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Autor: Jan Bratt

Hamnröta (=Hafenfäule)

Hamnröta (=Hafenfäule)

12.03. – 26.03.2022, Martinique: Le Marin – Anse D’Arlet, Logstand seit Start: 5538 sm

Dieser Bericht hat (wieder einmal) fast keine Seemeilen und wir haben ein wenig das Gefühl hier auf Martinique festzukleben. Einerseits, weil es uns hier halt schon gefällt, aber vor allem, weil wir so viel ungeplante Reparaturen und sonstige Aktionen hatten. Daher auch der Titel „Hamnröta“ was der schwedische Begriff ist, wenn ein Schiff nicht aus dem Hafen kommt bzw. dort „verfault“.

Beim letzten Beitrag waren wir in der Marina und unsere Motoren nach dem Reinigen der Dieseltanks und aller Leitungen wegen dem verschmutzten Diesel zwar wieder in Betrieb, aber sie liefen nur stotternd. Ein Dieselmotor muss ein absolut dichtes Dieselsystem haben, weil er sonst Luft ins System saugt und nach kurzer Zeit abstirbt. Genau das ist nach dem ganzen Zerlegen und wieder Zusammenbauen passiert. Trotz vorschriftsmässigem Entlüften wollten sie nicht sauber laufen. Nach einer längeren Suche waren die Übeltäter gefunden: Beide (!) auf Fehmarn im Mai 2021 neu eingebauten Separfilter hatten einen kleinen Riss im Deckel, wo natürlich Luft reingekommen ist. Auf Martinique war kein Ersatz aufzutreiben und so mussten wir notgedrungen zwei neue Grobfilter/Wasserabscheider kaufen und einbauen. Dabei haben wir auch gleich zwei neue elektrische Dieselpumpen ersetzt. Am 14.3. liefen endlich beide Maschinen wieder sauber. Ein Katamaran hat mit den doppelten Motoren zwar eine Redundanz (wenn einer ausfällt, kann man wenigstens mit dem zweiten weiterfahren) aber eben auch den doppelten Aufwand und Kosten. Der ganze „Spass“ hat uns fast € 1‘500.- gekostet.

Basteln am Backbordmotor (unter der Koje in unsere Schlafkabine)
Die defekten Separ-Filter und der neu installierte Ersatz

Zuhause kommt der Strom aus der Steckdose und kein Mensch käme auf den Gedanken das zu überwachen. Auf dem Boot ist das natürlich anders. Jedes Watt das wir verbrauchen muss irgendwie generiert bzw. in den Batterien geladen werden. Um den Überblick zu behalten verwenden wir einen Batteriemonitor der ständig die entnommene und zugeführte Energie misst und den Zustand per App anzeigt. Ich werfe jeden Tag mehrmals kurz einen Blick drauf um allfällige Unregelmässigkeiten rechtzeitig zu entdecken. So auch am Sonntagnachmittag den 13.3. Obwohl es schön sonnig war hat keine der drei Sonnenzellen geladen und die Batterien waren nicht – wie sonst immer – 100% voll. Als erstes haben wir das Landstromkabel angehängt, was wir sonst nie machen, da die Sonnenzellen immer mehr als genug laden. Auch das hat nichts gebracht, denn da kam auch kein Strom. Komisch. Also hatten wir zwei Elektroprobleme auf einmal: Die Sonnenzellen haben nicht geladen UND das Landstromkabel hat offenbar einen Wackelkontakt. Jetzt hat sich ausgezahlt, dass ich die ganze Sonnenzelleninstallation damals auf Fehmarn selber entworfen hatte, denn der Fehler mit den Sonnenzellen war dann recht schnell gefunden: Ich hatte zwischen den Solarladereglern und den Batterien einen Batterieschalter eingebaut, um das Laden der Batterien abstellen zu können. Der Schalter war für 300 Ampere Dauerleistung ausgelegt (geflossen sind nie mehr als vielleicht 100 Ampere) und seit Monaten konstant eingeschaltet gewesen. Von jetzt auf plötzlich hat er den Geist aufgegeben. Ohne dass er bewegt wurde und ohne irgendwelche äussere Zeichen, dass etwas faul sei. Da ich ihn entgegen meiner ursprünglichen Annahme fast nie ausgeschaltet hatte, habe ich ihn nicht ersetzt, sondern kurzerhand kurzgeschlossen und die Sonnenzellen haben wieder brav geladen. Danach haben wir die Stecker vom Landstromkabel aufgeschraubt und siehe da, eine Ader hatte sich gelöst. So haben wir wieder ungeplant zwei bis drei Stunden mit Flicken verbracht. Dies nur als Illustration, wie wir unsere Zeit verbringen 😉. 

Batterieüberwachung und der defekte Schalter
Elektrobasteln = Kabel flicken im Cockpit

Als Nebenschauplatz war ja auch noch unser defekter Hondagenerator. Da der Verkäufer es verpennt hat ihn ins Hondasystem einzutragen, hat sich die hiesige Hondavertretung geweigert ihn auf Garantie zu reparieren. Weder der ursprüngliche Händler in Deutschland noch Honda Deutschland wollten etwas machen – jeder schob die Schuld auf den anderen. Als dann die hiesige Hondavertetung (Mechanic Plaisance) sogar eine „Parkgebühr“ von € 50.-/Tag wollte, weil der Generator bei ihnen in der Werkstatt stand – während ich versucht habe die Garantie/Kulanz zu regeln – ist mir die Hutschnur geplatzt. So ein lausiger Kundenservice ist mir echt noch nie untergekommen. Jetzt steht der Generator wieder in seiner Kiste und wir werden schauen, ob wir ihn in Grenada flicken lassen können. Von der Firma Honda kommt mir nie mehr ein Teil an Bord!!

Da unser Backup für die Stromversorgung (eben der Hondagenerator 🙄) jetzt weg war, habe ich das eingebaute, aber bis jetzt nicht angeschlossene Batterie-zu-Batterie-Ladegerät (B2B-Lader) in Betrieb genommen. Bisher haben wir unsere Lithiumbatterien nur über die Sonnenzellen geladen. Die Motoren haben nur die Starterbatterien geladen. Dies weil das Laden von Lithiumbatterien etwas komplexer ist und potentiell zu Beschädigungen der Lichtmaschinen an den Motoren führen kann. Mit dem Hondagenerator als Backup war es also nicht nötig auch diese Komplexität (=weiteres elektronisches Gerät) ins System einzubauen. Ohne den Generator musste ich in den sauren Apfel beissen und den B2B-Lader doch anschliessen. Schlussendlich war es dann leichter als gedacht und in einem Tag abgeschlossen. 

Der B2B-Lader in Betrieb
Wenn man schon einen Stegplatz mit Wasseranschluss hat: Fender putzen und die neuen Wasserfilter ausprobieren
Waschsalon vs. Hand- bzw. Fusswäsche

Nachdem wir die technischen Probleme gelöst hatten, hätten wir eigentlich aus der Marina raus können. Aber da Biggi’s Backenzahn am Montag den 21.03. gezogen werden würde, haben wir den Aufenthalt bis zum folgenden Freitag verlängert. Um die Zeit besser zu nutzen und um für den Eingriff und allfällige Komplikationen mobil zu sein, haben wir uns ausserdem ein Auto für eine Woche gemietet. Die Automietaktion war schon sehr speziell. Von anderen Seglern hatten wir den Tipp bekommen, wo man ein günstiges Auto mieten könne, man müsse einfach keine zu grossen Erwartungen haben. So war es dann auch, die Mietfirma hat ein vielleicht 10 Quadratmeter grosses „Büro“ und ein Chaos ohne Ende. Unser reserviertes Auto war natürlich nicht verfügbar, als wir kamen. Um ehrlich zu sein wussten sie nicht mal wo es war. Also wurde hektisch rumtelefoniert bis irgendwann ein Auto auftauchte. Ein dreckiger, verbeulter und verrosteter Peugeot 107, der mit 188’000(!) km seine besten Tage schon lange hinter sich hatte. Bremsen und Motor funktionierten noch, im Gegensatz zu so ziemlich allem anderem. Aber wer braucht schon eine Klimaanlage, wenn es Fenster hat? Und Rückspiegel werden auch überbewertet… Wie hatte der Segler gesagt – „Man hätte das Gefühl, die Autovermietung vermietet ein Auto und klaut es dann irgendwo.“ So ganz sicher waren wir nicht, ob da alles mit rechten Dingen zu und her ging.

Das Auto von seiner weniger verbeulten Seite…
… und von der weniger hübschen Seite – 188’000 km auf dem Tacho!
Ja auch hier auf Martinique gibt es regelmässig Stau

Die erste Fahrt ging zum Shoppingviertel in Le Lamentin. Mit gezückten Einkaufslisten wurden „Mr Bricolage“, «Decathlon» und „La Galleria“ systematisch abgearbeitet. Vor allem das «La Galleria» war fast schon ein Kulturschock für uns: Das ist ein riesiges Einkaufscenter, mit einer Lebensmittel- und Haushaltabteilung, die sich nicht mal hinter dem KDW in Berlin verstecken müsste. Wir wollten unter anderem eine neue Bratpfanne kaufen und wurden ob der riesigen Auswahl fast erschlagen. So etwas hätten wir hier in der Karibik nie im Leben erwartet! Da wir vorhaben die Hurrikan-Saison von Juni bis November in Grenada zu verbringen, war es DIE Möglichkeit nochmals unseren Lebensmittelvorrat aufzustocken. Vor allem Sachen, die es auf anderen karibischen Inseln entweder gar nicht gibt, oder aber nur zu sehr viel höheren Preisen wurden gebunkert – und wieder einmal sind wir mit vollen Stauräumen und einem entsprechend schweren Boot unterwegs…

Shoppingwahnsinn: Hier gibt es (fast) nichts was es nicht gibt.
Es gab auch eine Tierhandlung, die sogar Hundewelpen und Kätzchen verkauften. Das war schon etwas heftig!
Flossen anprobieren

Mit dem Auto haben wir natürlich auch ein paar Ausflüge gemacht und sind an die Atlantikküste von Martinique gefahren, weil wir dort eher nicht mit dem Boot hinkommen werden. Die Halbinsel «Presqu’Île de la Caravelle» und eine Wanderung bei «Le Vauclin» waren sehr eindrücklich. Sehr schöne Strände, welche aber alle mit grossen Mengen von den hier überall vorkommenden orangegelben Algen bedeckt sind. Der Geruch ist auch sehr penetrant, da der Wind hier immer vom Meer her weht. Hier liegt auch sehr viel Müll rum und es stimmt einen schon traurig, wie man wirklich überall in der Natur statt Fuss- die Abfallspuren der Menschen sieht.

Hafeneinfahrt des Grauens an der Atlantikküste: Wer hier nicht den richtigen Moment erwischt hat verloren!
Halbinsel „La Caravelle“
La Caravelle – Leeküste
Rundwanderweg auf Le Vauclin mit den Algenstränden
Überall Abfall 😔

Die sechs Kilometer lange Rundwanderung bei «Le Vauclin» ging dem Meer entlang um ein Kap zur Leeseite, durch Savannen, Mangroven und Wälder. Die angegebenen 20m Höhenunterschied laut Beschreibung haben nicht ganz gestimmt, schlussendlich haben wir laut Wanderapp 420 Höhenmeter gemacht – und das alles natürlich in der grössten Mittagshitze – Profis halt…

Trou de Cochon

Apropos grösste Mittagshitze – das Wetter hat sich tatsächlich ab Mitte März etwas normalisiert – es regnet viel weniger und auch der Wind bläst nicht mehr immer ganz so stark.

Am 21.3. war es dann soweit und es  ging Biggi’s Zahn an den Kragen – oder besser an die Wurzel. Der Eingriff ging erstaunlich schnell und nach nicht mal 45 Minuten hat Biggi mich mit etwas undeutlicher Aussprache aus dem Wartezimmer gerufen. Schnell noch die Medikamente in der angrenzenden Apotheke geholt und ab zu einem Ausflug, den wir dann aber wegen ihrer Schmerzen abgeblasen haben. Die folgenden Tage waren kulinarisch gesehen etwas eintönig, da Biggi vieles nicht essen durfte. Inzwischen geht es wieder besser, aber Hühnerbrühe wird wohl so schnell nicht mehr auf unserem Speiseplan stehen. Da Biggi wegen ihrer Medi’s keinen Alkohol trinken darf, haben wir beschlossen eine Alkoholpause einzulegen. Als Alternative zum Sundowner mit Rum haben wir Guavejuice entdeckt!

Unser neues Lieblingsgetränk – Guavejuice

Le Marin, wo auch die Marina liegt ist ein verzweigter „Fjord“ wo vermutlich mehrere Hundert Schiffe an Bojen oder vor Anker liegen. Einige davon sind in einem erbärmlichen Zustand und vermutlich schon seit Jahren nie mehr bewegt worden. Keine Angst – soweit wird es bei uns dann doch nicht kommen!

Blick über einen Teil vom Ankerfeld in Le Marin. Das „Boot“ mit dem Sonnendach im rechten Bild bestand wirklich nur noch aus Rost – aber es lebt jemand mitsamt Hund und Katze darauf.

Statt grosse Wanderungen zu machen, sind wir kurzerhand mit dem Auto zum Strand gefahren und haben so die Wartezeit überbrückt. Lustig eigentlich, denn seit wir mit dem Boot unterwegs sind, sind wir fast nicht mehr an einem Strand zum Baden, da wir lieber direkt vom Boot ins Wasser hopsen.

Kleine Wanderung zum Strand Petite Plage des Salines
Auf Martinique gibt es immer wieder grosse Herden weidender Kühe, was man auf den anderen Karibikinseln wesentlich seltener sieht.

Am letzten Abend in der Marina waren wir schon im Bett, als es irgendwo in der Nähe plötzlich eine Art „Guggen-Konzert“ gab. Eine Trommlertruppe hatte sich auf dem Parkplatz vor dem kleinen Supermarkt eingefunden und gab ihr Bestes, um alle im Umkreis von ein paar Kilometern wach zu halten. Logisch sind wir wieder raus aus den Federn und ab auf die Piste 😎.

Bengalisches Feuer – nur das beste für die Gäste
Unser auf dem Parkplatz abgestelltes Auto eignet sich offenbar auch gut als Sitzgelegenheit bzw. Getränkeablage…

Am Freitag den 25.3. war es dann soweit, wir haben die Marina verlassen und gleich noch die halbvollen Dieseltanks wieder aufgefüllt. Dabei hatten wir das Glück, von noch sehr moderaten Preisen profitieren zu können. In Martinique sind die Preise an allen Tankstellen gleich und sie werden jeweils nur zum Monatsbeginn angepasst. Das heisst, wir konnten Diesel für € 1.67 pro Liter bunkern, während er in Europa an den meisten Stellen ein Stück über € 2.- liegt. Bei 230l fällt das schon ins Gewicht.

Abfahrt vom Tanksteg und zurück nach St. Anne

Für eine Nacht tuckerten wir zurück nach St. Anne.

Das Dinghydock von St. Anne – und wieder haben ein paar Schlaumeier ihr Dinghy zu kurz angebunden und vergessen, dass es auch hier einen Tidenhub hat.
Abendstimmung in St Anne mit – was wohl? Richtig! Einen Guavesaft! 😉

Am Samstag haben wir den Mietwagen zurückgebracht und sind dann bei Jean-Francois und Dominique – unsere lieben Stegnachbarn, die uns zum ersten Zahnarzttermin gebracht haben – zum Essen eingeladen gewesen. Sie lagen mit ihrem kleinen Katamaran (noch 1 Fuss kürzer als unserer 😬) neben uns in der Marina und haben uns immer wieder ihre Hilfe angeboten und auch sonst mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Als Dank für ihre Unterstützung hatten wir sie vor Biggis zweitem Zahnarzttermin zum Essen bei uns an Bord eingeladen und nun wollten sie sich ¨ revanchieren. Sie leben das halbe Jahr hier auf Martinique, wo sie den Kat in der Marina und zusätzlich eine kleine Wohnung mit Blick über den Hafen und die Bucht von „Le Marin“ haben. Die restliche Zeit vom Jahr verbringen sie in ihrem Haus in Frankreich oder kurven mit ihrem Wohnmobil durch Europa. Da hat jemand wohl alles richtig gemacht!

Sie haben uns lauter Spezialitäten von Martinique aufgetischt: Accras mit Fisch, eine scharf gewürzte Blutwurst zum Auszuzeln und einen Auflauf aus Christophenes. Aber das Highlight war ein über Zuckerrohr grilliertes Poulet mit kreolischen Kräutern. Magnifique! Wobei die mit Rum flambierten Bananen zum Nachtisch auch nicht ohne waren.

95% der Unterhaltung verlief auf Französisch und obwohl Biggi eigentlich kein Französisch kann, hat sie fast alles verstanden und mit Händen und Füssen fleissig mitgeredet.

Jean-Francois und Dominique mit ihrem Hund Junior
Abends haben wir uns in der Strandbar in St. Anne mit Jürg und Katharina von der Schweizer Yacht STELLA MARIS getroffen. Schön mal wieder Schweizerdeutsch reden zu können nach dem vielen Französisch am Nachmittag.

Am Sonntag fuhren wir von „St. Anne“ nach „Anse d’Arlet“, eine kleine Bucht an der Westküste von Martinique. Dabei haben wir die Abkürzung durch den „Passe des Fous“  (=Pass der Verrückten) zwischen Martinique und dem „Diamond Rock“ genommen. Ich weiss nicht wieso er diesen Namen trägt, denn die Durchfahrt war unproblematisch und landschaftlich reizvoll.

Endlich wieder unterwegs. In der Ferne ist der Diamond Rock und die Durchfahrt ersichtlich
Le Rocher du Diamant – Diamond Rock. Früher von strategischer Bedeutung, heute immer noch imposant (und sieht bisschen aus wie Darth Vader, oder?).
„Passe des Fous“ und unser „Riesenschlag“ von gerade mal 13 Seemeilen nach Anse D’Arlet 😉

Nachdem unsere Versuche mit der Schleppangel nur Algenfetzen eingebracht haben, hat Biggi einen Angelversuch am Ankerplatz gestartet. Obwohl es ganz offensichtlich viele Fische hat, war unser Köder wohl nicht nach ihrem Gusto. Gab es halt Spaghetti mit dem letzten Glas selber eingekochter Bolognese aus der Schweiz zum Nachtessen. Auch gut!

Die Profifischer am Werk….
Vor Anker in Anse D’Arlet
und wieder einmal ist Schiffschrubben angesagt.
Biggi ist für den oberen und ich für den unteren Teil „zuständig“

Anse D’Arlet ist ein beliebtes Wochenend-Ausflugsziel für die Jugend und die Bucht war voller Motorboote, deren Musikanlagen sogar lauter als die Motoren waren. Erst spätabends sind die letzten Partyjünger in den Hafen zurück und die Ruhe ist in der Bucht eingekehrt.

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Martinique – Ein Stück Europa in der Karibik

Martinique – Ein Stück Europa in der Karibik

15.02. – 02.03.2022 Martinique

Nach der Zeit auf den ehemals britischen Inseln ist uns aufgefallen, wie wir uns hier auf Martinique fast schon wie in Europa fühlen. Klar ist es immer noch eine tropische Insel mit allem was dazu gehört, aber es ist eben auch ein Stück weit wie in Frankreich. Wein, Croissants, Baguette und Käse natürlich, aber auch sonst ist die Auswahl an Lebensmitteln verglichen mit den anderen Inseln enorm und dabei auch günstiger. Wobei «günstig» eigentlich irreführend ist, dann das Preisniveau ist in der ganzen Karibik echt hoch, hier einfach etwas weniger hoch. Abgesehen vom subventionierten Baguette für einen Euro bewegen wir uns hier fast schon auf Schweizer Preisniveau. Anscheinend scheint es der Bevölkerung hier auf Martinique finanziell wesentlich besser zu gehen als auf den anderen Inseln. Vermutlich auch, weil das Mutterland gehörig Geld hier reinpumpt. 

Die grosse Ankerbucht vor St. Anne

Die Strassen sind richtig ausgebaut, es gibt Strassenschilder und Fahrbahnmarkierungen und vor allem, man fährt auf der «richtigen» Seite 😉. 

Autofahren bei, na was wohl? … Regen natürlich.
Gut ausgebaute Strassen
Manchmal „zu gut“… Lemantin vor Fort-de-France – 3-spurig in jede Richtung.

Es gibt eine grosse Auswahl an Supermärkten und Läden wie Carrefour und Decathlon, wo man all die Sachen bekommen kann, die es auf den anderen Inseln schlichtweg nicht gibt. Auch bei den Kleidern – von denen wir zugegebener Weise nicht sehr viele brauchen – ist die Auswahl hier mit vielen kleinen Boutiquen wie in Europa.

Inspiriert durchs Plakat wurde eine spontane Shoppingtour gestartet – das Resultat lässt sich sehen!

Auch wenn die anderen Inseln ursprünglicher und «exotischer» und damit sehr spannend sind, war es ein klein wenig wie nach Hause (bzw. Frankreich) zu kommen, als wir hier auf Martinique das erste Mal an Land gingen. Es lässt sich wohl nicht leugnen, dass wir vom Leben in Europa geprägter sind, als wir wahrhaben wollen. 

Nachdem wir unseren Anker endlich erfolgreich im Sandgrund vor St. Anne versenkt hatten, war uns klar, dass wir etwas mehr Zeit hier verbringen wollen. Der Ankerplatz hat was von einem Wohnquartier in der Agglo, ausser dass die Häuser (=Boote) ab und zu wechseln. Dass jede «Villa» ihren eigenen «Badepool» mitsamt regelmässigem Schildkrötenbesuch hat, ist natürlich auch nicht übel 😉. Der natürliche Treffpunkt ist das lange Dinghydock unmittelbar vor dem Dorfplatz von St. Anne, wo alle hinfahren, wenn sie an Land wollen. So zischen ständige kleine Gummiboote mehr oder weniger schnell hin und her durchs Ankerfeld – morgens häufig mit auffällig langen Papiersäcken von der lokalen Bäckerei unter dem Arm.

Das „gefährliche“ Dinghydock von St. Anne.

Auch wir benutzen regelmässig das Dinghydock. Was als völlig harmlos erscheint, hat offenbar doch seine Tücken. Erst hat es Biggi getroffen: Ihr ist das Dinghy unter den Füssen abgehauen, sie konnte sich nicht mehr mit den Fingern am Dock halten, ist runtergeplumpst wie ein Sack und ärschlings auf dem Schlauch gelandet. Schwein gehabt – ist nichts passiert! Tags darauf hat es mich erwischt. Ich wollte vom Dinghy aus barfuss (im Dinghy hat man nie Schuhe an) an der Badeleiter vom Dock hochkletttern und bin dabei auf den glitschigen Sprossen ausgerutscht, mit dem Brustkorb an die Leiter geknallt und habe mir den grossen Zeh aufgeschlitzt. Grosses Dinghydockkino! 

Die meisten Boot bleiben etwas länger in der Bucht von St. Anne und so entstehen schnell soziale Strukturen und Aktivitäten. Das erste war eine «Pot Luck»-Party (typisch amerikanische Yachtietradition, bei der sich die Crews von mehreren Booten am Strand treffen und jedes Boot etwas zum Essen und/oder Trinken mitbringt). Das war cool, erstens, weil man so schnell mit vielen Leuten in Kontakt kommt und zweitens, weil die Auswahl am Buffet echt eindrücklich war. Da gab es Gerichte wie Paella mit Shrimps, Frikadellen, Spanische Omelette, Jackfruit Stew (Eintopf), gefüllte Eier, diverse Salate usw. Und dann natürlich diverse Getränke wie Bier oder Wein und einer hatte sogar einen 5l (!) Kanister mit Rumpunsch dabei – Karibik halt 😉

Crews von etwa 20 Jachten kamen zum Pot Luck.
Segler*innen aus aller Herren Länder.
Bunte Teller vom Buffet und ein toller Sonnenuntergang.

Vor dem Frühstück gab es ab und zu Yoga am Strand, was wir uns natürlich nicht entgehen liessen, auch wenn da mehr Neugier als Können vorhanden war. Überhaupt ist Sport und Bewegung auf dem Boot immer ein Thema, denn segeln alleine ist ja nicht wirklich so sportlich (erst recht nicht, wenn man so lange wie wir vor Anker liegt!). Morgens sieht man daher auf etlichen Booten, wie eine oder mehrere Personen auf dem Vorschiff im wahrsten Sinne des Wortes rumturnen. Wir haben dafür unsere Heckplattform und versuchen täglich mit etwas Sport in den Tag zu starten. 

Als weitere sportliche Aktivität hat sich das Schrubben des Unterwasserschiffes entpuppt. Wenn man da nicht mindestens einmal wöchentlich das gesamte Unterwasserschiff mit Spachtel oder Wurzelbürste abkratzt bzw. abschrubbt entsteht eine veritable Biosphäre an den Rümpfen. Ohne Taucherflasche und nur mit Maske, Schnorchel und Flossen ist das wirklich anstrengend. Unser Boot ist zwar nur 1m tief, aber dafür hat es zwei Rümpfe und Kiele und etwa die doppelte Wasserlinienlänge wie ein gleich grosser Einrümpfer. Zum Glück ist das Wasser so schön warm und klar, aber nach 1,5-2h im Wasser ist man doch recht «erfrischt». Ausserdem hat man das Gefühl, dass sich die Kleinstlebewesen, denen man die Heimat genommen hat, auf der eigenen Haut gleich wieder ansiedeln und es juckt und kitzelt am ganzen Körper 😬.

Martinique lässt sich natürlich auch hervorragend per Pedes erkunden. Unsere erste Wanderung führte uns von St. Anne bis zum Point Saline an der SW-Seite der Insel.

Die ganzen 34 km haben wir dann doch nicht gemacht.

Vorbei an mehreren Buchten mit schönen Sandstränden: Anse Caritan, Anse Meunier bis zum Grand Anse des Salines sowie durch Mangroven und am Etang des Salines vorbei. Wir sind morgens los und da wir (also um genau zu sein, ich) annahmen, dass es unterwegs sicher Verpflegungsmöglichkeiten in Strandbuden geben würde, haben wir ausser Trinkwasser nichts mitgenommen. Mit Strandbuden war aber nix und so waren wir doch recht hungrig, als wir am frühen Nachmittag wieder in St. Anne ankamen.

Etwa 80% unserer Wanderung verlief im schattigen Wald.
Die Luftwurzeln der Mangroven sind recht beeindruckend.
Fallen für Kokoskrabben (links im Bild) sind hier alle paar Meter zu finden.

Hier in der Bucht von St. Anne lagen natürlich auch viele andere uns bekannte Schiffe, allen voran die FantaSea von Peter und Judith, mit denen wir einige vergnügliche Stunden beim Kaiserschmarrn-mit-Apfelmus-Essen und «TAC»-Spielen (jetzt steht es 2:2!), bei einem Ausflug zur Rumdestillerie und beim Basteln von Armbändern aus Kernen von lokalen Bäumen verbringen durften. Dass unser Cockpittisch seitdem ein paar kleine Bohrlöcher hat, können wir gut verkraften und zeigt wohl wie der Begriff «Dünnbrettbohrer» entstanden sein könnte 😉.

2 Bootsfrauen am Basteltisch.
Wenn man die Technik raus hat, ist es ganz einfach, Löcher in die Samen zu bohren.
Handgemachte Armbänder zieren nun unsere Handgelenke.

Der Ausflug zur Rumdestillerie Clément war ein tolles Erlebnis. Neben der Präsentation der historischen Rumherstellung hat das Anwesen auch einen weitläufigen botanischen Garten mit vielen eindrücklichen Kunstinstallationen. Der Duft in den Hallen, wo die Rumfässer gelagert werden, ist im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend.

Homére Clément, Mediziner und Politiker sowie Gründer der Habitation CLÉMENT. Kaum zu glauben, wie viel Aroma durch die Eichenfässer einfach verduftet.
Arbeitsgeräte aus vergangenen Tagen.
Kunstinstallationen soweit das Auge reicht.
Moderne Kunst eingetaucht im grünen Umfeld.
Und Modern Art in (Über-)Lebensgrösse.

Die Abende an Bord läuten wir normalerweise mit einem Sundowner ein. Da wir hier immer mit dem Heck nach Westen liegen, geniessen wir den Sonnenuntergang (wenn es nicht regnet) in unseren beiden Klappstühlen auf der Heckplattform. Der Standard-Sundowner ist «Ti’Punch RARE BREED».

Man nehme …

  • 1 kleines Glas
  • 1 gestrichenen Teelöffel Rohrzucker
  • 1 Schuss Limesaft (rühren)
  • 1 (etwas grösseren) Schuss braunen Rum dazu (weiterrühren)
  • Auffüllen mit Wasser (wir wollen ja nicht zu Alkoholikern werden…) 
Immer wieder schön die Sonnenuntergänge.
Santé! (Prost! 😉)

Wenn man ganz viel Glück hat, kann man beim Sonnenuntergang sogar den «Green Flash» sehen. Bei wolkenfreiem Himmel kann es sein, dass der obere Rand der Sonne in den letzten Sekundenbruchteilen bevor sie untergeht grün aufblitzt. Ein etwas stärkerer Sundowner soll die Wahrscheinlichkeit eines «Green Flashes» steigern, ist uns gesagt worden 😊.

Um Süsswasser zu produzieren, betreiben wir unseren 220V Wassermacher über den Inverter. Dieser läuft bei den hohen Temperaturen im Boot nach ca. 1,5 Stunden Dauerbetrieb heiss. Um den Tank doch noch ganz auffüllen zu können, müssen wir entweder eine halbstündige Abkühlungspause einlegen oder den kleinen Hondagenerator zu Hilfe nehmen. Da ein Generator ab und zu laufen muss, machen wir ihn daher von Zeit zu Zeit beim Wassermachen an. Das letzte Mal hat er noch brav seinen Dienst verrichtet, aber jetzt wollte er partout nicht starten. Alle Startversuche blieben erfolglos. Eine erste Diagnose deutete auf Probleme bei der Benzinversorgung hin. Um da dran zu kommen müssten wir die ganze Aussenhülle demontieren, was wiederum jegliche Garantieansprüche zunichte machen würde. Also ab zum Laden in Le Marin zur Vereinbarung eines Reparaturtermins. Den bekamen wir allerdings erst auf den 10. März. Wir sind ja bekanntlich Zeitmillionäre und da es uns hier in St. Anne gut gefällt, haben wir entschieden den Termin anzunehmen und etwas länger als gedacht hier zu bleiben. 

Um etwas von Martinique zu sehen haben wir uns ein Auto gemietet – natürlich auch mit dem Hintergedanken, dabei die geplanten Einkäufe zu machen. Was wir völlig verpennt haben war, dass hier drei Tage lang Karneval ist und dabei (fast) alle Läden geschlossen sind. So haben wir den Rosenmontag und Faschingsdienstag stattdessen für Sightseeing verwendet. 

Nettes Auto, bergauf ging es jedoch nur noch im 2. Gang. Hatten wir das nicht schon mal in La Palma?

Als erstes ging es zum Jardin de Balata (Botanischer Garten) etwas nördlich von Fort-de-France. Eine superschöne Anlage, die teilweise wie ein Spaziergang durch einen Regenwald war. Dies nicht zuletzt, weil es – wie könnte es denn anders sein – immer wieder intensive Regenfälle gab. Besonders cool (wenigstens für mich) war die mehrteilige Hängebrücke die geschätzt 10m hoch über dem Boden von Baum zu Baum ging. Insgesamt waren es wohl  10 Brücken aus Holz und Spannseilen, die ganz schön geschwankt haben als ich darüber lief. Biggi hat es vorgezogen die Strecke unten auf dem festen Boden zurückzulegen.

Gründer des Jardin de Balata ist Jean-Philippe Thoze (Blumenzüchter, Landschaftsgärtner und Künstler in spe)
Rund um das Haus seiner Grosseltern ist der Garten entstanden.
Einzigartige Pflanzen und Blüten lassen uns dem Zauber dieses Ortes regelrecht verfallen.
Links: Heliconia Vellerigera oder auch „King Kong Heliconia“. Rechts: Enorme Luftwurzeln einer Palme.
Jan nimmt den Baumwipfelpfad.
Die Holzbretter sind vom vielen Regen recht rutschig.
Ja, wo isser denn – ach, da isser ja 😊

Auf dem Rückweg sind wir am riesigen Einkaufsareal bei Lamentin vorbeigekommen. Die grosse Decathlonfiliale (Laden für Sport- und Spielausrüstung) und ein riesiger Baumarkt waren trotz Karneval geöffnet, sodass wir die lange auf unsere Einkaufsliste stehenden Sachen, wie ein Kajakpaddel (für das SUP), einen neuen Rucksack und eine Yogamatte sowie einen Wasserfilter besorgen konnten. Und nicht zu vergessen je eine neue leichte Regenjacke, um für die hiesigen Witterungsverhältnisse gerüstet zu sein… Habe ich schon erwähnt, dass es seit wir in der Karibik sind immer wieder ausgiebig regnet – obwohl jetzt eigentlich Trockenzeit sein sollte?

Düster, nass und nur noch 21 Grad.
Nebel steigt aus dem Wald.

Am Dienstag haben wir uns auf den Weg zu den Gorges de la Falaise im Norden von Martinique gemacht. Dort kann man eine Wanderung durch enge Schluchten in einem Fluss zu einem Wasserfall im Dschungel machen. Da man dabei hüfttief durchs Wasser waten muss, macht man das am besten in Badekleidung. Also alles eingepackt und los. Trotz der gut ausgebauten Strassen dauerte die Anreise wegen der kurvigen Streckenführung fast zwei Stunden. Im Google stand, dass die Anlage offen sei, doof nur, dass Google das Wetter nicht berücksichtigt. Wegen – wer errät es? – starken Regenfällen am Vortag und in der Nacht wäre die Flusswanderung zu gefährlich und folglich geschlossen, was wir aber erst erfahren haben, als wir vor verschlossenen Toren standen! Als Trost haben wir uns ein üppiges Mittagessen im angrenzenden Restaurant gegönnt. Und das war ein unverhoffter Volltreffer, denn das Essen war wirklich hervorragend!

Der Himmel über dem Restaurant spricht Bände – aber das Essen war super!

Um wenigstens ein bisschen Bewegung zu bekommen, haben wir kurzerhand den ersten Pfad in den Regenwald rein genommen. Das war echt eindrücklich. Der Pfad führte immer bergauf durch dichtestes Grün, riesige Bambushaine, Farne und von Lianen durchzogenes Dickicht. Die Vögel zwitscherten und es knackste beängstigend in den riesigen Bambussen als diese sich im Wind wiegten. Ab und zu kamen wir an Orten menschlicher Bewirtschaftung vorbei und sahen zum ersten Mal Felder voller Christophenes. Als wir an Papayabäumen vorbeikamen und überall Papayas am Boden rumlagen, haben wir uns erlaubt eine grosse grüne Papaya vor dem «Verfaulungstod» zu retten und haben sie in den –  neu erstandenen – Rucksack gepackt.

Herrlich zum Spazieren.
Christophene-Plantage
Biggi kann es nicht lassen und sammelt überall den Abfall in der Natur auf, von dem es leider sehr viel hat.

Auf dem Rückweg sind wir wieder an Lamentin vorbeigekommen, aber dieses Mal war wirklich alles geschlossen, bis auf die Verkaufsstände mit Karnevalskleidung.

Eine karibische Schönheit verkleidet als Schmetterling. Und an den Ständen gibt’s Kostüme in allen Farben.

Der Karneval auf Martinique ähnelt eher den europäischen Karnevals als denen von Brasilien oder Trinidad. Statt Socasound und Pan-Bands sind hier Trommler und Pfeifer unterwegs. Ein klein wenig kam es mir vor wie in Luzern oder Basel, ausser, dass es hier natürlich viel wärmer ist und die Leute oft barfuss unterwegs waren. Die Kostümierungen sind eher einfach oder lustig gehalten, aber nicht mal ansatzweise so aufwändig wie zum Beispiel in Trinidad. Aber vielleicht haben wir auch nur einen Teil hier in St. Anne gesehen, da wir gar nicht in Karnevalsstimmung waren und nicht nach Fort-de-France gegangen sind, wo das Hauptgeschehen mit dem grossen Umzug stattgefunden hat.

Im Gegensatz zu den bisher von uns besuchten Karibikinseln hat Martinique ein Bussystem, was jenem in Europa ähnelt. Es gehen mehrmals täglich grosse klimatisierte Linienbusse nach einem vorgegebenen Fahrplan von St. Anne nach Le Marin. Die kleinen Busse, die auf den anderen Inseln gefühlt alle paar Minuten fröhlich hupend und mit lauter Musik aus den offenen Fenstern vorbeifahren sucht man hier vergeblich. Man muss also genau auf den Fahrplan achten, wenn man nicht plötzlich irgendwo 1-2 Stunden warten will.

Raindrops keep falling on our heads.

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Nordwärts! Von Cheddar zu Camembert

Nordwärts! Von Cheddar zu Camembert

03. – 17.02.2022, St. Anne, Martinique, Logstand seit Start: 5’522 sm

Vorwort: Wir hatten diesen Bericht kurz vor Putins Angriff auf die Ukraine schon fertig und haben dann entschieden ihn angesichts der schockierenden Ereignisse in der Ukraine vorerst nicht zu veröffentlichen. Wir sind immer noch entsetzt und traurig über diesen absolut unnötigen Krieg und wir sind natürlich auch in Sorge, was mit unseren Familien und Freunden passieren wird, die alle viel näher am Krisengebiet sind, als wir hier in der Karibik. Es bleibt uns nur zu hoffen, dass der Konflikt so bald wie möglich aufhört.

Wir können die Ereignisse nicht beeinflussen und veröffentlichen den Bericht jetzt trotzdem, in der Hoffnung, dass er ein klein wenig dazu beiträgt den Lesern einen Moment Ablenkung zu geben.

Am 3. Februar sind wir nach 2 ½ Wochen in der Le Phare Bleu Marina endlich wieder raus. Irgendwie haben Marinaaufenthalte die Tendenz sich in die Länge zu ziehen, wollten wir doch ursprünglich nur eine Woche bleiben. Die zu erledigenden Wartungsarbeiten gingen länger als geplant – vielleicht auch, weil wir durch die vielen sozialen Aktivitäten abgelenkt wurden – und ganz ohne Landausflüge wollten wir Grenada doch nicht verlassen. 

Auslaufen von Le Phare Bleu. Mit einer schönen Backstagsbrise zum SW-Kap von Grenada

Der erste Schlag ging nur kurz «ums Eck» zur Bucht Grand Mal an der Westküste von Grenada. Dort ist der Moliniere Underwater Sculpture Park. Das ist eine Sammlung von Skulpturen vom britischen Künstler Jason DeCaires-Taylor, die er in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung erstellt hat. Viele der Skulpturen sind Zement-Abdrücke von lokalen Personen. Seine Intention war, die lokale Bevölkerung mit diesem Projekt für die delikate Unterwasserwelt vor ihren Küsten zu sensibilisieren. Die Einzelfiguren oder Gruppen von Menschen sowie andere Skulpturen sind über eine relativ grosse Fläche auf dem Meeresboden verteilt. Für uns als Hobbyschnorchler war leider nur ein Teil zu erreichen, der Rest liegt so tief, dass man richtig tauchen müsste. Es war trotzdem ganz eindrücklich.

Ankerbier und Abendstimmung in Grand Mal
Molinière Sculpture Park
Einen Teil der Scuplturen konnten wir mit Schnorcheln erreichen
Hin und zurück ging es mit unserem neuen Dinghy ganz zügig.

Nach zwei Nächten an der Boje ging es mit dem ersten Morgenlicht Richtung Norden los. Wegen des anhaltend frischen Nordostwinds hatten wir eine unangenehme Welle genau von vorne. Unser kleiner Katamaran kann zwar Ozeane überqueren, aber bei Wind und Welle von vorne ist er nicht mehr in seinem Element. Wegen seiner geringen Länge tendiert er dazu sich festzustampfen, d.h. der Bug knallt in die Welle, die Gischt spritzt über das ganze Boot und wir stehen kurzzeitig fast still. Danach nimmt er wieder Fahrt auf, um bei der nächsten grösseren Welle wieder aufgestoppt zu werden usw. usw. Dass es dabei immer 2-3 m hoch und runter geht macht das Leben an Bord sehr anstrengend. So waren wir auch sehr froh, als wir nach gerade mal 35 Seemeilen nachmittags den Anker vor Sandy Island fallen lassen konnten.  

Aussicht vom Ankerplatz bei Sandy Island auf die Sister Rocks- bei Tag und in der Abenddämmerung

Endlich hatten wir auch unsere Vorsätze umgesetzt und jeden Morgen mit «Plank»-Übungen begonnen. Dann gab’s Frühstück und danach etwas rumwursteln (z.B. Blogschreiben oder den Hängestuhl ausprobieren 😉) bis es zum Schnorcheln ging. 

Morgensport und Blogschreiben
Hängestuhl testen – schaukelt aber arg viel, wenn das Boot sich bewegt.

V.a. Biggi hat das Schnorcheln für sich entdeckt und kann stundenlang im Wasser rumdümpeln und den Fischen zuschauen. Ich als ehemaliger Taucher bin wohl etwas verwöhnt, aber ich freue mich, wie es ihr Spass macht.

Ab ins Wasser!
Biggi schaut sich die Unterwasserwelt vorläufig noch von oben an
Sachen, die ein Abtauchen verlangen, wie den Anker kontrollieren, bleiben (noch) meine Aufgabe.
Und zurück zum Boot schwimmen

Wenn wir schon im Wasser sind, werden auch gleich die Rümpfe mit der Wurzelbürste und Spachtel gereinigt. Unsere bewuchshemmende Farbe ist noch erstaunlich wirksam, aber wir merken langsam, wie es anfängt nachzulassen. Bei gerade mal 2 ½ m Wassertiefe kann man schon fast am Grund stehen um das Schiff zu putzen.

Auch wir haben nicht mehr als 1.5-2m Wasser unter den Kielen
Propeller reinigen

Weniger als 1m Wassertiefe unter den Kielen ist mir persönlich zu riskant, hier sieht man aber manchmal ganz „wagemutige“ Skipper, die offenbar keine Hemmungen haben, ihr Schiff mit nur wenige Dezimeter Wasser unter dem Kiel zu ankern…

Ich weiss nicht, ob der Skipper von diesem Boot wusste, wie wenig Wasser er wirklich unter dem Kiel hatte…

Nach ein paar Tagen kam MOANA auch nach und wir verbrachten wieder schöne Stunden mit Gottfried und Sandra, sei es beim Schnorcheln, am Strand oder auch abends im Paradise Beach Club (Adieu Erholung fürs Portemonnaie…)

Auch RARE BREED hat nun ihr Schild im Paradise Beach Club
Mit Gottfried und Sandra und Allison, die Besitzerin vom Paradise Beach Club

Das Wetter ist seit wir in der Karibik sind ziemlich untypisch, denn eigentlich wäre jetzt Trockenzeit. Der Wind bläst oft stark bis teilweise sehr stark und es regnet verhältnismässig oft und intensiv. So war es dann auch vor Sandy Island. Der Ankerplatz ist dort ziemlich offen und so gab es einige bange Stunden, wenn der Wind mit bis zu 32 Knoten über uns hinwegfegte. Kurz nach dem Durchgang eines solchen Squalls war es wieder schön sonnig, aber schon eine halbe Stunde später herrschte wieder Weltuntergangsstimmung mit waagerecht peitschendem Regen und rabenschwarzen Wolken. An einigen Tagen war es so unruhig, dass wir nicht mal von Bord konnten um zu schnorcheln, geschweige denn mit dem Dinghy an Land zu fahren, weil die Wellen einfach über uns hinweg rollen würden. Auch unser neues Dinghy kam hier an seine Grenzen.

Squalls über Sandy Island

So war es hochwillkommen, als Rennie mit seinem Motorboot mit frischem Gemüse vorbeikam. Top Ware zu fairen Preisen direkt an die Bordwand geliefert. So blieben die Konserven doch wieder in der Bank.

Nach etwa einer Woche wollten wir langsam weiter gegen Norden, aber das Wetter spielte einfach nicht mit. So blieb es nur abzuwarten, bis sich ein Fenster mit etwas weniger Wind auftun würde. Aber wir beklagen uns nicht – es gibt wahrlich schlimmere Orte als Sandy Island, um etwas Zeit tot zu schlagen.

Biggi als Galionsfigur 😉
Impressionen von Sandy Island
Eine Insel (fast) für uns alleine
Die Nordseite von Sandy Island ist dem Wind und den Wellen ausgesetzt

Gegen Ende Woche sagten die Wetterprognosen eine kurze Beruhigung für kommenden Montag und Dienstag voraus, danach sollte der Wind wieder auf über 30 Knoten hochgehen. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und sind am Montag pünktlich zur Öffnungszeit um 8 Uhr morgens vor dem Büro der Immigration gestanden. Da wir das Gebiet von Grenada verlassen würden, mussten wir ausklarieren bevor wir loskonnten. Das kann ja eigentlich nur einem Schweizer einfallen, dass die Behörden in der Karibik am Montagmorgen pünktlich aufmachen würden. Naja wenigstens hat das Café rechtzeitig aufgemacht und wir konnten die Wartezeit mit einem Kaffee überbrücken. Um 8:40 Uhr kam dann der Beamte gemütlich gelaufen und meint nur «Give me some minutes to prepare the office.» Naja ca. 45 Minuten später («Sorry, the system is very slow today.»)… war unser Formular verarbeitet und wir ordnungsgemäss ausklariert.

Der Immigrationbeamte kommt gemütlich ins Büro
Tyrell Bay verabschiedet sich wie es sich gehört – mit regnerischem Wetter… Wir segeln mit schönem Wetter weg – noch..

Wir wollten direkt nach Martinique. Das sind rund 125 Seemeilen, vorbei an die Grenadinen, St. Vincent und St. Lucia auf einem nordöstlichen Kurs, also fast gegen den vorherrschenden Nordost- bis Ostwind. Wir rechneten mit ca. 24 Stunden Dauer, was einen Nachttörn bedeutete, um am nächsten Tag bei gutem Licht anzukommen.

Die Route von Carriacou bis Martinique – vorbei an St. Vincent und St. Lucia
Wieder mal eine Nacht auf See
Zwischen den Squalls kam manchmal der Mond zum Vorschein

Nun, die Wettervorhersage hat leider nicht gestimmt und wir hatten einen Törn zum Abgewöhnen. Hinter den Inseln war es sehr ruhig, aber in den drei, jeweils ca. 20-30 Seemeilen breiten Kanälen zwischen den Inseln, haben wir gehörig Prügel kassiert. Mehrere Squalls mit sintflutartigem Regen und vor allem Wind bis über 30 Knoten und den damit einhergehenden Wellen von schräg vorne waren alles andere als lustig. Unter gerefftem Grossegel und der kleinen Fock sind wir gegenan gestampft. Um wenigstens nicht zu weit nach Westen abgetrieben zu werden lief die leeseitige Maschine mit 1800-2100 Umdrehungen mit. Nach ziemlich genau 24 Stunden gingen wir in Le Marin, Martinique vor Anker. Fix und fertig und ziemlich frustriert, weil das Wetter alles andere als karibisch schön war, haben wir uns zuerst mal etwas Warmes zu Essen gemacht und das Boot rudimentär aufklariert.

Das Einklarieren in Martinique war wohltuend einfach. Am PC ein Formular ausfüllen, € 5.- bezahlen und gut ist. Keine Fragen nach irgendwelchen Papieren vom letzten Hafen oder nach einem PCR-Test. Französisches «Laissez-faire» halt. In allen ehemals britischen Inseln wird ein Riesen-Tam-Tam um’s Ein- & Ausklarieren, Cruisingpermits, Healthchecks und PCR-Tests gemacht. Damit lassen sich natürlich vorzüglich Arbeitsplätze erhalten und Einnahmen generieren. Vor allem die PCR-Tests sind zum Teil mit US$ 150-200.- pro Person absurd teuer. Kein Wunder, werden die Tipps, wo man günstigere Test machen kann und wie die Einklarierungen ablaufen unter Seglern rege ausgetauscht. Offiziell verlangt Martinique auch, dass man einen aktuellen PCR-Test vorweisen kann. Wir wussten aber von anderen Seglern, dass dies nicht kontrolliert wird und haben in Carriacou gar keine Tests gemacht. 

Café Bou Bou mit dem Einklarierungs-PC

Das war mitunter auch ein Grund, dass wir die Inseln (St. Vincent und St. Lucia) unterwegs nicht anlaufen konnten. Wir haben die Hoffnung, dass die weltweiten Massnahmenlockerungen bis im Frühling auch in der Karibik ankommen und wir die Inseln auf dem Rückweg in den Süden ohne Tests anlaufen können. Aber wir haben so unsere Zweifel, ob die Inseln so ohne weiteres die für sie lukrativen Tests einfach aufgeben werden…

Auch auf Martinique blieb uns der Regen treu
Dafür sah man täglich mehrere Regenbögen

Ein weiterer Grund möglichst schnell nach Martinique zu gehen war technischer Natur. Hier bekommt man fast alles an Yachtzubehör was das Herz begehrt und zwar zu halbwegs fairen Preisen. Unsere Wasserversorgung an Bord hatte angefangen Ärger zu machen und der Fehler musste gefunden und behoben werden. Dafür wollte ich Zugang zu eventuell nötigen Ersatzteilen haben. Wir haben einen Wassertank der 400 l fasst, eine Wasserpumpe mit einem Drucktank um das Wasser unter Druck zu halten, einen Boiler für Warmwasser und ein Rohrsystem, das dies alles miteinander verbindet und alle Zapfstellen (Küche, zwei Bäder und die Aussendusche) an Bord bedient. Im Normalfall ist die Pumpe immer eingeschaltet und läuft jeweils nur kurz an, wenn irgendwo ein Hahn geöffnet wird. Vor ein paar Monaten hatte die Pumpe angefangen drei oder vier Mal pro Stunde für 1-2 Sekunden anzulaufen. Das deutet auf eine Undichtigkeit im System hin, aber ich konnte einfach nichts finden. Dazu muss gesagt sein, dass das gesamte Rohrsystem beim Bau des Bootes verlegt wurde und grösstenteils nicht mehr zugänglich ist, ohne dass man Wände oder Zwischenböden aufschneiden würde. Dies und die Tatsache, dass ich einfach nirgends Leckwasser im Boot finden konnte, hat dazu geführt, dass ich entschieden habe, dies erst im Sommer anzugehen, wenn das Boot ohnehin an Land geholt wird. Aber wie das so ist, die Realität hält sich nicht an Pläne und die Pumpe fing an immer öfter zu laufen. Abgesehen davon, dass das nervig war haben wir auch langsam realisiert, dass wir den Wassertank tatsächlich immer öfter auffüllen mussten. Jetzt war es sonnenklar, dass unser Süsswasser irgendwohin lief – aber wohin? Zum Schluss haben wir, obwohl wir sehr sparsam mit dem Wasser umgingen, pro Tag geschätzt 80-100 l Wasser verbraucht bzw. verloren! Das Wasser MUSSTE irgendwohin nach draussen laufen, denn sonst wären wir bei diesen Wassermengen schon lange abgesoffen!

Sobald wir eine Nacht geschlafen hatten und uns von dem anstrengenden Törn erholt hatten gingen wir ans Werk. Es wurde jede vorhandende Serviceöffnung aufgeschraubt, um zu sehen ob es irgendwo Leckspuren gibt, aber alles war staubtrocken. Mit dem Bordmanual von der Bauwerft (ja das gibt es tatsächlich!) haben wir versucht den Verlauf der Rohre zu folgen, Völlig unmöglich, da sie zwischen der Innen- und Aussenschale verlegt worden waren. Nebenbei haben wir auch festgestellt, dass die Rohrführungspläne im Manual gar nicht mit unserer Installation übereinstimmen konnten…

Kopfüber ins Staufach eintauchen, um an die Serviceöffnungen ranzukommen.
Das Innenleben von RARE BREED ist teilweise nur per Kamera zu erforschen.

Irgendwann sind wir beim Boiler angelangt und haben festgestellt, dass die Werft das Überdruckventil 180° verkehrt herum eingebaut und es mit einem Schlauch versehen hat, der durch ein Seeventil (verschliessbares Loch in der Aussenhaut vom Boot) direkt nach aussen geht… Mir ging langsam ein Licht auf!

Diese Öffnung liegt so nahe der Wasserlinie, dass dort vermutlich Seewasser reingekommen ist und das Ventil langsam aber stetig zum korrodieren gebracht hat. Das korrodierende Überdruckventil hat wohl langsam immer mehr geleckt und so unser Süsswasser über den Schlauch immer schneller aussenbords «entsorgt». Kein Wunder war drin alles trocken!

Kaum hatte ich das Seeventil vom Schlauch geschlossen, verstummte die Pumpe und der Wasserverlust stoppte! Die Erleichterung, als auch am Tag danach die Pumpe ruhig war und der frisch gefüllte Wassertank voll blieb, war enorm! Wir konnten wieder normal an Bord leben. 

Am zweiten Tag in der Bucht von Le Marin wurden wir von den Behörden verscheucht, da wir angeblich in einer Fischereisperrzone lagen. In der Seekarte war es als Ankerbucht bezeichnet und es gab auch keine Seezeichen die auf irgendeine Sperrzone hinwiesen… Also zirkelten wir uns durch die vielen Riffe in der Einfahrt von Le Marin die paar Seemeilen nach St. Anne rüber. Als wir dort den Anker fallen lassen wollten, hat sich nichts getan. Die Kette war vom Aufholen so stark angezogen, dass die Ankerwinsch einfach geklemmt hat. Während ich versucht habe das Problem zu lösen ist natürlich wieder ein Sqall gekommen und wir waren kurzzeitig wegen dem Wind und dem vielen Regen ziemlich am rotieren. Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei und wir beide bis auf die Haut pitschnass.

Unser Track auf dem Kartenplotter nach dem Debakel mit der Ankerwinsch
Ankerplatz vor St Anne – bei Tag und bei Nacht…
… und tagsüber bei Regen – wie kann es anders sein…

Auf Martinique wollen wir ein noch eine Weile bleiben, da es hier noch viel zu sehen gibt.

Salz auf der Haut und Sand zwischen den Zehen – Life is good!

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Grenadinen statt Clementinen – Weihnachten in der Karibik

Grenadinen statt Clementinen – Weihnachten in der Karibik

21.12.2021 – 11.01.2022 St. Vincent / Grenadinen, Logstand seit Start: 5289 Seemeilen

Welcome to Bequia!

Am Tag nach unserer Ankunft ging es mit der Einklarierung los. Über Funk habe ich angefragt, ob wir wegen Quarantäne usw. überhaupt von Bord dürfen. Alles ganz easy, einfach an Land fahren und zu «Daffodil’s Yacht Service» gehen, die hätten unsere Akte schon vorliegend. Gesagt getan, Dinghy ins Wasser, Motor dran und ab die Post. Nach knapp 19 Tagen zum ersten Mal wieder festes Land unter den Füssen zu spüren war ein spezielles feeling. Biggi musste zum ersten Mal im Leben das Beiboot anbinden und von dort auf den Steg rauf. Das alleine war schon eine kleine Herausforderung, in Kombination mit dem «schwankenden» Land ist sie fast umgefallen. Halb so schlimm, das Wasser ist ja schön warm hier 🙂

Funkanfrage vor dem Anlandgehen

Das ganze Prozedere war in wenigen Minuten abgeschlossen. Stand da nicht etwas von einem Health Check in den Einreisebestimmungen? Fehlanzeige! Einfach Zettel unterschreiben und Gebühr bezahlen, Passierschein erhalten und wir konnten quer über die Admiralty Bay zu den restlichen Behörden (Immigration und Customs) tuckern. Auch dort x Unterschriften und den üblichen Obolus bezahlen. Nach weniger als einer Stunde waren wir einklariert und hatten die Erlaubnis, für 30 Tage im Land zu bleiben. Fast schon eine Antiklimax nach all den Sorgen, Voranmeldungen usw. die wir noch in den Kanaren gemacht hatten. Aber besser so als an Bord Quarantäne machen zu müssen.

Impressionen von der Admiralty Bay, Bequia

Hier regnet es nahezu täglich – mal mehr, mal noch mehr. So auch am Tag nach unserer Ankunft. Es hat geschüttet, wie wenn jemand alle Himmelsschleusen aufgemacht hätte. Und das ganze Salz von der Überfahrt war somit auch vom Boot gewaschen. Wer braucht da eine Marina mit Wasserschlauch?

Bequia ist eine kleine und sehr beschauliche Karibikinsel. Es ist sehr sicher und die Leute sind hilfsbereit und aufgestellt. Wir haben uns sofort wohl gefühlt, sind überall rumgelaufen und haben uns an den farbenfrohen Häusern und den handgemalten Schildern erfreut. Egal wo wir durchgelaufen sind, wir haben uns niemals auch nur ansatzweise unsicher oder unwohl gefühlt. 

Port Elizabeth, Dinghy Dock
Port Elizabeth, Bequia
Lower Beach, Bequia

Ausser ein paar Mal umankern bzw. an Bojen gehen haben wir das Boot nicht bewegt. RARE BREED ist zum schwimmenden Campinghäusle mutiert. Vorerst hatten wir keine Lust auf Segeln und haben uns auf Weihnachten gefreut. Hier lagen bzw. kamen noch weitere Schiffe aus unsere «Lossegler»-Gruppe dazu und allabendliche «Sundowner» wurden zur Regel. Nach drei Wochen auf dem Atlantik hatten alle das Bedürfnis mit anderen zusammen zu sein und das Erlebte zu verarbeiten. Logisch haben wir dann alle auch zusammen Weihnachten gefeiert. Statt Familie haben wir die Feiertage dieses Mal mit neu gewonnenen Freunden verbracht. Aber ausser Weihnachtsdekoration und dem ein oder anderen mitgebrachten Lebkuchen, ist eigentlich kein richtiges Weihnachtsgefühl aufgekommen. Aber das hat wohl niemand wirklich gestört. Der Reiz des Neuen, die Wärme, das warme klare Wasser und der allgegenwärtige «Soca»-Sound hat uns «Last Christmas» nicht vermissen lassen 😉

Weihnachten mit den Crews von TANGAROA, LILY und ROSA II

Ausser Früchten, Gemüse und etwas Frischwaren mussten wir nicht gross einkaufen. Unsere Vorräte sind immer noch prall gefüllt, was aber bei den hiesigen Preisen sehr angenehm ist. Wir fragen uns schon, wie die Leute hier zurechtkommen, denn vieles ist auf schweizer Preisniveau. Sogar die Früchte und das Gemüse ist relativ teuer. Und da wir mitbekommen haben, was die Einheimischen bezahlen mussten, wissen wir auch, dass sie von uns keine Fantasiepreise verlangt haben. Vermutlich läuft vieles über eigenen Anbau oder über Tauschgeschäfte. Wo es aber schon sehr krasse Unterschiede gibt, ist bei den Restaurants. Bei den bekannten Touristenrestaurants (wo man aber auch keine Einheimischen als Gäste sieht) kann man gut 100.- EC$ (ca. €33.-) für eine einfache Pizza zahlen. In kleinen unscheinbaren Restaurants bekommt man für 15-20 EC$ einen grossen Teller karibische Hausmannskost. Dort waren wir dafür die einzigen Touristen und die Einheimischen haben sich echt über unsere Begeisterung für ihre Küche gefreut.

Gemüsemarkt, Bequia

Das Leben an Bord ist hier auch ganz anders als in Europa. Es gibt fast keine Marinas, man liegt stattdessen vor Anker oder manchmal auch an einer Boje in einer Bucht. Das heisst, um an Land zu kommen muss man das Beiboot oder SUP nehmen oder schwimmen. Das Beiboot wird zum Autoersatz und ist ständig im Einsatz. Dabei geht es natürlich immer über  welliges Wasser und alles wird mehr oder weniger nass. Das Salzwasser ist allgegenwärtig und alles ist leicht klamm und klebrig. Süsswasser ist dafür ein kostbares Gut, da es schlichtweg keinen Wasserhahn oder Schlauch gibt. Da es aber schön warm ist, braucht man viel weniger Kleider und so kann man mit einer kleinen Handwäsche die am meisten benützen Shorts, T-Shirts und Badesachen immer wieder auswaschen. Das Abduschen mit Süsswasser wird natürlich erst nach dem Abwaschen der Seife mittels Sprung ins Meer «erlaubt». Unser Badezimmer wird ohnehin nur noch zum Zähneputzen verwendet, die restlichen Waschaktivitäten passieren im Cockpit bzw. auf der Badeplattform.

Freiluftbadezimmer

Auch die Steckdosen sind hier draussen ziemlich dünn gesät und der benötigte Strom muss erst selber produziert werden. Jetzt zahlt sich unsere Investition in die Solarzellen und die Lithium-Akkus erst richtig aus. Wir haben immer genug Strom, um Wasser zu machen, zu kochen und alle elektrischen Verbraucher zu betreiben. Das ist ein enormer Luxus und gleichzeitig ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz, da wir für die Strom- oder Wasserherstellung keine fossilen Brennstoffe benötigen. Der Aussenborder braucht nicht sehr viel Benzin und unsere Dieselmotoren laufen wirklich nur zum An- oder Ablegen. Die Dieseltanks sind immer noch randvoll mit Diesel aus den Kanaren.

Bequia ist ca. 18 qkm gross und hat um die 5’000 Einwohner. An Sehenswürdigkeiten gibt es ausser Natur und einige Strände eigentlich nur eine Schildkrötenaufzuchtstation und das Bootsmuseum. Zusammen mit drei anderen Yachten haben wir uns ein Taxi (Sprich ein Pick-Up mit zwei Längsbänken und ein Dach über der Ladepritsche) organisiert und beides besucht.

Das Turtle Sanctuary wird von einem inzwischen 83-jährigen Mann betrieben. Er sammelt jedes Jahr einige Dutzend frisch geschlüpfter Karettschildkröten am Strand ein. Diese werden dann fünf bis sieben Jahre grossgezogen und als ausgewachsene Schildkröten ins Meer entlassen. Auch wenn es pro Jahr nur relativ wenige Schildkröten sind, hat es doch eine grosse Wirkung, denn die Überlebenschance der frischgeschlüpften Schildkröten liegen bei 1% – sprich von 100 Jungtieren wird nur eins das Erwachsenenalter erreichen. Bei ihm ist die Erfolgsrate sehr hoch, denn die Tiere lassen sich relativ einfach halten und grossziehen. Die kleinen werden mit Thunfisch aus der Dose, die grösseren mit Sardinen gefüttert. Er hat es auch mit den Leatherback Schildkröten probiert, aber diese ernähren sich von Quallen und fressen in Gefangenschaft nicht. Leider wird er seit einiger Zeit nicht mehr von der Regierung unterstützt und ist auf Spenden angewiesen. Auch die Nachfolge ist noch nicht ganz klar, aber er hofft, dass seine Tochter, die heute auf St. Vincent als Lehrerin arbeitet, das übernehmen wird.

Old Hegg Turtle Sanctuary
Karettschildkröten

Bequia hat vom IWC nach wie vor das Recht jedes Jahr vier Buckelwale zu erlegen. Das wird noch mit offenen Booten und Handharpunen gemacht und ist alle andere als ungefährlich. Es gibt immer weniger Personen, die die dafür benötigten Fähigkeiten und Kenntnisse haben und so wird manche Jahre kein einziger Wal erlegt. Da man zu Recht die Sinnhaftigkeit vom Walfang auf dieser Insel – die davon in keiner Weise abhängig ist – hinterfragen muss, ist zu hoffen, dass es bald ganz aufhört.

Das kombinierte Boots- und Walfangmuseum war gar nicht offen, aber durch die offene Bauweise vom Gebäude konnten wir trotzdem gut in den einzigen Ausstellungsraum reinschauen.

Nach etwa einer Woche im «Rummel» mit all den anderen Booten in Bequia hatten wir wieder den Wunsch nach etwas mehr Ruhe und sind zu den Tobago Cays aufgebrochen. Das ist ein weitläufiger Ankerplatz hinter einem grossen Riff (Horseshoe Reef) umgeben von ein paar unbewohnten Inseln. Hier lagen zwar auch viele Schiffe, aber durch unseren geringen Tiefgang konnten wir fast ganz vor bis zum Riff fahren und relativ einsam ankern.

Impressionen vom Ankern am Horseshoe Reef, Tobago Cays
Park Ranger, Boat Boys, Sicht aufs Riff, Zeichensprache beim Ankern
Lichtverschmutzung am Riff

Statt Landausflüge und Schiffsbesuche haben wir jetzt die Zeit gefunden ausgiebig zu schnorcheln und das SUP auszuprobieren. Das Schnorcheln war für Biggi Neuland. Vor Jahren hat sie das mal gemacht und jetzt hat sie es bei Strömung, kabbeliger See und viel Wind zum zweiten Mal probiert. Nachdem sie nach wenigen Minuten bereits Kofferfische und Rochen gesehen hat, war es um sie geschehen und sie ist fortan bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Maske, Schnorchel und Flossen ins Wasser gesprungen. 

Schnorcheln im türkisfarbigem Wasser
Aller Anfang ist schwer!

Eine kleines Fotoshooting haben wir natürlich auch gemacht 🙂

Wegen dem als «Christmas Winds» gekannten starken Passats in dieser Jahreszeit waren die offenen Ankerplätze in den Tobago Cays sehr unruhig. Der Anker hält im Sandgrund zwar bombenfest – beim drüber schnorcheln konnte man ihn gar nicht mehr sehen, so tief hatte er sich eingegraben- aber das Boot hat doch recht gerollt und geruckelt. Der Schutz vor der Atlantikdünung ist nur durch die Riffkante gegeben, die aber nicht die gesamte Dünung auffangen kann. Vor dem Riff liegt der offene Atlantik und der Wind pfeift ungehindert ans Boot. Aber das türkisfarbige Wasser und das Gefühl mit dem Boot auf weniger als 2m Wassertiefe über weissem Sand zu ankern ist schon einmalig.  So eine einsame Silvesternacht ist wohl schwer sonst wo zu erleben. Statt Feuerwerk waren abermillionen Sterne über uns zu sehen. 

Am Neujahrstag sind wir «um’s Eck» zur Insel Mayreau getuckert, wo wir das Silvesterdinner nachgeholt haben.

Mayreau, Saline Bay, Blick rüber zu den Cays

Nach einem kurzen Fussmarsch zur anderen Inselseite waren wir in der «Escapade Ranch» angekommen. Eine absolut einmalige Location am Strand mit Blick rüber zu den Tobago Cays. Als einzige (!) Gäste wurde uns ein sehr leckerer Lobster (Hummer) serviert. Das Strandlokal war liebevoll eingerichtet und hatte sogar eine offene Terrasse auf Stelzen direkt am Meer mit einer Schaukel. Wir hoffen, dass sie bald wieder mehr Gäste begrüssen können, denn es wäre wirklich schade, wenn diese Perle schliessen müsste.

Auf dem Weg zu Escapade Ranch
Fantastische Location!
… und fantastisches Essen!

Da auch der Ankerplatz auf Mayreau ziemlich unruhig (=rollig) war, haben wir nicht lange überlegt, als Marco und Kerstin von der Segelyacht ROSA II uns gefragt haben, ob wir nicht Lust hätten nochmals zu den Cays zu kommen um mit ihnen zu schnorcheln.

Das zweite Mal in den Cays sind wir nicht bis ganz zum Riff vor und haben im tieferen Wasser neben der ROSA II geankert

Sie sind mit ihren zwei Kindern Sofia und Jonas unterwegs. Die Kinder sind natürlich voller Energie und unternehmungslustig und so wurden es ein paar kurzweilige Tage mit Schnorcheln mit Rochen und Schildkröten, Strandwandern, Leguane suchen und ein Lobster-BBQ am Strand.

Stachelrochen am Strand
Leguane und Eidechsen wo man hinblickt
Lobster BBQ

Die «Rosas» hatten wir schon in Bequia kennen gelernt und manche vergnügliche Stunde zusammen verbracht. Das ist wieder so ein Beispiel, wie man unterwegs innert kürzester Zeit Leute kennen und mögen lernt. Dadurch, dass wir – wortwörtlich – alle im gleichen Boot sitzen – entstehen Freundschaften innerhalb von Tagen, die so zuhause vermutlich nie zustande gekommen wären.

Nach einer guten Woche «in der Wildnis» wollten wir wieder nach Bequia hoch, um von dort den Absprung nach Martinique zu machen. Statt wie der erwartete (eher unangenehme) Kurs gegen den vorherrschenden Nordostwind wurden wir mit einem angenehmen Südostwind beglückt und sind unter vollen Segeln und mit wenig Welle nach Bequia gerauscht. Biggi sass dabei die längste Zeit vorne im rechten Bugkorb und genoss die Fahrt und den warmen Wind. Trotz Geschaukel ist ihr dabei nicht schlecht geworden und wir hoffen beide, dass das ein gutes Zeichen ist.

Auf dem Weg zurück nach Bequia
Traumsegeln!
Immer wieder Algenfelder

In Bequia kamen wir uns schon fast wie Heimkehrer vor und haben unsere morgendliche Wanderung über einen kleinen Trail am Wasser entlang über drei Strände wieder aufgenommen. Wir hatten damit angefangen, um etwas mehr Bewegung zu bekommen.

Princess Margaret Trail
RARE BREED – Das liegt doch auf der Hand!

Bei der letzten Wanderung hat uns ein schwarzer Hund begleitet. Obwohl ich Tiere an Bord eigentlich nicht gut finde, wäre ich hier fast schwach geworden. Wenn er nicht irgendwann wieder verschwunden wäre, weiss ich nicht, ob wir nicht plötzlich einen Bordhund gehabt hätten…

Mein neuer vierbeiniger Freund

Direkt neben uns war ein Partyfloss verankert. Am Samstagabend war dort der Bär los und wir hatten Soca-Sound bis in unser Cockpit. Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung und am Sonntagabend schwangen wir uns und alle anderen umliegenden Yachties in die Beiboote und fuhren zum Sundowner zum Floss. Dort draussen war die Lautstärke ohrenbetäubend und das Floss hat auch vor den Drinks ordentlich geschwankt. Irgendwie cool, wenn statt Autos x Beiboote auf dem «Parkplatz» angebunden sind.

…und die Party geht ab!
Nickerchen am Tag danach

Wir wollten eigentlich nach Martinique, um uns dort die Boosterimpfung zu holen und danach weiter nach St. Maarten segeln. Dort wollten wir unter anderem ein neues Beiboot kaufen, da unseres langsam Alterserscheinungen (=Lecks und versagende Klebstellen) zeigt. Die Sonne hier in der Karibik ist Gift für ein altes PVC-Boot und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihm endgültig die Puste ausgeht. Diese starke Sonneneinstrahlung halten nur Schlauchboote aus Hypalon langfristig aus. Da das Neue in unsere Davits (Beiboot-Halterung hinten am Boot) reinpassen und möglichst robust, aber trotzdem gleichzeitig so leicht wie möglich sein sollte, ist die Auswahl sehr begrenzt. Wegen Covid sind ausserdem die Lieferzeiten für neue Boote völlig unberechenbar, man muss also das nehmen was an Lager ist. Auf St. Maarten hatten sie noch ein passendes Modell an Lager. Also war klar, dass wir ziemlich zügig dorthin wollten. Aber wie so oft kommt alles anders…

Unsere Familienkutsche

Gottfried und Sandra von der MOANA lagen schon seit Weihnachten in Grenada und hatten dadurch einen guten Überblick was es dort so alles gab. Da er sich überlegte einen neuen (leichteren) Aussenborder zu kaufen, habe ich ihn gebeten auch wegen einem Beiboot für uns zu schauen. Da es dort genau unser Wunschboot (1/3 leichter als unser heutiges) und den passenden stärkeren Aussenborder gab, hat er kurzerhand beides für uns gekauft und wir unsere Pläne geändert und sind stattdessen nach Süden Richtung Grenada gesegelt. 

Wenn sich jetzt jemand frägt, wieso wir auch einen Aussenborder gekauft haben: Unser 3.5 PS Modell ist bei dem Wind und Wellen an den Ankerplätzen hier etwas unterdimensioniert (wenigstens behaupte ich das immer, wenn ich Biggi auf alle die tollen schnellen Beiboote, die in Gleitfahrt an uns vorbeirauschen aufmerksam mache ;-)) Das Beiboot und der Aussenborder ist, wenn man fast nur vor Anker liegt, sowas wie ein Familienauto und da ist es natürlich schön, wenn man bei Bedarf auch grössere Strecken zügig zurücklegen kann.

Am 11. Januar sind wir von Bequia nach Union Island im Süden gesegelt. 30 Seemeilen herrlichstes Segeln. Der Wind ist hier so konstant und zuverlässig, dass man auch durch engere Passagen segeln kann, ohne Angst zu haben irgendwo abzutreiben oder aufzulaufen. Als Biggi sich etwas hinlegt hat, habe ich kurzerhand eine kleine «Abkürzung» zwischen der Insel und ein paar vorgelagerten Untiefen gemacht und bin ganz nah an Mayreau ran gesegelt. So macht das Segeln wirklich Spass!

Mayreau vorbei an der Saltwhistle Bay
Clifton Harbour, Union Island

Auf Union machten wir den für Grenada verlangten PCR Test, klarierten aus und tuckerten zur 11 Meilen entfernten Tyrell Bay auf der Nachbarinsel Carriacou, wo wir für Grenada einklarieren konnten. Der nächste Karibikstaat liegt vor uns.

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Karim und Aschenbrödel

Karim und Aschenbrödel

15.11.-02.12.2021 La Gomera – La Palma – El Hierro, Logstand seit Start: 2511 Seemeilen

Wir sind vor ein paar Tagen in Bequia angekommen, wieder online und gehen zurück zum 15. November 2021.

Nach der ersten Nacht vor Anker an der Südspitze von Lanzarote war uns klar, dass wir hier nicht allzu lange bleiben wollten. Die Bucht war zwar schön anzusehen, aber so rollig, dass wir uns vor Anker wie beim Segeln vorkamen. An Land zu gehen war bei den Brechern am Strand auch ausgeschlossen wenn wir nicht das Risiko eingehen wollten mit dem Dinghy zu kentern. Also fragten wir bei den nächsten Häfen auf unserer Route nach Südwesten wegen einem Liegeplatz an und bekamen überall die gleiche Antwort (so sie denn überhaupt antworteten) «Sorry we’re full!». Es war Hochsaison und offenbar gar nicht so einfach einen Hafenplatz für einen Katamaran zu bekommen. Nachdem wir auf La Gomera eine Zusage bekamen (allerdings für max. 7 Tage) beschlossen wir, unseren ursprünglichen Plan per Inselhopping durch die Kanaren zu segeln, aufzugeben. Stattdessen gingen wir nun in einem Schlag auf direktem Weg, vorbei an Fuerteventura, Gran Canaria und Teneriffa nach La Gomera, zu unserem geplanten Endziel vor der Atlantiküberquerung. Dann geht es halt eine Woche früher rüber als ursprünglich geplant, aber das war uns eigentlich auch recht. Und wir freuten uns auf ein paar Tage Sightseeing auf La Gomera als Ausgleich für den ausgefallenen Inselhoppingtörn.

Bye, bye Lanzarote

Nach einer sehr ruhigen Nachtfahrt, meistens unter Motor, da die Winde zu schwach waren um unter Segel rechtzeitig bei Tageslicht anzukommen, legten wir uns am Nachmittag des 18. November in den letzten freien Katamaranplatz in San Sebastian auf La Gomera. Jetzt hatten wir sieben Tage Zeit um das Boot atlantikklar zu machen und noch ein wenig von La Gomera zu sehen.

Unser Liegeplatz für sieben Tage in La Gomera

Auf der Überfahrt dorthin war mir ein komisches Quietschen im Mast aufgefallen. Jedes Mal, wenn der Wind das Vorsegel blähte hat es im Masttop gequietscht. Das musste unbedingt vor der Atlantiküberquerung angeschaut werden. Am Freitag konnten wir einen Riggspezialisten auftreiben, der am Samstagmittag in den Mast hochgehievt wurde. Der Grund für das Quietschen war schnell gefunden und mit etwas Fett behoben, aber was er noch entdeckte, hat uns fast die Sprache verschlagen: Der Bolzen, der die Umlenkrollen für das Grosssegelfall und die Dirk (beides Seile, die elementar sind, um das Grosssegel verwenden zu können bzw. den Grossbaum daran zu hindern runter zu fallen), war schon halb draussen. Beide Umlenkrollen waren rausgefallen und die Seile hingen nur am Bolzenrest bzw. am Ausschnitt im Alumast. Beide Seile waren schon ziemlich schwer beschädigt und kurz vor dem Brechen und es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen bis uns entweder das Grosssegel geklemmt hätte oder der ganze Baum runtergefallen wäre. Wie den Galliern der Himmel wäre uns womöglich der Baum auf den Kopf gefallen und zwar höchstwahrscheinlich irgendwann während der Atlantiküberquerung… Nach einigen Stunden Aufwand waren wir nicht nur emotional, sondern auch um ein paar Hundert Euro erleichtert, aber hatten dafür das gute Gefühl einen Schaden rechtzeitig entdeckt und behoben zu haben, um schlimmeres zu verhindern.

Bilder einer drohenden Katastrophe im Masttop

Für Dienstag hatten sich Freunde aus Deutschland, die gerade auf Teneriffa Ferien machten, bei uns zu Besuch angemeldet. Sie wollten mit der Fähre rüberkommen und wir würden zusammen eine Wanderung machen. Das liess uns noch zwei Tage Zeit, um das inzwischen leck geschlagene Beiboot zu flicken und die noch fehlenden Lebensmittel für die Atlantiküberquerung einzukaufen. Als Abfahrtstermin war Donnerstag, der 25. November geplant.

Bei Gesprächen mit anderen Seglern war plötzlich die Rede von einem herannahendem Sturm. Das hat mich bewogen, schon am Wochenende die Wetterprognosen zu studieren. Und tatsächlich: Ein für diese Jahreszeit und die Gegend völlig untypischer Tropensturm war im Anzug. Das rotierende Tief «Karim» sah alles andere als lustig aus. In den Kanaren wurde für Teneriffa, La Gomera, La Palma und teilweise Gran Canaria «Warnstufe Gelb» ausgesprochen. Es wurde vor Windstärken mit bis 60 Knoten (ca. 110 km/h) und bis zu vier Meter hohen Wellen gewarnt. Und das sollte kurz nach unserer geplanten Abfahrt über die Kanaren und damit zwangsläufig auch über uns draussen auf dem Atlantik hereinbrechen. 

Zitat von Sebastian Wache von Wetterwelt.de, Windstärken und Wellenhöhen in der Wetterapp

Also mussten wir schauen, welche Optionen uns blieben. Bewusst in den Sturm reinlaufen – No Way! Ein Sprichwort sagt: Es gibt alte und es gibt mutige Segler. Es gibt aber keine alten mutigen Segler. Also – No Way! Im Hafen San Sebastian bleiben ging auch nicht, da uns – trotz der Sturmwarnung! – keine Verlängerung gewährt wurde. Der einzige Hafen, der noch Platz hatte und uns eine Reservation anbot war Santa Cruz auf La Palma. La Estaca auf El Hierro hat gar nicht geantwortet, wäre wohl aber noch frei gewesen. Bei der Wettervorhersage auf gut Glück nach El Hierro zu segeln war uns aber zu riskant und wir entschieden uns für La Palma. Der Vulkan war ja weit auf der anderen, westlichen Inselseite und der Hafen und der Flughafen an der Ostküste waren ja offen.

Um bei den noch schwachen südlichen Winden nach La Palma zu kommen, haben wir uns schweren Herzens entschieden, den Freunden samt Ausflug abzusagen und sind frühmorgens am Dienstag, den 23. November nach La Palma gefahren. Die See war spiegelblank und kein Windhauch hat die Wasseroberfläche gekräuselt. War das die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm?

Kurz vor La Palma wurde RARE BREED das erste Mal mit Vulkanasche gepudert… Wenn wir da schon gewusst hätten was uns die nächsten Tage bevorstehen sollte, ich weiss nicht, ob wir nicht lieber den Sturm genommen hätten?

Masken gegen Vulkanstaub sowie Corona in La Palma

Der Vulkan liegt südwestlich von Santa Cruz und die ganze Aschewolke hing über die Stadt. Man konnte förmlich zuschauen, wie alles langsam von der runterrieselnden Vulkanasche schwarz wurde. Am ersten Abend haben wir das Schiff bis lange nach Einbruch der Dunkelheit mit Wasser abgespritzt, um die Asche von Bord zu bekommen. Als wir am nächsten Morgen aufwachten war wieder alles voll. Und so ging es vier Tage lang bis der Wind endlich auf Nordost kehrte. Am Mittwoch nach unserer Ankunft war es wenigstens noch warm und sonnig, aber danach fielen die Temperaturen und es setzte ein Dauerregen ein, der uns die restliche Zeit auf La Palma begleiten sollte. Entgegen meiner naiven Vermutung, dass der Regen die Situation verbessern würde, geschah das genaue Gegenteil – er wusch noch mehr Asche aus der Luft und unser Boot versank im schwarzen Regen.

Asche, Asche, Asche….
Paddington Bär?
Schwarzer Ascheregen
Regenbogen im Hafen von La Palma
Raindrops keep falling on my head…
Santa Cruz de La Palma ist für seine verschnörkelten Balkone bekannt
Stadtbummel bei „Traumwetter“….

Da wir an der Situation sowieso nichts ändern konnten, haben wir uns wenigstens zwei Mal ein Auto gemietet und konnten endlich mal etwas Sightseeing machen. La Palma ist wunderschön! Wir sind auf unserer Nordtour durch Urwälder aus Lorbeerbäumen und Farnen gewandert und bestaunten die grössten Pinienwälder Europas.

Impressionen vom nördlichen Teil von La Palma

Wir erkundeten mit einem Fiat 500 (eine Rakete! Bergauf im 2. Gang mit 30 km/h) auf der Südtour die überall vorhandenen Bananenplantagen, besuchten schwarze Vulkanstrände und Felsen und picknickten mit Stechmücken und unzähligen roten Krabben am Strand von El Aljibe.

Unsere Rennsemmel trug uns (wenn auch mit spürbarer Anstrengung) um den Südteil von La Palma
Bananen soweit das Auge reicht
Alles Banane oder was?

Und wir sind nachts auch in die Nähe des Vulkans Cumbre Vieja gefahren, um die Lavaströme und den Ausbruch live zu sehen. Extra «Vulkantourismus» zu betreiben finden wir fragwürdig, aber da wir schon hier waren, wollten wir uns dieses einmalige Naturschauspiel nicht entgehen lassen. Es war übrigens erstaunlich, wie «cool» und gelassen die Leute auf La Palma mit dem Vulkanausbruch umgingen. Niemand wirkte nervös oder ängstlich, das Leben schien seinen normalen Gang zu gehen (bis auf die Tatsache, dass die Leute hier konsequent auch draussen Maske trugen), wenigstens auf der Ostseite der Insel. Bei den Menschen, die näher am Vulkan leben, die Gase und Asche aushalten müssen oder womöglich sogar ihre Häuser und Lebensgrundlagen verloren haben sieht das natürlich anders aus. Diese Leute tun einem unheimlich leid und es ist nur zu hoffen, dass es bald ein Ende hat und die gespendeten und gesammelten Hilfsgelder sinnvoll eingesetzt werden können. (Aktuelle Meldung: Seit 25. Dezember 2021 ist der Vulkanausbruch laut Behörden offiziell beendet – Dauer der Eruption 85 Tage und 18 Stunden) 

Eruption, Lavaströme und „glühende“ Wolken
Der Rauch vom Vulkan hing sogar im Tunnel

Karim – ach ja, der hat sich übrigens «in Luft aufgelöst» und aus den angesagten Sturmwinden wurde nur ein manchmal etwas frischer Wind. Wenn wir das vorher gewusst hätten…

Während der Tage auf La Gomera und La Palma kam uns immer öfter der Gedanke, die Atlantiküberquerung um ein Jahr zu verschieben und stattdessen ein Jahr die Kanaren zu bereisen. Es gab hier soviel Schönes und wir hatten bis jetzt noch fast nichts davon gesehen. Seit dem Losfahren im Juni waren wir ständig unter Druck weiter zu kommen oder hatten die Hafenzeiten für Reparaturen und Besorgungen verwendet. Urlaub, Land und Leute kennen zu lernen ist immer viel zu kurz gekommen. Wir waren – so komisch es manchem vielleicht vorkommen mag – ausgelaugt und gestresst. Die Vorstellung, ein paar Monate hier zubleiben war durchaus reizvoll. Was uns aber schlussendlich dazu bewog doch weiter zu fahren, war die Tatsache, dass es eben nicht nur ein paar Monate, sondern ein ganzes Jahr hier werden würde. Wegen der Wirbelstürme im Sommerhalbjahr macht es keinen Sinn mehr in die Karibik zu segeln und zu den Azoren oder ins Mittelmeer wollten wir jetzt (noch) nicht. Und schlussendlich hatten wir uns und das Boot so gut auf diese Überquerung vorbereitet, dass es irgendwie schade gewesen wäre, sie jetzt nicht zu machen.

Also doch über den Atlantik, aber vorher mussten wir irgendwie diesen ganzen Aschestaub loswerden. Inzwischen sah auch das Wetter wieder gut aus. Also wurde geplant. 

Wegen Corona muss man schon vor der Abfahrt diverse Anmeldungen und Dokumente an den Zielort in der Karibik schicken. Je nach Land sind die Formalitäten unterschiedlich, aber allen gemeinsam ist, dass nur vollständig Geimpfte MIT einem negativen PCR-Test, der frühestens 72 Stunden vor dem Verlassen des Abfahrtshafens gemacht werden muss, reingelassen werden.

Die Papiere von den spanischen Behörden für die Karibik mussten besorgt, ein PCR-Test gemacht werden und zwar alles nicht länger als 72 Std vor Abfahrt. Tricky, da alles nur mit Voranmeldung über spanische Webseiten möglich war. Am Montagmorgen, am 29. November haben wir ausklariert, am Mittag den PCR-Test gemacht und am Dienstag vor Sonnenaufgang sind wir Richtung El Hierro ausgelaufen.

Ausfahrt aus Santa Cruz de La Palma vor Sonnenaufgang

Als wir nach einer schnellen (Rückenwind :-)) Reise nachmittags in El Hierro ankamen, kamen auch die Mails mit den Resultaten der PCR-Tests an. Bingo, die Rechnung ist aufgegangen! Dienstagabend und der Mittwoch gingen drauf, um RARE BREED innen und aussen zu putzen, inkl. alle Segel, Leinen usw. vom besagten Aschestaub zu befreien. Als Stegnachbarn hatten wir Peter und Judith von der FANTASEA, mit denen wir uns auf Anhieb sehr gut verstanden haben. Es ist immer schön, dass die Kontakte unter Langfahrtseglern so schnell geknüpft sind. Man hat ja nur wenig Zeit um sich kennen zu lernen, aber für ein gemeinsames Mittagessen und abendlichen Klönschnack hat es gereicht.

Die FantaSea mit Peter und Judith

Die meisten Boote hier waren entweder lokale Boote oder Langfahrtsegler, die sich auf die Atlantiküberquerung vorbereiteten. Jeden Tag liefen zwei bis drei Boote aus und wurden von den anderen mit Jubelgeschrei und Gehupe verabschiedet. 

Zwei Stunden vor Abfahrt

Am Donnerstag, den 2. Dezember um 14 Uhr – genau 73 Std nach den Tests (fast geschafft, aber unser «Abwaschstopp» in El Hierro war ohnehin incognito ;-)) sind auch wir unter lautem Abschiedsgetröte von den anderen Booten zur Atlantiküberquerung ausgelaufen. Ca. 2’800 Seemeilen (etwa 5’200 km) bis Bequia in den Grenadinen lagen vor uns.

Es geht los – Karibik wir kommen!

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Aus aktuellem Anlass…

Aus aktuellem Anlass…

…unterbrechen wir die gewohnte chronologische Berichterstattung um euch darüber zu informieren, dass wir morgen von El Hierro aus zur Atlantiküberquerung ansetzen. Wir rechnen mit einer Reisedauer von ca. drei Wochen. Wenn alles klappt, melden wir uns in gewohnter Form, wenn wir drüben angekommen sind (und eine lokale SIM-Karte besorgt haben).

Die Vorhersage aus dem Wetter Routing Programm sieht gut aus. Mal sehen, ob das Wetter sich auch daran hält…

Als Erinnerung – man kann unsere aktuelle Position entweder auf https://share.garmin.com/SVRareBreed oder https://forecast.predictwind.com/tracking/display/RareBreed/ verfolgen.

Wir wünschen euch allen eine wunderschöne Adventszeit!

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Do the To-Do-List!

Do the To-Do-List!

29.10.-14.11.2021 – Lanzarote

Den Liegeplatz in der Marina in Lanzarote haben wir bis zum 15. November bezahlt, also blieben uns ziemlich genau zwei Wochen nach unserer Ankunft Ende Oktober, um unsere To-Do-Liste abzuarbeiten, bevor wir wieder loswollten.

Der Sattler, der unser Bimini (Stoffabdeckung über dem Cockpit) bis zu unserer Rückkehr hätte fertigmachen sollen, hatte das alte Bimini zwar abgenommen, aber das Neue war – was zu erwarten war – natürlich noch nicht fertig: „Waaas, ihr seid schon hier, ich dachte, ihr kommt erst im November?!?“. Das Wetter war wunderschön sonnig und windstill, was nach dem Morgenfrost der letzten Tage in Bayern hochwillkommen war, aber so ganz ohne Beschattung stieg das Thermometer im Bootsinneren teilweise auf über 35°! Das war dann des Guten doch etwas zu viel. Ja, ja ich weiss, bei den meisten Lesern wird das angesichts des Novemberwetters zuhause nur mässiges Mitleid auslösen ;-).

Die vielleicht dringendste Aufgabe nach der Rückkehr: Das Boot aussen vom allgegenwärtigen Saharasand und Staub zu befreien, damit wir das nicht dauernd ins Boot schleppten. Da Sand bekanntlich den Gesetzen der Schwerkraft gehorcht, bin ich mitsamt Wasserschlauch in den Mast hochgeklettert und habe von oben runter alles wo ich hinkam abgespritzt, um danach mit dem Deck weiter zu machen. Wenn ich damals schon gewusst hätte, wieviel schlimmer Vulkanasche als Sand ist, hätte ich diese Arbeit wohl genossen.

Um Platz im Boot zu schaffen, wurde alles was an Deck gehörte, wie die Rettungsinsel, Rettungskragen, Leinen und auch die Segel so schnell wie möglich raus- und wieder angebracht bzw. angeschlagen.

Danach ging es innen weiter. Es hatte sich bei längerer Motorfahrt immer etwas Wasser im rechten Motorraum angesammelt, nicht viel, aber ich wollte die Ursache finden. Also haben wir die ganze Gästekabine ausgeräumt, damit ich an die Rückwand und an den dort befindlichen Deckel zum hinteren Teil des Rumpfes rankam. Dort verläuft der Abgasschlauch und dessen Ende, welches zum Motorraum hinging hatte tatsächlich Spuren von einem Leck. Das heisst, das Wasser kam nicht von aussen rein, sondern wurde vom Motor während des Laufens „produziert“. Seitdem die Schlauchschellen vom Abgasschlauch nachgezogen sind, scheint es jetzt dicht zu sein – toi toi toi, dass es so bleibt.

Als wir eh schon an diesem schlecht zugänglichen Ort waren, hat Biggi gleich in mühevoller Kleinarbeit den verrosteten Ruderquadranten entrostet und geschmiert.

Vorher – nachher!

Unsere Dauerbeschäftigung – Lebensmittel bunkern und umstauen – kam auch dieses Mal nicht zu kurz. Wollten wir jetzt doch das Boot im Hinblick auf die Atlantiküberquerung und die Zeit in der Karibik fertig verproviantieren. Konserven und Grundnahrungsmittel haben wir immer noch mehr als genug vom Rieseneinkauf in Neustadt an Bord, jetzt ging es mehr um „Details“ wie spanischer Rotwein, Olivenöl usw. Insbesondere der Wein war ein Thema. Da Flaschen an Bord aus gewichtsgründen generell vermieden werden, hatten wir meistens Wein in Kartonboxen an Bord. Komischerweise gab es aber davon fast keinen mehr in der Bilge (der Raum unter den Bodenbrettern – quasi der Keller). Aber hier in Spanien gibt es den bei Seglern wohlbekannten „Don Simon“ in Einliterbriks mit Schraubverschluss. Nach einer Verkostung wurde von der gesamten Mannschaft einhellig entschieden zulasten vom Bier den vorhandenen Stauraum eher mit Rotwein zu füllen. Dass wir bereitwillig weniger Bier mitnehmen hat einen guten Grund: Während unserer Abwesenheit sind mehrere Dosen vom „Faxe“-Bier in der Bilge leck geschlagen und ausgelaufen. Die ausgelaufene Sauerei stank zum Himmel und hat zu einer explosionsartigen Vermehrung von Fruchtfliegen geführt. Noch Tage nach dem Reinigen schwirrten die ungebetenen Gäste im Schiff rum. Unser Vertrauen in Bierdosen ist seither etwas angeknackst.

Wie schon im Sommer war auch jetzt kein Mietwagen zu bekommen und so fiel einerseits das erhoffte Sightseeing aus, aber auch die Einkäufe mussten alle zu Fuss angeschleppt werden. Während ich an Bord oder mit Handwerkern beschäftigt war, ist Biggi daher mit dem Rucksack zum Einkaufen gelaufen. Da die Läden teilweise kilometerweit weg waren, hat sie sich gehörig abgeschleppt. Als die wichtigsten Sachen an Bord erledigt waren, sind wir zusammen losgetigert und haben insgesamt drei (!) Touren zum örtlichen Ikea („nur“ 3.5 km weg von der Marina) gemacht, um dort unter anderem neues Geschirr und grosse Plastikboxen zu besorgen. Fünf grosse Boxen passen perfekt in den grossen Stauraum zwischen Wassertank und Salonsitzbank und damit sind unsere Sachen besser organisiert. Der Clou war wohl, als wir im lokalen „Mediamarkt“ neben dem Ikea noch einen Brotbackautomaten kauften und zu Fuss zur Marina geschleppt haben. Wieso einen Brotbackautomaten an Bord, wird sich jetzt wohl mancher fragen? Ganz einfach: Wir haben in der Regel mehr als genug Strom und laden die Batterien mit den Sonnenzellen täglich neu auf. Unser Gasofen wird – wie der Name sagt – mit Gas betrieben, welches wir jeweils nachkaufen müssen. Daher kochen (und jetzt auch backen) wir soweit irgend möglich nur noch elektrisch. Als positiver Nebeneffekt heizt sich der Innenraum vom Boot nicht so auf und wir haben weniger Sorgen vor einem allfälligen Gasleck. Mit dem kleinen Induktionskochfeld, dem Wasserkocher und der Microwelle sind wir – also eigentlich Biggi ­– in der Lage, fast jedes Gericht zu kochen.

Backautomatenbrot und sonstige kulinarsche Verwöhnungen an Bord

Zurück zum Sattler: Als der schliesslich das neue Bimini gebracht hat, war es natürlich noch nicht ganz perfekt und so ging es dann schlussendlich anderthalb Wochen und x Besuche an Bord bis alles fertig war. Zusätzlich zum Bimini haben wir uns zwei weitere kleine Sonnendächer und Sonnenabdeckungen für die Fenster, wo wir keine Sonnenblenden hatten, anfertigen lassen. Die schrägstehenden Fensterflächen sind in nördlichen Breiten toll, hier im Süden führen sie zu einer enormen Aufheizung des Innenraumes. Die zusätzlichen Abschattungen machen einen erstaunlichen Unterschied aus.

Wir hatten im Vorfeld zuhause aus Resten von Tauwerk sogenannte Tausendfüssler oder Baggywrinkles geflochten. Diese lagen immer noch an Bord und jetzt war es an der Zeit sie anzubringen. Das sind ca. zwei Meter lange Fransengirlanden, welche von unten nach oben um die Wanten (Metalldrähte, die den Mast daran hindern seitlich umzukippen) gewickelt werden, um zu verhindern, dass das Gross-Segel sich gegen das Metall reibt. Durch die konstante Bewegung und Reibung zwischen Tuch und Metall während langer Segelpassagen wird jedes Tuch zerstört. Man muss zuerst rausfinden, wo genau sie hinmüssen, denn sie werden nur dort angebracht, wo das Segel anliegen würde. Wenn sie angebracht sind, sieht es ein bisschen wie längliche Wattebausche oder Vogelnester aus. Das Anbringen selber ist eine Fleissarbeit, welche sitzend in einem Bootsmannsstuhl (ein Sitz der durch ein Seil nach oben in den Mast gezogen werden kann) gemacht wird. Genau wie alle Arbeiten im Rigg bedingt sie eine gewisse Schwindelfreiheit – ähm – die mir aus unerfindlichen Gründen abhanden gekommen ist. So muss ich mich für jede Arbeit dort oben regelrecht überwinden. Ich hoffe, dass ich das mit der Zeit wieder hinbekomme. Und so war ich froh, als das alles endlich erledigt war.

An den grossen Luken montierten wir eine Edelstahlgewindestange als Einbruchschutz. Es ist zwar kein 100%-er Schutz, aber genug, um zu verhindern, dass jemand unbemerkt durch die Luke ins Schiff einsteigt. So können wir die Luken zum Lüften offenlassen, während wir schlafen.

Jetzt hat Rare Breed endlich auch den Heimathafen angeschrieben.

Dazwischen lag noch Biggi‘s Geburtstag. Mit der Ukulele, die ich tatsächlich in Arrecife auftreiben konnte, erfüllte ich ihr einen unausgesprochenen Wunsch. Wobei „in“ Arrecife wohl etwas übertrieben ist, denn der Laden lag in einem Industriegebiet weit ausserhalb des Stadtzentrums. Aber Bewegung ist gesund und davon hatte ich weniger als Biggi in den letzten Tagen. Auf meiner Tour entdeckte ich nebenan einen Decathlon und so sind wir tags darauf zusammen losmarschiert, um ein SUP mit Pumpe und Paddel, ein Neopren-Shorty, Flossen, Brille und Schnorchel für Biggi und je einen Bleigurt inkl. Gewichte zu kaufen. Als wir schwerbeladen zum Laden raus sind und Biggi meinte, dass wir damit die 4 bis 5 km zum Hafen laufen, habe ich gestreikt und auf ein Taxi beharrt! Alles hat seine Grenzen!

Happy Birthday to you!!

Langsam war ein Ende in Sicht. Die letzten beiden offenen Punkte auf der To-Do-Liste: Wäsche waschen und den Aussenborder fürs Beiboot testen. Wie testet man einen Aussenborder? Man lädt die Mannschaft zu einer kleinen Hafenrundfahrt mit dem Schlauchboot ein. Das Schlauchboot war seit Reiseanfang nie zum Einsatz gekommen, hing schlapp in der Aufhängung und musste erstmal richtig aufgepumpt werden. Dann den Motor hinmachen und es konnte losgehen. Der Motor war in Fehmarn frisch gewartet worden und somit würde das eine reine Vergnügungsfahrt werden. Denkste! Das Biest ist erst fast nicht angesprungen und dann, schon nach wenigen Metern unvermittelt wieder verstummt.  Erinnerungen an eine traumatische Beibooterfahrung aus den Dänemarkferien vor zwei Jahren wurden plötzlich wach… Aber er war doch frisch gewartet worden? Irgendwie konnte ich ihn wieder ankriegen und wir sind mutig weiter raus in den Vorhafen getuckert, bis der Motor nach ein paar Minuten endgültig schlapp machte und sich auch nicht mehr starten liess. Einfach tot, und dabei war er doch erst ca. 15 Jahre alt! So ein Mist. Reparieren fiel aus (hier wollten wir definitiv kein Geld mehr reinstecken!) und ohne Motor, wären wir künftig am Ankerplatz verloren. Es ist nahezu aussichtslos ein Schlauchboot gegen Wind und Welle zu rudern bzw. zu paddeln (…im Hafen geht’s J). Ein neuer Aussenborder musste her und zwar subito. Entgegen den Aussagen von Arrecifekennern: „Hier bekommst du das nicht, alles ausverkauft!“ hatten wir Glück und ein Laden hatte tatsächlich einen neuen 3,5 PS Mercury an Lager. Und sogar zu einem absolut fairen Preis. Es hat sich seither mehrfach gezeigt, dass man nicht immer die Aussagen der alteingesessenen Yachties für bare Münze nehmen soll, sondern besser selber recherchiert und rum frägt. Am nächsten Vormittag konnte ich den frisch in Betrieb genommenen Motor in Empfang nehmen und bekam obendrauf eine gründliche Einführung in dessen Bedienung, zwar auf Spanisch und mit Händen und Füssen, aber durchaus verständlich. Die Lieferung im Uraltlastwagen umfasste sogar einen extra Tankstopp, um die neu erstandenen Benzinkanister zu füllen. Die versprochene Hafenrundfahrt führte mit dem neuen Motor doch noch zu einem Happy End J. Der alte Motor wurde mir beim Entsorgen von einem Spanier, der sich immer im Hafen rumtrieb regelrecht aus den Händen gerissen. Ich hoffe, er weiss auf was er sich da einlässt…

Am Sonntagvormittag, am 14. November – ein Tag vor Plan – liefen wir endlich aus dem Hafen aus. Nur ein kurzer Sprung um die Südspitze von Lanzarote zu einem Ankerplatz vor einem Sandstrand. Dort wollten wir ein bisschen Ferien machen und die Rümpfe und Propeller vom Bewuchs durch das lange Stillliegen im Hafen reinigen.

Danach sollte es in gemütlichen kleinen Sprüngen von Insel zu Insel durch die Kanaren Richtung SW gehen. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, aber dazu im nächsten Beitrag mehr.

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Von zuhause ins Daheim

Von zuhause ins Daheim

25.08.-29.10.2021, Schweiz, Schweden & Bayern

Ja! Nach langem mal wieder ein Blog-Eintrag. Seit dem letzten ist jedoch so viel passiert, dass wir es in mehrere Beiträge aufteilen.

Ende August habe ich RARE BREED in der Marina Lanzarote in Arrecife zurückgelassen und bin mit Annika und Lynne zurück in die Schweiz geflogen. Nach fast drei Monaten an Bord war es schon speziell wieder zurück in die Schweiz und die eigene Wohnung zu kommen, vielleicht auch, weil es dieses Mal definitiv die letzten Monate in der Schweiz sein würden.

Ich bzw. wir hatten das enorme Glück, einen wunderschönen goldenen Herbst in der Schweiz und später auch in Bayern erleben zu dürfen. So fiel es uns fast schon ein wenig schwer alles aufzulösen, war es doch noch sooo schön zuhause.

Die letzten Wochen in Nänikon geniessen
Wanderung mit guten Freunden im Glarnerland

Die Zeit bis Mitte Oktober – während Biggi noch ihre letzten Arbeitstage absolviert hat – habe ich dazu verwendet nochmals auszumisten, eine Reise nach Schweden zu meinem Vater zu machen und mich in der Schweiz ein letztes Mal mit Freunden zu treffen.

Sommerliches Idyll in Värmland
Mein Vater und Lena im Sommerhaus

Am Samstag den 16. Oktober gab es eine Abschiedsparty bei uns zuhause. Das Wetter hat auch da voll mitgespielt und so konnten wir sogar noch draussen auf der Terrasse feiern.

Vorbereitung ist alles!
Das schöne Wetter hat Durst gemacht 😉

Danach ging es Schlag auf Schlag: Biggi hatte am 18. ihren letzten Arbeitstag, der 19. war mit Packen, Notartermin und vielem anderem gut gefüllt. Am 20. holten wir den Lieferwagen ab und brachten ein paar Schränke zu meiner Mutter zum Einlagern. Am 21. wurde der Lieferwagen gepackt und noch zwei Autoladungen Sachen zum Entsorgen bzw. in die Brockenstube befördert. Spätabends war die Wohnung bis auf die Matratzen und Handtücher geleert und wir waren fix und fertig und vor allem hungrig. Noch schnell zum Stamm-Italiener etwas essen – als wir feststellten, dass Biggi barfuss war und alle ihre Schuhe entweder eingepackt oder in den Müll gegeben hat… In einer Nacht und Nebel Aktion mit Stirnlampe bewaffnet wurde der bereits entsorgte Abfallsack nochmals aus dem Container gefischt und die vorschnell weggeworfenen Schuhe gerettet.

Die letzten Behördengänge.
Packen, packen und es hört nie auf…
… bis plötzlich die Wohnung leer(!) und dafür der Lieferwagen voll ist…
…und wir mit der restlichen Habe abfahren konnten.

Am 22. Oktober ging es frühmorgens los in Richtung Uffing am Staffelsee, wo wir die kleine Einliegerwohnung bei Biggi’s Schwester Sigi beziehen durften. Gegen Mittag kamen wir an und mit tatkräftiger Hilfe von Biggi‘s Bruder Thomas, Sigi und Sepp war der Lieferwagen ruckzuck leer. Unser Bett, das Sofa, ein paar Kleinmöbel und Kisten mit Kleidern und persönlichen Gegenständen hat die kleine Wohnung schnell gefüllt.

Die Einliegerwohnung in Uffing

Am Tag darauf kamen weitere Geschwister von Biggi an und am Abend wurde ein grosses Familienfest im Gasthof Lieberwirth in Schöffau gefeiert. Neben gutem Essen und den vielen netten Gesprächen wird uns vor allem das von Biggi’s Geschwistern vorgetragene Abschiedsständchen in guter Erinnerung bleiben. Super! Jaja, yippieyippie, Jej! Danke euch allen!!

Die Geschwisterschar.

Nach einer kurzen letzten Stippvisite in der Schweiz, um den Lieferwagen zurück zu bringen sind wir gleichentags wieder nach Uffing zurückgekehrt.

Blutroter Sonnenaufgang in Uffing

Die verbleibende Zeit bis zum Abflug haben wir mit Besuchen, Besorgungen und abends fröhlichen Runden im engsten Familienkreis verbracht. Das dabei die eine oder andere Flasche Wein, Bier oder Schnaps geleert wurde, hat zwar manchmal zu Brummschädeln geführt, aber vor allem sehr lustige Erinnerungen hinterlassen. Gell, Andi, das portugiesische Bier ist nicht mal so übel? 😉

Die von Beat mitgebrachten Dubler-Mohrenköpfe fanden auch in Uffing begeisterte Abnehmer!

An dieser Stelle nochmals ein riesen DANKESCHÖN an alle, die uns die letzten Wochen unterstützt, beschenkt und Zeit mit uns verbracht haben! Allen voran natürlich Biggi’s Verwandtschaft, die uns die Einliegerwohnung zur Verfügung gestellt hat.

Am 29. Oktober hat uns Sigi frühmorgens bei Minusgraden und Nebel zum Flughafen nach München gebracht – der goldene Herbst hatte sich punktgenau zu unserer Abfahrt endgültig verabschiedet.

Mit zwei Koffern von je (genau!) 30 kg und zwei Handgepäckstücken – die wir zum Glück nicht wiegen mussten – sind wir als erstes nach dem Einchecken in die Europa-Lounge und haben ein ausgiebiges Sektfrühstück genossen. So ein Business Class Flug ist schon was feines. Haben wir zwar „nur“ wegen dem Plus an Gepäck gebucht, aber wenn schon denn schon! Unterwegs gab es natürlich auch ein warmes Essen an Bord und wir sind pappsatt auf Lanzarote angekommen. Naja, während der letzten Wochen hatten wir sowieso schon zugenommen, indem wir ein letztes Mal all die feinen Sachen – wirklich ALLE – zuhause schlemmten, da kam es darauf auch nicht mehr an.

Sektfrühstück in der Business Lounge.

Nach einer kurzen Taxifahrt vom Flughafen zur Marina standen wir wieder vor RARE BREED. Sie schwamm friedlich so wie ich sie zwei Monate vorher verlassen hatte, naja fast: Sie war unheimlich schmutzig vom Saharasand und das Verdeck war weg. Aber ansonsten war alles bestens, sogar die Batterien hatten die lange Zeit ohne Ladung sehr gut überstanden. Da ich alles, was nicht niet- und nagelfest war unter Deck gebracht hatte, war auch ohne unser beeindruckendes Gepäck unter Deck alles vollgestellt. Nach einem beherzten Einsatz war wenigstens die Elektrik wieder in Betrieb, der Wassertank gefüllt und wir hatten ein Ort zum Schlafen.

Aber vor allem – es war angenehm warm und sonnig hier. Wir sind – nach jahrelanger Vorbereitung und Planung endgültig im Leben 2.0 angekommen. Von zuhause in unser neues Daheim auf RARE BREED.

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Familienbesuch und eine unangenehme Überraschung

Familienbesuch und eine unangenehme Überraschung

12.-29.08.2021, Marina Lanzarote, Arrecife

Nach den langen Segeletappen und erholsamen Tagen in der Bucht vor La Graciosa waren wir wieder in der Zivilisation bzw. einer etwas grösseren Stadt angekommen. Jetzt hiess es RARE BREED wieder etwas Pflege zukommen zu lassen, bevor wir sie für zwei Monate alleine in der Marina zurücklassen würden. Als erstes wurde sie gründlich mit viel Süsswasser abgespült und geschrubbt, dann kam der Innenraum dran und zum Schluss ging es den Klamotten an die Wäsche. 

RARE BREED – der grösste Wäscheständer der Welt? 🙂

Da wir nur wenige Tage Zeit hatten bis Biggi wieder heimfliegen musste, wollten wir natürlich auch gerne 1 bis 2 Ausflüge machen. Daher haben wir Vollgas gegeben und sofort mit den Arbeiten und Abklärungen angefangen. Nur um ziemlich schnell festzustellen, dass kein einziges verfügbares Mietauto aufzutreiben war. Wegen Corona hatten die Autovermietungen ihre brachliegenden Flotten massiv verkleinert und nun gab es dafür gar keine Autos mehr, obwohl es nur sehr wenig Touristen auf der Insel hatte. Ob da alles mit der Planung so durchdacht gewesen war…? Es blieb uns nicht viel mehr übrig als Arrecife zu Fuss zu erkunden. Die Inselrundfahrt muss warten, bis wir im Herbst zurückkommen.

City-Tour durch Arrecife. Wegen der Salzwasserlagune im Stadtzentrum auch „Venedig der Kanaren“ genannt.

Neben den Pflege- und Einwinterungsmassnahmen für RARE BREED haben wir natürlich auch den Luxus einer Marina in stadtnähe genutzt und die kulinarischen Seiten der Kanaren genossen.

Essen wie Gott in Spanien 😉

In den letzten Monaten haben wir bemerkt, wie die Leistungsfähigkeit des in Fehmarn neu installierten Inverters immer mehr abgenommen hat. Der Inverter zieht 12V Gleichstrom aus den Batterien und erzeugt daraus 220V Wechselstrom. Dies ermöglicht uns auch unterwegs oder vor Anker normale Haushaltgeräte wie Staubsauger, Wasserkocher, Microwelle, eine kleine Induktionskochplatte, aber vor allem auch die 220V-Wasserentsalzungsanlage zu betreiben. Das bedeutet natürlich einen grossen Stromverbrauch und dicke Kabel auf der Gleichstromseite. Mit den Lithiumbatterien und den grossen Sonnenzellen haben wir in der Regel Strom in Überfluss, aber dieser Strom muss mit möglichst wenig Verlust beim Inverter ankommen. Und genau das schien nicht mehr der Fall zu sein. Schon bei relativ kleinen Belastungen leuchtete die ”Low Battery”- oder sogar die „Overload“-Lampe auf. Ich vermutete, dass der Widerstand seit der Installation zugenommen hatte. Nur der wahre Grund war mir bis jetzt verborgen geblieben.

Die Batterien waren in einem verschlossenen Fach im Doppelboden des Cockpits untergebracht. Lithiumbatterien brauchen, im Gegensatz zu herkömmlichen Bleibatterien, eine ziemlich komplexe Regelelektronik, die ebenfalls in diesem Fach installiert war. Beim Öffnen des Faches hat mich fast der Schlag getroffen: Die nur wenige Monate alten Komponenten waren schwer korrodiert und kurz vor dem Kollaps! Irgendwie muss da Salzwasser reingekommen sein und sein zerstörerisches Werk in aller Stille unentdeckt vollbracht haben. Die Kabel und Anschlüsse waren zum Teil so schwer korrodiert, dass der Innenwiderstand immer grösser geworden sein muss. Die logische Konsequenz war, dass der Inverter über die Wochen hinweg immer weniger Spannung von den Batterien bekommen hatte.

Das Originalbatteriefach und die Spuren der Zerstörung – alle diese Teile sind gerade mal vier Monate alt!

Als die Batterien draussen waren, ist der Grund dafür zum Vorschein gekommen. Das Fach hatte hinten in der Ecke einen Schlauchstutzen der zur Unterseite des Brückendecks, also zur Wasseroberfläche hin, offen war. Die Werft hatte schlichtweg vergessen den oberen Teil (Ablauföffnung im oberen Cockpitboden mit einem Schlauch der auf diesen Stutzen hingehörte) zu montieren. So wurde das Fach regelmässig mit Salzwasser gesprayt, wenn Wellen von unten an den Cockpitboden geschlagen sind.

Der Übeltäter! Rechts die richtige Installation. (Da diese Teile alle über der Wasserlinie sind, sind keine doppelten Schlauchschellen nötig.)

Dieser von aussen schwer erkennbare Schlauchstutzen ist mir bei der Montage der Batterien diesen Frühling leider entgangen. Es ist wohl einfach bis jetzt niemandem aufgefallen, weil der Voreigner nur bei schönem Wetter unterwegs gewesen war und ich in der Ostsee auch keinen grösseren Wellen begegnet bin. Auf dem Atlantik sah das natürlich ganz anders aus.

Es war völlig klar, dass wir das so nicht einfach lassen konnten. Die Konsequenz wäre ein Totalausfall der Stromversorgung an Bord und zwar in erschreckend naher Zukunft. Die Vorstellung, mit einer solchen Ausgangslage über den Atlantik zu segeln will ich mir lieber nicht ausmalen… 

Die Leckstelle war schnell behoben, aber es blieb die Tatsache, dass die Batterien in diesem Fach weiterhin in einer sehr korrosiven Umgebung wären. Hier musste eine nachhaltige Lösung gefunden werden und – wenn wir schon dabei waren – auch die unbefriedigende Situation mit den zu langen und zu dünnen Batteriekabeln zum Inverter zu optimieren. Es war wieder soweit – RARE BREED musste wohl oder übel in eine Gross-Baustelle verwandelt werden. Hört das denn nie auf?

Wohnlich ist anders…

Die ganze Arbeit habe ich mit Chris, einem französischen Segler, der wegen Corona hier steckengeblieben war, geplant und gemacht. Chris hat mehrere Jahre in Schottland gelebt und spricht perfekt Englisch. Habt ihr schon mal einen Franzosen Englisch mit Schottischem Akzent sprechen hören – Yey? 

Als ehemaliger Elektroingenieur hat er sich hier schnell einen guten Ruf gemacht und war jetzt über beide Ohren mit Arbeit zugedeckt. Als er mein Debakel sah war ihm auch klar, dass wir hier unbedingt etwas machen müssen und hat zugesagt das mit mir zusammen die folgende Woche zu erledigen.

Das Ganze war insbesondere auch vom Timing her blöd, weil meine Tochter Annika mit ihrer Freundin Lynne zeitgleich für zwei Wochen zu Besuch kommen würde.

Die Mädels mussten sich in dieser Zeit irgendwie alleine vergnügen und möglichst wenig an Bord sein. Das war schlussendlich gar kein Problem. Sie haben sich Mieträder organisiert und die Strände und Kleiderläden in der näheren Umgebung unsicher gemacht. Die Taschen und Tüten mit einschlägigen Logos wurden immer häufiger irgendwo an Bord gesichtet und gefühlt jeden zweiten Tag wurde stolz ein neu erstandenes Kleidungsstück präsentiert. Insofern war meine Unabkömmlichkeit für ihre Selbstentfaltung wohl eher von Vorteil 😉

Die Mädels an Bord

Auch sonst haben die Mädels für frischen Wind gesorgt und ihre morgendliche Yoga Stunde auf dem Vordeck wurde auch von den Passanten auf der Hafenpromenade geschätzt.

Da die Pantry (für Nichtsegler = Schiffsküche) in diesen Tagen oft nur bedingt benutzbar war, „mussten“ wir ab und zu auswärts essen, aber für Fajitas und Spaghetti an Bord hat es trotzdem gereicht 😉

Foodies 😉

Und dann ging es unserem Stromproblem an den Kragen! Chris (voll der Optimist) meinte noch, dass die ganze Aktion in zwei Tagen erledigt sein würde. Ich (eher der Pessimist) bin sicherheitshalber von drei, vielleicht sogar vier Tagen ausgegangen. Gedauert hat es dann fünf.

Zuerst haben wir entschieden, dass die Batterien ein neues trockenes Zuhause in einer der Salonbänke bekommen würden. Folge: Minus ein Staufach für Lebensmittel. Daraus ergab sich, dass der Inverter neu in die vordere Gästekabine umgezogen werden musste, damit die Kabel von den Batterien zum Inverter so kurz wie irgend möglich sind. Mit diesen Vorgaben konnten wir die benötigten Kabellängen und anderes Material eruieren. Der erste Halbtag ging schon mal mit dem Besorgen des Materials drauf. Zum Glück hatte ich Chris (und er ein Auto) dabei, alleine wäre es schlicht weg unmöglich gewesen, all das Zeugs so schnell zu finden und zum Boot zu bringen.

Auch die Verfügbarkeit vom Material war nicht bei allem gegeben und so mussten wir manchmal etwas improvisieren und Sachen wie Sicherungshalter und elektrische Verteilerschienen selber herstellen. Die 70 mm2 dicken Batteriekabel zwischen den Batterien und dem Inverter hatten wir mit 2 mal 150 cm gemessen, im einzigen Laden mit dicken Kabeln gab es aber in dieser Dicke nur Kabel für 2 mal 145 cm (und noch dickere hatten sie gar nicht). Beim Holz war es dann umgekehrt, sie haben nur ganze Platten verkauft, obwohl wir nicht mal eine halbe benötigt hätten. Schlussendlich hatten wir aber alles zusammen und konnten loslegen.

Das neue Zuhause der Batterien und das benötigte Material
Do It Yourself Sicherungshalter und Verteilerschienen
PS: Die Edelstahlbolzen im Sicherungshalter wurden mangels anderem Material in Arrecife nur als temporäre Lösung verwendet. Sie werden im Herbst gegen solche aus Messing ersetzt, um die benötigte Leitfähigkeit sicher zu stellen.

Jeder der schon mal einen grösseren Umbau in der Elektroinstallation eines Bootes gemacht hat, weiss was jetzt auf uns zukommen würde. Holzfundamente einkleben, um die Komponenten sicher montieren zu können, dicke und unhandliche Stromkabel mussten quer durch Bänke, Zwischenböden, Treppen usw. gezogen und verlegt werden. Und da es nicht überall Durchbrüche gab bzw. diese zu eng waren mussten auch diverse Löcher gebohrt werden – aber NUR im Schiffsinneren – gegen Löcher nach aussen habe ich etwas…!!

Nach fünf Tagen, in denen wir viel gelernt (ja auch Chris kam manchmal an seine Grenzen) und gehörig geschwitzt haben (manchmal war es wegen einer aussergewöhnlichen Hitzewelle bis zu 40° Grad warm im Schiff) war das Werk endlich vollbracht. Die Batterien waren trocken untergebracht, angeschlossen und endlich lieferte der Inverter wieder seine volle Leistung – YESS!!

Alles trocken und solide verkabelt und sauber abgesichert

Als kleine Randbemerkung: Wenn ich die Qualität und Sorgfalt von Chris‘ Arbeiten mit denen von einigen deutschen Handwerkern auf Fehmarn vergleiche, muss ich sagen, dass ich für den Begriff „Deutsche Wertarbeit“ leider nur ein müdes Lächeln übrig habe.

Nach den ganzen Bastelstrapazen hatte ich nun endlich Zeit für einen Ausflug mit Annika und Lynne per öffentlichen Bus zum berühmten Kaktusgarten von César Manrique.

César Manrique war ein Künstler, Architekt und Umweltschützer, der massgeblich dafür verantwortlich war, dass auf Lanzarote mehrheitlich die traditionelle Bauweise beibehalten worden ist. Man sieht fast nur weisse, maximal zweistöckige Häuser. Besonders erwähnenswert: Er hat die in Spanien sonst allgegenwärtigen Reklametafeln an den Strassenrändern in Lanzarote verbannen lassen.

In einem alten Steinbruch „rofera“ hat César Manrique in jahrelanger Arbeit einen riesigen Kakteengarten mit hunderten verschiedenen Kakteen aus mehreren Kontinenten erschaffen. Das Ganze wirkt wie ein grosser Vulkankrater der von den Rändern des Steinbruchs umgeben und entsprechend windgeschützt ist. Bei der sengenden Sonne war es eine Wohltat zur Maismühle am Rande des „Kraters“ hoch zu steigen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen.

Essen aus Kakteen: Leider hat der Vegiburger aus Kakteen wesentlich interessanter ausgeschaut als er geschmeckt hat.

Am 29. August ging es dann auch für mich per Flugzeug wieder zurück nach Hause. Dort werden wir jetzt die Wohnung und unsere restliche Existenz in der Schweiz auflösen. Ende Oktober geht es wieder zu RARE BREED zurück – dieses Mal aber ohne klares Enddatum 🙂

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Die letzten Meilen in diesem Sommer

Die letzten Meilen in diesem Sommer

04.08.-11.08.2021: Porto Santo bis Arrecife, Lanzarote

Nach gerade mal zwei Nächten durchschlafen haben wir am Morgen des 4. August wieder den Anker aufgeholt und Segel gesetzt. Ziel: Die Insel La Graciosa nördlich von Lanzarote.

Adieu Porto Santo

Dies sollte unser letzter längerer Schlag vor der Rückkehr in die Schweiz sein. 270 Seemeilen und die Wettervorhersage war ein frischer Nordost-Passat von 15 bis 20 Knoten. Mit unserem Kurs nach SSE hiess das „halber Wind“ bis leicht „raumer Wind“, was bedeutet der Wind kommt von der Seite in etwa 90-120° zum Kurs des Bootes. Diese Windrichtung ist ein Garant für schnelle Fahrt (ein Segelboot segelt in der Regel am schnellsten, wenn der Wind von der Seite bis schräg hinten kommt), aber die Vorhersage unseres Wetterroutingprogramms erschien mir dann mit 1,48 Tagen Reisedauer und 7,8 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit etwas gar optimistisch.

Selten so getäuscht!

Biggi versucht es dieses Mal mit Akupressur-Bändern gegen die Seekrankheit.

Wir hatten das Grosssegel schon in der Bucht gesetzt und kurz danach in weiser Voraussicht nur die Fock und nicht die grössere Genua – zum Glück, denn ab dann ging die Post ab! Zuerst schrieb ich den starken Wind dem Kapeffekt vom Südkap von Porto Santo zu, aber es blieb dabei, auch als wir uns schon einige Seemeilen von der Insel wegbewegt hatten. Die Geschwindigeit pendelte sich um 8 Knoten mit gelegentlichen Surfeinlagen bis fast 11 Knoten ein. Und die Bewegungen und das Klatschen der Wellen waren entsprechend kräftig. 

Das war zwar nur eine Momentaufnahme mit mehr als 10 Knoten Speed, aber wir waren schnell unterwegs – für unsere Verhältnisse SEHR schnell! Kleines Detail, oben rechts kann man die verbleibende Zeit bis zum Ziel erkennen: Nach 8 Stunden unterwegs wären es bei diesem Tempo nur noch etwa 20 Stunden zum Ziel…

Das war für Biggi’s lädierte Rippe alles andere als lustig und so hat sie einen grossen Teil von diesem Törn liegenderweise in der Koje verbringen müssen. Ich habe die Nachtwachen alleine gemacht, was aber angesichts des fast vollständig fehlenden Schiffsverkehrs kein Problem war.

Sitzend/liegend im Cockpit war es für Biggi noch halbwegs aushaltbar.

Es war schon schnell klar, dass wir bei diesem Reisetempo tatsächlich nur etwa 36 Stunden für die 270 Seemeilen brauchen würden und ich mich mit einer Abfahrt am Morgen verschätzt hatte. Wenn wir nicht langsamer würden, wäre eine Ankunft mitten in der Nacht unvermeidbar. Also haben wir bereits am Vormittag vom zweiten Tag die Segelfläche reduziert. Zuerst die Fock etwas eingerollt, dann das Grosssegel komplett weggenommen und gegen Abend waren wir nur noch mit einem kleinen Fetzen vom Vorsegel unterwegs.

Gerefft um RARE BREED soweit wie möglich auszubremsen

Der zweite Tag und vor allem die Nacht waren dementsprechend ruhiger und auch angenehmer von den Schiffsbewegungen her. Im Morgengrauen des dritten Tages standen wir kurz vor La Graciosa und ich habe mich still und heimlich an die Ankerbucht rangepirscht, während Biggi noch schlief. Nicht mal das Anstellen von den Motoren hat sie geweckt und sie ist wirklich erst an Deck aufgetaucht, als ich kurz davor war den Anker zu werfen. Sie hätte sich noch gewundert, dass RARE BREED so schön ruhig war. Die Schmerzmittel waren wohl auch richtige Schlafmittel. 

Sonnenaufgang auf See von innen aus dem Seitenfenster aufgenommen
Die Kartenansicht…
… und in Realität: Einfahrt in die Ankerbucht „Playa Francesca“ von La Graciosa

Die folgenden fünf Tage haben wir uns nicht vom Fleck bewegt und zum ersten Mal seit der Abfahrt aus Neustadt am 20. Juni so richtig Ferien gemacht. Es wurde zum ersten Mal ausgiebig gebadet, gesonnt und gefaulenzt. 

Sun, fun and nothing to do 🙂

Biggi ist hier vor Anker nach den langen See-Passagen zur Hochform aufgelaufen und hat Brötchen gebacken und unsere restlichen Frischwaren zu schmackhaften Mahlzeiten verwandelt. Ich wurde kurzerhand aus der Küche vertrieben und durfte mich von A bis Z verwöhnen lassen. Von mir aus mache ich gerne das „Full Service“-Programm wenn wir unterwegs sind, weil Biggi im Gegenzug den Bootshaushalt schmeisst wenn wir vor Anker sind. Bin ja mal gespannt, wie sie das sieht, wenn das Verhältnis zum üblichen 20% Segeln & 80% Ankern vom Langfahrtsegeln kippt 😉

Biggi’s Lebensgeister & kreative Küchenkünste sind zurück. Ob das am Kafi oder dem fehlenden Geschaukel liegt?

Das Wetter war ein bisschen speziell, da es am Vormittag fast immer bewölkt war, aber gegen Mittag hat es aufgeklart und es wurde richtig heiss. Ab dann ging es auch heiss zu und her in der Bucht: Jeden Tag kamen zwei grosse Ausflugskatamarane und manchmal auch noch das Glass Bottom Boat und hat gefühlt hunderte von spassbedürftigen Tagestouristen ausgespuckt. Es wurde gepaddelt, gesurft und gebadet was das Zeug hielt, aber vor allem wurde Lärm gemacht. Die Boote hatten alle Musik- und Lautsprecheranlagen und haben sich gegenseitig in der Beschallung zu übertrumpfen versucht. Zwischen 16 und 17 Uhr war der Spuk dann vorbei und das beschauliche Buchtleben ging weiter. 

Sonnenaufgang – die Ruhe vor dem täglichen Ansturm von Ausflugsbooten…
… der Rummel geht los…
… und abends kehrt die Ruhe wieder ein

Also so ganz ohne etwas Wursteln schaffen wir es wohl doch nicht und so haben wir an einem Tag unsere Lebensmittelvorräte inventarisiert und so gestaut, wie es uns logisch erschien. Wieder einmal haben wir festgestellt, dass wir in Neustadt VIEL zu viel eingekauft hatten und wohl nur wenig nachkaufen müssen, wenn wir im Dezember über den Atlantik segeln wollen. Zu oft hatten wir in den letzten Wochen vergeblich nach etwas gesucht „Ich WEISS dass wir das irgendwo an Bord haben!“ um entnervt aufzugeben. Mit dem neuen System bzw. den Listen sollte das hoffentlich seltener passieren. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

So langsam waren auch unsere Obst- und Gemüsevorräte aus l’Aber Wrac‘h aufgebraucht und am Mittwoch den 11. August war es dann vorbei mit der Ruhe und wir haben zum letzten Hopser zur Marina in Arrecife angesetzt. Der Nordostpassat weht hier auf den Kanaren in den Sommermonaten beständig und kaum hatten wir das Nordkap von Lanzarote gerundet, ging die Genua hoch und wir segelten die letzten 20 Seemeilen zur Marina. Dieser letzte Schlag war wirklich toll. Warmer Wind von hinten, ruhige See und eine überschaubare Distanz. Ein schöner Abschluss der ersten Etappe unserer Reise.

Kaffeesegeln zum Abschluss 🙂
RARE BREED’s neues Zuhause für die kommenden Monate
Und das wohlverdiente Anlegerbier! 🙂

Wir haben in den etwa 52 Tagen seit dem Start in Neustadt im Holstein insgesamt 2‘308 Seemeilen zurückgelegt. 1‘500 Seemeilen (was ziemlich genau einer halben Atlantiküberquerung entspricht) davon in den letzten zwei Wochen, bis auf den Halt in Porto Santo, mehr oder weniger nonstop. Damit sind wir jetzt sogar weiter südlich als wir uns ursprünglich vorgenommen hatten.

20.06-11.08.2021: Dauer, Distanz & Strecke von der 1. Etappe. Woher er das „Max Tempo“ von 26 Knoten hat, ist uns allerdings schleierhaft 😉

Wir sind dankbar dafür, dass alles so gut gelaufen ist, dass wir nie wirklich schweres Wetter oder unüberwindbare technische Probleme hatten. Und wir sind beide – immer noch – hochmotiviert dieses Leben zu führen!

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