Rendezvous auf Martinique
03.03. – 11.03.2022, La Marina du Marin
Heute ist Donnerstag und während ich schreibe, ist auf dem Boot ganz schön was los. Unsere Dieseltanks werden gereinigt und Jan versucht, die Reparatur unseres Honda Generators zu organisieren. Dazu später mehr.
Tamarinden: Unsere neuen Gummibären? Aus reiner Neugier haben wir ein Tütchen mit Tamarinden auf dem Markt gekauft. Die sehen bisschen aus wie Erdnüsse, nur dass ihre Schale glatt ist und total fragil.
Kennen tue ich Tamarinde nur vom Hörensagen, dass es ein Gewürz und als Paste zu bekommen sei. Probiert oder gar damit gekocht habe ich noch nie. Auf unsere Frage, wie man die essen würde, hat uns die Marktfrau ganz komisch angeschaut und mit der dazugehörigen Handbewegung erklärt: einfach aufbrechen, rauspulen und essen.
Den Dreh hatten wir schnell raus und ich muss sagen, die sind echt gut. Die Konsistenz erinnert an Datteln und irgendwie schmecken sie süsslich und säuerlich zugleich. Und gesund sollen sie obendrein sein durch ihren hohen Eisengehalt sowie enthaltenes Calcium, Phosphor und Vitamin D. Aber Obacht, innen sind kleine braune ziemlich harte Kerne, die sich wie Glasperlen anfühlen. Draufbeissen ist demnach keine gute Idee 😬
Apropos Draufbeissen, da ist mir ja was passiert. Freitagabend beim Essen hat es mir auf einmal einen Stich in den rechten unteren Backenzahn versetzt. Ok, dachte ich, hab nur auf irgendwas gebissen. Doch dann kamen die Schmerzen und das Gefühl, dass mein Zahn wachsen würde – dies würde auf eine Wurzelentzündung hindeuten??? Tja, Freitagabend in der Karibik – kein gutes Timing für einen Notfall. Ich konnte die Zähne nicht mehr zusammenbeissen, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Es war erstaunlich gut auszuhalten und am Montagmittag würde es für uns eh in die Marina Martinique du Marin gehen und dort gibt es sicher einen Zahnarzt.
Am Sonntagabend haben uns Brigitta und Hannes von der MARIANOA zum Sundowner eingeladen. Hat gut getan die Ablenkung und ein netter Abend war es obendrein.
So war unsere erste Aktion nach der Verlegung in die Marina auf Zahnarztsuche zu gehen. Die erste Praxis am anderen Ende der Bucht war zwar geöffnet, aber der Arzt befand sich in den Ferien. Und überhaupt gäbe es eine meterlange Warteliste, auf die ich nicht gesetzt werden konnte. Weiter spazierten wir zur nächsten Adresse in der Nähe der Marina. Da war gleich gar niemand anzutreffen – ein Zahnarztpaar, das sich ebenfalls in den Ferien befände – so informierte uns die Nachbarin. In der Apotheke haben wir dann die Adresse des Centre Dentiste in Fort de France erhalten, müssten aber telefonisch ein „Rendezvous“ ausmachen. Leider hat unsere SIM-Karte fürs Telefonieren nicht funktioniert und so langsam hatte ich einen genervten Skipper an meiner Seite, da wohl nichts klappen wollte. Also versuchten wir es noch mal im Telefonladen und dann gingen wir erst mal zurück zum Boot und weiter googeln.
Gestern ist Jan mit unseren Bootsnachbarn Francois und Dominique ins Gespräch gekommen. Die beiden gaben uns den Tip mit dem Dentiste in Rivière-Salée und haben zudem direkt angeboten, uns die 25 km dorthin zu fahren und wieder heimzubringen. Merci Beaucoup! Und als Dankeschön wird es wohl ein „Rendezvous“ mit Apéro und Sundowner auf RARE BREED geben.
Die Gemeinschaftspraxis konnte mir tatsächlich für 17 Uhr einen „Rendezvous“-Termin anbieten. Eine sehr junge Ärztin, geschätzt 25 Jahre alt, hat sich meiner angenommen und die Röntgenbilder ausgewertet. Sie hat sich noch für ihr Englisch entschuldigt, ich konnte sie jedoch beruhigen, dass ihr Englisch wesentlich besser sei als mein Französisch. Und so hat die Kommunikation dann auch super geklappt. Um dem Übel auf den Grund zu kommen, wurde erstmal der Zahn aufgebohrt bis zum Grund, mit Nadeln in die Wurzel reingestochert und mit Kältemittel ausgiebig getestet. Nun gehört Martinique ja zu Frankreich und ist damit europäisch, aber das heisst nicht unbedingt, dass der Standard auf dem gleichen Niveau ist. So auch in der Zahnarztpraxis. All die Voruntersuchungen wurden gemacht, ohne dass ich die Möglichkeit hatte mal den Mund auszuspülen…
Ein geschulter Blick des Radiologen durch seine Lupenbrille auf mein Gebiss hat das Dilemma schliesslich zum Vorschein gebracht. Mein Zahn hat zwei Risse und würde über kurz oder lang auseinander brechen. Also hat die junge Dame das Loch wieder zugemörtelt, gegen die Entzündung Antibiotika verschrieben und 27.40 € für die „Consultation“ einschliesslich röntgen kassiert. Das nächste Rendezvous habe ich am 21. März, dann heisst es wohl Abschied nehmen – „Au revoir ma molaire“ – der Zahn wird per „Extraction d’une dent définitive“ entfernt, was sich immer noch besser anhört als „gerissen“, finde ich zumindest.
Unser Honda Generator weigert sich ja anzuspringen. Also wurde fluchs mit Luisa vom Mécanique Plaisance Service per E-Mail (auch) ein „Rendezvous“ vereinbart.
Seit Dienstag ist unser Geni jetzt in der Werkstatt, macht aber immer noch keinen Mucks. Die Kosten für die Versuche, ihn wieder zum Laufen zu bekommen betragen bis jetzt schon knapp 200 €. Dummerweise hat unser Verkäufer den Geni nie beim Hersteller registriert und daher sieht es für uns mit der Garantie mau aus. Jan ist nur am Hin- und Hermailen mit der Werkstatt und dem Verkäufer, damit wir nicht auf den Kosten sitzenbleiben und am Ende ohne Geni dastehen.
Schon wieder einen neuen kaufen wollen wir eigentlich nicht. Brauchen tun wir aber einen. Es ist kompliziert.
Ja, und da ist ja noch unser Dieselproblem. Jeder Motor hat einen separaten Kraftstofftank und diese sind mit Grobfiltern bzw. Wasserabscheidern ausgerüstet, die Jan immer im Auge behält und regelmässig kontrolliert. Bei seiner Kontrolle hat er so schlammige Ablagerungen in den durchsichtigen Behältern festgestellt.
Seine Befürchtung: Wir haben die Dieselpest an Bord 🙄 Ganz ungünstig! Vor allem, weil unsere Tanks normalerweise gesamthaft fast eine halbe Tonne Diesel fassen. Wir haben letzten Samstag noch versucht, die schleimige Masse mit der integrierten Pumpe und unter Zuhilfenahme einer Autobatterie abzulassen, haben es aber leider nicht geschafft. Das muss auf jeden Fall vom Fachmann beseitigt werden. Der muss dann zuerst mal gucken, ob es wirklich die Dieselpest ist! Auch hier haben wir mit einem kleinen Betrieb in der Marina ein „Rendezvous“ vereinbart. Und eben dieses Rendezvous ist grad in vollem Gange. Zwei fleissige Handwerker pumpen erst den Steuerbordtank ab und benutzen grosse Kanister als Zwischenlager.
Antoine und Benji geben sich die allergrösste Mühe und geben Liter für Liter des flüssigen Goldes (ist so, wenn man einen Blick auf die derzeitigen Spritpreise wirft) wieder gefiltert zurück in den Tank. Die erfreuliche Diagnose lautet: Es ist keine Dieselpest! HURRA! Die schlechte Nachricht: Unsere Tanks rosten von innen… Ich weiss nicht, welches Übel mir in diesem Moment lieber gewesen wäre. Die beiden Männer reinigen noch die Grobfilter bzw. Wasserabscheider, tauschen die Feinfilter aus und entlüften das gesamte System.
Zum Testen wird die Steuerbordmaschine gestartet. Ein banger Moment, springt sie an oder ist noch Luft im System? Kurz Vorglühen und dann den Schlüssel bis zum Anschlag drehen – Motor läuft! Jan spitzt die Ohren, denn irgendetwas stimmt nicht. Der Motor ruckelt und der Drehzahlmesser schwankt um die 200 Umdrehungen/Minute. Das heisst, er hat jetzt was, das er vorher noch nicht hatte. Meine Güte…
Ach ja, beim Backbordmotor ist nun die Dieselpumpe defekt und wir können nicht entlüften.
Man könnte sich fragen: Ist heute nicht unser Tag? Ja dann, packen wir es an – die Jungs von Loca-Yacht kommen wieder, morgen.
Anmerkung: Ich, der Französischen Sprache nicht mächtig, dachte ja immer, dass ein Rendezvous einen lieblichen Hintergrund hätte, das wäre dann ja auch geklärt 🤓