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Schlagwort: Regenwald

Der den Pferden hinterher rennt

Der den Pferden hinterher rennt

12.04. – 10.05.2023 Tobago, zweiter (und letzter) Teil – Grenada, Logstand seit Start 6965 sm

Der nächste Stopp war nur ein Katzensprung von der Mount Irvine Bay ums Eck in die Buccoo Bay. Diese Strecke war nicht ganz ohne, denn es ging im Zick-Zack zwischen mehreren Riffen durch, die teilweise weniger als einen Meter Wassertiefe haben. Um möglichst viele Informationen zur Verfügung zu haben, war ein Plotter mit der Kartenansicht und der andere mit dem Satellitenbild neben dem Steuerstand.

Zwischen den Riffen in die Buccoo Bay

Und natürlich das Fernglas ständig zur Hand. Das Wasser ist hier manchmal vom Orinocoabfluss getrübt und dadurch sieht man die Riffe nicht so gut. Das Echolot (Tiefenanzeige) ist in solchen Situationen keine allzu grosse Hilfe, da die Riffkanten steil aus der Tiefe ansteigen und es vorne am Bug schon zu flach wäre, wenn der Sensor in der Schiffsmitte Alarm schlagen würde. In Schleichfahrt sind wir ohne Zwischenfälle am Ankerplatz angekommen. Wieder vor einem langen und meist menschenleeren Strand und wieder als einziges Segelboot weit und breit.

RB ganz alleine in der Buccoo Bay

Buccoo ist neben dem Goat Race auch für die Sunday School und das grosse Buccoo Reef mit dem Nylon Pool und der Bon Accord Lagune bekannt. Die Sunday School ist eine weit herum bekannte Tanzveranstaltung, die jeden Sonntagabend stattfindet. Wir sind dort zwar nicht hingefahren, aber der Sound war so laut, dass es auch bei uns an Bord wie in einer Disco getönt hat. Im Gegensatz zu den meisten Dance Hall Events, wo ausschliesslich Soca und Reggae gespielt wird, kam hier auch viel andere gute Musik aus den Boxen. Irgendwann in den frühen Morgenstunden wurde es dann wieder still und die Beschaulichkeit von Buccoo hat wieder die Überhand gewonnen.

Beim Laufen am Strand hatten wir eine grosse Gruppe von Reitern gesehen, die mit den Pferden ins Wasser gegangen sind. Biggi ist zwar erst wenige Male auf einem Ross gesessen, aber die Vorstellung auf einem Pferd am Strand entlang zu reiten und dann noch ins Wasser gehen zu können hat sie sofort fasziniert. Ein verblichenes Plakat am Strand hat auf die Webseite von Veronika hingewiesen: «being-with-horses.com». Veronika, eine geborene Deutsche (aus Regenstauf bei Regensburg), ist eine ehemalige Profireiterin, die in mehreren Pferdeshows in Europa und USA aktiv war. In einem Tobagourlaub hat sie ihren Mann Lennon kennengelernt und seit 2007 haben beide Stück um Stück ein Pferdeparadies hier in Buccoo aufgebaut. Inzwischen haben sie eine Herde mit etwa 15 mehrheitlich ehemaligen Rennpferden, die sie möglichst artgerecht halten. Die Pferde laufen 16 Stunden pro Tag frei in der Herde rum und auch bei den Reitausflügen kommt die ganze Herde mit, egal wie viele Reiter im Sattel sind.

Biggi hatte Glück, denn am Tag als sie gebucht hatte, waren sie nur zu zweit und so bekamen beide die volle Aufmerksamkeit und Unterstützung von Veronica. Ich kann mit Pferden eigentlich nicht viel anfangen, bin aber als «Hoffotograf» trotzdem mit der Herde mitgelaufen. Das war auch für mich speziell, da ich wirklich mitten in der Herde lief und es überall um mich herum so grosse Tiere hatte. Ich habe nicht schlecht gestaunt wie schnell die Viecher sind, wenn sie «nur» gehen. Als die Herde am Schluss noch zum Galopp durchs Wasser ansetzte war dann aber fertig bei mir mit «mitlaufen»…

Mr. Divo und Biggi haben die gleiche Frisur 😉
Und ab geht’s im Galopp!

Wir lagen mit dem Boot ein rechtes Stück vom Ort Buccoo entfernt und das nächste Land war ein menschenleerer Strand mit Unmengen von toten Bäumen, die viele interessante Fotomotive boten. Der Strand war eigentlich nur gut vom Wasser aus zu erreichen und wir sind mit Kajak und SUP ein paar Mal hingepaddelt. Da es über das Riff ging, hatte es ab und zu eine brechende Welle und ich bin ein paar Mal unfreiwillig mit dem Kajak durch die Wellen gesurft. War selber verwundert, dass ich danach immer noch aufrecht im wackeligen Kajak sass.

Wir lagen jetzt fast an der Südspitze von Tobago. Das ist der einzige Teil der Insel, wo es etwas mehr Tourismusbetrieb hat. Es gibt ein paar kleinere Hotels und Resorts und einige Anbieter von Ausflügen.

DAS grosse Ding hier waren die Ausflüge mit dem Glasbodenboot zum Buccoo Reef und zum Nylon Pool. Der Nylon Pool ist eine riesige sehr flache Stelle im Riff, die bei Niedrigwasser so seicht ist, dass an manchen Stellen das Seegras rausschaut. Tagtäglich um die Mittagszeit waren immer mehrere von den Ausflugsbooten am Riff draussen. So ein Ausflug kostet ca. 70.- US$ pro Nase und dann ist man im Rudel unterwegs. Wir sind stattdessen zwei Mal alleine am Vormittag mit dem Dinghy hingefahren und hatten das ganze Gebiet für uns alleine. Superschön und ein bisschen surreal mitten im Meer im knöcheltiefen Wasser zu stehen. Und schon wieder 280.- US$ «gespart» 😉

Irre Farben im glasklaren Wasser vom Nylon Pool

Der einzige Nachteil von diesem Ankerplatz war wieder das Rollen. Der Wind kam von Südost und die Dünung von Nordost. Das heisst das Boot lag immer seitlich zur Dünung und hat erbärmlich gerollt. Wenn man bei einem Katamaran vor Anker die Gläser festhalten muss, damit sie nicht umkippen (und Biggi langsam eine bleiche Nase bekommt) ist es Zeit etwas zu unternehmen. 

Eine Yacht kann vor Anker verhältnismässig einfach gedreht werden, indem man ein Seil in die Ankerkette einhakt und dieses hinten am Boot befestigt. Dann wird die Kette nachgelassen und gleichzeitig am Seil gezogen und schwupps liegt das Boot schräg bzw. quer zum Wind. Beim Kat ist das Prinzip dasselbe, aber weil die Ankerkette zwischen den beiden Bugspitzen rauskommt sollte man verhindern, dass die Kette an einem der Rümpfe schrammt.

Umlenkung der Ankerkette

Nun ja, das muss man aber erst realisieren… Gut werden wir RARE BREED im Sommer wieder an Land holen um die abgeschabte Farbe erneuern zu können.

Nach ein wenig Tüfteln haben wir es doch geschafft RARE BREED ohne weiteres Kettengeschramme quer zum Wind zu legen. So hat das Rollen zwar abgenommen, aber der teilweise frische Wind hat ungehindert seitlich ins Cockpit gepfiffen. Naja, einen Tod muss man sterben.

Als wir nach ein paar Tagen die Buccoo Bay verlassen wollten um nach Pigeon Point zu fahren, hat es nur «Klack-Bzzzzzz» gemacht als wir die Motoren starten wollten. Beide haben sich nicht starten lassen und auch die Ankerwinsch hat keinen Mucks mehr getan. Das war jetzt ein bisschen doof! Wir lagen mitten in einem Riffgebiet, aus dem wir keinesfalls unter Segel alleine heil rauskommen würden und dann noch vor einer Insel, wo es so gut wie gar nichts an technischer Unterstützung zu erwarten gibt.

Üben mit dem Überbrückungskabel

Irgendwann konnte ich tatsächlich die eine Maschine und die Ankerwinsch zum Leben erwecken (Hallelujah!) und wir konnten mit nur einem Motor den gleichen Weg zwischen den Riffen rausfahren, wie wir ein paar Tage vorher reingefahren sind. 

Statt zum Pigeon Point, wo es ausser einem kleinen Resort gar nichts gibt, sind wir unter den gegebenen Umständen lieber zur Store Bay gefahren, wo es wenigstens einen Bus nach Scarborough, Restaurants, ein paar Läden und Autovermietungen gibt. Wer weiss, ob wir nicht doch etwas brauchen würden?

Blick in die Store Bay raus

In der Store Bay kommt die Unterwasser-Starkstromleitung von Trinidad an Land. Diese Leitung hat 33’000 V Spannung und versorgt ganz Tobago mit Strom. Wenn man diese Leitung mit dem Anker erwischt, würde das das Boot zu etwas ähnlichem wie der explodierende Böögg vom Zürcher Sechseläuten verwandeln und dazu noch alle Lichter in Tobago ausgehen lassen. Beides irgendwie keine so prickelnde Vorstellung. Im Cruising Guide steht, dass die Stelle wo das Kabel an Land kommt, mit einem grossen Schild am Strand markiert sei, aber zusätzlich solle man sich südlich der Hauptstrasse halten, die vom Strand ins Landesinnere geht. Die Strasse war zum Glück gut auszumachen, aber weit und breit kein Schild zu sehen. Auch die im Buch beschriebene nächtliche Warn-Beleuchtung war nirgends zu erspähen. Als wir später an Land gingen, haben wir das inzwischen völlig hinter Palmenblättern versteckte Schild entdeckt…

Links das Schild, dass man von See aus hätte sehen sollen…

Die Situation mit den Motoren hat mir natürlich keine Ruhe gelassen und sobald wir sicher vor Anker lagen ging es im Sinne von «Jugend forscht» los. Nach mehreren Startversuchen, Tests und Messungen glaubte ich den Fehler eingegrenzt zu haben. Die naheliegende Vermutung, dass die Starterbatterien schuld – sprich leer – waren, hat (wenigstens auf den ersten Blick) nicht zugetroffen. 

Unsere Motoren haben neben getrennten Dieseltanks und auch jeder eine eigene Starterbatterie. Damit beide Starterbatterien geladen werden, auch wenn nur eine Maschine läuft, sind sie gegenseitig über eine Elektronikbox miteinander verbunden. Vermutlich hat diese zwanzigjährige Elektronikbox ein Problem und «kappte» die Verbindung zwischen Anlasser und Starterbatterie. «Vermutlich», weil ich das erst herausfinden kann, wenn ich alles elektrisch trenne und durchmesse – und das sind an die 10 verschiedenen Kabel… Als autodidaktischer Möchtegern-Elektriker mag ich so etwas lieber nicht an einem Ort wie Tobago zerlegen. Wenn ich dabei etwas verbastel haben wir ein wirklich ernsthaftes Problem am Hals. Zumal genau diese Box bereits dem Elektriker auf Fehmarn vor zwei Jahren  Kopfzerbrechen verursacht hat… 

Wenn man ein Problem nicht nachhaltig lösen kann, muss – um weiter zu kommen – eine Übergangslösung gefunden werden. (Kleine Nebenbemerkung: Es ist irgendwie lustig zu realisieren, dass die Regeln vom Incident und Problem Management, die ich im Berufsleben oft gebaucht habe, auch hier ihre Gültigkeit haben). Unser «Work-Around» war, die Starterbatterien mittels Überbrückungskabel zu umgehen. So konnten jetzt beide Motoren und die Ankerwinsch über unsere Bordbatteriebank gestartet bzw. betrieben werden. Das müsste reichen um uns sicher in die Marina in Grenada zu bringen. 

Die Strecke nach Grenada könnten wir zur Not auch ohne funktionierende Maschinen machen, schliesslich haben wir ein Segelboot. Aber die Einfahrt in die Bucht, wo wir in Grenada hinmüssen, ist auch nur über eine schmale Durchfahrt zwischen Riffen und mit querlaufendem Strom zu erreichen. Dort ohne Maschine und ohne funktionierende Ankerwinsch reinzufahren wäre nicht lustig. Auch das anschliessende Anlegen in der engen Marina wäre ohne Motoren nur mit externer Unterstützung möglich. 

Nachdem das geregelt war, konnten wir uns wieder den angenehmeren Seiten vom Bootsleben widmen. Store Bay war im Endeffekt der bessere Ankerplatz als Pigeon Point. Dort war es zwar optisch extrem reizvoll, aber auch viel rolliger als in der Store Bay. Von Store Bay aus war es nur ca. 2 km nach Pigeon Point, was wir sowohl zu Fuss, wie auch mit SUP/Kajak zurücklegen konnten. 

Mit SUP und Kajak zum Pigeon Point
Der wohl bekannteste Steg in Tobago von See aus gesehen
Zu Fuss zum Pigeon Point und den schönen Steg
Wegweiser und die „Coconut Weather Station“

In Charlotteville ist uns nahe gelegt worden, uns nach Ankunft im südlichen Teil der Insel bei den Behörden in Scarborough zu melden. Also haben wir uns Tickets besorgt und sind mit dem Bus hingefahren. Ich war vor 27 Jahren schon mal hier und das Busticket hat damals schon nur 2 TT$ (ca. € 0.25!) gekostet. Das heisst, die Preise wurden seither kein bisschen erhöht. 25 Cent für eine Busfahrt von 45 Minuten in einem klimatisierten Bus – sowas muss man sich bei uns in der Schweiz oder Deutschland mal vorstellen…

Busticket mit Preisen wie vor 30 Jahren
Auf den ersten Blick dachten wir es wäre eine echte Palme!

Der Besuch und die Diskussionen bei Immigration ist haargenau in der gleichen Art wie in Charlotteville weitergegangen. Die Beamtin wollte unsere Papiere nicht akzeptieren, weil ein wichtiges Dokument fehle. Die Beamten in Charlotteville hätten natürlich etwas falsch gemacht… Als sie lakonisch meinte, dass wir deswegen jetzt halt nach Charlotteville zurückfahren sollten um das fehlende Dokument abzuholen, habe ich kurz «rot» gesehen.  Anhand meiner Körpersprache hat sie hat wohl realisiert, dass sie den Bogen jetzt überspannt hatte. Schnell hat sie mir die Telefonnummer von Customs gegeben, damit ich es mit denen selber klären konnte. Das ging dann auch irgendwie. Auf dem Weg zu Customs hat Biggi es geschafft mich wieder ein wenig zu beruhigen und so sind wir wieder ganz freundlich und zurückhaltend dort reinspaziert. Dort ging es dann wesentlich netter und hilfsbereiter zu. Am Schluss hatten wir nicht nur alle benötigten Papiere, sondern auch ein paar Cashews und Mangos aus dem Garten der Zöllnerin bekommen. Das nennt man wohl ein Wechselbad der Gefühle.

Das Leben hier ist gefährlich… 😉
„Männliche“ und „Weibliche“ Waschräume – Deutsche Sprak, schwere Sprak 🙂

Bei einem Besuch von Pigeon Point sind wir von einem Einheimischen namens Wayne angequatscht worden. Als er erfuhr woher wir kamen, hat er sofort fliessend Schwedisch mit mir gesprochen. Er sei schon 10(!) Mal in Schweden gewesen und hätte die Sprache so gelernt. Und da sein Bruder in Deutschland lebt, konnte er auch ein paar Brocken Deutsch. Irgendwie schon absurd, auf dieser kleinen Insel immer wieder in unseren Muttersprachen angesprochen zu werden. Wayne erzählte uns, dass er seit 25 Jahren Tourguide sei und uns gerne eine Tour anbieten würde. Und weil wir Schwedische Segler seien, würde er uns auch einen guten Preis machen. Inzwischen haben wir realisiert, dass es oft mehr bringt mit einem lokalen Guide unterwegs zu sein als selber ein Auto zu mieten. Weil Wayne uns so sympathisch war, haben wir auf gut Glück zugesagt, ohne zu wissen auf was oder wen wir uns da einlassen. Eine nachträgliche Recherche hat ergeben, dass wir wohl einen Glücksfall erwischt hatten, die Bewertungen von ihm und seinen Touren waren durchwegs positiv. Und seine Aussage «Ich mache euch einen besseren Preis» hat er auch eingehalten.

Zur abgemachten Zeit hat uns Wayne mit seinem Pickup am Strand abgeholt. Als erstes hat er uns einen grossen Sack mit Früchten aus seinem Garten überreicht – auch etwas was wir bis jetzt so noch nicht erlebt hatten! Kaum sind wir losgefahren hat sein Telefon geklingelt und eine Amerikanerin hat angefragt, ob er kurzfristig eine Inseltour machen würde. Nach Rücksprache mit uns hat er den beiden jungen Mädchen zugesagt. Also ging es zuerst zu ihm nach Hause, wo wir in seinen Minibus umgestiegen sind. Dabei hat er für Biggi schnell noch ein paar Kräuter aus seinem Garten gezupft.

Wayne zeigt uns einen Gummibaum, Waynes Haus

Auf dem Weg zum Hotel der Mädchen konnten wir in einem Teich Kaimane und in der Nähe ein paar Exemplare vom Nationalvogel «Rufus-Vented Chachalaca» sehen. Das ist ein fasanenähnlicher Vogel, der wie ein heiserer Hahn tönt und daher im Volksmund einfach «Cockericoh» genannt wird. Der Vogel schmeckt offenbar sehr gut und so landet er – obwohl er als Nationalvogel natürlich geschützt ist – des Öfteren im Kochtopf. Es gibt aber so viele davon, dass sie regelrecht zur Landplage («It’s our national bird, but also a national pest!») geworden sind. Und sie fressen den Leuten buchstäblich das Korn vom Feld weg. Die Behörden drücken daher bei dem Jagdverbot beide Augen zu, aber es werden wohl nicht genug davon erlegt, damit der Bestand etwas ausgedünnt würde. Auf meine Frage an Wayne, wieso er jetzt keine Cockericohs mehr jage meinte er, dass er sich jetzt Chicken leisten könne. Tja, so etwas nennt man wohl Luxus…?

Der Nationalvogel oder „National Pest“ von Tobago

Die Tour ging rund um die ganze Insel und wir haben viel gesehen und erfahren.

Parlatuvier Bay
Englishmen Bay

Neben einer kleinen Wanderung zum «Argyle Waterfall» mitsamt einem erfrischenden Bad im natürlichen Süsswasserpool unter dem Wasserfall, haben wir auch gesehen wie Brot im traditionellen Lehmofen gebacken wurde. Dies ist keine Touristenattraktion, sondern gelebte Tradition. Im Dorf Castara wird zwei Mal die Woche der Lehmofen am Dorfplatz von zwei alten Frauen eingeheizt und für das ganze Dorf gebacken. Das gesamte Brot ist von den Einwohnern vorbestellt und Wayne konnte nur mit Mühe und Not ein wenig für uns zum Probieren ergattern. Hat richtig gut geschmeckt.

Argyle Waterfall mit Süsswasserpool
Brotbacken im Lehmofen

Ausserdem hat Wayne mit uns zusammen Waxapples, Mangos und weitere Bananenstauden geerntet. Die Bäume seien Allgemeingut und jeder könne nehmen was er wolle. Vor allem die Mangos lagen zu hunderten am Boden rum und wären dort verfault. Wir waren übrigens nicht die einzigen die dort gesammelt haben und sind mit einer grossen Tüte voller Mangos zum Bus zurück.

Reiche Ernte nach dem Ausflug mit Wayne

Als wir nach Charlotteville kamen und aus dem Bus stiegen, wurden wir sofort von einem der Einheimischen überschwänglich begrüsst. Das war derjenige, mit dem wir uns schon mehrmals auf Deutsch unterhalten hatten, als wir mit dem Boot dort vor Anker lagen. Er hat uns natürlich sofort wieder erkannt und wollte wissen «was wir denn hier machen».

Mittagessen gab’s bei «Sharon & Phebs». Dort hat uns Sharon ebenso wie alte Freunde begrüsst und fragte spasseshalber, ob die beiden Mädchen unsere Töchter seien. Die Mädels haben über unseren Bekanntheitsgrad gestaunt und hatten wohl das Gefühl mit irgendwelchen «Berühmtheiten» unterwegs zu sein 😃.

Abendstimmung Store Bay
„Das grosse Fressen!“ Dieses Schauspiel hat sich zwei Mal neben unserem Boot abgespielt: Ein grosser Schwarm von Jungfischen lockt jagende Thunfische an und von oben attackieren die Möven und Fregattvögel. Das nennt man wohl „in die Zange genommen zu werden“.

Wir hatten von Anfang an geplant längere Zeit auf Tobago zu bleiben. Erstens, weil wir vermutlich nicht so schnell wieder hierherkommen würden und zweitens, weil wir in Grenada in einer Marina liegen müssen, während wir auf Tobago das Leben vor Anker geniessen konnten. Wegen dem Ärger mit den Motoren bzw. der Elektrik blieben wir den Rest der Zeit in der Store Bay liegen, was uns gar nicht gestört hat. Hier lagen wir zum ersten Mal auf Tobago (halbwegs) ruhig im Wasser und ausserdem gab es hier allerhand zu tun und zu sehen. 

An Bord gibt es immer etwas zu machen
Für das Kajak haben wir hier unerwarteterweise einen Sitz bekommen, den wir natürlich ausprobieren müssen.
Besuch unter und neben dem Boot
Sundowner 🙂
Draussen schlafen ist bei diesen Temperaturen eine coole Sache – bis der nächtliche Regenschauer kommt.

Tagtäglich kamen die lokalen Glasbodenboote hierher um ihre Gäste von den beiden Resortanlagen für den Trip ins Buccoo Reef und zum Nylon Pool abzuholen. Auf den doppelstöckigen Holzbooten war immer voll die Party und die Musik war derart laut aufgedreht, dass wir uns ernsthaft gefragt haben, wie sie das an Bord überhaupt aushalten konnten. Mit der Zeit kannten wir die grell bemalten Boote wie «Cool Runnings», «Reef Boss» oder «Rush Hour», die im Normalfall schräg vor uns durch gefahren sind um an den Strand zu kommen. Eines Tages ist eines davon langsam an uns vorbei Richtung offenes Meer getrieben. Am Anfang dachten wir uns gar nichts dabei, bis wir sahen wie ein junger Mann wie verrückt hinterher schwamm. Da wurde uns klar, dass niemand an Bord war und sich das Boot alleine auf den Weg gemacht hatte. Es war offensichtlich, dass das Boot schneller wegtrieb, als der Typ schwimmen konnte. Also haben wir schnell das Dinghy zu Wasser gelassen und sind hinterhergedüst um ihm zu helfen. Seine Erleichterung und Dankbarkeit waren offensichtlich. Ohne unsere schnelle Hilfe wäre das Boot vielleicht auf Nimmerwiedersehen nach Venezuela getrieben. 

Die Glasbodenboote

Neben uns in der Store Bay lag ein weiterer Katamaran an einer Boje. Den hatten wir schon ein paar Mal vor Anker im Buccoo Reef gesehen. Es war offensichtlich jemand, der damit Tagesausflüge mit Gästen machte. Ein bisschen Recherche hat zu Tage gefördert, dass die «PICANTE» von einem deutschen Skipper geführt wurde. Markus’ bisheriger Lebenslauf, welcher auf seiner Webseite beschrieben ist, erschien uns spannend. Er hatte sein erstes Boot bei einem Pokerspiel gewonnen, ist irgendwann über den Atlantik gesegelt, nach ein paar Jahren auf Tobago «hängen geblieben» und hat hier sein Chartergeschäft eröffnet. Also haben wir Kontakt aufgenommen und uns auf Anhieb gut mit ihm verstanden. Es war spannend Markus Schilderungen zum Leben auf Tobago, wo er inzwischen sesshaft geworden ist zu hören. Durch Markus sind wir auf das Restaurant «The Pasta Gallery» aufmerksam geworden. Das war ganz eindeutig das kulinarische High Light in Store Bay. Erstaunlicherweise war es preislich gar nicht teurer als die meisten anderen Restaurants in der Gegend und als wir den Geschäftsführer Fabrizio kennengelernt haben, wurde die Begeisterung umso grösser. Fabrizio ist Tessiner und konnte neben Pasta (hausgemacht und sensationell lecker) zubereiten obendrein Schweizerdeutsch sprechen. Im Normalfall essen wir selten auswärts Nudelgerichte, aber die selbergemachte Pasta von Fabrizio war schon ein besonderer Gaumenschmaus, welchen wir uns in der Zeit sogar ein zweites Mal gegönnt haben.     

Mit Markus in der Pasta Gallery

Direkt vor unserem Boot war ein kleines Riff, wo wir ein paar Mal vom Boot aus hin geschnorchelt sind. Das war ganz nett und einmal haben wir sogar vier grosse Stachelrochen beobachten können. Leider war das Wasser oft eher trüb und wir waren im Blindflug unterwegs.

Impressionen von unser „Hausriff“ in Store Bay
Biggi oben, Rochen unten.

Wir hatten inzwischen von Markus erfahren, dass es weit draussen am Buccoo Reef Bojen hätte, wo man mit dem Dinghy festmachen konnte um zu Schnorcheln. Gesehen hatten wir sie aber bisher nicht (da zu weit draussen) und in der Seekarte war auch nichts dazu vermerkt. Der Spot hiesse «Coral Garden» und sei sehr schön zum Schnorcheln. Was die Glasbodenboote können, konnten wir auch und sind eines vormittags mit Trinkwasser, Hand-Funkgerät (falls wir Hilfe benötigen sollten) und dem Schnorchelzeugs bewaffnet mit dem Dinghy los, um den Coral Garden zu finden. Zum Glück hatten wir ein Handy mit der Navigationssoftware dabei, denn die Bojen waren wirklich nirgends zu sehen. So sind wir einfach quer über das Riff in die Richtung gefahren wo uns gesagt wurde, dass die Bojen seien – das war direkt aufs offene Meer hinaus. Beim Dinghyfahren bin ich da eher zurückhaltend mit «so weit raus» zu fahren.

Die Schnorchelbojen (Pfeil) und der Nylon Pool beim blauen Punkt (etwa in der Mitte)

In diesem Fall befanden wir uns aber im flachen Wasser innerhalb des Buccoo Reefs und so hätten wir zur Not sogar ankern können, wenn z.B. der Motor ausgestiegen wäre. Als wir die Bojen dann endlich ausfindig gemacht hatten und an einer festmachen konnten, war ich ziemlich erleichtert.

Auf zum Bucoo Reef, vorbei an Pigeon Point
Janz weit draussen…

Das Land war augenscheinlich ganz schön weit weg hinter uns und dann wirkt so ein kleines Dinghy plötzlich ziemlich verloren. Der Aufwand hat sich aber definitiv gelohnt! Dies war der bisher schönste Schnorchelspot den wir besucht haben. Wunderschöne Korallen in allen möglichen Formen und Farben, ziemlich viele verschiedene Fische und sogar ein Schwarm Kalmare. Jetzt hätte ich gerne eine richtige Unterwasserkamera dabeigehabt!  

Kalmare
Schöne Korallen

Auf dem Rückweg haben wir einen Zusatzbogen gemacht und sind nochmals zum Nylon Pool gefahren, den wir schon besucht hatten als wir noch in der Buccoo Bay lagen. Die Wasserfarben dort sind einfach genial!

Ab zum Nylon Pool!
Einfach cool!
Und wieder zurück zum Boot

Wir konnten den Pigeon Point von der Store Bay aus gut zu Fuss erreichen, was wir auch ab und zu gemacht haben, um uns wieder mal die Beine zu vertreten. Bei einem dieser Spaziergänge ist uns eine kleine Schwarzkopfmöwe aufgefallen, die sich so komisch bewegt hat. Sie hatte ihren Kopf und Fuss unnatürlich nahe zusammen und versuchte immer vom Boden hoch zu fliegen, was ihr aber nicht gelang. Beim Näherkommen sahen wir, dass sie an einem Fischersilk hing und deshalb nicht wegkonnte. Nach dem Einfangen war klar was los war: sie hatte einen kleinen Fischerhaken im Fuss UND einen im Schnabel und beide waren mit einem Stahlvorfach miteinander verbunden. Das Lösen war ohne Werkzeug gar nicht so einfach, ist zum Glück mit ein wenig Gefummel dann doch gegangen und sie konnte von dannen fliegen. Seither haben wir auf unseren Ausflügen ein kleines Leathermann-Tool dabei. Diese Geschichte trug sich übrigens am gleichen Tag zu wie die Rettungsaktion mit dem abtreibenden Boot. Die Vorgabe «Jeden Tag eine gute Tat» hatten wir an dem Tag sicher erfüllt 😃

Mövenrettungsaktion

Wir hatten zwar einen Tagesausflug mit Wayne gemacht, aber es gab noch mehr zu sehen auf Tobago. So haben wir uns für einen Tag ein Auto gemietet. Im Landesinneren ist das grosse Naturreservat des Main Ridge Regenwaldes, welches bereits 1776 unter Schutz gestellt wurde und das wir gerne besuchen wollten. Tobago und Trinidad haben früher mal zum Südamerikanischen Kontinent gehört und weisen eine deutlich andere Flora und Fauna als die anderen Karibikinseln auf. Heute sind leider viele Tierarten schon ausgerottet, aber es gibt Bestrebungen, einige Arten wieder anzusiedeln. Der «Roy Corbin Wildlife Park» ist eine Auffang- & Zuchtstation für viele dieser Tierarten und den haben wir als erstes besucht. Michael, der Sohn von Roy, hat mit uns eine Privatführung durch den weitläufigen Park gemacht und wir haben viel über die Tiere und Pflanzen dort erfahren. Sie sind eine Nonprofitorganisation und haben ehemaliges Weideland der Familie in den letzten 30 Jahren zu einem Regenwald heranwachsen lassen. Auf diesem Land werden die Tiere so natürlich wie möglich gehalten und wo möglich nachgezogen und ausgewildert. Neben vielen Vögeln konnten wir Tiere wie Agoutis, Gürteltiere, Schlangen, Rotschwanzeichhörnchen, Opossums, Kaimane usw. sehen.

Die Führung ging schlussendlich mehr als drei Stunden und entsprechend später als geplant sind wir dann am Gilpin Trace Trailhead angekommen. Das ist ein Gebiet mit mehreren Wanderpfaden durch den Regenwald. Wir hatten wieder einmal das Glück völlig alleine dort zu sein. Das war ein ganz besonderes Erlebnis, denn so konnten wir uns voll auf die eindrückliche Geräuschkulisse im Regenwald fokussieren. Da es weit und breit keine bewohnten Gebiete oder andere Menschen gab, waren wir nur von Wassergeplätscher und den Lauten der vielen Vogelarten umgeben. Aus Zeitgründen konnten wir leider nicht ganz so weit wandern, aber das Innehalten und Lauschen der Laute des Regenwaldes war sowieso wichtiger als die zurückgelegte Wegstrecke. Andächtig und dankbar über dieses Erlebnis traten wir den Rückweg an.

Der Regenwald ist wie damals in den Tarzanfilmen

Wenn man als Segler schon mal ein Auto zur Verfügung hat, muss natürlich auch eingekauft werden. Beim Anstehen an der Kasse kam unser Tourguide Wayne in den Supermarkt reinspaziert. Als er uns sah, wollte er wissen wie lange wir noch da seien, weil er uns gerne noch Früchte aus seinem Garten bringen wolle. Und am nächsten Tag ist er tatsächlich extra nochmals nach Store Bay gefahren und hat uns eine grosse Tüte mit einem Büschel Rosmarin, Mangos, Papayas, Maracujas und Limonen geschenkt. Wie nett ist denn das? 

Die Früchte von Wayne

Am 9. Mai war es soweit und wir sind netterweise von Markus nach Scarborough gefahren worden um Ausklarieren zu können. Das hat dieses Mal «nur» 2,5 Stunden gedauert… Zuerst zu Immigration, wo wir nach einer Wartezeit von 30 Minuten von einem Bürogehilfen ca. 5 Formulare zum Ausfüllen bekamen. Irgendwann kam dann tatsächlich noch die zuständige Beamtin ins Büro und nach weiteren Formularen ausfüllen, bekamen wir endlich die Freigabe um quer durch den Hafen zur nächsten Behörde, dem Zoll zu gehen. Dort sassen fünf Leute rum und hatten ganz offensichtlich nichts zu tun. Auf einem Bildschirm liefen Musikvideos und es wurde ungeniert ins Handy geschaut während die Papierberge fast den ganzen Raum füllten, was aber offensichtlich keinen der Anwesenden sonderlich interessierte. Unser Anliegen wurde von einem Beamten bearbeitet, der so etwas wohl zum ersten Mal gemacht hat. Was er an Papieren ausgefüllt, x-fach kopiert und in mindestens fünf verschiedene Mappen «abgelegt» hat, war einfach nur absurd. Am Schluss bekamen wir einen ganzen Stapel von Formularen mit, die wir «bräuchten». Als wir als Letztes die Gebühren bezahlt haben, hat uns die Kassiererin statt 48.- TT$ nur 40.- zurückgegeben. Erst auf meinen Hinweis hin hat sie uns kommentarlos das fehlende Geld ausgehändigt. Tobago ist ja wirklich eine schöne Insel mit netten Leuten, aber der Administrationswahnsinn und die Arroganz gewisser Uniformträger ist echt unglaublich! 

Warten auf die Immigrationbeamtin

Von Tobago nach Grenada sind es 70 Seemeilen. Im Normallfall zu viel um es in einem Tag zu schaffen und so haben wir den Wecker auf Mitternacht gestellt um gut bei Tageslicht anzukommen. Die Motorengeschichte lag mir etwas auf dem Magen. Wir hatten immer noch das Problem, die Motoren nur mit Überbrückung zu den Bordbatterien starten zu können. Ich hatte das Anlassen sicherheitshalber in der Zeit in Store Bay zwei Mal getestet und da hatte es bei beiden Maschinen beim ersten Versuch geklappt. Aber der Teufel ist ein Eichhörnchen und als wir nachts loswollten, hat die linke Maschine – trotz Überbrückung und vollen Bordbatterien – nicht starten wollen! Ausser «klack-klack-klack» ist nichts passiert. Das war insofern ein Problem, weil die Ankerwinsch ohne den linken Motor auch nicht funktioniert. Mitten in der Nacht und mit dem Wissen, dass wir das Problem hier auf Tobago nicht nachhaltig würden lösen können, war schon irgendwie blöd.

Erst nach mehreren Versuchen ist der zweite Motor doch noch zum Leben erwacht. Puhh! Dieses Erlebnis hat meinen Entschluss, die Motoren während der ganzen Überfahrt mitlaufen zu lassen erst recht bestätigt. Und bis jetzt hatten unsere Motoren uns (wenn sie laufen) nie im Stich gelassen.

Nächtlicher Start in Tobago

So kam es, dass wir im Rekordtempo von Tobago nach Grenada gedüst sind. Etwa 20 Knoten Wind von der Seite (halber Wind), einen mitlaufenden Strom und die beiden Maschinen mit 1800 Umdrehungen, haben uns regelrecht fliegen lassen. Wir standen schon um 10:30 Uhr kurz vor der Einfahrt zur Marina. 

Zurück in Le Phare Bleu

Das Anlegemanöver hat Biggi gefahren. Sie fährt meistens die Manöver und ich hantiere die Leinen, aber erstens sind wir nur selten in Marinas und zweitens, hat sie bisher nur Anleger gefahren, wo wir uns längs an einen Steg gelegt haben. Dieses Mal musste sie das Boot mit dem Heck ca. 1 m vor der Pier stillhalten, damit ich die Heckleinen belegen konnte. Danach wird das Boot mit leichtem Schub vorwärts in die Leinen gefahren und stabilisiert, bis die vorderen Leinen an den Muringleinen (Trossen im Hafenbecken) angebunden sind und das Boot somit an allen vier Ecken gehalten wird. Es lief alles wie am Schnürchen und ohne Hektik oder ein lautes Wort ab – gut gemacht mein Schatz!

Als wir fertig angebunden waren, habe ich die Marineros gefragt, ob wir hier jetzt fix an diesem Platz liegen bleiben könnten. Etwas verwundert haben sie «Ja klar, wieso frägst du?» geantwortet. Als ich ihnen sagte, dass wir die Motoren nach dem Abstellen nicht mehr anbringen würden, haben sie etwas verdutzt geschaut und mussten dann aber laut loslachen 😃

Nach einem halben Jahr segeln und ankern ohne je eine Marina besucht zu haben, war alles, aber auch wirklich alles, von einer Salzschicht überzogen, der wir in den kommenden Tagen mit viel Süsswasser zu Leibe rücken würden. Aber zuerst mussten wir nach St. Georges fahren um einzuklarieren. Unser Autovermieter Zack hat uns als treue Kunden freundlicherweise umsonst nach St. Georges und wieder zurückgebracht. Das Einklarieren hat gerade mal 15 Minuten gedauert und die Beamten haben sich köstlich über den Papierberg aus Tobago amüsiert. Sie haben lediglich zwei der Zettel gebraucht und uns grinsend den Rest zur freien Entsorgung zurückgegeben.

Fazit Tobago

Wie alle karibischen Inseln hat auch Tobago seine Schattenseiten. Die Wirtschaft ist seit Covid massiv geschrumpft und die Arbeitslosigkeit ist hoch. Sehr viele der Erwerbstätigen sind vom Staat angestellt, der aber derart korrupt und ineffizient ist, dass wichtige (Infrastruktur)-Projekte nicht vorankommen. Der Staat Trinidad und Tobago hat enorme Ölvorkommen, aber das kommt offenbar nur ganz wenigen zu Gute und die Mehrheit der «normalen» Leute sehen von dem ganzen Geld gar nichts. Gleichzeitig werden diverse Grossprojekte, wie zum Beispiel der neue Flughafen auf Tobago von China finanziert und umgesetzt. Wozu Tobago einen neuen und grösseren Flughafen braucht, konnte uns niemand erklären. Der jetzige sei bereits gross genug, um Interkontinentalflüge abfertigen zu können. Eine der absolut einmaligen Naturressourcen, der Asphaltsee in Trinidad, ist vom Trinidadianischen Staat für 99 Jahre an die Chinesen verpachtet worden. So bremst sich ein eigentlich reicher Staat wegen Misswirtschaft und Korruption selber aus.

We loved Tobago!

Wir waren insgesamt fünf Wochen auf Tobago. Die Insel ist wirklich anders als die restlichen Karibikinseln. Natur und Tierwelt sind stark vom Südamerikanischen Kontinent geprägt. Der Tourismus ist nur sehr schwach ausgebaut und die Mehrheit der Besucher sind Trinidadianer, kurz Trini’s genannt 😃. Da ist man als Ausländer schon von vorneherein interessant und kommt schnell mit der Lokalbevölkerung in Kontakt. Wir haben auf vielen Inseln sehr positive Begegnungen mit Einheimischen gehabt, aber auf Tobago war es irgendwie authentischer und wir hatten das Gefühl, die Leute haben sich wirklich interessiert zu erfahren woher wir kommen und wie wir leben. Die Erlebnisse, als wir z.B. nach Charlotteville zurückkamen und wie alte Bekannte begrüsst wurden, war schon etwas Spezielles. Dass es keinerlei Infrastruktur für Yachten gibt und auch die Anreise eine kleine Herausforderung ist, haben wir bisher nur auf Barbuda erlebt. In der Folge sind auf Tobago nur wenige Yachties anzutreffen, was uns ganz gut gefallen hat. Die berühmten einsamen Buchten sind hier der Normalfall – einfach nur schön.

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Martinique – Ein Stück Europa in der Karibik

Martinique – Ein Stück Europa in der Karibik

15.02. – 02.03.2022 Martinique

Nach der Zeit auf den ehemals britischen Inseln ist uns aufgefallen, wie wir uns hier auf Martinique fast schon wie in Europa fühlen. Klar ist es immer noch eine tropische Insel mit allem was dazu gehört, aber es ist eben auch ein Stück weit wie in Frankreich. Wein, Croissants, Baguette und Käse natürlich, aber auch sonst ist die Auswahl an Lebensmitteln verglichen mit den anderen Inseln enorm und dabei auch günstiger. Wobei «günstig» eigentlich irreführend ist, dann das Preisniveau ist in der ganzen Karibik echt hoch, hier einfach etwas weniger hoch. Abgesehen vom subventionierten Baguette für einen Euro bewegen wir uns hier fast schon auf Schweizer Preisniveau. Anscheinend scheint es der Bevölkerung hier auf Martinique finanziell wesentlich besser zu gehen als auf den anderen Inseln. Vermutlich auch, weil das Mutterland gehörig Geld hier reinpumpt. 

Die grosse Ankerbucht vor St. Anne

Die Strassen sind richtig ausgebaut, es gibt Strassenschilder und Fahrbahnmarkierungen und vor allem, man fährt auf der «richtigen» Seite 😉. 

Autofahren bei, na was wohl? … Regen natürlich.
Gut ausgebaute Strassen
Manchmal „zu gut“… Lemantin vor Fort-de-France – 3-spurig in jede Richtung.

Es gibt eine grosse Auswahl an Supermärkten und Läden wie Carrefour und Decathlon, wo man all die Sachen bekommen kann, die es auf den anderen Inseln schlichtweg nicht gibt. Auch bei den Kleidern – von denen wir zugegebener Weise nicht sehr viele brauchen – ist die Auswahl hier mit vielen kleinen Boutiquen wie in Europa.

Inspiriert durchs Plakat wurde eine spontane Shoppingtour gestartet – das Resultat lässt sich sehen!

Auch wenn die anderen Inseln ursprünglicher und «exotischer» und damit sehr spannend sind, war es ein klein wenig wie nach Hause (bzw. Frankreich) zu kommen, als wir hier auf Martinique das erste Mal an Land gingen. Es lässt sich wohl nicht leugnen, dass wir vom Leben in Europa geprägter sind, als wir wahrhaben wollen. 

Nachdem wir unseren Anker endlich erfolgreich im Sandgrund vor St. Anne versenkt hatten, war uns klar, dass wir etwas mehr Zeit hier verbringen wollen. Der Ankerplatz hat was von einem Wohnquartier in der Agglo, ausser dass die Häuser (=Boote) ab und zu wechseln. Dass jede «Villa» ihren eigenen «Badepool» mitsamt regelmässigem Schildkrötenbesuch hat, ist natürlich auch nicht übel 😉. Der natürliche Treffpunkt ist das lange Dinghydock unmittelbar vor dem Dorfplatz von St. Anne, wo alle hinfahren, wenn sie an Land wollen. So zischen ständige kleine Gummiboote mehr oder weniger schnell hin und her durchs Ankerfeld – morgens häufig mit auffällig langen Papiersäcken von der lokalen Bäckerei unter dem Arm.

Das „gefährliche“ Dinghydock von St. Anne.

Auch wir benutzen regelmässig das Dinghydock. Was als völlig harmlos erscheint, hat offenbar doch seine Tücken. Erst hat es Biggi getroffen: Ihr ist das Dinghy unter den Füssen abgehauen, sie konnte sich nicht mehr mit den Fingern am Dock halten, ist runtergeplumpst wie ein Sack und ärschlings auf dem Schlauch gelandet. Schwein gehabt – ist nichts passiert! Tags darauf hat es mich erwischt. Ich wollte vom Dinghy aus barfuss (im Dinghy hat man nie Schuhe an) an der Badeleiter vom Dock hochkletttern und bin dabei auf den glitschigen Sprossen ausgerutscht, mit dem Brustkorb an die Leiter geknallt und habe mir den grossen Zeh aufgeschlitzt. Grosses Dinghydockkino! 

Die meisten Boot bleiben etwas länger in der Bucht von St. Anne und so entstehen schnell soziale Strukturen und Aktivitäten. Das erste war eine «Pot Luck»-Party (typisch amerikanische Yachtietradition, bei der sich die Crews von mehreren Booten am Strand treffen und jedes Boot etwas zum Essen und/oder Trinken mitbringt). Das war cool, erstens, weil man so schnell mit vielen Leuten in Kontakt kommt und zweitens, weil die Auswahl am Buffet echt eindrücklich war. Da gab es Gerichte wie Paella mit Shrimps, Frikadellen, Spanische Omelette, Jackfruit Stew (Eintopf), gefüllte Eier, diverse Salate usw. Und dann natürlich diverse Getränke wie Bier oder Wein und einer hatte sogar einen 5l (!) Kanister mit Rumpunsch dabei – Karibik halt 😉

Crews von etwa 20 Jachten kamen zum Pot Luck.
Segler*innen aus aller Herren Länder.
Bunte Teller vom Buffet und ein toller Sonnenuntergang.

Vor dem Frühstück gab es ab und zu Yoga am Strand, was wir uns natürlich nicht entgehen liessen, auch wenn da mehr Neugier als Können vorhanden war. Überhaupt ist Sport und Bewegung auf dem Boot immer ein Thema, denn segeln alleine ist ja nicht wirklich so sportlich (erst recht nicht, wenn man so lange wie wir vor Anker liegt!). Morgens sieht man daher auf etlichen Booten, wie eine oder mehrere Personen auf dem Vorschiff im wahrsten Sinne des Wortes rumturnen. Wir haben dafür unsere Heckplattform und versuchen täglich mit etwas Sport in den Tag zu starten. 

Als weitere sportliche Aktivität hat sich das Schrubben des Unterwasserschiffes entpuppt. Wenn man da nicht mindestens einmal wöchentlich das gesamte Unterwasserschiff mit Spachtel oder Wurzelbürste abkratzt bzw. abschrubbt entsteht eine veritable Biosphäre an den Rümpfen. Ohne Taucherflasche und nur mit Maske, Schnorchel und Flossen ist das wirklich anstrengend. Unser Boot ist zwar nur 1m tief, aber dafür hat es zwei Rümpfe und Kiele und etwa die doppelte Wasserlinienlänge wie ein gleich grosser Einrümpfer. Zum Glück ist das Wasser so schön warm und klar, aber nach 1,5-2h im Wasser ist man doch recht «erfrischt». Ausserdem hat man das Gefühl, dass sich die Kleinstlebewesen, denen man die Heimat genommen hat, auf der eigenen Haut gleich wieder ansiedeln und es juckt und kitzelt am ganzen Körper 😬.

Martinique lässt sich natürlich auch hervorragend per Pedes erkunden. Unsere erste Wanderung führte uns von St. Anne bis zum Point Saline an der SW-Seite der Insel.

Die ganzen 34 km haben wir dann doch nicht gemacht.

Vorbei an mehreren Buchten mit schönen Sandstränden: Anse Caritan, Anse Meunier bis zum Grand Anse des Salines sowie durch Mangroven und am Etang des Salines vorbei. Wir sind morgens los und da wir (also um genau zu sein, ich) annahmen, dass es unterwegs sicher Verpflegungsmöglichkeiten in Strandbuden geben würde, haben wir ausser Trinkwasser nichts mitgenommen. Mit Strandbuden war aber nix und so waren wir doch recht hungrig, als wir am frühen Nachmittag wieder in St. Anne ankamen.

Etwa 80% unserer Wanderung verlief im schattigen Wald.
Die Luftwurzeln der Mangroven sind recht beeindruckend.
Fallen für Kokoskrabben (links im Bild) sind hier alle paar Meter zu finden.

Hier in der Bucht von St. Anne lagen natürlich auch viele andere uns bekannte Schiffe, allen voran die FantaSea von Peter und Judith, mit denen wir einige vergnügliche Stunden beim Kaiserschmarrn-mit-Apfelmus-Essen und «TAC»-Spielen (jetzt steht es 2:2!), bei einem Ausflug zur Rumdestillerie und beim Basteln von Armbändern aus Kernen von lokalen Bäumen verbringen durften. Dass unser Cockpittisch seitdem ein paar kleine Bohrlöcher hat, können wir gut verkraften und zeigt wohl wie der Begriff «Dünnbrettbohrer» entstanden sein könnte 😉.

2 Bootsfrauen am Basteltisch.
Wenn man die Technik raus hat, ist es ganz einfach, Löcher in die Samen zu bohren.
Handgemachte Armbänder zieren nun unsere Handgelenke.

Der Ausflug zur Rumdestillerie Clément war ein tolles Erlebnis. Neben der Präsentation der historischen Rumherstellung hat das Anwesen auch einen weitläufigen botanischen Garten mit vielen eindrücklichen Kunstinstallationen. Der Duft in den Hallen, wo die Rumfässer gelagert werden, ist im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend.

Homére Clément, Mediziner und Politiker sowie Gründer der Habitation CLÉMENT. Kaum zu glauben, wie viel Aroma durch die Eichenfässer einfach verduftet.
Arbeitsgeräte aus vergangenen Tagen.
Kunstinstallationen soweit das Auge reicht.
Moderne Kunst eingetaucht im grünen Umfeld.
Und Modern Art in (Über-)Lebensgrösse.

Die Abende an Bord läuten wir normalerweise mit einem Sundowner ein. Da wir hier immer mit dem Heck nach Westen liegen, geniessen wir den Sonnenuntergang (wenn es nicht regnet) in unseren beiden Klappstühlen auf der Heckplattform. Der Standard-Sundowner ist «Ti’Punch RARE BREED».

Man nehme …

  • 1 kleines Glas
  • 1 gestrichenen Teelöffel Rohrzucker
  • 1 Schuss Limesaft (rühren)
  • 1 (etwas grösseren) Schuss braunen Rum dazu (weiterrühren)
  • Auffüllen mit Wasser (wir wollen ja nicht zu Alkoholikern werden…) 
Immer wieder schön die Sonnenuntergänge.
Santé! (Prost! 😉)

Wenn man ganz viel Glück hat, kann man beim Sonnenuntergang sogar den «Green Flash» sehen. Bei wolkenfreiem Himmel kann es sein, dass der obere Rand der Sonne in den letzten Sekundenbruchteilen bevor sie untergeht grün aufblitzt. Ein etwas stärkerer Sundowner soll die Wahrscheinlichkeit eines «Green Flashes» steigern, ist uns gesagt worden 😊.

Um Süsswasser zu produzieren, betreiben wir unseren 220V Wassermacher über den Inverter. Dieser läuft bei den hohen Temperaturen im Boot nach ca. 1,5 Stunden Dauerbetrieb heiss. Um den Tank doch noch ganz auffüllen zu können, müssen wir entweder eine halbstündige Abkühlungspause einlegen oder den kleinen Hondagenerator zu Hilfe nehmen. Da ein Generator ab und zu laufen muss, machen wir ihn daher von Zeit zu Zeit beim Wassermachen an. Das letzte Mal hat er noch brav seinen Dienst verrichtet, aber jetzt wollte er partout nicht starten. Alle Startversuche blieben erfolglos. Eine erste Diagnose deutete auf Probleme bei der Benzinversorgung hin. Um da dran zu kommen müssten wir die ganze Aussenhülle demontieren, was wiederum jegliche Garantieansprüche zunichte machen würde. Also ab zum Laden in Le Marin zur Vereinbarung eines Reparaturtermins. Den bekamen wir allerdings erst auf den 10. März. Wir sind ja bekanntlich Zeitmillionäre und da es uns hier in St. Anne gut gefällt, haben wir entschieden den Termin anzunehmen und etwas länger als gedacht hier zu bleiben. 

Um etwas von Martinique zu sehen haben wir uns ein Auto gemietet – natürlich auch mit dem Hintergedanken, dabei die geplanten Einkäufe zu machen. Was wir völlig verpennt haben war, dass hier drei Tage lang Karneval ist und dabei (fast) alle Läden geschlossen sind. So haben wir den Rosenmontag und Faschingsdienstag stattdessen für Sightseeing verwendet. 

Nettes Auto, bergauf ging es jedoch nur noch im 2. Gang. Hatten wir das nicht schon mal in La Palma?

Als erstes ging es zum Jardin de Balata (Botanischer Garten) etwas nördlich von Fort-de-France. Eine superschöne Anlage, die teilweise wie ein Spaziergang durch einen Regenwald war. Dies nicht zuletzt, weil es – wie könnte es denn anders sein – immer wieder intensive Regenfälle gab. Besonders cool (wenigstens für mich) war die mehrteilige Hängebrücke die geschätzt 10m hoch über dem Boden von Baum zu Baum ging. Insgesamt waren es wohl  10 Brücken aus Holz und Spannseilen, die ganz schön geschwankt haben als ich darüber lief. Biggi hat es vorgezogen die Strecke unten auf dem festen Boden zurückzulegen.

Gründer des Jardin de Balata ist Jean-Philippe Thoze (Blumenzüchter, Landschaftsgärtner und Künstler in spe)
Rund um das Haus seiner Grosseltern ist der Garten entstanden.
Einzigartige Pflanzen und Blüten lassen uns dem Zauber dieses Ortes regelrecht verfallen.
Links: Heliconia Vellerigera oder auch „King Kong Heliconia“. Rechts: Enorme Luftwurzeln einer Palme.
Jan nimmt den Baumwipfelpfad.
Die Holzbretter sind vom vielen Regen recht rutschig.
Ja, wo isser denn – ach, da isser ja 😊

Auf dem Rückweg sind wir am riesigen Einkaufsareal bei Lamentin vorbeigekommen. Die grosse Decathlonfiliale (Laden für Sport- und Spielausrüstung) und ein riesiger Baumarkt waren trotz Karneval geöffnet, sodass wir die lange auf unsere Einkaufsliste stehenden Sachen, wie ein Kajakpaddel (für das SUP), einen neuen Rucksack und eine Yogamatte sowie einen Wasserfilter besorgen konnten. Und nicht zu vergessen je eine neue leichte Regenjacke, um für die hiesigen Witterungsverhältnisse gerüstet zu sein… Habe ich schon erwähnt, dass es seit wir in der Karibik sind immer wieder ausgiebig regnet – obwohl jetzt eigentlich Trockenzeit sein sollte?

Düster, nass und nur noch 21 Grad.
Nebel steigt aus dem Wald.

Am Dienstag haben wir uns auf den Weg zu den Gorges de la Falaise im Norden von Martinique gemacht. Dort kann man eine Wanderung durch enge Schluchten in einem Fluss zu einem Wasserfall im Dschungel machen. Da man dabei hüfttief durchs Wasser waten muss, macht man das am besten in Badekleidung. Also alles eingepackt und los. Trotz der gut ausgebauten Strassen dauerte die Anreise wegen der kurvigen Streckenführung fast zwei Stunden. Im Google stand, dass die Anlage offen sei, doof nur, dass Google das Wetter nicht berücksichtigt. Wegen – wer errät es? – starken Regenfällen am Vortag und in der Nacht wäre die Flusswanderung zu gefährlich und folglich geschlossen, was wir aber erst erfahren haben, als wir vor verschlossenen Toren standen! Als Trost haben wir uns ein üppiges Mittagessen im angrenzenden Restaurant gegönnt. Und das war ein unverhoffter Volltreffer, denn das Essen war wirklich hervorragend!

Der Himmel über dem Restaurant spricht Bände – aber das Essen war super!

Um wenigstens ein bisschen Bewegung zu bekommen, haben wir kurzerhand den ersten Pfad in den Regenwald rein genommen. Das war echt eindrücklich. Der Pfad führte immer bergauf durch dichtestes Grün, riesige Bambushaine, Farne und von Lianen durchzogenes Dickicht. Die Vögel zwitscherten und es knackste beängstigend in den riesigen Bambussen als diese sich im Wind wiegten. Ab und zu kamen wir an Orten menschlicher Bewirtschaftung vorbei und sahen zum ersten Mal Felder voller Christophenes. Als wir an Papayabäumen vorbeikamen und überall Papayas am Boden rumlagen, haben wir uns erlaubt eine grosse grüne Papaya vor dem «Verfaulungstod» zu retten und haben sie in den –  neu erstandenen – Rucksack gepackt.

Herrlich zum Spazieren.
Christophene-Plantage
Biggi kann es nicht lassen und sammelt überall den Abfall in der Natur auf, von dem es leider sehr viel hat.

Auf dem Rückweg sind wir wieder an Lamentin vorbeigekommen, aber dieses Mal war wirklich alles geschlossen, bis auf die Verkaufsstände mit Karnevalskleidung.

Eine karibische Schönheit verkleidet als Schmetterling. Und an den Ständen gibt’s Kostüme in allen Farben.

Der Karneval auf Martinique ähnelt eher den europäischen Karnevals als denen von Brasilien oder Trinidad. Statt Socasound und Pan-Bands sind hier Trommler und Pfeifer unterwegs. Ein klein wenig kam es mir vor wie in Luzern oder Basel, ausser, dass es hier natürlich viel wärmer ist und die Leute oft barfuss unterwegs waren. Die Kostümierungen sind eher einfach oder lustig gehalten, aber nicht mal ansatzweise so aufwändig wie zum Beispiel in Trinidad. Aber vielleicht haben wir auch nur einen Teil hier in St. Anne gesehen, da wir gar nicht in Karnevalsstimmung waren und nicht nach Fort-de-France gegangen sind, wo das Hauptgeschehen mit dem grossen Umzug stattgefunden hat.

Im Gegensatz zu den bisher von uns besuchten Karibikinseln hat Martinique ein Bussystem, was jenem in Europa ähnelt. Es gehen mehrmals täglich grosse klimatisierte Linienbusse nach einem vorgegebenen Fahrplan von St. Anne nach Le Marin. Die kleinen Busse, die auf den anderen Inseln gefühlt alle paar Minuten fröhlich hupend und mit lauter Musik aus den offenen Fenstern vorbeifahren sucht man hier vergeblich. Man muss also genau auf den Fahrplan achten, wenn man nicht plötzlich irgendwo 1-2 Stunden warten will.

Raindrops keep falling on our heads.

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