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Schlagwort: Lobster

San Blas – Eine Insel für jeden Tag im Jahr

San Blas – Eine Insel für jeden Tag im Jahr

24.12.2023 – 19.01.2024, San Blas, Logstand seit Start 8’156 sm

Wir sind nun seit kurz vor Weihnachten in San Blas bzw. Kuna Yala (oder Guna Yala) wie die Indianer ihr Territorium lieber nennen. Die Guna- (oder Kuna-, beide Schreibweisen scheinen OK zu sein) Indianer verwalten dieses Gebiet mehrheitlich autonom, obwohl es eigentlich zu Panama gehört. Das führt dann auch zu einem etwas kuriosen Anmeldeprozedere, da beide „Nationen“ ihre Administration haben. Nachdem man es verstanden und alles korrekt gemacht hat, ist man frei ein wahrhaft traumhaftes Inselparadies zu erkunden.

Porvenir, die „Einklarierungsinsel“. Sogar mit richtigen Telefonzellen!
Das grösste Bauwerk auf Porvenir ist diese Landebahn, die aus Korallenblöcken vom Riff aufgeschüttet ist. Sie bedeckt die ganze Insel, ist aber nicht gerade in einem vertrauenserweckendem Zustand…
Die Regeln an die man sich in San Blas halten soll und die Tarife für die Segelerlaubnis

Dieses Gebiet umfasst fast 365 kleine bis sehr kleine Inseln unweit des Panamaischen Festlandes und erstreckt sich von der Kolumbianischen Grenze bis nach Colon. Das dahinterliegende Festland ist der „Darien“ und ist meistenteils völlig unwegsames Dschungelgebiet. In dieser Inselwelt gibt es eine Vielzahl von Ankerplätzen, wie man sie aus Ferienprospekten kennt – ausser, dass es keinerlei Infrastruktur hat. Lass alles weg, was wir so als selbstverständlich kennen und du bekommst eine Vorstellung davon wie es hier ist. Hier gibt es keine Autos – und daher natürlich auch keine Verkehrsstaus – nicht mal Roller sieht man hier. Es gibt hier schlichtweg gar keine Fahrzeuge oder ausgebaute Strassen. Das braucht es gar nicht, denn die Inseln sind so klein, dass man sie locker zu Fuss umrunden kann – manchmal in weniger als 10 Minuten. Schuhe braucht man übrigens auch keine, denn meistens läuft man barfuss entlang den Sandstränden oder über von Hand angelegte Pfade auf den Inseln, wo es anscheinend keine stacheligen Pflanzen gibt.

Eine typische Kuna Hütte, welche innen erstaunlich kühl ist
Wer Schuhe trägt ist over dressed:-)

Ausser auf ganz wenigen Inseln nahe am Festland gibt es nirgends Strom oder fliessend Wasser. Auch Häuser sucht man vergebens, die meisten Behausungen sind aus Holz, Bambus und Palmwedeln gemacht. Als Boden dient ein Erdboden und auch Möbel sind unbekannt – ein paar Hängematten und grob zusammengezimmerte Holzbänke ist alles was es braucht. Apropos brauchen – es gibt hier auch keine Supermärkte, auf den allermeisten Inseln gibt es nicht mal einen kleinen Laden. Es gibt einfach nichts zu kaufen. Wir gehen davon aus, dass der Januar 2024 der billigste Monat unsere bisherigen Reise sein wird. Auch mal gut.

Wie in den Ferien 🙂

Viele der Kleinstinseln sind trotzdem bewohnt, wenn auch nur von einer Familie. Alles was sie vom Festland benötigen, wird mit kleinen offenen Motorbooten oder sogar mit von Hand gepaddelten Einbäumen gebracht. Denn ausser Fisch und Kokosnüssen gibt es auf den Inseln nichts, nicht mal Trinkwasser! Abends gehen manchenorts ein paar vereinzelte Solarlampen an. Manchmal hört man einen kleinen Benzingenerator surren, aber meistens ist es dunkel und still. Das einzige Geräusch was immer zu hören ist, ist die Brandung auf den vorgelagerten Riffen – ein ewiges Rauschen und Grollen, das niemals aufhört.

Coco Bandero: Die Insel im linken Bild ist tatsächlich von einer Familie bewohnt. Ihre Hütte nimmt einen grossen Teil der Insel ein.
Green Island, hinter der Insel ist das Riff, wo die Brandung nie aufhört.

Mehr als einmal werden wir von den Kunas nach Wasser gefragt, was wir ihnen selbstverständlich gerne geben. Einen eigenen Wassermacher zu haben ist hier ein wahrer Segen. Aber um den zu betreiben braucht man Energie was hier ebenfalls Mangelware ist. Obwohl wir es mit eigenen Augen sehen, ist es schwer zu verstehen, wie die Leute in so einfachen Verhältnissen leben können und trotzdem sehr zufrieden und glücklich wirken. Wie anders sind wir doch, die wir denken ohne all diesen Luxus nicht auskommen zu können? Solche Erlebnisse stimmen nachdenklich und führen uns wieder einmal vor Augen, wie unendlich privilegiert wir sind.

Ein Einbaum „Cayuco“ vor den ankernden Yachten. Zwei Welten prallen aufeinander.
Gemeinsames Feuer und Fischgrillen am Strand in Bandedup

Etwas was hier auch komplett „fehlt“ ist Kriminalität. Die Kunas sind extrem friedlich, freundlich und unaufdringlich und wir haben uns selten irgendwo so sicher gefühlt, wie hier. So wie es scheint ist die Kunagesellschaft in dieser Hinsicht selbstregulierend und Verstösse gegen ihre Ordnung werden intern vom Ältestenrat im „Congresso“ beraten und gegebenenfalls Massnahmen zur Wiedergutmachung verhängt. Obwohl es inzwischen einige Hundert Yachten hier hat, ist seit Jahren kein einziger Fall von einem Diebstahl bekannt.

Auf einigen Inseln haben die Kunas einfache Strandbars oder Restaurants eröffnet, die von den Yachties gerne besucht werden. So auch auf Banedup, eine Insel, vor der wir einige Tage lagen. Die Strandbar wird abends zum Treffpunkt und auch wir besuchen sie gerne. Eines Abends wollen wir wieder zur Strandbar fahren als wir feststellen, dass unser Portemonnaie fehlt. Schnell wird uns klar, dass wir es am Vorabend in der Bar haben liegen lassen (Man soll seine Sachen IMMER sofort einpacken…). Kaum dort angekommen, werde ich von der Barbetreiberin, eine ältere Kuna freundlich angelächelt und mit einem „Billetera?“ begrüsst. Auf mein aufgeregtes „Si, Si!“ bekomme ich unseren Geldbeutel ausgehändigt – inkl. des gesamten Inhalts! Es wurde nichts rausgenommen, vermutlich haben sie nicht mal reingeschaut. Selbstredend, bekommt sie einen grosszügigen Finderlohn.

Besuch in der Beachbar, wo wir unser Portemonnaie vergessen haben mit den Crews der CATHERINE (NL), ELIN (SWE) und ODINE (D).
Drei Blondinen an der Bar. 🙂

Die Strecken zwischen den Ankerplätzen sind hier schon fast absurd kurz, oft weniger als 5 Seemeilen. Bei diesen Abständen lohnt sich das Segeln nicht wirklich. Das liegt jetzt weniger an unserer (zugegeben) ausgeprägten Faulheit, sondern daran, dass wir unsere Motoren nur dann anstellen, wenn wir das Boot bewegen. Viele andere benutzen ihre Maschinen um die Batterien zu laden. Das haben wir mit genügend Solarzellen bewusst anders gelöst, weil es ziemlich ineffizient ist, einen grossen Dieselmotor laufen zu lassen nur um die Batterien zu laden. Im Gegenzug schauen wir, dass unsere Maschinen – wenn sie denn gebraucht werden – auch richtig warm werden. Da ist es sinnlos die Motoren sofort nach dem Anker heben wieder abzustellen, 4 Meilen zu segeln und sie dann wieder anzustellen. So mutiert RARE BREED hier ein wenig zum Motorboot.

Links was wir im Dezember gesegelt sind. Die Strecke im rechten Bild ist was wir seither hier in San Blas gemacht haben und umfasst gerade mal 50 sm…
Gemütliche Kurztörns von Insel zu Insel
Obwohl wir jedes Mal unseren Köder baden, hat hier bis jetzt noch nichts angebissen. Übrigens ist diese günstige Handleine viel einfacher und effizienter als die teure Angelrute mit Rolle… wenn dann mal einer anbeisst.

Die Ankerplätze die wir aufsuchen sind oft wirklich im Niemandsland, wo es ausser unbewohnten Palmeninseln (für Strandspaziergänge und vielleicht ein abendliches Strandfeuer) und Riffe (zum Schnorcheln) nichts gibt.

Vor Anker in der kleinen Lagune bei Esnadup

Manchmal kommen ein paar Kunas in einem Cayuco (Einbaum) angepaddelt und bieten Fisch, Krabben oder Lobster an. Alles zu sehr moderaten Preisen. Ab und zu kaufen wir ihnen etwas ab, denn so können sie etwas dazu verdienen und wir haben dafür etwas Besonderes zum Abendessen. So bekommen wir z.B. im Coco Bandero Atoll eine grosse Krabbe angeboten. Erst nachdem wir mit der Krabbe alleine sind und uns überlegen, wie wir das Riesenvieh zubereiten sollen, wird uns klar, dass es sich um eine Königskrabbe (auch Monsterkrabbe genannt) handelt. Diese Krabben sollen anscheinend eine heiss begehrte Delikatesse sein. Uns schmeckt sie auf jeden Fall sehr gut und die fünf(!!) Dollar, die wir dafür bezahlt haben stehen in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Wert. Das wissen wohl auch die Kunas nicht, denn die Lobster (Hummer) werden üblicherweise für den dreifachen Preis angeboten, was aber immer noch sehr moderat ist. Bisher haben wir erst einmal einen Lobster gekauft, denn meistens sind die angebotenen Tiere viel zu klein und hätten gar nicht erst gefangen werden dürfen. Leider hält sich niemand an diese Regeln, aber wir wollen es wenigstens nicht noch fördern indem wir solche Babylobster kaufen.

Regelmässig kommen fliegende (oder eher schwimmende) Händler mit ihren Booten vorbei und bieten Gemüse, Früchte, Eier und manchmal auch Bier, Wein, Softdrinks, Benzin und sogar ganze Hühner inkl. Kopf und Füsse an. Da es die einzige Einkaufsmöglichkeit ist, wird dieser Service von den Yachties sehr geschätzt.

Manchmal ist das Gemüseboot am Strand…
… und manchmal kommen sie direkt zum Boot.

Das Schnorcheln ist hier schon anders als in der östlichen Karibik. Das Wasser ist oft nicht wirklich klar, da die Flüsse vom Festland Sediment bis zu den Inseln raustragen. Die Riffe sind mit vielen Weichkorallen oft in einem besseren Zustand und man sieht hier öfter mal grössere Spezies wie Adlerrochen und Ammenhaie. Fische sieht man leider wenig, was uns wundert und traurig stimmt. Die Befischung ist wohl auch hier zu stark.

Anscheinend soll es hier auch Bullen- und Zitronenhaie und sogar vereinzelte Krokodile geben, von dem wir bisher (zum Glück) keine gesehen haben. Die beiden grossen Ammenhaie, die in Coco Bandero immer wieder um unser Boot schwimmen, sind für Biggi schon Grund genug auf’s Schnorcheln zu verzichten. Ich hätte wohl besser nichts gesagt, als ich die Tiere unter dem Boot entdecke just in dem Moment wo sie sich zum Schnorcheln bereit macht…

Neugierige Ammenhaie am Heck von RARE BREED

Ein Ankerplatz wird der „Hot Tub“ genannt. Es ist eine Art Pool zwischen den Riffen. Da das Wasser zuerst relativ weit über das flache Riff strömt, wärmt es sich entsprechend in der Sonne auf. Leider kann man dort aber gar nicht ins Wasser, da es mit einer Strömung von etwa drei Konten durch den Ankerplatz „düst“. Ich wundere mich noch, dass RARE BREED beim Ankern so schnell nach hinten treibt. Als wir dann still liegen gurgelt es von der Wasserströmung am Heck, wie wenn wir noch segeln würden. Wer da unvorbereitet ins Wasser springt (z.B. um den Anker zu kontrollieren) findet sich urplötzlich weit hinter dem Boot ohne Chance selbst zurück zu kommen… Unangenehme Vorstellung…

Die Einfahrt in den Hot Tub zwischen den Riffen. Wenn man hier nicht ganz vorsichtig und genau navigiert kann man ganz schnell in Schwierigkeiten geraten.
Die Reste einer Yacht, die auf ein Riff aufgelaufen ist…

Unser SUP hat sich hier leider auch „in Luft aufgelöst“. Plötzlich macht es draussen ein lautes „Pffsschhh“ und das prall aufgeblasene SUP verwandelt sich in eine runzelige Wurst. Eine Reparatur ist zwecklos, denn die Klebenähte weisen an viel zu vielen Stellen Ablöseerscheinungen auf. Gerade mal zwei Jahre alt und schon futsch, obwohl es die meiste Zeit unter Deck in seinem Sack verbracht hat – das ist ärgerlich. Getreu dem Motto „Jeder Schaden hat auch sein Gutes“ wird die Aufnahme für die kleine Finne unten am SUP weggeschnitten und stattdessen an „Pinky“, unserem kleinen Kajak aus Grenada geklebt, damit das Ding endlich einen etwas besseren Geradeauslauf bekommt. Doof nur, dass wir erst nach dem Ankleben merken, dass wir die Aufnahme 180 Grad verkehrt herum angebracht haben – jetzt schaut die Finne halt nach vorne statt nach hinten. Shit happens…

Nicht ganz so wie wir uns das vorgestellt hatten…

Gewisse Ankerplätze sind regelrechte „Cruiser-Hot Spots“, wo es eine Strandbar oder vielleicht sogar ein kleines Restaurant hat. Nach ein paar Tagen Robinsonleben ist es manchmal ganz schön wieder andere Yachties zu treffen. Von den Booten, die wir in Curaçao kennen gelernt haben, sind noch einige hier und daneben haben wir hier auch ein paar neue Freunde gewonnen. Über WhatsApp tauscht man sich aus und schaut, dass man sich immer wieder irgendwo trifft. „Isla Banedup“ in den Cayos Holandeses ist so ein Ort. Dort gibt es Ibin’s Restaurant, eine rustikale aus Holzbrettern zusammengebastelte Hütte am Strand bzw. über dem Wasser.

Gekocht wird auf uralten Gasherden, abgewaschen mit Meerwasser (es gibt auf Banedup kein fliessend Wasser) und der Kühlschrank und das Licht wird von Sonnenzellen und einem kleinen Benzingenerator mit Energie versorgt. Eine Speisekarte gibt es nicht, denn gekocht wird, was jeweils gerade verfügbar ist und das ist was Elmer, der Besitzer vom Gemüseboot, in Panama bekommen und was die anderen Kunas im Meer fangen konnten. Auf den ersten Blick würde man dort bestenfalls einfachstes Essen erwarten, aber weit gefehlt! Ibin (ebenfalls ein Kuna) ist ausgebildeter Koch und hat früher in wirklich guten Restaurants gearbeitet. Was er mit diesen begrenzten Mitteln auf den Teller zaubert grenzt schon bald an ein Wunder! Hier verbringen wir auch Weihnachten und geniessen zusammen mit vielen Freunden ein hervorragendes, wenn auch etwas ungewohntes, Weihnachtsdinner.

Weihnachtsdinner am 25. Dezember 2023 mit den Crews von KUJIRA (NZL) und CATHERINE (NL)
Natürlich besuchen wir Ibin nochmals. Auch seine Pizzen sind sensationell!
Silvester verbringen wir auf einem einsamen Ankerplatz in Waisaladup, weil wir dem Rummel in Banedup aus dem Weg gehen wollen
Ein feines Silvestermenu à la Biggi: Panierte Auberginenscheiben mit Kartoffelgratin und einen kühlen Weisswein – Lecker!

Jeder, der schon eine Zeit in den San Blas ist, kennt die „Molas“. Das sind bunte von Hand bestickte Vierecke aus mehreren Stofflagen. Ursprünglich dienten sie als Schmuck auf den Vorder- und Rückseiten auf den Blusen der Frauen. Inzwischen werden sie vor allem als kunstvolle Souvenirs verkauft. Sie sind allesamt sehr schön anzuschauen und haben verschiedene Muster mit Tier- oder Pflanzenmotiven, geometrische Muster oder spirituelle Symbole. Die Qualitätsunterschiede sind erst beim genauen Hinschauen zu entdecken. Die „einfacheren“ Molas werden für USD 15-20.- gehandelt, es gibt aber durchaus solche, die 100.- oder mehr kosten.

„Touristen-Molas“ in Porvenir

In Waisaladup in den westlichen Cayos Holandeses kommt Venacio, ein etwa 70-jähriger Kuna zu uns ans Boot um Molas zu verkaufen. Anfänglich lehnen wir dankend ab, da wir ein paar Tage zuvor zwei (in unseren Augen) schöne Molas erstanden hatten. Aber Venacio gibt so leicht nicht auf. Er hat eine verschmitzte und doch überzeugende Art, spricht ein wenig Englisch und so dauert es nicht lange bis er bei uns im Cockpit sitzt und seine Schätze ausbreitet. Was folgt ist eine ca. zweistündige „Mola-Ausbildung“ und nach und nach kommen immer teurere und tatsächlich auch wirklich viel aufwändigere Molas zum Vorschein. Es kommt wie es kommen muss – am Schluss kaufen wir ihm doch zwei Molas ab und zwar für USD 180.- (!!) Das nenne ich einen super Verkäufer! Aber wir müssen wirklich zugeben, dass diese beiden Molas in einer ganz anderen Liga als die ersten beiden sind, die wir vorher erstanden haben. Diese Molas sind bis ins Detail haargenau gefertigt und eine wahre Pracht zum Anschauen. Im nachfolgenden Gespräch (mit unseren begrenzten Spanischkenntnissen teilweise ziemlich holperig) versucht Venacio uns einige Brocken der Kuna-Sprache beizubringen. Alles in allem ein teurer, aber doch sehr lehrreicher und vergnüglicher Nachmittag.

Detailaufnahme einer richtig guten Mola. Das ist alles von Hand genäht.

Ein Wermutstropfen bleibt aber. Obwohl so abgelegen und von der Zivilisation unberührt, sind die San Blas Inseln leider von Plastikabfall übersäht. Dabei ist es kein selbergemachtes Problem, sondern die Tatsache, dass die Riffe und Inseln der San Blas wind- und strömungstechnisch gesehen „am Ende“ vom Karibischen Meer liegen. Hier wird täglich neuer Plastikabfall angeschwemmt. Die Strände sind von Petflaschen, Crocs, Flipflops, Styropor, Plastiksäcken, Rucksäcken und sonstigem Müll übersäht. Es sind unvorstellbare Mengen, die hier rumliegen und es kommt täglich Neues hinzu. Anfänglich sammeln wir es noch ein, aber nachdem es keine Möglichkeit gibt, es hier los zu werden müssen wir schweren Herzens damit aufhören. Wenn man das sieht fällt es einem sehr schwer daran zu glauben, dass unser Planet nicht im Müll ersticken wird.

PET Flaschen, Crocs und anderen (Plastik-)Müll ist leider auf allen Inseln zu sehen.

Um dem beschaulichen Leben hier etwas entgegen zu setzen, haben wir wieder angefangen jeden Morgen Sport zu machen. Das ist auch bitter nötig, denn ausser ein paar Strandspaziergängen und etwas Schnorcheln bewegen wir uns viel zu wenig. Im Heimaturlaub haben wir ausserdem beide (wen wundert‘s…) ein paar Pfunde zugelegt, also muss etwas gemacht werden. Mit der Wiederaufnahme vom 16/8 Speiseplan und dem Sport, merken wir langsam erste Ergebnisse. Yess! Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wir wegen 16/8 tatsächlich weniger essen und unsere Vorräte an Frischwaren länger herhalten. Das ist etwas was hier durchaus von Vorteil ist. Unsere Gefriertruhe, die wir letzten Frühling in St. Martin gekauft haben, wird plötzlich zum richtigen Luxusgut. So haben wir immer noch Fleisch vom Thunfisch eingefroren, den wir auf dem Weg hierher gefangen haben.

Die Regentage nutzen wir, um kleinere Arbeiten an Bord zu erledigen.
Unsere nicht mehr benötigten Sonnenschütze der vorderen Fenster werden zu seitlichen Schattenspendern im Cockpit – „Up Cycling Projekt 1“
Die Gurtbandrolle für den Heckanker bekommt einen Sonnenschutz aus Stoffresten.- „Up Cycling Projekt 2“
Und wenn es schön ist, machen wir Strandspaziergänge
Besuch auf Tiadup, einer Insel die am Verschwinden ist. Vor ein paar Jahren standen hier noch ausgewachsene Palmen. Jetzt sieht man die Strünke noch im Wasser. Der steigende Wasserspiegel ist auch in den San Blas ein Riesenproblem und die Inseln schrumpfen immer weiter, bis sie irgendwann einfach verschwinden bzw. noch als Untiefe in der Seekarte stehen.
Nächtlicher Besucher
Der Katamaran „SIRIUS 2“ fängt die Sonne ein

Die ruhigen Tage hier in den San Blas geniessen wir ganz bewusst, denn danach wird es mit grösseren Segelstrecken losgehen. Wenn die Planung aufgeht wollen wir Mitte März durch den Panamakanal gehen und dann liegt das grösste Meer der Welt – der Pazifik – vor uns. Dann ist für lange Zeit nichts mehr mit kurzen Tagestörns.

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Waitukubuli – Die Insel des Regen(wald)s

Waitukubuli – Die Insel des Regen(wald)s

13.12.2022 – 13.01.2023, Martinique – Dominica – Guadeloupe, Logstand seit Start 6100 sm

Die öffentlichen Verkehrsmittel auf Martinique sind – ausgenommen vom Bus zwischen St. Anne und Le Marin – in der Nutzung mehr als kompliziert und auch eher unzuverlässig. Daher habe ich ein Auto gemietet, um Biggi vom Flughafen abholen zu können. Wenn man schon ein Auto hat, wird dieses natürlich maximal ausgenutzt. Also habe ich den Mietwagen mit Kurt und zwei Kanadiern samt ihrem Gepäck beladen und Kurt nach Le Marin und die Kanadier zum Flughafen gebracht. Schliesslich wollte ich im Einkaufsgebiet in Le Lamentin, welches unweit des Flughafens liegt, zum „Decathlon“ und „Mr. Bricolage“ (Do It Yourself-Laden) gehen, bevor ich Biggi abholen konnte. Dass ich für die knapp 2 km zwischen Flughafen und den Einkaufszentren eine Stunde gebraucht habe, lag nur zum Teil an dem enormen Verkehrsaufkommen. Ich und die Google Maps Navigation sind nicht füreinander gemacht! Ich habe „Schleichwege“ entdeckt, die wohl nicht mal die Einheimischen kennen – vielleicht auch, weil die meisten davon plötzlich irgendwo in einem Feldweg endeten…

Sonnenuntergang St. Anne 21.12. – heute vor einem Jahr sind wir in der Karibik in Bequia angekommen

Mit etwas Verspätung kam Biggi endlich an und auch ihr Gepäck war vollzählig dabei. Also ging es erst mal ab nach Hause aufs Boot. Der folgende Tag stand ganz im Zeichen des Einkaufens – dieses Mal jedoch vor allem von Lebensmitteln. Weihnachten und Silvester standen vor der Tür und wir wollten unsere Vorräte mit französischen Frischwaren auffüllen bevor wir gegen Norden segelten.

Einkaufen

Am 23.12. war alles verstaut und wir haben uns vom inzwischen sehr vollen Ankerplatz bei St. Anne in die nur gerade 2 Seemeilen entfernte einsame und sehr idyllische Bucht „Anse Caritan“ verlegt. Wieso diese Bucht so einsam war, wurde uns schnell klar. Obwohl es auf der Karte ziemlich gut geschützt aussah, hat es wie blöd gerollt. Am Anfang haben wir es noch ausgehalten, aber als Biggi gegen Abend während der Kochvorbereitungen plötzlich mit kreideweissem Gesicht ins Cockpit raus gestürmt kam, war die Sache klar. Vor Anker seekrank werden kann es wirklich nicht sein! So sind wir mit dem letzten Tageslicht wieder nach St. Anne zurück und haben die Ruhe im Schiff umso mehr genossen.

Anse Caritan – idyllisch, aber soo rollig!
Nach fast zwei Monaten vor Anker in St. Anne ist der Rückdämpfer vor lauter Bewuchs kaum wiederzuerkennen.

In den folgenden Tagen ging es in kurzen Schlägen über „Anse Noire“ und „Anse Mitan“ nach „St. Pierre“ an Martiniques NW Spitze hoch. Nach fast zwei Monaten St. Anne wollten wir endlich etwas weiter nach Norden segeln.

Endlich wieder Segeln, aber leider keinen Fisch gefangen

Weihnachten haben wir schnorchelnder Weise in der kleinen „Anse Noire“ verbracht. Nachts ist der Wind eingeschlafen und nachdem es den ganzen Tag nie Probleme mit den anderen Booten um uns herum gab, sind wir doch tatsächlich in der ersten Nacht mit unserem Nachbarn zusammen gestossen! Nur ganz leicht – sie haben es nicht mal bemerkt und haben friedlich weitergeschlafen – aber bei uns hat es eine Macke in der Heckplattform gegeben. Ich habe dann die Nacht mehr oder weniger mit Ankerwache im Cockpit verbracht. Nach dem Umankern am nächsten Morgen lagen wir etwas besser, aber auch jetzt kamen sich die Boote manchmal sehr nahe. 

Es weihnachtet an Bord.
Anse Noire und der Kollisionsschaden an der Heckplattform

Beim Verlassen der „Anse Noire“ haben wir dummerweise unser neues Sonnendach für die ganz kurze Etappe nach „Anse Mitan“ stehen gelassen. Keine gute Idee! Kaum waren wir aus der Bucht raus, kam uns der Wind mit mehr als 30 Knoten entgegen. Wir kamen gar nicht mehr dazu zu, das Dach runter zu nehmen, da waren schon beide Reissverschlüsse, mit denen das Sonnendach am Baum befestigt ist aufgerissen. Ärgerlich, weil das wirklich nur auf unsere Dummheit zurückzuführen war. Ohne Sonnendach ist es hier nicht auszuhalten, also mussten wir uns eine Lösung überlegen. 

In St. Pierre wollten wir aus Martinique ausklarieren, um mit ordentlichen Papieren zur nächsten Insel „Dominica“ zu segeln. Sowohl das Tourist Office, wie auch das Restaurant „L’Alsace a Kay“, wo man hätte ausklarieren können, waren kurzerhand bis 3.1. bzw. 12.1.2023 wegen Betriebsferien geschlossen. Die Franzosen sehen das offenbar wirklich SEHR locker mit dem Ein- und Ausklarieren! Also sind wir auf gut Glück ohne die nötigen Dokumente losgesegelt.

Der Törn nach Dominica war wieder von sehr viel Wind (teilweise bis zu 44 Knoten von schräg vorne) und zugehörigen Seegangsverhältnissen geprägt. Zwischen den Inseln wird der Passat durch einen Düseneffekt immer etwas verstärkt, aber mit so viel Wind haben weder wir noch die Wettervorhersage gerechnet. Wir waren entsprechend nass, holprig – aber auch sehr schnell unterwegs und sind schlussendlich statt nach Roseau im Süden von Dominica bis nach Portsmouth im Norden der Insel weitergesegelt. Hinter der Insel hat der Wind ständig zwischen 10 und 30 Knoten gewechselt und wir sind entweder gedümpelt oder mit 7-8 Knoten gesegelt. Dazu gab es immer wieder heftige Regenfälle. Langweilig ist anders!

Auslaufen aus St. Pierre bei Regen und Sonne
Rasante Fahrt durch der Dominica Channel
Ankunft in Dominica – mal bei Sonne…
Portsmouth, Dominica – und die Regenwolken türmen sich wieder auf…
… und schon prasselt es wieder runter.

Das mit dem Regen sollte uns in der Zeit in Dominica zur ständigen Begleiterin werden. Die Insel ist nicht umsonst von üppigen Regenwäldern überzogen… Es hat wirklich jeden Tag geregnet. Mehrmals. Von „normalem“ Tropenregen der schnell kommt, aber auch schnell wieder geht, bis zum stundenlangen sintflutartigen Regen.

Dominica ist die ursprünglichste und auch am wenigsten entwickelte Insel des Antillenbogens. Mit ihren hohen von Regenwäldern überzogenen Hügeln erinnert sie fast ein wenig an die Marquesas Inseln im Südpazifik. Vor einigen Jahren hatte Dominica einen etwas schlechteren Ruf, weil es immer mal wieder zu Diebstählen auf ankernden Yachten kam. Aber das ist heute anders. Von Dominica haben alle Segler geschwärmt und wir können das nur bestätigen. Wenn man sich mit dem Regen abgefunden hat, gibt es wirklich viel zu sehen und zu erleben. Das fängt schon in der Prince Rupert Bay an: Die Boat Boys haben sich in einer Organisation P.A.Y.S. (Portsmouth Association for Yacht Security) zusammengetan, um die ehemaligen Sicherheitsprobleme zu eliminieren. Und man fühlt sich seither sowohl sicher wie auch wirklich wohl hier. Die Jungs fahren ständig in der Bucht umher, schauen, dass alles in Ordnung ist und bieten Touren, Beach BBQ und andere Dienstleistungen an.  Sie machen es aber in einer sehr unaufdringlichen und freundlichen Art und man muss sich wirklich gar keine Gedanken machen, dass etwas geklaut werden könnte. Selbstverständlich haben wir, wie fast alle Segler hier, ihre Dienste in Anspruch genommen, aber auch ein „Nein Danke“ wird mit einem Lächeln akzeptiert. Nach ein paar Tagen kennt man sich und gelegentlich kommt der eine oder andere auch nur für ein Schwätzchen vorbei, ohne dass versucht wird etwas zu verkaufen. So etwas haben wir bis jetzt in der Art noch nirgends sonst in der Karibik erlebt. Wir lagen hier nicht vor Anker, sondern an einer Boje, die 30.- EC$ pro Tag kostet hat. Diese Bojen werden auch von P.A.Y.S. betrieben und scheinen in einem guten Zustand zu sein. In Anbetracht der Arbeit der P.A.Y.S. Leute finden wir das einen fairen Preis den wir gerne zahlen.

Die Jungs von P.A.Y.S.

Das Einklarieren ging, trotz fehlender Papiere aus Martinique, auch ganz einfach. Die Beamten sind sich wohl gewöhnt, dass die Segler, die ja fast allesamt von den französischen Nachbarinseln Martinique oder Guadeloupe anreisen manchmal ohne Papiere auftauchen. Die Franzosen – als streikfreudiges Völkchen – haben ihre Büros ab und zu geschlossen… Auch konnte man in einem Rutsch Ein- und Ausklarieren und bekam 14 Tage Aufenthaltsrecht für gerade mal 13 EC$ (ca. € 4.-). Das ist insofern bemerkenswert, da die Gebühren bei den meisten (nichtfranzösischen) Inseln erheblich höher sind. Je nach dem wo man hinkommt, kann das Gleiche unter Umständen mehrere Hundert US$ kosten.

Der erste Lobster, den wir selber zubereiten. Vom Fischer für 20 US$ gekauft

Dominica ist mit einem Alter von gerade mal 26 Millionen Jahren geologisch gesehen eine der jüngsten Inseln der Kleinen Antillen. Die Insel ist geothermisch noch sehr aktiv mit Vulkanen und heissen und kalten Schwefelquellen. Die ersten Einwohner „Ortoroids“ wanderten aus Südamerika ein und lebten von 3100 v.C. bis 400 n.C. hier. Danach kamen „Arawaks“, welche bis ca. 1400 n.C. die Insel bevölkerten. Um 1400 n.C. breiteten sich die „Kalinga“ oder „Caribs“ – ein kriegerisches Völkchen – von Süden her über die gesamte Inselkette der kleinen Antillen aus und metzelten die Arawaks aus. Der Name „Waitukubuli“ stammt von den Kalingas und bedeutet länglicher Körper, was der Form der Insel entspricht. 1493 kam Columbus und hat die Insel nach dem Wochentag der Entdeckung, einem Sonntag, „Dominica“ getauft. Die Kalingas haben den Europäern erbitterten Widerstand geleistet und wurden erst nach 1600 langsam überwältigt und in die Berge vertrieben. Heute leben noch ca. 2000 Kalingas in einem Reservat auf Dominica.

Heisse Schwefelquelle in der Nähe der Trafalgar Falls

Da die meisten Leute beim Namen Dominica an die Dominikanische Republik denken, gibt es politische Bestrebungen, den alten Namen wieder einzuführen, um nicht ständig mit dem grossen Nachbarn im Nordwesten verwechselt zu werden.

Am Tag nach unserer Ankunft hat ein deutscher Katamaran „USI“ an der Boje neben uns festgemacht. Als wir mit dem Dinghy an Land gefahren sind, haben wir kurz vorbeigeschaut um Hallo zu sagen. Als hinten auf dem Boot „Regensburg“ als Heimathafen stand ist Biggi (die als Kind dort gelebt hat) natürlich Feuer und Flamme gewesen und hat die Crew mit einem lauten „Servus!“ begrüsst. Statt an Land zu fahren wurden wir von Uschi und Albert sofort an Bord gebeten. Sie sind ein paar Jahre älter als wir und hatten ihre beiden erwachsenen Söhne Karl-Heinz und Stefan für vier Wochen an Bord. Unsere Aussage, dass wir eigentlich nur kurz Hallo sagen und dann weiter an Land fahren wollten, wurde geflissentlich ignoriert und Uschi hat ausgiebigst aufgetischt. Neben Wein und Knabberzeugs gab es kurz darauf auch noch einen (naja vielleicht waren es auch zwei, oder drei?) Rum zum Probieren. Entsprechend wurde unser Landausflug erst viel später angetreten.

Was so schön anfängt kann ja nur gut weitergehen! Wir haben uns mit allen Vier super gut verstanden und haben die folgenden Tage viel zusammen unternommen. 

Zuerst haben wir eine Tour durch den Indian River mit „Albert“, unserem Boat Boy, der uns schon bei der Boje geholfen hat – gemacht. Der Indian River ist einer von ca. 200 Flüssen in Dominica der durch den Dschungel geht und dieser mündet direkt hier in der Bucht. Man darf den Fluss nur mit einem zertifizierten Guide befahren und auch nur ohne Motor. Also ruderte Albert uns den Fluss hoch, der sich durch den Dschungel mäandert. Leider hatten wir kein Dictaphone dabei und haben nur einen Bruchteil der vielen Informationen behalten können, die wir von Albert erfahren haben. Neben einige Krabbenarten und viele verschiedenen Pflanzen hat er uns auch einen speziellen Baum gezeigt, der sich sehr gut für den Bootsbau eignet, da seine speziell gewachsenen Astgabelungen für die Stabilisierung von Bugspitze und Heckplatte eignet. Weiter sahen wir auch einige der Orte von Filmsets zu „Fluch der Karibik“, welcher teilweise hier auf Dominica gedreht wurde.

Impressionen vom Indian River…
… bei Regen…
… und bei Sonne.
Mit der USI Crew in der Bush Bar – natürlich bei Regen…

Der Silvesterabend wurde mit dem traditionellen Beach BBQ von P.A.Y.S. eingeläutet. Locals und Segler haben zusammen Huhn und Fisch frisch vom Grill mit lautem Soca Sound und Rumpunsch „a discretion“ genossen. Später sind wir vor dem Regen an Bord von USI geflüchtet und haben an Mitternacht die eine oder andere Notrakete steigen sehen. Eigentlich verboten, aber das wussten wohl nicht alle…

Silvester Beach BBQ

Am 2.1. stand eine gemeinsame Bustour zum südlichen Teil der Insel auf dem Programm. 

Von Portsmouth ging es der Westküste entlang bis Roseau, wo wir den Botanischen Garten besucht haben. Besonders eindrücklich der Schulbus, der 1979 während dem Hurrikan „David“ von einem afrikanischen Baobabbaum zerdrückt wurde. Der Baum hat es überlebt und wächst heutzutage um den Bus herum weiter.

Zerquetschter Bus und Würgefeige

Von dort ging es zum „Titou Gorge“ wo man in einem „eiskalten“ (naja, es war für uns verweichlichte Tropensegler wirklich saukalt!) Bach durch eine Schlucht zu einem Wasserfall schwimmen konnte. Sehr eindrücklich zwischen den schroffen hochaufragenden Felswänden in eine dunkle Höhle rein zu schwimmen, bis plötzlich der Wasserfall um die Ecke auftauchte.

Echt saukalt das Wasser!

Die nächste Attraktion waren die Zwillingswasserfälle „Trafalgar Falls“ die nebeneinander in die Tiefe stürzen. 

Karibischer Lunch

Die USIs mussten am 3.1. weiter, da Karl-Heinz und Stefan ein paar Tage später von Guadeloupe heimfliegen würden. Wir waren alle richtig traurig, dass unsere schöne gemeinsame Zeit schon vorbei war. Es ist immer wieder schön, wie schnell ganz intensive Freundschaften unter Seglern geschlossen werden, aber das klappt nur, wenn die Chemie wirklich stimmt. Bei der USI-Crew war das ganz bestimmt der Fall und das nächste Treffen in Guadeloupe ist schon vereinbart!

Uschi, Albert (der Fotograf), Karl-Heinz und Stefan bei uns an Bord

Als wir wieder alleine waren, haben wir uns an ein paar dringende Bootsarbeiten gemacht. Ein Leck in der Vorschiffskabine musste gefunden und abgedichtet werden und das zerrissene Sonnendach wurde repariert. Da die Endstücke der Reisverschlüsse vom starken Wind weggerissen waren haben wir die Reissverschlüsse kurzerhand zusammengenäht. Jetzt sind die beiden Dächer zwar nicht mehr abnehmbar, aber das ist eigentlich kein Problem – während wir segeln werden sie aufgerollt und mittels Gurtbänder am Segelkleid vom Grossbaum fixiert.

Deckenverkleidung in der Bugkabine demontieren. „Und bist du nicht willig, dann …“
Sonnensegel flicken – und jetzt steht es wieder wie neu 🙂

Die folgenden Tage haben wir den „Cabrits Nationalpark“ mit dem Fort Shirley zu Fuss erkundet, einen Teil vom Waitukubuli-Trail gemacht und sind zu guter Letzt zum „Cold Soufriere“, den kalten Schwefelquellen gewandert. 

Auf dem West Cabrit Trail
Eidechsen, Schlangen und Eremitkrebse im Cabrits Nationalpark
Waitukubuli Trail, Abschnitt 14

Der Waitukubuli-Trail ist ein mehrteiliger Wanderpfad der von Süden nach Norden durch ganz Dominica führt. Er wurde ursprünglich von den Ureinwohnern (Arawak und Caribe-Indianern) benutzt und ist heute eine anspruchsvolle Route quer durch Regenwälder und über Berggipfel. Wir haben allerdings nur einen ganz kleinen Teil gemacht, den wir von Portsmouth aus zu Fuss erreichen konnten.

Die Wanderung zum „Cold Soufriere“ war um einiges anstrengender als wir angenommen hatten. Es ging von Meeresspiegel auf 741 m ü. M. hoch (und danach logischerweise alles wieder runter). Unterwegs wurden wir den ganzen Weg hin und zurück von drei uns völlig unbekannten Hunden begleitet. Jeder nahm an, dass es sich um unsere Hunde handelte, da sie immer neben uns trotteten, aber wir wissen heute noch nicht woher sie kamen bzw. ob sie jemanden gehören. Kurz bevor wir wieder beim Dinghy ankamen waren sie genauso schnell verschwunden wie sie aufgetaucht waren.

Steil bergauf.
Endlich oben angekommen!
Krasse Gegensätze: Unterwegs sehen wir schmucke Häuser unmittelbar neben Wellblechhütten. Und alles ist bewohnt.
Auf dem Rückweg konnten wir unseren Durst an einer natürlichen Quelle löschen. Einheimische holen hier kanisterweise ihr Trinkwasser.
Panoramablick vom Cabrits Nationalpark aus über die Douglas Bay (links) und Prince Rupert Bay (rechts)

Am Freitag 6.1. haben wir versucht mit der Karte an einem Geldautomaten etwas Lokalwährung abzuheben. Was eine Woche vorher noch wunderbar geklappt hat, war jetzt plötzlich nicht mehr möglich. Es kam kein Geld raus – aber was noch blöder war – auch die Karte nicht! Zum Glück war der Automat vor einer Bankfiliale die noch auf war. Wir also dort rein und unser Problem erklärt. Die Dame am Schalter meinte dann lakonisch, dass wir doch am Montag zurückkommen sollten, bis dann hätten sie die Karte rausgenommen. Jetzt wurde ich (wie Biggi das jeweils nennt) etwas energisch und siehe da, plötzlich ging es, die Karte doch jetzt raus zu holen. Etwa eine Stunde, 10 Unterschriften und Ausweiskopien etc. später sind wir mitsamt Karte wieder auf der Strasse gestanden. Geht doch!

Strassenimpressionen aus Portsmouth
Lokales Angebot – bis jetzt haben wir noch nicht alles probiert…
Kuriositäten aus Dominica: Strassenlampen, die mit Windgeneratoren betrieben werden. Recyclingstation mit Schweizerkreuz, die aber zu tief für die Abfallkübel sind?
Sonnenuntergang und Vollmond über Prince Rupert Bay, Dominica

Am 11.1. verliessen wir Dominica (natürlich bei Regen…) und machten uns auf den Weg nach Guadeloupe. Dies war richtiges Genusssegeln, kaum hatten wir den Windschatten von Dominica verlassen kam auch die Sonne! Winde zwischen 15-20 Knoten von schräg hinten und nur ganz wenig Welle haben uns einen wunderschönen Segeltag beschert. Gegen 15 Uhr fiel der Anker neben dem Cousteau Unterwassernationalpark an der Westküste von Guadeloupe. 

A place with a view
Wunderschönes Segelwetter
Basse-Terre, Guadeloupe

Am Tag darauf kam auch USI hier an und es wurde ein sehr vergnüglicher Abend in einer etwas kleineren Runde, da Uschi und Albert nun wieder alleine unterwegs waren. Aus einem Nachmittagskaffe wurde ein spontanes gemeinsames Nachtessen gemacht. Das heisst Uschi und Biggi haben in der Küche rumgewerkelt, während Albert und ich uns ins Trampolinnetz am Bug gelegt, den Sternenhimmel bewundert und über Gott und die Welt philosophiert haben. Kann es einem besser gehen?

Wenn wir schon im bekanntesten Schnorchelspot auf Guadeloupe waren, wollten wir das natürlich auch bewundern. Nach der totalen Windstille vom Vorabend hat es in der Nacht ziemlich aufgefrischt und wir wollten mit den Dinghys zu den der Bucht vorgelagerten Iles de Pigeon rausfahren. Die Überfahrt ist zum Glück nur etwa zwei Seemeilen weit, aber das war doch echt grenzwertig, denn der Wind hatte eine ziemlich ruppige Welle aufgebaut. Die Festmacherbojen auf der Leeseite sind alle für die professionellen Tauchboote reserviert, uns blieben nur die Bojen auf der Luvseite der Insel. Dort zu schnorcheln bzw. vor allem danach wieder ins wild bockende Dinghy reinzukommen war ein Ding der Unmöglichkeit. Also wieder gegen den Wind zurück an Land. Der Hinweg mit dem Wind war schon haarig, der Rückweg gegen Wind und Welle war ein regelrechter Waschgang. Zum Glück hatten wir schon unsere Neoprenshorties an, so haben uns die Wellen, welche immer wieder ins Dinghy eingestiegen sind fast nix ausgemacht. Um nicht ganz abzusaufen habe ich versucht das Dinghy in Gleitfahrt zu halten, obwohl es teilweise abgehoben ist. Bei einem unerwarteten Sprung habe ich den Gasgriff verloren, worauf der Motor sofort eingeschlagen hat und wir in vollem Speed eine 360 Grad Pirouette gedreht haben. Uschi und Albert, die in ihrem grösseren und stärkeren Dinghy besser zurechtkamen, haben sich noch gewundert, was wir denn da für Kunststücke machen… Wir haben zum Glück keinen Abflug gemacht! Wäre schon peinlich gewesen, vom eigenen Dinghy überfahren zu werden.

Schlussendlich konnten wir an einem anderen Platz im Cousteau Unterwassernationalpark festmachen und endlich doch schnorcheln gehen. Kaum war ich im Wasser, hatte ich einen ca. 3 cm langen Pilotfisch vor der Maske. Pilotfische schwimmen normalerweise vor Haien her um sich von den Krümeln, die beim Fressen herumschwimmen zu ernähren. Mangels Haien hat dieser hier mich als Wirt auserkoren und ist wirklich die ganze Zeit bei mir geblieben, meistens wenige cm vor meiner Maske. Armer Kerl, die ganze Mühe umsonst, da es bei mir nichts zu fressen gab. Leider muss ich sagen, dass wir beide letztendlich recht ernüchtert waren. Obwohl dieser Platz immer wieder gelobt wird, hat uns der Zustand vom Riff enttäuscht oder eher erschreckt. Auch hier gab es nur wenig Fische und Korallen. Die Unterwasserwelt in der Karibik hat wirklich schwer unter den Umwelteinflüssen gelitten.

Uschi und Albert in ihrem Dinghy
Trotz Nationalpark fast nichts zu sehen.
Mein Freund der Pilotfisch
Sundowner auf der RARE BREED. Im Hintergrund Pigeon Island, zu der wir am Vormittag die turbulente Dinghyüberfahrt hatten.

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