Der mit der Geiss rennt

Der mit der Geiss rennt

18.03.-11.04.2023 Martinique – Tobago (Teil 1) Logstand seit Start 6883 sm

2020, als wir diese Reise geplant haben, sprachen wir immer davon, dass wir als erste Insel in der Karibik Tobago anlaufen wollten. «Weihnachten auf Tobago» war unser Aufhänger, als wir noch im kalten Schweizer Winter von tropischen Ankerplätzen geträumt haben. 

Nun, dann kam Corona und hat alle Pläne durcheinandergebracht. Im November 2021, als wir auf den Kanaren unsere Atlantiküberquerung vorbereitet haben, waren die Grenzen von Trinidad und Tobago noch zu und die Insel damit unerreichbar für uns. 

Barbados und Tobago liegen als einzige Antilleninseln weit östlich der übrigen Inseln im Antillenbogen. Wind und Strom machen die Anreise oft herausfordernd und so fristen beide, in Bezug auf besuchende Segelyachten, eine Art Schattendasein verglichen mit den restlichen Kleinen Antillen. 

Der Traum von Tobago hat uns trotzdem nicht losgelassen und so haben wir einen Weg gesucht, wie wir dorthin segeln können. Wenn man auf der Karte schaut, sieht man, dass Martinique so weit östlich liegt, dass man von dort einen gut segelbaren Kurs bis Tobago hat (bzw. haben sollte, wie wir später lernen sollten…) auch wenn das ein Törn von fast 200 Seemeilen (ca. 370 km) ist.

Streckenverlauf Martinique nach Tobago

Der Aufenthalt in Martinique war dieses Mal nur ein Stop-Over, um Vorräte und Treibstoff aufzufüllen und auf ein gutes Wetterfenster für den Schlag nach Tobago zu warten. 

Lebensmittelvorräte aufstocken, inventarisieren und verstauen
Wassermacher warten
In St. Anne hat ein ganz „schlauer“ deutscher Skipper seinen Anker so gelegt, dass er uns komplett blockiert hat und unmittelbar vor unserem Bug zu liegen kam. Auch unseren Hinweis, dass wir am nächsten Morgen früh rausgehen würden hat ihn nicht zum Umankern bewegen können: „Er hätte 40 Jahre Erfahrung und wüsste schon was richtig sei…“. Es kam wie es kommen musste, beim Ankeraufgehen mussten auch sie wegfahren um uns Platz zu machen. Es gibt eben solche uns solche…

Die Tankstelle in Le Marin ist immer sehr gut besucht und man muss vor der Tankstelle treibend warten bis man an der Reihe ist und einen Platz zum Anlegen findet. Wir sind daher frühmorgens hin, um schon zur Öffnungszeit dort zu sein. Diese Idee hatten leider auch einige andere und es ging recht hektisch zu. Wer jetzt denkt, dass die Tankwarte, wie bei den meisten Schiffstankstellen, einem beim Anlegen und Tanken helfen würden, kennt die Franzosen schlecht. Schliesslich war es erst acht Uhr morgens und da muss zuerst ausgiebig Kaffee und Croissants im Büro genossen werden… Dazu kommt, dass Diesel auf Französisch «Gasoile» und Benzin «Essence» heisst. Das «Gasoile» kommt auch nicht wie anderswo aus einer schwarzen, sondern aus einer gelben Zapfpistole. Das alles hat in der Hektik dazu geführt, dass ich aus Versehen Benzin statt Diesel in den rechten Dieseltank gefüllt habe. Zum Glück haben wir es nach 20 Litern schon gemerkt. Die ersten Googlerecherchen ergaben, dass man einen Dieselmotor AUF KEINEN FALL anstellen darf, wenn es Benzin im Diesel hat. Das würde zu irreparablen Schäden führen. Dies trifft aber zum Glück nur auf moderne Dieselmotoren zu, alte Dieselmotoren sind da wesentlich unempfindlicher. Bis zu 10% Benzinbeimischung sollte bei unseren 20-jährigen Motoren kein Problem sein. Bei 235 Liter Tankvolumen pro Tank lag der Benzinanteil gerade unterhalb dieser Grenze. Wir waren schon etwas hellhörig und nervös, als wir den rechten Motor angelassen haben, aber er schnurrte los wie wenn nichts gewesen wäre. Manchmal ganz gut, wenn man nicht immer die neuste Technik an Bord hat!

Die Folgen des Streiks wegen Macron’s Rentenreform hat man auch auf Martinique gespürt
Eine Wanderung zu „unserem“ Strand in der Petite Saline Baie musste natürlich auch sein 🙂

Neben Einkaufen und ein paar Wartungsarbeiten, haben wir noch Kurt (der schwedische Einhandsegler, mit dem ich viel Zeit verbracht habe, als Biggi im November-Dezember in Deutschland war) und Volker und Iris von der EXIT ONE getroffen sowie Martina und Johan aus Finnland kennengelernt.

Martina und Johan, Iris und Volker und Jan mit Kurt am Steg
Biggi hat ihren ersten Zopf an Bord gebacken und auch sonst feine Sachen aufgetischt
Letzer Abend in Martinique. Die Sonne geht hinter dem Diamantfelsen unter.

Nach etwa zwei Wochen war es soweit. Der Wind sollte für zwei Tage aus Nordost wehen, eher etwas stark, aber immerhin aus einer günstigen Richtung. Wir sind am Freitagmorgen mit dem ersten Tageslicht los und rechneten damit, nach ca. 30 Stunden, also am Samstagmittag in Tobago anzukommen. 

Bei längeren Törns planen wir die Abfahrt immer so, dass wir bei Tageslicht ankommen. Das mag den einen oder anderen wundern, aber ein Boot hat kein Licht und daher ist das nächtliche Einlaufen etwas was wir nur machen, wenn wir sicher sind, dass es problemlos möglich ist. Unser Ziel war Charlotteville in der Man of War Bay im Norden von Tobago. Eine Bucht in der sehr viele unbeleuchtete Fischerboote und – noch schlimmer – viele unbeleuchtete Netze zu erwarten waren. Da wollten wir nicht im Dunkeln rein.

Der Wind blies wie vorhergesagt mit ca. 20 Knoten und am ersten Tag machten wir entsprechend immer so um die 6-7 Knoten Fahrt. Das Wetter war auch schön, aber das Geschaukel der Atlantikwellen war schon ziemlich heftig und leider dauerte es nicht allzu lange bis Biggi eine bleiche Nase hatte und sich hinlegen musste. 

Am ersten Tag war das Wetter noch gut. Am Zweiten weniger…

Kurz nach Mitternacht ging unsere Geschwindigkeit – trotz nach wie vor starkem Wind – immer mehr zurück und irgendwann liefen wir teilweise sogar unter 3 Knoten. Hatten wir ein Netz oder Seil gefangen? Mit einer starken Taschenlampe habe ich um und hinter dem Boot ins Wasser geleuchtet, aber es war nichts zu erkennen. Im Gegenteil – im Wasser sah es immer noch so aus, wie wenn wir zügig unterwegs wären. 

Unsere Logge, die unsere Geschwindigkeit durchs Wasser anzeigt, ist schon seit ich das Boot übernommen habe defekt. Trotz Austausch hat sie nie richtig funktioniert und irgendwann habe ich mich damit abgefunden nur die Geschwindigkeit über Grund zu sehen, die vom GPS angezeigt wird. Im Normalfall ist das auch völlig ausreichend, ausser bei Strom, denn da gehen die Werte von der Geschwindigkeit über Grund und die durchs Wasser auseinander. Ich konnte also nur vermuten, dass wir es hier mit einem starken Gegenstrom zu tun hatten. Und siehe da – in der Seekarte war tatsächlich eine kleine Notiz, die ich bei der Planung übersehen hatte. Der Südäquatorialstrom setzt nördlich von Tobago mit 3-4 Knoten gegen NW, für uns also schräg von vorne. Um noch bei Tageslicht anzukommen mussten wir aber mindestens 5 Knoten laufen. Also haben wir «Vollgas» gegeben. Das heisst, alle Segel ausgerefft und beide Maschinen dazu genommen. Mit Müh und Not sind wir so auf knapp 5 Knoten gekommen und mit dem sprichwörtlich letzten Tageslicht in der Bucht angekommen. Nach der langen Motorlaufzeit wussten wir wenigstens mit Sicherheit, dass das Benzinmalheur in Martinique nichts angerichtet hatte.

Endlich ist Tobago in Sicht!

Nach 34 Stunden Geschaukel war endlich Ruhe im Boot und Biggi ist wieder aus der waagerechten Lage aufgetaucht. Sie hatte seit dem Abendessen vom Donnerstag in Martinique fast nichts mehr gegessen und war bei der Ankunft entsprechend erschöpft, aber wenigstens war jetzt die Übelkeit vorbei. 

Tobago ist tatsächlich anders als die restlichen Karibikinseln. Es kommen pro Jahr nur noch wenige Hundert Yachten nach Tobago. Es gibt auch keinerlei Infrastruktur für Yachten, wie auf all den anderen Karibikinseln und in den meisten Buchten muss man ziemlich weit draussen ankern, weil die Fischer in Landnähe ihre Netze auslegen. Das führt dann oft dazu, dass man der Dünung stärker ausgesetzt ist und das Boot stark rollen kann. Sogar unser Kat hat manchmal so stark gerollt, dass wir uns festhalten mussten. Das Beiboot kann man nur am Strand hochziehen, da es bis auf ganz wenige Ausnahmen gar keine Stege oder Anlegemöglichkeiten gibt. So waren wir oft die einzige Yacht in einer Bucht. Dafür wird man mit viel Natur und extrem freundlichen Menschen belohnt. 

Neues Land, neues Geld. Wegweiser an der Pier in Charlotteville.

Trinidad und Tobago haben reiche Naturschätze und daher keinen grossen Fokus auf Yachttourismus gelegt. Sogar die jährliche Angostura-Regatta, die früher immer einige Hundert Yachten angezogen hat, wird nicht mehr durchgeführt. Tobago ist in Bezug auf Tourismus und Segelboote wirklich wie die restliche Karibik vor etwa 50 Jahren war.

Man of War Bay. Ganz wenige Schiffe in der grossen Bucht

Dass das Einklarierungsprozedere ausserdem das komplexeste und zeitaufwändigste der ganzen Karibik ist, macht es für Yachties auch nicht gerade einladend, aber ein Erlebnis ist es allemal. Man muss sich vorstellen, dass diese kleine Insel in zwei Verwaltungsbezirke aufgeteilt ist, die sich anscheinend gegenseitig nicht so recht über den Weg trauen. Wenn man wie wir, im Norden ankommt und in den Süden segeln will, muss man dies vorher mit 15-20 (kein Witz!) Formularen beantragen. Dabei müssen die Behörden von Charlotteville (nördlicher Bezirk) den Kollegen von Scarborough (südlicher Bezirk) informieren, dass eine Yacht die Bezirksgrenze überschreiten wird. Dass es sich dabei um drei verschiedene Behörden (Port Authority, Immigration und Customs) – die man selbstverständlich in der «richtigen» Reihenfolge aufsuchen muss – handelt, macht es für Laien komplett undurchsichtig. Nach ca. 3.5 h war der erste Teil in Charlotteville erledigt und wir schon beste Freunde mit Roshan, dem indischstämmigen Zöllner und seinem kleinen Sohn. Wegen der wenigen Besucher langweilen sich die Beamten und so ist jeder Neuankömmling eine willkommene Abwechslung zur Dauerbeschäftigung am Handy. Die Zöllner sind von Trinidad und jeweils für 9 Monate auf Tobago stationiert und dann kommen neue Leute. Das heisst, alle naselang wechseln die Kollegen und selbstverständlich ist alles, was die alten Kollegen gemacht haben vergessen oder falsch. Egal mit welchem Beamten wir gesprochen haben, es hiess immer: «Nein, nein, dass was uns der andere erzählt habe sei ja völlig falsch!» Irgendwie kamen wir uns ein bisschen wie Asterix und Obelix mit dem Passierschein A38 bei den römischen Beamten vor.

Amtliches Anschlagbrett in Charlotteville
Am Strand werden Netze ausgeworfen, der Fang ist aber bescheiden.
Wesentlich erfolgreicher sind die Fischer, die mit ihren Booten in und vor der Bucht am Schleppangeln sind. Fangfrischer Tuna, Wahoo und Mahi Mahi wird täglich angeboten

Charlotteville ist ein verschlafenes Örtchen, welches primär vom Fischfang lebt. Hotels gibt es keine und die wenigen Touristen, die sich nach Charlotteville verirren haben sich in kleine Guest Houses eingemietet. Ausser dem quirligen Fischmarkt gibt es einen kleinen Gemüsestand am Strassenrand und einen kleinen Dorfladen neben dem jeder Tante-Emma-Laden wie ein Supermarkt wirkt.  An der einzigen Tankstelle gab es gerade keinen Diesel, aber wer braucht das schon, wenn die Aussenborder der Fischerboote alle mit Benzin laufen. Lustigerweise gab es aber einige Tobagonier (ja so nennen sie sich 😉 ), die Deutsch und sogar ein paar Brocken Schwedisch sprechen können, was sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit uns geübt haben. Bei den wenigen Weissen dort waren wir bald so bekannt im Ort, dass wir bei jedem Landgang wie alte Freunde begrüsst wurden. 

Die Stromleitungen hängen hier tief… Der Dorfladen

Der Fischmarkt ist «der» Treffpunkt im Ort und obwohl es Sonntag war gab es fangfrischen Fisch. Wir haben uns einen kleineren Thunfisch ausgesucht und gespannt zugeschaut wie sie ihn routiniert und mit wenigen Schnitten gesäubert und ausgenommen haben. Gekostet hat es gerade mal 50 TT$ (€ 6.70) pro kg. Soll mal einer sagen die Karibik ist so teuer!

Am Fischmarkt in Charlotteville ist immer etwas los.

In einem der wenigen Restaurants in Charlotteville «Sharon & Phebe» herrscht Sharon, eine resolute Frau, der man besser nicht widersprach. Es gab drei Gerichte zur Auswahl: Huhn, Fisch oder Shrimps und alle hatten mit Rice and Peas, Linsen, Gemüse und Salat die gleichen Beilagen. Aber das Essen war wirklich schmackhaft und ausserdem sehr preiswert. Als einzige Gäste wurden wir von Sharon sofort begutachtet, ausgefragt und dann offenbar für OK befunden. Und da ich so schön gross bin, wurde ich sofort zum Glühbirnewechseln im Deckenventilator «abkommandiert». 

Essen bei Sharon & Phebe

Schon als wir einklariert haben, hat uns Roshan ganz begeistert vom Goat Race Festival in Buccoo berichtet. Das dürften wir auf keinen Fall verpassen! Eigentlich wollten wir länger in Charlotteville bleiben und haben uns bei Sharon erkundigt, wie wir nach Buccoo kommen könnten. Sie hat uns sofort angeboten, dass sie uns mitnehmen würden, sie würden sowieso hinfahren. Total nett!

Der Friedhof von Charlotteville. Man beachte „Sunrise“ und „Sunset“. An vielen Gräbern waren die Fischerruten der Verstorbenen hingemacht.
Kokosnüsse und…
… Mangos gab es im Überfluss.
Ausflug zum Fort Campbleton oberhalb von Charlotteville. Biggi findet eine neue Freundin 🙂
Dinghyausflug in der Man of War Bay

In Charlotteville gibt es nur einen hohen Betonsteg mit einer hölzernen Seitenplattform wo wir mit dem Beiboot anlegen konnten. Da dies auch der Ort ist, wo man Wasser füllen konnte, sollten wir das Dinghy nicht abschliessen, sondern nur so festmachen, dass es bei Bedarf von den Fischern verschoben werden könne. Das Abschliessen vom Dinghy ist in der Karibik eigentlich überall die Norm, denn vor allem die Aussenborder sind hier sehr begehrt und werden oft geklaut. Entsprechend war uns etwas mulmig beim Gedanken unser Beiboot unverschlossen alleine zu lassen. Ohne Beiboot ist man in der Karibik schlichtweg aufgeschmissen, da man hier fast ausschliesslich vor Anker liegt. Wir haben uns unnötigerweise Sorgen gemacht. In der ganzen Zeit auf Tobago ist nie etwas passiert. Im Gegenteil, an den Orten wo es keinen Steg gibt haben uns oft Einheimische spontan geholfen das Dinghy an Land oder wieder ins Wasser zu tragen. Das haben wir auf keiner der anderen Inseln hier erlebt.

Der Steg (mit Wasserhahn) von Charlotteville

So schön Charlotteville war, nach einer Woche hatten wir wirklich alles gesehen und haben entschieden mit dem eigenen Boot Richtung Buccoo zu segeln. Das hiess natürlich wieder, dass wir bei Customs und Immigration vorsprechen mussten, um das benötigte «Bay Hopping Permit» zu bekommen. Jetzt ist Roshan zur Hochform aufgelaufen – es gab wieder etwas zu tun! Unzählige Formulare und ein Besuch in der örtlichen Bibliothek später (um drei Kopien von den Schiffspapieren zu machen – der Kopierer beim Zoll war «out of order»…?) standen wir mit dem nötigen Papier auf der Strasse. Inzwischen war es schon 11 Uhr und wir sind bei Sharon vorbei um zu schauen, ob sie auch Frühstück serviert und uns zu verabschieden. Statt das gewünschte «Eier und Speck» hat sie uns eine lokale Spezialität «Salted Fisch mit Salat und frittiertes Brot» angeboten. Beim Gedanken Stockfisch und Salat zum Frühstück zu essen und dann noch mit einem warmen Kakaogetränk dazu waren wir schon etwas skeptisch, aber es war echt gut!  

Salted Fish zum Frühstück. Echt lecker!

Tobago liegt parallell zur vorherrschenden Windrichtung und es gibt eigentlich keine wirklich gut geschützten Buchten. Die meisten Buchten sind klein bis sehr klein und es hat überall mehr oder weniger Schwell.

Wie man sehen kann, ist Tobago wirklich eine kleine Insel und die Buchten an der Nordküste sind dem Wind und Schwell aus Nord bis Nordost ausgesetzt.
Bay Hopping Permit. Und meine Anti-Sargassogras Abweiser funktionieren nicht so wirklich…

Unser erster Stopp Englishman Bay war inmitten von bewaldeten Hügeln und mit einem kleinen weissen Sandstrand im Scheitel wunderschön. Und wir waren das einzige Boot. Eigentlich traumhaft, wenn es nicht derart rollig gewesen wäre. Nach nur einer Nacht, in der wir fast aus dem Bett gekullert sind, haben wir uns zur nächsten Bucht auf gemacht.

Englishman Bay: Von unten und von oben

Die Mount Irvine Bay sollte etwas mehr Schutz bieten und von dort konnten wir zu Fuss nach Buccoo laufen. Inzwischen war Ostermontag und am Tag danach sollte das Goat Race stattfinden. Der Spaziergang nach Buccoo dauerte eine knappe Stunde und der Rundgang durch den Ort war noch viel schneller gemacht. Ausser einem Stadion mit zwei überdachten Tribünen und eine Dance Hall gibt es sozusagen nichts dort. Uns wurde gesagt, dass wir am nächsten Tag rechtzeitig hier sein sollten, da die Parade um 10 und das Race um 11 Uhr los gehen.

Mount Irvine Bay mitsamt Segelbootwrack

Wir hätten es eigentlich erahnen können, aber als Europäer nimmt man Zeitangaben von Veranstaltungen wohl zu ernst. Wir standen sicherheitshalber schon um kurz vor 10 am Strassenrand, aber von einer Parade war weit und breit nichts zu sehen. Immerhin waren wir nicht die einzigen die dort gewartet haben, aber vielleicht die einzigen, die sich gewundert haben, dass so gar nix zu sehen war. Mit eineinhalb Stunden Verspätung ging dann die Parade los. Ein kleiner Karnevalsumzug mit Pan Bands, Soca Beats und tollen Kostümen hat aber für die Wartezeit entschädigt.

Buccoo Goat and Crab Racing Festival. Die Rennziegen werden im Pickup gebracht.
Die Parade vor den Rennen
Biggi mitten drin, statt nur dabei 🙂

Nach dem Umzug sind alle ins Stadion geströmt und haben sich einen Platz auf den Tribünen gesucht. Das Goat Race Festival ist DAS Ereignis in Tobago und lockt Besucher von allen karibischen Inseln an. Trotz des Besucherandrangs gab es irgendwie für alle einen Sitzplatz auf den Tribünen.

Ein bisschen „Ascotfeeling“ kam schon auf 🙂

Das Stadion erinnert stark an eine Pferderennbahn, ausser dass es nur eine gerade Rennstrecke von insgesamt 150m gibt. Ansonsten war es aber wirklich wie bei einem Pferderennen, es gab einen Paddock, die «Jockeys» trugen grellbunte seidene Outfits und die Geissen wurden dem Publikum wie Rennpferde vorgeführt. Die Jockeys sind barfuss gewesen und mussten mit der an einem 3m langen Seil geführten Geiss mitrennen. Nur wer es geschafft hat zusammen mit seiner Geiss am Seil(!) die Ziellinie zu überqueren wurde gewertet. Die Geissen waren tatsächlich richtige «Renngeissen» und sind abgegangen wie Schmitz’ Katze. Die Jockeys mussten schauen, dass sie irgendwie mitkamen und in jedem Lauf liefen immer mehrere Geissen ohne ihre Jockeys (die unter dem schallenden Gelächter des Publikums hinter ihren entflohenen Geissen herrannten) durchs Ziel.

Die Jockeys wärmen sich auf und führen ihre Rennziegen vor. Die Nr 8, die hier fast „erwürgt“ wird, war dann eine der Geissen, die ohne den Jockey ins Ziel kam 🙂
Das erste Rennen geht los…
…und ist nach wenigen Sekunden schon vorbei. Man beachte die Nr 8 ohne Jockey 🙂

Zwischen den Rennen wurde dem Publikum von zwei Animatoren eingeheizt und es gab gute Musik und kleine Wettbewerbe fürs Publikum. Ein grosser Food Court sorgte fürs leibliche Wohl der Leute. Ein rundum gelungener Tag und ein vermutlich einmaliges Erlebnis. Wir sind froh, dass wir dieses Spektakel miterleben durften!

Das indische Menu war eine Lotterie. Die „Doubles“ waren richtig lecker, die „Kügelchen“ eher weniger, aber scharf war alles.

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2 Gedanken zu „Der mit der Geiss rennt

  1. Ihr zwei lieben weltenbummler! bin immer noch voll dabei bei euren reiseberichten! vielen lieben dank dafür! es macht so spass zu lesen, wo ihr gerade seid und was ihr alles erkunden dürft! wundervoll, fantastisch, traumhaft, abenteuer pur, sinnlichkeit, nähe, die farbenpracht, nette leute kennenlernen, essen ausprobieren… um nur einiges zu nennen! so wundervoll schön, dass ihr das macht und erleben dürft! ❤️ mit den reiseberichten, habt ihr auch gleich ein tagebuch erschaffen für später, alles immer wieder in erinnerung zu rufen sammlungen für das herz und die seele bei uns herrscht volles aprilwetter und es ist nach wie vor frisch. morgens um 7 uhr: 6 grad aber auch hier wird es wohl bald „es bitzeli“ wärmer werden. fühlt euch umarmt, herzliche grüsse aus horgen, daniela

    1. hallo meine liebe
      ja, es ist wirklich ein traum was wir alles erleben dürfen. und wir finden es toll, so treue begleiter wie dich zu haben
      wir haben übrigens das debakel mit dem „böögg“ verfolgt und hoffen ganz fest, dass er nicht recht hat und der sommer in der schweiz lang und schön wird
      ganz liebe grüsse und einen festen drücker aus tobago ⛵️⚓️

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