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Schlagwort: Dominica

Hai Life! Naja, wenigstens ein Biss(chen)…

Hai Life! Naja, wenigstens ein Biss(chen)…

26.02. – 17.03.2023 St. Martin – Guadeloupe – Marie-Galante – Terre-de-Haut (Iles des Saintes) – Dominica, Logstand seit Start 6579 sm

Sonntag, 26. Februar – tatsächlich ist ein gutes Wetterfenster in Sicht. Also lichten wir nach dem Mittagessen bei schönem Wetter unseren Anker. Vor uns liegen 150 sm, was einen Nachtschlag für uns bedeutet. Dieses Mal präpariert sich Biggi nicht nur mit Vitamin C und Ingwer, nein, sie schmeisst sich gleich mal ein Stugeron ein, um der Seekrankheit vorzubeugen. 

Gut gerüstet auf zur Nachtfahrt!

Die Angel ist kaum eine Stunde im Wasser, als sich ein Fang bemerkbar macht. Nach dem anfänglichen Rucken hat der Fisch plötzlich gar keinen grossen Widerstand mehr geleistet und liess sich sehr einfach einholen. Kaum hatten wir ihn hinter dem Boot, war uns klar wieso es so leicht gegangen war – es war nämlich nur noch der halbe Fisch am Haken! Ein Hai hat sich kurzerhand den hinteren Teil geschnappt (…und den Rest der Makrele schon weitestgehend filetiert). Das war aus mehreren Gründen erstaunlich: Erstens habe ich bis jetzt noch nie einen Hai in diesem Teil der Karibik gesehen und zweitens ging das alles blitzschnell – zwischen dem Anschlagen der Angel bis der Fisch an Bord war sind gerade mal zwei Minuten vergangen.

Armer Kerl!

Der Übernachtschlag von St. Martin bis Guadeloupe war mit den moderaten Winden sehr angenehm und Biggi’s Stugerontherapie hat sich ausgezahlt.

Abendstimmung auf dem Meer. Alle wollen nach Norden, nur wir nach Süden…
Guadeloupe in Sicht.

Unser ursprüngliches Ziel, Deshaies, war schlichtweg zu voll um noch einen vernünftigen Platz zu ergattern und so sind wir 10 Seemeilen weiter bis Basse-Terre gefahren. Es hat sich wieder gezeigt, dass es keine schlechte Idee ist, etwas Zeitmarginal einzuplanen, denn so konnten wir noch vor dem Eindunkeln vor Anker gehen.

Vor Anker in Basse-Terre

Biggi wollte gerne nach Marie-Galante und das passte bei dem schwachwindigen Wetter gut. Bei stärkeren Winden ist die Anfahrt gegen den Wind mühsam und der Ankerplatz ist dann auch ziemlich rollig. Daher sind wir schon bei Tagesanbruch wieder losgefahren und haben die letzten 35 Seemeilen bis Marie-Galante unter Motor zurückgelegt. Dabei biss sogar eine kleine Makrele an, die aber so klein war, dass wir sie lieber wieder ins Meer zurückgeworfen haben. Erst danach kam uns in Sinn, dass wir wenigstens ein Bild hätten machen können. Da hat Biggi als «Bordfotografin», die alles Mögliche und jeden(!) Sonnenuntergang fotografiert wohl nicht aufgepasst.

Im Fischerbojenslalom durch die spiegelglatte See

Nach 6 h und 48 m oder 37.5 Seemeilen erreichen wir Marie-Galante und ankern in der Baie de Saint-Louis vor einem schönen Palmenstrand.

Bucht von St. Louis auf Marie-Galante
Strandspaziergang
Auch ich „muss“ manchmal Sonnenuntergangsbilder machen

Das türkisfarbene Wasser lädt geradezu dazu ein, sofort mein neues Spielzeug, ein einsitziges Kajak auszuprobieren. Das Kajak haben wir in St. Martin von anderen Seglern gegen ein paar neue Taucherflossen eingetauscht. Das war für beide eine win/win Situation. Sie hatten kein Platz für das gefundene Kajak und die Flossen waren mir zu eng. Tauschgeschäft unter Seglern.

Erst noch an RARE BREED angebunden und dann ohne Sicherungsseil auf und davon.
SUP vs Kajak. Biggi hat keine Chance mir zu folgen und schnappt sich heimlich die Leine und ich habe es nicht mal bemerkt!

Am Anfang tat ich mich echt schwer, denn das Kajak ist extrem wackelig, aber mit der Zeit ging es schon ganz gut. Dank seiner schlanken Form ist es bei jemand, der es gut kann wohl sogar richtig schnell und kursstabil. Macht auf jeden Fall total Spass damit rumzupaddeln und ein bisschen Bewegung kann ja auch nicht schaden.

Chillen auf der Heckplattform.

Marie-Galante liegt wegen der Lage im Luv der anderen Inseln ein wenig ausserhalb des «Massentrecks», aber wegen der schwachen Winde waren wir wohl nicht die einzigen, die die Chance ergriffen haben dorthin zu kommen. Der Ankerplatz war auf jeden Fall gut besucht. 

Schwimmsteg für die Dinghys. Da kommt man nicht trockenen Fusses an Land.

Die Insel hat ca. 11’000 Einwohner, ist klein (158,1 km2), grün (Zuckerrohrfelder soweit das Auge reicht), flach (Morne Constant ist ganze 204m hoch) und rund und erinnert an einen überdimensionierten Pfannkuchen. 

Ansonsten wirkt die Insel extrem entspannt und ruhig, fast schon verschlafen. Ausser ein paar Touristen auf Rollern oder in Mietwagen waren die Strassen wie leergefegt.

Street Art in St. Louis.

Von St. Martin kommend mussten wir einklarieren, was man gemäss Cruising Guide in einem Laden im Ort machen kann. Denkste, der einzige Einklarierungscomputer war kaputt. Das muss wohl schon eine Weile so gewesen sein, denn draussen hing ein etwas ausgeblichenes Schild mit dem Hinweis, dass man sich beim Zoll in Grand-Bourg melden solle. Grand-Bourg liegt aber etwa 10 km weiter im Süden der Insel. Ein paar erfolglose Anrufversuche später haben wir entschieden, das Nützliche mit dem Vergnügen zu verbinden und für den nächsten Tag ein Auto zu mieten um zum Zoll zu fahren und anschliessend eine Inselrundfahrt zu machen.

Pünktlich um 08:00 Uhr konnten wir das Auto übernehmen und als gesetzestreue Segler natürlich als erstes zum Zoll fahren. Unterwegs nehmen wir noch einen Anhalter mit, was sich als sehr gute Idee herausstellt. Er weiss, wo das Zollbüro in Grand-Bourg ist. Die Bürozeiten sind von morgens 07:00 bis 14:00 Uhr, aber das hat die Zöllner wohl nicht sonderlich interessiert. Getreu der französischen Arbeitseinstellung war weit und breit kein Beamter in Sicht und das mehrfache Klingeln war genauso nutzlos wie das Anrufen vom Vortag. Also wer nicht will, der hat gehabt, mehr als versuchen geht ja nicht!

Vergeblicher Versuch beim Zoll einzuklarieren. Die Rolläden sind zu und niemand daheim.

Wir haben das Auto für zwei Tage gemietet, aber die Insel ist so klein, dass wir am ersten Tag schon alle Sehenswürdigkeiten inkl. drei (!) Wanderungen geschafft haben. So sind wir am nächsten Tag einfach ein bisschen kreuz und quer über die Insel getuckert, haben zwei weitere Wanderungen gemacht und nun wirklich jeden Fleck gesehen. 

Die Ortsbezeichnungen sind alle in Französisch und Kreolisch angeschrieben
Eine alte Zuckermühle inmitten der Zuckerrohrfelder
Leider werden auch hier alte Autos und Abfall einfach in der Natur entsorgt.
Die Atlantikküste von Marie-Galante ist spektakulär schön…
und schroff und wild.
Gueule Grand Gouffre – ein Blow Hole an der Nordspitze von Marie-Galante
Neben Zuckerrohrfeldern gab es auch märchenhafte Waldwanderwege.

Der Ankerplatz ist bis weit draussen extrem flach, aber wegen dem Seegras am Grund war es doch eher dunkel unter dem Boot. Aber das Wasser war sauber und so bin ich ins warme Nass um den Rumpf abzuwischen. Das neue Antifouling von Grenada ist wirklich viel besser, als das was ich in Deutschland drauf gemacht hatte. Trotzdem gibt es immer etwas Bewuchs, welcher sich aber leicht wieder abbürsten lässt. Biggi stand oben an Deck und hat runtergeschaut, als sie einen etwa 1,5m langen Hai hinter meinem Rücken schwimmen sah! Ich habe natürlich nichts gemerkt und da ich den Kopf mehrheitlich unter Wasser hatte, habe ich ihr aufgeregtes Gefuchtel von oben auch nicht mitbekommen. Als ich es dann endlich gehört habe (und realisiert habe, dass es kein Witz ist) konnte ich gerade noch sehen wie er davon geschwommen ist. Erstaunlicherweise war es kein Ammenhai, sondern einen Weisspitzenriffhai. Beide Arten sind eigentlich harmlos, aber es ist trotzdem ein etwas ungemütliches Gefühl, wenn man sie im Rücken hat. Nachdem ich Biggi immer wieder versichert hatte, dass es hier in der Karibik sozusagen keine Haie hätte (und wenn schon, dann nur die harmlosen Ammenhaie) musste ich jetzt zugeben, dass das vielleicht doch nicht so ganz richtig war. Auf jeden Fall war ihre kategorische Weigerung an dem Tag noch ins Wasser zu gehen irgendwie verständlich… 

Rumpfschrubben VOR der Haisichtung.

Nach einer knappen Woche im verschlafenen Marie-Galante hiess es am 6. März  «Tschüss kleiner grüner Pfannkuchen», und wir setzten zum 16 Seemeilen kurzen Sprung zu den Iles des Saintes an. Die Winde waren immer noch sehr schwach und unser Spinnaker war nur die ersten Meilen oben. Danach ist sogar dieses leichte Tuch eingefallen und der Diesel musste wieder für die letzten Meilen herhalten.

Wie ging das nun wieder? Na, geht doch!

Die Iles des Saintes werden von vielen Seglern als ein Kleinod in der Karibik bezeichnet und das können wir nur bestätigen. Iles des Saintes sind völlig anders als die anderen Inseln. Es wirkt eigentlich gar nicht karibisch, sondern mutet eher wie eine mediterrane Inselgruppe an. Im Hauptort Bourg des Saintes gibt es eine schöne autofreie Fussgängerzone mit einem kleinen Park, haufenweise Restaurants, Eisdielen und exklusive Kleinläden mit Mode, Kunst und Schmuck.

Impressionen von Bourg des Saintes, der Hauptort von Terre-de-Haut, Iles des Saintes
Die kleine Kirche von Bourg. Hier bekommt der Begriff Kirchenschiff eine ganz neue Bedeutung.
Leguan: Als Wandbemalung und in real life
Am Strand vor Bourg schwammen erstaunlich grosse Fische fast auf den Sandstrand rauf.

Hier hat man kulinarisch wirklich die Qual der Wahl! Ein gutes Restaurant reiht sich am anderen. Die Preise sind zwischen moderat bis eher hoch, aber die Qualität und das Ambiente sind wirklich ausgezeichnet. Wir, die eher selten auswärts essen, haben hier richtig «zugeschlagen» und neben dem Genuss von hausgemachtem Gelati, Cappuccino und feinstem Espresso sind wir in der Woche dort zwei Mal richtig gut essen gegangen. 

Croissants, Cappucino und Espresso und natürlich Gelati, sooo lecker!
Aussicht vom Restaurant
Schlemmen wie Gott in Frankreich
Ratet mal wem welcher Teller gehört…

Als Ausgleich sind wir kreuz und quer, oder eher hoch und runter alle Strecken gelaufen. Die Hauptinsel Terre-de-Haut ist nämlich extrem hügelig und entsprechend anstrengend zu Erlaufen. Die meisten Touristen mieten sich deshalb eines der vielen Elektrofahrzeuge, E-Bikes oder Roller. Aber wir haben das Geld lieber in ein gutes Essen investiert und sind stattdessen zu Fuss unterwegs gewesen. Wie auch auf Marie-Galante lief hier alles sehr gemütlich ab und die einzige «Gefahr» bestand in den überall auf Rollern und Golfkarts herumfahrenden Touristen. 

Um an Land zu kommen mussten wir das Dinghy durch Seegrasfelder ziehen
Alle fahren Roller – nur wir laufen.
A Lounge with a View
Hier sind die Strassengräben wirklich tief.

Die Bucht in der wir lagen war eher abgelegen, aber hat bei den angesagten Westwinden guten Schutz geboten.  Westwinde sind hier in der Karibik die absolute Ausnahme und die meisten Ankerplätze sind nach Westen ungeschützt. Nach dem Erlebnis in St. Anne vor einem halben Jahr, wo ich bei starkem Westwind vor Anker die grössten Bocksprünge gemacht habe, war ich entsprechend vorsichtig und wollte in einer nach Westen geschützten Bucht ankern. So kam es, dass wir nicht wie die meisten anderen an einer Boje vor Bourg des Saintes, sondern in einer mehrheitlich einsamen Bucht vor Anker gelegen sind.

Das dicht gefüllte Bojenfeld vor Bourg des Saintes…
… und unsere einsame Bucht
Tagsüber und bei Vollmond
Baden wie in einem Binnensee

Die Winde blieben eher schwach und wir haben das ruhige Wasser zum Schnorcheln (Biggi’s Haiphobie hatte sich inzwischen etwas gelegt) ausgenutzt, um kleine Fische zu beobachten (den grossen Barrakuda, der direkt unter unserem Boot stand hat sie zum Glück gar nicht erst gesehen…).

Riesige Fischschwärme und ein Barrakuda unter RARE BREED

Die Bucht war auch für ausgedehnte SUP- und Kajakausflüge ideal und so konnten wir unsere Wassersportfähigkeiten ein wenig verbessern. Bei mir hiess das zu lernen, wie ich vom Wasser aus ins kippelige Kajak reinkomme. Die ersten Versuche waren zum Schiessen und Biggi hat sich gekugelt vor Lachen, aber – Youtube sei Dank – habe ich die richtige Technik verwendet und schlussendlich auch geschafft oben zu bleiben.

YESS!
Schnorchelausflug mit SUP und Kajak

Manchmal kamen Fischer und haben um unser Boot herum gefischt. Einer hat vom Kajak aus mit der Handleine einen Fisch nach den anderen unter unserem Boot rausgezogen. Als er unsere Neugier bemerkt hat, hat er uns eine Handvoll kleine Köderfische geschenkt, damit wir es auch ausprobieren konnten. Obwohl er weiterhin alle paar Minuten einen Fisch rausgezogen hat – tja, gekonnt ist halt gekonnt – haben sie bei uns nur die Köderfische vom Haken geklaut. Schliesslich hat Biggi tatsächlich noch einen Fisch rausgezogen, aber sonst blieb es beim Füttern. Mit der Zeit kamen wir uns richtig doof vor und der Fischer hat sich wohl gefragt, was wir für komische Vögel seien. Am Schluss hatte er so viel Mitleid mit uns, dass er uns ein paar Fische rübergegeben hat, damit wir wenigstens eine Mahlzeit daraus machen konnten.

Als der Wind sich wieder auf normalen Nordostpassat eingependelt hat sind wir die etwa 20 Seemeilen nach Dominica gesegelt. Dabei kreuzten wir die Kurslinie der beiden Dreimaster SEACLOUD und SEACLOUD II und zwar so nah, dass wir tatsächlich ausweichen mussten. Sozusagen mittendrin statt nur dabei…

Unter vollen Segeln nach Dominica
Die Ansicht auf dem AIS und die Realität – beides viel zu nah!
Es sind SEA CLOUD und SEA CLOUD II. „CPA“ = Closest Point of Approach ist der Abstand mit dem man sich kreuzen wird.
Und sie kommen immer näher…
… bis der eine vor und der andere hinter uns durchfährt. Das war knapp!
Ein einmaliges Erlebnis!

Nach den letzten drei Wochen ohne Regen haben wir uns schon auf den Regen in Dominica gefreut, weil dann endlich die Salzschicht vom Boot gewaschen wird. Wenn man wie wir fast nie in einer Marina liegt, wird die Salzschicht an Deck nur bei Regen abgewaschen. Das selber gemachte Wasser ist uns zu kostbar um damit das Boot zu waschen. Entgegen der ursprünglich angedachten zwei Wochen sind wir schon nach drei Nächten von Dominica weitergesegelt und in der Zeit ist kein einziger Tropfen Wasser vom Himmel gefallen. So kann man sich täuschen. 

Die Lage in der Prince Rupert Bay hat sich seit unserem Besuch im Januar massiv verändert. Beide Dinghystege waren nicht mehr benutzbar. Der eine war durch eine viel zu hohe Betonpier ersetzt worden, wo man mit dem Dinghy fast nicht anlanden kann. Der andere Steg war wegen dem starken Schwell demontiert worden. Am Strand haben sich die Wellen gebrochen und so war es fast nicht möglich an Land zu kommen. Zum Glück konnten wir schon am zweiten Tag einen Ausflug zum Nordteil der Insel, die wir beim letzten Besuch ausgelassen hatten, machen. Der Tourguide hat uns mit seinem Boot von Bord abgeholt und abends wieder zurückgebracht. Diese Tour war echt der Hammer und wir haben wieder einmal festgestellt wie landschaftlich schön Dominica ist! Unser Tourguide Serge hat uns extrem viel gezeigt und erzählt. Man hat ihm richtig angemerkt wie gern er hier lebt und es war herzerwärmend zu erleben mit welchem Enthusiasmus er das an uns weitergegeben hat. Genau wie bei George, mit dem wir den Ausflug zu den Fregattvögeln auf Barbuda gemacht haben, hatte man bei Serge das Gefühl, dass er völlig in sich ruht und mit sich und der Welt zufrieden ist. Es sind beides Männer im Alter zwischen 60 und 70, die in einfachen Verhältnissen leben, aber trotzdem sehr glücklich wirken. Da kann unsereins einiges davon lernen.

Serge zeigt uns wilde Wasserkresse
Ein kleiner Hike zu den Bwa Nef Falls. Man beachte den eingeklemmten Felsbrocken oben in der Schlucht (linkes Bild).
Postkartenmomente
Die Red Rocks, die eigentlich keine Felsen sondern harter Lehm sind.
Wie eine Mondlandschaft
Blauer Vulkansand kontrastiert die roten Felsen.

So hatten wir eigentlich schon nach zwei Tagen alles was wir noch auf Dominica machen wollten «erledigt» und sind nach der dritten Nacht frühmorgens wieder aufgebrochen. Nächstes Ziel: Martinique.

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Waitukubuli – Die Insel des Regen(wald)s

Waitukubuli – Die Insel des Regen(wald)s

13.12.2022 – 13.01.2023, Martinique – Dominica – Guadeloupe, Logstand seit Start 6100 sm

Die öffentlichen Verkehrsmittel auf Martinique sind – ausgenommen vom Bus zwischen St. Anne und Le Marin – in der Nutzung mehr als kompliziert und auch eher unzuverlässig. Daher habe ich ein Auto gemietet, um Biggi vom Flughafen abholen zu können. Wenn man schon ein Auto hat, wird dieses natürlich maximal ausgenutzt. Also habe ich den Mietwagen mit Kurt und zwei Kanadiern samt ihrem Gepäck beladen und Kurt nach Le Marin und die Kanadier zum Flughafen gebracht. Schliesslich wollte ich im Einkaufsgebiet in Le Lamentin, welches unweit des Flughafens liegt, zum „Decathlon“ und „Mr. Bricolage“ (Do It Yourself-Laden) gehen, bevor ich Biggi abholen konnte. Dass ich für die knapp 2 km zwischen Flughafen und den Einkaufszentren eine Stunde gebraucht habe, lag nur zum Teil an dem enormen Verkehrsaufkommen. Ich und die Google Maps Navigation sind nicht füreinander gemacht! Ich habe „Schleichwege“ entdeckt, die wohl nicht mal die Einheimischen kennen – vielleicht auch, weil die meisten davon plötzlich irgendwo in einem Feldweg endeten…

Sonnenuntergang St. Anne 21.12. – heute vor einem Jahr sind wir in der Karibik in Bequia angekommen

Mit etwas Verspätung kam Biggi endlich an und auch ihr Gepäck war vollzählig dabei. Also ging es erst mal ab nach Hause aufs Boot. Der folgende Tag stand ganz im Zeichen des Einkaufens – dieses Mal jedoch vor allem von Lebensmitteln. Weihnachten und Silvester standen vor der Tür und wir wollten unsere Vorräte mit französischen Frischwaren auffüllen bevor wir gegen Norden segelten.

Einkaufen

Am 23.12. war alles verstaut und wir haben uns vom inzwischen sehr vollen Ankerplatz bei St. Anne in die nur gerade 2 Seemeilen entfernte einsame und sehr idyllische Bucht „Anse Caritan“ verlegt. Wieso diese Bucht so einsam war, wurde uns schnell klar. Obwohl es auf der Karte ziemlich gut geschützt aussah, hat es wie blöd gerollt. Am Anfang haben wir es noch ausgehalten, aber als Biggi gegen Abend während der Kochvorbereitungen plötzlich mit kreideweissem Gesicht ins Cockpit raus gestürmt kam, war die Sache klar. Vor Anker seekrank werden kann es wirklich nicht sein! So sind wir mit dem letzten Tageslicht wieder nach St. Anne zurück und haben die Ruhe im Schiff umso mehr genossen.

Anse Caritan – idyllisch, aber soo rollig!
Nach fast zwei Monaten vor Anker in St. Anne ist der Rückdämpfer vor lauter Bewuchs kaum wiederzuerkennen.

In den folgenden Tagen ging es in kurzen Schlägen über „Anse Noire“ und „Anse Mitan“ nach „St. Pierre“ an Martiniques NW Spitze hoch. Nach fast zwei Monaten St. Anne wollten wir endlich etwas weiter nach Norden segeln.

Endlich wieder Segeln, aber leider keinen Fisch gefangen

Weihnachten haben wir schnorchelnder Weise in der kleinen „Anse Noire“ verbracht. Nachts ist der Wind eingeschlafen und nachdem es den ganzen Tag nie Probleme mit den anderen Booten um uns herum gab, sind wir doch tatsächlich in der ersten Nacht mit unserem Nachbarn zusammen gestossen! Nur ganz leicht – sie haben es nicht mal bemerkt und haben friedlich weitergeschlafen – aber bei uns hat es eine Macke in der Heckplattform gegeben. Ich habe dann die Nacht mehr oder weniger mit Ankerwache im Cockpit verbracht. Nach dem Umankern am nächsten Morgen lagen wir etwas besser, aber auch jetzt kamen sich die Boote manchmal sehr nahe. 

Es weihnachtet an Bord.
Anse Noire und der Kollisionsschaden an der Heckplattform

Beim Verlassen der „Anse Noire“ haben wir dummerweise unser neues Sonnendach für die ganz kurze Etappe nach „Anse Mitan“ stehen gelassen. Keine gute Idee! Kaum waren wir aus der Bucht raus, kam uns der Wind mit mehr als 30 Knoten entgegen. Wir kamen gar nicht mehr dazu zu, das Dach runter zu nehmen, da waren schon beide Reissverschlüsse, mit denen das Sonnendach am Baum befestigt ist aufgerissen. Ärgerlich, weil das wirklich nur auf unsere Dummheit zurückzuführen war. Ohne Sonnendach ist es hier nicht auszuhalten, also mussten wir uns eine Lösung überlegen. 

In St. Pierre wollten wir aus Martinique ausklarieren, um mit ordentlichen Papieren zur nächsten Insel „Dominica“ zu segeln. Sowohl das Tourist Office, wie auch das Restaurant „L’Alsace a Kay“, wo man hätte ausklarieren können, waren kurzerhand bis 3.1. bzw. 12.1.2023 wegen Betriebsferien geschlossen. Die Franzosen sehen das offenbar wirklich SEHR locker mit dem Ein- und Ausklarieren! Also sind wir auf gut Glück ohne die nötigen Dokumente losgesegelt.

Der Törn nach Dominica war wieder von sehr viel Wind (teilweise bis zu 44 Knoten von schräg vorne) und zugehörigen Seegangsverhältnissen geprägt. Zwischen den Inseln wird der Passat durch einen Düseneffekt immer etwas verstärkt, aber mit so viel Wind haben weder wir noch die Wettervorhersage gerechnet. Wir waren entsprechend nass, holprig – aber auch sehr schnell unterwegs und sind schlussendlich statt nach Roseau im Süden von Dominica bis nach Portsmouth im Norden der Insel weitergesegelt. Hinter der Insel hat der Wind ständig zwischen 10 und 30 Knoten gewechselt und wir sind entweder gedümpelt oder mit 7-8 Knoten gesegelt. Dazu gab es immer wieder heftige Regenfälle. Langweilig ist anders!

Auslaufen aus St. Pierre bei Regen und Sonne
Rasante Fahrt durch der Dominica Channel
Ankunft in Dominica – mal bei Sonne…
Portsmouth, Dominica – und die Regenwolken türmen sich wieder auf…
… und schon prasselt es wieder runter.

Das mit dem Regen sollte uns in der Zeit in Dominica zur ständigen Begleiterin werden. Die Insel ist nicht umsonst von üppigen Regenwäldern überzogen… Es hat wirklich jeden Tag geregnet. Mehrmals. Von „normalem“ Tropenregen der schnell kommt, aber auch schnell wieder geht, bis zum stundenlangen sintflutartigen Regen.

Dominica ist die ursprünglichste und auch am wenigsten entwickelte Insel des Antillenbogens. Mit ihren hohen von Regenwäldern überzogenen Hügeln erinnert sie fast ein wenig an die Marquesas Inseln im Südpazifik. Vor einigen Jahren hatte Dominica einen etwas schlechteren Ruf, weil es immer mal wieder zu Diebstählen auf ankernden Yachten kam. Aber das ist heute anders. Von Dominica haben alle Segler geschwärmt und wir können das nur bestätigen. Wenn man sich mit dem Regen abgefunden hat, gibt es wirklich viel zu sehen und zu erleben. Das fängt schon in der Prince Rupert Bay an: Die Boat Boys haben sich in einer Organisation P.A.Y.S. (Portsmouth Association for Yacht Security) zusammengetan, um die ehemaligen Sicherheitsprobleme zu eliminieren. Und man fühlt sich seither sowohl sicher wie auch wirklich wohl hier. Die Jungs fahren ständig in der Bucht umher, schauen, dass alles in Ordnung ist und bieten Touren, Beach BBQ und andere Dienstleistungen an.  Sie machen es aber in einer sehr unaufdringlichen und freundlichen Art und man muss sich wirklich gar keine Gedanken machen, dass etwas geklaut werden könnte. Selbstverständlich haben wir, wie fast alle Segler hier, ihre Dienste in Anspruch genommen, aber auch ein „Nein Danke“ wird mit einem Lächeln akzeptiert. Nach ein paar Tagen kennt man sich und gelegentlich kommt der eine oder andere auch nur für ein Schwätzchen vorbei, ohne dass versucht wird etwas zu verkaufen. So etwas haben wir bis jetzt in der Art noch nirgends sonst in der Karibik erlebt. Wir lagen hier nicht vor Anker, sondern an einer Boje, die 30.- EC$ pro Tag kostet hat. Diese Bojen werden auch von P.A.Y.S. betrieben und scheinen in einem guten Zustand zu sein. In Anbetracht der Arbeit der P.A.Y.S. Leute finden wir das einen fairen Preis den wir gerne zahlen.

Die Jungs von P.A.Y.S.

Das Einklarieren ging, trotz fehlender Papiere aus Martinique, auch ganz einfach. Die Beamten sind sich wohl gewöhnt, dass die Segler, die ja fast allesamt von den französischen Nachbarinseln Martinique oder Guadeloupe anreisen manchmal ohne Papiere auftauchen. Die Franzosen – als streikfreudiges Völkchen – haben ihre Büros ab und zu geschlossen… Auch konnte man in einem Rutsch Ein- und Ausklarieren und bekam 14 Tage Aufenthaltsrecht für gerade mal 13 EC$ (ca. € 4.-). Das ist insofern bemerkenswert, da die Gebühren bei den meisten (nichtfranzösischen) Inseln erheblich höher sind. Je nach dem wo man hinkommt, kann das Gleiche unter Umständen mehrere Hundert US$ kosten.

Der erste Lobster, den wir selber zubereiten. Vom Fischer für 20 US$ gekauft

Dominica ist mit einem Alter von gerade mal 26 Millionen Jahren geologisch gesehen eine der jüngsten Inseln der Kleinen Antillen. Die Insel ist geothermisch noch sehr aktiv mit Vulkanen und heissen und kalten Schwefelquellen. Die ersten Einwohner „Ortoroids“ wanderten aus Südamerika ein und lebten von 3100 v.C. bis 400 n.C. hier. Danach kamen „Arawaks“, welche bis ca. 1400 n.C. die Insel bevölkerten. Um 1400 n.C. breiteten sich die „Kalinga“ oder „Caribs“ – ein kriegerisches Völkchen – von Süden her über die gesamte Inselkette der kleinen Antillen aus und metzelten die Arawaks aus. Der Name „Waitukubuli“ stammt von den Kalingas und bedeutet länglicher Körper, was der Form der Insel entspricht. 1493 kam Columbus und hat die Insel nach dem Wochentag der Entdeckung, einem Sonntag, „Dominica“ getauft. Die Kalingas haben den Europäern erbitterten Widerstand geleistet und wurden erst nach 1600 langsam überwältigt und in die Berge vertrieben. Heute leben noch ca. 2000 Kalingas in einem Reservat auf Dominica.

Heisse Schwefelquelle in der Nähe der Trafalgar Falls

Da die meisten Leute beim Namen Dominica an die Dominikanische Republik denken, gibt es politische Bestrebungen, den alten Namen wieder einzuführen, um nicht ständig mit dem grossen Nachbarn im Nordwesten verwechselt zu werden.

Am Tag nach unserer Ankunft hat ein deutscher Katamaran „USI“ an der Boje neben uns festgemacht. Als wir mit dem Dinghy an Land gefahren sind, haben wir kurz vorbeigeschaut um Hallo zu sagen. Als hinten auf dem Boot „Regensburg“ als Heimathafen stand ist Biggi (die als Kind dort gelebt hat) natürlich Feuer und Flamme gewesen und hat die Crew mit einem lauten „Servus!“ begrüsst. Statt an Land zu fahren wurden wir von Uschi und Albert sofort an Bord gebeten. Sie sind ein paar Jahre älter als wir und hatten ihre beiden erwachsenen Söhne Karl-Heinz und Stefan für vier Wochen an Bord. Unsere Aussage, dass wir eigentlich nur kurz Hallo sagen und dann weiter an Land fahren wollten, wurde geflissentlich ignoriert und Uschi hat ausgiebigst aufgetischt. Neben Wein und Knabberzeugs gab es kurz darauf auch noch einen (naja vielleicht waren es auch zwei, oder drei?) Rum zum Probieren. Entsprechend wurde unser Landausflug erst viel später angetreten.

Was so schön anfängt kann ja nur gut weitergehen! Wir haben uns mit allen Vier super gut verstanden und haben die folgenden Tage viel zusammen unternommen. 

Zuerst haben wir eine Tour durch den Indian River mit „Albert“, unserem Boat Boy, der uns schon bei der Boje geholfen hat – gemacht. Der Indian River ist einer von ca. 200 Flüssen in Dominica der durch den Dschungel geht und dieser mündet direkt hier in der Bucht. Man darf den Fluss nur mit einem zertifizierten Guide befahren und auch nur ohne Motor. Also ruderte Albert uns den Fluss hoch, der sich durch den Dschungel mäandert. Leider hatten wir kein Dictaphone dabei und haben nur einen Bruchteil der vielen Informationen behalten können, die wir von Albert erfahren haben. Neben einige Krabbenarten und viele verschiedenen Pflanzen hat er uns auch einen speziellen Baum gezeigt, der sich sehr gut für den Bootsbau eignet, da seine speziell gewachsenen Astgabelungen für die Stabilisierung von Bugspitze und Heckplatte eignet. Weiter sahen wir auch einige der Orte von Filmsets zu „Fluch der Karibik“, welcher teilweise hier auf Dominica gedreht wurde.

Impressionen vom Indian River…
… bei Regen…
… und bei Sonne.
Mit der USI Crew in der Bush Bar – natürlich bei Regen…

Der Silvesterabend wurde mit dem traditionellen Beach BBQ von P.A.Y.S. eingeläutet. Locals und Segler haben zusammen Huhn und Fisch frisch vom Grill mit lautem Soca Sound und Rumpunsch „a discretion“ genossen. Später sind wir vor dem Regen an Bord von USI geflüchtet und haben an Mitternacht die eine oder andere Notrakete steigen sehen. Eigentlich verboten, aber das wussten wohl nicht alle…

Silvester Beach BBQ

Am 2.1. stand eine gemeinsame Bustour zum südlichen Teil der Insel auf dem Programm. 

Von Portsmouth ging es der Westküste entlang bis Roseau, wo wir den Botanischen Garten besucht haben. Besonders eindrücklich der Schulbus, der 1979 während dem Hurrikan „David“ von einem afrikanischen Baobabbaum zerdrückt wurde. Der Baum hat es überlebt und wächst heutzutage um den Bus herum weiter.

Zerquetschter Bus und Würgefeige

Von dort ging es zum „Titou Gorge“ wo man in einem „eiskalten“ (naja, es war für uns verweichlichte Tropensegler wirklich saukalt!) Bach durch eine Schlucht zu einem Wasserfall schwimmen konnte. Sehr eindrücklich zwischen den schroffen hochaufragenden Felswänden in eine dunkle Höhle rein zu schwimmen, bis plötzlich der Wasserfall um die Ecke auftauchte.

Echt saukalt das Wasser!

Die nächste Attraktion waren die Zwillingswasserfälle „Trafalgar Falls“ die nebeneinander in die Tiefe stürzen. 

Karibischer Lunch

Die USIs mussten am 3.1. weiter, da Karl-Heinz und Stefan ein paar Tage später von Guadeloupe heimfliegen würden. Wir waren alle richtig traurig, dass unsere schöne gemeinsame Zeit schon vorbei war. Es ist immer wieder schön, wie schnell ganz intensive Freundschaften unter Seglern geschlossen werden, aber das klappt nur, wenn die Chemie wirklich stimmt. Bei der USI-Crew war das ganz bestimmt der Fall und das nächste Treffen in Guadeloupe ist schon vereinbart!

Uschi, Albert (der Fotograf), Karl-Heinz und Stefan bei uns an Bord

Als wir wieder alleine waren, haben wir uns an ein paar dringende Bootsarbeiten gemacht. Ein Leck in der Vorschiffskabine musste gefunden und abgedichtet werden und das zerrissene Sonnendach wurde repariert. Da die Endstücke der Reisverschlüsse vom starken Wind weggerissen waren haben wir die Reissverschlüsse kurzerhand zusammengenäht. Jetzt sind die beiden Dächer zwar nicht mehr abnehmbar, aber das ist eigentlich kein Problem – während wir segeln werden sie aufgerollt und mittels Gurtbänder am Segelkleid vom Grossbaum fixiert.

Deckenverkleidung in der Bugkabine demontieren. „Und bist du nicht willig, dann …“
Sonnensegel flicken – und jetzt steht es wieder wie neu 🙂

Die folgenden Tage haben wir den „Cabrits Nationalpark“ mit dem Fort Shirley zu Fuss erkundet, einen Teil vom Waitukubuli-Trail gemacht und sind zu guter Letzt zum „Cold Soufriere“, den kalten Schwefelquellen gewandert. 

Auf dem West Cabrit Trail
Eidechsen, Schlangen und Eremitkrebse im Cabrits Nationalpark
Waitukubuli Trail, Abschnitt 14

Der Waitukubuli-Trail ist ein mehrteiliger Wanderpfad der von Süden nach Norden durch ganz Dominica führt. Er wurde ursprünglich von den Ureinwohnern (Arawak und Caribe-Indianern) benutzt und ist heute eine anspruchsvolle Route quer durch Regenwälder und über Berggipfel. Wir haben allerdings nur einen ganz kleinen Teil gemacht, den wir von Portsmouth aus zu Fuss erreichen konnten.

Die Wanderung zum „Cold Soufriere“ war um einiges anstrengender als wir angenommen hatten. Es ging von Meeresspiegel auf 741 m ü. M. hoch (und danach logischerweise alles wieder runter). Unterwegs wurden wir den ganzen Weg hin und zurück von drei uns völlig unbekannten Hunden begleitet. Jeder nahm an, dass es sich um unsere Hunde handelte, da sie immer neben uns trotteten, aber wir wissen heute noch nicht woher sie kamen bzw. ob sie jemanden gehören. Kurz bevor wir wieder beim Dinghy ankamen waren sie genauso schnell verschwunden wie sie aufgetaucht waren.

Steil bergauf.
Endlich oben angekommen!
Krasse Gegensätze: Unterwegs sehen wir schmucke Häuser unmittelbar neben Wellblechhütten. Und alles ist bewohnt.
Auf dem Rückweg konnten wir unseren Durst an einer natürlichen Quelle löschen. Einheimische holen hier kanisterweise ihr Trinkwasser.
Panoramablick vom Cabrits Nationalpark aus über die Douglas Bay (links) und Prince Rupert Bay (rechts)

Am Freitag 6.1. haben wir versucht mit der Karte an einem Geldautomaten etwas Lokalwährung abzuheben. Was eine Woche vorher noch wunderbar geklappt hat, war jetzt plötzlich nicht mehr möglich. Es kam kein Geld raus – aber was noch blöder war – auch die Karte nicht! Zum Glück war der Automat vor einer Bankfiliale die noch auf war. Wir also dort rein und unser Problem erklärt. Die Dame am Schalter meinte dann lakonisch, dass wir doch am Montag zurückkommen sollten, bis dann hätten sie die Karte rausgenommen. Jetzt wurde ich (wie Biggi das jeweils nennt) etwas energisch und siehe da, plötzlich ging es, die Karte doch jetzt raus zu holen. Etwa eine Stunde, 10 Unterschriften und Ausweiskopien etc. später sind wir mitsamt Karte wieder auf der Strasse gestanden. Geht doch!

Strassenimpressionen aus Portsmouth
Lokales Angebot – bis jetzt haben wir noch nicht alles probiert…
Kuriositäten aus Dominica: Strassenlampen, die mit Windgeneratoren betrieben werden. Recyclingstation mit Schweizerkreuz, die aber zu tief für die Abfallkübel sind?
Sonnenuntergang und Vollmond über Prince Rupert Bay, Dominica

Am 11.1. verliessen wir Dominica (natürlich bei Regen…) und machten uns auf den Weg nach Guadeloupe. Dies war richtiges Genusssegeln, kaum hatten wir den Windschatten von Dominica verlassen kam auch die Sonne! Winde zwischen 15-20 Knoten von schräg hinten und nur ganz wenig Welle haben uns einen wunderschönen Segeltag beschert. Gegen 15 Uhr fiel der Anker neben dem Cousteau Unterwassernationalpark an der Westküste von Guadeloupe. 

A place with a view
Wunderschönes Segelwetter
Basse-Terre, Guadeloupe

Am Tag darauf kam auch USI hier an und es wurde ein sehr vergnüglicher Abend in einer etwas kleineren Runde, da Uschi und Albert nun wieder alleine unterwegs waren. Aus einem Nachmittagskaffe wurde ein spontanes gemeinsames Nachtessen gemacht. Das heisst Uschi und Biggi haben in der Küche rumgewerkelt, während Albert und ich uns ins Trampolinnetz am Bug gelegt, den Sternenhimmel bewundert und über Gott und die Welt philosophiert haben. Kann es einem besser gehen?

Wenn wir schon im bekanntesten Schnorchelspot auf Guadeloupe waren, wollten wir das natürlich auch bewundern. Nach der totalen Windstille vom Vorabend hat es in der Nacht ziemlich aufgefrischt und wir wollten mit den Dinghys zu den der Bucht vorgelagerten Iles de Pigeon rausfahren. Die Überfahrt ist zum Glück nur etwa zwei Seemeilen weit, aber das war doch echt grenzwertig, denn der Wind hatte eine ziemlich ruppige Welle aufgebaut. Die Festmacherbojen auf der Leeseite sind alle für die professionellen Tauchboote reserviert, uns blieben nur die Bojen auf der Luvseite der Insel. Dort zu schnorcheln bzw. vor allem danach wieder ins wild bockende Dinghy reinzukommen war ein Ding der Unmöglichkeit. Also wieder gegen den Wind zurück an Land. Der Hinweg mit dem Wind war schon haarig, der Rückweg gegen Wind und Welle war ein regelrechter Waschgang. Zum Glück hatten wir schon unsere Neoprenshorties an, so haben uns die Wellen, welche immer wieder ins Dinghy eingestiegen sind fast nix ausgemacht. Um nicht ganz abzusaufen habe ich versucht das Dinghy in Gleitfahrt zu halten, obwohl es teilweise abgehoben ist. Bei einem unerwarteten Sprung habe ich den Gasgriff verloren, worauf der Motor sofort eingeschlagen hat und wir in vollem Speed eine 360 Grad Pirouette gedreht haben. Uschi und Albert, die in ihrem grösseren und stärkeren Dinghy besser zurechtkamen, haben sich noch gewundert, was wir denn da für Kunststücke machen… Wir haben zum Glück keinen Abflug gemacht! Wäre schon peinlich gewesen, vom eigenen Dinghy überfahren zu werden.

Schlussendlich konnten wir an einem anderen Platz im Cousteau Unterwassernationalpark festmachen und endlich doch schnorcheln gehen. Kaum war ich im Wasser, hatte ich einen ca. 3 cm langen Pilotfisch vor der Maske. Pilotfische schwimmen normalerweise vor Haien her um sich von den Krümeln, die beim Fressen herumschwimmen zu ernähren. Mangels Haien hat dieser hier mich als Wirt auserkoren und ist wirklich die ganze Zeit bei mir geblieben, meistens wenige cm vor meiner Maske. Armer Kerl, die ganze Mühe umsonst, da es bei mir nichts zu fressen gab. Leider muss ich sagen, dass wir beide letztendlich recht ernüchtert waren. Obwohl dieser Platz immer wieder gelobt wird, hat uns der Zustand vom Riff enttäuscht oder eher erschreckt. Auch hier gab es nur wenig Fische und Korallen. Die Unterwasserwelt in der Karibik hat wirklich schwer unter den Umwelteinflüssen gelitten.

Uschi und Albert in ihrem Dinghy
Trotz Nationalpark fast nichts zu sehen.
Mein Freund der Pilotfisch
Sundowner auf der RARE BREED. Im Hintergrund Pigeon Island, zu der wir am Vormittag die turbulente Dinghyüberfahrt hatten.

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