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Schlagwort: Staandemastroute

Hausbootferien in Holland

Hausbootferien in Holland

Windmühlen in Dokkum

Im Vorfeld der Reise haben wir uns überlegt welche Route wir am Anfang nehmen wollten. Entweder von Helgoland außen um den Friesischen Inseln bis Den Helfer in Holland oder durch die Staandemast Route durch die Kanäle in Holland. Die erste Variante wäre bei guten Wind wesentlich schneller aber hätte auch 1-2 zwei Nachtschläge bedeutet. Die Staandemast Route geht wesentlich länger hat aber einen ganz besonderen Reiz – man tuckert durch viele schöne Landschaften und Orte und sieht so ganz viel von Holland. in Anbetracht von Biggis verkürzte Ferien waren wir im Vorfeld v

Davon ausgegangen, dass es wohl die schnellere Route aussen herum werden würde, nachdem wir aber den ersten Teil von Neustadt bis Helgoland so zügig zurückgelegt haben wurde die Route durch die Holländischen Kanäle wieder aktuell und so sind wir in Delfzijl durch die Schleuse in den Zeehavenkanaal gefahren. Leider haben sie uns durch die engere Sportbootschleuse gelotst. Diese ist nur geringfügig breiter als RARE BREED und so hat uns diese Schleusen einen hässlichen Kratzer in der Bordwand beschert, da die Fender zu hoch hingen und wir unten an die Betonwand der Schleuse kamen

Danach waren aber alle Brückendurchfahrten und Schleusen etwas breiter und problemlos passierbar – oder wir haben uns einfach daran gewähnt und dazu gelernt? Naben den Naturschönheiten entlang der Strecke war es immer wieder faszinierend wie prompt die Brücken und Schleusen für uns geöffnet wurden und die Autos warten mussten, bis wir durch waren.

Bis auf ganz wenige Ausnahmen musste man fast nie etwas für diesen Service bezahlen. Dort wo man bezahlen musste, hat der Brückenwärter einen holländischen Holzschuh an einer Angel runtergelassen in dem man den geschuldeten Geldbetrag passend reingelegt hat. 

Viele Brücken waren Videoüberwacht und von einer Zentrale gesteuert. Wenn man darauf zu gefahren ist konnte man entweder per Funk anfragen, oder aber auch warten, dass das Signal von Rot (=keine Durchfahrt) auf „Rot über Grün“ (=Brücke geht demnächst auf, Durchfahrt vorbereiten). Meistens ist das sehr zügig passiert.

Es gibt aber an einigen Orten manuell bediente Brücken. Ein Brückenwärter ist dabei in der Regel für mehrere Brücken zuständig. D.h. er macht die erste Brücke auf, lässt alle Boote durchfahren und macht sie wieder zu. Danach schwingt er sich auf sein „Fietje“ (Fahrrad) und radelt gemütlich zur nächsten Brücke, derweil die Boote im Kanal langsam fahrend bzw. still stehend warten. Da ein Boot nicht einfach stehen bleibt, muss immer wieder ein wenig korrigiert werden um nicht im Vordermann oder die Kanalböschung rein zu treiben. So dauert z.B. die Durchfahrt durch Groningen im Konvoi mehrere Stunden. Hausbootferien entschleunigt 🙂

Eine kompetente Steuerfrau…
… führt zu einem entspannten Skipper 🙂

Der erste Stopp war in Groningen, eine quirlige Universitätsstadt mit vielen Kneipen und Tante Emma Läden sowie einen grossen Fisch- und Gemüsemarkt. Da es uns dort so gefallen hat, haben wir einen Hafentag eingelegt und die Stadt besichtigt und im Bootsladen ein paar „Kleinigkeiten“ für’s Boot gekauft. Das Abendessen in der Kneipe am Hafen war wirklich hervorragend und auch der bald einsetzende Regen (wir sassen natürlich draussen…) konnte unsere Laune nicht trüben.

Im Groningen Passantenhafen mitten im Stadtzentrum ist es kuschelig eng.
Fischmarkt in Groningen

Überall in der Stadt wimmelte es von den typischen holländischen Fahrrädern und auffand viele davon hatten blaue Vorderreifen. Unser Liegeplatznachbar hat uns dann erklärt, dass diese geleast waren, ein preiswertes Angebot, welches bei den vielen Studenten offenbar gut ankam.

Nach Groningen sind wir in einem grossen Bogen über das Lauwersmeer, durch Dokkum und Leuwarden bis Lemmer am Markermeer getuckert.

Zoutkamp Reitdiep

Unterwegs haben wir zwei Mal an extra angelegte Liegeplätze mitten im Nirgendwo übernachtet. Diese Plätze waren einfach eine kleine Mauer entlang dem Kanal mit ein paar Poltern zum Festmachen. Es gab weder Wasser noch Strom, aber dafür konnte man dort für bis zu drei Tage umsonst und vor allem sehr idyllisch liegen. Da die Brücken zwischen Abends um ca 18 Uhr bis morgens um 9 nicht bedient waren, gab es keinen Schiffsverkehr mehr und es war absolut ruhig dort.

Sundowner im Kanal

Beim durchfahren von Städten und kleineren Ortschaften sind wir mehrmals durch pittoreske Wohngebiete nur wenige Meter von den Häusern und Gärten entlang gekommen. Die Leute haben alle fröhlich gegrüsst und wir waren von den sauber gepflegten Gärten (Englischer Rasen scheint bei den Holländern Pflicht zu sein) und der teilweise sehr innovative und mutige Architektur der Häuser beeindruckt. Die Grundstücke und auch die Häuser waren im Vergleich zu der Schweiz sehr gross und durch die vielen grossen Fensterflächen und Wintergärten wirkte alles sehr einladend und hell. Viele Häuser hatten natürlich auch einen eigenen Anlegesteg und es lagen viele Boote in allen Grössen und Arten dort. Es wurde an vielen Orten gebaut und so vermuten wir, dass wir nicht die einzigen sind, die uns vorstellen könnten so zu wohnen.

Die futuristischste Brücke, die wir zu sehen bekamen – Ferbiningskanaal
Wir fahren ÜBER die Autobahn – Aquädukt bei Leeuwarden
Einmal bitte rechts abbiegen 🙂
Jedem sein eigener Leuchtturm…
… oder Badenixe!
Dreh- statt Hebebrücke
Sogar Eisenbahnbrücken wurden für uns geöffnet.

In Lemmer wurden wir auf’s Markermeer rausgeschleust und zum ersten Mal während unsere bisherige Reise konnten wir bei einem schönen achterlichen Wind die Segel setzen und ohne brummende Dieselmotoren segeln. Das Wetter war zwar eher trüb aber der Wind hat uns zügig geschoben und unsere überladene Lady hat ihre Qualitäten gezeigt und ist mit Rauschefahrt gen Enkhuizen gedüst. 

Biggi fühlt sich am Steuer zusehends wohler.
Wetter durchzogen, aber es hat Wind!
Endlich wieder Segeln!
Enkhuizen by night

Tags darauf ging es durch die Schleuse bei Kornwerdezand ins IJsselmeer und nach einen schönen Segeltag kamen wir in Amsterdam an. Durch der „Oranjesluis“ kamen wir in der IJ, ein Süsswasserstrasse, die von Amsterdam nach IJmuiden geht. Da wir noch in der Vorsaison waren, hatten wir keinen Platz in der Marine vorreserviert. Im Törnführer wurde die Sixhaven Marina vorgeschlagen, aber mit keinem Wort erwähnt wie eng diese ist. Da sie voll belegt war mussten wir das Boot dort drin wenden um wieder raus zu kommen. Ein Katamaran lässt sich mit den beiden Motoren an Ort und Stelle kehren, wenn der Platz aber nur wenige cm grösser als das Boot ist wird das zur einer richtigen Herausforderung. In der wenige km weiter vorne gelegenen Amsterdam Marina haben wir schlussendlich einen Platz bekommen. 

Princess Margriet Sluis – die Einfahrt nach Amsterdam

Der Törn durch die Kanäle war ein Highlight und hat uns als Crew bei den vielen Brücken und Schleusen viel Routine beim Manövrieren und Anlegen gebracht.

Für Biggi war der erste Teil der Reise hier zu Ende und wir haben die letzten Tage von ihren Ferien mit Putzen, Aufräumen aber auch mit einer Stadtbesichtigung von Amsterdam verbracht. Um von der Marina nach Amsterdam City zu kommen, konnen wir eine Shuttelfähre benutzen. Diese ist gratis und wir rege von Fussgängern und „Fietjes“-Fahrern benutzt. Dass Zürich als reiche Stadt keinen solchen Service anbieten kann, stimmt einem nachdenklich.

Auf der Shuttlefähre muss eine Maske getragen werden.

Amsterdam hat so viel zu bieten, dass ein Eintagesausflug bei weitem zu wenig ist. Wir haben versucht das Beste daraus zu machen und zuerst einen Ausflug mit einem Kanalboot durch die Grachten gemacht und sind danach zu Fuss durch die Altstadt gepilgert. Für uns Touristen ist Amsterdam wegen den vielen schnell daherredende Fahrradfahrer nicht ganz ungefährlich. Die Fahrradfahrer kennen offenbar keine Angst und radeln einfach über die Kreuzungen ohne sich um allfällig kreuzende Autos (oder kurzsichtige Touristen wie mich…) zu scheren.

Fast wie in den Limmatböötchen 🙂
Auf den Grachten unterwegs
Kindermuseeum „Nemo“ im Amsterdamer Hafen
Und die obligaten Amsterdamer Fritten – natürlich eine „Obelix“-Tüte 🙂
Abendstimmung in der Amsterdam Marina.
Die „Hoffotografin“ am Werk 🙂

Am Samstag den 3.7. habe ich Biggi zum Flughafen gebracht und mein neues Crewmitglied Cynthia abgeholt. Wir hatten den Auftrag RARE BREED in zwei Wochen die ca. 400 Seemeilen von Amsterdam nach L’Aber Wrac’ bei Brest zu bringen, wo Biggi wieder an Bord kommen wird.

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