Wer braucht schon einen Job, wenn man Arbeit hat?
Wir sind Ende Mai hier im Haus eingezogen und inzwischen ist schon mehr als die Hälfte der Zeit vorbei in der wir zwei liebe Hunde, ein Riesenhaus und sogar ein «eigenes» Auto haben.
Ursprünglich wollten wir RARE BREED erst im August an Land holen und kurz vor Ende unserer Haussittingzeit wieder zu Wasser lassen. Das hätte uns genügend Zeit gelassen alle Arbeiten auf unserer To Do Liste nach und nach abzuarbeiten, während RARE BREED an Land stand. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt – der Grund ist nachstehend beschrieben. Und jetzt haben wir die Reihenfolge quasi umgekehrt und sind mit den Bootsarbeiten fertig (sofern man das bei einem Boot je sein kann, dazu später auch mehr…).
Jetzt liegt RARE BREED an einer Boje hinter Hog Island und wartet auf uns bis wir Ende September wieder an Bord ziehen werden – immer vorausgesetzt, dass uns kein Hurrikan einen Strich durch die Rechnung macht, denn die heisse Zeit im wahrsten Sinne des Wortes geht erst jetzt so richtig los. Im Moment ist aber alles ruhig, so ruhig, dass der Passatwind auch eingeschlafen ist und wir hier Hitzewarnungen haben. Bei nahezu 100% Luftfeuchtigkeit fühlt es sich schon bei 35 Grad wie in einer Sauna an. Da lernen wir erst recht unseren privaten Pool im Garten so richtig schätzen. Und vielleicht war es doch ganz gut, dass wir die Arbeiten an Bord noch vor dieser Hitzewelle erledigen konnten.
Bevor es weiter geht, eine kleine «Nerd»-Warnung: Dieser Beitrag wird vor allem die Reparaturen und Wartungsarbeiten beschreiben, die wir seit der Ankunft in Grenada auf RARE BREED gemacht haben. Also einen ausgeprägten Fokus auf Bootstechnik und technische Details haben. Sagt nachher nicht ich hätte euch nicht gewarnt…
Die treuen Leser haben sicherlich festgestellt, dass wir des Öfteren Sachen an Bord reparieren oder ersetzen müssen. Das ist definitiv der Fall. Einiges ist normaler Verschleiss (das haben auch alle Langzeitsegler und ist immer wieder ein Thema, wenn man sich trifft), aber einiges ist auch auf das Alter des Bootes, welches dieses Jahr 21 Jahre alt wird, zurück zu führen.
Es gibt im Englischen zwei Sprüche die diese Tatsache gut umschreiben:
«The only thing working on an old boat is the owner.” (Das kann man wegen dem Wortspiel nicht wirklich ins Deutsche übersetzen)
“Everything on your boat is broken, you just don’t know it yet!” (Alles auf deinem Boot ist kaputt, du weisst es nur noch nicht!)
Was in unserem Fall dazu kommt ist, dass die Werft beim Bau vor 21 Jahren an ein paar (wichtigen) Stellen gepfuscht hat und zwei solche «Schlampereien» haben wir erst beim Arbeiten diesen Sommer entdeckt. Einiges ist einfach ärgerlich, anderes regelrechte Katastrophen, die so unentschuldbar sind.
Was man in diesem Kontext auch erwähnen muss: RARE BREED ist unser Zuhause und gleichzeitig unser Reisevehikel. Sie muss sowohl seetüchtig bleiben wie auch einen gewissen Wohnkomfort haben. Und auch wenn diese Reparaturen sehr aufwändig und teuer waren, waren sie nötig, wenn wir weiter auf RARE BREED leben und segeln wollen. Und – als Trost für uns – am Ende sind diese Kosten immer noch viel kleiner, als was es uns kosten würde, ein Leben in der Schweiz zu führen.
Das erste und dringendste Thema war das Problem mit dem Motorstart. Wir waren ja sozusagen im «Notbetrieb» von Tobago nach Grenada gekommen, weil unsere Motoren sich nur mit viel Glück und verschiedenen Tricks zum Leben erwecken liessen. Dieser Zustand musste nachhaltig behoben werden. Wie sich herausstellte war der Grund tatsächlich nicht schlechte Starterbatterien, sondern die alten korrodierten Batteriekabel und Massestecker an den Motoren.
Die beiden Starterbatterien waren von der Werft aus in einem Fach im Boden vom Brückendeck verbaut worden. Die Batterien habe ich natürlich schon ersetzen müssen, aber die Kabel waren noch dieselben geblieben. Die dicken Plus- und Minuskabel gehen von diesem Fach durch völlig unzugängliche Kabelschächte zu den beiden Motoren bzw. den Hauptschaltern im Schaltkasten im Salon. Die meisten dieser Kabel konnte ich weder inspizieren noch aus den Schächten rausbekommen, geschweige denn neue einziehen. Also haben wir neue Plätze für die Starterbatterien in den jeweiligen Achterkabinen eingerichtet und von dort neue und viel kürzere Kabel zu den Motoren gezogen. Der jeweilige Hauptschalter und die Bilgenpumpen in den Motorräumen wurden dabei auch neu verlegt bzw. verkabelt. Als Autodidakt steht man manchmal vor Kabeln und weiss nicht so recht wozu es die noch braucht. So ging es mir auch dieses Mal – nachdem die Batterien mit den Motoren verkabelt waren, war noch ein Kabel «übrig» dessen Funktion mir unklar war. Inzwischen weiss auch ich wozu dieses «Erregerkabel» zwischen Lichtmaschine und Batterie da ist, denn ohne diesem Kabel werden die Batterien nicht geladen. Man(n) lernt beim Basteln immer dazu…
Jetzt sind die beiden Motoren elektrisch komplett voneinander getrennt und damit bestehen auch keine gegenseitigen Abhängigkeiten mehr. Eine allfällige Fehlersuche ist wesentlich einfacher, da alles zugänglich ist und ich alles selber verlegt habe. Und das Wichtigste – die Motoren starten jetzt wieder sofort auf Knopfdruck!
Am 13. Juni, der Tag als Angela, Bruna und Susi wieder abgeflogen sind, wurde RARE BREED im Clarkes Court Boatyard an Land gehoben. Ironischerweise ist unser Boot zu klein (!?!) um dort länger an Land stehen zu bleiben. Im Normalfall ist es eher umgekehrt. Hier haben sie einen riesigen Travellift mit dem die Boote an Land geholt werden. Danach werden sie auf einen speziellen Trailer gestellt, der viel kleiner und v.a. schmäler als der Travellift ist. Dieser Trailer hebt das Boot mit Hydraulikstempeln von unten an und verschiebt es danach auf dem Gelände. Dadurch können sie die Boote extrem eng zusammen hinstellen, was ihnen ermöglicht viel mehr Boote an Land zu lagern = mehr Geld zu verdienen. RARE BREED ist zu schmal als dass sie den Trailer verwenden könnten und so musste unser Böötchen mit diesem riesigen Travellift an Land verschoben werden, sprich sie mussten soviel Platz um uns herum frei lassen um nachher wieder mit dem Travellift hinfahren zu können. Deswegen haben sie uns nur erlaubt für drei Wochen an Land zu stehen, danach würde der grosse Run losgehen und der Platz an Land müsse voll ausgenutzt werden. Das war dann auch der Grund, dass wir unseren ursprünglichen Zeitplan über den Haufen geworfen und RARE BREED viel früher als geplant rausgehoben haben.
Statt den ursprünglich geplanten zwei Monaten, standen uns jetzt nur noch drei Wochen Zeit zur Verfügung, um alle Arbeiten, für die das Boot an Land stehen musste, fertig zu bekommen. In Anbetracht des Ausmasses der nötigen Reparaturen (das wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht kannten…) wurde es echt eng. Alles was jetzt folgt wurde daher parallel gemacht und aus Zeitgründen mussten wir einiges machen lassen, was wir sonst selber erledigt hätten. Drei Firmen haben in diesen drei Wochen gleichzeitig an Bord gewerkelt und ich kam mir manchmal vor, wie wenn ich wieder in meinem alten Job als Projektleiter gelandet wäre: «Hey Skip, how do you want this done?», «Hey Skip, when will they be finished so I can start?» usw.
Nachträglich müssen wir sowohl dem Boatyard, wie auch den involvierten Firmen und Personen ein riesiges Lob aussprechen, denn es wurde bis auf die letzte Minute Hand in Hand gearbeitet und die letzten Pinselstriche waren noch feucht, als wir nach drei Wochen wieder im Kran hingen.
Die erste geplante Baustelle waren die grossen Motorenwartungen. Unser Boot hat zwei Dieselmotoren, die unter den Kojen (Betten) in den beiden hinteren Kabinen eingebaut sind. Neben den üblichen Wartungsarbeiten wie Oel-, Filter- und Impellerwechsel, die wir selber machen, stand dieses Mal einiges mehr an. Als erstes der Tausch der Dichtungsmanschetten zwischen Motor und dem Unterwasserteil (Saildrive) wo die Schiffspropeller angebracht sind. Diese dicken Gummimanschetten sitzen auf einem Flansch im Schiffsboden unter dem Getriebe und dichten diese grossen Löcher im Schiffsboden ab. Die Manschetten müssen alle 7-10 Jahre ausgewechselt werden. Zuerst müssen die Propeller abgenommen werden, danach das Getriebe vom Motor gelöst und der ganze Motor von seinem Fundament gelöst und angehoben werden. Dann können die Saildrives mitsamt Getriebe nach oben aus dem Schiff gezogen werden. Wenn das alles draussen ist, klaffen zwei grosse Löcher im Schiffsboden. Die Vorstellung, dass diese Gummimanschetten reissen könnten, rechtfertigen schnell diese aufwändige Wartungsarbeit. Im gleichen Zug liessen wir auch die Saildrives überholen und haben alle Simmerringe und Dichtungen erneuern lassen – etwas das auch nur gemacht werden kann, wenn das Boot an Land steht.
Die zweite grössere Aktion an den Motoren war die Demontage und Reinigung der Wärmetauscher. Die Motoren sind, wie ein normaler Automotor wassergekühlt, aber dieser innere Kühlkreislauf muss im Boot durch einen zweiten, äusseren Wasserkreislauf gekühlt werden. Dafür wird Seewasser angezogen und im Wärmetauscher kühlt dieses Seewasser den inneren Kühlkreislauf. Das Seewasser wird nach getaner Arbeit in den Abgaskrümmer gespritzt und mitsamt den Abgasen aus dem Boot «gespuckt». Dieser Wärmetauscher und der Abgaskrümmer verkalken bzw. verrussen mit der Zeit und müssen alle paar Jahre gereinigt werden, was auch wieder einen grösseren Demontage- und Montageaufwand bedeutet.
Als letztes wurde noch ein leckender Simmerring an der Kurbelwelle vom linken Motor abgezogen und ein neuer aufgepresst. Damit sollte ein kleines aber lästiges Oelleck auch Geschichte sein.
Nachdem alles wieder zusammengebaut war wurde noch an Land ein Probelauf gemacht. Es hat zum Glück alles funktioniert und alles war dicht!
Unsere Motoren sind auch schon 21 Jahre alt, aber sie haben verhältnismässig wenige Betriebsstunden und sind gemäss optischem Eindruck und Aussage der Mechaniker in einem Topzustand. Das beruhigt und stärkt das Vertrauen ins Boot.
Die nächste geplante Baustelle waren die leckenden Scheiben im Aufbau. Wir haben fünf grosse Scheiben, welche immer mehr geleckt haben. Waren es anfangs noch vereinzelte Tropfen, mit denen wir gut leben konnten, hatte es sich im Laufe des letzten Jahres zu regelrechten Rinnsalen entwickelt, die wir nicht mehr ignorieren konnten. Bei jedem grösseren Regenfall oder wenn Seewasser an Bord kam mussten wir mit Lappen und – Geheimtipp 😉 – Inkontinenzbinden das Schlimmste verhindern.
Die Fenster sind in zweiteilige Aluminiumrahmen eingeklemmt und diese Rahmenteile sind mit kleinen Edelstahlschrauben verschraubt. Jeder der in der Schule beim Chemieunterricht aufgepasst hat, weiss, dass verschiedenwertige Metalle (z.B. Aluminium und Edelstahl) zusammen mit einem Elektrolyt (in diesem Fall Salzwasser) reagieren und mit der Zeit (wieder diese 21 Jahre…) eine fast unlösbare Verbindung eingehen. Es sei denn man verwendet spezielle Distanzhülsen oder eine Teflonpaste, um die Schrauben elektrisch vom Aluminium zu isolieren und diesen Prozess zu verhindern. Nun ja, das hat man damals beim Bau des Bootes wohl «vergessen»… Ich hatte auf jeden Fall keine Chance diese kleinen Schrauben mit einem normalen Schraubenzieher zu lösen. Da mussten Profis mit Spezialwerkzeug wie Schlagschrauber ran. Das hat geknattert und das ganze Boot hat gezittert als sie am Werk waren, aber nach und nach konnten die Fensterrahmen gelöst werden. Was dabei zum Vorschein kam, war der erste Fall von offensichtlichem Baupfusch: Die Rahmen und Fenster waren nicht 100% passgenau und daher gab es zu wenig Platz für die Dichtungsmasse – stellenweise war sogar gar keine Dichtungsmasse zwischen Glas und Rahmen. Eigentlich ein Wunder, dass es nicht noch mehr geleckt hat. D.h. die Rahmen mussten angepasst werden, damit eine genügend dicke Fuge aus Dichtungsmasse zwischen Glas und Rahmen reinpassen würde. Wegen der unterschiedlichen Wärmeausdehnung der verschiedenen Materialien ist die Dicke der Dichtungsfuge matchentscheidend um es dicht zu bekommen und vor allem damit es längerfristig dicht bleibt. (Spoiler: Die Fenster sind jetzt nach mehreren tropischen Regenfällen absolut dicht – Yeah!)
Die dritte Baustelle war die, die uns am meisten Kopfzerbrechen (und Geld…) gekostet hat. Und wir haben sie nur per Zufall entdeckt! Seit einiger Zeit hatten wir Salzwasser im Schiff. Je schlimmer der Seegang war, desto mehr Wasser ist beim Segeln reingekommen. Wie bei den Scheiben war es erst ganz wenig, aber dann wurde es immer mehr. Als wir still lagen, war der Spuk vorbei. Wir hatten schon vor Monaten eine Leckstelle in der vorderen Kabine entdeckt, komischerweise unter der Decke – also weit oberhalb der Wasserlinie – welche wir letzte Saison in Domenica mit Epoxyspachtel abgedichtet haben. Dies hat leider nicht sehr lange hergehalten und kurz danach entdeckten wir auch Salzwasser unter den Bodenbrettern im Steuerbordrumpf. Immer nur ein paar Deziliter, aber trotzdem – wir mussten herausfinden woher das kam. Wir vermuteten ein Leck in einem bisher unzugänglichen Teil im Brückendeck vorne im Boot.
Ein Katamaran ist im Seegang grossen Dreh-, Stauch- und Dehnbelastungen ausgesetzt. Böse Zungen behaupten, dass ein Kat im Prinzip drei Boote sind, die sich im Seegang alle unterschiedlich bewegen. Um dem Herr zu werden ist es wichtig die Rümpfe so zu versteifen, dass die Belastungen auf das ganze Boot möglichst gleichmässig verteilt sind. Dafür hat ein Kat substantielle Querverbindungen zwischen den Rümpfen um eine gegenseitige Verdrehung zu verhindern. Bei unserem Boot ist das eine stabile «Wand», welche vorne von einer Bootsspitze (Bug) durch das Brückendeck zum anderen Bug am anderen Rumpf geht. Solche «Wände» heissen bei Booten Schotten. Dieses Schott bestand aus zwei ganzflächig verklebten Sperrholzplatten mit einem festen Schaum dazwischen. Das Schott hat einen Hohlraum vorne im Boot hermetisch abgeriegelt und war daher nur von einer Seite her zugänglich. Dahinter habe ich Wasser vermutet und schon vor längerer Zeit ein kleines Loch ins Schott gebohrt. Und tatsächlich, es kam Wasser raus und zwar viel, vermutlich an die hundert Liter!
Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung wie das Wasser dort reinkommen konnte, da der gesamte Hohlraum ca. einen Meter oberhalb vom Wasserspiegel liegt. Es war also ein Leck oberhalb der Wasserlinie und damit erst mal nicht «existentiell bedrohlich», aber wir mussten dem nachgehen und nachhaltig abdichten.
Das haben wir gemacht indem wir jetzt an Land das Loch im Schott mit einer Stichsäge vergrössert haben bis wir dahinter sehen konnten. Was zum Vorschein kam, hat uns leer schlucken lassen.
Das Wasser ist über eine mangelhafte Abdichtung des Bugspriets (ein Aluminiumrohr, welches aus dem Rumpf ragt und der untere Befestigungspunkt vom Vorstag ist) reingekommen. Das Vorstag ist ein Stahlseil, welches von dort bis zur Mastspitze hoch geht und einerseits den Mast abstützt und andererseits dazu dient das grösste Vorsegel, die Genua, zu tragen. Dieses Vorstag muss also grosse Kräfte aufnehmen können. Das Bugspriet-Rohr ist hinten an dem besagten Schott verankert und vorne über Stahlseile fixiert. Es hat aber nicht nur geleckt, sondern die ganze vordere Aufhängung vom Rohr war unfachmännisch ausgeführt und viel zu schwach.
Was aber fast noch schlimmer war, war, dass das Holz vom Schott im Laufe der Jahre verrottet war und das ganze Schott keinerlei Stabilität mehr hatte. Sowohl der Bugspriet, wie die Abstützung vom Mast und die ganze Torsionsstabilität vom Boot waren massiv reduziert. Kurzum: es wäre nur noch ein Frage der Zeit gewesen bis der Mast runter gekommen wäre…
Diese Pfuscharbeit von der Bauwerft (mangelhafte Abdichtung und das hermetische Abriegeln des Hohlraumes ohne Ablauföffnung) hätte eigentlich der sogenannte «Sachverständige» entdecken müssen, den ich extra beim Kauf von RARE BREED im 2017 für teures Geld beauftragt hatte.
Das eingedrungene Wasser hatte mit der Zeit den jetzt offen daliegenden Hartschaum vom Schott gesättigt und war über mehrere Orte ins Schiffsinnere eingedrungen. Daher die komischen Lecks an verschiedenen Orten vom Boot. Das Eindringen von Wasser war verglichen mit dem jetzt entdeckten Ausmass vom Schaden jedoch das kleinere Übel.
Statt wie erwartet eine Leckstelle zu beseitigen musste das ganze Schott rausgeschnitten und von Grund auf neu aufgebaut werden – natürlich erst nachdem auch der Bugspriet fachgerecht verstärkt und abgedichtet worden war.
Zu guter Letzt hat das Schott jetzt zwei kleine Luken, damit man dahinter sehen kann sowie ein Ablaufloch, damit allfällig eingedrungenes Wasser nicht stehen bleibt. Und das Boot hat wieder ein stabiles Querschott welches die Verdrehungen im Seegang verhindert.
Das waren die drei grossen Arbeiten, die an Land erledigt werden mussten. Daneben haben wir noch diverse kleine Schadstellen und Risse sauber repariert, den ganzen Rumpf polieren lassen und neue Unterwasserfarbe aufgetragen und auch sonst gefühlt 1000 Kleinigkeiten von der To Do Liste abgehakt.
Am 5. Juli wurde RARE BREED wieder zu Wasser gelassen und die letzte Unsicherheit, ob die neuen Gummimanschetten unter den Motoren dicht sein würden hat sich als unbegründete Sorge erwiesen. Alles war dicht und wir glücklich wieder im Wasser zu sein.
Da wir nur drei Wochen an Land waren UND wir ausserdem dort viel mehr gemacht haben als wir ursprünglich geplant hatten, war unsere To Do Liste leider noch nicht leer. RARE BREED wurde wieder nach Le Phare Bleu in die Marina gelegt, denn von dort war es nur ein kurzer Weg zum Haus.
Unser Tagesablauf ging fast gleich weiter, als wenn RARE BREED noch an Land stehen würde. Morgens um 6 Uhr war Tagwache, dann ging ich mit den Hunden Gassi während Biggi unseren Lunch zum Mitnehmen vorbereitete. Danach einen Kafi während die Hunde gefüttert wurden. Gegen 8 Uhr waren wir beim Boot, wo wir bis ca. 14-15 Uhr gearbeitet haben. Danach war es einfach zu warm an Bord und wir sind zum Haus zurück um uns im Pool abzukühlen.
Um 16:30 Uhr waren die Hunde wieder mit der zweiten Gassirunde dran und Biggi hat derweil etwas Hausarbeit gemacht oder die Bootsteile geschliffen oder gemalt, die wir vom Boot mit in die Werkstatt hier im Haus mitgenommen hatten.
Danach gab es irgendwann einen Sundowner im Pool und anschliessend Abendessen. Spätestens gegen 21 Uhr sind wir beide im Wohnzimmer eingenickt…
So ging es nochmals vier Wochen ziemlich arbeitsintensiv weiter:
Obwohl wir jetzt eigentlich keinen Zeitdruck mehr hatten, haben wir uns trotzdem zum Ziel gesetzt bis Anfang August mit den Arbeiten fertig zu sein. Der Hauptgrund war finanzieller Natur: Die Arbeiten und unerwarteten Reparaturen hatten ein grosses Loch in unsere Haushaltskasse gerissen. Jeder Monat in der Marina hat uns ca. 900 US$ gekostet. Sobald wir mit den Arbeiten fertig waren gab es keinen Grund mehr in der Marina zu liegen, sondern wir konnten das Boot an einem billigeren, aber etwas weiter entfernten Ort verlegen. Auch dieses Ziel haben wir erreicht: Seit dem 5. August liegt RARE BREED an einer Boje, die uns gerade mal 130.- US$ im Monat kostet.
Wir waren ziemlich zufrieden als wir RARE BREED zur Boje überführt haben, denn wir dachten, dass jetzt wirklich alles gemacht sei und wir nur noch lossegeln könnten, wenn das Haussitting vorbei ist.
Auf dem Weg dorthin ist unser Kartenplotter ausgestiegen. Er ist einfach im Startup hängen geblieben und hat keinen Mucks mehr getan. Alle Versuche ihn zu «resetten» blieben erfolglos.
Das ist zwar nicht existentiell, denn wir navigieren mehrheitlich mit iPads, aber der Kartenplotter ist gleichzeitig auch die Anzeige von Radar und AIS. Beides Sachen, die wir schon gerne benutzen würden und die jetzt nicht mehr brauchbar sind.
Wie hiess der Spruch vom Anfang wieder? Alles auf deinem Boot ist kaputt, du weisst es nur noch nicht…
8 Gedanken zu „Wer braucht schon einen Job, wenn man Arbeit hat?“
Ich frage jetzt nicht, warum ihr Inkontinenzbinden an Bord habt… 😉
LOL – Tatsächlich weil sie im Gegensatz zu normale Kinderwindeln (die wir übrigens auch an Bord haben, und NEIN es hat auch keine Kinder an Bord ;-)) flach hingelegt werden können. Eben, wenn es irgendwo reinregnet :-). Für grössere Lecks sind Kinderwindeln schön saugfähig…. Was man nicht alles an Bord lernt 🙂
Hoi zäme!
Ich hatte euren tollen & spannenden Blog einige Zeit nicht mehr verfolgt, habe aber jetzt aufgeholt. Beeindruckend, was ihr alles so gemacht und geleistet habt. Und das Haus ist ja mega! 🙂
Schon „lustig“, dass ihr im Le Phare Blue „gelandet“ seid. Sind Dieter und Jana immer noch präsent, oder haben sie unterdessen übergeben? Dieter und Jana habe ich in der CH ein paar Mal getroffen, vor ca. 20 Jahren, an Festen in Ringwil, bei Dieters Bruder Patrick, der wie ich einer der Oldtimer bei Ergon ist. Die Welt ist klein…
Liebe Grüsse
Sten
Hej Sten,
das ist ja mal eine Überraschung von dir zu hören! Wir hoffen, dass es dir gut geht!
Wir haben Dieter und Jana noch gar nicht getroffen, den der operative Betrieb von Le Phare Bleu haben sie abgegeben. Ich glaube sie wollten es auch verkaufen, aber soweit scheint es noch nicht zu sein. Wenigstens was wir so gehört haben.
Ja die Welt ist tatsächlich klein!
Liebe Grüsse
Jan & Biggi
Hi Jan, OnBlue here. A brilliantly told story. The best yet, but then you’d know I’d think that as a fellow ‚worker‘ on the BB P38 . I’ve never yet come across a boat built well or correctly to put things in context. I agree with all the things you say and have identified as issues. And more! Some are unbelievable. I bet the old rubber gaiters taken out were perfect?! Ours were when done in 2019. The 7 year VP guided thing seems wrong to me looking at evidence I’ve seen. What do you think/ did the yard engineers say? I dread some of the issues you’ve dealt with as don’t think I could face them – bulkhead, windows etc. That said, I replaced the dome totally on my own – no screws now where cracks start – but what a nightmare. Also, fixing the stainless water tank leaks also nearly ended my will. As a comfort, we should always be aware of some of the boat building ( and survey) crap done in new, 2020s, million pounds-plus boats from FP. Lagoon, Neel, etc. The amount of work you all did in just three weeks was incredible. That would not have been achievable in Europe! That bowsprit and bulkhead….!The attachment of the side stays is also poor engineering. I can see that failing where the stainless U bolts go through the pole. I’ve dyneema loops over the fwd pole nose, so to speak, as back ups in the event of disaster, though I’m not sure whether they’d do anything!. You must been mentally very strong to deal with all those major refit works. Very, very impressive….the house and pool sure help, I bet. Beautiful. Fab life. You have a very, very strong catamaran now, infinitely better more seaworthy than modern designs. BTW, grateful to know exactly where you put the drain hole in the fwd bulkhead (and did you put one in the underside of the pole)? PS please remind me what length you cut your spinnaker/Genoa/ whisker pole down to? All the best to our fellow BB P38 live aboard people. Nick and Deb.
Hi Nick & Deb,
Thanks for the long and thorough comment! You really do read it in detail (and btw. I thought of you when writing down all those technical details, since I wondered if anybody, except you, would have any interest in all that). As you might know we were contemplating to buy another boat three times and every time we went back and decided to keep RB. Mainly for economical reasons but also because it generally a well built boat (except for those really bad things we’ve fixed so far) and we love to live on her. And every time we re-decided for her we also decided to get those things fixed which made us worry. The reason we did this huge refit now was to do it before we leave all those yachting facilities here in the Caribbean behind us. Thanks for the compliments about what we have achieved this haul out, albeit a lot was made by tradesmen and only supervised by us. As we have the luxury of a lot of time, the possibility to leave the baat every evening and living in this house and having car it was not that big a deal mentally but more financially…
The diaphragms looked very good indeed, and the engineers told me that they have never seen any rip. But the knowledge that they have been „due“ for a few years already (The PO did them in 2012) made us change them. The holes they cover are too big to be handled lightheartedly in my opinion. And interestingly enough the removal for both engines were done in one day by one guy alone! I have no idea how he managed to tilt and lift our heavy engine all by himself and with no lifting tools, but he did! This guy has my deepest respect!
I’m not sure that your front deck layout is all the same as ours, many of the BB/P 38 have different details. In our case the anchor locker wall is slightly to starboard of the center line. So the drain hole in the bulkhead is as close as possible to the center line and thus in the lower right corner of the anchor locker. With the access hatch I am able to go and look in front of the bulk head to see if any water will get in there. Obviously both the anchor- and the gas-lockers have drain holes as well. As for the drain hole in the pole itself – no we did not think about that actually. Would be an option to add that as well now when I can access it from the inside. And the U-Bolts have so far never worried me, but the idea of adding Dyneemaloopa is a very good idea! Thanks for the tip!
Our spinnaker pole was originally 6m long (similar to yours I think?) and a nuisance to handle when the boat is tossed around at sea. I don’t know if you know, but it failed (due to handling errors) on the first usage on the atlantic crossing and we had to do the crossing without it. We shortened it here to app 4,5 m. This was the longest possible length which still enables us to have it stowed along the mast when not in use. It’s a compromise as a long one would give more options when downwind sailing but we weighted the easier handling and storage higher. Here in the Caribbean we have never had to use it anyway. After the next longer trade wind passage we will know more…
Best regards Jan & Biggi
Erschreckend, wenn man im Nachhinein weiß, was alles hätte passieren können ( z. B. Mastbruch)
Ja so ein Boot ist wie ein Oldtimer.
Der Sachverständige gehört eigentlich weggesperrt
Aber echt toll wie ihr das macht.
Megaund „euer Haus“ phänomenal und diese Bilder
Passt auf euch auf . LG Anneliese und Heinz
Hallo ihr beiden
Danke, danke und ja, da habt ihr recht – einen Mastbruch will hier niemand erleben. Ob der Sachverständige noch auf freiem Fuss ist entzieht sich unserer Kenntnis 😉
Wir geniessen das Haus, den Pool und die Hunde, freuen uns aber schon sehr auf unseren Umzug auf unser schwimmendes Zuhause in knapp 6 Wochen. 4 Monate an Land ist halt schon eine lange Zeit…
Ganz liebe Grüsse übern Teich und die 7 Berge
Biggi & Jan