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Schlagwort: Barrakuda

Hai Life! Naja, wenigstens ein Biss(chen)…

Hai Life! Naja, wenigstens ein Biss(chen)…

26.02. – 17.03.2023 St. Martin – Guadeloupe – Marie-Galante – Terre-de-Haut (Iles des Saintes) – Dominica, Logstand seit Start 6579 sm

Sonntag, 26. Februar – tatsächlich ist ein gutes Wetterfenster in Sicht. Also lichten wir nach dem Mittagessen bei schönem Wetter unseren Anker. Vor uns liegen 150 sm, was einen Nachtschlag für uns bedeutet. Dieses Mal präpariert sich Biggi nicht nur mit Vitamin C und Ingwer, nein, sie schmeisst sich gleich mal ein Stugeron ein, um der Seekrankheit vorzubeugen. 

Gut gerüstet auf zur Nachtfahrt!

Die Angel ist kaum eine Stunde im Wasser, als sich ein Fang bemerkbar macht. Nach dem anfänglichen Rucken hat der Fisch plötzlich gar keinen grossen Widerstand mehr geleistet und liess sich sehr einfach einholen. Kaum hatten wir ihn hinter dem Boot, war uns klar wieso es so leicht gegangen war – es war nämlich nur noch der halbe Fisch am Haken! Ein Hai hat sich kurzerhand den hinteren Teil geschnappt (…und den Rest der Makrele schon weitestgehend filetiert). Das war aus mehreren Gründen erstaunlich: Erstens habe ich bis jetzt noch nie einen Hai in diesem Teil der Karibik gesehen und zweitens ging das alles blitzschnell – zwischen dem Anschlagen der Angel bis der Fisch an Bord war sind gerade mal zwei Minuten vergangen.

Armer Kerl!

Der Übernachtschlag von St. Martin bis Guadeloupe war mit den moderaten Winden sehr angenehm und Biggi’s Stugerontherapie hat sich ausgezahlt.

Abendstimmung auf dem Meer. Alle wollen nach Norden, nur wir nach Süden…
Guadeloupe in Sicht.

Unser ursprüngliches Ziel, Deshaies, war schlichtweg zu voll um noch einen vernünftigen Platz zu ergattern und so sind wir 10 Seemeilen weiter bis Basse-Terre gefahren. Es hat sich wieder gezeigt, dass es keine schlechte Idee ist, etwas Zeitmarginal einzuplanen, denn so konnten wir noch vor dem Eindunkeln vor Anker gehen.

Vor Anker in Basse-Terre

Biggi wollte gerne nach Marie-Galante und das passte bei dem schwachwindigen Wetter gut. Bei stärkeren Winden ist die Anfahrt gegen den Wind mühsam und der Ankerplatz ist dann auch ziemlich rollig. Daher sind wir schon bei Tagesanbruch wieder losgefahren und haben die letzten 35 Seemeilen bis Marie-Galante unter Motor zurückgelegt. Dabei biss sogar eine kleine Makrele an, die aber so klein war, dass wir sie lieber wieder ins Meer zurückgeworfen haben. Erst danach kam uns in Sinn, dass wir wenigstens ein Bild hätten machen können. Da hat Biggi als «Bordfotografin», die alles Mögliche und jeden(!) Sonnenuntergang fotografiert wohl nicht aufgepasst.

Im Fischerbojenslalom durch die spiegelglatte See

Nach 6 h und 48 m oder 37.5 Seemeilen erreichen wir Marie-Galante und ankern in der Baie de Saint-Louis vor einem schönen Palmenstrand.

Bucht von St. Louis auf Marie-Galante
Strandspaziergang
Auch ich „muss“ manchmal Sonnenuntergangsbilder machen

Das türkisfarbene Wasser lädt geradezu dazu ein, sofort mein neues Spielzeug, ein einsitziges Kajak auszuprobieren. Das Kajak haben wir in St. Martin von anderen Seglern gegen ein paar neue Taucherflossen eingetauscht. Das war für beide eine win/win Situation. Sie hatten kein Platz für das gefundene Kajak und die Flossen waren mir zu eng. Tauschgeschäft unter Seglern.

Erst noch an RARE BREED angebunden und dann ohne Sicherungsseil auf und davon.
SUP vs Kajak. Biggi hat keine Chance mir zu folgen und schnappt sich heimlich die Leine und ich habe es nicht mal bemerkt!

Am Anfang tat ich mich echt schwer, denn das Kajak ist extrem wackelig, aber mit der Zeit ging es schon ganz gut. Dank seiner schlanken Form ist es bei jemand, der es gut kann wohl sogar richtig schnell und kursstabil. Macht auf jeden Fall total Spass damit rumzupaddeln und ein bisschen Bewegung kann ja auch nicht schaden.

Chillen auf der Heckplattform.

Marie-Galante liegt wegen der Lage im Luv der anderen Inseln ein wenig ausserhalb des «Massentrecks», aber wegen der schwachen Winde waren wir wohl nicht die einzigen, die die Chance ergriffen haben dorthin zu kommen. Der Ankerplatz war auf jeden Fall gut besucht. 

Schwimmsteg für die Dinghys. Da kommt man nicht trockenen Fusses an Land.

Die Insel hat ca. 11’000 Einwohner, ist klein (158,1 km2), grün (Zuckerrohrfelder soweit das Auge reicht), flach (Morne Constant ist ganze 204m hoch) und rund und erinnert an einen überdimensionierten Pfannkuchen. 

Ansonsten wirkt die Insel extrem entspannt und ruhig, fast schon verschlafen. Ausser ein paar Touristen auf Rollern oder in Mietwagen waren die Strassen wie leergefegt.

Street Art in St. Louis.

Von St. Martin kommend mussten wir einklarieren, was man gemäss Cruising Guide in einem Laden im Ort machen kann. Denkste, der einzige Einklarierungscomputer war kaputt. Das muss wohl schon eine Weile so gewesen sein, denn draussen hing ein etwas ausgeblichenes Schild mit dem Hinweis, dass man sich beim Zoll in Grand-Bourg melden solle. Grand-Bourg liegt aber etwa 10 km weiter im Süden der Insel. Ein paar erfolglose Anrufversuche später haben wir entschieden, das Nützliche mit dem Vergnügen zu verbinden und für den nächsten Tag ein Auto zu mieten um zum Zoll zu fahren und anschliessend eine Inselrundfahrt zu machen.

Pünktlich um 08:00 Uhr konnten wir das Auto übernehmen und als gesetzestreue Segler natürlich als erstes zum Zoll fahren. Unterwegs nehmen wir noch einen Anhalter mit, was sich als sehr gute Idee herausstellt. Er weiss, wo das Zollbüro in Grand-Bourg ist. Die Bürozeiten sind von morgens 07:00 bis 14:00 Uhr, aber das hat die Zöllner wohl nicht sonderlich interessiert. Getreu der französischen Arbeitseinstellung war weit und breit kein Beamter in Sicht und das mehrfache Klingeln war genauso nutzlos wie das Anrufen vom Vortag. Also wer nicht will, der hat gehabt, mehr als versuchen geht ja nicht!

Vergeblicher Versuch beim Zoll einzuklarieren. Die Rolläden sind zu und niemand daheim.

Wir haben das Auto für zwei Tage gemietet, aber die Insel ist so klein, dass wir am ersten Tag schon alle Sehenswürdigkeiten inkl. drei (!) Wanderungen geschafft haben. So sind wir am nächsten Tag einfach ein bisschen kreuz und quer über die Insel getuckert, haben zwei weitere Wanderungen gemacht und nun wirklich jeden Fleck gesehen. 

Die Ortsbezeichnungen sind alle in Französisch und Kreolisch angeschrieben
Eine alte Zuckermühle inmitten der Zuckerrohrfelder
Leider werden auch hier alte Autos und Abfall einfach in der Natur entsorgt.
Die Atlantikküste von Marie-Galante ist spektakulär schön…
und schroff und wild.
Gueule Grand Gouffre – ein Blow Hole an der Nordspitze von Marie-Galante
Neben Zuckerrohrfeldern gab es auch märchenhafte Waldwanderwege.

Der Ankerplatz ist bis weit draussen extrem flach, aber wegen dem Seegras am Grund war es doch eher dunkel unter dem Boot. Aber das Wasser war sauber und so bin ich ins warme Nass um den Rumpf abzuwischen. Das neue Antifouling von Grenada ist wirklich viel besser, als das was ich in Deutschland drauf gemacht hatte. Trotzdem gibt es immer etwas Bewuchs, welcher sich aber leicht wieder abbürsten lässt. Biggi stand oben an Deck und hat runtergeschaut, als sie einen etwa 1,5m langen Hai hinter meinem Rücken schwimmen sah! Ich habe natürlich nichts gemerkt und da ich den Kopf mehrheitlich unter Wasser hatte, habe ich ihr aufgeregtes Gefuchtel von oben auch nicht mitbekommen. Als ich es dann endlich gehört habe (und realisiert habe, dass es kein Witz ist) konnte ich gerade noch sehen wie er davon geschwommen ist. Erstaunlicherweise war es kein Ammenhai, sondern einen Weisspitzenriffhai. Beide Arten sind eigentlich harmlos, aber es ist trotzdem ein etwas ungemütliches Gefühl, wenn man sie im Rücken hat. Nachdem ich Biggi immer wieder versichert hatte, dass es hier in der Karibik sozusagen keine Haie hätte (und wenn schon, dann nur die harmlosen Ammenhaie) musste ich jetzt zugeben, dass das vielleicht doch nicht so ganz richtig war. Auf jeden Fall war ihre kategorische Weigerung an dem Tag noch ins Wasser zu gehen irgendwie verständlich… 

Rumpfschrubben VOR der Haisichtung.

Nach einer knappen Woche im verschlafenen Marie-Galante hiess es am 6. März  «Tschüss kleiner grüner Pfannkuchen», und wir setzten zum 16 Seemeilen kurzen Sprung zu den Iles des Saintes an. Die Winde waren immer noch sehr schwach und unser Spinnaker war nur die ersten Meilen oben. Danach ist sogar dieses leichte Tuch eingefallen und der Diesel musste wieder für die letzten Meilen herhalten.

Wie ging das nun wieder? Na, geht doch!

Die Iles des Saintes werden von vielen Seglern als ein Kleinod in der Karibik bezeichnet und das können wir nur bestätigen. Iles des Saintes sind völlig anders als die anderen Inseln. Es wirkt eigentlich gar nicht karibisch, sondern mutet eher wie eine mediterrane Inselgruppe an. Im Hauptort Bourg des Saintes gibt es eine schöne autofreie Fussgängerzone mit einem kleinen Park, haufenweise Restaurants, Eisdielen und exklusive Kleinläden mit Mode, Kunst und Schmuck.

Impressionen von Bourg des Saintes, der Hauptort von Terre-de-Haut, Iles des Saintes
Die kleine Kirche von Bourg. Hier bekommt der Begriff Kirchenschiff eine ganz neue Bedeutung.
Leguan: Als Wandbemalung und in real life
Am Strand vor Bourg schwammen erstaunlich grosse Fische fast auf den Sandstrand rauf.

Hier hat man kulinarisch wirklich die Qual der Wahl! Ein gutes Restaurant reiht sich am anderen. Die Preise sind zwischen moderat bis eher hoch, aber die Qualität und das Ambiente sind wirklich ausgezeichnet. Wir, die eher selten auswärts essen, haben hier richtig «zugeschlagen» und neben dem Genuss von hausgemachtem Gelati, Cappuccino und feinstem Espresso sind wir in der Woche dort zwei Mal richtig gut essen gegangen. 

Croissants, Cappucino und Espresso und natürlich Gelati, sooo lecker!
Aussicht vom Restaurant
Schlemmen wie Gott in Frankreich
Ratet mal wem welcher Teller gehört…

Als Ausgleich sind wir kreuz und quer, oder eher hoch und runter alle Strecken gelaufen. Die Hauptinsel Terre-de-Haut ist nämlich extrem hügelig und entsprechend anstrengend zu Erlaufen. Die meisten Touristen mieten sich deshalb eines der vielen Elektrofahrzeuge, E-Bikes oder Roller. Aber wir haben das Geld lieber in ein gutes Essen investiert und sind stattdessen zu Fuss unterwegs gewesen. Wie auch auf Marie-Galante lief hier alles sehr gemütlich ab und die einzige «Gefahr» bestand in den überall auf Rollern und Golfkarts herumfahrenden Touristen. 

Um an Land zu kommen mussten wir das Dinghy durch Seegrasfelder ziehen
Alle fahren Roller – nur wir laufen.
A Lounge with a View
Hier sind die Strassengräben wirklich tief.

Die Bucht in der wir lagen war eher abgelegen, aber hat bei den angesagten Westwinden guten Schutz geboten.  Westwinde sind hier in der Karibik die absolute Ausnahme und die meisten Ankerplätze sind nach Westen ungeschützt. Nach dem Erlebnis in St. Anne vor einem halben Jahr, wo ich bei starkem Westwind vor Anker die grössten Bocksprünge gemacht habe, war ich entsprechend vorsichtig und wollte in einer nach Westen geschützten Bucht ankern. So kam es, dass wir nicht wie die meisten anderen an einer Boje vor Bourg des Saintes, sondern in einer mehrheitlich einsamen Bucht vor Anker gelegen sind.

Das dicht gefüllte Bojenfeld vor Bourg des Saintes…
… und unsere einsame Bucht
Tagsüber und bei Vollmond
Baden wie in einem Binnensee

Die Winde blieben eher schwach und wir haben das ruhige Wasser zum Schnorcheln (Biggi’s Haiphobie hatte sich inzwischen etwas gelegt) ausgenutzt, um kleine Fische zu beobachten (den grossen Barrakuda, der direkt unter unserem Boot stand hat sie zum Glück gar nicht erst gesehen…).

Riesige Fischschwärme und ein Barrakuda unter RARE BREED

Die Bucht war auch für ausgedehnte SUP- und Kajakausflüge ideal und so konnten wir unsere Wassersportfähigkeiten ein wenig verbessern. Bei mir hiess das zu lernen, wie ich vom Wasser aus ins kippelige Kajak reinkomme. Die ersten Versuche waren zum Schiessen und Biggi hat sich gekugelt vor Lachen, aber – Youtube sei Dank – habe ich die richtige Technik verwendet und schlussendlich auch geschafft oben zu bleiben.

YESS!
Schnorchelausflug mit SUP und Kajak

Manchmal kamen Fischer und haben um unser Boot herum gefischt. Einer hat vom Kajak aus mit der Handleine einen Fisch nach den anderen unter unserem Boot rausgezogen. Als er unsere Neugier bemerkt hat, hat er uns eine Handvoll kleine Köderfische geschenkt, damit wir es auch ausprobieren konnten. Obwohl er weiterhin alle paar Minuten einen Fisch rausgezogen hat – tja, gekonnt ist halt gekonnt – haben sie bei uns nur die Köderfische vom Haken geklaut. Schliesslich hat Biggi tatsächlich noch einen Fisch rausgezogen, aber sonst blieb es beim Füttern. Mit der Zeit kamen wir uns richtig doof vor und der Fischer hat sich wohl gefragt, was wir für komische Vögel seien. Am Schluss hatte er so viel Mitleid mit uns, dass er uns ein paar Fische rübergegeben hat, damit wir wenigstens eine Mahlzeit daraus machen konnten.

Als der Wind sich wieder auf normalen Nordostpassat eingependelt hat sind wir die etwa 20 Seemeilen nach Dominica gesegelt. Dabei kreuzten wir die Kurslinie der beiden Dreimaster SEACLOUD und SEACLOUD II und zwar so nah, dass wir tatsächlich ausweichen mussten. Sozusagen mittendrin statt nur dabei…

Unter vollen Segeln nach Dominica
Die Ansicht auf dem AIS und die Realität – beides viel zu nah!
Es sind SEA CLOUD und SEA CLOUD II. „CPA“ = Closest Point of Approach ist der Abstand mit dem man sich kreuzen wird.
Und sie kommen immer näher…
… bis der eine vor und der andere hinter uns durchfährt. Das war knapp!
Ein einmaliges Erlebnis!

Nach den letzten drei Wochen ohne Regen haben wir uns schon auf den Regen in Dominica gefreut, weil dann endlich die Salzschicht vom Boot gewaschen wird. Wenn man wie wir fast nie in einer Marina liegt, wird die Salzschicht an Deck nur bei Regen abgewaschen. Das selber gemachte Wasser ist uns zu kostbar um damit das Boot zu waschen. Entgegen der ursprünglich angedachten zwei Wochen sind wir schon nach drei Nächten von Dominica weitergesegelt und in der Zeit ist kein einziger Tropfen Wasser vom Himmel gefallen. So kann man sich täuschen. 

Die Lage in der Prince Rupert Bay hat sich seit unserem Besuch im Januar massiv verändert. Beide Dinghystege waren nicht mehr benutzbar. Der eine war durch eine viel zu hohe Betonpier ersetzt worden, wo man mit dem Dinghy fast nicht anlanden kann. Der andere Steg war wegen dem starken Schwell demontiert worden. Am Strand haben sich die Wellen gebrochen und so war es fast nicht möglich an Land zu kommen. Zum Glück konnten wir schon am zweiten Tag einen Ausflug zum Nordteil der Insel, die wir beim letzten Besuch ausgelassen hatten, machen. Der Tourguide hat uns mit seinem Boot von Bord abgeholt und abends wieder zurückgebracht. Diese Tour war echt der Hammer und wir haben wieder einmal festgestellt wie landschaftlich schön Dominica ist! Unser Tourguide Serge hat uns extrem viel gezeigt und erzählt. Man hat ihm richtig angemerkt wie gern er hier lebt und es war herzerwärmend zu erleben mit welchem Enthusiasmus er das an uns weitergegeben hat. Genau wie bei George, mit dem wir den Ausflug zu den Fregattvögeln auf Barbuda gemacht haben, hatte man bei Serge das Gefühl, dass er völlig in sich ruht und mit sich und der Welt zufrieden ist. Es sind beides Männer im Alter zwischen 60 und 70, die in einfachen Verhältnissen leben, aber trotzdem sehr glücklich wirken. Da kann unsereins einiges davon lernen.

Serge zeigt uns wilde Wasserkresse
Ein kleiner Hike zu den Bwa Nef Falls. Man beachte den eingeklemmten Felsbrocken oben in der Schlucht (linkes Bild).
Postkartenmomente
Die Red Rocks, die eigentlich keine Felsen sondern harter Lehm sind.
Wie eine Mondlandschaft
Blauer Vulkansand kontrastiert die roten Felsen.

So hatten wir eigentlich schon nach zwei Tagen alles was wir noch auf Dominica machen wollten «erledigt» und sind nach der dritten Nacht frühmorgens wieder aufgebrochen. Nächstes Ziel: Martinique.

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Rosa Strände im gefährdeten Paradies

Rosa Strände im gefährdeten Paradies

14. – 27.01.2023, Guadeloupe – Antigua & Barbuda, Logstand seit Start 6198 sm

Am 14.01. sind wir die ca. 10 Seemeilen vom Ankerplatz Bouillante beim Cousteau Unterwassernationalpark nach Deshaies an die Nordwest Spitze von Guadeloupe gefahren. Gefahren ist auch der richtige Ausdruck, denn es herrschte totale Flaute. Wo wir am Vortag bei ruppiger See mit dem Dinghy fast ersoffen wären, war jetzt spiegelblanke See und ideale Bedingungen zum Schnorcheln. Doof, aber nicht zu ändern. Gemäss Wettervorhersage sollte eine länger andauernde Periode mit sehr schwachen südöstlichen Winden kommen, welche wir nutzen wollten um Green Island und vielleicht sogar Barbuda zu besuchen. Green Island liegt hinter einem Riff im östlichen Teil – also auf der dem Wind zugewandten Seite von Antigua. Die Strecke von hier nach Barbuda ist viel angenehmer, als wenn man den üblichen Weg von der Westseite von Antigua nimmt. Also kamen uns schwache Winde ganz recht.

Abfahrt aus Bouillante bei Flaute

Die für den Nachmittag geplante Flusswanderung in Deshaies ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Kaum sind wir angekommen hat es angefangen in Strömen zu regnen und mit kurzen Unterbrüchen ist es den ganzen Nachmittag so geblieben. So machten wir nur einen kurzen Landgang, um im Pelicano, einem kleinen Souvenir- und Kleiderladen auszuklarieren. Nachher sind wir an Bord zu USI zum Kaffeetrinken gefahren. Da wir davon ausgehen, dass wir auf dem Rückweg in den Süden wieder hierherkommen, werden wir es dann mit der Wanderung nochmals versuchen.

Deshaies bei Regen. Kaffee und Kuchen bei Uschi & Albert auf der USI

Am Morgen darauf sind wir um 7 Uhr los, um die 40 Seemeilen bis Falmouth Harbour auf Antigua zu schaffen und noch rechtzeitig vor Dienstschluss der Zollbehörden anzukommen. Wir wollten gerne noch am gleichen Tag einklarieren.

Morgentliche Abfahrt aus Deshaies

Das Wetter war diesig und die Winde eher schwach, so dass wir einen Teil der Strecke mit Motorunterstützung gesegelt sind. Da wir zusammen mit der USI unterwegs waren, haben wir direkt mal gegenseitig Fotos von unseren Booten unter Segel geschossen. Bilder vom eigenen Boot unter Segel zu bekommen ist nämlich ziemlich aufwendig, wenn man nur zu zweit unterwegs ist. So werden solche Gelegenheiten für gegenseitige Fotoshootings natürlich gerne wahrgenommen.

RARE BREED und …
… USI unter vollen Segeln

Auf diesem Törn haben wir wieder unser Angelglück probiert und prompt eine schöne Königsmakrele gefangen. Da wir zurzeit den grossen Kühlschrank zur Gefriertruhe umfunktioniert haben, konnten wir den Fisch einfrieren und haben die Angel gleich nochmals ausgeworfen. War wohl keine so gute Idee: Irgendetwas hat tatsächlich angebissen und den Silk mit einer affenartigen Geschwindigkeit rausgezogen. Die Bremse an der Angelrolle war völlig überfordert und bevor ich dazu kam die Schnur einzuholen, hat es einen Ruck gegeben und der Fisch war mitsamt Köder und stählernem Vorfach weg. Das tönt jetzt etwas hart für den Fisch, aber wir verwenden bewusst keine rostfreien Fischerhaken, damit sie sich von selber auflösen, wenn sie in einem Fisch stecken bleiben.

Königsmakrele und abgerissener Silk

Wir sind zusammen mit der USI gegen 15 Uhr in der Falmouth Bay vor Anker gegangen und Albert und ich sind sofort mit dem Dinghy los um einzuklarieren. Die Büros von Zoll, Immigration und Nationalparkbehörden befinden sich in den liebevoll restaurierten Gebäuden im Nelsons Dockyard in der Nachbarbucht English Harbour. Da wir während der ruhigen Wetterlage schnell weiter nach Green Island wollten, werden wir auch hier nochmals zu einem späteren Zeitpunkt Halt machen, um alles in Ruhe anzuschauen. Das Einklarieren hat übrigens EC$ 226.- gekostet, was um einiges teurer als die EC$ 13.- in Dominica war.

Einfahrt Falmouth Harbour, Antigua
Die gelbe Q-Flagge wird nach dem Einklarieren wieder runter genommen

Abends wurde gemeinsam auf der USI gekocht. Es gab natürlich frische Königsmakrele à la Biggi: Das heisst asiatisch mit Sojasauce, Knoblauch und Ingwer mariniert und mit Spaghetti serviert. Sogar Albert, der Fisch gegenüber eher skeptisch ist, hat es offensichtlich geschmeckt. 

Auf der USI zum Sundowner, Kochen, Essen und Chillen

Am nächsten Morgen gingen wir erst um 10:30 Uhr Anker auf. Dieses Mal lagen nur knapp 12 Meilen vor uns bis Green Island. Ich habe die Abfahrtszeit so gelegt, dass wir kurz nach Mittag ankommen, um mit einer hochstehenden Sonne im Rücken in die Riffe reinfahren zu können. Die letzte Meile der Strecke geht im Zick-Zack-Kurs zwischen den Riffen durch und wenn die Sonne zu tief steht oder von vorne scheint, ist es unmöglich die Riffe zu sehen. Schlussendlich ging es problemlos, denn die Darstellung im Kartenplotter hat zu 100% gestimmt. Wenn diese Angaben korrekt sind (und die Geräte nicht im dümmsten Moment aussteigen), kann man faktisch im Blindflug da durchfahren. Aber das weiss man im Vornherein jeweils nicht.

Zusammen mit USI verlassen wir Falmouth Harbour nach nur einer Nacht mit Ziel Green Island

Auch für diese kurze Strecke haben wir die Angelrute rausgehängt und prompt einen Barrakuda gefangen. Grössere Barrakudas sind oft Träger von Ciguatera, was bei Menschen zu einer ziemlich unangenehmen Vergiftung führen kann. Dieses Exemplar war nicht so gross, aber da ich den Geschmack nicht so toll finde, haben wir ihn wieder in die Freiheit entlassen. Wenn der Haken sich nur im Kiefer verfängt, entstehen nur kleinste Verletzungen die nicht mal bluten und der Fisch wird ohne bleibende Schäden weiterleben können. Sobald der Köder verschluckt wird und der Haken im Bereich der Kiemen steckt (was zum Glück eher selten passiert) sind die Verletzungen zu gross und man erlöst den Fisch besser von seinem Leiden. Fische, die wir behalten werden unmittelbar nach dem Einholen mit einem beherzten Schnitt hinter den Kiemen getötet und ausgeblutet. Eine Riesensauerei, aber die humanste Methode sie umzubringen.

Barrakuda
Antiguas Südküste
Einfahrt hinter Green Island

Auf Green Island hatte ich mich lange schon gefreut. Von den Beschreibungen und der Karte her hatte ich etwas ähnliches wie Tobago Cays erwartet. Die Realität sah aber etwas anders aus. Trotz sehr ruhigem Wetter war das Wasser eher trüb. Ein Schnorchelausflug zu einem Riff bei dem nahe gelegenen Bird Island war – ähnlich wie in Guadeloupe – auch ziemlich enttäuschend. Trübes Wasser, ein paar schöne Korallen, aber kaum Fische. 

Schnorcheln bei Bird Island

Da das Wetter weiterhin sehr schwachwindig war, dies aber nicht mehr allzu lange anhalten würde, haben wir nach nur zwei Nächten bei Green Island den Anker gelichtet und uns auf den Weg nach Barbuda gemacht. Weil wir auch in Barbuda zwischen den Riffen hindurch mussten und im Cruising Guide steht, dass die Kartenplotteransicht nicht korrekt ist, wollte ich auch hier mit der hochstehenden Sonne im Rücken reinfahren. Die Strecke von etwas über 30 Seemeilen bedeutete, dass wir bei Tagesanbruch losfahren mussten um bei optimalen Lichtverhältnissen anzukommen. Um durch die Riffe bei Green Island zu kommen konnten wir unseren aufgezeichneten Track von der Hinfahrt entlang fahren, um trotz tiefstehender Sonne heil ins tiefe Wasser zu kommen. Segen der modernen Navigationsmittel!

Anker heben bei Tagesanbruch und mit USI im Schlepptau der gestrigen Route zwischen den Untiefen zurück folgen
Kartensicht der Strecke von Antigua nach Barbuda (Keine Sorge, die „Mann über Bord“ Markierung im linken Bild war nur ein Test)

Die Fahrt entlang der von Riffen gesäumten Luvküste von Antigua war dank der schwachen Winde problemlos. In der Hoffnung, dass das Fischerglück der vergangenen Tage anhalten würde, haben wir wieder geangelt. Auf der Atlantikseite gibt es sehr viel vom Sargassotang und so ist unser Köder ständig voll von Tang gewesen. Wenn sich so ein Büschel Tang im Haken verfängt, denkt man erst, dass es ein Fisch ist, denn die Rute schlägt wegen des Widerstands sofort an und auch das Einholen ist ziemlich anstrengend.  Nach x Reinigungsaktionen habe ich die Bremse an der Rolle so hart eingestellt, dass sie nur bei grossem Druck anschlagen würde. Kurz vor Barbuda haben wir die Segel geborgen und dabei gleich auch die Angel eingeholt. Wieder mit ziemlich viel Widerstand, aber da nichts gross geruckelt hat, gingen wir auch jetzt davon aus, dass es nur Tang sei. Umso grösser war die Überraschung, als wir das Ende der Leine sahen und tatsächlich ein Fisch dran hing! Es war wieder eine schöne Königsmakrele. Der arme Kerl war wohl schon länger am Haken, denn er war völlig erschöpft als ich ihn an Bord holte. Schnell der Kiemenschnitt und eine Entschuldigung für sein Schicksal.

Noch eine Königsmakrele

Barbuda ist, im Gegensatz zu den grösstenteils bergigen Vulkaninseln der kleinen Antillen flach wie ein Pfannkuchen und von einem makellosen weissen und teilweise auch rosaroten Sandstrand umrandet.

Ansteuerung von Barbuda

Hierher kommt man nur mit dem eigenen Boot, mit der Fähre oder gar per Helikopter von Antigua aus. Entsprechend einsam und exklusiv geht es hier zu.

Ankerplatz bei Cocoa Point im Südosten Barbudas
Vor Anker am Cocoa Point
Am ersten Abend in Barbuda kommen Albert und Uschi zu uns zum Makrelenessen, dieses Mal gebraten mit Couscous und einem Griessdessert

Barbuda wurde 2017 vom Hurrikan Irma nahezu komplett zerstört und man sieht vielerorts noch Ruinen und die übrig gebliebenen Fundamente der ehemaligen Häuser. Seither wird hier viel neu gebaut und der damalige Charme und die Beschaulichkeit von Barbuda wird mit den neu entstehenden Hotelanlagen wohl langsam verschwinden. Aber so weit ist es noch nicht. Wenn man heutzutage entlang des Strandes oder der staubigen Strasse über die Insel geht, sieht man bald mehr verwilderte Esel als Menschen. 

Strand und verwilderte Esel

Den ersten Ausflug machen wir zusammen mit Albert und Uschi und mit vereinten Kräften schaffen wir es mit Mühe und Not ihr grosses Dinghy den Strand hoch zu ziehen. 

Ein Spaziergang am wunderschönen Princess-Diana-Beach entlang führt an gerade mal zwei Beachbars vorbei. Die letztere heisst «Nobu», ist auf die japanische Küche spezialisiert und hat sogar eine angrenzende exklusive Wellnessanlage. Der Preis von 30 US$ für drei Kafi und ein Bier entsprechend hoch. Gemäss den Damen sei es aber ein sehr guter Cappuccino gewesen. Mein Carib Bier hat genauso gut geschmeckt wie das in Grenada (für nicht mal ein Sechstel des Preises). Der Hammer war aber ihr Spezialangebot: Schnorcheln zum Lobsterkäfig und sich seinen Lobster selber aussuchen, der anschliessend vom Koch auf japanische Art zubereitet wird – Kostenpunkt US$ 500.- pro Person notabene!

Cappu und Bier im Nobu’s

War das Anlanden mit USI’s Dinghy schon schwierig gewesen, erwies sich das wieder zu viert an Bord des Dinghys zu kommen als komplett unmöglich. Inzwischen hatte sich eine Dünung mit teilweise brechenden Wellen am Strand aufgebaut. Irgendwie haben wir es geschafft, das Dinghy mit Albert an Bord durch die Brandung zu schieben, aber für Uschi und Biggi war ein Anbordkommen bei diesen Bedingungen schier unmöglich. Ich bin dann rausgeschwommen, zu Albert ins Dinghy geklettert und wir sind zu RARE BREED gefahren. Dort angekommen bin ich in unser Dinghy umgestiegen und damit Richtung Strand gefahren, während Uschi und Biggi am Strand entlangliefen, um zu einem hoffentlich etwas ruhigeren Abschnitt weiter südlich zu kommen.  Mit etwas Geschubse und ziehen haben wir Uschi dann in unser kleines Dinghy gehievt und Biggi war schwimmenderweise neben uns Richtung Boot unterwegs. Albert, der alte Charmeur hat seine Chance sofort gewittert und einen Versuch gestartet Biggi (mit seinem Dinghy) abzuschleppen 😉 Tja, so kann ein beschaulicher Nachmittag am Strand zum regelrechten Abenteuer ausarten.

Uschi und Albert wollen diese Saison noch bis zu den Bahamas hoch, während wir schon bald an unserem nördlichsten Punkt von der Reise dieser Saison angelangt sein werden. Entsprechend müssen sie sich etwas sputen und so haben sich unsere Wege am Tag darauf wieder getrennt. Dieses Mal vermutlich für länger. Sie segelten nach Antigua zurück, während wir noch ein paar Tage hier auf Barbuda verbringen wollten. 

Dank euch beiden für die vielen tollen gemeinsamen Erlebnisse und allzeit gute Fahrt, liebe Uschi und Albert!

Nach einem Haushaltstag mit Waschen, Wasser machen usw. machen wir uns am übernächsten Tag auf, um zum Pink Sand Beach zu laufen.

Waschtag auf RARE BREED

Wir fahren mit dem Dinghy zur ersten Strandbar, dem Shack a Kai, wo wir an der dort liegenden Boje festmachen können und waten von dort an Land. Den ersten Teil können wir am Strand entlang, aber nach ca. 3 km müssen wir die Staubpiste entlang laufen, bis wir an eine neue Ferienanlage mit ein paar Cottages kommen, wo wir wieder zum Strand runter können.

„NO DUST“, naja, hat wohl nicht so geklappt mit dem Schild.

Kaum sind wir auf dem Gelände werden wir von Chris, dem Sohn des Besitzers angesprochen. Die Anlage gehört einer lokalen Familie und hat auch ein schönes kleines Restaurant «Uncle Roddy’s Bar and Restaurant». Chris ist total nett und erklärt uns, dass es noch ein gutes Stück zum Pink Sand Beach ist, er aber sowieso mit dem Auto dorthin fahren müsse um etwas abzuholen und ob wir mitkommen wollen. Das kommt uns sogar sehr gelegen und so werden wir von Chris am Pink Sand Beach abgesetzt. Wir vereinbaren, dass er uns auf dem Rückweg in ca. 30 Minuten wieder abholt. So nett!

Chris nimmt uns in seinem Van mit.

Der Strand ist tatsächlich rosafarbig, nicht überall und auch nur im Bereich wo das Wasser drüber spült. Es ist trotzdem sehr eindrücklich und fast schon kitschig schön.

Der Stoff aus dem rosa Strände gemacht werden

Zurück bei Uncle Roddy’s ist es ein Uhr mittags und nachdem wir wie üblich nichts gefrühstückt haben hat es sich angeboten sich dort zu stärken. Als ich die Preisliste gesehen habe ist mir fast der Atem gestockt, bis wir realisierten, dass die Preise nicht in US$ sondern in EC$ angegeben sind (Kurs ca.  1 zu 3). Na dann kann es ja losgehen und wir bestellen uns je ein Lobster Sandwich und ein eiskaltes Bier. Was für ein Genuss! 

Uncle Roddy’s Beach Cottages
Beim ersten Mal war es so fein, dass wir ein paar Tage später nochmals hingegangen sind (hin und zurück immerhin 11 km zu Fuss) um Lobster bzw. Lobstersandwich und einen hervorragenden Cheese Cake zu essen.

Nachdem wir bis jetzt die schönen Seiten von diesem Paradies gezeigt haben, möchten wir auch die Schattenseiten aufzeigen, denn was hier gerade vor sich geht ist nicht weniger als die Zerstörung eines einmaligen Ökosystems und einer der letzten relativ unberührten Inseln in der östlichen Karibik.

Barbuda wurde ursprünglich von der Familie Codrington vom englischen Staat gepachtet – zum unglaublichen Preis von einem Schaf Pacht pro Jahr. Als trockene Insel eignete sie sich nicht für die sonst üblichen Zuckerrohrplantagen und so hat die Familie Codrington andere Einnahmequellen gesucht, und gefunden. Es wurden Pflanzen angebaut, welche auch mit wenig Wasser auskommen, es wurden Hirsche und Wildschweine ausgesetzt, um sie später jagen zu können (was übrigens heute noch möglich ist) und Fischfang betrieben. Die Codringtons hatten offenbar progressivere Vorstellungen als damals üblich. Sie haben auch gut für ihre Sklaven gesorgt und geniessen noch heute einen sehr guten Ruf auf der Insel. Ihnen ist auch das einmalige Landnutzungsrecht auf Barbuda zu verdanken. Das Land in Barbuda ist nämlich seit der Aufhebung der Sklaverei 1834 in Gemeinschaftsbesitz der Bewohner. Dies wurde später im «2007 Land Act» kodifiziert. Das heutige Barbuda gehört zu Antigua und ist der dortigen Regierung unterstellt, es gibt aber ein lokales «Council», welches bis vor wenigen Jahren relativ viel zu sagen hatte und die lokalen Angelegenheiten auf Barbuda geregelt hat. Es gab schon seit jeher viele (v.a. US Amerikanische) Konsortien, die diese Insel zu einem Spielplatz der Superreichen, ähnlich wie St. Barths oder die Bahamas verwandeln würden. Dies wurde jedoch weitestgehend durch die lokale Bevölkerung und das Council verhindert, die keinen Sinn darin sahen ihr beschauliches Leben zu ändern.

2017 wurde Barbuda vom Hurrikan Irma schwer getroffen und mehr oder weniger alles dem Erdboden gleich gemacht. Die Behörden in Antigua haben die Einwohner NACH dem Hurrikan nach Antigua und andere Inseln zwangsevakuiert und ihnen während der folgenden zwei Jahre verboten ihre Heimatinsel mehr als für ein paar Stunden pro Woche zu betreten. Das heisst die Barbudianer hatten keine Möglichkeit ihre Häuser zu reparieren oder das was den Hurrikan überstanden hat noch zu retten. Rettungsangebote, welche von überall her kamen wurden – genau wie selbst organisierte Aktionen der Barbudianer – von den Behörden in Antigua abgelehnt bzw. verhindert. Während dieser zwei Jahre, wo den Einwohnern der Zutritt verweigert wurde, bekamen unzählige Investoren die Erlaubnis die Insel zu betreten, um mit dem Bau von neuen Hotelanlagen und sogar einem Golfplatz zu beginnen. Das althergebrachte Recht, dass es kein privates Land geben soll wurde ebenfalls klammheimlich von den Behörden in Antigua gekippt und in ein Pachtsystem umgewandelt, welches es erlaubt grosse Landstriche für 198 Jahre an ausländische Firmen und Personen zu verpachten. 

Im westlichen Teil von Barbuda liegt eine grosse Lagune, welche eine enorm wichtige Bedeutung sowohl als natürlicher Schutz vor Überflutungen wie auch als Kinderstube für allerlei Meeresgetier und Brutstätte von Seevögeln hat. Die Pläne sehen vor diese Lagune auszubaggern und einen grossen Hotelkomplex mit angegliederter Marina für Superyachten daraus zu machen.

Die grosse Lagune bei Codrington (Bild Copyright Wikipedia)

Alle diese Projekte wurden klammheimlich und ohne Einbezug der Lokalbevölkerung von den Behörden in Antigua durchgeboxt. Es gibt inzwischen diverse hängige Gerichtsverfahren gegen diese Projekte, aber die Gesetzesmühlen in Antigua mahlen – wen wundert’s – sehr langsam und derweil wird hier vor Ort auf Barbuda munter weiter gebaut. Abgesehen vom Unrecht gegenüber den Inselbewohnern ist es extrem traurig mitanzusehen wie sieben(!) Tage die Woche schwere Baumaschinen an x Baustellen dem Strand entlang neue Feriensiedlungen und Hotelanlagen aus dem Boden stampfen. Beim Strand entlanglaufen sieht man immer wieder Schilder mit der Aufschrift «Private» und wenn man im vermeintlich unbewohnten Gebüsch zur Strasse hinläuft sind überall Zäune oder man wird sogar darauf hingewiesen, dass dies privater Grund sei, wenn man mal ausnahmsweise jemandem begegnet.

Eine von vielen Baustellen entlang dem Princess Diana Beach

Wenn niemand diese Entwicklungen stoppt, wird Barbuda in wenigen Jahren wohl leider nicht mehr das Paradies sein, welches wir jetzt noch erleben dürfen. Stattdessen muss wohl davon ausgegangen werden, dass wieder einmal das Geld siegt und Barbuda zu einem gigantischen Luxusresort für die Superreichen wird. Wer etwas mehr Hintergründe erfahren will, kann es in diesem Independentartikel nachlesen.

Das Wasser an unseren Ankerplatz bei Cocoa Point war anfangs recht trüb und wurde nach ein paar Tagen immer klarer und es wimmelt regelrecht von Schildkröten. Beim Auftauchen machen sie einen lauten Schnauber (als wenn jemand den Schnorchel ausbläst) und strecken den Kopf nach oben, wie wenn sie fast am Ertrinken wären. Nach drei-vier Mal Luftholen tauchen sie wieder ab. Biggi ist regelrecht im Fotofieber und springt jedes Mal auf, wenn sie ein Schnauben hört, um die Schildkröten auf Film zu bannen. Es ist richtig lustig das Spielchen zu beobachten, denn es kommt einem vor als ob die scheuen Tiere einen Fotosensor hätten und sofort abtauchen, wenn sie jemand mit einer Kamera erblicken.

Biggi im Fotofieber
Schildkröten am Luft schnappen

Ausser den Schildkröten haben wir bis jetzt erst einen grossen Rochen gesehen, der neben unserem Boot aus dem Wasser gesprungen ist. Aber, dass es hier auch grössere Fische geben muss wird vor allem nachts klar. Sobald die Sonne untergegangen ist kommt die Zeit der Jäger und Gejagten und es fängt an ums Boot herum im dunklen Wasser zu platschen. Wir fragen uns jeweils welche Dramen sich dort unten abspielen. Wir sind sogar schon mehrmals mitten in der Nacht aufgeweckt worden, weil etwas Grosses so laut gegen den Rumpf geklatscht ist, dass es nicht nur hör- sondern auch spürbar war. Beim ersten Mal bin ich sogar aus dem Bett und auf’s Deck raus gesprungen, weil ich annahm, dass etwas auf unserem Deck gelandet sei. Die Vorstellung hier nachts ins Wasser zu hopsen ist etwas ungemütlich…

Inzwischen waren wir schon mehr als eine Woche hier und oft sogar ohne Nachbarboote ganz für uns allein. Genau das haben wir bis jetzt gesucht und bisher nirgends so richtig gefunden. Tagelang im türkisfarbigen Wasser ankern, an Land schwimmen und am Strand endlose Spaziergänge zu machen, oder einfach den Tag Tag sein lassen.

RARE BREED allein auf weiter Flur
Mit den Flossen an Land schwimmen
Strandfunde
Sand soweit das Auge reicht
Faulenzen, lesen…
Zwischendurch wurde sogar ein wenig gebastelt
Basilikum und Rucola ziehen
Sonnenuntergänge fotografieren
Sogar früh aufstehen um den Sonnenaufgang zu geniessen

Barbuda ist sehr viel trockener als die bisherigen hohen Inseln, die wir besucht haben und wir geniessen es, endlich wieder wirklich schönes Wetter zu haben. Unsere Vorräte waren noch erstaunlich reichhaltig, Strom und damit Süsswasser konnten wir genug produzieren und langweilig wurde uns auch nicht. Und dazu kostet das Ankern hier nichts. Wieso also schnell hier wieder weg? Kurzum: es hat uns so gut gefallen, dass wir beschlossen haben, etwas länger als ursprünglich geplant hier zu bleiben. 

Das Essen an Bord – einfach Spitze! Danke Biggi!!

Die bekannteste Sehenswürdigkeit auf Barbuda ist die riesige Fregattvogelkolonie in der Lagune im Norden der Insel. Dort wollen wir unbedingt hin. Zuerst mit dem Dinghy an den Strand fahren, dann ca. anderthalb km am Strand entlang zur Strandbar «Shack a Kai», wo wir für neun Uhr ein Taxi bestellt haben, laufen.

Mit dem Dinghy an Land
Strandbar Shack a Kai

Als wir um kurz vor Neun dort sind ist alles dicht und keine Menschenseele zu sehen. Mein Spruch, dass ich einen Besen fresse, wenn das Taxi um Neun kommt war kaum verklungen, als wir Motorengeräusche vernahmen und ein Auto um die Ecke bog! Devon, unser Fahrer hat tatsächlich als erstes einen alten Besen, der seine besten Tage schon lange hinter sich hatte rausgeholt – nicht für mich, sondern um unsere sandigen Schuhe abzuputzen bevor wir das Auto enterten. Biggi’s schelmisches Grinsen war unübersehbar.

Über die Staubpiste ging es zum einzigen «grösseren» Ort auf Barbuda. Codrington ist ein verschlafenes Nest mit ein paar ein- oder maximal zweistöckigen Gebäuden. An der Pier in Codrington wartete George Jeffery, unser Guide schon auf uns. George ist auf Barbuda aufgewachsen und von Kindesbeinen an auf dem Wasser als Fischer unterwegs. Er kennt die Lagune und die Gewässer um Barbuda wie kein anderer. Er ist ohne jegliche Navigationsmittel unterwegs und bezeichnet sich selber scherzhaft als natürliches GPS. Nach dem Ausflug durch die riesige Lagune, wo er mehrere Orte mit uns ansteuerte, die in unseren Augen alle zum Verwechseln ähnlich aussahen, kann ich das nur bestätigen. Die Lagune ist so gross, dass sie bis zum Horizont reicht. Ohne jegliche Seezeichen oder erkennbare Landmarken waren wir auf der riesigen Wasserfläche völlig orientierungslos, während er in voller Geschwindigkeit im Slalom zwischen den Flachstellen durchfuhr.

George fühlt sich in „seiner“ Lagune sichtlich wohl und strahlt eine zufriedene Ruhe und Gelassenheit aus

Die flache Lagune ist ein riesiges Brutgebiet für die Jungtiere von Fischen und Krustentieren. Sie ist quasi die Kinderstube des Ozeans. So werden z.B. Lobstereier nach der Eiablage in die Lagune geschwemmt wo die Jungtiere solange bleiben, bis sie gross genug sind um draussen im offenen Meer zurecht zu kommen. Man hat markierte Lobster aus der Lagune von Barbuda auf Inseln, die hunderte von km von Barbuda weg sind gefangen. Die Riffe ausserhalb von Barbuda sind DER Ort um Lobster zu fangen und dementsprechend ist der Barbudian Spiney Lobster ein beliebtes Exportprodukt (und auf der Insel selber natürlich überall auf der Speisekarte).

Schon von weiter Ferne sind die Vögel zu erkennen

Die Fregattvogelkolonie ist enorm eindrücklich! Es sind mehrere tausend Tiere, die in den Mangroven nisten und die Luft darüber ist voller Vögel. Dabei ist es im Gegensatz zu den meisten anderen Vogelkolonien erstaunlich still. Die Vögel kreischen nicht, sondern machen nur Klicklaute, die man erst hört, wenn man ganz nah ist. Und wir kamen wirklich nahe ran! Die Vögel scheinen sich nicht an den Menschen zu stören und erst wenn man auf etwa eine Armlänge Abstand war haben sie sich zur Seite bewegt oder sind abgehoben. Einen Fregattvogel anzufassen wäre uns aber nie in den Sinn gekommen und in Anbetracht ihre grossen und spitzen Schnäbel wohl auch keine so gute Idee gewesen. Entgegen andere Vogelkolonien riecht es hier überhaupt nicht unangenehm.

Adulte Männchen sind ganz schwarz, adulte Weibchen haben eine weisse Brust, Jungtiere haben einen weissen Kopf und die Küken sind ganz weiss

Fregattvögel sind eindrückliche Tiere. Sowohl optisch mit den knallroten Kehlsäcken der Männchen, wie auch von ihren Flugfähigkeiten. Mit einer Flügelspannweite von 240 cm bei einem Gewicht von gerade mal 1500-1600 Gramm sind sie absolute Flugkünstler. Sie sind darauf spezialisiert, anderen Vögeln im Flug die Beute abzujagen und werden daher auch als Piraten der Lüfte bezeichnet. Ansonsten ernähren sie sich von Fliegenden Fischen, die sie von oben attackieren ohne je ins Wasser zu tauchen, denn Fregattvögel können als Seevögel nicht im Wasser landen bzw. würden ertrinken, wenn sie ins Wasser fallen würden. Die Fliegenden Fische werden durch die Attacken der Vögel aufgeschreckt und machen den Fehler durch die Luft zu fliehen. Das war dann ihr letzter Fehler…

Männchen mit aufgeblasenem Kehlsack (imponieren den Weibchen)
Rechtes Bild zeigt ein Männchen mit dem Kehlsack im Ruhezustand

Ausserdem ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass Fregattvögel bis zu zwei Monate am Stück in der Luft bleiben können und dabei sogar im Flug schlafen. Sie schlafen dabei jeweils nur ein paar Sekunden und nur mit einer Gehirnhälfte, dass dafür mehrmals pro Nacht. 

Sehr imponierende Flugfähigkeiten. Gesteuert wird mit den Schwanzfedern

Hier gefällts uns – wir bleiben noch paar Tage.

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