Querfeldein – Ausflüge im Paradies
28.01. – 31.01.2022 Grenada
Autofahren auf Grenada
Im Auto auf der falschen Seite sitzen, mit links schalten, statt blinken den Scheibenwischer anstellen und dann auch noch falsch rum in den Kreisverkehr einfahren – damit hatte Jan im Gegensatz zu mir keine Probleme. Also hat Jan das Steuer übernommen. Fahrbahnmarkierungen sind sozusagen nicht vorhanden. Der Zustand der Strassen ist oft renovierungsbedürftig. An neuralgischen Stellen zwingen Bumps (installierte Bodenwellen) dazu, dass man die Geschwindigkeit erheblich reduziert. Die Gräben neben den Fahrbahnen lassen nur erahnen, was hier abgeht, wenn es so richtig regnet. Und falls man da von der Strasse abkommt, ist vermutlich ein Achsbruch vorprogrammiert.
Top fanden wir unterwegs allerdings die Palmen als Fahrbahnbegrenzer, welche in den Landesfarben angestrichen sind.
7 Sisters Waterfalls
Am Freitagvormittag machen wir uns mit Gottfried und Sandra von der SY MOANA auf den Weg. Wir haben uns eine kleine Wanderung zu den 7 Sisters Wasserfällen vorgenommen, die sich so ziemlich im Herzen der Insel befinden. Ich finde es toll, nicht fahren zu müssen und geniesse den Ausblick auf das satte Grün von Grenada.
Am Ausgangspunkt unserer Wanderung bezahlen wir pro Nase 5 EC$ (etwa 1.50 €) und dürfen uns bei den Wanderstöcken aus der grünen Tonne bedienen.
Der nette Kassierer erklärt uns kurz, wo es lang geht und meint, der Walk dauert ca. 20 Minuten. Das hört sich doch gut an. Nach 20 Minuten sind wir jedoch erst beim Mangobaum, an dem wir abbiegen müssen, aber was soll’s, wir haben ja Zeit 😉 Die nächste knappe Stunde kämpfen wir uns den teils sehr steilen und rutschigen Weg rauf und runter. Die Vegetation ist sehr dicht und unheimlich abwechslungsreich. Während der Wanderung hören wir den Wasserfall schon recht gut und machen uns selber Mut dabei: Jetzt sind wir gleich da…
Und tatsächlich, die nächste Lichtung gibt die Sicht auf den ersten Wasserfall frei.
Nur noch einen Bach durchqueren, dann haben wir es geschafft.
Einer der drei jungen Männer, die uns auf den letzten Metern entgegenkommen, ist hier aufgewachsen und bietet geführte Wasserfalltouren an. Wie eine junge Gazelle springt er von Stein zu Stein durch den Bach und trägt dabei ADILETTEN!!! – das gibts ja wohl nicht, oder!!!
Die Männer gönnen sich ein erfrischendes Bad.
Sandra und ich verkneifen uns das, wir frösteln sogar ein bisschen, weil hier keine Sonne hinkommt und eine leichte Brise weht. Auf dem Rückweg treffen wir noch auf ein paar Touristen, die wie der junge Einheimische auch mit Badeschlappen unterwegs sind. Na denn, good luck!
Grand Etang Lake
Es ist erst halb Vier und wir haben noch genug Zeit, um den Grand Etang Lake zu besuchen. Kurz vor dem Parkplatz sehen wir von weitem einen Einheimischen, der aufgeregt immer wieder auf einen Baum deutet. Also stoppen wir, um zu gucken, was da los ist. Im Entgegenlaufen hören wir nur: Ich hole schnell Bananen! Super, das deutet auf Affen hin. Und siehe da, oben in den Baumwipfeln sitzen zwei Mona-Meerkatzen. Ein Äffchen lässt mit Lockrufen und angebotenen Bananen tatsächlich vom Baum locken und springt auf meine Schulter. Streicheln soll man das Tier nicht, nur die Hände nach vorne strecken und zusammennehmen, damit er sich darauf fortbewegen kann. Das Fliegengewicht fängt geschickt die ihm zugeworfene Banane und lässt es sich schmecken.
Der Grand Etang Lake (wörtlich übersetzt: Grosser Teich-See) ist einer von zwei Kraterseen auf Grenada, liegt auf 550 m üM und hat einen Durchmesser von 400 m. Hier darf weder gefischt noch geschwommen werden.
Ein wunderbarer Tag neigt sich dem Ende zu und wird gebührend in der Bar 61West an der Grand Anse verabschiedet.
Pearls Airport und Grenada Hash #1176
Am Samstagmittag setzen wir uns wieder mit den Moanas in Bewegung. Zuerst düsen wir zum alten Flughafen von Grenada, der landessprachlich Pearls Airport genannt wird. Er war der erste Flughafen des Inselstaates. Der Betrieb wurde nach Inbetriebnahme des neuen internationalen Flughafens Maurice Bishop im Jahr 1984 eingestellt. Die Reste des Flughafens liegen brach, Gebäude sind keine mehr zu finden und die Landebahn ist frei befahrbar. Am Rand der Landebahn grasen Kühe und zwei russische Flugzeugwracks zeugen von der Geschichte Grenadas.
Die sportliche Betätigung wird heute ganz gross geschrieben. Wir haben vor, am Grenada Hash #1176, der dieses mal direkt neben dem alten Flugplatz startet, teilzunehmen. Der Hash ist eine Art Schnitzeljagd und hat eine lange Tradition auf Grenada. Bei den samstägigen Veranstaltungen versammeln sich zwischen 150 und 300 laufwillige Geher und Läufer jeden Alters aus allen möglichen Nationen und mit verschiedensten Konditionslevels. Alle Teilnehmer tragen sich in einer Liste ein und bezahlen 3 EC$. Wir wussten nicht genau, was auf uns zukommt und lauschten gespannt den Einleitungen des Hash Masters und des „Hares“ namens Bling Ting, die kurz die Regeln erklären. Es hört sich einfach an. Immer den Markierungen (weisse Papierschnitzel am Boden) folgen und am Ende wieder auf dem Startfeld ankommen. Und ganz wichtig: Austragen aus der Liste, denn niemand darf verloren gehen. Denn wenn einer nicht zurückkommt, oder gar vergessen hat sich auszutragen, gehen andere auf die Suche und dann wird’s teuer – haben wir gehört 😬
Mit dem Ausruf „On On“ setzte sich die Gruppe pünktlich um 15:30 Uhr in Bewegung. Erstmal schön eben, geradeaus, easy. Kaum um die Ecke gebogen, geht es plötzlich steil bergauf und dann durch den Dschungel steil wieder bergab 😜 Es kommt mir vor, als hätten die Organisatoren erst gestern mit der Machete den Weg freigeschlagen. Unterwegs haben wir umherliegende Stecken aufgesammelt, die waren aber so morsch, dass sie bei der ersten Belastung schon wieder zerfallen sind. Was hätten wir hier für Wanderstöcke gegeben! So hielten wir uns an Lianen fest (was auch keine gute Idee war – die waren zu dünn…) und versuchten, nicht auf den Hintern zu fallen oder zu stolpern. Immer wieder machten wir Platz für schnellere Läufer, wir wollten ja niemandem im Weg stehen.
Die Strecke führte uns durch Wohnquartiere, vorbei an Bananenplantagen und Auberginenfeldern. Wir haben immer schön auf die Markierungen am Boden geachtet, damit wir auch „on on“ bleiben. Es hat total Spass gemacht, auch weil wir unterwegs immer wieder mit anderen Läufern ins Gespräch gekommen sind. Einheimische haben auf die Schnelle ihre Lebensgeschichte erzählt oder ein junges deutsches Pärchen, Felix und Rebecca, von ihrer Auszeit und den Reiseerlebnissen. Nach einer Stunde Dschungelwalk haben auch wir es geschafft und waren glücklich und zufrieden zurück am Startfeld. Ich hab dann am Stand für uns Bier holen wollen, wurde aber von der Schriftführerin aufgefordert, mich erstmal aus der Liste auszutragen. Wahnsinn, wie die den Überblick behalten…
Auf dem Startfeld gab es für die „Virgins“ (Erstteilnehmer) – und damit auch für uns – noch eine kleine Überraschung. Auf eine kurze Ansprache folgte eine gehörige Bierdusche und so wurden wir in den holden Kreis der Hasher aufgenommen. Wie cool ist das denn 🤓
Das Motto der Grenada Hasher:
Am Ende gab’s für uns noch eine Urkunde.
Nach dem Hash ist noch gemütliches Beisammensein angesagt und für’s leibliche Wohl ist auch gesorgt.
Drinks: Stag and Carib 3 for 10 EC$
Food: Wild Meat, Chicken and Fries, BBQ, Curried Crab
Wir werden im Sommer, wenn wir wieder hier sind, bestimmt noch mal teilnehmen!
St. Georges und Fort George
Ja, wir wurden einfach nicht müde mit unseren Aktivitäten. Schlag auf Schlag haben wir deshalb am Sonntag einen Ausflug nach St. Georges gemacht. In der Stadt war nicht viel los und so sind wir direkt den Berg hoch gelaufen und um das Fort George zu besichtigen. Dabei lag uns die Anstrengung vom Hash noch etwas in den Beinen. Aber gelohnt hat es sich allemal. Der Ausblick auf die Buch von St. Georges ist wirklich schön.
Im Fort George ist heute das Police Headquarters und die Royal Grenada Police Force Training School angesiedelt.
Auf dem Nachhauseweg haben wir nochmal an der Grand Anse gestoppt und einen feinen Virgin Colada im 61West genossen.
Kräuter und Schoggi
Auch am Montag sind wir wieder losgetigert Richtung Norden um 2 Destinationen zu besuchen. Also ab ins Auto und losgefahren. Ich war total auf die Schokoladenfabrik fixiert und während wir so quasselten meinte Jan ganz nebenbei: „Wolltest du nicht den Laura Herb and Spice Garden anschauen?“ Ähm – ja klar! Kurzer Blick in die Karte – bieg links ab, hier ist eine Abkürzung. Die Strasse ist auf der Karte von Granada eingezeichnet, also kann ja nix schief gehen. …so dachten wir. Anfangs war es noch eine Teerstrasse, dann ging sie über in eine Schotterpiste, einen Feldweg und wurde letztendlich zu einem holprigen Dschungelpfad.
Als dann noch ein Ziegenbock mitten in der Landschaft auf einem Baum stand, blickten mich ZWEI mit grossen Augen an.
Zum Glück waren wir mit einem 4×4 unterwegs! Mit einem normalen PKW wären wir wohl gescheitert, denn die eine Abfahrt – eine betonierte Piste, war so steil wie wir es von den Schweizer Bergen kennen. Und manchmal haben wir Tränen gelacht, von wegen Abkürzung…
Im Herb and Spice Garden haben wir eine interessante und vor allem rasante Führung bekommen. Die Dame mittleren Alters hatte dabei einen sehr flotten Schritt drauf und wusste über jede Pflanze etwas zu berichten. Schnell ein Blatt abgerissen, uns hingestreckt zum Probieren, zackzack ging’s weiter zum nächsten Grün. Eine Geschmacksexplosion nach der anderen spielte sich in unseren Mündern ab, bitter, süss, zitronig, minzig, pfeffrig, scharf und richtig scharf. Obendrein dann noch bekannte Gewürze wie Thymian oder Rosmarin. Von den vielen übermittelten Informationen, die die Lady wie ein Maschinengewehr runtergerattert hat, hab ich nur die Hälfte verstanden, geschweige denn behalten können. Schade eigentlich. Ziemlich allen Pflanzen wird wohl eine heilende Wirkung zugesprochen, denn Wörter wie Bluthochdruck, Fieber, Schwangerschaft, Diabetes sind immer wieder gefallen. Gerne würde ich hier viel mehr Zeit verbringen.
Zum Abschluss durften wir noch zuschauen, wie Zimt gewonnen wird. Um die Rinde verwenden zu können, müssen die Bäume gefällt werden. Im ersten Schritt wird grob entrindet, das heisst, die äussere Rinde entfernt. Im zweiten Schritt wird die freigelegte innere Rinde rundrum im Abstand von 20 bis 30 Zentimetern eingeritzt mit der Machete. Im dritten Schritt wird auf die Rinde geklopft (hier mit einer Colaflasche – man nimmt, was man hat) und mit einem Messer vom Stamm gelöst. Alles in Handarbeit. Wir konnten noch einen Blick in die Halle werfen, in der die Weiterverarbeitung und Verpackung stattfinden. Zuhause war ja Zimt „nur“ Dekoration an Weihnachten und wurde als Gewürz für Plätzchen oder Apfelmus verwendet. Sobald man jedoch sieht, wie viel Arbeit dahinter steckt, weiss man es viel mehr zu schätzen – also mir geht es so. Einfach nur toll!
Unser nächster Stopp: Belmont Estate mit Chocolate Factory
Nach einem üppigen 3-Gänge-Menu im Freiluft Restaurant ging’s gestärkt zur Führung. Und die hätte toller nicht sein können. Kein Vergleich zu Laura Herb and Spice Garden. Lenny, unser Guide, erzählte uns in einem fast 2-stündigen Rundgang von der Historie der Plantage und erklärte uns mit Herzblut den Prozess der Schokoladenproduktion. Von der Blüte bis zur fertigen Schokolade. Er schlug eine Kakaofrucht für uns auf und wir lutschten die ganze Zeit leckere Kakaobohnen während wir seinen ausführlichen Erklärungen lauschten .
Die Verarbeitung der Kakaobohnen erfolgt in relativ kleinen Räumlichkeiten. Gemäss Aussage von Lenny sind die Kakaobohnen von Grenada besonders fein und werden nicht mehr exportiert. Somit kann die ganze Wertschöpfung in Grenada erzielt werden. Die Schoggi schmeckt hervorragend und hat auch ihren Preis. Das Geheimnis ihres Rezeptes wollte Lenny uns aber komischerweise nicht verraten. Nach der Degustation des hausgemachten Schokoladendrinks sind wir noch in den Laden um unseren Schokoladenvorrat aufzufüllen.
Nachtrag zum Hash: Hab ich mich beim Hash noch gewundert, dass „Wild Meat“ angeboten wird. Ich dachte dabei nur an Hasen, Rehe und Hirsche 😂 So hat uns unser flotter Guide aufgeklärt, was mit Wild hier gemeint ist: Leguan, Mona-Meerkatzen (also solche Äffchen, wie ich einen auf dem Arm hatte 🙄), Opossum und Gürteltier. Waren wir froh, dass wir es nicht gegessen haben!