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Schlagwort: Banedup

Welcome to Panama! – Oder wie ein Mietwagen einfach verschwindet…

Welcome to Panama! – Oder wie ein Mietwagen einfach verschwindet…

23.02.-09-04.2024, San Blas – Panama Festland, Logstand seit Start 8‘369 sm

Unser Lieblingsankerplatz in San Blas vor der Insel Banedup hält uns fast auf den Tag genau einen Monat „gefangen“. Viele Ankerplätze in den San Blas sind relativ ungeschützt oder man ankert in eher tiefem Wasser, und viele der Inseln sind bis ans Wasser mit dichtem Gestrüpp bewachsen, sodass man nicht wirklich an Land gehen kann. Banedup in den Holandes Cays bietet einen gut geschützten Ankerplatz in eher flachem Wasser und es hat einige Inseln, die man komplett am Strand entlang umrunden kann. Dass es auch noch eine kleine Strandbar, ein Restaurant und sogar zwei Beachvolleyballfelder hat ist natürlich ein Extrabonus, den wir und viele andere Segler gerne schätzen. So ist hier immer etwas los und schwupps ist ein Monat um 😉

Die Kunas dort kennen uns auch langsam und so entstehen immer wieder nette Begegnungen und Gespräche. Mit unserem (noch) sehr holperigem Spanisch ist es manchmal etwas schwierig, aber irgendwie versteht man sich dann doch. Als wir einen Dinghyausflug zur Nachbarinsel machen, werden wir sofort von einigen Kunakindern in Empfang genommen und händchenhaltend zeigen sie uns ihre schöne Insel. Rein „zufällig“ endet der Ausflug neben einer Hütte, wo handgemachter Schmuck verkauft wird. Ganz schön geschäftstüchtig die Kleinen 😉 Logisch, dass wir ein Armband kaufen wollen. Es kostet 5.- Dollar, aber auf der ganzen Insel findet sich niemand, der eine 20.- Dollar Note wechseln kann. Kein Problem – mit Händen und Füssen erklären wir, dass wir zum Boot zurückfahren um einen passenden Schein zu holen. Die Kunakinder wachsen sozusagen auf dem Wasser auf und so wollen sie alle natürlich zu unserem Boot mitkommen. Die inzwischen auf 8 Kinder angewachsene Gruppe hilft eifrig mit, das Dinghy ins Wasser zu ziehen und völlig überladen tuckern wir mit der ganzen Kinderschar zu RARE BREED zurück. Der Kleinste ist gerade mal vier Jahre alt und der Älteste 14. Da wir keine Ahnung haben, ob die Kinder schwimmen können sind wir natürlich extra vorsichtig und halten den kleinsten Mitfahrer die ganze Zeit an der Hand. An Bord finden alle rasch einen Sitzplatz im Cockpit und schauen sich etwas scheu um. Als dann ein Teller Kekse auf den Tisch kommt ist der Bann gebrochen und es dauert keine Minute und alles ist aufgefuttert. Auch der Inhalt vom zweiten Teller verschwindet in rekordverdächtiger Geschwindigkeit in den Mündern der Krümelmonster. Nach der Rückreise und Bezahlung des Armbandes winkt uns die ganze Schar zum Abschied vom Strand aus zu. Ein schönes Erlebnis, welches uns wieder vor Augen führt, dass wir dringend Spanisch lernen sollten.

Gegen Ende unserer Zeit in den San Blas kaufen wir nochmals einen lebendigen Hummer von einem lokalen Fischer. Erst nach dem Kauf wird uns bewusst, dass bereits Schonzeit ist und gar keine Hummer gefangen, geschweige denn verkauft werden dürften. Also beschliessen wir eine gute Tat zu machen und lassen das Tier wieder frei.

In den San Blas ist die Versorgung mit Benzin nur an wenigen Orten möglich und wir hatten daher alle Kanister vor der Abfahrt in Linton Bay gefüllt. Schlussendlich haben wir nur sehr wenig Benzin gebraucht und konnten damit einem anderen Segler eine grosse Freude machen, indem wir ihm kurz vor der Abfahrt 45 l Benzin verkaufen.

Aber auch der schönste Ankerplatz muss irgendwann verlassen werden. Unsere Aufenthaltsbewilligung in Panama läuft Ende März aus und wir müssen aus- und wieder einreisen, um wieder ein neues Touristenvisum zu bekommen.

Hoch und trocken sitzt das Wrack vom Frachter auf dem Riff bei den Chichime Cays – ein Mahnmal an den Navigator…

Nach den vier Wochen am gleichen Ort, dauert es eine ganze Weile, bis wir den tief vergrabenen Anker wieder an Deck bekommen. In zwei Tagestörns mit einem Übernachtungsstopp in Portobelo wollen wir nach Colon in die Shelter Bay Marina. In Portobelo besucht uns abends noch ein Delfin in der Ankerbucht und die Brüllaffen geben ein lautes Abendkonzert.

In Portobelo sind wir fast alleine

Tags darauf geht es bei diesigem Wetter die wenigen Meilen nach Colon weiter. Schon von weitem sind die vielen Pötte zu sehen, die draussen auf Reede liegen und auf ihre Kanalpassage warten. Die Einfahrt nach Colon ist gleichzeitig die Zufahrt zur Atlantikseite vom Panamakanal und wird entsprechend genau überwacht und geregelt.

Ca. 8 Seemeilen vor der Einfahrt muss man sich über Funk bei der Balboa Pilot Station anmelden und bekommt kurz vor der Einfahrt dann von ihnen das OK, um im riesengrossen Vorhafen einzufahren. 15 Minuten später sind wir schon an unserem Liegeplatz in der Marina angekommen. Die Einfahrt in der Box gestaltet sich wegen den engen Verhältnissen und dem Seitenwind etwas schwieriger als erwartet, aber mit Ruhe und einem weiteren Anlauf hat Biggi RARE BREED ohne Schrammen an den Steg gebracht.

Nach so langer Zeit vor Anker ist der Kontrast zum Marinaleben schon krass. Man kann jederzeit an Land steigen, hat Strom und Wasser im Überfluss und vor allem Nachbarn unmittelbar neben dem eigenen Boot. Am ersten Abend gibt es ein schönes Wiedersehen mit den Crews von der USI und der SEGEL.BAR, die wir zuletzt vor mehr als einem Jahr in St. Martin getroffen haben.

Da wir auf dem Weg von Curaçao nach Panama Kolumbien ausgelassen haben, bietet es sich an, zwecks Erneuerung des Touristenvisums einen Kurzausflug nach Cartagena zu machen, um diese schöne Stadt auch zu sehen.

Nach einem kurzen Flug landen wir am 22. März in Cartagena. Zuerst müssen wir am Flughafen einen Bankautomaten finden, um Kolumbianische Pesos für das Taxi in der Stadt zu ergattern. Bei dem geringen Wert des Pesos wird man dabei schnell zum Millionär 😉

Mit einem Bündel Geld im Hosensack lassen wir uns mit dem Taxi zu unserem Airbnb bringen, welches sich mitten in Getsemani, DAS Ausgehviertel von Cartagena befindet. Von der Terrasse von unserem Zimmer aus sieht man direkt auf die bekannte Gasse mit den vielen aufgehängten Schirmen, zentraler geht nimmer!

Wir waren vorgewarnt, dass es hier laut sein würde und die Ohrenstöpsel, die uns der Vermieter auf den Kopfkissen bereitgelegt hat, sprechen eine deutliche Sprache… So ist es dann auch, das Quartier pulsiert vor Lebensfreude und der Salsasound ist allgegenwärtig. Die Party geht JEDE Nacht bis in die frühen Morgenstunden und danach kommen die Jungs von der Strassenreinigung, die selbstverständlich ihre Arbeit mit lautem Salsasound aus grossen Bluetoothlautsprechern versüssen… Irgendwann kann man auch beim grössten Lärm einschlafen, aber wie die Ortsansässigen das tagaus, tagein aushalten ist uns ein Rätsel.

Der Nobelpreisträger Gabriel Jose Garcia Marquez hat neben der Tür von unserem Airbnb gesessen und aus seinem Werk „100 Jahre Einsamkeit“ gelesen.

Abends und nachts sind die Strassen voll mit feiernden Menschen, es gibt unzählige Bars, die ihre Sitzgelegenheiten auf dem Trottoir haben und das Durchkommen dadurch noch schwieriger machen.

Man wird quasi dazu „genötigt“ 😉 einen der vielen Cocktails zu probieren… Zwei Mojitos kosten gerade mal 20‘000.- Pesos was ungefähr 5.- Dollar entspricht. Die Preise sind überhaupt erstaunlich tief, was man wegen den immensen Beträgen auf den Preislisten erst mal realisieren muss. Und die Küche ist vielseitig und gut. Die Auswahl ist ebenfalls riesig und von wirklich sehr günstigem Street Food über Tapas bis zum Steak bekommen wir alles was das Herz begehrt.

Street Food
Sonnenaufgang über Cartagena

Cartagena hat, neben dem Kunst- und Partyviertel Getsemani, auch eine schöne ummauerte Altstadt und einen kleinen Stadtpark, wo wir sogar Faultiere und Affen frei rumwuseln sehen. Wobei man bei den Faultieren wohl eher von „Abhängen“ reden sollte 😉

Gar nicht so einfach zu sehen, die Faultiere, die perfekt in ihrer Umgebung „verschwinden“.

Mit dem „Hop on, hop off“-Bus erfahren wir (im wahrsten Sinn des Wortes) alle Sehenswürdigkeiten von Cartagena.

Die Helmpflicht gilt hier offenbar nur für den Fahrer…!

Ein Besuch im bekannten Caféhaus „San Alberto“ darf natürlich auch nicht fehlen. Dort erfahren wir viel über den Kolumbianischen Kaffee und können über unterschiedliche Zubereitungsarten die verschiedenen Geschmacksnoten erleben.

Vollbepackt mit neuen Eindrücken und feinem kolumbianischen Kaffee, fliegen wir nach fünf Tagen wieder nach Panama zurück.

Bei der Passkontrolle werden wir von einem Beamten angewiesen, in einer gesonderten „Expressschlange“ anzustehen. Erst nach ein paar Minuten dämmert es uns, dass Senioren hier (wie an vielen anderen Stellen in Panama auch) ungefragt bevorzugt behandelt werden. Ist ja grundsätzlich nett, aber irgendwie ist es ernüchternd feststellen zu müssen, dass wir inzwischen offenbar zu den „senior Citizens“ gehören. Immerhin ist der Panamaische Begriff „Jubilado“ irgendwie sympathischer als Rentner…

Panama City by Night

Nach einer Nacht in einem Hotel in Panama City wollen wir am nächsten Tag unseren schon vor Wochen reservierten Mietwagen bei Avis abholen. Aber daraus wird nix, denn die Dame bei Avis erklärt uns, dass sie keine Autos mehr haben! Das gibt es doch nicht!? Wir fallen aus allen Wolken, so etwas haben wir beide noch nie im Leben erlebt! Da nützt alles Bitten, Toben und Fluchen nichts. Kein Auto da – weder in der Stadt noch am Flughafen und ihr Chef sei schon in den Osterferien verschwunden… „Lo siento!“ Ich koche vor Wut, aber das bringt ja nichts. Es ist wie es ist und Biggi meint nur lakonisch „Welcome to Panama!“

In unserer Not – wir brauchen wirklich ein Auto, da wir eine Reise entlang der Panamaischen Pazifikküste mitsamt vorreservierten Unterkünften geplant haben – mieten wir einen Wagen bei der Konkurrenz auf der anderen Strassenseite. Teurer, kleiner und nur für 11 statt 30 Tage. Grummel!

Dass wir offenbar kein Einzelfall sind wird uns klar, als wir bei „Crown Rent a Car“ ein Pärchen treffen denen genau dasselbe widerfahren ist, aber bei einem anderen Vermieter. Später haben uns andere panamaerfahrene Leute erzählt, dass das tatsächlich nicht so ungewöhnlich sei – vor allem so kurz vor den Feiertagen in der Hauptsaison. Anscheinend werden vorreservierte Autos von der Mietstation in Eigenregie kurzfristig zu höheren Preisen an Laufkundschaft vermietet. Welcome to Panama.

Sundowner in der Shelter Bay Marina

Wir haben inzwischen entschieden, die Regen- und Gewitterzeit von April bis November in der Shelter Bay Marina zu verbringen. Die Idee nach Bocas del Toro zu segeln, uns dort in die Marina zu legen und die Sprachschule vor Ort zu besuchen, haben wir verworfen. Erstens können wir dort keinen Platz reservieren (Strictly first come, first served) und zweitens haben wir von mehreren Seglern zu hören bekommen, dass es dort wegen dem intensiven Taxi-Bootsverkehr in der Marina sehr unruhig sei. Da ist es hier in der Shelter Bay Marina wesentlich ruhiger.

Panama hat zwar keine tropischen Wirbelstürme, stattdessen gibt es während der Regenzeit heftige Gewitterstürme, gegen die man sich auf einem Boot fast nicht schützen kann. Wenn ein Blitz im Mast einschlägt kann der Schaden sehr gross werden. In einer Marina gibt es rund um uns herum viele höhere Masten, und wir denken uns, dass das Risiko, dass es ausgerechnet uns trifft, hier kleiner ist, als wenn wir irgendwo alleine vor Anker liegen. Wir hoffen, dass wir uns da nicht täuschen…

Zudem bietet die Marina einige Annehmlichkeiten, die sehr praktisch sind, wenn man länger an einem Ort bleibt. Es gibt einen kleinen Lebensmittelladen und einen Gemüsestand in bzw. vor der Marina, ausserdem fährt der kostenlose Shuttlebus zwei Mal täglich zum grossen Einkaufzentrum Cuatro Alto in Colon. In der Marina selber gibt es einen Pool und sogar ein kleines klimatisiertes Fitnesscenter, einen klimatisierten Aufenthaltsraum mit WLAN und Arbeitstischen und eine überdachte Grillstelle. Alles das ist in den Liegeplatzgebühren enthalten.

Der Gemüsestand vor der Marina

Die Marina liegt mitten in einem Naturschutzgebiet und unmittelbar vor dem Tor fängt der Regenwald an, wo es Brüllaffen, Faultiere, Nasenbären und sehr viele Vögel usw. zu sehen bzw. hören gibt. Und gelegentlich schwimmt sogar ein Krokodil durch die Marina…

Diese Nasenbären werden hier auch Coatis genannt, und die sieht man wirklich häufig um die Marina herum.

Es ist also kein Wunder, dass es viele Yachten hier hat, und die Seglergemeinschaft ist wirklich sehr aktiv und unternehmungslustig. Alle sind in der Shelter Bay WhatsApp-Gruppe und es wird täglich rege diskutiert, gefragt, geholfen und Aktivitäten angeboten. Sonntags ist ein regelrechter „Stresstag“: Morgens um 10 ist Gottesdienst (wer das möchte) und um 13 Uhr kann man beim Mexican Domino Train mitspielen. Um 17 Uhr wird der Grill eingeheizt und jeder der will bringt sein Grillgut, etwas zu trinken und eine Beilage zum Teilen.

Das Restaurant hat täglich von 16:30-18:30 Happy Hour, wo ein Bier für gerade mal 1.75 Dollar zu haben ist und mehrmals die Woche wird ein Special Menu angeboten, welches um die 12 bis 15.- Dollar kostet. Also leisten wir uns auch ab und zu ein Auswärtsessen.

ABER, das Leben an Bord in der Marina hat auch seine Herausforderungen. Das Klima ist hier nämlich während der Regenzeit brutal warm und feucht. Im Schiff hat es locker 35 Grad und der Schweiss läuft einem nur schon vom Nichtstun in Strömen runter. Das ist einerseits sehr anstrengend und andererseits fängt alles im Boot an zu schimmeln. Die einzige sinnvolle Lösung ist eine Klimaanlage im Boot. Dadurch wird es nicht nur weniger heiss – „nur“ noch 30 Grad, aber vor allem viel trockener im Boot.

Auf dem Rückweg von Panama City kaufen wir uns daher eine portable Klimaanlage, die wir mit dem Mietwagen einfach zum Boot bringen können. Nachdem wir sie endlich zum Laufen bekommen (ich dachte irrtümlicherweise, dass sie 110 Volt braucht, dabei ist es ein 220V Gerät…) ist es wieder möglich tagsüber im Boot zu sein, ohne tropfnass zu werden. Wir haben sie bewusst auf kleiner Stufe laufen, da wir keinen zu grossen Unterschied zur Aussentemperatur wollen, aber bereits 5 Grad weniger als draussen und es ist richtig angenehm im Boot.

Der Einbauort ist zwar etwas suboptimal, aber es wird alles wieder entfernt, wenn wir die Marina wieder verlassen.

Am 30. März fahren wir nach Coronado bzw. San Carlos an der Pazifikküste um diesen Teil von Panama zu sehen.

Panama 1 = Panamericana
Sonnenuntergang über der Panamericana.
Hier ist das Gendern noch nicht angekommen…

Wir haben ein herziges Airbnb mitten im Nirgendwo gebucht. Vor unserer Terrasse ist ein Fischteich, die Hühner laufen durch den Garten und die drei Katzen werden auf der Stelle von Biggi „adoptiert“. Aber das coolste ist die Aussenküche auf der Terrasse, so etwas hätten wir auch gerne an Bord.

Hier bekommen wir neben einem Dutzend Bio-Eier auch sofort Familienanschluss und Ayana, die erwachsene Tochter erzählt uns bei einem Kaffee auf unserer Terrasse viel über Panama und die Umgebung. So haben wir schnell ein paar Ausflugsziele ausgemacht und verbringen die nächsten Tage damit die Gegend zu erkunden.

Links die trockene Vegetation am Pazifikstrand, rechts der Regenwald auf der Atlantikseite.

Dieser Teil von Panama wird auch der „Dry Arch“ (Trockener Bogen) genannt, weil es hier wesentlich trockener als im übrigen Land ist. Aber sobald man die Küste verlässt und ins Hochland im Landesinneren fährt wird es wieder grüner und fruchtbarer. Die dichten Regenwälder, die wir von der Atlantikseite kennen, sind hier aber nicht vorhanden, es wirkt eher subtropisch.

Der Pazifik!

Nach Rückgabe des Mietwagens richten wir uns auf einen längeren Aufenthalt in der Marina ein. Rare Breed wandelt sich vom Segelboot zum Haus und vieles was beim Segeln verstaut ist, kann jetzt stehen bleiben. Mit einem „geregelten“ Tagesablauf hoffen wir die Zeit hier gut dazu nutzen zu können um z.B. unsere To Do Liste abzuarbeiten. Viele kleinere und weniger wichtige Aufgaben/Verbesserungen sind schon länger drauf und es wäre cool, wenn wir die mal abhaken können. Ausserdem machen wir täglich ein bisschen Sport und haben auch schon das Fitnesscenter in unser Sportprogramm eingebaut. Und ab übernächster Woche fängt unser Spanischunterricht an. Wir haben eine Privatlehrerin engagiert, die drei Mal in der Woche zu uns in die Marina kommt um uns jeweils für zwei Stunden zu unterrichten. Schlussendlich war das günstiger als einen Klassenkurs zu buchen, den es sowieso nur in Bocas del Toro gegeben hätte.

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Die Südsee muss warten!

Die Südsee muss warten!

20.01.-22.02.2024, San Blas, Logstand seit Start 8‘285 sm

Je weiter südlich man in den San Blas geht, desto trüber wird das Wasser. Nicht weil es verschmutzt wäre, aber weil die vielen Flüsse vom Festland Sediment ins klare Atlantikwasser schwemmen. Diese Flüsse mäandern sich durch dichten Dschungel bis sie ins Meer münden. Da es dort Trinkwasser gibt, liegen auch die „grösseren“ Kuna-Siedlungen in der Nähe solcher Flussmündungen. Einen solchen Fluss wollen wir erkunden und machen uns auf den Weg zum Rio Diablo, der direkt neben den beiden Inseln „Nargana-Yandup“ und „Corazon de Jesus-Akuanusatupu“ mündet. Die beiden Inseln sind über eine Brücke miteinander verbunden und so dicht bebaut, dass man vor lauter Häuser und Hütten fast keinen Flecken Land mehr sieht. Die äusserste Reihe von kleinen Häuschen liegt durchwegs über dem Wasser und es braucht nicht viel Fantasie um zu verstehen, was deren Zweck ist. Baden (oder Wasser machen) wollen hier auf keinen Fall…

Die Flussmündung ist im Dickicht vom Dschungel fast nicht zu finden und ausserdem ist es so flach, dass wir den Aussenborder hochklappen und mit den Paddeln einen Weg ertasten müssen.

Wo ist denn die Einfahrt…? Von innen ist es dann ganz einfach zu sehen.

Einmal drin, ist es wie wenn man in eine völlig andere Welt eintaucht. Es ist sehr ruhig. Ausser das Knacken der Äste und das Zwitschern der Vögel ist nichts zu hören. Tiere sehen wir nicht sehr viele, vermutlich, weil der Fluss doch einiges an Verkehr hat, da die Wasserquelle weiter oben fleissig von den Kunas angesteuert wird.

Nach der Flussfahrt gehen wir auf den Inseln an Land. Es wimmelt regelrecht von Menschen und wir wundern uns ein bisschen, dass die Leute alle so eng beieinander leben, wo es doch auf dem Festland, nur wenige Bootsminuten weg unendlich viel Land hätte, wo sie auch eine Hütte hinstellen könnten.

Von Nargana im Süden segeln wir via Canbombia zu den Lemon Cays.

Strand von Canbombia. Unser Früchtevorrat in den Netzen
Endlich mal guter Segelwind. Von Canbombia zu den Lemon Cays.
Aussicht vom Ankerplatz in den Lemon Cays, bei Tag und in der Abenddämmerung.

Karin von der Deutsch/Schweizer Yacht MABUL fliegt für ein paar Tage in die Schweiz und ist so lieb wichtige Post von uns wieder mit zurück nach Panama zu bringen. Nach sechs Wochen in den San Blas machen wir uns anfangs Februar auf den Weg nach Linton Bay, wo wir Alex und Karin treffen wollen. Das sind rund 45 Seemeilen (ca. 7 Stunden) entlang der Panamaischen Festlandküste gegen Westen. Nach der langen Zeit in den geschützten Gewässern der San Blas segeln wir zum ersten Mal wieder in der Atlantikdünung und das Boot rollt ganz ordentlich. Ich freue mich über die gute Fahrt, Biggi leider weniger… Sie wird dieses Mal richtig seekrank und muss sich mehrfach übergeben. Weil wir wieder auf dem offenen Meer sind, haben wir auch wieder die Angel draussen und prompt beisst ein Fisch an.  Biggi ist nicht in der Lage ihre Umklammerung vom Eimer zu lösen und so muss ich den Fisch alleine reinholen. Es ist der grösste Gelbflossenthunfisch, den wir bis jetzt gefangen haben. In dieser Hitze muss das Fleisch so schnell wie möglich in den Kühlschrank. Das Riesenvieh passt nicht mal ansatzweise dort rein und so muss ich den Fisch zuerst fiLletieren und auch die Filets in Stücke schneiden, damit alles an die Kälte kommt. Das tönt jetzt nicht so wild, aber das Ganze muss wegen der Sauerei draussen auf der Heckplattform gemacht werden, während das Boot mit 7-8 Knoten durch die Wellen schaukelt. Wenn wir das zu zweit machen, geht es noch, aber alleine artet es in einen Jonglier- und Balanceakt aus, damit ich nicht den Fisch verliere oder die Messer über Bord gehen. Dabei bleibt sogar das obligate Bild vom Fisch auf der Strecke. Aber sechs Kilo Thunfischfilet im Kühl- bzw. Gefrierschrank ist schon was Tolles und die Mühe wert.

Die erste Nacht ankern wir in der Linton Bay. Das wird die bisher schlimmste Nacht vor Anker. Das Boot rollt derart (obwohl es ein Katamaran ist!), dass wir kaum schlafen können und Biggi gar nie richtig fit wird. Um neun Uhr am nächsten Morgen sind wir schon in der Marina festgemacht. Endlich Ruhe im Boot!

Nach drei Versuchen hält der Anker endlich. Die Fahrt vom Ankerplatz zur Marina bedeutet, sich durch eine enge Durchfahrt zwischen den Riffen zu schlängeln.
Linton Bay Marina – eine regelrechte Dschungelmarina.

Am Tag darauf kommt Karin mit unserer Post und bekommt als kleines Dankeschön dafür ein grosses Paket mit gefrorenem Thunfischfilet, win-win Situation.

Hier können wir zum ersten Mal unseren Abfall entsorgen. Das ist alles was sich seit Curaçao (Mitte Dezember – bis Anfang Februar) an Abfall angesammelt hat.

Die Linton Bay Marina liegt mitten im Dschungel und morgens werden wir vom Gebrüll der Brüllaffen geweckt. Das ist schon speziell, eine Gruppe am Festland hat mit einer anderen auf der Isla Linton kommuniziert und das Brüllen ging hin und her über unser Boot. Gesehen haben wir allerdings keinen einzigen Affen.

Abendstimmung in der Linton Bay Marina. Aussicht auf die Linton Bay.

Wenige Meilen weiter östlich liegt die Panamarina. Das ist eigentlich keine Marina mit Stegen, sondern eher eine Werft mit einem Trockenstellplatz und ein paar Bojen davor, wo die Boote im Wasser festgemacht werden können. Rund herum ist dichter Dschungel und Mangroven. Es gibt eine innere Zufahrt zwischen Linton Bay und der Panamarina, die durch einen kleinen Mangrovenfluss führt. Dieser Fluss ist nur mit Kanus oder kleinen Motorbooten befahrbar und streckenweise wölbt sich das Blätterdach der Mangrovenbäume zu einer geschlossenen Decke über dem Fluss. Norbert und Kerstin von der ODINE liegen schon länger in Linton Bay und wir machen uns gemeinsam auf den Weg mit den Dinghys. In der Flussmündung liegt ein anderes Dinghy mit hochgeklapptem Motor und die Insassen paddeln wie wild. Da wir vermuten, dass sie Motorprobleme haben, fahren wir zu ihnen hin um zu helfen. Und laufen beide prompt auf’s Riff auf, denn sie haben nicht Motorprobleme sondern sind einfach auf Grund gelaufen – wie wir jetzt auch… Im trüben Wasser ist nichts zu erkennen und so stochern jetzt drei Dinghy-Crews mit den Paddeln durch die Untiefen, bis sie endlich den Weg ins tiefere Wasser und den Fluss finden.

Mit Norbert und Kerstin machen wir auch einen Sonntagsausflug zu Isla Grande mit den Dinghys.

Sea Front von Isla Grande
Der ausrangierte Leuchtturm von Isla Grande bietet einen eindrücklichen Rundumblick.
Sonnenuntergang von Isla Grande aus.
Mit dem Dinghy geht es kurz vor dem Eindunkeln zurück zur Marina
Ausflug nach Portobelo, wo es …
eine verfallene Festung (Unesco Weltkulturerbe) mit vielen Geiern…
… eine Bucht voller Wracks…
… und eine Kirche mit der bekannten Statue vom „Black Christ“ gibt.

Der Weg von Linton Bay zum nächsten grösseren Ort Sabanitas führt über eine asphaltierte, aber sehr hügelige und kurvige Strasse durch den Dschungel. Es sind zwar nur etwa 50 km, aber es dauert mit dem lokalen Bus manchmal 2 Stunden – für einen Weg!

Googles Zeitangaben mögen mit einem Auto stimmen. Mit dem Buss braucht es nahezu die doppelte Zeit!
Auf der Strasse wird schon mal für den Karneval geübt.

Dafür ist die Fahrt schon sehr abenteuerlich und beim ersten Mal schwitzen wir Blut und Wasser und fragen uns was wohl das Letzte ist, was wir sehen werden, bevor wir sterben. Die Busse sind bunt bemalt und auch die Windschutzscheibe ist davon nicht ausgenommen.

Wer annimmt, dass die Farbe auf der Windschutzscheibe von innen durchsichtig ist – der irrt sich …

Innen ist alles mit Plüsch, Federn und sonstigem Schnickschnack geschmückt, sodass dem Fahrer gerade mal ein kleiner Sehschlitz übrig bleibt um die Strasse zu sehen.

Und in der Schweiz wird man gebüsst, wenn im Winter nicht die ganze Scheibe freigekratzt ist…

Die Busse selber sind alles uralte ehemalige US-Schulbusse und da es in Panama wenig bis gar keine Regulationen oder Motorfahrzeugkontrollen gibt, muss man davon ausgehen, dass die Busse niemals kontrolliert worden sind.

Abgaskontrollen? Was ist das?

Was aber mit Garantie funktioniert ist die Hupe (laut wie ein Schiffshorn) und die Musikanlage. Gehupt wird gefühlt alle 2-3 Minuten, sei es um mögliche Fahrgäste zu informieren, dass jetzt der Bus kommt, oder um jemand am Strassenrand zu begrüssen. Die Musik ist nicht einfach laut – sie ist teilweise ohrenbetäubend. Welcome to Latin America…

Dazu kommt, dass der Fahrer in der Regel während der Fahrt unaufhörlich mit seinem Handy spielt. In einem Fall ist es besonders krass: Der Fahrer ist nonstop am Nachrichten Schreiben und Lesen, dafür kriecht er regelrecht die Strasse entlang. Kaum legt er das Handy weg, drückt er derart auf’s Gaspedal, dass wir zu Gott beten, dass ihm jemand doch bitte eine Nachricht schreiben möge, damit er endlich weniger rasen wird. Aber auch diese Fahrt überleben wir irgendwie.

Der handysüchtige Busfahrer…

Bezahlt wird am Schluss und zwar $2.75 pro Person. Echt ein Spottpreis. In jedem Lunapark würde man ein Vielfaches für ein ähnliches Erlebnis bezahlen. Das würde dann aber nur ein paar Minuten und nicht zwei Stunden dauern…

Eine unserer Starterbatterien hat in den letzten Tagen in San Blas den Geist aufgegeben und es muss eine Neue her. Das geht dann doch besser mit einem eigenen Mietwagen, den man wiederum nur in Colon bekommt. Zum Glück kann man heutzutage alles über’s Internet buchen und wir reservieren uns einen Kleinwagen für drei Tage. Um ihn zu holen müssen wir natürlich zuerst drei Stunden mit dem Bus nach Colon fahren. So schön die Dschungelmarina ist, praktisch ist es nicht, wenn man für’s Einkaufen 4-6 Stunden Fahrzeit einplanen muss.

Der günstige Tagespreis für die Mietwagen entpuppt sich als ein richtiges Lockvogelangebot. Wenn alle Versicherungen und Steuern dazu kommen werden aus $ 16.-  plötzlich $ 70.- pro Tag. Das muss natürlich amortisiert werden und wir fahren kreuz und quer rum, um neben den Besorgungen auch möglichst viele Sehenswürdigkeiten mitzunehmen.

Die Agua Clara Schleusen sind sehr eindrücklich. Sicht auf den Gatun Lake, wo die grossen Schiffe auf die Einfahrt in die Schleuse warten.
Einfahrt in die Schleuse. Die neuen Schleusen können wesentlich grössere Boote (Schiffe mit bis zu 11’000 Containern an Bord!) als die alte Panamax-Klasse aufnehmen. Es werden auch keine Loks mehr, sondern Bugsierboote verwendet, um den Grossen rein zu helfen. Im rechten unteren Bild sieht man, wie die Schiebetore hinter dem Frachter zugehen.
Blick auf den Chagres River vom Fort San Lorenzo, welches aus zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, aus gesehen.
Tierbegegnung: Ein Coati (Nasenbär) kreuzt unseren Weg.
Puente Atlantico, die Brücke über den Panamakanal auf der Atlantikseite. Im Hintergrund vom rechten unteren Bild ist die Verkehrstrennung zwischen den alten Gatun-Schleusen und den neuen Agua Claro Schleusen zu sehen.

Am Samstag den 10.2. fahren wir zur Shelter Bay Marina, wo Uschi und Albert von der USI an Land stehen. Sie sind am Vorabend mit dem Flugzeug angekommen und haben uns freundlicherweise einen Ersatz für unser defektes Garmin InReach Gerät aus Deutschland mitgebracht. Die Wiedersehensfreude mit ihnen und Tom und Hajo, die mit ihrer SEGELBAR unmittelbar danebenstehen, ist gross. Leider bleibt uns nicht so viel Zeit, denn wir müssen den Mietwagen um zwei Uhr nachmittags in Colon wieder abgeben.

Der Autovermieter fährt uns von seinem Büro zum Busterminal in Colon. Colon ist eine Stadt mit einigen Gegenden in denen man nicht unbedingt zu Fuss unterwegs sein sollte. Und das Büro liegt in einer solchen Gegend, was auch unschwer zu erkennen ist, wenn man die heruntergekommenen Gebäude und die Stacheldrahtzäune sieht.

Hier sollte man als Fremder besser nicht alleine rumlaufen…

Wir haben uns entschieden mit dem Expressbus nach Panama City zu fahren, um die Stadt anzuschauen. Mitunter auch, weil es gerade Karnevalszeit ist und wir uns diesen gerne anschauen wollen. Ab Colon auf der Atlantikseite bis nach Panama City auf der Pazifikseite dauert es auf der Schnellstrasse gerade mal eine Stunde. Welch ein Kontrast zu der Dschungelstrasse zwischen Colon und Linton Bay!

Unser Hotel liegt zentral und wir können in zwanzig Minuten zu Fuss zur Altstadt Casco Viejo laufen. In der anderen Richtung geht es zur grossen Strand Avenue Cinta Costera. Beide Gebiete sind sehr schön, aber dazwischen kommt der zerfallene Teil von Panama City zum Vorschein. Es wimmelt regelrecht von Polizisten und so fühlen wir uns eigentlich ziemlich sicher, auch wenn wir alleine im Dunkeln zu Fuss unterwegs sind.

Die Skyline von Panama City und Casco Viejo by Night.

Das Hotelzimmer ist hingegen etwas speziell. Es ist gross und sauber und hat sogar eine kleine Bar und eine Küchenzeile mit Microwelle und Kaffeemaschine. Aber es hat keine Fenster nach draussen und damit kein natürliches Tageslicht. Das einzige Fenster geht einfach zum Hotelkorridor raus. Dafür ist die Zimmerbeleuchtung umso greller und verbreitet den Charme eines Operationssaales… Kein Wunder, dass wir nur zum Schlafen dort sind. Mangels Fenster ist es aber wirklich ruhig. Dafür hat das Hotel eine grosse Roof-Top Bar mit Swimmingpool und ohrenbetäubend lauter Musik.

Zimmer ohne Fenster, aber es hat wenigstens ein Spiegel um das neue Kleidchen für den Karneval anzuprobieren 😉
„Flucht“ auf die Dachterrasse vom Hotel
Abends in der Roof Top Bar vom Hotel

In Casco Viejo haben sie extra für den Karneval eine kleine Bühne auf dem Platz vor der Kathedrale aufgestellt, wo wir allerlei Tanzdarbietungen anschauen können. Jede Region von Panama hat seine eigenen Trachtenmuster, welche in den Tänzen stolz vorgeführt werden. Es ist alles sehr klein und ein bisschen improvisiert, sodass man hautnah an die Mitwirkenden rankommt.

Selbstverständlich haben wir uns als Touristen ausgetobt und neben diversen Kirchen und Museen haben wir auch den ein oder anderen Kaffee genossen. Sowohl Panama wie das nahegelegene Kolumbien sind für ihren Kaffee berühmt. Wie auch für die echten Panamahüte, welche aber tatsächlich in Ecuador hergestellt werden.

Rechts oben im Bild: Ein Pfund Geisha Kaffee hat 2013 einen Rekordpreis von $350.25 erzielt. Total crazy. Eine Tasse frisch gebrüht kostet heute $9 – das verkneifen wir uns 😉
Grafitti auf der Markthalle
Wer die Wahl hat, hat die Qual…
Biggi steht mein Hut auch nicht schlecht 🙂
Coole Effekte im Mola Museum.
Bisschen klein geschrieben die Schilder hier….
Die San Jose Kirche mit dem berühmten goldenen Altar.
Hier schaut man besser wo man hintritt… Solche Löcher gibt es überall entlang der Strassen und Trottoirs.

Am zweiten Abend wollen wir den grossen Karnevalsumzug entlang der Cinta Costera anschauen. Kaum dort, sehen wir eine riesenlange Schlange von Menschen, die für etwas anstehen. Da wir nicht so recht wissen warum sie dort stehen suchen wir uns jemand, der aussieht, als ob er Englisch sprechen würde um zu erfahren, ob wir uns auch dort anstellen sollen. So lernen wir David, einen Belgier, der schon seit 12 Jahren in Panama lebt kennen. Er ist mit seinem Hund und seine panamaischen Freundin Natalia dort. Natalia spricht auch sehr gut Englisch und die beiden nehmen uns unter ihre Fittiche. Die Schlange führt zur Sicherheitskontrolle um auf’s Festgelände zu kommen. Da es eine Leibesvisitation umfasst, müssen die Frauen und Männer getrennt anstehen. Da ist es gut, dass jeder von uns Nicht-Spanischsprechenden von jemand begleitet wird, der sich hier auskennt. David und ich sind schnell durch und Natalia und Biggi stossen ein paar Minuten später auch zu uns. Zusammen gehen wir durchs Festgelände und warten auf den Umzug, der eigentlich schon vor einer knappen Stunde hätte anfangen sollen. Nach einer weiteren Stunde in der wir uns mit den beiden sehr gut unterhalten haben, aber vom Karnevalsumzug noch weit und breit nichts zu sehen ist, reisst sogar ihnen der Geduldsfaden. Kurzentschlossen laden sie uns zu sich nach Hause ein. David hat ein Appartement unmittelbar an der Cinta Costera und wir können das Festgelände auch von dort sehen. Was uns dann erwartet, hat unsere kühnsten Erwartungen gesprengt. Das Appartement liegt im 19. Stock eines Appartementblocks im typisch amerikanischen Stil. Unten ist der Conciergebereich und es kommen nur Zutrittsberechtigte rein. Auf der Dachterrasse befindet sich ein grosser Pool und das hauseigene Fitnesscenter ist direkt daneben. Alles ist natürlich voll klimatisiert, denn die Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind in Panama City recht krass. Die Wohnung selber ist auf der einen Seite voll verglast und hat eine formidable Aussicht auf den Pazifik und die Skyline von Panama City. Und wenn man direkt runter schaut sieht man die Cinta Costera und das gesamte Festgelände. Wir sind ziemlich geflashed und quetschen die beiden im Laufe des Abends über das Leben und die Gebräuche in Panama regelrecht aus. Vor allem seine Sicht als Europäer, der die letzten 20 Jahre in verschiedenen Ländern in Lateinamerika gelebt hat ist für uns sehr interessant. Die Wohnungen in Panama City sind im Vergleich zu USA oder Europa sehr günstig. Der Leerwohnungsbestand ist sehr gross, dass ist sogar uns aufgefallen, als wir durch Panama City gelaufen sind, und es wird weiterhin sehr viel gebaut. So kostet seine 100 qm Wohnung voll möbliert inkl. Gas und Wasser und einem Garageneinstellplatz unter 1‘000- US$ im Monat. Eine vergleichbare Wohnung an einer solchen Top Lage wäre in USA oder Europa um ein Mehrfaches teurer.

Wohnen an bester Lage. Unverbaubare Sicht auf den Golf von Panama und die Cinta Costera. Hier sehen wir das Festgelände von oben und das Feuerwerk.

Am nächsten Tag wollen wir eine Tour mit dem Hop-on Hop-off Bus machen. An der Haltestelle werden wir von einem Taxifahrer angesprochen, der uns dieselbe Tour für einen günstigeren Preis als reine Privattour offeriert. Nach kurzer Überlegung schlagen wir ein und haben danach mit Junior unseren eigenen Privatchauffeur. Da wir einige Sehenswürdigkeiten, wie den Panama Kanal bereits auf der Colonseite angeschaut haben, können wir die Tour auf unsere Wünsche anpassen. Junior spricht ungefähr so gut (bzw. schlecht) Englisch wie ich Spanisch und so gestaltet sich die Unterhaltung mitunter etwas holprig. Gemeinsam schaffen wir das aber und das eine oder andere Missverständnis führt zu viel Gelächter im Auto.

Down Town Panama City
Sicht auf Panama durch den Dschungel vom 199 m hohen Cerro Ancon (ein Hügel mit Aussicht) aus.
Bridge of the Americas: Das Tor zum Pazifik am Ende vom Panamakanal.

Abends gehen wir nochmals zum Festgelände und heute sind wir schon wie alte Hasen, was das Anstehen usw. angeht. Dieses Mal ist der Umzug tatsächlich halbwegs pünktlich unterwegs, aber im grossen Ganzen finden wir es jetzt nicht unbedingt sooo toll. Es wurde uns im Vorfeld schon gesagt, dass es bessere Orte als Panama City gäbe um den Karneval zu erleben. Der Karneval-Hot-Spot schlechthin sei Las Tablas, aber das war uns mit mehreren Stunden Autofahrt von Panama City aus definitiv zu weit weg.

Tags darauf machen wir uns auf die Rückreise. Das Expressbus Terminal von Panama City ist unmittelbar neben der Albrook Mall, einem riesigen Einkaufszentrum. Und mit riesig meinen wir auch riesig! So etwas haben wir bis jetzt noch nie gesehen. Es sei das zweitgrösste Einkaufzentrum auf dem gesamten amerikanischen Kontinent (also inkl. USA…). Da sind sogar diverse Autohäuser im Einkaufszentrum drin.

Zu Fuss ein ideales Marathontraining…
Jeder der vielen Eingänge ist nach einem Tier benannt
Autoverkauf im Einkaufzentrum. Eine Wand voll Sneakers, jedes Paar 24.90 $

„Schatz hol auf dem Heimweg bitte etwas Käse und Milch und bring auch gerade ein neues Auto mit!“ Alles ist einfach gigantisch und wir sind schlichtweg überfordert.

Mit dem Expressbus geht es zurück nach Colon bzw. Sabanitas, wo wir auf den altbekannten Ex-US-Schulbus umsteigen und die letzten zwei Stunden über die Dschungelpiste nach Linton Bay gondeln.

Der Kulturschock könnte nicht grösser sein – morgens noch im immensen Shoppingparadies und abends wieder in der Dschungelmarina bei den Brüllaffen. Panama ist wirklich ein Land der Extreme.

Abendstimmung in Linton Bay

Kaum zurück an Bord haut es Biggi im wahrsten Sinn des Wortes um. Sie wird krank und schläft 36 Stunden einfach durch, dann ist sie ein paar Stunden wach (kurz das Schiff rauswischen und Wäsche waschen 🙂 ), nur um nochmals für 12 Stunden wegzudösen. Sie ist quasi vom Mittwochabend bis Freitagmittag komplett ausgefallen. Wir können uns nicht erklären, was das gewesen sein könnte, aber zum Glück ist der Spuk danach vorbei. Zum Glück auch, weil ein Wetterfenster mit schwachen nordwestlichen Winden für den Sonntag vorhergesagt wird. Die Strecke von Linton Bay zurück zu den San Blas ist nämlich im Normalfall gegen Wind und Welle und das wollen wir natürlich gerne vermeiden.

Am Samstag fahren wir nochmals mit dem Bus nach Sabanitas um unseren Frischwarenvorrat aufzustocken. Der Busfahrer übersieht uns fast und legt dann eine Vollbremsung hin, sodass die Hinterräder blockieren und es nach verbranntem Gummi riecht. Im Bus drin lachen alle als wir an Bord springen. Das muss man sich mal in Europa vorstellen… So ein Manöver und der Fahrer hätte vermutlich eine Anzeige am Hals. Hier löst das nur Heiterkeit aus. Uns ist Panama langsam richtig sympathisch.

Anstatt „nur“ ein paar Frischwaren zu kaufen, machen wir den Fehler nochmals in ein grossen Heimwerkermarkt rein zu laufen. Natürlich haben sie die lange von uns gesuchte Bratpfanne, eine grosse Plastikwanne (für zukünftige Fischfänge) und sonst einige Sachen, die auf unsere „Möchten wir gerne haben“-Liste stehen. Am Schluss stehen wir bepackt wie die Mulis an der Bushaltestelle um nach Linton Bay zurück zu kommen. Die Schulbusse haben keinen Gepäckraum und sind meistens völlig überfüllt, also müssen wir durch die Türe am Heck einsteigen und zurückfahren. Biggi ergattert noch einen normalen Sitz, aber ich muss auf einer grossen Holzbox neben unserem Gepäck sitzen. Jetzt verstehe ich auch woher die wummernden Bässe der Musikanlage kommen. Ich sitze nämlich auf der vibrierenden Holzbox mit dem Subwoofer drin… Die Musik geht wahrlich durch Mark und Bein und die ohnehin anstrengende Fahrt kommt mir unendlich vor…

Mitfahren sozusagen im Gepäckraum.

Mit dem ersten Tageslicht und dem Morgengebrüll der Brüllaffen tuckern wir aus der Marina raus. Der Wind hat tatsächlich komplett nachgelassen und die See ist ungewöhnlich ruhig.

Verlassen der Marina

Nach acht Stunden ruhiger Motorfahrt (ohne Seekrankheit!) fällt der Anker im klaren Wasser und wir sind wieder an unserem Lieblingsankerplatz in den San Blas hinter der Insel Banedup in den Hollandes Cays angekommen.

Banedup von oben. (Drohnenaufnahme von Alex Kiermayer und Karin Wenger von der MABUL)
In der ersten Reihe liegt es sich am schönsten 🙂

Endlich wieder im klaren Wasser baden und die neu erstandene Hängematte ausprobieren

Erster Versuch: Auf dem Vordeck. Nicht schlecht, aber voll in der Sonne…
Zweiter Versuch: Im Cockpit. Schon besser, da im Schatten, aber irgendwie auch nicht optimal, da es das ganze Cockpit blockiert.
Dritter Anlauf: Perfekt!!

Unsere ursprünglichen Pläne Mitte März durch den Panama Kanal zu gehen haben wir inzwischen begraben und den Kanaltermin abgesagt. Wir wollen lieber etwas mehr Zeit in Panama verbringen. Dieses Land fasziniert uns und wir haben bis jetzt nur einen kleinen Teil davon gesehen. Die Südsee muss warten.

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