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Schlagwort: Tobago

Der den Pferden hinterher rennt

Der den Pferden hinterher rennt

12.04. – 10.05.2023 Tobago, zweiter (und letzter) Teil – Grenada, Logstand seit Start 6965 sm

Der nächste Stopp war nur ein Katzensprung von der Mount Irvine Bay ums Eck in die Buccoo Bay. Diese Strecke war nicht ganz ohne, denn es ging im Zick-Zack zwischen mehreren Riffen durch, die teilweise weniger als einen Meter Wassertiefe haben. Um möglichst viele Informationen zur Verfügung zu haben, war ein Plotter mit der Kartenansicht und der andere mit dem Satellitenbild neben dem Steuerstand.

Zwischen den Riffen in die Buccoo Bay

Und natürlich das Fernglas ständig zur Hand. Das Wasser ist hier manchmal vom Orinocoabfluss getrübt und dadurch sieht man die Riffe nicht so gut. Das Echolot (Tiefenanzeige) ist in solchen Situationen keine allzu grosse Hilfe, da die Riffkanten steil aus der Tiefe ansteigen und es vorne am Bug schon zu flach wäre, wenn der Sensor in der Schiffsmitte Alarm schlagen würde. In Schleichfahrt sind wir ohne Zwischenfälle am Ankerplatz angekommen. Wieder vor einem langen und meist menschenleeren Strand und wieder als einziges Segelboot weit und breit.

RB ganz alleine in der Buccoo Bay

Buccoo ist neben dem Goat Race auch für die Sunday School und das grosse Buccoo Reef mit dem Nylon Pool und der Bon Accord Lagune bekannt. Die Sunday School ist eine weit herum bekannte Tanzveranstaltung, die jeden Sonntagabend stattfindet. Wir sind dort zwar nicht hingefahren, aber der Sound war so laut, dass es auch bei uns an Bord wie in einer Disco getönt hat. Im Gegensatz zu den meisten Dance Hall Events, wo ausschliesslich Soca und Reggae gespielt wird, kam hier auch viel andere gute Musik aus den Boxen. Irgendwann in den frühen Morgenstunden wurde es dann wieder still und die Beschaulichkeit von Buccoo hat wieder die Überhand gewonnen.

Beim Laufen am Strand hatten wir eine grosse Gruppe von Reitern gesehen, die mit den Pferden ins Wasser gegangen sind. Biggi ist zwar erst wenige Male auf einem Ross gesessen, aber die Vorstellung auf einem Pferd am Strand entlang zu reiten und dann noch ins Wasser gehen zu können hat sie sofort fasziniert. Ein verblichenes Plakat am Strand hat auf die Webseite von Veronika hingewiesen: «being-with-horses.com». Veronika, eine geborene Deutsche (aus Regenstauf bei Regensburg), ist eine ehemalige Profireiterin, die in mehreren Pferdeshows in Europa und USA aktiv war. In einem Tobagourlaub hat sie ihren Mann Lennon kennengelernt und seit 2007 haben beide Stück um Stück ein Pferdeparadies hier in Buccoo aufgebaut. Inzwischen haben sie eine Herde mit etwa 15 mehrheitlich ehemaligen Rennpferden, die sie möglichst artgerecht halten. Die Pferde laufen 16 Stunden pro Tag frei in der Herde rum und auch bei den Reitausflügen kommt die ganze Herde mit, egal wie viele Reiter im Sattel sind.

Biggi hatte Glück, denn am Tag als sie gebucht hatte, waren sie nur zu zweit und so bekamen beide die volle Aufmerksamkeit und Unterstützung von Veronica. Ich kann mit Pferden eigentlich nicht viel anfangen, bin aber als «Hoffotograf» trotzdem mit der Herde mitgelaufen. Das war auch für mich speziell, da ich wirklich mitten in der Herde lief und es überall um mich herum so grosse Tiere hatte. Ich habe nicht schlecht gestaunt wie schnell die Viecher sind, wenn sie «nur» gehen. Als die Herde am Schluss noch zum Galopp durchs Wasser ansetzte war dann aber fertig bei mir mit «mitlaufen»…

Mr. Divo und Biggi haben die gleiche Frisur 😉
Und ab geht’s im Galopp!

Wir lagen mit dem Boot ein rechtes Stück vom Ort Buccoo entfernt und das nächste Land war ein menschenleerer Strand mit Unmengen von toten Bäumen, die viele interessante Fotomotive boten. Der Strand war eigentlich nur gut vom Wasser aus zu erreichen und wir sind mit Kajak und SUP ein paar Mal hingepaddelt. Da es über das Riff ging, hatte es ab und zu eine brechende Welle und ich bin ein paar Mal unfreiwillig mit dem Kajak durch die Wellen gesurft. War selber verwundert, dass ich danach immer noch aufrecht im wackeligen Kajak sass.

Wir lagen jetzt fast an der Südspitze von Tobago. Das ist der einzige Teil der Insel, wo es etwas mehr Tourismusbetrieb hat. Es gibt ein paar kleinere Hotels und Resorts und einige Anbieter von Ausflügen.

DAS grosse Ding hier waren die Ausflüge mit dem Glasbodenboot zum Buccoo Reef und zum Nylon Pool. Der Nylon Pool ist eine riesige sehr flache Stelle im Riff, die bei Niedrigwasser so seicht ist, dass an manchen Stellen das Seegras rausschaut. Tagtäglich um die Mittagszeit waren immer mehrere von den Ausflugsbooten am Riff draussen. So ein Ausflug kostet ca. 70.- US$ pro Nase und dann ist man im Rudel unterwegs. Wir sind stattdessen zwei Mal alleine am Vormittag mit dem Dinghy hingefahren und hatten das ganze Gebiet für uns alleine. Superschön und ein bisschen surreal mitten im Meer im knöcheltiefen Wasser zu stehen. Und schon wieder 280.- US$ «gespart» 😉

Irre Farben im glasklaren Wasser vom Nylon Pool

Der einzige Nachteil von diesem Ankerplatz war wieder das Rollen. Der Wind kam von Südost und die Dünung von Nordost. Das heisst das Boot lag immer seitlich zur Dünung und hat erbärmlich gerollt. Wenn man bei einem Katamaran vor Anker die Gläser festhalten muss, damit sie nicht umkippen (und Biggi langsam eine bleiche Nase bekommt) ist es Zeit etwas zu unternehmen. 

Eine Yacht kann vor Anker verhältnismässig einfach gedreht werden, indem man ein Seil in die Ankerkette einhakt und dieses hinten am Boot befestigt. Dann wird die Kette nachgelassen und gleichzeitig am Seil gezogen und schwupps liegt das Boot schräg bzw. quer zum Wind. Beim Kat ist das Prinzip dasselbe, aber weil die Ankerkette zwischen den beiden Bugspitzen rauskommt sollte man verhindern, dass die Kette an einem der Rümpfe schrammt.

Umlenkung der Ankerkette

Nun ja, das muss man aber erst realisieren… Gut werden wir RARE BREED im Sommer wieder an Land holen um die abgeschabte Farbe erneuern zu können.

Nach ein wenig Tüfteln haben wir es doch geschafft RARE BREED ohne weiteres Kettengeschramme quer zum Wind zu legen. So hat das Rollen zwar abgenommen, aber der teilweise frische Wind hat ungehindert seitlich ins Cockpit gepfiffen. Naja, einen Tod muss man sterben.

Als wir nach ein paar Tagen die Buccoo Bay verlassen wollten um nach Pigeon Point zu fahren, hat es nur «Klack-Bzzzzzz» gemacht als wir die Motoren starten wollten. Beide haben sich nicht starten lassen und auch die Ankerwinsch hat keinen Mucks mehr getan. Das war jetzt ein bisschen doof! Wir lagen mitten in einem Riffgebiet, aus dem wir keinesfalls unter Segel alleine heil rauskommen würden und dann noch vor einer Insel, wo es so gut wie gar nichts an technischer Unterstützung zu erwarten gibt.

Üben mit dem Überbrückungskabel

Irgendwann konnte ich tatsächlich die eine Maschine und die Ankerwinsch zum Leben erwecken (Hallelujah!) und wir konnten mit nur einem Motor den gleichen Weg zwischen den Riffen rausfahren, wie wir ein paar Tage vorher reingefahren sind. 

Statt zum Pigeon Point, wo es ausser einem kleinen Resort gar nichts gibt, sind wir unter den gegebenen Umständen lieber zur Store Bay gefahren, wo es wenigstens einen Bus nach Scarborough, Restaurants, ein paar Läden und Autovermietungen gibt. Wer weiss, ob wir nicht doch etwas brauchen würden?

Blick in die Store Bay raus

In der Store Bay kommt die Unterwasser-Starkstromleitung von Trinidad an Land. Diese Leitung hat 33’000 V Spannung und versorgt ganz Tobago mit Strom. Wenn man diese Leitung mit dem Anker erwischt, würde das das Boot zu etwas ähnlichem wie der explodierende Böögg vom Zürcher Sechseläuten verwandeln und dazu noch alle Lichter in Tobago ausgehen lassen. Beides irgendwie keine so prickelnde Vorstellung. Im Cruising Guide steht, dass die Stelle wo das Kabel an Land kommt, mit einem grossen Schild am Strand markiert sei, aber zusätzlich solle man sich südlich der Hauptstrasse halten, die vom Strand ins Landesinnere geht. Die Strasse war zum Glück gut auszumachen, aber weit und breit kein Schild zu sehen. Auch die im Buch beschriebene nächtliche Warn-Beleuchtung war nirgends zu erspähen. Als wir später an Land gingen, haben wir das inzwischen völlig hinter Palmenblättern versteckte Schild entdeckt…

Links das Schild, dass man von See aus hätte sehen sollen…

Die Situation mit den Motoren hat mir natürlich keine Ruhe gelassen und sobald wir sicher vor Anker lagen ging es im Sinne von «Jugend forscht» los. Nach mehreren Startversuchen, Tests und Messungen glaubte ich den Fehler eingegrenzt zu haben. Die naheliegende Vermutung, dass die Starterbatterien schuld – sprich leer – waren, hat (wenigstens auf den ersten Blick) nicht zugetroffen. 

Unsere Motoren haben neben getrennten Dieseltanks und auch jeder eine eigene Starterbatterie. Damit beide Starterbatterien geladen werden, auch wenn nur eine Maschine läuft, sind sie gegenseitig über eine Elektronikbox miteinander verbunden. Vermutlich hat diese zwanzigjährige Elektronikbox ein Problem und «kappte» die Verbindung zwischen Anlasser und Starterbatterie. «Vermutlich», weil ich das erst herausfinden kann, wenn ich alles elektrisch trenne und durchmesse – und das sind an die 10 verschiedenen Kabel… Als autodidaktischer Möchtegern-Elektriker mag ich so etwas lieber nicht an einem Ort wie Tobago zerlegen. Wenn ich dabei etwas verbastel haben wir ein wirklich ernsthaftes Problem am Hals. Zumal genau diese Box bereits dem Elektriker auf Fehmarn vor zwei Jahren  Kopfzerbrechen verursacht hat… 

Wenn man ein Problem nicht nachhaltig lösen kann, muss – um weiter zu kommen – eine Übergangslösung gefunden werden. (Kleine Nebenbemerkung: Es ist irgendwie lustig zu realisieren, dass die Regeln vom Incident und Problem Management, die ich im Berufsleben oft gebaucht habe, auch hier ihre Gültigkeit haben). Unser «Work-Around» war, die Starterbatterien mittels Überbrückungskabel zu umgehen. So konnten jetzt beide Motoren und die Ankerwinsch über unsere Bordbatteriebank gestartet bzw. betrieben werden. Das müsste reichen um uns sicher in die Marina in Grenada zu bringen. 

Die Strecke nach Grenada könnten wir zur Not auch ohne funktionierende Maschinen machen, schliesslich haben wir ein Segelboot. Aber die Einfahrt in die Bucht, wo wir in Grenada hinmüssen, ist auch nur über eine schmale Durchfahrt zwischen Riffen und mit querlaufendem Strom zu erreichen. Dort ohne Maschine und ohne funktionierende Ankerwinsch reinzufahren wäre nicht lustig. Auch das anschliessende Anlegen in der engen Marina wäre ohne Motoren nur mit externer Unterstützung möglich. 

Nachdem das geregelt war, konnten wir uns wieder den angenehmeren Seiten vom Bootsleben widmen. Store Bay war im Endeffekt der bessere Ankerplatz als Pigeon Point. Dort war es zwar optisch extrem reizvoll, aber auch viel rolliger als in der Store Bay. Von Store Bay aus war es nur ca. 2 km nach Pigeon Point, was wir sowohl zu Fuss, wie auch mit SUP/Kajak zurücklegen konnten. 

Mit SUP und Kajak zum Pigeon Point
Der wohl bekannteste Steg in Tobago von See aus gesehen
Zu Fuss zum Pigeon Point und den schönen Steg
Wegweiser und die „Coconut Weather Station“

In Charlotteville ist uns nahe gelegt worden, uns nach Ankunft im südlichen Teil der Insel bei den Behörden in Scarborough zu melden. Also haben wir uns Tickets besorgt und sind mit dem Bus hingefahren. Ich war vor 27 Jahren schon mal hier und das Busticket hat damals schon nur 2 TT$ (ca. € 0.25!) gekostet. Das heisst, die Preise wurden seither kein bisschen erhöht. 25 Cent für eine Busfahrt von 45 Minuten in einem klimatisierten Bus – sowas muss man sich bei uns in der Schweiz oder Deutschland mal vorstellen…

Busticket mit Preisen wie vor 30 Jahren
Auf den ersten Blick dachten wir es wäre eine echte Palme!

Der Besuch und die Diskussionen bei Immigration ist haargenau in der gleichen Art wie in Charlotteville weitergegangen. Die Beamtin wollte unsere Papiere nicht akzeptieren, weil ein wichtiges Dokument fehle. Die Beamten in Charlotteville hätten natürlich etwas falsch gemacht… Als sie lakonisch meinte, dass wir deswegen jetzt halt nach Charlotteville zurückfahren sollten um das fehlende Dokument abzuholen, habe ich kurz «rot» gesehen.  Anhand meiner Körpersprache hat sie hat wohl realisiert, dass sie den Bogen jetzt überspannt hatte. Schnell hat sie mir die Telefonnummer von Customs gegeben, damit ich es mit denen selber klären konnte. Das ging dann auch irgendwie. Auf dem Weg zu Customs hat Biggi es geschafft mich wieder ein wenig zu beruhigen und so sind wir wieder ganz freundlich und zurückhaltend dort reinspaziert. Dort ging es dann wesentlich netter und hilfsbereiter zu. Am Schluss hatten wir nicht nur alle benötigten Papiere, sondern auch ein paar Cashews und Mangos aus dem Garten der Zöllnerin bekommen. Das nennt man wohl ein Wechselbad der Gefühle.

Das Leben hier ist gefährlich… 😉
„Männliche“ und „Weibliche“ Waschräume – Deutsche Sprak, schwere Sprak 🙂

Bei einem Besuch von Pigeon Point sind wir von einem Einheimischen namens Wayne angequatscht worden. Als er erfuhr woher wir kamen, hat er sofort fliessend Schwedisch mit mir gesprochen. Er sei schon 10(!) Mal in Schweden gewesen und hätte die Sprache so gelernt. Und da sein Bruder in Deutschland lebt, konnte er auch ein paar Brocken Deutsch. Irgendwie schon absurd, auf dieser kleinen Insel immer wieder in unseren Muttersprachen angesprochen zu werden. Wayne erzählte uns, dass er seit 25 Jahren Tourguide sei und uns gerne eine Tour anbieten würde. Und weil wir Schwedische Segler seien, würde er uns auch einen guten Preis machen. Inzwischen haben wir realisiert, dass es oft mehr bringt mit einem lokalen Guide unterwegs zu sein als selber ein Auto zu mieten. Weil Wayne uns so sympathisch war, haben wir auf gut Glück zugesagt, ohne zu wissen auf was oder wen wir uns da einlassen. Eine nachträgliche Recherche hat ergeben, dass wir wohl einen Glücksfall erwischt hatten, die Bewertungen von ihm und seinen Touren waren durchwegs positiv. Und seine Aussage «Ich mache euch einen besseren Preis» hat er auch eingehalten.

Zur abgemachten Zeit hat uns Wayne mit seinem Pickup am Strand abgeholt. Als erstes hat er uns einen grossen Sack mit Früchten aus seinem Garten überreicht – auch etwas was wir bis jetzt so noch nicht erlebt hatten! Kaum sind wir losgefahren hat sein Telefon geklingelt und eine Amerikanerin hat angefragt, ob er kurzfristig eine Inseltour machen würde. Nach Rücksprache mit uns hat er den beiden jungen Mädchen zugesagt. Also ging es zuerst zu ihm nach Hause, wo wir in seinen Minibus umgestiegen sind. Dabei hat er für Biggi schnell noch ein paar Kräuter aus seinem Garten gezupft.

Wayne zeigt uns einen Gummibaum, Waynes Haus

Auf dem Weg zum Hotel der Mädchen konnten wir in einem Teich Kaimane und in der Nähe ein paar Exemplare vom Nationalvogel «Rufus-Vented Chachalaca» sehen. Das ist ein fasanenähnlicher Vogel, der wie ein heiserer Hahn tönt und daher im Volksmund einfach «Cockericoh» genannt wird. Der Vogel schmeckt offenbar sehr gut und so landet er – obwohl er als Nationalvogel natürlich geschützt ist – des Öfteren im Kochtopf. Es gibt aber so viele davon, dass sie regelrecht zur Landplage («It’s our national bird, but also a national pest!») geworden sind. Und sie fressen den Leuten buchstäblich das Korn vom Feld weg. Die Behörden drücken daher bei dem Jagdverbot beide Augen zu, aber es werden wohl nicht genug davon erlegt, damit der Bestand etwas ausgedünnt würde. Auf meine Frage an Wayne, wieso er jetzt keine Cockericohs mehr jage meinte er, dass er sich jetzt Chicken leisten könne. Tja, so etwas nennt man wohl Luxus…?

Der Nationalvogel oder „National Pest“ von Tobago

Die Tour ging rund um die ganze Insel und wir haben viel gesehen und erfahren.

Parlatuvier Bay
Englishmen Bay

Neben einer kleinen Wanderung zum «Argyle Waterfall» mitsamt einem erfrischenden Bad im natürlichen Süsswasserpool unter dem Wasserfall, haben wir auch gesehen wie Brot im traditionellen Lehmofen gebacken wurde. Dies ist keine Touristenattraktion, sondern gelebte Tradition. Im Dorf Castara wird zwei Mal die Woche der Lehmofen am Dorfplatz von zwei alten Frauen eingeheizt und für das ganze Dorf gebacken. Das gesamte Brot ist von den Einwohnern vorbestellt und Wayne konnte nur mit Mühe und Not ein wenig für uns zum Probieren ergattern. Hat richtig gut geschmeckt.

Argyle Waterfall mit Süsswasserpool
Brotbacken im Lehmofen

Ausserdem hat Wayne mit uns zusammen Waxapples, Mangos und weitere Bananenstauden geerntet. Die Bäume seien Allgemeingut und jeder könne nehmen was er wolle. Vor allem die Mangos lagen zu hunderten am Boden rum und wären dort verfault. Wir waren übrigens nicht die einzigen die dort gesammelt haben und sind mit einer grossen Tüte voller Mangos zum Bus zurück.

Reiche Ernte nach dem Ausflug mit Wayne

Als wir nach Charlotteville kamen und aus dem Bus stiegen, wurden wir sofort von einem der Einheimischen überschwänglich begrüsst. Das war derjenige, mit dem wir uns schon mehrmals auf Deutsch unterhalten hatten, als wir mit dem Boot dort vor Anker lagen. Er hat uns natürlich sofort wieder erkannt und wollte wissen «was wir denn hier machen».

Mittagessen gab’s bei «Sharon & Phebs». Dort hat uns Sharon ebenso wie alte Freunde begrüsst und fragte spasseshalber, ob die beiden Mädchen unsere Töchter seien. Die Mädels haben über unseren Bekanntheitsgrad gestaunt und hatten wohl das Gefühl mit irgendwelchen «Berühmtheiten» unterwegs zu sein 😃.

Abendstimmung Store Bay
„Das grosse Fressen!“ Dieses Schauspiel hat sich zwei Mal neben unserem Boot abgespielt: Ein grosser Schwarm von Jungfischen lockt jagende Thunfische an und von oben attackieren die Möven und Fregattvögel. Das nennt man wohl „in die Zange genommen zu werden“.

Wir hatten von Anfang an geplant längere Zeit auf Tobago zu bleiben. Erstens, weil wir vermutlich nicht so schnell wieder hierherkommen würden und zweitens, weil wir in Grenada in einer Marina liegen müssen, während wir auf Tobago das Leben vor Anker geniessen konnten. Wegen dem Ärger mit den Motoren bzw. der Elektrik blieben wir den Rest der Zeit in der Store Bay liegen, was uns gar nicht gestört hat. Hier lagen wir zum ersten Mal auf Tobago (halbwegs) ruhig im Wasser und ausserdem gab es hier allerhand zu tun und zu sehen. 

An Bord gibt es immer etwas zu machen
Für das Kajak haben wir hier unerwarteterweise einen Sitz bekommen, den wir natürlich ausprobieren müssen.
Besuch unter und neben dem Boot
Sundowner 🙂
Draussen schlafen ist bei diesen Temperaturen eine coole Sache – bis der nächtliche Regenschauer kommt.

Tagtäglich kamen die lokalen Glasbodenboote hierher um ihre Gäste von den beiden Resortanlagen für den Trip ins Buccoo Reef und zum Nylon Pool abzuholen. Auf den doppelstöckigen Holzbooten war immer voll die Party und die Musik war derart laut aufgedreht, dass wir uns ernsthaft gefragt haben, wie sie das an Bord überhaupt aushalten konnten. Mit der Zeit kannten wir die grell bemalten Boote wie «Cool Runnings», «Reef Boss» oder «Rush Hour», die im Normalfall schräg vor uns durch gefahren sind um an den Strand zu kommen. Eines Tages ist eines davon langsam an uns vorbei Richtung offenes Meer getrieben. Am Anfang dachten wir uns gar nichts dabei, bis wir sahen wie ein junger Mann wie verrückt hinterher schwamm. Da wurde uns klar, dass niemand an Bord war und sich das Boot alleine auf den Weg gemacht hatte. Es war offensichtlich, dass das Boot schneller wegtrieb, als der Typ schwimmen konnte. Also haben wir schnell das Dinghy zu Wasser gelassen und sind hinterhergedüst um ihm zu helfen. Seine Erleichterung und Dankbarkeit waren offensichtlich. Ohne unsere schnelle Hilfe wäre das Boot vielleicht auf Nimmerwiedersehen nach Venezuela getrieben. 

Die Glasbodenboote

Neben uns in der Store Bay lag ein weiterer Katamaran an einer Boje. Den hatten wir schon ein paar Mal vor Anker im Buccoo Reef gesehen. Es war offensichtlich jemand, der damit Tagesausflüge mit Gästen machte. Ein bisschen Recherche hat zu Tage gefördert, dass die «PICANTE» von einem deutschen Skipper geführt wurde. Markus’ bisheriger Lebenslauf, welcher auf seiner Webseite beschrieben ist, erschien uns spannend. Er hatte sein erstes Boot bei einem Pokerspiel gewonnen, ist irgendwann über den Atlantik gesegelt, nach ein paar Jahren auf Tobago «hängen geblieben» und hat hier sein Chartergeschäft eröffnet. Also haben wir Kontakt aufgenommen und uns auf Anhieb gut mit ihm verstanden. Es war spannend Markus Schilderungen zum Leben auf Tobago, wo er inzwischen sesshaft geworden ist zu hören. Durch Markus sind wir auf das Restaurant «The Pasta Gallery» aufmerksam geworden. Das war ganz eindeutig das kulinarische High Light in Store Bay. Erstaunlicherweise war es preislich gar nicht teurer als die meisten anderen Restaurants in der Gegend und als wir den Geschäftsführer Fabrizio kennengelernt haben, wurde die Begeisterung umso grösser. Fabrizio ist Tessiner und konnte neben Pasta (hausgemacht und sensationell lecker) zubereiten obendrein Schweizerdeutsch sprechen. Im Normalfall essen wir selten auswärts Nudelgerichte, aber die selbergemachte Pasta von Fabrizio war schon ein besonderer Gaumenschmaus, welchen wir uns in der Zeit sogar ein zweites Mal gegönnt haben.     

Mit Markus in der Pasta Gallery

Direkt vor unserem Boot war ein kleines Riff, wo wir ein paar Mal vom Boot aus hin geschnorchelt sind. Das war ganz nett und einmal haben wir sogar vier grosse Stachelrochen beobachten können. Leider war das Wasser oft eher trüb und wir waren im Blindflug unterwegs.

Impressionen von unser „Hausriff“ in Store Bay
Biggi oben, Rochen unten.

Wir hatten inzwischen von Markus erfahren, dass es weit draussen am Buccoo Reef Bojen hätte, wo man mit dem Dinghy festmachen konnte um zu Schnorcheln. Gesehen hatten wir sie aber bisher nicht (da zu weit draussen) und in der Seekarte war auch nichts dazu vermerkt. Der Spot hiesse «Coral Garden» und sei sehr schön zum Schnorcheln. Was die Glasbodenboote können, konnten wir auch und sind eines vormittags mit Trinkwasser, Hand-Funkgerät (falls wir Hilfe benötigen sollten) und dem Schnorchelzeugs bewaffnet mit dem Dinghy los, um den Coral Garden zu finden. Zum Glück hatten wir ein Handy mit der Navigationssoftware dabei, denn die Bojen waren wirklich nirgends zu sehen. So sind wir einfach quer über das Riff in die Richtung gefahren wo uns gesagt wurde, dass die Bojen seien – das war direkt aufs offene Meer hinaus. Beim Dinghyfahren bin ich da eher zurückhaltend mit «so weit raus» zu fahren.

Die Schnorchelbojen (Pfeil) und der Nylon Pool beim blauen Punkt (etwa in der Mitte)

In diesem Fall befanden wir uns aber im flachen Wasser innerhalb des Buccoo Reefs und so hätten wir zur Not sogar ankern können, wenn z.B. der Motor ausgestiegen wäre. Als wir die Bojen dann endlich ausfindig gemacht hatten und an einer festmachen konnten, war ich ziemlich erleichtert.

Auf zum Bucoo Reef, vorbei an Pigeon Point
Janz weit draussen…

Das Land war augenscheinlich ganz schön weit weg hinter uns und dann wirkt so ein kleines Dinghy plötzlich ziemlich verloren. Der Aufwand hat sich aber definitiv gelohnt! Dies war der bisher schönste Schnorchelspot den wir besucht haben. Wunderschöne Korallen in allen möglichen Formen und Farben, ziemlich viele verschiedene Fische und sogar ein Schwarm Kalmare. Jetzt hätte ich gerne eine richtige Unterwasserkamera dabeigehabt!  

Kalmare
Schöne Korallen

Auf dem Rückweg haben wir einen Zusatzbogen gemacht und sind nochmals zum Nylon Pool gefahren, den wir schon besucht hatten als wir noch in der Buccoo Bay lagen. Die Wasserfarben dort sind einfach genial!

Ab zum Nylon Pool!
Einfach cool!
Und wieder zurück zum Boot

Wir konnten den Pigeon Point von der Store Bay aus gut zu Fuss erreichen, was wir auch ab und zu gemacht haben, um uns wieder mal die Beine zu vertreten. Bei einem dieser Spaziergänge ist uns eine kleine Schwarzkopfmöwe aufgefallen, die sich so komisch bewegt hat. Sie hatte ihren Kopf und Fuss unnatürlich nahe zusammen und versuchte immer vom Boden hoch zu fliegen, was ihr aber nicht gelang. Beim Näherkommen sahen wir, dass sie an einem Fischersilk hing und deshalb nicht wegkonnte. Nach dem Einfangen war klar was los war: sie hatte einen kleinen Fischerhaken im Fuss UND einen im Schnabel und beide waren mit einem Stahlvorfach miteinander verbunden. Das Lösen war ohne Werkzeug gar nicht so einfach, ist zum Glück mit ein wenig Gefummel dann doch gegangen und sie konnte von dannen fliegen. Seither haben wir auf unseren Ausflügen ein kleines Leathermann-Tool dabei. Diese Geschichte trug sich übrigens am gleichen Tag zu wie die Rettungsaktion mit dem abtreibenden Boot. Die Vorgabe «Jeden Tag eine gute Tat» hatten wir an dem Tag sicher erfüllt 😃

Mövenrettungsaktion

Wir hatten zwar einen Tagesausflug mit Wayne gemacht, aber es gab noch mehr zu sehen auf Tobago. So haben wir uns für einen Tag ein Auto gemietet. Im Landesinneren ist das grosse Naturreservat des Main Ridge Regenwaldes, welches bereits 1776 unter Schutz gestellt wurde und das wir gerne besuchen wollten. Tobago und Trinidad haben früher mal zum Südamerikanischen Kontinent gehört und weisen eine deutlich andere Flora und Fauna als die anderen Karibikinseln auf. Heute sind leider viele Tierarten schon ausgerottet, aber es gibt Bestrebungen, einige Arten wieder anzusiedeln. Der «Roy Corbin Wildlife Park» ist eine Auffang- & Zuchtstation für viele dieser Tierarten und den haben wir als erstes besucht. Michael, der Sohn von Roy, hat mit uns eine Privatführung durch den weitläufigen Park gemacht und wir haben viel über die Tiere und Pflanzen dort erfahren. Sie sind eine Nonprofitorganisation und haben ehemaliges Weideland der Familie in den letzten 30 Jahren zu einem Regenwald heranwachsen lassen. Auf diesem Land werden die Tiere so natürlich wie möglich gehalten und wo möglich nachgezogen und ausgewildert. Neben vielen Vögeln konnten wir Tiere wie Agoutis, Gürteltiere, Schlangen, Rotschwanzeichhörnchen, Opossums, Kaimane usw. sehen.

Die Führung ging schlussendlich mehr als drei Stunden und entsprechend später als geplant sind wir dann am Gilpin Trace Trailhead angekommen. Das ist ein Gebiet mit mehreren Wanderpfaden durch den Regenwald. Wir hatten wieder einmal das Glück völlig alleine dort zu sein. Das war ein ganz besonderes Erlebnis, denn so konnten wir uns voll auf die eindrückliche Geräuschkulisse im Regenwald fokussieren. Da es weit und breit keine bewohnten Gebiete oder andere Menschen gab, waren wir nur von Wassergeplätscher und den Lauten der vielen Vogelarten umgeben. Aus Zeitgründen konnten wir leider nicht ganz so weit wandern, aber das Innehalten und Lauschen der Laute des Regenwaldes war sowieso wichtiger als die zurückgelegte Wegstrecke. Andächtig und dankbar über dieses Erlebnis traten wir den Rückweg an.

Der Regenwald ist wie damals in den Tarzanfilmen

Wenn man als Segler schon mal ein Auto zur Verfügung hat, muss natürlich auch eingekauft werden. Beim Anstehen an der Kasse kam unser Tourguide Wayne in den Supermarkt reinspaziert. Als er uns sah, wollte er wissen wie lange wir noch da seien, weil er uns gerne noch Früchte aus seinem Garten bringen wolle. Und am nächsten Tag ist er tatsächlich extra nochmals nach Store Bay gefahren und hat uns eine grosse Tüte mit einem Büschel Rosmarin, Mangos, Papayas, Maracujas und Limonen geschenkt. Wie nett ist denn das? 

Die Früchte von Wayne

Am 9. Mai war es soweit und wir sind netterweise von Markus nach Scarborough gefahren worden um Ausklarieren zu können. Das hat dieses Mal «nur» 2,5 Stunden gedauert… Zuerst zu Immigration, wo wir nach einer Wartezeit von 30 Minuten von einem Bürogehilfen ca. 5 Formulare zum Ausfüllen bekamen. Irgendwann kam dann tatsächlich noch die zuständige Beamtin ins Büro und nach weiteren Formularen ausfüllen, bekamen wir endlich die Freigabe um quer durch den Hafen zur nächsten Behörde, dem Zoll zu gehen. Dort sassen fünf Leute rum und hatten ganz offensichtlich nichts zu tun. Auf einem Bildschirm liefen Musikvideos und es wurde ungeniert ins Handy geschaut während die Papierberge fast den ganzen Raum füllten, was aber offensichtlich keinen der Anwesenden sonderlich interessierte. Unser Anliegen wurde von einem Beamten bearbeitet, der so etwas wohl zum ersten Mal gemacht hat. Was er an Papieren ausgefüllt, x-fach kopiert und in mindestens fünf verschiedene Mappen «abgelegt» hat, war einfach nur absurd. Am Schluss bekamen wir einen ganzen Stapel von Formularen mit, die wir «bräuchten». Als wir als Letztes die Gebühren bezahlt haben, hat uns die Kassiererin statt 48.- TT$ nur 40.- zurückgegeben. Erst auf meinen Hinweis hin hat sie uns kommentarlos das fehlende Geld ausgehändigt. Tobago ist ja wirklich eine schöne Insel mit netten Leuten, aber der Administrationswahnsinn und die Arroganz gewisser Uniformträger ist echt unglaublich! 

Warten auf die Immigrationbeamtin

Von Tobago nach Grenada sind es 70 Seemeilen. Im Normallfall zu viel um es in einem Tag zu schaffen und so haben wir den Wecker auf Mitternacht gestellt um gut bei Tageslicht anzukommen. Die Motorengeschichte lag mir etwas auf dem Magen. Wir hatten immer noch das Problem, die Motoren nur mit Überbrückung zu den Bordbatterien starten zu können. Ich hatte das Anlassen sicherheitshalber in der Zeit in Store Bay zwei Mal getestet und da hatte es bei beiden Maschinen beim ersten Versuch geklappt. Aber der Teufel ist ein Eichhörnchen und als wir nachts loswollten, hat die linke Maschine – trotz Überbrückung und vollen Bordbatterien – nicht starten wollen! Ausser «klack-klack-klack» ist nichts passiert. Das war insofern ein Problem, weil die Ankerwinsch ohne den linken Motor auch nicht funktioniert. Mitten in der Nacht und mit dem Wissen, dass wir das Problem hier auf Tobago nicht nachhaltig würden lösen können, war schon irgendwie blöd.

Erst nach mehreren Versuchen ist der zweite Motor doch noch zum Leben erwacht. Puhh! Dieses Erlebnis hat meinen Entschluss, die Motoren während der ganzen Überfahrt mitlaufen zu lassen erst recht bestätigt. Und bis jetzt hatten unsere Motoren uns (wenn sie laufen) nie im Stich gelassen.

Nächtlicher Start in Tobago

So kam es, dass wir im Rekordtempo von Tobago nach Grenada gedüst sind. Etwa 20 Knoten Wind von der Seite (halber Wind), einen mitlaufenden Strom und die beiden Maschinen mit 1800 Umdrehungen, haben uns regelrecht fliegen lassen. Wir standen schon um 10:30 Uhr kurz vor der Einfahrt zur Marina. 

Zurück in Le Phare Bleu

Das Anlegemanöver hat Biggi gefahren. Sie fährt meistens die Manöver und ich hantiere die Leinen, aber erstens sind wir nur selten in Marinas und zweitens, hat sie bisher nur Anleger gefahren, wo wir uns längs an einen Steg gelegt haben. Dieses Mal musste sie das Boot mit dem Heck ca. 1 m vor der Pier stillhalten, damit ich die Heckleinen belegen konnte. Danach wird das Boot mit leichtem Schub vorwärts in die Leinen gefahren und stabilisiert, bis die vorderen Leinen an den Muringleinen (Trossen im Hafenbecken) angebunden sind und das Boot somit an allen vier Ecken gehalten wird. Es lief alles wie am Schnürchen und ohne Hektik oder ein lautes Wort ab – gut gemacht mein Schatz!

Als wir fertig angebunden waren, habe ich die Marineros gefragt, ob wir hier jetzt fix an diesem Platz liegen bleiben könnten. Etwas verwundert haben sie «Ja klar, wieso frägst du?» geantwortet. Als ich ihnen sagte, dass wir die Motoren nach dem Abstellen nicht mehr anbringen würden, haben sie etwas verdutzt geschaut und mussten dann aber laut loslachen 😃

Nach einem halben Jahr segeln und ankern ohne je eine Marina besucht zu haben, war alles, aber auch wirklich alles, von einer Salzschicht überzogen, der wir in den kommenden Tagen mit viel Süsswasser zu Leibe rücken würden. Aber zuerst mussten wir nach St. Georges fahren um einzuklarieren. Unser Autovermieter Zack hat uns als treue Kunden freundlicherweise umsonst nach St. Georges und wieder zurückgebracht. Das Einklarieren hat gerade mal 15 Minuten gedauert und die Beamten haben sich köstlich über den Papierberg aus Tobago amüsiert. Sie haben lediglich zwei der Zettel gebraucht und uns grinsend den Rest zur freien Entsorgung zurückgegeben.

Fazit Tobago

Wie alle karibischen Inseln hat auch Tobago seine Schattenseiten. Die Wirtschaft ist seit Covid massiv geschrumpft und die Arbeitslosigkeit ist hoch. Sehr viele der Erwerbstätigen sind vom Staat angestellt, der aber derart korrupt und ineffizient ist, dass wichtige (Infrastruktur)-Projekte nicht vorankommen. Der Staat Trinidad und Tobago hat enorme Ölvorkommen, aber das kommt offenbar nur ganz wenigen zu Gute und die Mehrheit der «normalen» Leute sehen von dem ganzen Geld gar nichts. Gleichzeitig werden diverse Grossprojekte, wie zum Beispiel der neue Flughafen auf Tobago von China finanziert und umgesetzt. Wozu Tobago einen neuen und grösseren Flughafen braucht, konnte uns niemand erklären. Der jetzige sei bereits gross genug, um Interkontinentalflüge abfertigen zu können. Eine der absolut einmaligen Naturressourcen, der Asphaltsee in Trinidad, ist vom Trinidadianischen Staat für 99 Jahre an die Chinesen verpachtet worden. So bremst sich ein eigentlich reicher Staat wegen Misswirtschaft und Korruption selber aus.

We loved Tobago!

Wir waren insgesamt fünf Wochen auf Tobago. Die Insel ist wirklich anders als die restlichen Karibikinseln. Natur und Tierwelt sind stark vom Südamerikanischen Kontinent geprägt. Der Tourismus ist nur sehr schwach ausgebaut und die Mehrheit der Besucher sind Trinidadianer, kurz Trini’s genannt 😃. Da ist man als Ausländer schon von vorneherein interessant und kommt schnell mit der Lokalbevölkerung in Kontakt. Wir haben auf vielen Inseln sehr positive Begegnungen mit Einheimischen gehabt, aber auf Tobago war es irgendwie authentischer und wir hatten das Gefühl, die Leute haben sich wirklich interessiert zu erfahren woher wir kommen und wie wir leben. Die Erlebnisse, als wir z.B. nach Charlotteville zurückkamen und wie alte Bekannte begrüsst wurden, war schon etwas Spezielles. Dass es keinerlei Infrastruktur für Yachten gibt und auch die Anreise eine kleine Herausforderung ist, haben wir bisher nur auf Barbuda erlebt. In der Folge sind auf Tobago nur wenige Yachties anzutreffen, was uns ganz gut gefallen hat. Die berühmten einsamen Buchten sind hier der Normalfall – einfach nur schön.

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Der mit der Geiss rennt

Der mit der Geiss rennt

18.03.-11.04.2023 Martinique – Tobago (Teil 1) Logstand seit Start 6883 sm

2020, als wir diese Reise geplant haben, sprachen wir immer davon, dass wir als erste Insel in der Karibik Tobago anlaufen wollten. «Weihnachten auf Tobago» war unser Aufhänger, als wir noch im kalten Schweizer Winter von tropischen Ankerplätzen geträumt haben. 

Nun, dann kam Corona und hat alle Pläne durcheinandergebracht. Im November 2021, als wir auf den Kanaren unsere Atlantiküberquerung vorbereitet haben, waren die Grenzen von Trinidad und Tobago noch zu und die Insel damit unerreichbar für uns. 

Barbados und Tobago liegen als einzige Antilleninseln weit östlich der übrigen Inseln im Antillenbogen. Wind und Strom machen die Anreise oft herausfordernd und so fristen beide, in Bezug auf besuchende Segelyachten, eine Art Schattendasein verglichen mit den restlichen Kleinen Antillen. 

Der Traum von Tobago hat uns trotzdem nicht losgelassen und so haben wir einen Weg gesucht, wie wir dorthin segeln können. Wenn man auf der Karte schaut, sieht man, dass Martinique so weit östlich liegt, dass man von dort einen gut segelbaren Kurs bis Tobago hat (bzw. haben sollte, wie wir später lernen sollten…) auch wenn das ein Törn von fast 200 Seemeilen (ca. 370 km) ist.

Streckenverlauf Martinique nach Tobago

Der Aufenthalt in Martinique war dieses Mal nur ein Stop-Over, um Vorräte und Treibstoff aufzufüllen und auf ein gutes Wetterfenster für den Schlag nach Tobago zu warten. 

Lebensmittelvorräte aufstocken, inventarisieren und verstauen
Wassermacher warten
In St. Anne hat ein ganz „schlauer“ deutscher Skipper seinen Anker so gelegt, dass er uns komplett blockiert hat und unmittelbar vor unserem Bug zu liegen kam. Auch unseren Hinweis, dass wir am nächsten Morgen früh rausgehen würden hat ihn nicht zum Umankern bewegen können: „Er hätte 40 Jahre Erfahrung und wüsste schon was richtig sei…“. Es kam wie es kommen musste, beim Ankeraufgehen mussten auch sie wegfahren um uns Platz zu machen. Es gibt eben solche uns solche…

Die Tankstelle in Le Marin ist immer sehr gut besucht und man muss vor der Tankstelle treibend warten bis man an der Reihe ist und einen Platz zum Anlegen findet. Wir sind daher frühmorgens hin, um schon zur Öffnungszeit dort zu sein. Diese Idee hatten leider auch einige andere und es ging recht hektisch zu. Wer jetzt denkt, dass die Tankwarte, wie bei den meisten Schiffstankstellen, einem beim Anlegen und Tanken helfen würden, kennt die Franzosen schlecht. Schliesslich war es erst acht Uhr morgens und da muss zuerst ausgiebig Kaffee und Croissants im Büro genossen werden… Dazu kommt, dass Diesel auf Französisch «Gasoile» und Benzin «Essence» heisst. Das «Gasoile» kommt auch nicht wie anderswo aus einer schwarzen, sondern aus einer gelben Zapfpistole. Das alles hat in der Hektik dazu geführt, dass ich aus Versehen Benzin statt Diesel in den rechten Dieseltank gefüllt habe. Zum Glück haben wir es nach 20 Litern schon gemerkt. Die ersten Googlerecherchen ergaben, dass man einen Dieselmotor AUF KEINEN FALL anstellen darf, wenn es Benzin im Diesel hat. Das würde zu irreparablen Schäden führen. Dies trifft aber zum Glück nur auf moderne Dieselmotoren zu, alte Dieselmotoren sind da wesentlich unempfindlicher. Bis zu 10% Benzinbeimischung sollte bei unseren 20-jährigen Motoren kein Problem sein. Bei 235 Liter Tankvolumen pro Tank lag der Benzinanteil gerade unterhalb dieser Grenze. Wir waren schon etwas hellhörig und nervös, als wir den rechten Motor angelassen haben, aber er schnurrte los wie wenn nichts gewesen wäre. Manchmal ganz gut, wenn man nicht immer die neuste Technik an Bord hat!

Die Folgen des Streiks wegen Macron’s Rentenreform hat man auch auf Martinique gespürt
Eine Wanderung zu „unserem“ Strand in der Petite Saline Baie musste natürlich auch sein 🙂

Neben Einkaufen und ein paar Wartungsarbeiten, haben wir noch Kurt (der schwedische Einhandsegler, mit dem ich viel Zeit verbracht habe, als Biggi im November-Dezember in Deutschland war) und Volker und Iris von der EXIT ONE getroffen sowie Martina und Johan aus Finnland kennengelernt.

Martina und Johan, Iris und Volker und Jan mit Kurt am Steg
Biggi hat ihren ersten Zopf an Bord gebacken und auch sonst feine Sachen aufgetischt
Letzer Abend in Martinique. Die Sonne geht hinter dem Diamantfelsen unter.

Nach etwa zwei Wochen war es soweit. Der Wind sollte für zwei Tage aus Nordost wehen, eher etwas stark, aber immerhin aus einer günstigen Richtung. Wir sind am Freitagmorgen mit dem ersten Tageslicht los und rechneten damit, nach ca. 30 Stunden, also am Samstagmittag in Tobago anzukommen. 

Bei längeren Törns planen wir die Abfahrt immer so, dass wir bei Tageslicht ankommen. Das mag den einen oder anderen wundern, aber ein Boot hat kein Licht und daher ist das nächtliche Einlaufen etwas was wir nur machen, wenn wir sicher sind, dass es problemlos möglich ist. Unser Ziel war Charlotteville in der Man of War Bay im Norden von Tobago. Eine Bucht in der sehr viele unbeleuchtete Fischerboote und – noch schlimmer – viele unbeleuchtete Netze zu erwarten waren. Da wollten wir nicht im Dunkeln rein.

Der Wind blies wie vorhergesagt mit ca. 20 Knoten und am ersten Tag machten wir entsprechend immer so um die 6-7 Knoten Fahrt. Das Wetter war auch schön, aber das Geschaukel der Atlantikwellen war schon ziemlich heftig und leider dauerte es nicht allzu lange bis Biggi eine bleiche Nase hatte und sich hinlegen musste. 

Am ersten Tag war das Wetter noch gut. Am Zweiten weniger…

Kurz nach Mitternacht ging unsere Geschwindigkeit – trotz nach wie vor starkem Wind – immer mehr zurück und irgendwann liefen wir teilweise sogar unter 3 Knoten. Hatten wir ein Netz oder Seil gefangen? Mit einer starken Taschenlampe habe ich um und hinter dem Boot ins Wasser geleuchtet, aber es war nichts zu erkennen. Im Gegenteil – im Wasser sah es immer noch so aus, wie wenn wir zügig unterwegs wären. 

Unsere Logge, die unsere Geschwindigkeit durchs Wasser anzeigt, ist schon seit ich das Boot übernommen habe defekt. Trotz Austausch hat sie nie richtig funktioniert und irgendwann habe ich mich damit abgefunden nur die Geschwindigkeit über Grund zu sehen, die vom GPS angezeigt wird. Im Normalfall ist das auch völlig ausreichend, ausser bei Strom, denn da gehen die Werte von der Geschwindigkeit über Grund und die durchs Wasser auseinander. Ich konnte also nur vermuten, dass wir es hier mit einem starken Gegenstrom zu tun hatten. Und siehe da – in der Seekarte war tatsächlich eine kleine Notiz, die ich bei der Planung übersehen hatte. Der Südäquatorialstrom setzt nördlich von Tobago mit 3-4 Knoten gegen NW, für uns also schräg von vorne. Um noch bei Tageslicht anzukommen mussten wir aber mindestens 5 Knoten laufen. Also haben wir «Vollgas» gegeben. Das heisst, alle Segel ausgerefft und beide Maschinen dazu genommen. Mit Müh und Not sind wir so auf knapp 5 Knoten gekommen und mit dem sprichwörtlich letzten Tageslicht in der Bucht angekommen. Nach der langen Motorlaufzeit wussten wir wenigstens mit Sicherheit, dass das Benzinmalheur in Martinique nichts angerichtet hatte.

Endlich ist Tobago in Sicht!

Nach 34 Stunden Geschaukel war endlich Ruhe im Boot und Biggi ist wieder aus der waagerechten Lage aufgetaucht. Sie hatte seit dem Abendessen vom Donnerstag in Martinique fast nichts mehr gegessen und war bei der Ankunft entsprechend erschöpft, aber wenigstens war jetzt die Übelkeit vorbei. 

Tobago ist tatsächlich anders als die restlichen Karibikinseln. Es kommen pro Jahr nur noch wenige Hundert Yachten nach Tobago. Es gibt auch keinerlei Infrastruktur für Yachten, wie auf all den anderen Karibikinseln und in den meisten Buchten muss man ziemlich weit draussen ankern, weil die Fischer in Landnähe ihre Netze auslegen. Das führt dann oft dazu, dass man der Dünung stärker ausgesetzt ist und das Boot stark rollen kann. Sogar unser Kat hat manchmal so stark gerollt, dass wir uns festhalten mussten. Das Beiboot kann man nur am Strand hochziehen, da es bis auf ganz wenige Ausnahmen gar keine Stege oder Anlegemöglichkeiten gibt. So waren wir oft die einzige Yacht in einer Bucht. Dafür wird man mit viel Natur und extrem freundlichen Menschen belohnt. 

Neues Land, neues Geld. Wegweiser an der Pier in Charlotteville.

Trinidad und Tobago haben reiche Naturschätze und daher keinen grossen Fokus auf Yachttourismus gelegt. Sogar die jährliche Angostura-Regatta, die früher immer einige Hundert Yachten angezogen hat, wird nicht mehr durchgeführt. Tobago ist in Bezug auf Tourismus und Segelboote wirklich wie die restliche Karibik vor etwa 50 Jahren war.

Man of War Bay. Ganz wenige Schiffe in der grossen Bucht

Dass das Einklarierungsprozedere ausserdem das komplexeste und zeitaufwändigste der ganzen Karibik ist, macht es für Yachties auch nicht gerade einladend, aber ein Erlebnis ist es allemal. Man muss sich vorstellen, dass diese kleine Insel in zwei Verwaltungsbezirke aufgeteilt ist, die sich anscheinend gegenseitig nicht so recht über den Weg trauen. Wenn man wie wir, im Norden ankommt und in den Süden segeln will, muss man dies vorher mit 15-20 (kein Witz!) Formularen beantragen. Dabei müssen die Behörden von Charlotteville (nördlicher Bezirk) den Kollegen von Scarborough (südlicher Bezirk) informieren, dass eine Yacht die Bezirksgrenze überschreiten wird. Dass es sich dabei um drei verschiedene Behörden (Port Authority, Immigration und Customs) – die man selbstverständlich in der «richtigen» Reihenfolge aufsuchen muss – handelt, macht es für Laien komplett undurchsichtig. Nach ca. 3.5 h war der erste Teil in Charlotteville erledigt und wir schon beste Freunde mit Roshan, dem indischstämmigen Zöllner und seinem kleinen Sohn. Wegen der wenigen Besucher langweilen sich die Beamten und so ist jeder Neuankömmling eine willkommene Abwechslung zur Dauerbeschäftigung am Handy. Die Zöllner sind von Trinidad und jeweils für 9 Monate auf Tobago stationiert und dann kommen neue Leute. Das heisst, alle naselang wechseln die Kollegen und selbstverständlich ist alles, was die alten Kollegen gemacht haben vergessen oder falsch. Egal mit welchem Beamten wir gesprochen haben, es hiess immer: «Nein, nein, dass was uns der andere erzählt habe sei ja völlig falsch!» Irgendwie kamen wir uns ein bisschen wie Asterix und Obelix mit dem Passierschein A38 bei den römischen Beamten vor.

Amtliches Anschlagbrett in Charlotteville
Am Strand werden Netze ausgeworfen, der Fang ist aber bescheiden.
Wesentlich erfolgreicher sind die Fischer, die mit ihren Booten in und vor der Bucht am Schleppangeln sind. Fangfrischer Tuna, Wahoo und Mahi Mahi wird täglich angeboten

Charlotteville ist ein verschlafenes Örtchen, welches primär vom Fischfang lebt. Hotels gibt es keine und die wenigen Touristen, die sich nach Charlotteville verirren haben sich in kleine Guest Houses eingemietet. Ausser dem quirligen Fischmarkt gibt es einen kleinen Gemüsestand am Strassenrand und einen kleinen Dorfladen neben dem jeder Tante-Emma-Laden wie ein Supermarkt wirkt.  An der einzigen Tankstelle gab es gerade keinen Diesel, aber wer braucht das schon, wenn die Aussenborder der Fischerboote alle mit Benzin laufen. Lustigerweise gab es aber einige Tobagonier (ja so nennen sie sich 😉 ), die Deutsch und sogar ein paar Brocken Schwedisch sprechen können, was sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit uns geübt haben. Bei den wenigen Weissen dort waren wir bald so bekannt im Ort, dass wir bei jedem Landgang wie alte Freunde begrüsst wurden. 

Die Stromleitungen hängen hier tief… Der Dorfladen

Der Fischmarkt ist «der» Treffpunkt im Ort und obwohl es Sonntag war gab es fangfrischen Fisch. Wir haben uns einen kleineren Thunfisch ausgesucht und gespannt zugeschaut wie sie ihn routiniert und mit wenigen Schnitten gesäubert und ausgenommen haben. Gekostet hat es gerade mal 50 TT$ (€ 6.70) pro kg. Soll mal einer sagen die Karibik ist so teuer!

Am Fischmarkt in Charlotteville ist immer etwas los.

In einem der wenigen Restaurants in Charlotteville «Sharon & Phebe» herrscht Sharon, eine resolute Frau, der man besser nicht widersprach. Es gab drei Gerichte zur Auswahl: Huhn, Fisch oder Shrimps und alle hatten mit Rice and Peas, Linsen, Gemüse und Salat die gleichen Beilagen. Aber das Essen war wirklich schmackhaft und ausserdem sehr preiswert. Als einzige Gäste wurden wir von Sharon sofort begutachtet, ausgefragt und dann offenbar für OK befunden. Und da ich so schön gross bin, wurde ich sofort zum Glühbirnewechseln im Deckenventilator «abkommandiert». 

Essen bei Sharon & Phebe

Schon als wir einklariert haben, hat uns Roshan ganz begeistert vom Goat Race Festival in Buccoo berichtet. Das dürften wir auf keinen Fall verpassen! Eigentlich wollten wir länger in Charlotteville bleiben und haben uns bei Sharon erkundigt, wie wir nach Buccoo kommen könnten. Sie hat uns sofort angeboten, dass sie uns mitnehmen würden, sie würden sowieso hinfahren. Total nett!

Der Friedhof von Charlotteville. Man beachte „Sunrise“ und „Sunset“. An vielen Gräbern waren die Fischerruten der Verstorbenen hingemacht.
Kokosnüsse und…
… Mangos gab es im Überfluss.
Ausflug zum Fort Campbleton oberhalb von Charlotteville. Biggi findet eine neue Freundin 🙂
Dinghyausflug in der Man of War Bay

In Charlotteville gibt es nur einen hohen Betonsteg mit einer hölzernen Seitenplattform wo wir mit dem Beiboot anlegen konnten. Da dies auch der Ort ist, wo man Wasser füllen konnte, sollten wir das Dinghy nicht abschliessen, sondern nur so festmachen, dass es bei Bedarf von den Fischern verschoben werden könne. Das Abschliessen vom Dinghy ist in der Karibik eigentlich überall die Norm, denn vor allem die Aussenborder sind hier sehr begehrt und werden oft geklaut. Entsprechend war uns etwas mulmig beim Gedanken unser Beiboot unverschlossen alleine zu lassen. Ohne Beiboot ist man in der Karibik schlichtweg aufgeschmissen, da man hier fast ausschliesslich vor Anker liegt. Wir haben uns unnötigerweise Sorgen gemacht. In der ganzen Zeit auf Tobago ist nie etwas passiert. Im Gegenteil, an den Orten wo es keinen Steg gibt haben uns oft Einheimische spontan geholfen das Dinghy an Land oder wieder ins Wasser zu tragen. Das haben wir auf keiner der anderen Inseln hier erlebt.

Der Steg (mit Wasserhahn) von Charlotteville

So schön Charlotteville war, nach einer Woche hatten wir wirklich alles gesehen und haben entschieden mit dem eigenen Boot Richtung Buccoo zu segeln. Das hiess natürlich wieder, dass wir bei Customs und Immigration vorsprechen mussten, um das benötigte «Bay Hopping Permit» zu bekommen. Jetzt ist Roshan zur Hochform aufgelaufen – es gab wieder etwas zu tun! Unzählige Formulare und ein Besuch in der örtlichen Bibliothek später (um drei Kopien von den Schiffspapieren zu machen – der Kopierer beim Zoll war «out of order»…?) standen wir mit dem nötigen Papier auf der Strasse. Inzwischen war es schon 11 Uhr und wir sind bei Sharon vorbei um zu schauen, ob sie auch Frühstück serviert und uns zu verabschieden. Statt das gewünschte «Eier und Speck» hat sie uns eine lokale Spezialität «Salted Fisch mit Salat und frittiertes Brot» angeboten. Beim Gedanken Stockfisch und Salat zum Frühstück zu essen und dann noch mit einem warmen Kakaogetränk dazu waren wir schon etwas skeptisch, aber es war echt gut!  

Salted Fish zum Frühstück. Echt lecker!

Tobago liegt parallell zur vorherrschenden Windrichtung und es gibt eigentlich keine wirklich gut geschützten Buchten. Die meisten Buchten sind klein bis sehr klein und es hat überall mehr oder weniger Schwell.

Wie man sehen kann, ist Tobago wirklich eine kleine Insel und die Buchten an der Nordküste sind dem Wind und Schwell aus Nord bis Nordost ausgesetzt.
Bay Hopping Permit. Und meine Anti-Sargassogras Abweiser funktionieren nicht so wirklich…

Unser erster Stopp Englishman Bay war inmitten von bewaldeten Hügeln und mit einem kleinen weissen Sandstrand im Scheitel wunderschön. Und wir waren das einzige Boot. Eigentlich traumhaft, wenn es nicht derart rollig gewesen wäre. Nach nur einer Nacht, in der wir fast aus dem Bett gekullert sind, haben wir uns zur nächsten Bucht auf gemacht.

Englishman Bay: Von unten und von oben

Die Mount Irvine Bay sollte etwas mehr Schutz bieten und von dort konnten wir zu Fuss nach Buccoo laufen. Inzwischen war Ostermontag und am Tag danach sollte das Goat Race stattfinden. Der Spaziergang nach Buccoo dauerte eine knappe Stunde und der Rundgang durch den Ort war noch viel schneller gemacht. Ausser einem Stadion mit zwei überdachten Tribünen und eine Dance Hall gibt es sozusagen nichts dort. Uns wurde gesagt, dass wir am nächsten Tag rechtzeitig hier sein sollten, da die Parade um 10 und das Race um 11 Uhr los gehen.

Mount Irvine Bay mitsamt Segelbootwrack

Wir hätten es eigentlich erahnen können, aber als Europäer nimmt man Zeitangaben von Veranstaltungen wohl zu ernst. Wir standen sicherheitshalber schon um kurz vor 10 am Strassenrand, aber von einer Parade war weit und breit nichts zu sehen. Immerhin waren wir nicht die einzigen die dort gewartet haben, aber vielleicht die einzigen, die sich gewundert haben, dass so gar nix zu sehen war. Mit eineinhalb Stunden Verspätung ging dann die Parade los. Ein kleiner Karnevalsumzug mit Pan Bands, Soca Beats und tollen Kostümen hat aber für die Wartezeit entschädigt.

Buccoo Goat and Crab Racing Festival. Die Rennziegen werden im Pickup gebracht.
Die Parade vor den Rennen
Biggi mitten drin, statt nur dabei 🙂

Nach dem Umzug sind alle ins Stadion geströmt und haben sich einen Platz auf den Tribünen gesucht. Das Goat Race Festival ist DAS Ereignis in Tobago und lockt Besucher von allen karibischen Inseln an. Trotz des Besucherandrangs gab es irgendwie für alle einen Sitzplatz auf den Tribünen.

Ein bisschen „Ascotfeeling“ kam schon auf 🙂

Das Stadion erinnert stark an eine Pferderennbahn, ausser dass es nur eine gerade Rennstrecke von insgesamt 150m gibt. Ansonsten war es aber wirklich wie bei einem Pferderennen, es gab einen Paddock, die «Jockeys» trugen grellbunte seidene Outfits und die Geissen wurden dem Publikum wie Rennpferde vorgeführt. Die Jockeys sind barfuss gewesen und mussten mit der an einem 3m langen Seil geführten Geiss mitrennen. Nur wer es geschafft hat zusammen mit seiner Geiss am Seil(!) die Ziellinie zu überqueren wurde gewertet. Die Geissen waren tatsächlich richtige «Renngeissen» und sind abgegangen wie Schmitz’ Katze. Die Jockeys mussten schauen, dass sie irgendwie mitkamen und in jedem Lauf liefen immer mehrere Geissen ohne ihre Jockeys (die unter dem schallenden Gelächter des Publikums hinter ihren entflohenen Geissen herrannten) durchs Ziel.

Die Jockeys wärmen sich auf und führen ihre Rennziegen vor. Die Nr 8, die hier fast „erwürgt“ wird, war dann eine der Geissen, die ohne den Jockey ins Ziel kam 🙂
Das erste Rennen geht los…
…und ist nach wenigen Sekunden schon vorbei. Man beachte die Nr 8 ohne Jockey 🙂

Zwischen den Rennen wurde dem Publikum von zwei Animatoren eingeheizt und es gab gute Musik und kleine Wettbewerbe fürs Publikum. Ein grosser Food Court sorgte fürs leibliche Wohl der Leute. Ein rundum gelungener Tag und ein vermutlich einmaliges Erlebnis. Wir sind froh, dass wir dieses Spektakel miterleben durften!

Das indische Menu war eine Lotterie. Die „Doubles“ waren richtig lecker, die „Kügelchen“ eher weniger, aber scharf war alles.

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