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Schlagwort: Wetterfenster

Ein Wetterfenster zu Weihnachten

Ein Wetterfenster zu Weihnachten

29.11. – 23.12.2023, Curaçao – San Blas, Logstand seit Start 8103 sm

Die beiden Wochen nach unserer Rückkehr aus Europa haben wir in der Marina in Curaçao verbracht. Einerseits, weil wir noch zwei Sachen am Boot machen mussten, für die wir gerne externe Hilfe in Anspruch genommen haben und andererseits, weil die Gemeinschaft unter den Seglern dort so angenehm war.

Einige Projekte, wie diese Dieselfilteranlage haben wir so nebenher gemacht
Unser Bordgecko auf Aussenmission

Projekt 1: Neues UKW Kabel in den Mast einziehen

Geschätzter Zeitaufwand: 1 Stunde… Wir hatten bemerkt, dass unser UKW und AIS Empfang, welche beide von der gleichen Antenne im Masttopp abhängen, immer schlechter wurden. Die Antenne hatten wir vor einem Jahr in Grenada schon erneuert, aber das Kabel im Mast war so alt wie das Boot. Das neue Kabel hatten wir aus Deutschland mitsamt zugehörigem Spezialstecker mitgebracht. Die Bedienungsanleitung für den Steckerzusammenbau entsprach leider nicht dem Modell, welches wir hatten. Zum Glück gibt es für fast Alles Instruktionsvideos auf YouTube…

Zusammen mit Uwe von der LUWINA, versuchen wir uns schlau zu machen, wie der Stecker zu löten ist

Das neue Kabel war ausserdem etwa doppelt so dick wie das alte, entsprechend schwierig war es dann auch, es durch die Löcher im Mast zu bekommen. Das alte Kabel wurde oben im Masttopp mit dem neuen mittels Schnur und extrastarkem Klebeband verbunden. Der Rigger hing oben im Masttopp und fütterte das Kabel Zentimeter um Zentimeter rein während ich unten am Mastfuss am alten Kabel gezogen habe. Es ging alles gut, bis wir mit dem neuen (dickeren) Kabel durchs kleine Loch unten im Mast mussten. Die Verbindung hielt den Belastungen nicht stand und ich sass plötzlich mit dem abgerissenen Ende vom alten Kabel da und das neue war unerreichbar im Mast drin! Typisch Bootsarbeiten: Wie aus einer stündigen Arbeit plötzlich deren drei werden. Nachdem wir mit einem Endoskop (ja, haben wir tatsächlich an Bord!) das neue Kabel im Mast drin identifiziert hatten konnte ich ein neues grösseres Loch oberhalb vom alten bohren und irgendwann war das Werk dann vollendet.

Oben schieben, unten ziehen.
Neues Loch im Mast und das fertig gesicherte Kabel
Der zweite Stecker (für die Montage unten im Boot drin) ging dann ganz fix.

Projekt 2: Abdichten vom Plexiglasdom über dem Niedergang

Geschätzter Zeitaufwand: 1 Stunde… Da der „Klebefuzzi“ nach dem ersten Augenschein erst wieder nach gut einer Woche an Bord aufgetaucht ist, war die Zeitplanung mal wieder im Eimer. Leider war nur eine Art Notreparatur möglich indem von aussen und innen neue Klebenähte gelegt wurden. Ich hätte den Dom am liebsten ganz ausgebaut und komplett neu verklebt. Aber das Risiko, dass der selbige dabei beschädigt wird, war einfach zu gross. Ein Ersatz des in zwei Ebenen gewölbten Doms wäre auf Curaçao nicht aufzutreiben bzw. herzustellen gewesen. Hoffen wir, dass der Spezialkleber so gut hält, wie es auf der Verpackung versprochen wird…

Dies ging natürlich – wir sind in der Karibik – alles viel länger als geplant und plötzlich waren wir schon zwei Wochen in der Marina. Das war (abgesehen von den lästigen Stechmücken dort) gar nicht so schlimm, denn die bunte Mischung aus Seglern, die fast alle ihr Boot auf den Pazifik vorbereiteten, war wohltuend anders als die, die wir bis jetzt in der Karibik oft getroffen hatten. In der östlichen Karibik waren viele grosse Katamarane mit wohlhabenden Amis oder Kanadiern, die zwar auch nett waren, aber sich mehr für die sozialen Anlässe als fürs Segeln interessierten. Es waren oft Rentner, die das Winterhalbjahr auf ihren Booten in der Karibik verbrachten, kurze Tagestörns zwischen den Inseln machten und das Sommerhalbjahr zuhause bei den Enkeln verbrachten. Ein längerer Schlag war nie vorgesehen und die Segelerfahrung der Skipper, die ihre Boote zum Teil in der Karibik gekauft hatten war zum Teil erschreckend gering.

Hier in Curaçao, 400 sm westlicher als die kleinen Antillen waren nur diejenigen, die entweder in den Pazifik wollten, oder den Aufwand auf sich nahmen die langen und anspruchsvollen Strecken quer über das Karibische Meer zu den grossen Antillen Inseln zu segeln. Es waren oft ältere und manchmal auch kleinere Boote, wir waren der einzige Katamaran in der Runde. Die Segler wirkten entspannter und die Gespräche drehten sich um Themen wie Reparaturen, Segelrouten, Proviantierung usw. Alle hatten etwas zum Reparieren an ihren Booten und man half sich gegenseitig. Abend sass man häufig in der „Palapa“, eine gedeckte Hütte mit einer Grillstelle, zusammen und hat gemeinsam gegrillt und gequatscht.

Einer der Segler, Moritz, ein Deutscher aus der Schweiz, hatte seine alte Segelyacht an Land und zudem ein kleines Auto gemietet. Dieses Auto hat er freundlicherweise jedem ausgeliehen, der etwas besorgen musste – und das waren viele! Das Auto bekam schnell den Namen „Die Werftschlampe – jeder darf bei ihr auf- (bzw. ein-) steigen!“

Die „Werftschlampe“ haben wir auch benutzen dürfen um Gas zu holen. Der Minibus Fahrer war wohl kein Fan vom übermässigen Autowaschen…
Auch im Baumarkt weihnachtet es sehr…

Gerne haben wir uns bei Moritz erkenntlich gezeigt und neben einigen Spaghetti Essen bei uns an Bord konnte er mit unserer starken Winkelbohrmaschine zwei grosse Löcher in seinen Edelstahltank bohren. Win-win Situation.

Abendlicher Ausflug nach Willemstad mit Moritz
Die Floating Bridge im Weihnachtskleid

Gegen Mitte der zweiten Woche kam bei vielen die Aufbruchsstimmung auf. Es kündigte sich ein Wetterfenster für die Strecke von Curaçao nach Panama an. Diese Strecke ist bei Seglern berühmt berüchtigt und am ehesten mit der Biskaya im Atlantik zu vergleichen. Jeder wusste eine Story zu erzählen, wie Leute auf dieser Strecke „gehämmert“ worden sind. Der Grund für diese Sorgen ist sehr berechtigt, denn die Passatwinde sind um diese Jahreszeit (Christmas Winds) meistens sehr stark und der Seegang kann sich auf einer Strecke von knapp 1000 sm über die offene See zu gewaltigen Höhen aufbauen. Dazu kommt der Kontinentalschelf vor der Küste von Kolumbien, der (wie in der Biskaya) die Wellen noch höher werden lässt. Von Curaçao sind es ca. 650 sm bis Panama, eine Strecke, die – je nach Boot – vier bis fünf Tage dauert.

Die Route von Curaçao nach Panama führt in einem weiten Bogen durch die Karibische See

Das Wetterfenster versprach eine Periode von 3-4 Tagen mit schwachen bis moderaten Winden und eine starke mitlaufende Strömung. Besser als so kann es hier eigentlich nicht werden. Also haben wir uns auch Gedanken gemacht, ob wir nicht doch jetzt schon gehen wollten… Ich hatte diese Strecke vor 30 Jahren schon mal gemacht und wusste was auf uns zukommen könnte und wollte Biggi mit ihrer Anfälligkeit für Seekrankheit nicht unnötig leiden lassen. Also statt nochmal zurück nach Spanish Water und Weihnachten auf Curaçao zu verbringen und danach nach Kolumbien zu gehen, haben wir entschieden, jetzt sofort die ganze Strecke nach Panama in einem Rutsch zu machen. Und damit haben wir wieder einmal unsere Pläne selber umgekrempelt.

Moritz hilft beim Ablegen. Ein letztes Mal unter der Konigin Julianabrug durch

Der Exodus aus der Marina war eindrücklich. Es sind insgesamt sechs Boote mehr oder weniger zusammen aufgebrochen. Am Freitag den 15.12. haben wir die Marina verlassen und sind die 20 sm zu einer Bucht namens Santa Krus im Nordwesten von Curaçao gesegelt.

Dort habe ich die Propeller und Rümpfe nach der langen Liegezeit in der Marina gereinigt, während Biggi Essen für die nächsten Tage vorgekocht hat.

Auf dem Weg in die Bucht ist unser Garmin InReach-Gerät ausgestiegen bzw. gar nicht erst angesprungen. Das Gerät dient zwei Zwecken. In erster Linie ist es ein Satellitenkommunikationsgerät mit dem wir SMS und Emails via dem Iridium Satellitennetzwerk verschicken können – im Notfall auch von der Rettungsinsel aus, da es eine eingebaute Batterie hat und wasserdicht ist. Zweitens schickt es alle 30 Minuten auch via den Iridiumsatelliten eine Positionsangabe zu Garmin, mit der jeder unsere aktuelle Position sehen kann. Letzteres ist natürlich eine coole Sache, aber ersteres ist sicherheitsrelevant. Ohne dieses Gerät gibt es keine Möglichkeit von der Rettungsinsel aus nach Aussen zu kommunizieren. Verständlich, dass uns das Sorge bereitet und geärgert hat und wir sogar überlegt haben, ob wir deswegen den Törn verschieben sollten. Schlussendlich verbrachten wir etwa zwei Stunden mit diversen Garmin Supportleuten im Chat und haben versucht, das Gerät zu wieder zum Leben zu erwecken. Nichts zu machen, alle Versuche es zurückzusetzen schlugen fehl, weil es sich gar nicht erst zum Leben erwecken liess. Ziemlich frustrierend, aber deswegen auf dieses Wetterfenster zu verzichten wollten wir dann doch nicht. Mittelfristig müssen wir uns überlegen, ob wir das Gerät ersetzen (wer weiss ob das Neue nicht auch grundlos aussteigt?) oder eine andere Lösung suchen. Um wenigstens die monatlichen Kosten zu sparen, haben wir das Satelliten-Abo online gekündigt.

Ironie des Schicksals: Am letzten Tag vom Törn hat es sich plötzlich wieder starten lassen. Jetzt lassen wir es einfach laufen, aber ohne ein aktuelles Abo ist es nicht viel mehr als eine ziemlich teure Geschwindigkeitsanzeige im Boot drin…

Die Nacht in Santa Krus war nicht ganz so erholsam wie erhofft, denn es war ziemlich schauklig – dafür waren wir die elende Stechmückenplage endlich los.

Am Samstag den 16. gingen wir Anker auf. Der erste Wegpunkt führte uns nach NW damit wir etwa 100 sm weit von der Küste weg kamen. Erstens wollten wir im tiefen Wasser bleiben (Kontinentalschelf!) und zweitens wollten wir möglichst in der mitlaufenden Strömung bleiben, die in einem grossen Bogen Richtung Panama läuft.

Der Wind war die ersten drei Tage moderat bis schwach, aber die Strömung war tatsächlich gewaltig. Am ersten Tag haben wir unser bisher grösstes Etmal (die Strecke, die man innerhalb von 24 Stunden mit dem Boot zurücklegt) erreicht: 187 sm. Das ist gewaltig für unser kleines Boot. Das war dann schliesslich doch kein Wunder, denn dank der Strömung waren wir mehrmals mit gut über 11 kn unterwegs.

Diese ersten Tage vom Törn waren reinstes Traumsegeln. Kaum Welle, moderate Winde von hinten und, wegen der Strömung, trotzdem schnelles Vorankommen.

Faulenzen an Bord
Mit einem Fliegenden Fisch den wir eines morgens an Deck fanden, habe ich versucht einen natürlichen Köder zu basteln. Hat zwar nicht so funktioniert, dafür biss auf der anderen Leine ein Barrakuda an. Dem haben wir das Leben geschenkt, da wir grosse Barrakudas wegen dem Vergiftungsrisiko mit Ciguatera nicht essen wollen

In der Nacht auf den vierten Tag ist der Wind dann vollends eingeschlafen. Wir mussten in der Nacht sogar alle Segel runternehmen, weil sie in der Dünung lautstark hin und her geschlagen haben und die eine Maschine mitlaufen lassen.

Abendstimmung bei totaler Flaute mit spiegelglatter See
Der Morgen danach. Der Wind kommt langsam wieder und die See wird langsam unruhiger
Dann hatten wir kurzzeitig Besuch von Delfinen

Am nächsten Morgen hat noch alles gut angefangen, moderater Wind und wir konnten wieder gut segeln. Just haben wir noch einen zweiten Fisch gefangen. Dieses Mal war es ein Gelbflossenthunfisch von einem Meter Länge! So etwas Grosses hatten wir bisher noch nie reingeholt.

Eine Bemerkung am Rande: Dort wo wir segeln ist es meistens sehr warm und um nicht ständig alle Kleider salzig zu machen haben wir oft – ausser dem Sicherheitsgurt und Handschuhen – gar nichts an. Wenn ich beim Arbeiten an Deck eine Salzwasserdusche abbekomme ist das ohne Kleider kein Problem, weil ich mich einfach abtrocknen kann. Beim Fisch fangen und ausnehmen trifft das ebenfalls zu, denn bei einem grossen Fisch ist danach alles mit Blut vollgespritzt. Blutflecken auf der Haut lassen sich leicht abduschen, aber aus den Kleidern wären sie wesentlich mühsamer zu entfernen.

Noch während wir den Fisch filetierten, fing der Wind an spürbar zuzunehmen. Biggi hat tapfer bis zum Schluss durchgehalten, aber als das letzte Stück im Kühlschrank war, war sie ganz bleich im Gesicht… Sukzessive haben wir die Segelfläche verkleinert bis wir nur noch mit einem gerefften Grossegel und einer halb ausgerollten Fock unterwegs waren. Der Wind kam auch nicht mehr von hinten sondern von der Seite. Eigentlich eine gute Windrichtung, denn das Boot ist bei dieser Richtung am schnellsten, aber leider laufen wir dann auch quer zu den Wellen. Und diese haben sich erstaunlich schnell aufgebaut. Bald hat das Boot derart gebockt, dass auch ich nicht mehr machen konnte als das absolut Nötigste.

Abends hat es nur für eine Ramensuppe gereicht. Nix mit frischem Sushi…

Es waren nur noch ca. 150 sm übrig, aber die hatten es in sich und es hat sich bestätigt, wieso diese Strecke einen so schlechten Ruf hat. Wir haben sozusagen nur dahinvegetiert. Abends konnten wir nicht mal richtig kochen (Sushi adieu!) und ich habe nur etwas Wasser für zwei Schüsseln Nudelsuppe heiss gemacht, damit wir etwas Warmes intus bekamen. Das Boot hat erbärmlich gebockt und ist immer wieder im freien Fall ins Wellental geknallt. Das sind so Momente, wo man sich wundert, was das Material alles aushält. Irgendwann in der Nacht hat Biggi völlig entnervt gemeint „Menschen sind dafür gemacht an Land zu leben und nicht fürs Segeln!“ Am nächsten Morgen sah es leider nicht besser aus – grau in grau und heulender Wind und diese ungezügelte See – aber wir waren wenigstens kurz vor dem Ziel.

Die Inseln tauchen am Horizont auf

Im Lee der Inseln mussten wir „nur noch“ die Segel einrollen und reinfahren, aber die Fock hat geklemmt, da liess sich nichts mehr drehen. Das ist eine der dümmsten Situationen, wenn sich ein Segel bei soviel Wind nicht eindrehen lässt. Mir blieb nichts anderes übrig als zum Bug zu krabbeln und das Leinengetüddel zu lösen (Stichwort Salzwasserdusche…) und zwar subito, denn wir standen ja unmittelbar vor der Einfahrt der Lagune. Ein paar Kraftausdrücke später war die Leine soweit befreit, dass ich das Segel von dort vorne wenigstens notdürftig einrollen konnte. Immerhin ist das nicht nachts draussen beim Geschaukel passiert.

Um kurz vor 11 Uhr lokale Zeit (Panama ist um eine Stunde später als Curaçao) sind wir ­– immer noch bei starkem Wind aber im Lee des Riffes – in ruhigeres Wasser in die Lagune von den Holandes Cays in den San Blas Inseln eingelaufen. Der Ankerplatz wird der „Swimmingpool“ genannt. Er ist dem Wind immer noch ausgesetzt, aber das Saumriff bricht die Wellen, sodass man halbwegs ruhig liegt.  Das Wetter ist hingegen windig und trüb geblieben und die Regenfronten sind im Viertelstundentakt über uns hinweg gezogen. Nix mit Schnorcheln und Strandspaziergänge, aber schlussendlich war das doch viel besser als dieses Wetter draussen auf dem Meer zu haben.

Unser Ankerplatz im „Swimmingpool“. Links am ersten Tag und rechts bei schönem Wetter

Nach einer erholsamen Nacht (der Wind hat nachgelassen und es wurde ganz ruhig am Ankerplatz) haben wir angefangen das Boot aufzuräumen und die salzigen Sachen einzuweichen. Die letzten 24 Stunden der Überfahrt hatten uns x Salzwasserduschen beschert, als die Wellen an der Bordwand gebrochen sind und sich über’s Boot ergossen haben. Entsprechend war im Cockpit nichts, aber auch gar nichts verschont geblieben und musste nun mit Süsswasser ausgewaschen werden.

Während Biggi noch am Schrubben war habe ich mich ins Dinghy gesetzt und uns bei den umliegenden Booten als „die neuen Nachbarn“ vorgestellt und dabei wichtige Infos über die Inseln hier erhalten. Debbie von der Segelyacht RUNNER hat mich besonders erstaunt. Sie ist eine geschätzt 70-jährige Amerikanerin, die in den letzten neun Jahren mit ihrem Mann hier in Panama gesegelt ist. Ihr Mann ist dieses Jahr verstorben und nun lebt sie alleine auf einem riesigen Zweimaster hier vor Anker. Sie kann das grosse Boot alleine nicht segeln und benutzt es als schwimmendes Haus. Sie kennt hier wohl jeden und ist komplett durchorganisiert. So hat sie letzthin sogar eine neue Waschmaschine direkt ans Boot geliefert bekommen. Ein Kuna Indianer, der die Maschine in Panama City abgeholt hat, hat sie mit einem kleinen offenen Motorboot bis zu Debbies’ Boot gebracht.

Etwa einmal in der Woche kommt ein Boot mit Gemüse und anderen Frischwaren hierher. Und man kann sogar per WhatsApp eine Bestellung aufgeben. Debbie hat mir das alles in einer Viertelstunde erklärt und sie war dabei ganz quirlig und aufgestellt. Es kam mir trotzdem irgendwie traurig vor, wie sie tagein, tagaus alleine auf ihrem Boot hier draussen lebt, aber es scheint ihr zu gefallen.

Dann liegt hier noch ein anderer Kat mit – die Welt ist ein Dorf – einem Deutschen Paar an Bord. Anette und Ingo scheinen in etwa die gleichen Pläne wie wir zu haben und wir werden uns vielleicht des Öfteren sehen. Sie sind schon im dritten Jahr hier und kennen natürlich die Ankerplätze hier gut. Anette hat mir auch von den beiden Haien erzählt, die hier anscheinend regelmässig im Ankerfeld rumschwimmen. Es sind zwar nur Riffhaie, aber sie sind mit drei Metern Länge doch recht eindrücklich und ziemlich neugierig. Aber sie schauen nur und schwimmen dann wieder weg. Auch die Krokodile die es hier hat, seien recht unproblematisch… Muss ich extra erwähnen, dass Biggi heute „keine Zeit“ zum Schwimmen hatte? Aber morgen ist ja auch noch ein Tag…

Besuch an Bord. Ein Kuna-Indianer kassiert die Ankergebühr: 10 US$ für einen Monat. Das ist ja ganz OK.

Stattdessen haben wir heute Nachmittag unseren Wassermacher zum ersten Mal seit langer Zeit wieder angeworfen. Irgendwie schien er nicht die volle Leistung zu bringen und als ich runter ging um nachzuschauen wurde ich von einem feinen Sprühregen im Bad eingenebelt. Zuerst konnte ich nicht mal sagen woher es kam, so fein war der Strahl. Nach kurzer Suche stand fest, dass der Hochdruckschlauch zwischen der Pumpe und den Filtermembranen einen kleinen Riss hat. Dieser Schlauch hat knapp 8 bar Druck (etwa vier Mal soviel, wie in einem normalen Autoreifen) und entsprechend hat dieser feine Strahl zuerst die Decke und danach das ganze Bad mit salzigem Seewasser getränkt. Abgesehen von der Sauerei im Bad war uns schnell klar, dass wir so etwas nicht mit Bordmitteln reparieren können, soviel Druck hält keine Klebestelle aus. Der Teufel weiss wieso, aber ich habe vor etwa einem Jahr genau so einen Schlauch beim Wassermacherhersteller als Ersatzteil bestellt – und das obwohl der Vertreter der Firma gemeint hat, dass diese Schläuche eigentlich niemals kaputt gehen würden… Wie sagte James Bond damals? „Sag niemals nie!“

Der Austausch war zwar auch Neuland für uns, aber da es hier in den Inseln wirklich niemanden gibt, der sich mit so etwas auskennt, hiess es Mut zur Lücke und drauflos schrauben. Und tatsächlich lief der Wassermacher ein paar Stunden später wieder, ohne Sprühnebel und uns ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen! Und ich sah mich wieder bestätigt, dass es doch seinen Grund hat, warum ich für (fast) alles an Bord Ersatzteile horte.

Inzwischen sind auch alle anderen Boote die gemeinsam mit uns in Curaçao los gefahren sind, hier in Panama angekommen und es war schon bezeichnend, wie ausnahmslos alle das Gleiche von der Überfahrt berichteten: Drei Tage traumhaftes Segeln, eine Nacht Flaute und dann die letzten 24-36 Stunden Hölle auf Erden (bzw. eher im Wasser). 30-35 kn Wind und 3m Welle, alle haben sie das letzte Stück Prügel kassiert und der eine oder andere hat sich dabei gefragt wieso sie sich das Segeln antun. Hohe Hochs und tiefe Tiefs – so ist das Seglerleben halt.

Als „Belohnung“ für die Strapazen machen wir einen Ausflug zur BBQ Island
Was macht man auf BBQ Island? Richtig – ein BBQ! Zusammen mit Erik, Karin und Liselott vom Holländischen Boot CATHERINE grillen wir den von uns gefangenen Thunfisch

Jetzt bleibt uns nur euch allen eine wunderschöne Weihnachtzeit zu wünschen und uns bei euch für die Treue beim Lesen zu bedanken.

Merry Christmas and a Happy New Year von den San Blas Inseln

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Nordwärts! Von Cheddar zu Camembert

Nordwärts! Von Cheddar zu Camembert

03. – 17.02.2022, St. Anne, Martinique, Logstand seit Start: 5’522 sm

Vorwort: Wir hatten diesen Bericht kurz vor Putins Angriff auf die Ukraine schon fertig und haben dann entschieden ihn angesichts der schockierenden Ereignisse in der Ukraine vorerst nicht zu veröffentlichen. Wir sind immer noch entsetzt und traurig über diesen absolut unnötigen Krieg und wir sind natürlich auch in Sorge, was mit unseren Familien und Freunden passieren wird, die alle viel näher am Krisengebiet sind, als wir hier in der Karibik. Es bleibt uns nur zu hoffen, dass der Konflikt so bald wie möglich aufhört.

Wir können die Ereignisse nicht beeinflussen und veröffentlichen den Bericht jetzt trotzdem, in der Hoffnung, dass er ein klein wenig dazu beiträgt den Lesern einen Moment Ablenkung zu geben.

Am 3. Februar sind wir nach 2 ½ Wochen in der Le Phare Bleu Marina endlich wieder raus. Irgendwie haben Marinaaufenthalte die Tendenz sich in die Länge zu ziehen, wollten wir doch ursprünglich nur eine Woche bleiben. Die zu erledigenden Wartungsarbeiten gingen länger als geplant – vielleicht auch, weil wir durch die vielen sozialen Aktivitäten abgelenkt wurden – und ganz ohne Landausflüge wollten wir Grenada doch nicht verlassen. 

Auslaufen von Le Phare Bleu. Mit einer schönen Backstagsbrise zum SW-Kap von Grenada

Der erste Schlag ging nur kurz «ums Eck» zur Bucht Grand Mal an der Westküste von Grenada. Dort ist der Moliniere Underwater Sculpture Park. Das ist eine Sammlung von Skulpturen vom britischen Künstler Jason DeCaires-Taylor, die er in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung erstellt hat. Viele der Skulpturen sind Zement-Abdrücke von lokalen Personen. Seine Intention war, die lokale Bevölkerung mit diesem Projekt für die delikate Unterwasserwelt vor ihren Küsten zu sensibilisieren. Die Einzelfiguren oder Gruppen von Menschen sowie andere Skulpturen sind über eine relativ grosse Fläche auf dem Meeresboden verteilt. Für uns als Hobbyschnorchler war leider nur ein Teil zu erreichen, der Rest liegt so tief, dass man richtig tauchen müsste. Es war trotzdem ganz eindrücklich.

Ankerbier und Abendstimmung in Grand Mal
Molinière Sculpture Park
Einen Teil der Scuplturen konnten wir mit Schnorcheln erreichen
Hin und zurück ging es mit unserem neuen Dinghy ganz zügig.

Nach zwei Nächten an der Boje ging es mit dem ersten Morgenlicht Richtung Norden los. Wegen des anhaltend frischen Nordostwinds hatten wir eine unangenehme Welle genau von vorne. Unser kleiner Katamaran kann zwar Ozeane überqueren, aber bei Wind und Welle von vorne ist er nicht mehr in seinem Element. Wegen seiner geringen Länge tendiert er dazu sich festzustampfen, d.h. der Bug knallt in die Welle, die Gischt spritzt über das ganze Boot und wir stehen kurzzeitig fast still. Danach nimmt er wieder Fahrt auf, um bei der nächsten grösseren Welle wieder aufgestoppt zu werden usw. usw. Dass es dabei immer 2-3 m hoch und runter geht macht das Leben an Bord sehr anstrengend. So waren wir auch sehr froh, als wir nach gerade mal 35 Seemeilen nachmittags den Anker vor Sandy Island fallen lassen konnten.  

Aussicht vom Ankerplatz bei Sandy Island auf die Sister Rocks- bei Tag und in der Abenddämmerung

Endlich hatten wir auch unsere Vorsätze umgesetzt und jeden Morgen mit «Plank»-Übungen begonnen. Dann gab’s Frühstück und danach etwas rumwursteln (z.B. Blogschreiben oder den Hängestuhl ausprobieren 😉) bis es zum Schnorcheln ging. 

Morgensport und Blogschreiben
Hängestuhl testen – schaukelt aber arg viel, wenn das Boot sich bewegt.

V.a. Biggi hat das Schnorcheln für sich entdeckt und kann stundenlang im Wasser rumdümpeln und den Fischen zuschauen. Ich als ehemaliger Taucher bin wohl etwas verwöhnt, aber ich freue mich, wie es ihr Spass macht.

Ab ins Wasser!
Biggi schaut sich die Unterwasserwelt vorläufig noch von oben an
Sachen, die ein Abtauchen verlangen, wie den Anker kontrollieren, bleiben (noch) meine Aufgabe.
Und zurück zum Boot schwimmen

Wenn wir schon im Wasser sind, werden auch gleich die Rümpfe mit der Wurzelbürste und Spachtel gereinigt. Unsere bewuchshemmende Farbe ist noch erstaunlich wirksam, aber wir merken langsam, wie es anfängt nachzulassen. Bei gerade mal 2 ½ m Wassertiefe kann man schon fast am Grund stehen um das Schiff zu putzen.

Auch wir haben nicht mehr als 1.5-2m Wasser unter den Kielen
Propeller reinigen

Weniger als 1m Wassertiefe unter den Kielen ist mir persönlich zu riskant, hier sieht man aber manchmal ganz „wagemutige“ Skipper, die offenbar keine Hemmungen haben, ihr Schiff mit nur wenige Dezimeter Wasser unter dem Kiel zu ankern…

Ich weiss nicht, ob der Skipper von diesem Boot wusste, wie wenig Wasser er wirklich unter dem Kiel hatte…

Nach ein paar Tagen kam MOANA auch nach und wir verbrachten wieder schöne Stunden mit Gottfried und Sandra, sei es beim Schnorcheln, am Strand oder auch abends im Paradise Beach Club (Adieu Erholung fürs Portemonnaie…)

Auch RARE BREED hat nun ihr Schild im Paradise Beach Club
Mit Gottfried und Sandra und Allison, die Besitzerin vom Paradise Beach Club

Das Wetter ist seit wir in der Karibik sind ziemlich untypisch, denn eigentlich wäre jetzt Trockenzeit. Der Wind bläst oft stark bis teilweise sehr stark und es regnet verhältnismässig oft und intensiv. So war es dann auch vor Sandy Island. Der Ankerplatz ist dort ziemlich offen und so gab es einige bange Stunden, wenn der Wind mit bis zu 32 Knoten über uns hinwegfegte. Kurz nach dem Durchgang eines solchen Squalls war es wieder schön sonnig, aber schon eine halbe Stunde später herrschte wieder Weltuntergangsstimmung mit waagerecht peitschendem Regen und rabenschwarzen Wolken. An einigen Tagen war es so unruhig, dass wir nicht mal von Bord konnten um zu schnorcheln, geschweige denn mit dem Dinghy an Land zu fahren, weil die Wellen einfach über uns hinweg rollen würden. Auch unser neues Dinghy kam hier an seine Grenzen.

Squalls über Sandy Island

So war es hochwillkommen, als Rennie mit seinem Motorboot mit frischem Gemüse vorbeikam. Top Ware zu fairen Preisen direkt an die Bordwand geliefert. So blieben die Konserven doch wieder in der Bank.

Nach etwa einer Woche wollten wir langsam weiter gegen Norden, aber das Wetter spielte einfach nicht mit. So blieb es nur abzuwarten, bis sich ein Fenster mit etwas weniger Wind auftun würde. Aber wir beklagen uns nicht – es gibt wahrlich schlimmere Orte als Sandy Island, um etwas Zeit tot zu schlagen.

Biggi als Galionsfigur 😉
Impressionen von Sandy Island
Eine Insel (fast) für uns alleine
Die Nordseite von Sandy Island ist dem Wind und den Wellen ausgesetzt

Gegen Ende Woche sagten die Wetterprognosen eine kurze Beruhigung für kommenden Montag und Dienstag voraus, danach sollte der Wind wieder auf über 30 Knoten hochgehen. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und sind am Montag pünktlich zur Öffnungszeit um 8 Uhr morgens vor dem Büro der Immigration gestanden. Da wir das Gebiet von Grenada verlassen würden, mussten wir ausklarieren bevor wir loskonnten. Das kann ja eigentlich nur einem Schweizer einfallen, dass die Behörden in der Karibik am Montagmorgen pünktlich aufmachen würden. Naja wenigstens hat das Café rechtzeitig aufgemacht und wir konnten die Wartezeit mit einem Kaffee überbrücken. Um 8:40 Uhr kam dann der Beamte gemütlich gelaufen und meint nur «Give me some minutes to prepare the office.» Naja ca. 45 Minuten später («Sorry, the system is very slow today.»)… war unser Formular verarbeitet und wir ordnungsgemäss ausklariert.

Der Immigrationbeamte kommt gemütlich ins Büro
Tyrell Bay verabschiedet sich wie es sich gehört – mit regnerischem Wetter… Wir segeln mit schönem Wetter weg – noch..

Wir wollten direkt nach Martinique. Das sind rund 125 Seemeilen, vorbei an die Grenadinen, St. Vincent und St. Lucia auf einem nordöstlichen Kurs, also fast gegen den vorherrschenden Nordost- bis Ostwind. Wir rechneten mit ca. 24 Stunden Dauer, was einen Nachttörn bedeutete, um am nächsten Tag bei gutem Licht anzukommen.

Die Route von Carriacou bis Martinique – vorbei an St. Vincent und St. Lucia
Wieder mal eine Nacht auf See
Zwischen den Squalls kam manchmal der Mond zum Vorschein

Nun, die Wettervorhersage hat leider nicht gestimmt und wir hatten einen Törn zum Abgewöhnen. Hinter den Inseln war es sehr ruhig, aber in den drei, jeweils ca. 20-30 Seemeilen breiten Kanälen zwischen den Inseln, haben wir gehörig Prügel kassiert. Mehrere Squalls mit sintflutartigem Regen und vor allem Wind bis über 30 Knoten und den damit einhergehenden Wellen von schräg vorne waren alles andere als lustig. Unter gerefftem Grossegel und der kleinen Fock sind wir gegenan gestampft. Um wenigstens nicht zu weit nach Westen abgetrieben zu werden lief die leeseitige Maschine mit 1800-2100 Umdrehungen mit. Nach ziemlich genau 24 Stunden gingen wir in Le Marin, Martinique vor Anker. Fix und fertig und ziemlich frustriert, weil das Wetter alles andere als karibisch schön war, haben wir uns zuerst mal etwas Warmes zu Essen gemacht und das Boot rudimentär aufklariert.

Das Einklarieren in Martinique war wohltuend einfach. Am PC ein Formular ausfüllen, € 5.- bezahlen und gut ist. Keine Fragen nach irgendwelchen Papieren vom letzten Hafen oder nach einem PCR-Test. Französisches «Laissez-faire» halt. In allen ehemals britischen Inseln wird ein Riesen-Tam-Tam um’s Ein- & Ausklarieren, Cruisingpermits, Healthchecks und PCR-Tests gemacht. Damit lassen sich natürlich vorzüglich Arbeitsplätze erhalten und Einnahmen generieren. Vor allem die PCR-Tests sind zum Teil mit US$ 150-200.- pro Person absurd teuer. Kein Wunder, werden die Tipps, wo man günstigere Test machen kann und wie die Einklarierungen ablaufen unter Seglern rege ausgetauscht. Offiziell verlangt Martinique auch, dass man einen aktuellen PCR-Test vorweisen kann. Wir wussten aber von anderen Seglern, dass dies nicht kontrolliert wird und haben in Carriacou gar keine Tests gemacht. 

Café Bou Bou mit dem Einklarierungs-PC

Das war mitunter auch ein Grund, dass wir die Inseln (St. Vincent und St. Lucia) unterwegs nicht anlaufen konnten. Wir haben die Hoffnung, dass die weltweiten Massnahmenlockerungen bis im Frühling auch in der Karibik ankommen und wir die Inseln auf dem Rückweg in den Süden ohne Tests anlaufen können. Aber wir haben so unsere Zweifel, ob die Inseln so ohne weiteres die für sie lukrativen Tests einfach aufgeben werden…

Auch auf Martinique blieb uns der Regen treu
Dafür sah man täglich mehrere Regenbögen

Ein weiterer Grund möglichst schnell nach Martinique zu gehen war technischer Natur. Hier bekommt man fast alles an Yachtzubehör was das Herz begehrt und zwar zu halbwegs fairen Preisen. Unsere Wasserversorgung an Bord hatte angefangen Ärger zu machen und der Fehler musste gefunden und behoben werden. Dafür wollte ich Zugang zu eventuell nötigen Ersatzteilen haben. Wir haben einen Wassertank der 400 l fasst, eine Wasserpumpe mit einem Drucktank um das Wasser unter Druck zu halten, einen Boiler für Warmwasser und ein Rohrsystem, das dies alles miteinander verbindet und alle Zapfstellen (Küche, zwei Bäder und die Aussendusche) an Bord bedient. Im Normalfall ist die Pumpe immer eingeschaltet und läuft jeweils nur kurz an, wenn irgendwo ein Hahn geöffnet wird. Vor ein paar Monaten hatte die Pumpe angefangen drei oder vier Mal pro Stunde für 1-2 Sekunden anzulaufen. Das deutet auf eine Undichtigkeit im System hin, aber ich konnte einfach nichts finden. Dazu muss gesagt sein, dass das gesamte Rohrsystem beim Bau des Bootes verlegt wurde und grösstenteils nicht mehr zugänglich ist, ohne dass man Wände oder Zwischenböden aufschneiden würde. Dies und die Tatsache, dass ich einfach nirgends Leckwasser im Boot finden konnte, hat dazu geführt, dass ich entschieden habe, dies erst im Sommer anzugehen, wenn das Boot ohnehin an Land geholt wird. Aber wie das so ist, die Realität hält sich nicht an Pläne und die Pumpe fing an immer öfter zu laufen. Abgesehen davon, dass das nervig war haben wir auch langsam realisiert, dass wir den Wassertank tatsächlich immer öfter auffüllen mussten. Jetzt war es sonnenklar, dass unser Süsswasser irgendwohin lief – aber wohin? Zum Schluss haben wir, obwohl wir sehr sparsam mit dem Wasser umgingen, pro Tag geschätzt 80-100 l Wasser verbraucht bzw. verloren! Das Wasser MUSSTE irgendwohin nach draussen laufen, denn sonst wären wir bei diesen Wassermengen schon lange abgesoffen!

Sobald wir eine Nacht geschlafen hatten und uns von dem anstrengenden Törn erholt hatten gingen wir ans Werk. Es wurde jede vorhandende Serviceöffnung aufgeschraubt, um zu sehen ob es irgendwo Leckspuren gibt, aber alles war staubtrocken. Mit dem Bordmanual von der Bauwerft (ja das gibt es tatsächlich!) haben wir versucht den Verlauf der Rohre zu folgen, Völlig unmöglich, da sie zwischen der Innen- und Aussenschale verlegt worden waren. Nebenbei haben wir auch festgestellt, dass die Rohrführungspläne im Manual gar nicht mit unserer Installation übereinstimmen konnten…

Kopfüber ins Staufach eintauchen, um an die Serviceöffnungen ranzukommen.
Das Innenleben von RARE BREED ist teilweise nur per Kamera zu erforschen.

Irgendwann sind wir beim Boiler angelangt und haben festgestellt, dass die Werft das Überdruckventil 180° verkehrt herum eingebaut und es mit einem Schlauch versehen hat, der durch ein Seeventil (verschliessbares Loch in der Aussenhaut vom Boot) direkt nach aussen geht… Mir ging langsam ein Licht auf!

Diese Öffnung liegt so nahe der Wasserlinie, dass dort vermutlich Seewasser reingekommen ist und das Ventil langsam aber stetig zum korrodieren gebracht hat. Das korrodierende Überdruckventil hat wohl langsam immer mehr geleckt und so unser Süsswasser über den Schlauch immer schneller aussenbords «entsorgt». Kein Wunder war drin alles trocken!

Kaum hatte ich das Seeventil vom Schlauch geschlossen, verstummte die Pumpe und der Wasserverlust stoppte! Die Erleichterung, als auch am Tag danach die Pumpe ruhig war und der frisch gefüllte Wassertank voll blieb, war enorm! Wir konnten wieder normal an Bord leben. 

Am zweiten Tag in der Bucht von Le Marin wurden wir von den Behörden verscheucht, da wir angeblich in einer Fischereisperrzone lagen. In der Seekarte war es als Ankerbucht bezeichnet und es gab auch keine Seezeichen die auf irgendeine Sperrzone hinwiesen… Also zirkelten wir uns durch die vielen Riffe in der Einfahrt von Le Marin die paar Seemeilen nach St. Anne rüber. Als wir dort den Anker fallen lassen wollten, hat sich nichts getan. Die Kette war vom Aufholen so stark angezogen, dass die Ankerwinsch einfach geklemmt hat. Während ich versucht habe das Problem zu lösen ist natürlich wieder ein Sqall gekommen und wir waren kurzzeitig wegen dem Wind und dem vielen Regen ziemlich am rotieren. Nach wenigen Minuten war der Spuk vorbei und wir beide bis auf die Haut pitschnass.

Unser Track auf dem Kartenplotter nach dem Debakel mit der Ankerwinsch
Ankerplatz vor St Anne – bei Tag und bei Nacht…
… und tagsüber bei Regen – wie kann es anders sein…

Auf Martinique wollen wir ein noch eine Weile bleiben, da es hier noch viel zu sehen gibt.

Salz auf der Haut und Sand zwischen den Zehen – Life is good!

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