geworden und wir hoffen beide, dass das ein gutes Zeichen ist.

Auf dem Weg zurück nach Bequia
Traumsegeln!
Immer wieder Algenfelder

In Bequia kamen wir uns schon fast wie Heimkehrer vor und haben unsere morgendliche Wanderung über einen kleinen Trail am Wasser entlang über drei Strände wieder aufgenommen. Wir hatten damit angefangen, um etwas mehr Bewegung zu bekommen.

Princess Margaret Trail
RARE BREED – Das liegt doch auf der Hand!

Bei der letzten Wanderung hat uns ein schwarzer Hund begleitet. Obwohl ich Tiere an Bord eigentlich nicht gut finde, wäre ich hier fast schwach geworden. Wenn er nicht irgendwann wieder verschwunden wäre, weiss ich nicht, ob wir nicht plötzlich einen Bordhund gehabt hätten…

Mein neuer vierbeiniger Freund

Direkt neben uns war ein Partyfloss verankert. Am Samstagabend war dort der Bär los und wir hatten Soca-Sound bis in unser Cockpit. Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung und am Sonntagabend schwangen wir uns und alle anderen umliegenden Yachties in die Beiboote und fuhren zum Sundowner zum Floss. Dort draussen war die Lautstärke ohrenbetäubend und das Floss hat auch vor den Drinks ordentlich geschwankt. Irgendwie cool, wenn statt Autos x Beiboote auf dem «Parkplatz» angebunden sind.

…und die Party geht ab!
Nickerchen am Tag danach

Wir wollten eigentlich nach Martinique, um uns dort die Boosterimpfung zu holen und danach weiter nach St. Maarten segeln. Dort wollten wir unter anderem ein neues Beiboot kaufen, da unseres langsam Alterserscheinungen (=Lecks und versagende Klebstellen) zeigt. Die Sonne hier in der Karibik ist Gift für ein altes PVC-Boot und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihm endgültig die Puste ausgeht. Diese starke Sonneneinstrahlung halten nur Schlauchboote aus Hypalon langfristig aus. Da das Neue in unsere Davits (Beiboot-Halterung hinten am Boot) reinpassen und möglichst robust, aber trotzdem gleichzeitig so leicht wie möglich sein sollte, ist die Auswahl sehr begrenzt. Wegen Covid sind ausserdem die Lieferzeiten für neue Boote völlig unberechenbar, man muss also das nehmen was an Lager ist. Auf St. Maarten hatten sie noch ein passendes Modell an Lager. Also war klar, dass wir ziemlich zügig dorthin wollten. Aber wie so oft kommt alles anders…

Unsere Familienkutsche

Gottfried und Sandra von der MOANA lagen schon seit Weihnachten in Grenada und hatten dadurch einen guten Überblick was es dort so alles gab. Da er sich überlegte einen neuen (leichteren) Aussenborder zu kaufen, habe ich ihn gebeten auch wegen einem Beiboot für uns zu schauen. Da es dort genau unser Wunschboot (1/3 leichter als unser heutiges) und den passenden stärkeren Aussenborder gab, hat er kurzerhand beides für uns gekauft und wir unsere Pläne geändert und sind stattdessen nach Süden Richtung Grenada gesegelt. 

Wenn sich jetzt jemand frägt, wieso wir auch einen Aussenborder gekauft haben: Unser 3.5 PS Modell ist bei dem Wind und Wellen an den Ankerplätzen hier etwas unterdimensioniert (wenigstens behaupte ich das immer, wenn ich Biggi auf alle die tollen schnellen Beiboote, die in Gleitfahrt an uns vorbeirauschen aufmerksam mache ;-)) Das Beiboot und der Aussenborder ist, wenn man fast nur vor Anker liegt, sowas wie ein Familienauto und da ist es natürlich schön, wenn man bei Bedarf auch grössere Strecken zügig zurücklegen kann.

Am 11. Januar sind wir von Bequia nach Union Island im Süden gesegelt. 30 Seemeilen herrlichstes Segeln. Der Wind ist hier so konstant und zuverlässig, dass man auch durch engere Passagen segeln kann, ohne Angst zu haben irgendwo abzutreiben oder aufzulaufen. Als Biggi sich etwas hinlegt hat, habe ich kurzerhand eine kleine «Abkürzung» zwischen der Insel und ein paar vorgelagerten Untiefen gemacht und bin ganz nah an Mayreau ran gesegelt. So macht das Segeln wirklich Spass!

Mayreau vorbei an der Saltwhistle Bay
Clifton Harbour, Union Island

Auf Union machten wir den für Grenada verlangten PCR Test, klarierten aus und tuckerten zur 11 Meilen entfernten Tyrell Bay auf der Nachbarinsel Carriacou, wo wir für Grenada einklarieren konnten. Der nächste Karibikstaat liegt vor uns.

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Karim und Aschenbrödel

Karim und Aschenbrödel

15.11.-02.12.2021 La Gomera – La Palma – El Hierro, Logstand seit Start: 2511 Seemeilen

Wir sind vor ein paar Tagen in Bequia angekommen, wieder online und gehen zurück zum 15. November 2021.

Nach der ersten Nacht vor Anker an der Südspitze von Lanzarote war uns klar, dass wir hier nicht allzu lange bleiben wollten. Die Bucht war zwar schön anzusehen, aber so rollig, dass wir uns vor Anker wie beim Segeln vorkamen. An Land zu gehen war bei den Brechern am Strand auch ausgeschlossen wenn wir nicht das Risiko eingehen wollten mit dem Dinghy zu kentern. Also fragten wir bei den nächsten Häfen auf unserer Route nach Südwesten wegen einem Liegeplatz an und bekamen überall die gleiche Antwort (so sie denn überhaupt antworteten) «Sorry we’re full!». Es war Hochsaison und offenbar gar nicht so einfach einen Hafenplatz für einen Katamaran zu bekommen. Nachdem wir auf La Gomera eine Zusage bekamen (allerdings für max. 7 Tage) beschlossen wir, unseren ursprünglichen Plan per Inselhopping durch die Kanaren zu segeln, aufzugeben. Stattdessen gingen wir nun in einem Schlag auf direktem Weg, vorbei an Fuerteventura, Gran Canaria und Teneriffa nach La Gomera, zu unserem geplanten Endziel vor der Atlantiküberquerung. Dann geht es halt eine Woche früher rüber als ursprünglich geplant, aber das war uns eigentlich auch recht. Und wir freuten uns auf ein paar Tage Sightseeing auf La Gomera als Ausgleich für den ausgefallenen Inselhoppingtörn.

Bye, bye Lanzarote

Nach einer sehr ruhigen Nachtfahrt, meistens unter Motor, da die Winde zu schwach waren um unter Segel rechtzeitig bei Tageslicht anzukommen, legten wir uns am Nachmittag des 18. November in den letzten freien Katamaranplatz in San Sebastian auf La Gomera. Jetzt hatten wir sieben Tage Zeit um das Boot atlantikklar zu machen und noch ein wenig von La Gomera zu sehen.

Unser Liegeplatz für sieben Tage in La Gomera

Auf der Überfahrt dorthin war mir ein komisches Quietschen im Mast aufgefallen. Jedes Mal, wenn der Wind das Vorsegel blähte hat es im Masttop gequietscht. Das musste unbedingt vor der Atlantiküberquerung angeschaut werden. Am Freitag konnten wir einen Riggspezialisten auftreiben, der am Samstagmittag in den Mast hochgehievt wurde. Der Grund für das Quietschen war schnell gefunden und mit etwas Fett behoben, aber was er noch entdeckte, hat uns fast die Sprache verschlagen: Der Bolzen, der die Umlenkrollen für das Grosssegelfall und die Dirk (beides Seile, die elementar sind, um das Grosssegel verwenden zu können bzw. den Grossbaum daran zu hindern runter zu fallen), war schon halb draussen. Beide Umlenkrollen waren rausgefallen und die Seile hingen nur am Bolzenrest bzw. am Ausschnitt im Alumast. Beide Seile waren schon ziemlich schwer beschädigt und kurz vor dem Brechen und es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen bis uns entweder das Grosssegel geklemmt hätte oder der ganze Baum runtergefallen wäre. Wie den Galliern der Himmel wäre uns womöglich der Baum auf den Kopf gefallen und zwar höchstwahrscheinlich irgendwann während der Atlantiküberquerung… Nach einigen Stunden Aufwand waren wir nicht nur emotional, sondern auch um ein paar Hundert Euro erleichtert, aber hatten dafür das gute Gefühl einen Schaden rechtzeitig entdeckt und behoben zu haben, um schlimmeres zu verhindern.

Bilder einer drohenden Katastrophe im Masttop

Für Dienstag hatten sich Freunde aus Deutschland, die gerade auf Teneriffa Ferien machten, bei uns zu Besuch angemeldet. Sie wollten mit der Fähre rüberkommen und wir würden zusammen eine Wanderung machen. Das liess uns noch zwei Tage Zeit, um das inzwischen leck geschlagene Beiboot zu flicken und die noch fehlenden Lebensmittel für die Atlantiküberquerung einzukaufen. Als Abfahrtstermin war Donnerstag, der 25. November geplant.

Bei Gesprächen mit anderen Seglern war plötzlich die Rede von einem herannahendem Sturm. Das hat mich bewogen, schon am Wochenende die Wetterprognosen zu studieren. Und tatsächlich: Ein für diese Jahreszeit und die Gegend völlig untypischer Tropensturm war im Anzug. Das rotierende Tief «Karim» sah alles andere als lustig aus. In den Kanaren wurde für Teneriffa, La Gomera, La Palma und teilweise Gran Canaria «Warnstufe Gelb» ausgesprochen. Es wurde vor Windstärken mit bis 60 Knoten (ca. 110 km/h) und bis zu vier Meter hohen Wellen gewarnt. Und das sollte kurz nach unserer geplanten Abfahrt über die Kanaren und damit zwangsläufig auch über uns draussen auf dem Atlantik hereinbrechen. 

Zitat von Sebastian Wache von Wetterwelt.de, Windstärken und Wellenhöhen in der Wetterapp

Also mussten wir schauen, welche Optionen uns blieben. Bewusst in den Sturm reinlaufen – No Way! Ein Sprichwort sagt: Es gibt alte und es gibt mutige Segler. Es gibt aber keine alten mutigen Segler. Also – No Way! Im Hafen San Sebastian bleiben ging auch nicht, da uns – trotz der Sturmwarnung! – keine Verlängerung gewährt wurde. Der einzige Hafen, der noch Platz hatte und uns eine Reservation anbot war Santa Cruz auf La Palma. La Estaca auf El Hierro hat gar nicht geantwortet, wäre wohl aber noch frei gewesen. Bei der Wettervorhersage auf gut Glück nach El Hierro zu segeln war uns aber zu riskant und wir entschieden uns für La Palma. Der Vulkan war ja weit auf der anderen, westlichen Inselseite und der Hafen und der Flughafen an der Ostküste waren ja offen.

Um bei den noch schwachen südlichen Winden nach La Palma zu kommen, haben wir uns schweren Herzens entschieden, den Freunden samt Ausflug abzusagen und sind frühmorgens am Dienstag, den 23. November nach La Palma gefahren. Die See war spiegelblank und kein Windhauch hat die Wasseroberfläche gekräuselt. War das die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm?

Kurz vor La Palma wurde RARE BREED das erste Mal mit Vulkanasche gepudert… Wenn wir da schon gewusst hätten was uns die nächsten Tage bevorstehen sollte, ich weiss nicht, ob wir nicht lieber den Sturm genommen hätten?

Masken gegen Vulkanstaub sowie Corona in La Palma

Der Vulkan liegt südwestlich von Santa Cruz und die ganze Aschewolke hing über die Stadt. Man konnte förmlich zuschauen, wie alles langsam von der runterrieselnden Vulkanasche schwarz wurde. Am ersten Abend haben wir das Schiff bis lange nach Einbruch der Dunkelheit mit Wasser abgespritzt, um die Asche von Bord zu bekommen. Als wir am nächsten Morgen aufwachten war wieder alles voll. Und so ging es vier Tage lang bis der Wind endlich auf Nordost kehrte. Am Mittwoch nach unserer Ankunft war es wenigstens noch warm und sonnig, aber danach fielen die Temperaturen und es setzte ein Dauerregen ein, der uns die restliche Zeit auf La Palma begleiten sollte. Entgegen meiner naiven Vermutung, dass der Regen die Situation verbessern würde, geschah das genaue Gegenteil – er wusch noch mehr Asche aus der Luft und unser Boot versank im schwarzen Regen.

Asche, Asche, Asche….
Paddington Bär?
Schwarzer Ascheregen
Regenbogen im Hafen von La Palma
Raindrops keep falling on my head…
Santa Cruz de La Palma ist für seine verschnörkelten Balkone bekannt
Stadtbummel bei „Traumwetter“….

Da wir an der Situation sowieso nichts ändern konnten, haben wir uns wenigstens zwei Mal ein Auto gemietet und konnten endlich mal etwas Sightseeing machen. La Palma ist wunderschön! Wir sind auf unserer Nordtour durch Urwälder aus Lorbeerbäumen und Farnen gewandert und bestaunten die grössten Pinienwälder Europas.

Impressionen vom nördlichen Teil von La Palma

Wir erkundeten mit einem Fiat 500 (eine Rakete! Bergauf im 2. Gang mit 30 km/h) auf der Südtour die überall vorhandenen Bananenplantagen, besuchten schwarze Vulkanstrände und Felsen und picknickten mit Stechmücken und unzähligen roten Krabben am Strand von El Aljibe.

Unsere Rennsemmel trug uns (wenn auch mit spürbarer Anstrengung) um den Südteil von La Palma
Bananen soweit das Auge reicht
Alles Banane oder was?

Und wir sind nachts auch in die Nähe des Vulkans Cumbre Vieja gefahren, um die Lavaströme und den Ausbruch live zu sehen. Extra «Vulkantourismus» zu betreiben finden wir fragwürdig, aber da wir schon hier waren, wollten wir uns dieses einmalige Naturschauspiel nicht entgehen lassen. Es war übrigens erstaunlich, wie «cool» und gelassen die Leute auf La Palma mit dem Vulkanausbruch umgingen. Niemand wirkte nervös oder ängstlich, das Leben schien seinen normalen Gang zu gehen (bis auf die Tatsache, dass die Leute hier konsequent auch draussen Maske trugen), wenigstens auf der Ostseite der Insel. Bei den Menschen, die näher am Vulkan leben, die Gase und Asche aushalten müssen oder womöglich sogar ihre Häuser und Lebensgrundlagen verloren haben sieht das natürlich anders aus. Diese Leute tun einem unheimlich leid und es ist nur zu hoffen, dass es bald ein Ende hat und die gespendeten und gesammelten Hilfsgelder sinnvoll eingesetzt werden können. (Aktuelle Meldung: Seit 25. Dezember 2021 ist der Vulkanausbruch laut Behörden offiziell beendet – Dauer der Eruption 85 Tage und 18 Stunden) 

Eruption, Lavaströme und „glühende“ Wolken
Der Rauch vom Vulkan hing sogar im Tunnel

Karim – ach ja, der hat sich übrigens «in Luft aufgelöst» und aus den angesagten Sturmwinden wurde nur ein manchmal etwas frischer Wind. Wenn wir das vorher gewusst hätten…

Während der Tage auf La Gomera und La Palma kam uns immer öfter der Gedanke, die Atlantiküberquerung um ein Jahr zu verschieben und stattdessen ein Jahr die Kanaren zu bereisen. Es gab hier soviel Schönes und wir hatten bis jetzt noch fast nichts davon gesehen. Seit dem Losfahren im Juni waren wir ständig unter Druck weiter zu kommen oder hatten die Hafenzeiten für Reparaturen und Besorgungen verwendet. Urlaub, Land und Leute kennen zu lernen ist immer viel zu kurz gekommen. Wir waren – so komisch es manchem vielleicht vorkommen mag – ausgelaugt und gestresst. Die Vorstellung, ein paar Monate hier zubleiben war durchaus reizvoll. Was uns aber schlussendlich dazu bewog doch weiter zu fahren, war die Tatsache, dass es eben nicht nur ein paar Monate, sondern ein ganzes Jahr hier werden würde. Wegen der Wirbelstürme im Sommerhalbjahr macht es keinen Sinn mehr in die Karibik zu segeln und zu den Azoren oder ins Mittelmeer wollten wir jetzt (noch) nicht. Und schlussendlich hatten wir uns und das Boot so gut auf diese Überquerung vorbereitet, dass es irgendwie schade gewesen wäre, sie jetzt nicht zu machen.

Also doch über den Atlantik, aber vorher mussten wir irgendwie diesen ganzen Aschestaub loswerden. Inzwischen sah auch das Wetter wieder gut aus. Also wurde geplant. 

Wegen Corona muss man schon vor der Abfahrt diverse Anmeldungen und Dokumente an den Zielort in der Karibik schicken. Je nach Land sind die Formalitäten unterschiedlich, aber allen gemeinsam ist, dass nur vollständig Geimpfte MIT einem negativen PCR-Test, der frühestens 72 Stunden vor dem Verlassen des Abfahrtshafens gemacht werden muss, reingelassen werden.

Die Papiere von den spanischen Behörden für die Karibik mussten besorgt, ein PCR-Test gemacht werden und zwar alles nicht länger als 72 Std vor Abfahrt. Tricky, da alles nur mit Voranmeldung über spanische Webseiten möglich war. Am Montagmorgen, am 29. November haben wir ausklariert, am Mittag den PCR-Test gemacht und am Dienstag vor Sonnenaufgang sind wir Richtung El Hierro ausgelaufen.

Ausfahrt aus Santa Cruz de La Palma vor Sonnenaufgang

Als wir nach einer schnellen (Rückenwind :-)) Reise nachmittags in El Hierro ankamen, kamen auch die Mails mit den Resultaten der PCR-Tests an. Bingo, die Rechnung ist aufgegangen! Dienstagabend und der Mittwoch gingen drauf, um RARE BREED innen und aussen zu putzen, inkl. alle Segel, Leinen usw. vom besagten Aschestaub zu befreien. Als Stegnachbarn hatten wir Peter und Judith von der FANTASEA, mit denen wir uns auf Anhieb sehr gut verstanden haben. Es ist immer schön, dass die Kontakte unter Langfahrtseglern so schnell geknüpft sind. Man hat ja nur wenig Zeit um sich kennen zu lernen, aber für ein gemeinsames Mittagessen und abendlichen Klönschnack hat es gereicht.

Die FantaSea mit Peter und Judith

Die meisten Boote hier waren entweder lokale Boote oder Langfahrtsegler, die sich auf die Atlantiküberquerung vorbereiteten. Jeden Tag liefen zwei bis drei Boote aus und wurden von den anderen mit Jubelgeschrei und Gehupe verabschiedet. 

Zwei Stunden vor Abfahrt

Am Donnerstag, den 2. Dezember um 14 Uhr – genau 73 Std nach den Tests (fast geschafft, aber unser «Abwaschstopp» in El Hierro war ohnehin incognito ;-)) sind auch wir unter lautem Abschiedsgetröte von den anderen Booten zur Atlantiküberquerung ausgelaufen. Ca. 2’800 Seemeilen (etwa 5’200 km) bis Bequia in den Grenadinen lagen vor uns.

Es geht los – Karibik wir kommen!

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Aus aktuellem Anlass…

Aus aktuellem Anlass…

…unterbrechen wir die gewohnte chronologische Berichterstattung um euch darüber zu informieren, dass wir morgen von El Hierro aus zur Atlantiküberquerung ansetzen. Wir rechnen mit einer Reisedauer von ca. drei Wochen. Wenn alles klappt, melden wir uns in gewohnter Form, wenn wir drüben angekommen sind (und eine lokale SIM-Karte besorgt haben).

Die Vorhersage aus dem Wetter Routing Programm sieht gut aus. Mal sehen, ob das Wetter sich auch daran hält…

Als Erinnerung – man kann unsere aktuelle Position entweder auf https://share.garmin.com/SVRareBreed oder https://forecast.predictwind.com/tracking/display/RareBreed/ verfolgen.

Wir wünschen euch allen eine wunderschöne Adventszeit!

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Do the To-Do-List!

Do the To-Do-List!

29.10.-14.11.2021 – Lanzarote

Den Liegeplatz in der Marina in Lanzarote haben wir bis zum 15. November bezahlt, also blieben uns ziemlich genau zwei Wochen nach unserer Ankunft Ende Oktober, um unsere To-Do-Liste abzuarbeiten, bevor wir wieder loswollten.

Der Sattler, der unser Bimini (Stoffabdeckung über dem Cockpit) bis zu unserer Rückkehr hätte fertigmachen sollen, hatte das alte Bimini zwar abgenommen, aber das Neue war – was zu erwarten war – natürlich noch nicht fertig: „Waaas, ihr seid schon hier, ich dachte, ihr kommt erst im November?!?“. Das Wetter war wunderschön sonnig und windstill, was nach dem Morgenfrost der letzten Tage in Bayern hochwillkommen war, aber so ganz ohne Beschattung stieg das Thermometer im Bootsinneren teilweise auf über 35°! Das war dann des Guten doch etwas zu viel. Ja, ja ich weiss, bei den meisten Lesern wird das angesichts des Novemberwetters zuhause nur mässiges Mitleid auslösen ;-).

Die vielleicht dringendste Aufgabe nach der Rückkehr: Das Boot aussen vom allgegenwärtigen Saharasand und Staub zu befreien, damit wir das nicht dauernd ins Boot schleppten. Da Sand bekanntlich den Gesetzen der Schwerkraft gehorcht, bin ich mitsamt Wasserschlauch in den Mast hochgeklettert und habe von oben runter alles wo ich hinkam abgespritzt, um danach mit dem Deck weiter zu machen. Wenn ich damals schon gewusst hätte, wieviel schlimmer Vulkanasche als Sand ist, hätte ich diese Arbeit wohl genossen.

Um Platz im Boot zu schaffen, wurde alles was an Deck gehörte, wie die Rettungsinsel, Rettungskragen, Leinen und auch die Segel so schnell wie möglich raus- und wieder angebracht bzw. angeschlagen.

Danach ging es innen weiter. Es hatte sich bei längerer Motorfahrt immer etwas Wasser im rechten Motorraum angesammelt, nicht viel, aber ich wollte die Ursache finden. Also haben wir die ganze Gästekabine ausgeräumt, damit ich an die Rückwand und an den dort befindlichen Deckel zum hinteren Teil des Rumpfes rankam. Dort verläuft der Abgasschlauch und dessen Ende, welches zum Motorraum hinging hatte tatsächlich Spuren von einem Leck. Das heisst, das Wasser kam nicht von aussen rein, sondern wurde vom Motor während des Laufens „produziert“. Seitdem die Schlauchschellen vom Abgasschlauch nachgezogen sind, scheint es jetzt dicht zu sein – toi toi toi, dass es so bleibt.

Als wir eh schon an diesem schlecht zugänglichen Ort waren, hat Biggi gleich in mühevoller Kleinarbeit den verrosteten Ruderquadranten entrostet und geschmiert.

Vorher – nachher!

Unsere Dauerbeschäftigung – Lebensmittel bunkern und umstauen – kam auch dieses Mal nicht zu kurz. Wollten wir jetzt doch das Boot im Hinblick auf die Atlantiküberquerung und die Zeit in der Karibik fertig verproviantieren. Konserven und Grundnahrungsmittel haben wir immer noch mehr als genug vom Rieseneinkauf in Neustadt an Bord, jetzt ging es mehr um „Details“ wie spanischer Rotwein, Olivenöl usw. Insbesondere der Wein war ein Thema. Da Flaschen an Bord aus gewichtsgründen generell vermieden werden, hatten wir meistens Wein in Kartonboxen an Bord. Komischerweise gab es aber davon fast keinen mehr in der Bilge (der Raum unter den Bodenbrettern – quasi der Keller). Aber hier in Spanien gibt es den bei Seglern wohlbekannten „Don Simon“ in Einliterbriks mit Schraubverschluss. Nach einer Verkostung wurde von der gesamten Mannschaft einhellig entschieden zulasten vom Bier den vorhandenen Stauraum eher mit Rotwein zu füllen. Dass wir bereitwillig weniger Bier mitnehmen hat einen guten Grund: Während unserer Abwesenheit sind mehrere Dosen vom „Faxe“-Bier in der Bilge leck geschlagen und ausgelaufen. Die ausgelaufene Sauerei stank zum Himmel und hat zu einer explosionsartigen Vermehrung von Fruchtfliegen geführt. Noch Tage nach dem Reinigen schwirrten die ungebetenen Gäste im Schiff rum. Unser Vertrauen in Bierdosen ist seither etwas angeknackst.

Wie schon im Sommer war auch jetzt kein Mietwagen zu bekommen und so fiel einerseits das erhoffte Sightseeing aus, aber auch die Einkäufe mussten alle zu Fuss angeschleppt werden. Während ich an Bord oder mit Handwerkern beschäftigt war, ist Biggi daher mit dem Rucksack zum Einkaufen gelaufen. Da die Läden teilweise kilometerweit weg waren, hat sie sich gehörig abgeschleppt. Als die wichtigsten Sachen an Bord erledigt waren, sind wir zusammen losgetigert und haben insgesamt drei (!) Touren zum örtlichen Ikea („nur“ 3.5 km weg von der Marina) gemacht, um dort unter anderem neues Geschirr und grosse Plastikboxen zu besorgen. Fünf grosse Boxen passen perfekt in den grossen Stauraum zwischen Wassertank und Salonsitzbank und damit sind unsere Sachen besser organisiert. Der Clou war wohl, als wir im lokalen „Mediamarkt“ neben dem Ikea noch einen Brotbackautomaten kauften und zu Fuss zur Marina geschleppt haben. Wieso einen Brotbackautomaten an Bord, wird sich jetzt wohl mancher fragen? Ganz einfach: Wir haben in der Regel mehr als genug Strom und laden die Batterien mit den Sonnenzellen täglich neu auf. Unser Gasofen wird – wie der Name sagt – mit Gas betrieben, welches wir jeweils nachkaufen müssen. Daher kochen (und jetzt auch backen) wir soweit irgend möglich nur noch elektrisch. Als positiver Nebeneffekt heizt sich der Innenraum vom Boot nicht so auf und wir haben weniger Sorgen vor einem allfälligen Gasleck. Mit dem kleinen Induktionskochfeld, dem Wasserkocher und der Microwelle sind wir – also eigentlich Biggi ­– in der Lage, fast jedes Gericht zu kochen.

Backautomatenbrot und sonstige kulinarsche Verwöhnungen an Bord

Zurück zum Sattler: Als der schliesslich das neue Bimini gebracht hat, war es natürlich noch nicht ganz perfekt und so ging es dann schlussendlich anderthalb Wochen und x Besuche an Bord bis alles fertig war. Zusätzlich zum Bimini haben wir uns zwei weitere kleine Sonnendächer und Sonnenabdeckungen für die Fenster, wo wir keine Sonnenblenden hatten, anfertigen lassen. Die schrägstehenden Fensterflächen sind in nördlichen Breiten toll, hier im Süden führen sie zu einer enormen Aufheizung des Innenraumes. Die zusätzlichen Abschattungen machen einen erstaunlichen Unterschied aus.

Wir hatten im Vorfeld zuhause aus Resten von Tauwerk sogenannte Tausendfüssler oder Baggywrinkles geflochten. Diese lagen immer noch an Bord und jetzt war es an der Zeit sie anzubringen. Das sind ca. zwei Meter lange Fransengirlanden, welche von unten nach oben um die Wanten (Metalldrähte, die den Mast daran hindern seitlich umzukippen) gewickelt werden, um zu verhindern, dass das Gross-Segel sich gegen das Metall reibt. Durch die konstante Bewegung und Reibung zwischen Tuch und Metall während langer Segelpassagen wird jedes Tuch zerstört. Man muss zuerst rausfinden, wo genau sie hinmüssen, denn sie werden nur dort angebracht, wo das Segel anliegen würde. Wenn sie angebracht sind, sieht es ein bisschen wie längliche Wattebausche oder Vogelnester aus. Das Anbringen selber ist eine Fleissarbeit, welche sitzend in einem Bootsmannsstuhl (ein Sitz der durch ein Seil nach oben in den Mast gezogen werden kann) gemacht wird. Genau wie alle Arbeiten im Rigg bedingt sie eine gewisse Schwindelfreiheit – ähm – die mir aus unerfindlichen Gründen abhanden gekommen ist. So muss ich mich für jede Arbeit dort oben regelrecht überwinden. Ich hoffe, dass ich das mit der Zeit wieder hinbekomme. Und so war ich froh, als das alles endlich erledigt war.

An den grossen Luken montierten wir eine Edelstahlgewindestange als Einbruchschutz. Es ist zwar kein 100%-er Schutz, aber genug, um zu verhindern, dass jemand unbemerkt durch die Luke ins Schiff einsteigt. So können wir die Luken zum Lüften offenlassen, während wir schlafen.

Jetzt hat Rare Breed endlich auch den Heimathafen angeschrieben.

Dazwischen lag noch Biggi‘s Geburtstag. Mit der Ukulele, die ich tatsächlich in Arrecife auftreiben konnte, erfüllte ich ihr einen unausgesprochenen Wunsch. Wobei „in“ Arrecife wohl etwas übertrieben ist, denn der Laden lag in einem Industriegebiet weit ausserhalb des Stadtzentrums. Aber Bewegung ist gesund und davon hatte ich weniger als Biggi in den letzten Tagen. Auf meiner Tour entdeckte ich nebenan einen Decathlon und so sind wir tags darauf zusammen losmarschiert, um ein SUP mit Pumpe und Paddel, ein Neopren-Shorty, Flossen, Brille und Schnorchel für Biggi und je einen Bleigurt inkl. Gewichte zu kaufen. Als wir schwerbeladen zum Laden raus sind und Biggi meinte, dass wir damit die 4 bis 5 km zum Hafen laufen, habe ich gestreikt und auf ein Taxi beharrt! Alles hat seine Grenzen!

Happy Birthday to you!!

Langsam war ein Ende in Sicht. Die letzten beiden offenen Punkte auf der To-Do-Liste: Wäsche waschen und den Aussenborder fürs Beiboot testen. Wie testet man einen Aussenborder? Man lädt die Mannschaft zu einer kleinen Hafenrundfahrt mit dem Schlauchboot ein. Das Schlauchboot war seit Reiseanfang nie zum Einsatz gekommen, hing schlapp in der Aufhängung und musste erstmal richtig aufgepumpt werden. Dann den Motor hinmachen und es konnte losgehen. Der Motor war in Fehmarn frisch gewartet worden und somit würde das eine reine Vergnügungsfahrt werden. Denkste! Das Biest ist erst fast nicht angesprungen und dann, schon nach wenigen Metern unvermittelt wieder verstummt.  Erinnerungen an eine traumatische Beibooterfahrung aus den Dänemarkferien vor zwei Jahren wurden plötzlich wach… Aber er war doch frisch gewartet worden? Irgendwie konnte ich ihn wieder ankriegen und wir sind mutig weiter raus in den Vorhafen getuckert, bis der Motor nach ein paar Minuten endgültig schlapp machte und sich auch nicht mehr starten liess. Einfach tot, und dabei war er doch erst ca. 15 Jahre alt! So ein Mist. Reparieren fiel aus (hier wollten wir definitiv kein Geld mehr reinstecken!) und ohne Motor, wären wir künftig am Ankerplatz verloren. Es ist nahezu aussichtslos ein Schlauchboot gegen Wind und Welle zu rudern bzw. zu paddeln (…im Hafen geht’s J). Ein neuer Aussenborder musste her und zwar subito. Entgegen den Aussagen von Arrecifekennern: „Hier bekommst du das nicht, alles ausverkauft!“ hatten wir Glück und ein Laden hatte tatsächlich einen neuen 3,5 PS Mercury an Lager. Und sogar zu einem absolut fairen Preis. Es hat sich seither mehrfach gezeigt, dass man nicht immer die Aussagen der alteingesessenen Yachties für bare Münze nehmen soll, sondern besser selber recherchiert und rum frägt. Am nächsten Vormittag konnte ich den frisch in Betrieb genommenen Motor in Empfang nehmen und bekam obendrauf eine gründliche Einführung in dessen Bedienung, zwar auf Spanisch und mit Händen und Füssen, aber durchaus verständlich. Die Lieferung im Uraltlastwagen umfasste sogar einen extra Tankstopp, um die neu erstandenen Benzinkanister zu füllen. Die versprochene Hafenrundfahrt führte mit dem neuen Motor doch noch zu einem Happy End J. Der alte Motor wurde mir beim Entsorgen von einem Spanier, der sich immer im Hafen rumtrieb regelrecht aus den Händen gerissen. Ich hoffe, er weiss auf was er sich da einlässt…

Am Sonntagvormittag, am 14. November – ein Tag vor Plan – liefen wir endlich aus dem Hafen aus. Nur ein kurzer Sprung um die Südspitze von Lanzarote zu einem Ankerplatz vor einem Sandstrand. Dort wollten wir ein bisschen Ferien machen und die Rümpfe und Propeller vom Bewuchs durch das lange Stillliegen im Hafen reinigen.

Danach sollte es in gemütlichen kleinen Sprüngen von Insel zu Insel durch die Kanaren Richtung SW gehen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, aber dazu im nächsten Beitrag mehr.

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Von zuhause ins Daheim

Von zuhause ins Daheim

25.08.-29.10.2021, Schweiz, Schweden & Bayern

Ja! Nach langem mal wieder ein Blog-Eintrag. Seit dem letzten ist jedoch so viel passiert, dass wir es in mehrere Beiträge aufteilen.

Ende August habe ich RARE BREED in der Marina Lanzarote in Arrecife zurückgelassen und bin mit Annika und Lynne zurück in die Schweiz geflogen. Nach fast drei Monaten an Bord war es schon speziell wieder zurück in die Schweiz und die eigene Wohnung zu kommen, vielleicht auch, weil es dieses Mal definitiv die letzten Monate in der Schweiz sein würden.

Ich bzw. wir hatten das enorme Glück, einen wunderschönen goldenen Herbst in der Schweiz und später auch in Bayern erleben zu dürfen. So fiel es uns fast schon ein wenig schwer alles aufzulösen, war es doch noch sooo schön zuhause.

Die letzten Wochen in Nänikon geniessen
Wanderung mit guten Freunden im Glarnerland

Die Zeit bis Mitte Oktober – während Biggi noch ihre letzten Arbeitstage absolviert hat – habe ich dazu verwendet nochmals auszumisten, eine Reise nach Schweden zu meinem Vater zu machen und mich in der Schweiz ein letztes Mal mit Freunden zu treffen.

Sommerliches Idyll in Värmland
Mein Vater und Lena im Sommerhaus

Am Samstag den 16. Oktober gab es eine Abschiedsparty bei uns zuhause. Das Wetter hat auch da voll mitgespielt und so konnten wir sogar noch draussen auf der Terrasse feiern.

Vorbereitung ist alles!
Das schöne Wetter hat Durst gemacht 😉

Danach ging es Schlag auf Schlag: Biggi hatte am 18. ihren letzten Arbeitstag, der 19. war mit Packen, Notartermin und vielem anderem gut gefüllt. Am 20. holten wir den Lieferwagen ab und brachten ein paar Schränke zu meiner Mutter zum Einlagern. Am 21. wurde der Lieferwagen gepackt und noch zwei Autoladungen Sachen zum Entsorgen bzw. in die Brockenstube befördert. Spätabends war die Wohnung bis auf die Matratzen und Handtücher geleert und wir waren fix und fertig und vor allem hungrig. Noch schnell zum Stamm-Italiener etwas essen – als wir feststellten, dass Biggi barfuss war und alle ihre Schuhe entweder eingepackt oder in den Müll gegeben hat… In einer Nacht und Nebel Aktion mit Stirnlampe bewaffnet wurde der bereits entsorgte Abfallsack nochmals aus dem Container gefischt und die vorschnell weggeworfenen Schuhe gerettet.

Die letzten Behördengänge.
Packen, packen und es hört nie auf…
… bis plötzlich die Wohnung leer(!) und dafür der Lieferwagen voll ist…
…und wir mit der restlichen Habe abfahren konnten.

Am 22. Oktober ging es frühmorgens los in Richtung Uffing am Staffelsee, wo wir die kleine Einliegerwohnung bei Biggi’s Schwester Sigi beziehen durften. Gegen Mittag kamen wir an und mit tatkräftiger Hilfe von Biggi‘s Bruder Thomas, Sigi und Sepp war der Lieferwagen ruckzuck leer. Unser Bett, das Sofa, ein paar Kleinmöbel und Kisten mit Kleidern und persönlichen Gegenständen hat die kleine Wohnung schnell gefüllt.

Die Einliegerwohnung in Uffing

Am Tag darauf kamen weitere Geschwister von Biggi an und am Abend wurde ein grosses Familienfest im Gasthof Lieberwirth in Schöffau gefeiert. Neben gutem Essen und den vielen netten Gesprächen wird uns vor allem das von Biggi’s Geschwistern vorgetragene Abschiedsständchen in guter Erinnerung bleiben. Super! Jaja, yippieyippie, Jej! Danke euch allen!!

Die Geschwisterschar.

Nach einer kurzen letzten Stippvisite in der Schweiz, um den Lieferwagen zurück zu bringen sind wir gleichentags wieder nach Uffing zurückgekehrt.

Blutroter Sonnenaufgang in Uffing

Die verbleibende Zeit bis zum Abflug haben wir mit Besuchen, Besorgungen und abends fröhlichen Runden im engsten Familienkreis verbracht. Das dabei die eine oder andere Flasche Wein, Bier oder Schnaps geleert wurde, hat zwar manchmal zu Brummschädeln geführt, aber vor allem sehr lustige Erinnerungen hinterlassen. Gell, Andi, das portugiesische Bier ist nicht mal so übel? 😉

Die von Beat mitgebrachten Dubler-Mohrenköpfe fanden auch in Uffing begeisterte Abnehmer!

An dieser Stelle nochmals ein riesen DANKESCHÖN an alle, die uns die letzten Wochen unterstützt, beschenkt und Zeit mit uns verbracht haben! Allen voran natürlich Biggi’s Verwandtschaft, die uns die Einliegerwohnung zur Verfügung gestellt hat.

Am 29. Oktober hat uns Sigi frühmorgens bei Minusgraden und Nebel zum Flughafen nach München gebracht – der goldene Herbst hatte sich punktgenau zu unserer Abfahrt endgültig verabschiedet.

Mit zwei Koffern von je (genau!) 30 kg und zwei Handgepäckstücken – die wir zum Glück nicht wiegen mussten – sind wir als erstes nach dem Einchecken in die Europa-Lounge und haben ein ausgiebiges Sektfrühstück genossen. So ein Business Class Flug ist schon was feines. Haben wir zwar „nur“ wegen dem Plus an Gepäck gebucht, aber wenn schon denn schon! Unterwegs gab es natürlich auch ein warmes Essen an Bord und wir sind pappsatt auf Lanzarote angekommen. Naja, während der letzten Wochen hatten wir sowieso schon zugenommen, indem wir ein letztes Mal all die feinen Sachen – wirklich ALLE – zuhause schlemmten, da kam es darauf auch nicht mehr an.

Sektfrühstück in der Business Lounge.

Nach einer kurzen Taxifahrt vom Flughafen zur Marina standen wir wieder vor RARE BREED. Sie schwamm friedlich so wie ich sie zwei Monate vorher verlassen hatte, naja fast: Sie war unheimlich schmutzig vom Saharasand und das Verdeck war weg. Aber ansonsten war alles bestens, sogar die Batterien hatten die lange Zeit ohne Ladung sehr gut überstanden. Da ich alles, was nicht niet- und nagelfest war unter Deck gebracht hatte, war auch ohne unser beeindruckendes Gepäck unter Deck alles vollgestellt. Nach einem beherzten Einsatz war wenigstens die Elektrik wieder in Betrieb, der Wassertank gefüllt und wir hatten ein Ort zum Schlafen.

Aber vor allem – es war angenehm warm und sonnig hier. Wir sind – nach jahrelanger Vorbereitung und Planung endgültig im Leben 2.0 angekommen. Von zuhause in unser neues Daheim auf RARE BREED.

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