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Monat: Januar 2022

Grenadinen statt Clementinen – Weihnachten in der Karibik

Grenadinen statt Clementinen – Weihnachten in der Karibik

21.12.2021 – 11.01.2022 St. Vincent / Grenadinen, Logstand seit Start: 5289 Seemeilen

Welcome to Bequia!

Am Tag nach unserer Ankunft ging es mit der Einklarierung los. Über Funk habe ich angefragt, ob wir wegen Quarantäne usw. überhaupt von Bord dürfen. Alles ganz easy, einfach an Land fahren und zu «Daffodil’s Yacht Service» gehen, die hätten unsere Akte schon vorliegend. Gesagt getan, Dinghy ins Wasser, Motor dran und ab die Post. Nach knapp 19 Tagen zum ersten Mal wieder festes Land unter den Füssen zu spüren war ein spezielles feeling. Biggi musste zum ersten Mal im Leben das Beiboot anbinden und von dort auf den Steg rauf. Das alleine war schon eine kleine Herausforderung, in Kombination mit dem «schwankenden» Land ist sie fast umgefallen. Halb so schlimm, das Wasser ist ja schön warm hier 🙂

Funkanfrage vor dem Anlandgehen

Das ganze Prozedere war in wenigen Minuten abgeschlossen. Stand da nicht etwas von einem Health Check in den Einreisebestimmungen? Fehlanzeige! Einfach Zettel unterschreiben und Gebühr bezahlen, Passierschein erhalten und wir konnten quer über die Admiralty Bay zu den restlichen Behörden (Immigration und Customs) tuckern. Auch dort x Unterschriften und den üblichen Obolus bezahlen. Nach weniger als einer Stunde waren wir einklariert und hatten die Erlaubnis, für 30 Tage im Land zu bleiben. Fast schon eine Antiklimax nach all den Sorgen, Voranmeldungen usw. die wir noch in den Kanaren gemacht hatten. Aber besser so als an Bord Quarantäne machen zu müssen.

Impressionen von der Admiralty Bay, Bequia

Hier regnet es nahezu täglich – mal mehr, mal noch mehr. So auch am Tag nach unserer Ankunft. Es hat geschüttet, wie wenn jemand alle Himmelsschleusen aufgemacht hätte. Und das ganze Salz von der Überfahrt war somit auch vom Boot gewaschen. Wer braucht da eine Marina mit Wasserschlauch?

Bequia ist eine kleine und sehr beschauliche Karibikinsel. Es ist sehr sicher und die Leute sind hilfsbereit und aufgestellt. Wir haben uns sofort wohl gefühlt, sind überall rumgelaufen und haben uns an den farbenfrohen Häusern und den handgemalten Schildern erfreut. Egal wo wir durchgelaufen sind, wir haben uns niemals auch nur ansatzweise unsicher oder unwohl gefühlt. 

Port Elizabeth, Dinghy Dock
Port Elizabeth, Bequia
Lower Beach, Bequia

Ausser ein paar Mal umankern bzw. an Bojen gehen haben wir das Boot nicht bewegt. RARE BREED ist zum schwimmenden Campinghäusle mutiert. Vorerst hatten wir keine Lust auf Segeln und haben uns auf Weihnachten gefreut. Hier lagen bzw. kamen noch weitere Schiffe aus unsere «Lossegler»-Gruppe dazu und allabendliche «Sundowner» wurden zur Regel. Nach drei Wochen auf dem Atlantik hatten alle das Bedürfnis mit anderen zusammen zu sein und das Erlebte zu verarbeiten. Logisch haben wir dann alle auch zusammen Weihnachten gefeiert. Statt Familie haben wir die Feiertage dieses Mal mit neu gewonnenen Freunden verbracht. Aber ausser Weihnachtsdekoration und dem ein oder anderen mitgebrachten Lebkuchen, ist eigentlich kein richtiges Weihnachtsgefühl aufgekommen. Aber das hat wohl niemand wirklich gestört. Der Reiz des Neuen, die Wärme, das warme klare Wasser und der allgegenwärtige «Soca»-Sound hat uns «Last Christmas» nicht vermissen lassen 😉

Weihnachten mit den Crews von TANGAROA, LILY und ROSA II

Ausser Früchten, Gemüse und etwas Frischwaren mussten wir nicht gross einkaufen. Unsere Vorräte sind immer noch prall gefüllt, was aber bei den hiesigen Preisen sehr angenehm ist. Wir fragen uns schon, wie die Leute hier zurechtkommen, denn vieles ist auf schweizer Preisniveau. Sogar die Früchte und das Gemüse ist relativ teuer. Und da wir mitbekommen haben, was die Einheimischen bezahlen mussten, wissen wir auch, dass sie von uns keine Fantasiepreise verlangt haben. Vermutlich läuft vieles über eigenen Anbau oder über Tauschgeschäfte. Wo es aber schon sehr krasse Unterschiede gibt, ist bei den Restaurants. Bei den bekannten Touristenrestaurants (wo man aber auch keine Einheimischen als Gäste sieht) kann man gut 100.- EC$ (ca. €33.-) für eine einfache Pizza zahlen. In kleinen unscheinbaren Restaurants bekommt man für 15-20 EC$ einen grossen Teller karibische Hausmannskost. Dort waren wir dafür die einzigen Touristen und die Einheimischen haben sich echt über unsere Begeisterung für ihre Küche gefreut.

Gemüsemarkt, Bequia

Das Leben an Bord ist hier auch ganz anders als in Europa. Es gibt fast keine Marinas, man liegt stattdessen vor Anker oder manchmal auch an einer Boje in einer Bucht. Das heisst, um an Land zu kommen muss man das Beiboot oder SUP nehmen oder schwimmen. Das Beiboot wird zum Autoersatz und ist ständig im Einsatz. Dabei geht es natürlich immer über  welliges Wasser und alles wird mehr oder weniger nass. Das Salzwasser ist allgegenwärtig und alles ist leicht klamm und klebrig. Süsswasser ist dafür ein kostbares Gut, da es schlichtweg keinen Wasserhahn oder Schlauch gibt. Da es aber schön warm ist, braucht man viel weniger Kleider und so kann man mit einer kleinen Handwäsche die am meisten benützen Shorts, T-Shirts und Badesachen immer wieder auswaschen. Das Abduschen mit Süsswasser wird natürlich erst nach dem Abwaschen der Seife mittels Sprung ins Meer «erlaubt». Unser Badezimmer wird ohnehin nur noch zum Zähneputzen verwendet, die restlichen Waschaktivitäten passieren im Cockpit bzw. auf der Badeplattform.

Freiluftbadezimmer

Auch die Steckdosen sind hier draussen ziemlich dünn gesät und der benötigte Strom muss erst selber produziert werden. Jetzt zahlt sich unsere Investition in die Solarzellen und die Lithium-Akkus erst richtig aus. Wir haben immer genug Strom, um Wasser zu machen, zu kochen und alle elektrischen Verbraucher zu betreiben. Das ist ein enormer Luxus und gleichzeitig ein kleiner Beitrag zum Umweltschutz, da wir für die Strom- oder Wasserherstellung keine fossilen Brennstoffe benötigen. Der Aussenborder braucht nicht sehr viel Benzin und unsere Dieselmotoren laufen wirklich nur zum An- oder Ablegen. Die Dieseltanks sind immer noch randvoll mit Diesel aus den Kanaren.

Bequia ist ca. 18 qkm gross und hat um die 5’000 Einwohner. An Sehenswürdigkeiten gibt es ausser Natur und einige Strände eigentlich nur eine Schildkrötenaufzuchtstation und das Bootsmuseum. Zusammen mit drei anderen Yachten haben wir uns ein Taxi (Sprich ein Pick-Up mit zwei Längsbänken und ein Dach über der Ladepritsche) organisiert und beides besucht.

Das Turtle Sanctuary wird von einem inzwischen 83-jährigen Mann betrieben. Er sammelt jedes Jahr einige Dutzend frisch geschlüpfter Karettschildkröten am Strand ein. Diese werden dann fünf bis sieben Jahre grossgezogen und als ausgewachsene Schildkröten ins Meer entlassen. Auch wenn es pro Jahr nur relativ wenige Schildkröten sind, hat es doch eine grosse Wirkung, denn die Überlebenschance der frischgeschlüpften Schildkröten liegen bei 1% – sprich von 100 Jungtieren wird nur eins das Erwachsenenalter erreichen. Bei ihm ist die Erfolgsrate sehr hoch, denn die Tiere lassen sich relativ einfach halten und grossziehen. Die kleinen werden mit Thunfisch aus der Dose, die grösseren mit Sardinen gefüttert. Er hat es auch mit den Leatherback Schildkröten probiert, aber diese ernähren sich von Quallen und fressen in Gefangenschaft nicht. Leider wird er seit einiger Zeit nicht mehr von der Regierung unterstützt und ist auf Spenden angewiesen. Auch die Nachfolge ist noch nicht ganz klar, aber er hofft, dass seine Tochter, die heute auf St. Vincent als Lehrerin arbeitet, das übernehmen wird.

Old Hegg Turtle Sanctuary
Karettschildkröten

Bequia hat vom IWC nach wie vor das Recht jedes Jahr vier Buckelwale zu erlegen. Das wird noch mit offenen Booten und Handharpunen gemacht und ist alle andere als ungefährlich. Es gibt immer weniger Personen, die die dafür benötigten Fähigkeiten und Kenntnisse haben und so wird manche Jahre kein einziger Wal erlegt. Da man zu Recht die Sinnhaftigkeit vom Walfang auf dieser Insel – die davon in keiner Weise abhängig ist – hinterfragen muss, ist zu hoffen, dass es bald ganz aufhört.

Das kombinierte Boots- und Walfangmuseum war gar nicht offen, aber durch die offene Bauweise vom Gebäude konnten wir trotzdem gut in den einzigen Ausstellungsraum reinschauen.

Nach etwa einer Woche im «Rummel» mit all den anderen Booten in Bequia hatten wir wieder den Wunsch nach etwas mehr Ruhe und sind zu den Tobago Cays aufgebrochen. Das ist ein weitläufiger Ankerplatz hinter einem grossen Riff (Horseshoe Reef) umgeben von ein paar unbewohnten Inseln. Hier lagen zwar auch viele Schiffe, aber durch unseren geringen Tiefgang konnten wir fast ganz vor bis zum Riff fahren und relativ einsam ankern.

Impressionen vom Ankern am Horseshoe Reef, Tobago Cays
Park Ranger, Boat Boys, Sicht aufs Riff, Zeichensprache beim Ankern
Lichtverschmutzung am Riff

Statt Landausflüge und Schiffsbesuche haben wir jetzt die Zeit gefunden ausgiebig zu schnorcheln und das SUP auszuprobieren. Das Schnorcheln war für Biggi Neuland. Vor Jahren hat sie das mal gemacht und jetzt hat sie es bei Strömung, kabbeliger See und viel Wind zum zweiten Mal probiert. Nachdem sie nach wenigen Minuten bereits Kofferfische und Rochen gesehen hat, war es um sie geschehen und sie ist fortan bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit Maske, Schnorchel und Flossen ins Wasser gesprungen. 

Schnorcheln im türkisfarbigem Wasser
Aller Anfang ist schwer!

Eine kleines Fotoshooting haben wir natürlich auch gemacht 🙂

Wegen dem als «Christmas Winds» gekannten starken Passats in dieser Jahreszeit waren die offenen Ankerplätze in den Tobago Cays sehr unruhig. Der Anker hält im Sandgrund zwar bombenfest – beim drüber schnorcheln konnte man ihn gar nicht mehr sehen, so tief hatte er sich eingegraben- aber das Boot hat doch recht gerollt und geruckelt. Der Schutz vor der Atlantikdünung ist nur durch die Riffkante gegeben, die aber nicht die gesamte Dünung auffangen kann. Vor dem Riff liegt der offene Atlantik und der Wind pfeift ungehindert ans Boot. Aber das türkisfarbige Wasser und das Gefühl mit dem Boot auf weniger als 2m Wassertiefe über weissem Sand zu ankern ist schon einmalig.  So eine einsame Silvesternacht ist wohl schwer sonst wo zu erleben. Statt Feuerwerk waren abermillionen Sterne über uns zu sehen. 

Am Neujahrstag sind wir «um’s Eck» zur Insel Mayreau getuckert, wo wir das Silvesterdinner nachgeholt haben.

Mayreau, Saline Bay, Blick rüber zu den Cays

Nach einem kurzen Fussmarsch zur anderen Inselseite waren wir in der «Escapade Ranch» angekommen. Eine absolut einmalige Location am Strand mit Blick rüber zu den Tobago Cays. Als einzige (!) Gäste wurde uns ein sehr leckerer Lobster (Hummer) serviert. Das Strandlokal war liebevoll eingerichtet und hatte sogar eine offene Terrasse auf Stelzen direkt am Meer mit einer Schaukel. Wir hoffen, dass sie bald wieder mehr Gäste begrüssen können, denn es wäre wirklich schade, wenn diese Perle schliessen müsste.

Auf dem Weg zu Escapade Ranch
Fantastische Location!
… und fantastisches Essen!

Da auch der Ankerplatz auf Mayreau ziemlich unruhig (=rollig) war, haben wir nicht lange überlegt, als Marco und Kerstin von der Segelyacht ROSA II uns gefragt haben, ob wir nicht Lust hätten nochmals zu den Cays zu kommen um mit ihnen zu schnorcheln.

Das zweite Mal in den Cays sind wir nicht bis ganz zum Riff vor und haben im tieferen Wasser neben der ROSA II geankert

Sie sind mit ihren zwei Kindern Sofia und Jonas unterwegs. Die Kinder sind natürlich voller Energie und unternehmungslustig und so wurden es ein paar kurzweilige Tage mit Schnorcheln mit Rochen und Schildkröten, Strandwandern, Leguane suchen und ein Lobster-BBQ am Strand.

Stachelrochen am Strand
Leguane und Eidechsen wo man hinblickt
Lobster BBQ

Die «Rosas» hatten wir schon in Bequia kennen gelernt und manche vergnügliche Stunde zusammen verbracht. Das ist wieder so ein Beispiel, wie man unterwegs innert kürzester Zeit Leute kennen und mögen lernt. Dadurch, dass wir – wortwörtlich – alle im gleichen Boot sitzen – entstehen Freundschaften innerhalb von Tagen, die so zuhause vermutlich nie zustande gekommen wären.

Nach einer guten Woche «in der Wildnis» wollten wir wieder nach Bequia hoch, um von dort den Absprung nach Martinique zu machen. Statt wie der erwartete (eher unangenehme) Kurs gegen den vorherrschenden Nordostwind wurden wir mit einem angenehmen Südostwind beglückt und sind unter vollen Segeln und mit wenig Welle nach Bequia gerauscht. Biggi sass dabei die längste Zeit vorne im rechten Bugkorb und genoss die Fahrt und den warmen Wind. Trotz Geschaukel ist ihr dabei nicht schlecht geworden und wir hoffen beide, dass das ein gutes Zeichen ist.

Auf dem Weg zurück nach Bequia
Traumsegeln!
Immer wieder Algenfelder

In Bequia kamen wir uns schon fast wie Heimkehrer vor und haben unsere morgendliche Wanderung über einen kleinen Trail am Wasser entlang über drei Strände wieder aufgenommen. Wir hatten damit angefangen, um etwas mehr Bewegung zu bekommen.

Princess Margaret Trail
RARE BREED – Das liegt doch auf der Hand!

Bei der letzten Wanderung hat uns ein schwarzer Hund begleitet. Obwohl ich Tiere an Bord eigentlich nicht gut finde, wäre ich hier fast schwach geworden. Wenn er nicht irgendwann wieder verschwunden wäre, weiss ich nicht, ob wir nicht plötzlich einen Bordhund gehabt hätten…

Mein neuer vierbeiniger Freund

Direkt neben uns war ein Partyfloss verankert. Am Samstagabend war dort der Bär los und wir hatten Soca-Sound bis in unser Cockpit. Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung und am Sonntagabend schwangen wir uns und alle anderen umliegenden Yachties in die Beiboote und fuhren zum Sundowner zum Floss. Dort draussen war die Lautstärke ohrenbetäubend und das Floss hat auch vor den Drinks ordentlich geschwankt. Irgendwie cool, wenn statt Autos x Beiboote auf dem «Parkplatz» angebunden sind.

…und die Party geht ab!
Nickerchen am Tag danach

Wir wollten eigentlich nach Martinique, um uns dort die Boosterimpfung zu holen und danach weiter nach St. Maarten segeln. Dort wollten wir unter anderem ein neues Beiboot kaufen, da unseres langsam Alterserscheinungen (=Lecks und versagende Klebstellen) zeigt. Die Sonne hier in der Karibik ist Gift für ein altes PVC-Boot und es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihm endgültig die Puste ausgeht. Diese starke Sonneneinstrahlung halten nur Schlauchboote aus Hypalon langfristig aus. Da das Neue in unsere Davits (Beiboot-Halterung hinten am Boot) reinpassen und möglichst robust, aber trotzdem gleichzeitig so leicht wie möglich sein sollte, ist die Auswahl sehr begrenzt. Wegen Covid sind ausserdem die Lieferzeiten für neue Boote völlig unberechenbar, man muss also das nehmen was an Lager ist. Auf St. Maarten hatten sie noch ein passendes Modell an Lager. Also war klar, dass wir ziemlich zügig dorthin wollten. Aber wie so oft kommt alles anders…

Unsere Familienkutsche

Gottfried und Sandra von der MOANA lagen schon seit Weihnachten in Grenada und hatten dadurch einen guten Überblick was es dort so alles gab. Da er sich überlegte einen neuen (leichteren) Aussenborder zu kaufen, habe ich ihn gebeten auch wegen einem Beiboot für uns zu schauen. Da es dort genau unser Wunschboot (1/3 leichter als unser heutiges) und den passenden stärkeren Aussenborder gab, hat er kurzerhand beides für uns gekauft und wir unsere Pläne geändert und sind stattdessen nach Süden Richtung Grenada gesegelt. 

Wenn sich jetzt jemand frägt, wieso wir auch einen Aussenborder gekauft haben: Unser 3.5 PS Modell ist bei dem Wind und Wellen an den Ankerplätzen hier etwas unterdimensioniert (wenigstens behaupte ich das immer, wenn ich Biggi auf alle die tollen schnellen Beiboote, die in Gleitfahrt an uns vorbeirauschen aufmerksam mache ;-)) Das Beiboot und der Aussenborder ist, wenn man fast nur vor Anker liegt, sowas wie ein Familienauto und da ist es natürlich schön, wenn man bei Bedarf auch grössere Strecken zügig zurücklegen kann.

Am 11. Januar sind wir von Bequia nach Union Island im Süden gesegelt. 30 Seemeilen herrlichstes Segeln. Der Wind ist hier so konstant und zuverlässig, dass man auch durch engere Passagen segeln kann, ohne Angst zu haben irgendwo abzutreiben oder aufzulaufen. Als Biggi sich etwas hinlegt hat, habe ich kurzerhand eine kleine «Abkürzung» zwischen der Insel und ein paar vorgelagerten Untiefen gemacht und bin ganz nah an Mayreau ran gesegelt. So macht das Segeln wirklich Spass!

Mayreau vorbei an der Saltwhistle Bay
Clifton Harbour, Union Island

Auf Union machten wir den für Grenada verlangten PCR Test, klarierten aus und tuckerten zur 11 Meilen entfernten Tyrell Bay auf der Nachbarinsel Carriacou, wo wir für Grenada einklarieren konnten. Der nächste Karibikstaat liegt vor uns.

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Flaschenpost per Satellit

Flaschenpost per Satellit

02.12.21 / 14.00 Uhr bis 20.12.21 / 23.28 Uhr El Hierro, Porto De La Estaca – Bequia, Admiralty Bay Logstand seit Start: 5195 Seemeilen

Jippie – es kann endlich losgehen

Präpariert mit allen möglichen Mitteln gegen Seekrankheit (also ich), frisch geduscht und hochmotiviert (wir beide) legen wir bei Sonnenschein in El Hierro ab und starten mit sehr viel Wind im Rücken und ordentlich Welle (selbst für Jan) zu unserer ersten gemeinsamen Atlantiküberquerung.
Eine zeitlang haben wir noch Mobilfunk und können uns per Sprachnachricht bei unseren Familien abmelden. 
Die ersten Tage bin ich so „beschäftigt“, dass ich ganz vergessen habe, mich wie vereinbart über das Iridium (Satellitentelefon) bei meinem Bruder zu melden.
Ab dem 4. Tag auf See hat dann auch das geklappt. Jan und ich haben letztendlich beschlossen, diese Nachrichten ungekürzt als eine Art Tagebuch für diesen Bericht zu verwenden.

so 05.12.2021 09.11 Uhr
hey bru
wir sind nun den 4. tag unterwegs. das wetterrouting stimmt nicht so mit dem überein, was wir erleben 😉  jan nervt sich wegen der flauten, die sich direkt wieder mit starken böen abwechseln. und ständig dreht der wind. das heisst für uns, wir wechseln öfters von fock auf genua und umgekehrt. wir kreuzen in die karibik, aber wir kommen trotzdem gut voran. am freitag haben wir den spibaum ausprobiert. den zu montieren war das reinste abenteuer – er ist 6 m lang. kaum war er hochgezogen, ist das teil abgebrochen, dass am mast befestigt war. der spibaum schlug um sich wie ein besen aus harry potter. leggo mio, bis wir den wieder sicher verstaut hatten. aufregung pur. die letzten tage waren regnerisch und heute ist blauer himmel, herrlich. wir hatten bisher 2 schiffsbegegnungen. nicht viel los hier draussen 😉 schönen sonntag dir und liebe grüsse, biggi&jan (antworten sollte funktionieren)

Hinter uns ein Squall. Und rechts das abgebrochene Corpus Delicti vom Spibaum.

mo 06.12.2021 11.32 uhr
hey bru
5. tag heute, im moment bei sonnenschein und generatorbrummen. die batterien müssen per geni geladen werden, da die sonne zu tief steht. gestern war eine sehr unruhige nacht. jan hat gelesen und ich hab ukulele geübt. auf einmal war jan draussen. ein squall hat uns erwischt und ich habs nicht bemerkt und fröhlich weitergeklimpert 😬. erst als jan triefend reinkam hab ichs geschnallt. wir hatten heftigen regen von hinten ins cockpit, wind bis zu 30 knoten und waren teils 16 (!) knoten surfen auf der welle. hammer! erst am morgen hat sich alles bisschen beruhigt. meine seekrankheit hält sich in grenzen und gestern konnte ich schon bananenpfannkuchen machen 🤤 zurzeit reisen wir mit 5 bis 6 knoten, das ist angenehm. delfine und wale haben wir bisher keine gesehen. kommt vielleicht noch. na denn, einen schönen tag für dich, bussi bri 😘

di 07.12.2021 12.02 uhr
hey bru
6. tag auf dem atlantik. die nacht war sehr ruhig mit wenig wind und welle, wir sind aber trotzdem gut vorangekommen. jan meint, jetzt sind wir in tropischen gewässern angekommen, denn heute vormittag haben wir einen fliegenden fisch an deck gefunden. leider hat er es nicht überlebt, er hat sich beim aufprall den kopf eingeschlagen. habs mal einen tag ohne pflaster probiert – geht ned. aber mit ist es super. hab frühstück gemacht und den brotbackautomaten gefüttert. coole sache mit dem teil. als nächstes versuche ich jogurt zu machen, soll auch im brotbackautomat funktionieren. gestern hab ich wieder ukulele geübt. manche griffe sind gar nicht so einfach. spielst du die 4. saite auch mit dem kleinen finger, wenn die 3 anderen schon auf den übrigen saiten sind? da muss ich mal ein filmli gucken. anyway, uns geht es gut, alles in ordnung. wir hoffen, bei dir auch. bussi bri

Fliegender Fisch und liegender Jan

mi 08.12.2021 10.57 uhr
hey bru
7. tag unserer überfahrt. die nächte werden immer länger. um 18 uhr geht die sonne unter – zack finster – und um 8 uhr morgens dämmerts langsam. heute nacht ist wieder der punk abgegangen. mit der welle surfen wir 12 bis 14 knoten. da schläft man nicht wirklich tief. aber wir holen das tagsüber nach. schiffsbegegnungen: 0, fischsichtungen: 1 fliegender fisch. ha! heute morgen habe ich rühreier gemacht in der pantry, ohne dass mir schlecht wurde. scopoderm sei dank! es ist so viel schöner, wenn ich auch was in der küche machen kann. hier läuft grad wieder der generator um die batterien zu füllen – es stinkt nach abgasen 😬. gestern hatte jan noch eine gute idee, wie wir die segel auch ohne spibaum, nämlich mit dem grossbaum (da zieht man normal das grosssegel hoch) ausbaumen können, es funktioniert super! ich bin praktisch mit mac gyver unterwegs 🙂 pfiadi

Sonnenaufgang um 8- Rühreier – naja, vielleicht eher Omelette 🙂 um 9 und überraschend ein Vogel am Himmel (…so weit draussen!).
Wer braucht schon einen Spibaum, wenn er einen Grossbaum hat 🤓

do 09.12.2021 16.51 uhr
hey bru
heute haben wir die ersten 1000 seemeilen geschafft, jetzt sind es noch ca. 1800 💪🏻 wir schreiben im logbuch immer auf, wieviele seemeilen wir in 24 stunden machen. das geht bei uns immer von 14 bis 14 uhr und nennt sich etmal. von gestern auf heute waren es 149 seemeilen, das ist ganz ordentlich 😉. der wind bläst stetig mit ca. 20 knoten und die wellenhöhe liegt bei ca. 2.5 metern (gefühlt 4 m). hab 2 lebensmittelmotten entdeckt und erlegt. jetzt kontrollieren wir alle behälter, um den biestern auf die spur zu kommen – gar nicht so einfach, aber muss gemacht werden. dummerweise haben wir keine mottenklebstreifen dabei, nur kakerlakenhotels, maus- und rattenfallen. ja nu, vergessen halt 😬. wenn wir nicht gerade auf ungezieferjagd sind, vertreiben wir uns die zeit mit lesen oder karten spielen. langeweile kommt keine auf. hoffe bei dir ist alles ok, die schule offen und alle gesund und munter!?! es grüessli von uns 😘

Schon wieder eine Regenfront. Und rechts im Bild eine der erlegten Motten 💪🏻

fr 10.12.2021 18.18 uhr
hey bru
etmal heute 145 seemeilen. wir kommen gut voran. manchmal guck ich unsere position auf google earth, unfassbar dass wir da unseren standort sehen – irgendwo im atlantik 🤓 und hammer, wie die zeit rennt, schon wieder freitag. die nacht war gut (1 schiffsbegegnung) und der tag heute war sommerlich warm. die langen hosen haben jetzt ausgedient und liegen unbeachtet neben den socken. gestern haben wir noch lebensmittelkontrolle gemacht und 2 tüten kleie, die noch nicht umverpackt waren, weggeschmissen. da war alles voller grusliger spinnweben und vermutlich die brutstätte der motten. bisher haben wir keine mehr gesehen. ich versuche mal samstag- oder sonntagabend dich anzurufen. bis dahin ein schönes adventswochenende. bussi bri 😘

Morgens 8.30 lässt sich die Sonne blicken. Teamwork beim Kochen. Und Sowosama (= Google Maps auf bayrisch)

sa 11.12.2021 17.07 uhr
hey bru
heute doch wieder mottenalarm! wir haben alle lebensmittel kontrolliert und jetzt meint jan, es könnten klamottenmotten sein 🙄 keine ahnung wie die aussehen. und schon haben wir wieder einen job gegen langeweile: kleider kontrollieren 🤓. etmal war heute 142 seemeilen. die ganze nacht und heute tagsüber elendes geschaukel und wellen von allen seiten. haben jetzt wieder die genua gesetzt, nun ist es etwas besser. fliegende fische hatten wir bisher schon 4 an bord. die armen kerle werden wohl von böen an deck geschleudert und schaffen es dann selbstständig nicht mehr zurück ins meer. landen tun sie bisher immer nachts und da können wir nix für sie tun 😔. heute hat es die sonne lediglich am morgen durch die wolkendecke geschafft. die sonnenzellen laden die batterien trotzdem, welch ein glück. denn so können wir das steuern unbekümmert dem autopilot überlassen! eine riesen erleichterung für uns. geht es ins konzert oder kino? geniesse es 🤗 

So eine herrliche Morgenstimmung

sa 11.12.2021 21.38 uhr
hey bru
war schön, deine stimme zu hören 😊. es klang alles bissle abgehackt, aber besser als nix! deine nachrichten kommen leider nicht an. verstehen wir nicht, denn jans vater zum beispiel oder katrin konnten antworten. magst du mal versuchen, eine neue sms zu schreiben? vielleicht geht’s dann. hab grad noch geklimpert und es wird immer besser. hab schon leichten ansatz von hornhaut auf den fingerkuppen 😜. immer wenn es sich taub anfühlt mach ich pause. und jan, der kann super einschlafen daneben. ich hau mich jetzt auch aufs ohr. schlaf gut und danke fürs anrufen vorhin 😘 

So geht glücklich 🙂

so 12.12.2021 17.58 uhr
hey bru
also für heute hatten wir genug action. jan war im bad und ich hab die borduhr um 1 h auf 07.15 uhr zurück gestellt, als just in diesem moment die ganze elektrik ausgefallen ist. es hat nur kurz piep gemacht, dann ging nix mehr. vor allem kein autopilot. jan ist raus ins cockpit und meinte, wir müssen jetzt von hand steuern. ok, ich also das steuer übernommen. als wenn das schon nicht reichen würde, hat uns noch ein squall erwischt. bis zu 40 knoten wind, regengüsse von hinten und das boot wurde zum spielball der wellen. echt heftig! hab ich gestern noch vom autopilot geschwärmt… nun ja, der ganze zinnober hat 1 h gedauert, dann war der squall durch und jan konnte alles wieder starten 🤓. scheinbar hat 1 batterie im sommer mehr schaden genommen als gedacht. jetzt laufen nur noch die wichtigsten gerätschaften. den 2. kühlschrank haben wir abgetaut und ausser betrieb genommen und den autopiloten neu eingestellt, dass auch der weniger strom braucht. ich sags dir, so ein schiff auf kurs zu halten unter den bedingungen – holla die waldfee. halt uns die daumen, dass das system hält für den rest der überfahrt. apropos, wir hatten bereits das „bergfest“, also die hälfte der strecke geschafft 💪🏻 das wird eigentlich immer begossen, aber dazu waren wir beide heute nicht in stimmung, das kannst du dir vielleicht vorstellen. und meine seebeine sind auch noch nicht gewachsen. das heisst, ohne scopoderm geht nix, mit ein wenig mehr 😜. ach ja, unser etmal war 149 seemeilen. damit sind wir sehr zufrieden. im moment rauschen wir mit 6 bis 8 knoten in richtung karibik. vor uns kreuzt seit 2 stunden ein segelboot namens salty fish, er gibt keine antwort am funk, bestimmt ein franzose 😬. 3. advent heute, zur feier des tages gibt’s den letzten lebkuchen. und heute nacht werden wir wieder abwechselnd wache halten. das mussten wir bisher nicht, aber sicher ist sicher. dir noch einen erholsamen abend und liebe grüsse, bri

Das macht einem schon bisschen Sorgen

mo 13.12.2021 18.35 uhr
hey bru
wir gehen ab wie schmitz katze 🤓. etmal 160 seemeilen. das sind im schnitt 6,67 knoten. heute war ein richtig schöner tag. einzig das wellentheater lässt uns rollen. türen schlagen auf und zu und kaffeetassen werden durch die pantry gewirbelt 😜. spaghetti mit lauch und schwammerl zu kochen hat über 1 h gedauert. aber geschmeckt hat es super 😋. unsere neue beschäftigung ist herauszufinden, welche wolken nun die passatwolken sind – keine ahnung! jetzt mache ich halt immer wieder wolkenfotos und wenn wir wieder netz haben, wird’s gegoogelt. schönen abend und schaukelgrüsse, bri

Abends halb Neun ist es wieder ruhiger. Und auf Maps sieht es so aus, als hätten wir die Hälfte. GOOD MOOD
Passatwolken: Isses die da, die da am Himmel steht, oder die da, die ganz schnell mit uns zieht…

di 14.12.2021 17.18 uhr
hey bru
wir hatten eine ruhige nacht und bisher einen sonnigen tag. wir starten morgens immer mit einem warmen getränk, sitzen im cockpit und schauen zu, wie die sonne aufgeht. seit gestern vormittag fährt eine ketch (2-master) parallel zu uns. nachts kam sie immer näher ran und heute morgen hat sie gekreuzt und war sehr gut mit dem blossen auge zu sehen. jetzt ist der abstand wieder grösser, sie verschwindet hinter der kimm (nicht mehr zu sehen aufgrund der erdkrümmung) und läuft laut ais wieder zu unserer linken. unser etmal betrug 145 seemeilen. da hätte ich viel weniger geschätzt, jan war mit seinen 140 seemeilen nah dran. die gute nachricht: es sind unter 1000 seemeilen bis bequia 🤓 zum kochen haben wir von strom auf gas umgestellt. also muss jan mindestens 2 bis 3 mal angegurtet aufs vorschiff klettern, um die gasflaschen im aussenstaufach auf- und zuzudrehen. wir laufen immer noch auf dem steuerbordbug. meist mit dem kleinen segel, der fock. zum testen obs was bringt haben wir sie um 13.30 gegen die genua getauscht. kein bisschen schneller, aber ein wenig bewegung für uns, wurde die genua wieder gegen die fock getauscht. im schiff hat es um die 32 grad, draussen im cockpit mit dem lüftchen von hinten angenehme 25/26 grad. sonnige grüsse, bri

Chillen im Cockpit

mi 15.12.2021 18.28 uhr
hey bru
unser etmal heute 125 seemeilen. wir sind etwas langsamer unterwegs, weil weniger wind geht. der vorteil: wir konnten direkt die gunst der stunde nutzen und wasser machen. dazu haben wir das segel eingerollt und unseren kurs auf 285 grad geändert, damit wir nur driften. und hier kommt wieder die ketch ins spiel, die wir seit tagen immer in der nähe haben. netterweise haben sie uns angefunkt um zu fragen, ob bei uns alles ok sei, weil kein segel gehisst ist. alles in bester ordnung und danke fürs nachfragen 😉. der wassermacher lief heute erstmalig unter fahrt (ohne segel ist unser speed immer noch um die 3 knoten) der ansaugschlauch bleibt bei der geschwindigkeit nicht freiwillig unter wasser, also hat jan kurzerhand 2 kilo blei drangebunden, dann ging’s 🤓 der auf- und abbau des schwergewichtigen wassermachers ist eine schweisstreibende angelegenheit. deshalb haben wir uns direkt mit einer süsswasserdusche belohnt 🤓 obwohl wir sehr sparsam mit wasser umgehen, war unser 400 l süsswasservorrat nach den letzten 12 tagen auf etwa 100 l geschrumpft. jetzt ist er wieder bumsvoll und gibt uns ein gutes gefühl. übrigens laufen wir seit heute auf dem backbordbug (segel auf der linken seite) und steuern direkt auf st. lucia zu – nicht mehr auf brasilien. unsere essenszeiten sind aufgrund der zeitverschiebung irgendwie durcheinander. die borduhr zeigt 16 uhr, mein magen knurrt und wir hatten noch kein mittagessen. das werde ich bald ändern. wir freuen uns auf wraps 😋. sonnige grüsse, biggi&jan

do 16.12.2021 20.46 uhr
hey bru
der 14. tag auf see  🤩 seit unserem letzten abend in santa cruz, la palma, rätseln wir von wem das lied „raindrops keep fallin‘ on my head“ ist. wird zeit, dass wir wieder googlen können 😬 die nacht war ok bis genau 01.07 uhr. ich hatte freiwache und schlief, als jan ziemlich laut rief: biggi, du musst raufkommen, es ist wieder passiert! in 0 komma 5 stand ich oben und sah, was jan meinte. für etwa 20 sekunden war der strom wieder komplett aus – also weder autopilot noch ais am laufen. gedanklich sah ich mich schon wieder von hand steuern, als wie von geisterhand auf einmal alle instrumente wieder liefen. puuh! noch schnell den kurs korrigieren und wieder auf autopilot stellen – fertig. mann waren wir froh. ich hab dann gleich die wache übernommen und jan ist in die koje gekrochen. der rest der nacht war ruhig. der heutige tag war durchwegs sonnig mit stetem wind von bis zu 20 knoten – perfektes segelwetter 😉 unser etmal betrug 139 seemeilen und um 12.11 uhr kanarenzeit haben wir die 2000-seemeilen-marke geknackt. die borduhr haben wir erneut um 1 h zurückgestellt. zum essen gabs bratkartoffel mit lyoner und coleslaw 😋 du siehst, immer was los hier auf der rare breed – ob wir wollen oder nicht 😉 hab micha und kili noch glückwünsche geschickt und er konnte sogar antworten. so doof, dass es bei dir nicht klappen mag 😔

Ordentlich Welle heute
Hm, manchmal funktioniert es …

fr 17.12.2021 17.44 uhr
hey bru
heute ist es ein grauenhaftes geschaukel 🤪. eigentlich schon seit heute nacht. am morgen hab ich wasser gekocht für tee und kaffee. war das schon eine herausforderung, dass der topf nicht vom herd sprang. jans kaffee war save im thermosgefäss, mein tee in einer tasse und stand wo er immer steht, auf der ablage zum salon. wir sind so stark in eine welle gekracht, dass meine tasse einen satz gemacht hat und sich der tee über die salonbank und am boden bis zum navitisch ergossen hat. ächz, in zweierlei hinsicht! kein warmes getränk für mich und eine riesensauerei im schiff 🙄 die gute nachricht: unser etmal 157 seemeilen 💪🏻 und „nur“ noch 490 seemeilen bis bequia ⛵️ dafür brauchen wir ca. 3 ½ tage. yes! einen guten start ins wochenende 🤗

Läuft bei uns – mit 4711 (2200 Seemeilen geschafft) und ein Vollmondbild

sa 18.12.2021 17.43 uhr
hey bru
tag 16 – es geht voran 🤓 etmal 150 seemeilen. die gute nachricht: gemäss wetterrouting wird uns der wind auch in den nächsten tagen mit bis zu 20 knoten die segel aufblähen. wir fahren den perfekten kurs nach bequia – leider ist uns barbados im weg. ob wir nördlich oder südlich daran vorbeigehen wird sich zeigen. allerdings, wenn wir weiter diesen speed fahren würden, wären wir irgendwann in der nacht am ziel 😬 schneller können wir nicht, aber bremsen geht immer. momentan gehen wir davon aus, dass wir am dienstag unser ziel erreichen werden. also nur noch 3 schaukelnächte 🤓 es bleibt spannend 😉 du bist ja schon im endspurt vor den weihnachtsferien. ich hoffe, die schule ist noch immer offen und gut besucht!?! geniesse dein wochenende, bussi bri 😘

Der vorletzte Sonnenuntergang auf See

so 19.12.2021 18.56 uhr
hey bru
tag 17 🤩 unser etmal betrug 143 seemeilen. nachdem ich gestern noch problemlos für uns gekocht hatte, gings heute gar nicht gut. kalter schweissausbruch schon beim wasser kochen 🙄 erholung gabs anschliessend im cockpit bei einem warmen getränk 😬. wir haben beide so aufs wasser geguckt, als ich tropfen spürte. kaum ausgesprochen: „du, es regnet“ hatte uns der squall schon voll erwischt. regen peitschte von hinten quer ins cockpit, das licht änderte sich von strahlend sonnig auf total difus und der wind pustete ordentlich ins segel. so gut es ging haben wir alles in sicherheit gebracht und dann abgewartet bis das schauspiel vorüber war. ich hab noch versucht, was bildlich festzuhalten, aber es kommt irgendwie nicht so gut rüber. das gleiche gilt übrigens für vollmondbilder. das habe ich gestern ausprobiert. ein wunderbares licht, dass sich auf dem wasser spiegelt und man sieht enorm viel! sodele, noch 70 seemeilen bis zum nordkap von barbados! das heisst, die erste landsichtung wird heute am frühen abend sein 😉 unter 200 seemeilen bis bequia – auf zum endspurt 🤓. schönen sonntagabend dir und morgen einen guten start in die letzte arbeitswoche 😊😘

Einfach ein phänomenales Licht in der Nacht

mo 20.12.2021 14.25 uhr
hey bru
tag 18 ⛵️ letzte nacht sind wir stundenlang bis in die frühen morgenstunden an barbados vorbeigesegelt. so um 08.00 ist die insel im dunst hinter uns verschwunden. der wind hat nachgelassen und weht noch mit 7 bis 10 knoten. wir kommen noch mit 4 bis 5 knoten voran. unser etmal war 149 seemeilen. bis bequia sind es noch ca 50 seemeilen (gute 90 kilometer). das heisst, wir werden in 10 bis 11 stunden dort ankommen. wir geniessen den letzten tag unserer atlantiküberquerung bei ganz wenig welle (und ganz wenig geschaukel 🤓) und beobachten fliegende babyfische und möven. relaxen und den bauch in die sonne strecken ist angesagt. gechillte grüsse 🤗😘

di 21.12.2021 00.21 uhr
hey bru
um 23.28 uhr ortszeit sind wir glücklich und zufrieden in der admiralty bay von bequia vor anker gegangen. jetzt wird ne runde geschlafen 🤓. dir einen tollen start in den tag 🤗😘⛵️

Daten und Fakten

Reisezeit: 18 Tage 13 Stunden 28 Minuten
Motorstunden: 2,5 
Gesamtstrecke: 2684 Seemeilen
Bestes Etmal: 160 Seemeilen
Durchschnittsgeschwindigkeit über die gesamte Strecke: 6 Knoten
Topspeed: 16,5 Knoten
Gefangene Fische: 0 (Könnte daran liegen, dass wir nie Lust zum Fischen hatten)

Mein Fazit der Reise

Bedingungen Der Wettergott war uns sehr gnädig – kein Sturm oder Gewitter, keine Flaute. Bis auf die Hafenmanöver und zum Wasser machen sind wir unter Segel unterwegs gewesen.
Eindrücke ALLES war eindrücklich für mich. Nur wir, der Himmel und das Meer. So viel Wasser um unser kleines Boot, mehr Meer geht nicht! Die Kraft der Wellen, wenn wir mit bis zu 16 Knoten gesurft sind und uns ungläubig angeguckt haben. Erschrocken, wenn das Wasser nicht nur ein Mal wie Beton an die Unterseite vom Brückendeck geknallt ist. Fasziniert über Wolken, die über uns hinweggezogen sind, uns begleitet haben und sich das ein oder andere Mal über uns nahezu in einem Schwupp geleert haben. Genossen, dass es mit jedem Tag den wir unterwegs waren merklich wärmer wurde. Gestaunt über den Neumond, der die unfassbar unzähligen Sterne erst so richtig zum Leuchten gebracht hat. Gefreut über den Vollmond, der sich hinter uns im Wasser spiegelte und ausserdem eine super gute Sicht bescherte.
Und Jan’s Kommentar zu alldem ganz trocken: Und das alles, nur weil sich die Erde dreht. Ich mag seine Art von Humor 🙂
Nebenwirkungen die mir weder Arzt noch Apotheker vorhergesagt haben: Seit der Atlantiküberquerung schmeckt mir weder Kaffee noch Bier (!) oder sonstiger Alkohol 🤪 Mal sehen, ob sich das wieder gibt.
Stimmung an Bord Hervorragend 🙂 Wir haben oft gelacht, so gut wie nie gezankt und Langeweile ist nie aufgekommen. Wir hatten Zeit zum Kartenspielen, oder ich hab Jan vorgelesen und allabendlich auf der Ukulele was vorgeklimpert (Blowing in the wind, ein Garant, dass er eingeschlafen ist 🤓).
Good News Ich bin mitten auf dem grossen Teich wieder Grosstante geworden! Herzlich Willkommen Georg, hast dir tolle Eltern ausgesucht 😊
Nice to know Das Lied „Raindrops Keep Fallin‘ on My Head“ wurde 1969 von Hal David und Burt Bacharach für den Film „Butch Cassidy an the Sundance Kid“ geschrieben, Interpret B. J. Thomas – Google sei Dank 🤓
Nicht so toll Auch während dieser Reise sind mir dummerweise nicht wirklich Seebeine gewachsen. Darum hab ich meistens oben im Salon geschnibbelt und Jan hat in der Pantry alles in die Pfanne gehauen.
Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team.
Wiederholungsgefahr Würde ich es wieder machen? Ja, aber vielleicht nicht gleich nächste Woche. Aber wenn, dann auf jeden Fall mit Jan – Danke, dass du mich auf dieses Abenteuer mitgenommen hast.

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